Kapitel 42
Felix, Annika, Philip und Fabienne
Eine halbe Stunde später rollte die Cessna aus, ein Taxi stand schon neben der Landebahn.
Der Pilot musste noch schnell die Planänderung im Tower unterschreiben, angekündigt hatte er sie schon per Funk.
Ein kurzer Check des Bordmechanikers, auftanken war nicht nötig, die Strecke war kurz.
Die Freunde hielten sich im Arm. Außer „Alter Mann, frecher Lümmel, hallo!" wurde nicht viel gesprochen. Fabienne fühlte sich sofort als eine von ihnen, sie fühlten sofort, dass Fabienne zu ihnen gehörte!
Als sie wieder am Himmel waren, sah Felix Fabienne offen an. Sie wich seinem Blick nicht aus, was ihm guttat. Immer wieder passierte es ihm, dass Menschen wegsahen, wenn sie seine Narben wahrnahmen.
„Danke, dass ihr so gut reagiert habt!" sagte er.
Fabienne wusste wenig, Philip hatte nur vage angedeutet, was los war, aber sie ahnte einiges.
„Du konntest nicht nach Regensburg, weil dich schlimme Erinnerungen mit der Stadt verbinden?" fragte sie geradeheraus.
„Keine Erinnerungen, eher Assoziationen!" stellte er richtig.
„Etwas Schlimmes ist passiert, nachdem Annika dort gewesen war?" Sie wusste nicht, ob sie sich als Außenstehende einmischen sollte, aber sie hatte das Gefühl, Felix war im Moment bereit, sich ihr zu öffnen.
„Etwas noch Schlimmeres als sonst, ja!" Er wunderte sich, warum dieses kleine Ding so schnell so tief in seine Seele sehen konnte, und auch, dass sie den Mut dazu hatte. „Ich habe Annika noch mehr verletzt, also körperlich, als bis dahin!"
„Du hast sie verletzt, weil etwas dich noch mehr verletzt hat als sonst!" stellte sie fest. „Du hattest Angst, sie zu verlieren, und du wusstest, du hattest kein Recht auf diese Angst! Deshalb hast du um dich geschlagen!"
Felix sah sie verblüfft an. Wie konnte eine Frau ihn so verstehen? Eine fremde Frau? Ihn, der als großer, starker Mann seine kleine, zarte Frau mehrmals krankenhausreif geprügelt hatte? Der ein Messer in ihre Hand gerammt hatte?
„Es gibt Männer, die schlagen und verletzen, weil sie Schläger sind. Die werden sich auch nicht so einfach ändern, also dauerhaft. Dann gibt es Menschen, die sehr sensibel sind, die eigene Schmerzen nur noch ertragen können, wenn sie einen anderen Menschen verletzen, meistens den, der ihnen am nächsten steht. Aber je mehr sie zuschlagen, desto mehr leiden sie. Das ist ein Kreislauf, den man durchbrechen kann.
Aber dazu müssen beide bereit sein, und es ist ein schmerzlicher Prozess. Ihr habt schon einen Teil geschafft, weil ihr euch liebt und wieder vertraut. Aber die Flashbags werden kommen, wenn ihr sie nicht aufarbeitet!"
Drei bewundernde Augenpaare lagen während ihres Monologes auf Fabienne. Sie tauchte aus ihren Gedankengängen auf.
Mein Gott! Was hatte sie getan? Sie hatte Philips bestem Freund eine Therapiestunde aufgedrängt!
War sie irre?
Dann nahm sie die Blicke wahr und wusste, niemand verurteilte sie dafür!
„Wow!" sagte Philip nur und zog sie an sich.
Felix lächelte die beiden an, und ein befreites Lachen stieg in ihm hoch.
„Erst bringt mir meine Süße einen Personaltrainer und Privatneurologen ins Haus, der meinen Körper heilt, und jetzt schleppt der Freund eine Psychoanalytikerin an, die das Zeug hat, meine Seele zu heilen!"
Alle vier lachten losgelöst. „Was tut man nicht alles für einen Kerl, den man liebt!" meinte Philip trocken. „Oder, Annika?"
Sie schlug sich mit ihm ab.
Ja, sie hatte gut gewählt, in dieser Stadt, in die ER sie geschickt hatte!
ER – der wieder Felix, ihr geliebter Ehemann geworden war. Etwas, das sie damals nicht für möglich gehalten hatte!
Nur gehofft, vielleicht!
