Kapitel 76

Irgendwann sanken sie verschwitzt, kaputt, ermattet engumschlungen in eine Art von Schlaf.
Ein leises Quieken machte sie wieder hellwach. Sie sprangen nackt aus dem Bett, liefen Arm in Arm zu ihren wunderschönen Babys.

Philip umfasste sie alle mit seinen kräftigen Armen. „Ich bin so glücklich!" rief er und drehte sich mit seiner Familie im Kreis.
Sie legten die Kleinen auf die Wickelkommode und schlüpften in ihre identischen Seidenmäntel.

Lachend und glucksend erledigten vier Familienmitglieder die notwendigen Dinge.
Selig lächelnd wärmten die Eltern die Fläschchen für die zwei selig lächelnden Kinder.

Sie stiegen auf die Dachterrasse, fütterten die Babys, knutschen sie ab, knutschen sich ab.

„Mein Herz platzt!" stöhnte Philip. „Auch wenn ich weiß, dass das nicht geht!"
Annika schmiegte sich mit Moritz auf dem Arm an ihn. Mehr Glück geht nicht! dachte sie.

„Ich hätte so richtig Bock, heute mit dir tanzen zu gehen!" meinte er etwas später. „Könntest du dir vorstellen, die beiden Süßen Rebekka und Laura anzuvertrauen und mit mir loszuziehen?"

Sie sah ihn lächelnd an. „Natürlich! Wir sind ja auch ein Liebespaar!"
Er war nicht wirklich überrascht von ihrer Antwort. Sie war ein heißes Weibchen, lebenshungrig wie er. Und so sollten sie bleiben!

Er wählte Rebekkas Nummer. Sie war begeistert, Laura auch.
Ihr vergötterter Bruder brauchte sie, wollte ihnen seine Kinder anvertrauen. Sie hatten stundenlang im Internet recherchiert, waren voll informiert über Babypflege und -betreuung.

Um zehn zog das Liebespaar los, wusste den Nachwuchs in besten Händen. „Wenn was ist, ruft ihr an, ja?" nahm Philip den Schwestern das Versprechen ab. „Wir sind in ein paar Minuten da!"

„Hau ab!" schimpfte Rebekka.

Sie gingen zuerst zum Dönerstand, um sich zu stärken. Annika aß natürlich zwei Portionen in Höchstgeschwindigkeit.

Der Besitzer hielt sich den Bauch vor Lachen. „Ein so zierliches Mädchen habe ich auch noch nie so viel essen gesehen!"
„Ich auch nicht!" stimmte Philip zu.

Engstumschlungen betraten sie schließlich den Club. Das Deja vu raubte ihnen gleichzeitig den Atem.

Er erinnerte sich an den Wunsch, nach der ganzen Lernerei endlich wieder einmal heißen Sex zu haben.
Sie erinnerte sich an ihren Plan, einen Mann für eine Nacht abzuschleppen.
Was war seit diesem Abend alles geschehen!

Es gab ein großes Hallo unter seinen Freunden, als sie ankamen. Er schmiss eine Lokalrunde Champagner. Paul kam aus seinem Büro, erkannte die schöne Blonde, nach der Philip gesucht hatte. Das war doch sicher schon ein Jahr her! dachte er. Und eigentlich hatte er den Freund seit damals nicht mehr gesehen.
Was da wohl los gewesen war?

Philip stellte ihm Annika vor. „Das, meine Süße ist der Kerl, dem wir einiges zu verdanken haben! Er hat das Foto von uns beiden rausgerückt!"
Sie fiel Paul spontan um den Hals, der drückte sie fest an sich.

„Na, wenn du mir damals gesagt hättest, dass ich mir eine Umarmung dieser Schönheit einhandle, hätte ich dir das Foto sogar vorbeigebracht!" witzelte er. Er hielt sie eine Armeslänge von sich. Das war selbst für den von Bergen eine Ausnahmeerscheinung. „Und wo habt ihr euch seitdem versteckt?"

Ihr Blick trübte sich ein wenig. „Das ist eine lange Geschichte!" sagte sie leise.
„Das klingt nicht nach dem Glück, das ihr verdient hattet!" antwortete Paul, bohrte aber nicht weiter nach.

