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Und dieses Mal richtig.
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Der Regen war eine Wand, aber ich blieb trocken. Trotzdem lief ich – fast auf den Sohlen meiner Füße – über das kurze Gras auf das hohe, weiße Gebäude zu, das es über das Meer irgendwie aus Griechenland oder Italien hierher geschafft haben musste.
Tempel waren nicht nur ein entscheidender Teil irdischen Wissens, weil Menschen dort ihre Seelen für Götter weiß wie Elfenbein aufgegeben hatten und aufgaben, sondern weil sie eine wesentliche Lebensgefahr darstellten. Der Bau eines Tempels, Errichten der tonnenschweren Säulen, Klettern auf wackeligen Gerüsten, die höher reichten, als der größte Mensch springen könnte; Tode im Namen etwas Anderen. Aber Menschen mochten es, Steine aufeinanderzustapeln, bis sie aussahen, als würden sie das Blau des Himmels streifen, was der Grund dafür sein musste, dass mitten in Manchester ein Tempel stand, links und rechts eingeengt von roten Backsteinen.
Aber so war es mit den Menschen und ihrem Planeten, den sie zum Planeten der Widersprüche machten. Ergäben sie Sinn, hätten wir Engel nur halb so viel zu tun. Jede Sekunde auf der Erde war ein weiterer Widerspruch, ein winziger Dorn im Grundstein meiner Balance. Doch weiter ging es.
Es gab wenig Wertvolleres im Leben eines Menschen als Wasser, aber wenn es in Perlen vom Himmel fiel, rannten sie davon. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich keine andere Wahl hatte, als hinterher zu rennen, die niedrigen Stufen der breiten Steintreppe hinauf. Der Regen war wie aus dem Nichts gekommen, auch wenn das natürlich nicht stimmte. Wasser in der Luft war nur Wasser aus der Luft.
Menschenkörper drängten sich warm um meinen und ich konnte Louis nicht mehr sehen. Mein Bewusstsein flackerte von der Nähe des seinen, aber fremde Beine und Schultern und Gedanken prasselten wie der Regen draußen auf die Magie unseres Bandes ein. Ein Ellenbogen streifte meinen, Schock schlug zurück. Wieso hatte Louis einen so vollen Ort gewählt?
Stimmen erschlugen mich in der großen Halle wie Steine. Die Menschen waren rechts und links, vor und hinter mir und meine Füße stoppten in ihrer Bewegung, als ich sie sogar über und unter mir wahrnahm. Häuser wie Gräber, nur waren die Körper nicht tot, sondern lebendig.
Am liebsten hätte ich Louis gerufen. Aber ich wusste nicht, wie viel meine Stimme hergab und das Wasser trommelte dröhnend auf das quadratische Glas in der Decke. Außerdem wollte ich nicht mit ihm reden. Oder eher; er wollte nicht mit mir reden. Er war von Menschen umgeben und nutzte seinen Mund zum Essen. Hätte er reden wollen, würde er reden.
Mir war natürlich bewusst, wie viel besser mein Blick von oben gewesen wäre, nur ein paar Zentimeter über den Köpfen der anderen hätten gereicht, aber es war nicht die Zeit, um Risiken einzugehen. Liam hatte versucht, mich mit einem tadelnden Gesicht zu bestrafen, als ich vor siebzehneinhalb Jahren so leichtsinnig mit Louis gewesen war. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er jedes Wort hatte hören wollen. Natürlich hatte ich ihm alles erzählt.
Es war früher Nachmittag, aber die vier Laternen, die von der Decke hingen, brannten in ihrem elektrischen Feuer. Ich ließ mich von dem langsamen Strom all der jungen Menschen treiben, aber versuchte so gut wie möglich, ihre Haut und tropfende Kleidung zu meiden. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte ich mich, wieso ich nicht einfach unsichtbar geblieben war.
