Kapitel 11
Annika - Fünfeinhalb Jahre zuvor
„Du siehst wunderschön aus!" Margit bewunderte ihre hübsche Tochter. Das weiße Brautkleid, die langen blonden Haare, sicher hatte es noch nie eine schönere Braut gegeben.
Und auch keine glücklichere!
Und auch keinen glücklicheren Bräutigam!
Als Annika sie angerufen und ihr erzählt hatte, dass sie heiraten würde, den wunderbarsten, bestaussehenden, liebsten Mann der Welt, war sie aus allen Wolken gefallen. Die Kleine war 18! Hatte das Leben und die Jugend vor sich!
Und sie kannte ihren Verlobten gerade mal vier Monate!
Und er war mehr als doppelt so alt wie sie!
Aber dann hatte sie Felix kennengelernt und verstand ihre Tochter! Er sah wirklich wahnsinnig gut aus, mit einem freundlichen, gut geschnittenen, braungebrannten Gesicht und blitzenden grünen Augen. Seine Figur war die eines durchtrainierten jungen Mannes. Er war humorvoll, belesen und vor allem liebte er Annika offensichtlich sehr.
Dazu kam, dass er mehrfacher Millionär, wahrscheinlich sogar Milliardär war. Das war natürlich nicht ausschlaggebend, Geld hatten sie seit ihrer zweiten Heirat mehr als genug, aber so konnte sie sicher sein, dass er kein Glücksritter war.
Auch ihr Sohn Patrick und ihr Mann Peter waren sehr angetan von Annikas Auserwähltem.
Annika saß vor dem großen Spiegel, wartete, dass der Figaro endlich mit ihren Haaren fertig wurde. Sie war hibbelig, nervös, aber auch überglücklich.
Heute würde sie die Frau dieses umwerfenden Mannes werden! Es würde eine riesengroße Hochzeit werden. Die Medien berichteten schon seit Tagen darüber. Felix Vanderberg heiratete sie, Annika Grünwald!
Natürlich wurde immer wieder auf den Altersunterschied hingewiesen, aber das störte sie beide nicht. Sie liebten sich unendlich.
Er trug sie auf Händen, legte ihr die Welt zu Füßen! Sie lebte im siebten Himmel!
Ihre Gedanken gingen zurück zu dem Tag, als sie ihn kennengelernt hatte.
Sie war nach dem Abi losgezogen, am Tag nach ihrem 18. Geburtstag, um mit einem Rucksack Europa zu bereisen. Ihre Mutter, ihr Stiefvater und ihr Bruder hatten versucht, ihr das auszureden, hatten schließlich kapituliert.
Sie wussten aber auch, dass Annika ein sehr vernünftiges Mädchen war. Sie hatte versprochen, niemals per Anhalter zu reisen, und sie hatte ihr Versprechen gehalten.
Mit Bus und Bahn war sie in Schweden und Norwegen gewesen, hatte eine Gruppe junger Franzosen und Französinnen kennengelernt, hatte sich ihnen angeschlossen und sie nach Saint-Tropez begleitet.
Sie saßen zu sechst in einem Straßencafé, lachten, alberten ausgelassen.
Da fiel ihr Blick auf einen gutaussehenden Mann, der sie nicht aus den Augen zu lassen schien, am Nachbartisch. Immer, wenn sie zu ihm hinsah, sah sie in seine knallgrünen Augen.
Nach einer Weile lächelte er sie an, zaghaft lächelte sie zurück. Sie hatte nicht viel Erfahrung beim Flirten.
Schließlich stand er auf, setzte sich zu ihr. Die Freunde verabschiedeten sich, verabredeten sich mit ihr für später.
Sie kam mit ihm ins Gespräch. Sie erzählte ihm von ihren Reiseerlebnissen, er von seinem Beruf als Leiter eines großen Unternehmens.
Sie lachten viel, er streichelte vorsichtig ihre Finger, küsste sie nach drei Stunden zum ersten Mal.
Dieser Kuss zog ihr die Füße weg, machte sie willenlos. Sie begleitete ihn in seine riesige Villa. Sie war vollkommen geflasht von der Größe des Anwesens. Ihr Stiefvater Peter, ein erfolgreicher Unternehmensberater, hatte ihrer Mutter und den beiden Kinder ein Leben in Luxus geboten, aber das hier überstieg alles, was sie je gesehen hatte.
Er führte sie in eine riesige Wohnhalle, dimmte das Licht, schaltete die Stereoanlage ein. Aus vielen Lautsprechern und doch leise erklangen Lovesongs. Er holte Champagner und Gläser und ein paar Knabbersachen.
Er küsste ihre Hand, zog sie in seine Arme, drehte sich langsam zur Musik mit ihr.
Sie wusste zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wirklich, ob sie träumte oder das alles wirklich erlebte.
Dieser fantastische Mann und sie! Sie dachte an nur eine Nacht, aber es war ihr egal.
Er zog sie näher, sie wurde zu Wachs. Er küsste ihren Hals, ihren Nacken, wurde aber in keiner Weise übergriffig. Die Zeit des Werbens erschien ihr unendlich. Dann zog er sie ganz an eng an sich, sie fühlte seine Erregung.
„Ich möchte mit dir schlafen, schöne Annika! Ich begehre dich so sehr!" Seine Stimme klang heiser. „Aber es wird nur geschehen, was du auch wirklich willst!"
Sie konnte nicht antworten, presste sich aber noch enger an ihn.
Er führte sie in sein riesiges Schlafzimmer, und was sie dann erleben durfte, hätte sie sich in ihren heißesten Träumen nicht vorstellen können.
Sie war nicht unerfahren beim Sex, war ein Kind ihrer Zeit. Doch sie war gänzlich unerfahren, wie es sein konnte, mit einem Mann wie ihm zu schlafen!
Seine Zärtlichkeiten hoben sie hoch und höher, sie empfand eine Lust, wie noch nie in ihrem Leben. Als er endlich ein Kondom überzog und vorsichtig in sie eindrang, war sie an allen Grenzen der Beherrschung angelangt.
Er liebte sie ein paar Mal in dieser Nacht und jedes Mal mit dieser absoluten Hingabe an ihre Bedürfnisse.
Als sie beim Frühstück saßen, vollkommen vertraut miteinander, ohne einen Hauch von Verlegenheit Kaffee und Croissants teilten, zusammen lachten, alberten, sich zärtlich berührten, sich leidenschaftlich küssten, bat Felix: „Bitte, geh nicht mehr weg, Annika!"
Seit diesem Tag waren sie ein Paar. Einen Monat lang zeigte er ihr die Welt der Schönen und Reichen, überschüttete sie mit Geschenken, Liebe und Zärtlichkeiten.
Schließlich musste er nach Berlin zurück, sie begleitete ihn auf seinen Wunsch dorthin.
Sie zog in sein riesiges Stadthaus, sie gingen in die Oper, auf Bälle, flogen schnell einmal mit dem Firmenjet nach New York und London.
Dann hielt er um ihre Hand an, sie sagte vollkommen selig: Ja. Den riesigen Diamanten trug sie voll Stolz.
Und heute würde sie seine Frau werden!
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