Sonst hätte sie alles nicht so lange ertragen! Durch Philip hatte sie sich erinnert, wie es sein konnte, wie es gewesen war!
Sie fühlte Tränen in den Augen. Ja, Fabienne hatte recht! Auch sie musste etwas aufarbeiten. Sie hatte sich sicher gefühlt, aber es war eine Art von Scheinwelt, in die sie sich geflüchtet hatte. Ihre Seele hatte den Weg nicht so schnell mitgehen können wie ihr Herz!
Sie hatten viel miteinander gesprochen, aber sie waren zu sehr beteiligt an allem. Das Glück der ersten Tage und Wochen, als sie wieder ein Paar geworden waren, war überschäumend gewesen, hatte viel heilen lassen. Aber jetzt mussten sie die Narben in Angriff nehmen!
Doch sie würden es schaffen, denn Philip hatte ihnen Fabienne gebracht! Eine kleine, dunkelhaarige Schönheit, ein 20jähriges Mädchen mit einer großen Weisheit!
Den Rest des Fluges erzählten die Freunde aus ihren letzten Tagen.
Wie Philip Fabienne gefunden hatte, wie er sich sehr schnell verliebt hatte, wie er es genoss, verliebt zu sein, von seiner Arbeit, vom Besuch seiner Eltern, von Bernard, um den sich nun die Anwälte der von Bergens kümmerten. Sie waren schon in Paris gewesen, hatten mit dem jungen Mann sprechen können, hatten ihn überzeugt, gegen die Großdealer auszusagen.
Danach würde er zwar die Stadt verlassen müssen, aber das wäre sowieso besser, wenn er in einem anderen Umfeld sein Studium fortsetzen könnte.
Ruth hatte da schon eigene Pläne!
Annika berichtete von Felix' erstem Arbeitstag, dem Krach mit Gisele.
Lachend schilderte Felix ihren Auftritt im Club, als sie Romain Moiret zusammengefaltet hatte.
Sie erzählte von Alayas Familie.
„Autsch!" fiel es ihr da plötzlich ein. „Jetzt haben wir gar keine Köchin in den nächsten Tagen!"
„Es gibt ja Lieferdienste!" beruhigte ihr Mann sie. „Und ein Frühstück werden wir schon schaffen!"
Dann dachte er nach. Sein Baby war ja schwanger! Da sollte sie kein Fastfood essen! Er würde Alaya bitten, wenigsten die Mahlzeiten vorzubereiten. Sein Mädchen war jetzt wichtiger, das Wichtigste auf der Welt, sie und ihr gemeinsames Kind!
Doch er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Irgendwie hatte das Buschtelefon die Nachricht ihrer Rückkehr schon bis zu ihrer Haushälterin gefunkt. Über den Piloten zu Julio, der eins und eins zusammengezählt hatte, zu Marcel, der Alaya informierte.
Die junge Frau wusste sofort, dass sie die Verantwortung trug für Madame Vanderberg, die so viel für sie getan hatte.
So stand sie wie selbstverständlich am Herd, als die vier eintrafen.
Felix notierte im Geist, dass er ihr eine Sondergratifikation zahlen würde, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Er musste sich abgewöhnen, für Zuneigung bezahlen zu wollen!
Nach dem göttlichen Abendessen meinte Annika: „Jetzt fahren Sie aber zu Ihrer Familie! Sauber machen können wir selbst!"
„Aber Sie sehen müde aus, Madame!" entgegnete Alaya.
Felix schob sie zur Türe hinaus. „Sie glauben doch nicht, dass ich mein schwangeres Frauchen abspülen lassen werde!" erklärte er lachend. „Was haben Sie denn für eine Meinung von mir?"
Sie stimmte in sein Lachen ein. „Stimmt! Deutsche Männer können ja einen Wasserhahn aufdrehen! Französische und syrische können das nicht!" Sie flog zu ihrem Auto.
Als die Küche durch zwei Paar Männerhände wieder blitzblank war, setzten sich alle auf die Terrasse. An der Cote d'Azur war es auch abends noch mild.
Sie erzählten, lachten, hatten unheimlich viel Spaß zusammen, fühlten sich einfach nur wohl zusammen.
„Habt ihr schon einen Namen für das Baby?" fragte Fabienne.
„Einen?" Annika lachte. „Er hat ungefähr zweihundert Favoriten, und ich sicher einen mehr!"
„Und was steht oben auf der Liste?" wollte Philip wissen.