Aber die Antwort war so einfach. Louis war in schnellem Schritt durch die Straßen gelaufen, Licht und Schatten der Gebäude auf seinem Gesicht, Blick auf den Gehwegplatten. Manchester schien eine lebhafte Stadt zu sein. 512092 Einwohner. 512091. Die grauen Wolken mit ihrer stummen Ankündigung des Regens hatten die Füße der Menschen nur weiter angetrieben, Arme angewinkelt an ihren Körpern, mehr auf Zehen als Fersen laufend. Selbst wer nicht in Eile war, war in Eile.
Man konnte solche Gruppen von fremden, vereinten Individuen nicht beobachten, ohne Teil von ihnen sein zu wollen. Also war ich aus einer Straßenecke hervorgestolpert und mit sicherem Abstand hinter Louis her.
Und jetzt war er wieder da. Seine feuchten, braunen Haare schoben sich zwischen anderen Haarschöpfen auf die untersten Stufen der Treppe am rechten Ende der Halle. Auch der Rest seines Profils tauchte hinter der hohen, weißen Säule auf. Um mich herum benutzten Stimmen Wörter, um über Wörter zu reden und ich schob mich durch die kleine Menschenmasse.
Louis war so groß geworden. Ich war groß geworden. Alles dank Louis, zumindest bei dieser Geschwindigkeit, und bald wäre es zu Ende. Einmal ausgewachsen, immer ausgewachsen. Einmal lebendig, immer lebendig. Bis die Sonne es anders entscheiden würde. Aber das würde dauern.
Ich passierte einen verglasten, in der Wand eingelassenen Rundbogen. Menschen mit pochenden Herzen strömten in den dahinter liegenden Korridor und nahmen etwas von der Dichte all des Lebens um mich herum. Erleichterung schwebte in mir, aber ich war zu konzentriert, um leichtsinnig zu werden. Louis verschwand auf der kurzen Treppe hinter einer weißen Wand, die ihn verschluckte wie Nebel.
Ich folgte ihm weiter. Warme, blinzelnde Blicke lagen auf mir. Bewegte ich mich anders? Hob ich meine Brust nicht stark genug beim Atmen an? Konnten sie sehen, dass Luft in meinen Lungen nur koexistierte? Oder war Aufmerksamkeit einfach nur etwas, das ich mir paranoid einbilden konnte? Wie las man die Aufmerksamkeit eines Menschen?
Wieso war Liam nicht hier, um mir meine Fragen zu beantworten?
Die Geländer der Treppe waren dünn und oben bronzen. Darunter rankten sich weiße Lorbeerblätter aus bemaltem Metall. Wo waren die Statuen hier drin? Die Stufen waren niedrig und führten mich hinter den gleichen Wandabschnitt wie Louis. Anscheinend war die Treppe doch nicht so kurz wie gedacht, denn sie bog mit einem scharfen Knick nach links ab. Zu meiner Rechten lag ein kleines Podest, auf dem sich ein paar mehr Menschen drängelten. Kein Louis. Vielleicht konnten Menschen doch unsichtbar werden.
Ich folgte der Treppe weiter, sie machte einen weiteren Links-Knick. Stufe um Stufe um Stufe um Stufe ein wenig höher. Es war seltsam, seine Füße zu benutzen, um an Höhe zu gewinnen. Die Treppe mündete auf ebenen Boden, abgegrenzt von dem gleichen verzierten Geländer. Neugierig trat ich an den Abgrund heran, der sich unter mir auftat. Dort unten lag die helle Eingangshalle, so überspült von Menschen, dass ich von hier oben nicht hätte ausmachen können, dass der Boden diagonal mit quadratischen Steinplatten gepflastert war. Ich befand mich auf einem breiten Balkon, eine hochgelegene Tribüne, ein unvollständiger Boden in mehreren Metern Höhe. Noch immer befand sich über mir Dach, neben mir Flure und überall Menschen. Louis?
Ich drehte den Kopf, um meinen Blick über meine neue Umgebung im selben Tempel schweifen zu lassen. In meinem Rücken leuchteten runde Lampen, zwei grüne Palmen, die so wenig in England wachsen sollten, wie römische Tempel zwischen Backsteinhäuser gehörten, markierten den Weg zu den Treppen. Neben mir durchtrennten die zwei runden, weißen Säulen das Balkongeländer und mündeten in Voluten in der Decke.
