Dienstag - 42.3 - Dear Tina! Yours, TaeTae

Don't forget  -  it's fiction!

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Tae macht es sich auf dem Sofa bequem. Um Jimin und Yoongi nicht zu stören, holt er sich seine Decke und Kissen aus dem gemeinsamen Schlafzimmer, macht sich auch bettfertig, stellt sich noch ein Glas Wein aus der kleinen Bar bereit und denkt nach, was er Tina alles schreiben möchte. Sie haben sich wirklich rar gemacht, während sie in Stockholm waren. Aber das will er jetzt einfach ändern. Und er wird auch darauf achten, dass alle anderen ab und zu ein Lebenszeichen absetzen. Tina soll nicht das Gefühl haben, dass ihre Erinnerung an sie sich auf Brot, Käsekuchen und Milchreis beschränkt nach dem Motto "aus den Augen, aus dem Sinn. War lecker, danke, tschüß!"

Er schnappt sich ein Notizbuch und schreibt erstmal ins Unreine, um einen roten Faden zu finden. Dann schiebt er seinen Brief durch das Übersetzungsprogramm, lässt Namjoon Korrektur lesen. Abwartend schaut er ihm beim Lesen zu. Aber der grinst nur an der entsprechenden Stelle und liest weiter. Dann schreibt Tae alles ins Reine. 

Liebe Tina!

Als wir heute Mittag das Brot aus dem Karton geholt haben, ist uns bewusst geworden, dass wir uns in Stockholm echt rar gemacht haben. Namjoon hat Dir berichtet von unseren Sorgen um Jeongguk. Aber ansonsten haben wir uns fast nicht gerührt, und das war nicht recht! Also will ich Dir heute auch viel Schönes erzählen. Ach, und natürlich: 1000, 1000, 1000 Dank für das Brot!!!!!

Jeongguks Panikattacke hat uns alle ziemlich mitgenommen. Er war sich selbst so ausgeliefert. Aber Hobi war super für ihn da, und Jimin hat es tatsächlich geschafft, Guk durch seine inneren Bilder zu leiten und ihm zu helfen. So stelle ich es mir vor, als Du mit ihm sein Inneres Kind gefunden hast. Jimin war sich gar nicht immer sicher, ob er grade das Richtige tut, aber sein Instinkt und seine eigene Erfahrung mit dieser Situation haben ihn mutig immer weitermachen lassen, bis Guk seine inneren Helfer gefunden hatte. Wo Jimin auf seine innere Schaukel geht, hat Guk nun einen inneren Schutzturm, in den er sich zurückziehen kann, um sich sicher zu fühlen. Und sein wichtigstes Werkzeug ist das Singen. Aber währenddessen hat es uns andere schier zerrissen. Jimin hat mir ziemlich viel erzählt, wie es bei ihm gelaufen ist, und mir seine Bilder erklärt. Wie hast Du das ausgehalten??? 

Du hast es sicher gesehen beim ersten Konzert, wie schwer es für Jeongguk war, das durchzuhalten. „the truth untold" ist einfach so sehr sein Thema, das er es nicht ausgehalten hat. Aber am nächsten Mittag hat er sich allein in die große Halle gestellt und sich mutig den Dämonen in seinem Inneren gestellt. Von da an ging es aufwärts. Wir waren alle unheimlich froh darüber! Und letzten Endes ist auch das Dein Verdienst. Es zeigt sich immer wieder, dass Dein Instinkt für Teambildung uns allen sehr gut tut. Und das Tollste ist: es ist nie einseitig. Guk war für Hobi da in Paris, Hobi war für Guk da in Stockholm. Am wenigsten kriegen wir wahrscheinlich vom Leader-Team mit. Aber ich bin sicher, dass da ganz viel läuft. Vielleicht bin ich Dir dafür sogar am dankbarsten - Joonie wäre furchtbar einsam gewesen in den letzten Wochen ohne Yoongi und Jin. Ich finde ihn inzwischen entspannter als jemals zuvor.

Du hast uns gesagt, dass Du Stockholm sehr liebst. Darum will ich Dir jetzt ein wenig erzählen, was wir alles erlebt haben. Jimin hat Dir glaube ich heute Mittag schon von Birka erzählt. Es war wundervoll anzusehen, wie glücklich er über diesen Vogel auf seiner Hand war. Er hat so gestrahlt wie mit Mauri. Oder mit Stups und Berry. Ich bin wild entschlossen, dass wir irgendwie ein Tier für ihn anschaffen, wenn wir wieder zu Hause sind. Es tut ihm so wahnsinnig gut! Seine Ehrfurcht vor dem Leben und seine tiefe, wortlose Verbundenheit mit Tieren ist so beeindruckend. Ich liebe Tiere auch. Aber dieses innere Band - das hat nur Jimin.

Ich bin echt froh, dass Du so von dem VASA-Museum geschwärmt hast. Das war wirklich ein Erlebnis. Wir konnten gar nicht glauben, warum dieses Schiff gesunken ist. Wie kann man so blöd sein! Auch ohne die Möglichkeit, Statik zu berechnen, war das doch offensichtlich. Die Bergung und die Konservierung fand ich besonders spannend.

Der Sonntag war ein toller Tag. Wir haben uns aufgeteilt, weil Joonie mal einen Tag Pause brauchte. Ich bin mit Yoongi und Jeongguk in ein Fotografie-Museum gegangen. Das war hochinteressant. Bei einer der Ausstellungen ging es um Lichtführung in der Architektur-Fotografie. Du glaubst nicht, was ich da gesehen habe. Ich habe glaube ich mehrere Minuten lang dieses Foto angestarrt, bevor es Klick gemacht hat. Neben vielen anderen Fotos war da ein Bild von Eurem Kongresszentrum, Eurer „Schepp Schachtel". Da musste ich so an unseren gemeinsamen Tag in der Stadt denken. Das war schön! Weißt Du noch meine Modenschau, als wir Hobis Hut gekauft haben?

