Dienstag - 42.1 - Qual der Wahl

Don't forget - it's fiction!

....................................................................................................................

Jetzt ist es Dienstag Morgen. Heute ist der Release von Jins „Epiphany". Jin ist super nervös. Endlich hat er mal das Intro-Solo einer Scheibe. Hoffentlich kommt es gut an! Aber schnell stellt sich heraus, dass auf die ARMY einfach Verlass ist. „Epiphany" wird zwar nicht die Zahlen von zum Beispiel „Fake Love" schlagen, aber die Klickzahlen gehen super schnell hoch, und die Reaktionen der Fans sind durchweg positiv. Da dieses MV mal wieder was mit ihrer Hintergrundstory zu tun hat, checken sie auch ein bisschen die neuesten Theorien. Namjoon und Yoongi schauen sich nur kopfschüttelnd an bei manchen Fan-Phantasien.
"Naja, wir sind ja selbst Schuld, wenn wir so die Zeitreise-Theorien füttern. Wenn wir auch Jin mehrfach gleichzeitig im selben Raum auftauchen lassen."
Yoongi fällt was ein.
"Hast du eigentlich schon mal die ganzen Übersetzungen von Kwon gecheckt? Und wann lassen wir das eigentlich drucken?"
Namjoon seufzt.
"Ich weiß nicht, ob ich vor London an einen gescheiten Drucker komme. Wir haben uns ja auch noch nicht für die endgültige Form entschieden. Ich fürchte, das muss bis London warten. Aber er hat ein Briefchen dazu geschrieben. Es hat ihm Spaß gemacht. Das ist ja schonmal gut."
Mit einem Klicken schnappt sein Koffer zu.

Ein letztes Frühstück in Stockholm, ein letztes Mal das Bimmeln der Katharina Kyrka, ein letzter Blick auf den Mälaren. Dann richten sie ihre Konzentration auf die nächste Stadt. Am*dam soll unglaublich schön sein, bunt und weltoffen, und die Niederländer ein besonders offenes und tolerantes Volk. Und Tina hat ja gesagt, sie sollten unbedingt auch ans Meer fahren, wenn der Zeitplan es zulässt.

Die Reisetage sind Routinetage, und seit sie als VIP's außen rumgeschleust werden, auch nicht mehr so anstrengend. Sie spüren alle, dass sie nicht mehr so angespannt sind an den Flughäfen. Stressfrei erreichen sie ihren Flieger und machen es sich bequem. Die meiste Zeit hängen alle den eigenen Gedanken nach, schlafen, daddeln, checken die Reaktionen auf „Epiphany" oder posten Selfies im Fan-Café.

Hobi muss plötzlich kurz auflachen und erntet dafür fragende Blicke der anderen.
„Wisst ihr noch?"
Sofort hat er ihre Aufmerksamkeit.
„Der berühmteste aller BTS-Sätze ever fiel, als wir noch ganz normal in der Economy-Class gesessen haben. Und wir noch einzelne englische Wörter sortiert haben."
Hoseok wackelt mit den Augenbrauen in Jimins Richtung.
"Nicht, dass wir nicht auch heute noch einzelne englische Wörter sortieren würden."
Jeongguk berichtigt ihn schmunzelnd. Alle lachen, Jimin kuckt Hobi böse an und Namjoon zitiert mit einem breiten Grinsen sich selbst.
"Jimin, you got no jams."
Das hätte er besser lassen sollen, denn der zierliche Jimin kann, wenn er zornig wird, ungeahnte Kräfte entwickeln. Im Handumdrehen wirft er Namjoon einen Schuh an den Kopf, verschränkt dann die Arme und schmollt. Namjoon reibt sich die Beule am Kopf, zückt zur Beschwichtigung die Tüte mit Kanelbullar, die er sich am Flughafen gekauft hat, und überreicht sie Jimin feierlich. Und so ein leckeres Versöhnungsangebot wird natürlich sofort angenommen. Im Nullkommanix verschwinden mehrere der süßen Teilchen in Jimin, und der dreht verzückt seine Augen zur Flugzeugdecke.

