Wahrheit oder Pflicht
"Das könnt ihr vergessen." Trotzig kreuzte Hermine die Arme vor der Brust und bereute ihre Wahl.
Nach dem Sieg für Gryffindor beim Quidditchspiel gegen Slytherin stieg eine riesige Party im Gryffindor Gemeinschaftsraum und selbst unsere pflichtbewusste Hermine Granger guckte zu tief ins Glass. Sie ließ sich von ihren Freunden zu dem Muggelspiel Wahrheit oder Pflicht überreden und der angetrunkene Mut in ihr verleitete sie dazu 'Pflicht' zu wählen als der Falschenkopf auf sie zeigte. Für Lavender Brown war dies die Chance sie ein für alle mal bloß zu stellen und dafür zu sorgen, dass ihr geliebter Ron jegliches Interesse an der schlauen Muggelhexe verlieren würde. Lavender hatte die Flasche so verhext, dass diese auf Hermine zeigt wenn sie sie drehen würde. Damit war Lavender die einzige die Hermine ihre ausgewählte Aufgabe zuteilen konnte. Das Hermine Granger von selbst beschloss etwas mehr als nur ein Butterbier zu trinken war mehr Glück als Zufall.
"Du wolltest eine Pflichtaufgabe und ich gebe sie dir, so sind die Regeln." Spöttisch blickte Lavender die braunhaarige Hexe am anderen Ende des Kreises an. Ginny musste sich ein Lachen sichtlich verkneifen, nur die junge Weasley wusste von Hermines Geheimnis. Auch wenn nun bereits bekannt war, dass Hermine nicht mehr das hässliche Entlein von früher war, so hatte bis jetzt noch kein Junge den Mut gehabt die schlauste Hexe des Jahrgangs nach einem Date zu fragen oder ihr gar einen Kuss zu stehlen. "Wenn sie nicht will, können wir sie auch nicht zwingen" brummte Ron mit verärgerter Miene. Das Ganze geriet in eine Richtung die Lavender nicht länger gut heißen konnte und gerade als sie wieder ansetzen wollte ihren Standpunkt zu verteidigen fiel ihr auch schon George ins Wort. "Leute! Beruhigt euch mal. Wir alle mussten jetzt schon unangenehmes tun. Seht euch Harry an, der Junge sitzt hier nur noch in Unterhose und Socken. Oder Dean der Fred bereits einen Antrag machen musste. Und vergesst nicht Seamus und Parvati die seit, "er blickte kurz auf seine Uhr, "über 10 Minuten die '7 Minuten im Himmel' ausleben dürfen. Das alles ist natürlich nichts im Vergleich zu mir wie ich vor wenigen Minuten noch mit einem Besen den Walzer tanzen durfte. Da wird unsere furchtlose - und äußerst angetrunkene Mine - wohl das Frettchen küssen können." Verkündete der Weasley Zwilling und man erkannte das überzeugte Nicken in der Runde. Alle stimmten zu und Hermine hatte keine Wahl. "Dann steht es jetzt wohl fest. Du hast bis Morgen zum Mittagessen Zeit Draco Malfoy zu küssen. Oh und noch was, es muss vor Zeugen passieren, damit es auch zählt." Erklärte Lavender erneut die Regeln und ruhte sich auf ihrem Sieg aus indem sie Ron einen tiefen Schmatzer auf die Wange drückte. Der sonstige Vielfraß hatte seit kurzem seinen Knabbermix aus der Hand gelegt und betrachtete stumm den Teppich vor sich. Ginny wollte ihrem Bruder Mitleid schenken, doch er hatte keinen Grund der Eifersucht. Schließlich hatte er Hermine sitzen lassen und war nun glücklich mit Lavender, er sollte Hermine auch etwas Spaß gönnen. Ihr tat es nur für ihre betrunkene beste Freundin leid. Sie würde sich morgen früh nur spärlich an ihr Versprechen erinnern und die rothaarige wusste bereits, dass Hermine nicht glücklich über ihr Schicksal sein würde.