„Aber jetzt holen wir alles nach, nicht wahr, mein Mädchen?" Philip nahm sie wieder zurück in seine Arme. Er mochte Paul gern, war ihm auch zu Dank verpflichtet, aber deshalb musste der noch lange nicht seine Kleine von ihm fernhalten.

Sie tanzten wie vor einem Jahr eng und in ihre Welt versunken. Ihre Herzen klopften, rasten, ihre Körper reagierten aufeinander wie damals.
Er hatte sie begehrt von der ersten Sekunde an, er hatte sie gewollt wie noch nie eine andere Frau. Und er begehrte sie noch mehr als damals.

Er zog sie in den Vorraum, fummelte sich unter ihr Shirt, liebkoste sie hingebungsvoll. Es wunderte ihn, dass er durchhielt, ohne die Toilette aufsuchen zu müssen!

Sie tanzten lachend weiter, fühlten die Blicke der anderen auf sich, versanken in ihrem Anblick. Sie plauderte mit seinen Freunden, stolz sah und hörte er ihr zu, nahm wahr, wie sie alle spielend um ihren Finger wickelte. Nicht nur durch ihre Schönheit und ihren Sexappeal, sondern durch ihren ganz natürlichen Charme, ihre Schlagfertigkeit, ihre Intelligenz.

Es hatte nicht lange gedauert, und sie hatte einen Kreis von Bewunderern um sich geschart.
Philip ließ es gerne zu. Sie hatte so viel an Leben nachzuholen, hatte so viele Jahre verloren, gestohlen bekommen.

Wichtig war nur, dass er es war, der den Arm um ihre Taille geschlungen hatte, dem sie hin und wieder einen liebevollen Blick zuwarf, den sie immer wieder küsste!
Und dass er es war, den sie unter seinem Shirt anfasste, unschuldig kraulte, dass er fast zu schnurren begonnen hätte.

Doch dann musste er ihre Hand festhalten. Sie hatte sich auf den Weg gemacht, zwischen Bund und Haut zu kommen, während sie mit den Kumpeln scherzte.
Das ging dann nicht, dass er plötzlich zu stöhnen begann, umringt von Freunden!
„Hörst du auf, du Biest!" flüsterte er in ihr Ohr.

Sie lächelte nur, machte weiter ihre Späße, befahl aber ihrer Hand, still zu halten.
Aber an den kleinen Grübchen am Ende seines Rückens durfte sie ihn doch streicheln?
Er war ja selbst schuld, dass er eine so verdammt tiefsitzende Jeans angezogen hatte, und ein so knappes Shirt.

Wahrscheinlich wollte er, dass sie durchdrehte, wenn bei jeder Bewegung zum Tresen hin sein flacher Bauch mit der feinen Haarspur sichtbar wurde, oder das Ende seines Rückens!

Ohne ein Wort zog er sie mitten im Gespräch nach draußen.
„Das bekommst du zurück, mein heißes Girl!" flüsterte er heiser. Er lehnte sie an eine der Säulen, hielt ihre Hände über ihrem Kopf fest. Die andere Hand fand ganz schnell unter ihren knappen Minirock, unter das etwas von Slip. Er rieb und quälte sie, bis sie japste und nach Luft schnappte. Zum Glück waren die anderen Pärchen sehr mit sich selbst beschäftigt, achteten nicht auf sie.

„Und jetzt fleh um Gnade!" hauchte er ihr in ihren Mund, bevor seine Zunge mit dem Liebesspiel weitermachte.
„Gnade!" bat sie atemlos.
„Was? Ich habe dich nicht verstanden!"
„Gnade! Ich flehe um Gnade!" keuchte sie etwas lauter.
Er ließ sie kommen, lächelte zufrieden.

„Und du meinst, das war jetzt eine Strafe für mich?" fragte sie keck, als sie ihre Stimme wieder gefunden hatte.

„Nicht?" Er sah sie entsetzt an. „Na, dann muss ich mir zu Hause was überlegen! Hier und jetzt geht nichts mehr bei mir, sorry! Sonst platzt etwas im Süden!"
Lachend wirbelte er sie durch die Luft. Unmutig über die Störung maulten ein paar der anderen Paare. Sie zogen den Kopf ein und gingen wieder hinein. Er etwas steifbeinig, diese Jeans drückte wie verrückt!