Und am selben Geländer, halb hinter der zweiten Säule verborgen, stand Louis. Wie ich lehnte er an den Metallstreben, sein Blick wanderte unbeteiligt über das Geschehen unter uns. Seine Hände waren fast so groß wie Troys am Tag von Louis' Geburt und sie trommelten einen unregelmäßigen Rhythmus auf die Bronze. Ich schmeckte die Schwingungen, die er durchs Metall sendete. Wie Johannah und all die anderen Menschen in ihren Körpern um uns herum war Louis wunderschön in seiner Menschlichkeit.
Ein winziger Stoß und er wäre tot.
Wie hatte er 21 Jahre, 9 Monate und 16 Tage lang überlebt?
»Man sollte meinen, nach 190 Jahren müssten die langsam mal wissen, wie man den Schuppen hier leitet!« Vor mir wurde Luft verdrängt, ich klammerte mich an das Geländer zu meiner Linken, als der Mensch sich wie aus dem Nichts neben mich stellte. Ein Mädchen, eine junge Frau, mit lila Lippen. Sie sah mich an und dieses Mal war es sicher keine paranoide Einbildung.
»Wenn du mich fragst, ist genau das der Grund, wieso wir im Ranking immer hinter Cambridge und dem Imperial dümpeln. Und Oxford natürlich, den ehrenwerten Elitisten.« Sie grinste mich an und kaute etwas Weißes. Also benutzte sie ihren Mund zum Essen und zum Reden?
Zum Lügen. Es gab keinen Menschen, der 190 Jahre alt war, schon gar nicht mehrere.
Ich beugte mich ein wenig über das Geländer, um über ihre Schulter hinweg nach Louis zu sehen. Er hatte sich noch nicht wegbewegt. Aber im Moment war er sowieso nicht mein Hauptproblem. Sein Gesicht war es nicht, das süß riechend vor meinem schwebte.
Ich versuchte, ihr Blinzeln zu kopieren. »Was für ein Schuppen?«
Sie musterte mein Gesicht überrascht. »Hast du noch nicht gehört, was passiert ist?« Noch immer kaute sie. Aber immerhin war die Frage einfach.
»Nein.«
Sie lehnte sich zu mir vor, ihre Nase war so nah an meiner, dass die Luft aus ihren Lungen Wirbelstürme auf meiner Haut auslöste. Ich zwang mich, nicht zurückzuweichen. Sie berührte mich nicht, alles war gut. »Shh«, flüsterte sie leise. »Nicht weitersagen, aber...jemand wurde umgebracht.«
Ich starrte sie an. Und warf alle Vorsichtsmaßnahmen über Bord; ich schwebte ein paar Zentimeter höher. Über ihrem Kopf mit den wirren pinken Haaren, hinter der starren Säule, lehnte Louis noch immer am Geländer.
Lebendig.
Er war nicht umgebracht worden. Erleichterung zitterte dieses Mal stärker bis in die letzten Enden meines Bewusstseins – auch wenn mir voll bewusst war, dass ich es mitbekommen hätte, wenn ihm sein Leben genommen worden wäre.
Trotzdem musste ich schnellstmöglich das Gespräch mit dem Mädchen beenden. Dann Louis in Sicherheit bringen, und am besten auch noch den Rest der Menschenmassen hier drin, aber zuallererst Louis. Ich durfte nicht in Panik geraten. Wie konnte ich einen ganzen Tempel evakuieren? Mord war eine der kompliziertesten Situationen. Wie sollte man Menschen vor Menschen schützen, wenn man auf nur einen von ihnen Einfluss hatte? Wer kam in einen Tempel, um andere Menschen umzubringen?