Nach noch einer weiteren Runde lösten die Gryffindor Schüler die Party auf und gingen jeweils in ihren Schlafsaal ehe Percy die Petze sich noch bei Professor McGonagall beschweren konnte.
Am nächsten morgen wachte Hermine weit nach dem Frühstück erst auf. Ihr Schädel dröhnte und sie schwor sich innerlich in nächster Zeit kein Butterbier mehr sehen zu wollen. Obwohl sie sich absolut sicher war, dass sie nicht zu viel getrunken hatte, sprachen ihre Kopfschmerzen stark dagegen. Hermine griff sofort nach ihrem Stab, ließ ihn jedoch wieder sinken als sie einen kleinen Zettel und eine Phiole neben ihrem Bett erkannte.
Gegen die Kopfschmerzen und für den fehlenden Mut später.
~Ginny
Den ersten Teil der Nachricht nahm Hermine dankbar auf und leerte die Phiole mit einem Zug. Den Zweiten Teil konnte sie nicht deuten und der leichte Filmriss half der jungen Hexe auch nicht weiter. Hermine beschloss erstmal zu duschen damit der Inhalt der Phiole kurz Zeit hatte zu wirken ehe sie runter ging um wenigstens das Mittagessen noch miterleben zu können.
Auf dem Gang begegneten ihr bereits einige Schüler, was auch für einen Samstag Mittag nicht untypisch war, jedoch entging ihr das Grinsen einiger Gryffindor Schüler nicht. Dennoch schob Hermine diesen Gedanken erst einmal beiseite und konzentrierte sich auf das warme Gefühl in ihrem Bauch und das abklingende Dröhnen in ihrem Schädel. Der Trank schien endlich seine Wirkung zu zeigen und Hermine fühlte sich unaussprechlich Gut.
Sobald sie die große Halle betratt und auf ihren Platz zusteuerte hefteten sich wieder die Blicke ihrer Hausgenossen an ihre Fersen. Man beobachtete jeden ihrer Schritte und langsam bekam Hermine doch ein ungutes Gefühl. Sofort ließ sie sich neben Ginny nieder, welche Hermine auch bereits seit dem betreten der Halle beobachtet.
"Gut geschlafen Schluckspecht?" Kam es glucksend von Hermines bester Freundin. Ginny versuchte ihre Schadenfreude zu unterdrücken, jedoch stieß ihr Gelächter nur auf einen verständnislosen Blick. "Du kannst dich nicht an gestern erinnern stimmt's?" Kommt mürrisch von Ron welcher nur lieblos in seinem Haferbrei stocherte und ihn nicht wie sonst in einem Atemzug herunterschlang. "Ich kann mich an gestern erinnern!" Protestierte Hermine, muss jedoch selbst zugeben, dass ihr manche Szenen nur in einzelnen Fetzen vor den Augen widerspiegelten. "Ach ja? Nun, liebste Hermine, dann darf ich dich ja bereits erinnern, dass es Mittag ist und du hier immer noch sitzt." Spöttisch betrachtete Lavender Hermine und schenkte ihr bloß einen auffordernden Blick ehe sie sich ihrem Liebsten widmete. "Was?" Hohl blickte Hermine ihre Freunde an und fühlte sich wohl zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich dumm. "Schätzchen, lass mich dir helfen. Quidditchspiel, unser Sieg, die Party, Butterbier und ein verhängnisvolles 'Wahrheit oder Pflicht' Spiel." Erklärte Parvati und zog demonstrativ ihren Rollkragenpullover etwas am Hals herunter damit man ihren gebrantmarkten Knutschfleck von Seamus erkennen konnte.
Wie eine Lawine brach der gestrige Abend auf Hermine ein und sie presste sich ihre Hände an die Stirn. "Leute, das geht doch nicht. Ich war betrunken und ihr könnt doch jetzt nicht ernsthaft von mir verlangen das ich-", ihre Stimme glich nur noch einem ärgerlichen Flüstern, "Malfoy küsse."