Taehyung googelt derweil mal wieder Informationen. Er will mehr über das Anne-Frank-Haus wissen, und außerdem hat Tina erwähnt, dass man sich irgendwie von Privatleuten durch die Kanäle fahren lassen kann, statt die üblichen Ausflugsboote zu benutzen, die sie ironisch als „Baguette" bezeichnet hat, weil sie ganz lang und flach sind und zwischen den Fensterscheiben so Querrippen haben. Also versucht er, Informationen über solche Privatboote zu finden.

Er wird bald wuschig, weil es in Am*dam sooo viel zu sehen gibt. Irgendwann gibt er stöhnend kleinbei. Als das Rahmenprogramm noch von BigHit gemacht wurde und sie selbst nur die fertig geplanten Stationen vorgesetzt bekamen, war das irgendwie einfacher. Viel anstrengender - aber eben einfacher. Seit er selbst das Programm macht und Informationen zusammen suchen muss, verliert er sich stundenlang im Internet und hat hinterher eine viel zu große Auswahl, weil ihn alles reizt.

„Jungs, ich dreh durch, ich kann das nicht entscheiden. Wir haben in Am*dam grade mal zwei volle Tage für Shootings und Sightseeing - und es gibt gefühlt 2000 spannende und verrückte Sachen, die man da unternehmen kann."
Die anderen sind dankbar für die darin enthaltene Aufforderung. Zwischen Gummiessen und DutyFree-Angeboten wenden sie sich ihm zu und lassen sich erzählen, was alles möglich ist. Tae holt tief Luft und rattert die Möglichkeiten runter.
"Es gibt die Grachtenrundfahrt, das Anne-Frank-Haus, das Rijksmuseum, das Van-Gogh-Museum, das Rembrandthaus, das Stadtmuseum, das Königsschloss. Und dazu gibt es: ein Diamantenmuseum, ein Handtaschenmuseum, ein Muschelmuseum, ein Hausbootmuseum, ein Brillenmuseum, ein Widerstandsmuseum, ein Grachtenmuseum, ein Katzen+Kunstmuseum und noch 50 weitere Museen. Wir können in 20 verschiedenen Parks bummeln, eine Nuttentour mitmachen, beim Bierbrauen assisitieren, gefühlt 500 verschiedenen Straßenkünstlern zusehen, zehn verschiedene Flohmärkte abklappern, Brücken zählen, Straßen bemalen, in Kanäle fallen, Rad fahren, Boot fahren, Kutsche fahren - ähhhhh ..."

Tae hat nach und nach immer verzweifelter geklungen und sich schließlich theatralisch die Haare gerauft. Namjoon kratzt sich ratlos am Kopf, und Yoongi schießt den Vogel ab, mit ausdrucksloser Miene.
„Ich wär für die Nutten."
Ungläubig und entsetzt starren ihn seine Kumpel an.
„Waaaaas???"
Yoongi patscht sich vor den Kopf.
„Könntet ihr euch nach sieben Jahren bitte mal dran gewöhnt haben, dass man solche Aussagen von mir nicht ernst nehmen darf???"
Er schüttelt den Kopf, muss aber selbst doch auch grinsen.

Dann schnappt er sich Taes Notizen und sondiert erstmal.
„Aaaaalso - die üblichen Sachen machen wir, wenn noch Zeit ist. Außer Tae bei van Gogh abliefern natürlich, wir wollen ja nicht, dass er standrechtlich erschossen wird."
Tae knufft ihn in die Seite.
„Was denn?! Ich traue Tina alles zu! Weiter: Beim Widerstandsmuseum denke ich: entweder Anne Frank oder das, beides ist zu viel 'Ernst des Lebens', davon haben wir genug eigenen, oder? Brillen, Muscheln und Handtaschen klingen lustig - da müsst ihr sagen, ob ihr generell sowas wollt. Das Bootfahren ist vielleicht eine Möglichkeit, einige der Museen zu erreichen, falls die am Wasser liegen."
Tae schaltet sich wieder ein.
„Einige der kleinen Museen liegen tatsächlich am Wasser, und Anne Frank auch. Und wenn man kein offizielles Ausflugsboot nimmt, das sich an einen Fahrplan halten muss, sondern ein privates Boot mietet, das man nach Stunden bezahlt, dann kann man den Kapitän sicher dazu bringen, uns zu verschiedenen Adressen zu fahren und dort jeweils auf uns zu warten. Wenn ich das richtig verstanden habe, darf jeder einfach überall anlegen, wo noch Platz an der Kade ist und das eigene Boot nicht im Weg ist. Das stelle ich mir auch ziemlich cool vor."