Ich zuckte zusammen, als das warme Gesicht plötzlich zurückschnellte. Das Lachen schien zu groß für ihren Mund. »Mensch, bist du vielleicht süß! Sahst fast aus, als hättest du es mir geglaubt. Danke. Tut immer gut, wenn jemand wenigstens so tut, als wäre ich unterhaltsam.« Sie kaute und kaute und kaute. Unter zu großer Spannung hing ich an ihren Lippen. »Irgendwas war los im großen Hörsaal. Kein Mord, leider. Den alten Buchanan wäre ich gerne los gewesen. Ich hab wen sagen hören, dass einer der Projektoren von der Decke gestürzt ist; keine Ahnung, ob's stimmt. Hätte aber auch gereicht, um Buchanan um die Ecke zu bringen.«
Also kein Mörder. Trotzdem schielte ich noch einmal zu Louis hinüber. Über seinem Kopf war kein Projektor – was auch immer das war. Die Decke war weiß und unberührt.
»Niemand ist tot?«, fragte ich vorsichtig.
Wieder lachte sie. »Nope. Nicht heute. Was auch immer es für ein technisches Problem gab, es scheint noch nicht behoben zu sein. Sie haben das ganze Personal in den Hörsaal kommandiert und jetzt steht hier alles still. Meine Vorlesung hätte vor mehr als vierzig Minuten anfangen sollen. Ich wette mit dir, wir werden hier alle noch drei oder vier Stunden warten, nur damit sie dann nachher da rauskommen und die Vorlesungen doch ausfallen lassen. Das ist doch ein Witz. Aber ich sag's ja: kein Wunder, dass wir nicht an die Top 5 rankommen. Ganz ehrlich? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier wirklich noch irgendwer umkommt.«
Da hatte sie allerdings recht. Es war immer nur eine Frage der Zeit, bis irgendein Mensch starb. Bis jeder Mensch starb.
Ansonsten verstand ich nicht die Hälfte von dem, was sie erzählte. Und wieso kaute sie noch immer? Schlucken mochte nicht gefahrlos sein; fehlerhaftes Schlucken war die häufigste Ursache für Ersticken. Aber nicht ausreichend Nahrung im Verdauungstrakt war die einzige Ursache für Verhungern. Wenn sie nicht schluckte, würden die im Mund freigesetzten Nährstoffe nicht reichen, um sie zu versorgen.
Ich sollte es ihr sagen. Ruhig, um sie nicht in Unruhe zu versetzen. Sonst bestand wieder die Gefahr, dass sie aus Panik falsch schluckte. Menschen waren so zerbrechlich.
Ich zeigte ihr beide meine offenen Handflächen. Das beruhigte Menschen ungemein, hatten wir gelernt. Ich kannte ihren Namen nicht, aber sie hatte meinen auch nicht benutzt. In meinem Rachen suchte ich nach meiner sanftesten Stimmlage.
»Du solltest das in deinem Mund herunterschlucken.«, erklärte ich ihr mit so wenig Druck, als wäre ihr Leben nicht davon abhängig.
Sie zog die Augenbrauen zusammen und schob ihr weißes Essen mit der Zunge zwischen ihre Schneidezähne. Mit denen kaute sie weiter. Jetzt würde ich ihr auch noch erklären müssen, dass Menschen ihre Schneidezähne nicht zum Kauen benutzten.
»Sehr witzig.«, grinste sie. »Mein Bruder hat mir immer erzählt, dass es den Magen und den Darm und irgendwann alles innerlich verklebt, wenn man Kaugummi runterschluckt. Als ich klein war, hab ich ihm alles abgekauft. Ich habe ihm sogar die ganze Pinocchio-Geschichte geglaubt. Dass meine Nase länger werden würde, wenn ich lüge.«
»Das ist unmöglich.«
Sie musterte mein Gesicht so eindringlich, dass mir einfiel, dass ich das Atmen vergessen hatte. Doch auch, als ich so regelmäßig wie möglich Luft in meine Lungen sog und wieder ausstieß, schien sie mein Gesicht noch mit ihrem Blick aufzusaugen. Dann drehte sie den Kopf und warf einen Blick über ihre Schulter. Als sie mich wieder ansah, war sie einen Schritt vom Abgrund weggetreten. Sie beugte sich wieder zu mir vor, dieses Mal hatte sie die Stimme aber kaum gesenkt.