"So lauten die Regeln." Kam erneut von George welcher Hermine nun sein Handgelenk samt Uhr unter die Nase hielt. "Und du hast nur noch 5 Minuten ehe das Mittagessen offiziell vorbei ist."
Spannung sammelte sich nun unter den Gryffindors. Immerhin sah man nicht alle Tage wie die furchtlose Hermine Granger sich zitternd erhob und den Tisch umrundete um den Eisprinzen der Slytherins zu küssen.
Auf halber Strecke wollte Hermine umkehren, doch ihr Stolz schlug ihren Verstand zu Boden und trieb sie weiter nach vorn. Nun bemerkten auch die anderen Häuser, Ravenclaw und Hufflepuff, die Spannung und fixierten ihre Blicke auf die Gryffindor welche nun kurz hinter Draco Malfoy stand. Dieser unterhielt sich gespannt mit seinen Freunden und keiner von ihnen schien sie zu bemerken. Selbst das der Saal nur noch vom Slytherintisch erfüllt wurde machte niemandem von ihnen etwas aus. Doch als Hermine sich räusperte schien die Zeit wie eingefroren. Draco drehte sich zu ihr herum. Es lag die gleiche Abscheu wie sonst auch in seiner Miene und beinahe zweifelte Hermine nun wieder an ihrem Handeln, wäre da nicht wieder dieses warme Gefühl in ihrem Bauch und der brennende Blick ihrer Freunde auf ihren Schultern.
Ehe Draco sich versah hatte Hermine sich auf seinen Schoß platziert und ihre Hände um sein Gesicht gelegt. Sie schenkte ihm einen Millisekunden Blick der keinerlei Hass in ihr widerspiegelte als sie dann endlich ihre Lippen auf die seinigen presste. Zu Hermines erstaunen drängte der Slytherin sie nicht von sich, nein, er erwiderte den Kuss und legte seine Hände auf ihre Hüfte. Die Wärme strahlte durch ihren Körper und erfüllte jede Zelle in Hermine. Dracos Lippen fühlten sich auf ihren wie das verloren gegangen Puzzelteil an, welches beide seit Jahren zu suchen schienen. Seine Finger krallten sich bestimmend und leidenschaftlich in ihre Haut und Hermines Hände wanderten wie von alleine durch sein schneeweißes Haar.
Hermine musste sich bremsen und drückte sich zaghaft von Draco ab. Sie fühlte seinen Atem gegen ihre Lippen prasseln und konnte es sich nicht nehmen lassen ihm noch einen letzten kurzen Kuss zu schenken ehe sie sich erhob und mit erhobenen Hauptes an ihren Platz zurück kehrte.
Alles war still. Nicht einmal McGonagall sagte ein Wort. Einzig und allein die tapsenden Schritte von Hermine waren über dem Steinboden zu hören, doch auch diese verstummten als sie sich an ihren Platz neben Ginny setze. Ihre sonst so gesprächige Freundin war verstummt und alle Schüler einschließlich Malfoy starrten Hermine an. Auch Lavender musste nun zugeben, dass diese Pflichtaufgabe ihr nur halb soviel Befriedigung gab wie gewünscht, denn Ron war nun rasend vor Wut.
Fred konnte es sich nicht nehmen lassen und drengte sich neben seinen Bruder an Hermines Seite. "Hey Kleines, ich hätte nicht gedacht das man mit dem Frettchen da drüber so abgehen kann."
Die Spannung wich und ein leichtes Lachen kam in der Runde zustande. Hermine war den Zwillingen überaus dankbar. Hätten sie noch eine Minute länger geschwiegen wäre Hermine vermutlich aufgestanden und gegangen, aber nach dieser Aktion wollte sie es sich nicht nehmen lassen wenigstens etwas zu essen.
Doch auch als die Spannung in der großen Halle verdrängt wurde von wirrem Gerede konnte Hermine dennoch keinen Bissen herunter kriegen.