„Also bisher steht nur der zweite Vorname fest. Philip oder Philippa, nach dem Taufpaten!" erklärte Annika lächelnd.
Philip sah sie strahlend an. „Ich hab das da beim Skypen gar nicht so sehr gewürdigt. Aber es wirklich eine große Ehre für mich, dass ihr mich als Paten wollt! Es bedeutet mir sehr viel!"
„Ach, das ist nur, weil du Kohle hast! So ein Kind hat ja heutzutage viele Wünsche!" zog Felix ihn auf.
„Genau! Da reichen deine finanziellen Mittel nicht aus!" ging Philip auf die Frotzelei ein.
Um zehn Uhr waren alle so aufgedreht, dass sie beschlossen, in den Club zu gehen.
Annika zog Fabienne mit sich ins Schlafzimmer, als sie bemerkte, dass das Mädchen etwas verunsichert dreinsah. Sie hatte wohl keine entsprechende Kleidung eingepackt, besaß wohl auch kein entsprechendes Kleid.
Sie zog ein rotes Teil heraus, das ihr vom Farbton her nicht besonders gut stand. Sie hatte es einmal ohne Felix gekauft, weil sie gelesen hatte, dass Männer Rot bei Frauen liebten. Aber er hatte nur das Gesicht verzogen, als sie es ihm vorgeführt hatte.
„Sorry Baby! Nicht deine Farbe!" hatte er gemeint.
Doch Fabienne stand es ausgezeichnet. Überrascht sah sie sich im Spiegel an. Wow! Der Hammer. Ein paar Sandalen waren auch schnell gefunden, sie hatten beide die selbe Schuhgröße.
Philip pfiff durch die Zähne, als er sein Mädchen sah.
Felix atmete auf. Dieses schreckliche Ding von einem Kleid hatte eine neue Herrin gefunden!
Er selbst und der Freund hatten sich für legere Leinenanzüge entschieden, sahen aus wie Brüder.
Annika trug ein knallblaues Kleid, das er ihr mitgebracht hatte, um sie für seine Ablehnung des roten Teils zu entschädigen.
Es spannte um die Brust etwas, lange würde sie es nicht mehr tragen können! Er holte die Saphirgarnitur aus dem Safe, die er ihr zum 19. Geburtstag geschenkt hatte, sah sie fragend an.
Nach einem Nicken legte er ihr den Schmuck um. Das war auch ein Schritt auf dem langen Weg der Verarbeitung, sie verstanden beide. Sie hatte den Schmuck nie getragen. Für die Party damals war er zu wertvoll gewesen, danach hatte sie keine Gelegenheit mehr gehabt, sich herauszuputzen.
Für Fabienne nahm er eine Rubinkette mit passenden Ohrringen, einem unbedachten Fehlkauf von ihm. Da sie Rot nicht tragen konnte, waren Rubine auch nicht wirklich passend.
Er drückte die Schmuckstücke in Fabiennes Hand. „Rot ist nicht ihre Farbe!" erklärte er.
Sie sah ihn und Philip verunsichert an, ihr Freund nickte. Sie begriff. Sie war in einer neuen Welt angekommen.
Aus einer Welt, in der dieser Schmuck ein Jahreseinkommen bedeutet hätte in eine, in der man so etwas beiläufig verschenkte, weil die Farbe nicht passte!
Sie würde sich wohl mit Philip irgendwo in der Mitte ihrer beider Leben treffen müssen.
Dann zogen sie los. Jacques, der immer noch für seine Madame schwärmte, hatte Probleme, sich auf den Verkehr zu konzentrieren.
Fuck! Sah sie heute wieder schön aus!
„Wie geht es Ihrer Hand?" richtete sie dann auch noch das Wort an ihn.
„Da...Danke! Ist wieder wie neu!" stammelte er.
Felix zwang sich, ein Grinsen zu unterbinden. Der arme Kerl!
Im Club wurden sie wieder herzlich begrüßt. Wenn das Ehepaar Vanderberg auftauchte, stieg die Stimmung immer um ein paar Grade, ihre Liebe strahlte durch den Raum.
Fabienne wurde aufmerksam beäugt, an ihren Begleiter, den hübschen jungen Mann, erinnerten sich noch einige Damen.
Schon wieder eine Frau, die man hier noch nie gesehen hatte!
Wo nehmen die beiden nur immer diese schönen Frauen her? fragte sich der eine oder andere Mann.
