Kapitel 3

„Wie spät ist es?" San zuckt mit den Schultern und spielt noch immer mit der Kette in seiner Hand. „Ich habe keine Uhr dabei." Namjoon seufzt und sieht sich in dem Raum um. „Ob es etwas bringt, den Raum nochmal zu durchsuchen?" „Und nach was?" Nun endlich richtet San seinen Blick auf den Anderen. „Was glaubst du, wird an diesem Mal anders sein als an den letzten 50 mal." „Übertreib nicht. Wir haben uns erst dreimal umgesehen." „Das war ja auch eine Übertreibung." San seufzt tief und fährt sich mit der Hand durch sein Haar. „Wir können hier aber nicht ewig rumsitzen und warten. Wir sitzen jetzt schon viel zulange hier drinnen!" „Ich weiß, aber hast du eine Idee was wir tun können, hm?" Nun ist es Nmjoon, welcher verzweifelt seufzt. „Was ist das hier nur für ein kranker Scheiß.." „Leider ist es kein Traum.."

Diese Hoffnung hatte San bereits aufgegeben. Er hegte diesen eine Weile, bald würde er einfach aufwachen und alles wäre wieder so, wie es sein sollte. Nur leider war dies nicht der Fall. Was auch immer das ganze hier ist, es ist pure Realität.

„Vielleicht, decken sie das ganze noch auf und es handelt sich hierbei einfach um einen verdammt schlechten Scherz. Draußen stehen dann hundert Leute die uns auf Bildschirmen beobachten und lachen..." Tränen sammeln sich in Namjoons Augen und umfasst fest das kleine Armband. San schmunzelt über den angesprochenen Gedanken „das wäre zumindest noch ein schönes Ende... aber es macht keinen Sinn. Ich meine wir.." „Ich weiß, das es keinen Sinn macht" Namjoon lehnt den Kopf wieder an die Wand und schließt die Augen.

In diesem Moment ertönt ein Brummen, beinahe wie eine Sirene und die schwere Tür, welche bis eben noch verschlossen war, öffnet sich.

Sofort springe beide Männer auf, um in den dritten Raum zu blicken. Der Raum ist auch hier kahl und trostlos wie die beiden zuvor. Auch hier ist es ein kleiner Lichtkegel einer beinahe erloschenen Glühbirne, welcher den Kern und Mittelpunkt des Raumes beleuchtet. Dieser Raum scheint der letzte zu sein. Aus ihm führt nur die Tür heraus, durch die Beine Männer ihn eben betreten.

Vorsichtig nähren sie sich einem erneut aufgestellten Tisch und sofort entweicht San ein erleichtertes Seufzen. „Kleidung." sagt er erleichtert und greift sofort nach dem Pullover und der Hose. Auch Namjoon scheint überglücklich zu sein und beginnt sofort die wärmende Kleidung anzulegen. „Ich dachte schon, wir müssten hier drinnen erfrieren."

Für jeden gab es einen dicken Pullover, eine Jacke, eine Hose, Socken und Schuhe. Auch wenn sie nicht unbedingt gut aussahen, war es doch noch immer besser als im Pyjama in irgendeinem seltsamen Raum zu erfrieren.

Beide schauen sich lächelnd an und es scheint, als sei die Stimmung zwischen den beiden nun etwas friedlicher als zuvor. Dann sehen sie sich im Raum um. „Es ist schön, jetzt nicht mehr frieren zu müssen, doch langsam wären einpaar Antworten schön. Ich würde gerne wissen, was hier los ist." „Glaub mir, ich auch" antwortet Namjoon und lässt seinen Blick durch den Raum streifen. Dann erhellt sich eine weitere Glühbirne und gibt den Blick auf einen weiteren Tisch frei. Auf ihm sind zwei Teller gerichtet. Brötchen liegen in einem Korb, es gibt einen Teller mit einer Auswahl an Käse und anderen Aufstrichen sowie eine große Schale gefüllt mit Bananen, Äpfeln und Trauben. Aus einer großen Kanne kommt ihnen der Kaffee Geruch entgegen.

Wie auf Stichwort knurrt Namjoons Magen laut auf und mit einem Lächeln auf den Lippen steuert er den Tisch an. Aufgehalten wird er von San, welcher ihn am Arm zurück zieht. „Du hast doch nicht vor, das zu essen." Namjoon sieht zu San auf, während dessen Magen erneut knurrt. „Ich hab seit schon lange nichts mehr gegessen und dort steht ein Festmahl präsentiert, also.... doch schon." Sagt Namjoon, als wäre es das selbstverständlichste auf dieser Welt, während San die Augen verdreht. „Und es kommt dir überhaupt nicht seltsam vor? Ich meine, dass wir seit Stunden in diesem..... was auch immer festsitzen, nicht wissen warum oder was hier überhaupt läuft und jetzt mitmal bekommen wie warme Kleidung und etwas zu Essen? Kommt dir das nicht seltsam vor?" Namjoon atmet tief durch. „Hör mal. Wir können das dort jetzt essen oder wir fassen hier nichts mehr an und verhungern elendig" „Und wenn das vergiftet ist?" „Du hast die Kleidung angezogen, ohne darüber nachzudenken. Der Stoff könnte genauso gut mit etwas getränkt sein, dass uns nach und nach umbringen könnte." Namjoon sieht San mit festen Blick entgegen und langsam beginnt dieser zu zweifeln. „Ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob wir hier wirklich allem vertrauen sollten. Was wenn es ein Test ist? Wenn jemand prüfen möchte, ob wir widerstehen können?" „Dann hätten wir mit Anlegen der Kleidung schon verloren. Außerdem könnte es genauso ein Vertrauenstest sein. Wenn wir es nicht essen, könnte es sein das wir nie wieder etwas zu essen bekommen und wer weiß, wie lange wir hier noch fest sitzen."