Ihr kam ein wirrer Gedanke und sie wendete sich mit einem runzelnden Blick an Ginny. "Was war in der Phiole?" Fragte Hermine und erhielt sogleich ein breites Grinsen von ihrer Mitschülerin. "Ach deswegen nennt man dich die schlauste Hexe." Scherzte die rothaarige und starrte mit einem breiten Lächeln ihren Teller an. "Ginny!" Kam nun verärgerte von Hermine. "Na schön, ich habe mir einen von Fred und Georges Tränken ausgeliehen und-" weiter kam Ginny nicht, denn sie wurde von ihren beiden Brüdern unterbrochen. "Liebstes Schwesterlein, welchen Trank hast du dir genommen?" Fragte George sie nun in seiner gewohnt schadenfrohen Art und Weise. "Nur so einen mit dieser rosanen Beschriftung." Die Zwillinge blickten sich daraufhin wissend an und Schritten sofort an Hermine heran. Einer der beiden untersuchte ihre Pupillen und der andere fühlte ihren Puls. "Oh mein Gott, wird Hermine jetzt sterben?" Kam es panisch von Parvati, welche sich theatralisch ernstgemeint ans Herz fasste und kreidebleich wurde. Bei Fred und Georges Tränken wusste man immerhin nie genau was einen erwartete. "Schlimmer noch!" Rief Fred aus und betrachtete seinen Zwilling. "Sie hat sich verliebt."
"Was?!" Kam aus allerlei Mündern und beinahe synchron blickten alle herüber zu Draco. Dieser saß immer noch starr auf seinem Platz und sortierte seine Gedanken. "Das war einer der Liebestränke die wir zur Zeit testen."
"Interessant wäre es zu wissen wie Malfoy sich jetzt fühlt. Immerhin wird er wohl oder übel auch mit dem Trank in Berührung gekommen sein."
Hermine konnte nicht glauben was sie da hörte. Sie fühlte sich nicht anders als sonst auch und konnte keinen unterschied wahrnehmen. Erst als sie den Blick erhob und auf Draco richtete fiel ihr eine Veränderung auf. Sie fühlte keine Abneigung gegen ihn, eher ganz im Gegenteil. Und als sein Blick dann auch noch den ihren fand war es völlig um sie geschehen. Draco, ja der Draco Malfoy der sie all die Jahre über beleidigt und schikaniert hat, genau dieser blickte sie nun liebevoll an. Pansy, welche neben dem jungen Slytherin saß, gefiel das gar nicht. Sie hatte sich bereits seit Jahren Dracos Aufmerksamkeit erarbeitet und war kurz vor einem Durchbruch gewesen. Doch das lästige Schlammblut musste ihr ja dazwischen funken. Nun war Draco sichtlich verwirrt und musste nicht nur seine Gedanke sondern auch seine Gefühle sortieren. Er ließ seine Freunde sitzen und erhob sich vom Tisch. Als erster an diesem Mittag verließ er nun die große Halle und machte sich auf dem Weg zu den Kerkern, zurück zum Slytherin Gemeinschaftsraum.
Hermine sah wie Draco die große Halle verließ und innerlich fiel ihr ein Stein vom Herzen. Sie hätte nicht länger einem Blickduell standhalten können. Ihr Bauch fühlte sich wieder so warm und erfüllt an und sie konnte nicht anders als ebenfalls herauszustürmen. Anders als Draco machte Hermine sich auf den Weg zur Bibliothek um sich die Zeit zu vertreiben.
Doch Ginny war etwas zu misstrauisch und betrachtete Hermine wie sie die Halle verließ. Mit einem zweifelnden Blick zu ihren Brüdern erkannte sie die Wahrheit. "Das war gar kein Liebestrank." Erkannte Ginny. Sie zauberte mit ihrer Erkenntnisse den Zwillingen ein Grinsen ins Gesicht und beide nickten. "Aber so wie beide sich angeschaut haben, hätte es einer seien können."
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