Kaum hatten sie die ersten Drinks vor sich stehen, erstarrte Annika. Romain Moiret kam auf die Gruppe zu. Innerlich fuhr sie ihre Krallen aus.
Doch der Mann schien nicht in Kampfstimmung zu sein. Freundlich lächelte er sie an, legte seine Hand auf sein Herz. „Madame Vanderberg!" Er verbeugte sich sogar. „Ich bin Ihnen zu größtem Dank verpflichtet! Sie haben mich vor einem schweren Fehler bewahrt! Ich hatte den Verlobungsring schon gekauft!"
Dann wandte er sich an Felix. „Monsieur Vanderberg! Ich möchte mich aufrichtig bei Ihnen entschuldigen! Ich war etwas angetrunken an diesem Abend! Auch für das, was ich in den Jahren vorher über Sie gesagt hatte, möchte ich Sie um Verzeihung bitten! Eine falsche Schlange hat mir all diese Dinge eingeflüstert, und ich bedauere es zutiefst!"
Felix sah ihn offen an. „Vergessen und verziehen, Monsieur Moiret! Mit falschen Einflüsterungen habe ich so meine Erfahrungen! Und ich habe Schlimmeres getan als Sie, glauben Sie mir!"
Er reichte dem Mann, einem seiner größten Feinde der Vergangenheit, seine Hand. Auch er war ein Opfer von Bens Lügen geworden!
Da kam ihm eine spontane Idee. „Wo arbeiten Sie zur Zeit?"
„Ich?" Der andere lachte. „Wo sollte ein 50jähriger, der sein Unternehmen verloren hat, denn arbeiten? In Zeiten, in denen nur die Jugend zählt? Ich privatisiere notgedrungen mit dem Vermögen, das die Schlange mir gelassen hat!"
„Ich muss das natürlich noch mit meinen Kollegen absprechen, aber wir hätten einen unbesetzten Vorstandsposten zu vergeben!" schlug Felix vor. Er fand diesen Gedanken sehr gut. Moiret hatte aus eigener Kraft seine Chip-Firma aufgebaut und groß gemacht, bevor Ben sie sich gekrallt hatte.
Romain dachte, nicht richtig gehört zu haben. Der Mann, den er wegen seiner Narben öffentlich beleidigt hatte, den er jahrelang bei jeder Gelegenheit diskreditiert hatte, bot ihm einen Vorstandsposten bei der Vanderberg AG an?
Er musste sich setzen. „Ist das Ihr Ernst?" Nicht, dass der andere sich als Retourkutsche einen bösen Scherz mit ihm erlaubte!
„Ja, schon! Gut, es war jetzt etwas spontan, aber ich denke, die Idee wäre nicht übel! Wir müssen auf dem digitalen Sektor etwas tun, sonst verlieren wir den Anschluss. Und das ist ja Ihr Fachgebiet!"
Romain fuhr sich übers Gesicht. Das wäre mehr als die Erfüllung seiner Träume! Er sah Annika fragend an. Er wusste, dass die junge Frau auch im Vorstand saß, zusammen mit ihrem Mann hätte sie praktisch im Moment die alleinige Entscheidungsfähigkeit.
Doch Annika hob nur die Hände. Da hatte sie zu wenig Erfahrung! Das mussten Felix, Eric und Rafael ausdiskutieren!
„Ich melde mich bei Ihnen!" versprach Felix, war sich seiner Sache aber ziemlich sicher.
Fabienne hatte das Gespräch interessiert verfolgt. Felix war dabei ganz anders gewesen. Strotzend vor Selbstbewusstsein, ganz erfolgreicher Geschäftsmann. Die Vanderberg AG war ihr natürlich ein Begriff. Sie hatten ja auch bei Paris eine große Niederlassung. Bernard hatte sogar ein Praktikum dort gemacht.
Dann wurde die Stimmung wieder fröhlich. Gedanken an Jobs wurden weggetanzt. Fabienne war noch nie in einem so vornehmen Etablissement gewesen, fühlte sich an Philips Seite aber total wohl.
Er drehte sich gerade sehr engumschlungen mit ihr zur Musik.
„Du siehst wunderschön aus!" flüsterte er in ihr Ohr.
„Kleider machen Leute!" antwortete sie.
„Nein, das ist es nicht nur! Du bist schön! Aber zugegeben, das Kleid steht dir gut! Und der Schmuck auch!"