Sie stellten sich erst mal wieder an die Theke, da war es am wenigsten gefährlich. Schnell schloss sich der Kreis ihrer Verehrer wieder um sie.

„Wohin seid ihr den plötzlich verschwunden?" fragte Karsten.
Ingo schubste ihn ein wenig. „Na, wohin würdest du denn mit einem Mädchen wie ihr verschwinden?"
Karsten wurde etwas rot. „Ach so!" brummte er.

Da kamen Micha und Maxi zur Gruppe. Autsch! Hoffentlich machten die keinen Ärger! schoss es Philip durch den Kopf.
Doch die Zwillinge schienen gnädig gestimmt zu sein. Micha hängte sich an Peters Arm, Maxi an Karstens.

„Kommt tanzen, Jungs! Es bleiben noch genügend Verehrer für sie übrig!" Sie lächelten Annika offen an. Ihre Bemerkung war nicht spitz gemeint. Sie hatten Philip ja erlebt, wie er nach ihr gesucht hatte.

Das dürfte ein Jahr her sein. Und Carina hatte behauptet, die beiden mit Zwillingen in der Stadt gesehen zu haben.
Irgendwann würden sie schon diese seltsame Geschichte von Philip, dem heißen Liebhaber und Annika, der unbekannten Schönheit erfahren!
Aber heute wollten sie Spaß haben! Vielleicht zu viert?

Philip und Annika amüsierten sich bis um drei. Sie dachten schon an ihre Kinder, wussten sie aber in guten Händen. Aufgekratzt und glücklich machten sie sich auf den Heimweg.

„Findest du heute nach Hause?" zog sie ihn auf.
„Kann ich dir nicht versprechen!" antwortete er nach einem langen Kuss.
Sie standen an einander gepresst unter einer Laterne. „Hat es dir heute gefallen?" fragte er und zog die Linien ihres schönen Gesichtes nach.

Das Strahlen in ihren Augen machte eine Antwort eigentlich unnötig.
„Ja!" stieß sie hervor. „Das Schönste war, dass es morgen nicht vorbei sein wird!"
„Das Schönste ist, dass es nie wieder vorbei sein wird!" verbesserte er. „Denn du wirst mir nie wieder weglaufen!"

Nach einem weiteren Kuss in der sternenklaren Nacht musste er sich sehr konzentrieren, damit er wirklich den richtigen Weg einschlug.
Sie schlichen sich in die Wohnung.

Für die Schwestern hatten sie zwei Nachtlager auf den bequemen Sofas zurecht gemacht, das Gästezimmer, das die beiden so oft benutzt hatten, wenn sie nach einer durchtanzten Nacht nicht bis zur elterlichen Villa wollten, war ja nicht mehr als solches vorhanden.

Rebekka hatte das Babyphon neben ihrem Kopf deponiert. Sie öffnete ein Auge. „Sie waren total brav und total süß!" brummelte sie und schlief gleich weiter.

Sie sahen noch schnell zu den Kleinen, die selig lächelnd schliefen. Eine ganze Weile himmelten sie ihren Sohn und ihre Tochter an, wieder einmal fassungslos, was sie da vor einem Jahr zustande gebracht hatten.

Nach einer zärtlichen Liebesrunde, die so gar nichts mit der angedrohten Bestrafung zu tun hatte, sah er sie ernst an. „Ich habe die Wohnungstüre abgeschlossen und den Schlüssel versteckt! Nur falls du auf dumme Gedanken kommen solltest!"

Zwei Tage später war dann der kritische Tag: Ihr Geburtstag, der erste Jahrestag ihres Kennenlernen.

Er war hin- und hergerissen. Sollte er den Tag einfach ignorieren?
Aber es gab für ihn keinen wichtigeren Tag im Leben!
Andererseits musste es ja nicht nach seinem Kopf gehen, es zählte, was sie wollte.

Er grübelte viel darüber nach, dann hatte er die Lösung gefunden: Er würde den Tag ignorieren, aber er würde ihn auch feiern.
Nach ein paar Telefonaten mit seiner Familie war alles organisiert.


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