Die Liste geht durch die Runde.
„Tae, weißt du mehr zu - na, zum Beispiel der Brauerei oder dem Diamantenmuseum?"
Tae ruft die entsprechenden Seiten am Tablet auf und überfliegt sie.
„Also. Bei der Brauerei gibt es eine ausführliche Führung, wo man den Leuten bei den einzelnen Arbeitsschritten der Bierherstellung zusieht. Und am Ende gibt's natürlich ein paar Probebierchen. Allerdings dürfen wir da Guk nicht vor die Kamera lassen, weil er in Korea noch nicht trinken darf. Vorbildfunktion und so ... Hier darf er schon ab 16. Und beim Diamantenmuseum gibt es vor allem unendlich viele Klunker zu sehen, aber hier schaut man auch den Diamantenschleifern über die Schulter. Man lernt, einen gefälschten Diamanten zu erkennen, sieht Nachbildungen von berühmten Steinen und Schmuckstücken. Und erfährt einiges über verschiedene berühmte Edelstein-Diebstähle."

Jeongguk grinst.
„Ach, man kann also auch was Nützliches lernen? Wir haben die Wahl zwischen Saufen und Klunker klauen!"
Sie sind ein bisschen frustriert, weil die Entscheidung so schwer fällt. Zu allem Übel schmeißt Jimin dann noch einen Wunsch in den Ring.
"Mir ist eigentlich alles egal. Ich will vor allem ans Meer!"
Dann gibt sich Tae einen Ruck.
„Leute, ich glaube, wir können das so nicht entscheiden. Vieles davon ist ja auch wetterabhängig. Wir werden sicher nicht einen ganzen Tag lang im Regen durch die Kanäle schippern wollen. Das Wetter soll hier im Moment eigentlich durchgängig gut sein, aber schlecht weiter voraus planbar, weil wir so nah am Meer sind. Ich schlage vor, wir machen heute am späten Nachmittag einen kleinen Bummel durch die Innenstadt, um uns zu orientieren. Einen Innenstadtplan bekommen wir sicherlich an der Rezeption. Wir tauchen einfach ein bisschen ein in die Atmosphäre dieser Stadt. Und heute Abend planen wir für Morgen das Programm. Ich sollte nur vielleicht schon heute ein Boot mieten. Dann sind wir einigermaßen unabhängig und müssen nicht dauernd nach Fortbewegungsmitteln suchen. Was haltet ihr davon?"
Die anderen brummen Zustimmung und klopfen Tae für seine Mühen auf die Schulter.

Der Rest des Fluges verläuft ereignislos - bis auf ein paar unterdrückte Freudenquietscher von Jin, der die Zahlen unter seinem Video in die Höhe klettern sieht, die ARMY-Kommentare genießt und mal wieder staunt, WIE schnell die internationale ARMY mit dem Übersetzen ist. Tae wird von Sung-Deuk in Beschlag genommen, der die Gelegenheit nutzt, dass Tae in seinen Flugzeugsitz genagelt ist.
„Los, wir üben jetzt schon mal die Bewegungen für das Boyz-Special!"
Jimin und Hobi schließen sich der Aktion an, und bald schon hampeln die Vier in ihren Sitzen mit Schultern, Armen und Händen im Takt und versuchen, sich die Bewegungen einzuprägen.