„Aber, ist der Schmuck jetzt eine Leihgabe oder ein Geschenk?" Sie konnte Felix' Geste nicht so richtig einschätzen.
„Also ich denke, das war schon ein Geschenk!" antwortete er.
„Das kann ich doch nicht annehmen!" protestierte sie.
„Für Felix Vanderberg ist das so, als hätte er dir ein Freundschaftsband geschenkt! Das kannst du nicht ablehnen!" gab er zu bedenken.
„Puh!" stieß sie hervor. Dann hörte sie auf zu reden, denn er hatte begonnen, sie zu küssen.
Plötzlich giftete sie eine schrille weibliche Stimme an. „Wenn du mit ihm frühstücken willst, musst du ihn ans Bett fesseln!" Corinne hatte sich vor den beiden aufgebaut.
Fabienne ahnte, woher die dralle Frau ihn kannte!
„Das tue ich sowieso jede Nacht! Er steht drauf!" antwortete sie schlagfertig. Sie hörte leises Lachen von den Tanzpaaren um sie herum.
Corinne lief rot an, machte sich vom Acker.
Felix und Annika hatten die Szene beobachtet. „Leichen säumen den Weg unserer Männer!" merkte sie trocken an. Wie oft war sie im ersten Jahr so oder ähnlich angefeindet worden!
Und nun war sie Madame Vanderberg! Niemand wagte es mehr, sie dumm anzumachen!
„Ja, selbst schuld! Was habt ihr euch auch solche Prachtexemplare ausgesucht!" konterte er.
Stumm sah ihn sie an, und er wusste, er hatte wieder einmal einen Punkt gemacht! Sie war sprachlos!
Das musste er natürlich gleich ausnutzen! Ein wenig Küssen, ein wenig Fummeln – zum Beispiel!
„Felix!" schimpfte sie, als seine Hand versuchte unter den kurzen Rock ihres Kleides zu kommen.
„Was?" fragte er und sah sie treuherzig an. Seine grünen Augen funkelten, ein bisschen vor Schalk und etwas mehr vor Leidenschaft.
„Du begrapschst eine schwangere Frau in der Öffentlichkeit!" erinnerte sie ihn.
„Wenn sie doch so sexy ist?" Sein Blick wurde noch unschuldiger.
„Ach so! Na, das ist natürlich ein Grund!" antwortete sie lachend.
„Logo! Der Einzige!" Er war schon fast oben, da wo er hinwollte, unter ihr Höschen. Er hatte sie so geschickt an sich gezogen, dass niemand etwas mitbekommen würde. Leider konnte er nicht sehr lange spielen, sie kam schnell!
„Braves Mädchen!" lobte er, sehr zufrieden mit sich selbst.
„Immer wieder gerne!" antwortete sie etwas benebelt.
Philip und Fabienne kamen zurück, waren auch ziemlich angeturnt und heiß auf einander. Er versuchte sich zu erinnern, ob es in dem Club auch einen Raum gab, in dem man sich etwas näher kommen konnte. Er zog sie mit sich, und sie fanden tatsächlich einen Ausgang zu einem Innenhof, fast dunkel, aber offensichtlich gut besucht.
Sie fühlte seine Erregung, wusste sie musste ihm Erleichterung verschaffen! Wortlos drückte er ihr ein Kondom in die Hand, sie zog den Reißverschluss herunter, zog den Gummi über, fasste ihn an, bis er in den leidenschaftlichen Kuss hinein stöhnte.
Das hatte sie verdammt gut drauf! Anfangs war sie etwas unsicher, aber sie hatte schnell gelernt, wie er es mochte, angefasst zu werden. Er verpackte das Kondom in einem Taschentuch, es war nichts peinliches dabei. Danach musste er aber dringend Schulden bezahlen!
Er war schon ein armer Mann! Er musste ihre schönen Brüste anfassen, sie in die Nippel zwicken, sie auf seinen Oberschenkel setzen, an dem sie sich rieb. Dann musste er ihren süßen Seufzer mit seinen Lippen abdämpfen, als sie kam.
Blöd nur, dass er wieder ins Anfangsstadium zurückversetzt wurde dadurch! Lachend vor Glück gingen sie ins Gebäude zurück.
„Wo wart ihr denn?" fragte ihn Annika.
„Im Fummelhof!" vermutete Felix grinsend.
Philip boxte ihn gutgelaunt.
„Den hast du mir noch gar nicht gezeigt!" beschwerte sich Annika.