»Der Junge, den du die ganze Zeit anstarrst«, begann sie in einer verschwörerischen Tonlage, »ist Louis Tomlinson.«
Zu automatisch sprang mein Blick zurück zu Louis. Ob er wie meine Gesprächspartnerin auch auf die Rückkehr ›des Personals‹ wartete, und sich deswegen nicht wegbewegte?
»Ich hab mit ihm MMM.«, fuhren die lila Lippen munter fort.
»Was ist MMM?«
»Mittelalterliche Metamorphosen. Wie ich Ovid hasse. Einer der langweiligsten Kurse, die ich belegt habe. Aber ich teile ihn mit Louis Tomlinson, da, hinter mir.«
Ihre Fingernägel waren regenbogenfarben und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber ich musste nicht mal den Mund aufmachen. Sie hatte genug zu sagen.
»Schlau, definitiv. Und single, so weit ich weiß. Aber wenn du wirklich eine Chance haben willst, verdirb es dir nicht mit seinem besten Freund. Aber du bist süß. Behalt das Kleid an und er wird die Finger nicht von dir lassen können. Man hört Sachen. Und wenn es stimmt, was die beiden Typen aus dem Grove erzählt haben, dann- Hey! Sieh mal da unten! Na endlich!«
Einige Meter unter uns, in perfekter Linie mit einem der ausgestreckten Regenbogen-Fingernägel, trat eine geschlossene Gruppe von älteren Menschen aus dem Schatten eines Korridors. Sofort explodierten die Stimmen von unten her. Wie die Wand aus Regen draußen schob sich eine Formation der unten wartenden Masse vor die Neuankömmlinge.
»Ich sag ja, Buchanan hat's überlebt. Der Typ ist sicher wie eine Kakerlake. Auch am Tag der Apokalypse wird der noch aufstehen, um pünktlich ›Intensives Griechisch: Modul 1 – halten Sie bitte alle gefälligst den Mund!‹ zu unterrichten. Hey, war nett, mit dir zu reden. Ich muss jetzt los. Mein Seminarraum ist noch einen höher. Vielleicht sieht man sich ja mal. Wünsch mir Glück mit Plato.« Sie lächelte, kaute noch immer, und verschwand in Richtung eines kleinen Torbogens.
Die Luft ersetzte ihren Körper, wie sie die Luft ersetzt hatte. Es war seltsam, aber ich glaubte, ihre Stimme noch in meinen Ohren zu hören. Vielleicht sollte ich später versuchen, ihren Namen ausfindig zu machen, dann ihren Schutzengel. Ausreichende Nahrungszufuhr war wichtig.
Aber sie hatte keine Schwäche ausgestrahlt, zumindest keine, die ich hatte spüren können. Und auch sonst war ich glücklich. Es war mein viertes Mal auf der Erde und mein Körper war zwar schwer, aber nicht schwerer als ich. Louis war erwachsen, ja, aber es war auch meine eigene Energie, die gestiegen war. Die Erdatmosphäre wurde einfacher. Lange nicht selbstverständlich, aber einfacher.
Ich warf einen weiteren Blick übers Geländer hinunter zu den aufgeregten Menschen. Kein Mörder hier drin, der ihnen irgendwie gefährlich werden könnte. Eine leichtsinnige Lüge, die mich kurz in Alarm versetzt hatte. Vielleicht gab es noch mehr Aspekte der Erde, an die ich mich gewöhnen werden müsste.
Und wieder erschrak ich, weil ich dieses Mal nicht gemerkt hatte, wie die Luft neben mir von Leben verdrängt worden war. Auf der Erde geschahen zu viele Dinge gleichzeitig, aber in dieser Sekunde waren es noch mehr. Denn ich kannte das Gesicht, das jetzt neben meinem aufgetaucht war. Und die warme Stimme, nicht mehr so hoch wie als Kleinkind, aber noch immer hell und strahlend wie seine Augen.
Er war nicht fünfzig und er hatte keinen Sicherheitsabstand. Er stand direkt neben mir.
»Hi. Störe ich?«
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Willkommen in der Zeit, in der die Geschichte spielt – falls irgendwer Angst hatte, dass das jetzt immer so weitergeht, bis Louis stirbt, und...die ganze Geschichte niemals richtige Handlung haben wird.
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