In Am*dam im Hotel erwartet sie eine Überraschung an der Rezeption - ein fettes Paket aus Deutschland. Als sie das Paket in der Suite öffnen, flattert ihnen als erstes ein Brief entgegen.
„Ihr Lieben! Da Ihr jetzt in Stockholm eine Woche Gummibrot mit Zucker hattet und in Am*dam eine Woche Gummibrot ohne Zucker essen müsst, haben wir gedacht, wir retten mal kurzzeitig zwischendurch Eure Geschmacksnerven vor dem absoluten Gummitod. Lasst es euch schmecken! Und habt ganz viel Spaß im 'Venedig des Nordens'. Wir denken viel an euch, Tina und Markus"

Ungläubig staunend zählen sie dann vier große Brote in dem Paket. Ein Lächeln huscht über alle Gesichter. Namjoon schüttelt den Kopf.
„Ich habe den Verdacht, dass Tina grade versucht, sich irgendwie mit dem Gedanken anzufreunden, dass wir demnächst so gründlich ihrer Reichweite entzogen sind, dass uns tatsächlich nur noch Texten und Skypen bleibt."
Yoongi brummt zustimmend.
„Und dass wir uns nie kennengelernt hätten, wenn sie NICHT so weit weg wohnen würde, hilft da auch nicht weiter."
Jin holt die Brote aus der Kiste, um sie in der Küche zu verstauen.
„Trotzdem werde ich diese kleinen Gesten ihrer Liebe im richtigen Moment unglaublich vermissen."

Nachdenklich schauen alle hinter Jin und den Broten her.
"Um ehrlich zu sein haben wir in den letzten sechs Tagen nicht mal das regelmäßig gemacht."
An Jimins Gesicht kann man sein schlechtes Gewissen ablesen.
"Wir waren so mit uns selbst beschäftigt und haben so gründlich auf Geheimniskrämerei geschaltet, dass zumindest ich mich kaum bei ihr gemeldet habe. Hat sich irgendwer von euch anderen mit mehr Ruhm bekleckert?"
Allgemeines Kopfschütteln. Betretenes Schweigen. Namjoon kratzt sich am Hinterkopf.
"O.K. - wir sollten jetzt nicht alle zu unseren Handys stürzen, und wir brauchen auch keine feste Einteilung, aber Jimin hat Recht. Wenn wir sie gebraucht haben, war sie da, sogar quer durch Europa, wenn wir alleine klar kommen, dann ist sie abgemeldet - das geht nicht! Mag ihr jemand von Stockholm erzählen? Oder von Birka? Da freut sie sich sicher sehr."
Jimin beschließt, Tina jetzt gleich von Birka und vor allem von der Falknerin zu schreiben. Und Tae verkündet, dass er am Abend von dem Überraschungsbesuch in Trädgarden erzählen wird.

Hobi will die Kiste zusammenlegen, um sie wegräumen zu können, da fällt sein Blick auf das Füllmaterial.
„Das gibt's doch nicht. Die ist verrückt! Schaut mal!"
Alle starren in die Kiste, die mit Papier ausgepolstert ist - und das Papier ist durchsetzt mit herzchenförmigem Konfetti ... Jimins Gesicht leuchtet auf.
„Nicht wegwerfen!"
Schnell bremst er die anderen und fängt an, ganz vorsichtig alle Papiere zu glätten und das ganze Konfetti aufzufangen.
„Das kriegt sie wieder!"
Die anderen schauen irritiert.
„Naja, nach dem Konzert in London werden wir mit ihr ja ihren Geburtstag feiern - und dann kriegt sie eben auch noch das Konfetti über den Kopf!"
Hobi führt ein Freudentänzchen auf.
„Oder gleich von der Bühne aus!"
Und dann zücken alle wie auf Kommando ihre Handys, knipsen jeder den Konfettihaufen auf dem Tisch zwischen ihnen und schicken Tina das Bild mit einigen Herzchen-Emojis. Alle auf einmal und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Und sie wissen alle, dass jetzt sechs Stunden weiter südlich jemand auf dem Sofa sitzt und dahin schmilzt vor Glück.

Sie haben hier in AM*dam wieder eine große, gemeinsame Suite, wo alle Zimmer von einem luxuriös eingerichteten Gemeinschaftsraum abgehen. Es ist wie eine große private Wohnung und fühlt sich so viel mehr wie Zuhause an als eine Reihe abgeschlossener, unpersönlicher Zweibettzimmer. Erstmal teilen sie also die Zimmer auf, packen ihre Koffer aus und richten ihre Technik ein. Wenn man schon wochenlang aus dem Koffer lebt, soll es wenigstens gemütlich sein.

.........................................................................

10.3.2019 - 8.6.2019 - 3.11.2019
16.4.2020

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top