San schüttelt mit dem Kopf. „Ich werde das Essen nicht anrühren" „Wie du willst" Namjoon zuckt nur mit den Schultern und geht dann gerade Wegs auf den Tisch zu. „Das kannst du doch nicht ernst meinen?" fragt San entsetzt und beobachtet, wie Namjoon sich reichlich an dem Buffet bedient. „Oh doch, und wie ich das ernst meine." Grinsend füllt er sich etwas von dem Kaffee in einen Becher und beschmiert sich, Freude strahlend, eines der noch warmen Brötchen.

„Tzz" sagt er und dreht sich Kopf schüttelnd von Namjoon weg. „Du bist doch krank. Und dann noch sowas europäisches." „Und du Irre. Wir werden ja sehen, wenn die richtige Entscheidung getroffen hat. Ich kann dir nur sagen, das es fabelhaft schmeckt!" beinahe schon provokant steckt er sich eine Weintraube in den Mund. San setzt sich in eine der Ecken und versucht die Geräusche zu ignorieren, die Namjoon beim Essen erzeugt.

Selbstverständlich hat auch er Hunger. Auch sein Magen knurrt bereits, doch wie soll er nach allem bis jetzt Geschehene noch einem plötzlich auftauchenden Frühstück vertrauen? Im allgemeinen macht das alles hier keinen Sinn. Warum hatte man sie hier eingesperrt? Was hat es mit den Schmuckstücken auf sich und warum sollte man sie plötzlich so umsorgen? Warum gibt man ihnen plötzlich warme Kleidung und etwas zu essen?

Während San versucht, einen Sinn in all dem zu finden, wird Namjoon von ganz anderen Gedanken angetrieben. Sollte jemand oder etwas, seine Frau mit dem ungeborenen Kind bei sich haben, so möchte der werdende Vater genug Kraft haben, um auf alles vorbereitet zu sein. Ohne Nahrung hat er keine Energie für seinen Körper und könnte im schlimmsten Fall versagen. Außerdem sagte ihm sein Bauchgefühl, dass es wohl besser wäre alles hinzunehmen, was ihnen passiert. Kooperation zu zeigen, könnte ihm zum Vorteil kommen. Zumindest hofft er dies.

„Ich fasse es nicht, dass du wirklich davon gegessen hast" kommentiert San noch immer fassungslos, als Namjoon sein Mahl beendet. „Ich versuche einfach das beste aus der Situation zu machen. Wer weiß, wann es wieder etwas zu essen gibt und falls es eine Weile dauert, bin ich erstmal gesättigt." Erklärt Namjoon beinahe etwas trotzig und greift erneut zu einem Brötchen und dem Messer. „Als ob du noch mehr isst." fragt San mit hochgezogener Augenbraue und allmählich genervt schüttelt Namjoon mit dem Kopf. „Nein, werde ich nicht. Aber etwas Proviant dabei zu haben ist niemand verkehrt." San lacht Kopf schüttelnd und sieht den anderen noch immer fassungslos an. „Man sollte dich mit dem Messer erstechen." Genervt knallt Namjoon seine Hand mit dem Messer auf den Tisch. „Warum? Weil ich versuchen das hier zu überleben? Weil ich versuchen irgendwie zu überleben? Wenn du dich zu Tode Hunger möchtest, dann bitte. Ich halte dich nicht auf! Aber zwinge mich nicht die gleichen Entscheidungen zu treffen wie du! Entweder wir spielen das hier gemeinsam und als Team, oder du hältst jetzt endlich deine Klappe und tust das, was du für richtig hältst, während ich meine eigenen Entscheidungen treffe." Namjoon funkelt den anderen böse an, bevor er sich dann wieder seinem Proviant widmet. San schnalzt mit der Zunge und wendet sich von dem anderen ab.

„Ich hoffe du verreckst daran." knurrt er abfällig und erneut verdreht Namjoon die Augen. „Wir werden ja sehen, wer von uns hier verrecken wird." antwortet Namjoon nur und legt sein Buffet in die Schale des Obstes hinein. Alles, was er nicht mitnehmen möchte, lässt er auf dem Tellern liegen, bevor er sich dann mit seiner Schale in eine Ecke des Raumes setzt.

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