„Beim nächsten Mal!" versprach Felix. Tatsächlich kannte er den Hof nur von anzüglichen Männergesprächen. Selbst hatte er ihn noch nie genutzt. Es wäre ihm sehr unangenehm gewesen, dort erkannt zu werden.
Aber er hatte es ja auch noch nie einer Frau unschuldig am Tisch sitzend besorgt! Mit seiner heißen Biene war alles möglich, vielleicht sogar auch ein Besuch im Fummelhof!
Gut gelaunt ließen sie sich weit nach Mitternacht von Jacques nach Hause bringen. Fabienne hatte das Gefühl, durchs Universum geschossen worden zu sein und auf einem anderen Planeten gelandet zu sein.
Da waren die drei jungen Leute aus reichem und superreichem Haus.
Da gab es eine riesige Villa und eine Limousine, die einen brachte und abholte.
Da gab es ein Privatflugzeug.
Da verschenkte man eben einmal Schmuck für zehntausende von Euros.
Oder ein Kleid für hunderte davon!
Und da war sie: Das Mädchen aus dem Ghetto, das Mischlingsmädchen, das immer ausgegrenzt worden war!
Von den Mädchen, weil sie hübsch war.
Von den Jungs, weil sie nur ihren Spaß hatten haben wollen.
Sollte dieses Leben, das sie zur Zeit mit Philip führte, ihre Zukunft sein?
Oder würde sie wieder zurückkatapultiert werden in die Vergangenheit?
Wenn er sie satt hatte?
War das Schicksal so drauf?
Aber hier bei den Superreichen waren auch ganz viele Tränen gewesen, ganz viel Schmerz gewesen, sie fühlte das.
Vielleicht konnte sie doch auf Dauer Anerkennung und Freunde finden, durch Philip.
Vielleicht konnte sie auch helfen, die Folgen der Tränen und des Schmerzes zu lindern.
Ihre Gedanken waren etwas wirr, aber dieser Tag hatte sie auch etwas wirr gemacht!
In ihrem Gästeappartement, in das ihre Wohnung im Studentenheim wohl zwanzig Mal hineingepasst hatte, zog Philip sie in seine Arme. Er hatte gefühlt, wie still sie auf der Heimfahrt geworden war.
„Was ist los, Mädchen?" fragte er leise, und sie hörte die Zärtlichkeit in seiner Stimme.
Sie deutete auf das Zimmer, auf den Schmuck, auf das Kleid. „Diese Welt ist etwas fremd für mich!" gab sie zu.
„Fühlst du dich unwohl in dieser Welt?"
„Nein, nicht wirklich. Ihr drei macht es mir leicht!" gestand sie ein.
Er zog sie auf seinen Schoß.
„Die Welt von Felix ist auch mir fremd. Dieser unbegrenzte Reichtum, diese Macht ist nicht meines! Ich hätte das Unternehmen meines Vaters übernehmen können, das ist natürlich um etliche Nummern kleiner als Felix' Imperium, aber auch nicht ohne. Aber ich wollte Medizin studieren, und meine Eltern hatten nichts dagegen! Felix hatte diese Möglichkeit nicht, zu wählen wie ich. Aber er hat das Beste daraus gemacht, vor allem seit die beiden wieder ein Paar hatten werden können! Während der schlimmen Jahre hätte er sicher jeden Cent, den er besitzt, gegeben, wenn er die Uhr hätte zurückdrehen können!"
„Was ist eigentlich genau passiert?" fragte sie.
„Das muss er dir selbst erzählen. Ich habe das Gefühl, dir könnte er sich ganz und gar öffnen. Du hast dieses spezielle Talent, und du hast auch die Ausbildung dafür. Du könntest ihm sehr helfen! Und das ist es, Fabienne, das zählt! Nicht, wo du geboren bist, wie viel Geld du hast! Der Mensch Fabienne ist wichtig! Mir und auch meinen Freunden! Er wird immer wieder versuchen, dir Geschenke zu machen. Du musst nicht alle annehmen, wenn du dich nicht gut dabei fühlst. Aber du solltest ihm auch die Chance geben zu teilen!" sagte er eindringlich. „Mir übrigens auch!" fügte er leise hinzu.
Und wieder hatte sie ein Stück mehr über ihn erfahren.
„Ich werde es versuchen!" versprach sie.
„Danke! Mehr kann auch niemand erwarten nach der kurzen Zeit!" versicherte er.
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