Jin, Hoseok und Jimin waren in der selben Zeit im ABBA-Museum. Hast Du damals auch diese Musik gehört? Die Drei kamen so albern wieder. Da war wohl eine Bühne, wo die Musik lief und man sich einfach ans Mikro stellen konnte und mitsingen. Alle Drei müssen ziemlich abgedreht sein dort. Die Bilder sprechen Bände ... (falls sie Dir noch keine geschickt haben - ich schubs die mal!)

Jimin war so schlagskaputt danach, dass er gleich ins Bett ist zum Ausruhen. Dann muss ich immer dran denken, wie es ihm ging, als uns der Nebel nach Frankfurt gezwungen hat. Ich bin täglich dankbar, dass wir bei Euch gelandet sind. Und dass Du uns unseren Jimin wiedergegeben hast. Und er hatte wieder so viel Kraft in Stockholm. Proben, zwei Konzerte, das ABBA-Museum, der lange Tag in Birka. Und an dem Sonntag Abend haben wir noch was echt Verrücktes getan. Es gibt hier eine Freiluft-Diskothek, die ist unter einer Autobahn. So was hast Du noch nicht gesehen! Ich hab den anderen nichts verraten, hab sie einfach da hingeschleppt. Und sie sind alle abgegangen wie die Raketen. Diese Disco ist so dermaßen abgefahren. Das war cool!

Jetzt sind wir schon wieder in einer Deiner Lieblingsstädte. Oder sogar in Deinem Lieblingsland? Die Sprache klingt echt lustig. Aber noch lustiger ist es, wenn Joonie versucht, das zu verstehen. Man sieht förmlich, wie es hinter seiner Stirn rattert, wenn er versucht, englische Vokabeln wie eine Schablone über die Niederländischen Wörter zu schieben und irgendwas wiederzuerkennen. Die Touri-Info heißt hier VVV (wahrscheinlich weißt Du das sowieso). Als Joonie das Wort voll ausgeschrieben gesehen hat, habe ich zum ersten Mal in seinem Gesicht gesehen, wie sein Verstand "Ende der Fahnenstange" gemeldet hat. Tilt - game over. Er hat mit den Fingern die drei "V" angetippt, um diesen Bandwurm im Kopf in Teile zu kriegen. Aber verstanden hat er es erst, als es ihm vorgesprochen und übersetzt wurde. Wenn das so weiter geht, wird er demnächst versuchen, sechs europäische Sprachen gleichzeitig zu lernen ...

Wir sind dann durch die alte Innenstadt gebummelt. Da haben Dir die anderen ja Bilder geschickt - von der bunten Straße. Und von der goldenen Frau. Die war cool. Hobi und Guk haben sie eine Weile lang nachgemacht. Ich glaube, die hatte noch nie so viel Publikum. Es war wirklich faszinierend. Unsere Bewegungs-Genies haben das irre gut hingekriegt. Aber sie waren hinterher schweißgebadet - vom Stillstehen.

Die Stimmung in diesen Straßen ist einmalig. Überall standen solche Künstler. Ich wäre am liebsten kleben geblieben bei einem Airbrush-Typen. Das muss ich unbedingt mal ausprobieren. Aber vermutlich ist das gar nicht so einfach und kostet viel Zeit und Rumprobieren, bis man das gut kann. Die Grachten, die vielen Fahrräder, die Brücken, das Licht - ich hätte sofort losmalen können. Ich verstehe, warum Du diese Stadt und dieses Land so liebst.

Weißt Du, worauf ich mich freue wie verrückt? Morgen früh besuche ich unseren guten alten Freund Vincent. Hihi – naja, seine Bilder. Ich gehe ins Van Gogh Museum. Und ich weiß jetzt schon, dass sie mich da rausprügeln müssen. Hier in Am*dam hängen einige meiner Lieblingsbilder. Ich hoffe, so früh ist es noch leer dort, und ich kann mir die Bilder wirklich in Ruhe von Nahem und von Weitem ansehen. Für mich wird damit ein Traum wahr. Danach machen wir eine Bootstour durch die Altstadt. Mach Dich auf eine Flut von Bildern gefasst. Morgen gibt es viel zu sehen!

Und damit ich das auch genießen kann, gehe ich jetzt ins Bett. Ganz liebe Grüße und eine dicke Umarmung,

Dein TaeTae

Als er den Brief ordentlich abgetippt hat, ist Tae ganz erstaunt, wie viel er geschrieben hat.
Na, da hatte ich wohl Nachholbedarf ...
Schnell drückt er auf Senden und macht sich auf ins Bad und dann ins Bett. Direkt vor dem Schlafengehen schaut er nochmal aufs Handy und sieht, dass Tina ein paar symbolische Freudenhüpfer geschickt hat und ihm ganz viel Spaß mit dem „guten, alten Vincent" wünscht.
„Grüß ihn von mir, er soll seinen Tinitus behandeln lassen, statt sich umzubringen - damit wir noch mehr schöne Bilder von ihm kriegen können."

Zufrieden schaltet Tae sein Handy aus.
Das war richtig so! Wir sollten ihr wirklich ab und zu schreiben!

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12.3.2019    -    8.6.2019    -    16.4.2020

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