Das erste Date
Verzeiht, dass ihr so lange warten musstet T_T Ich war ewig krank und hatte so viel um die Ohren, dass ich nur zwischendurch schreiben konnte. Dafür bekommt ihr hier jedoch ein längeres Kapitel! Ich hoffe es gefällt euch :)
Erstes Date
Es war unglaublich mit Tom am Wasserfall. Die Idee mit dem Picknick war wirklich sehr süß gewesen. So etwas hatte ich bislang noch nicht erlebt. Henrik schrieb mir eine SMS, dass er nicht auf mich warten würde, was mich innerlich kichern ließ.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie überrumpelt und glücklich ich war, als du das geschrieben hast", sagte Tom, womit er mich erröten ließ.
„Und du weißt nicht, wie sehr ich mich gefreut habe, dich hier zu sehen", entgegnete ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Dabei sah ich ihm in seine blauen Augen mit den grünen Sprenkeln. Seine Zungenspitze fuhr einen Moment über seine Oberlippe, während er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
„Zeigst du mir Norwegen?", fragte er schier übergangslos. „Ich würde gern mehr von deiner Heimat sehen."
Ich tat völlig entrüstet und hielt mir übertrieben theatralisch die Hand auf mein Herz. „Du ziehst Norwegen deiner Yacht, Sonne und Strand mit diesen Models von Weibern vor?", rief ich und unterdrückte ein Lachen. Er hingegen konnte seines nicht verbergen.
„Ich denke, ich komme ganz gut ohne das Ganze aus", raunte er, bevor er mich sanft küsste. Ich fühlte mich, als hätte ich Herzchen in den Augen wie in einem Comic. „Denn das Schönste hab ich vor mir.", fügte er an meinen Lippen bei. Sein charmantes Grinsen wickelte mich abermals um den Finger.
„Ich würde aber dennoch gerne mehr von der Welt sehen. Mit dir.", hauchte ich und vergrub meine Hand in seinen Haaren. Er hatte sich einen Bart wachsen lassen, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Jedes Mal, wenn wir uns küssten, kitzelte es mich. Aber es störte mich nicht.
„Außer dieser britische Mann hier ist sich zu fein dafür", fügte ich noch frech hinzu, woraufhin er wieder lachte.
„Ich folge dir bis ans Ende der Welt", raunte er, jedoch korrigierte er sich schnell. „Nein, bis in weit entfernte Galaxien."
„Oh bitte nicht. Mit Si-Fiktion kann ich nichts anfangen", lachte ich und küsste ihn wieder. Er kicherte in den Kuss und zog mich näher an sich heran.
„Aber ich muss dich warnen", sagte ich irgendwann in seinen Armen. „Ich hab null Datingerfahrung."
Nun lachte er schon wieder und seine Zunge berührte abermals seine Oberlippe. „Unter uns...", hauchte er grinsend. „Ich auch nicht mehr."
„War es schwer?", fragte ich nach einer kurzen Schweigeminute. Ich sah ihn etwas betrübt an. „Im Rampenlicht zu stehen, mein ich. Immerhin hat jeder ein anderes Bild von dir. Keiner sieht dich, so wie du bist. Zumindest nicht viele nehme ich an. Also denke ich mir, es muss schwer sein, den richtigen Partner zu finden."
Er seufzte leise und küsste meinen Handrücken. „Direkt ins Schwarze getroffen. So wie immer.", raunte er und sah mich beinahe schon wehmütig an. „Es ist nicht leicht, wenn ständig alle Augen auf einen gerichtet sind. Deswegen könnte ich verstehen, dass du das Risiko nicht eingehen willst."
„Machst du Witze?", entgegnete ich. „Ich hab meinen Schatten überwunden und dir meine Gefühle gestanden. Da werde ich jetzt wohl kaum einen Rückzieher machen. Du verdienst jemanden, der alles von dir sieht und dich liebt wie du bist. Mit all deinen Facetten, Fehlern und Macken dazu." Dass ich ihm gerade unterschwellig meine Liebe gestanden hatte, war mir im ersten Moment gar nicht bewusst. Was vielleicht besser war. Zum Glück sprach er es nicht an, sondern küsste mich einfach voller Leidenschaft.
„Was hab ich für ein Glück.", schnurrte er grinsend an meinen Lippen.
„Freu dich nicht zu früh", lachte ich. „Denn auch ich hab viele Fehler und bin oft schwer zu ertragen." Er nahm mich wieder in den Arm und lächelte mich charmant an.
„Und ich freue mich schon darauf, das alles an dir kennenzulernen.", raunte er mit einem ehrlichen Funkeln in den Augen. Er brachte mein Herz wirklich zum Schmelzen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er treuherzig war und auch meine Fehler lieben würde. Oder zumindest wollte ich das hoffen. Denn ich war mir unsicher, ob wir viel gemeinsam hatten. Immerhin war ich eine raue Frau aus einem Fischerdorf, die Harleys, Tattoos, Narben, Rock'N'Roll und Whiskey mochte. Seine Haut schien jedoch makellos. Immerhin war er Brite. Ich kannte das Volk nicht unbedingt als Rebellen.
„Alles in Ordnung? Du wirkst angespannt?", fragte er und strich mir besorgt eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Daraufhin zog er die Decke enger um uns. Trotz der Decken und Kissen war es immer noch recht frisch und vor allem nass, auch wenn mich weder das eine noch das andere störte.
„Es ist...nur sehr lange her, dass ich eine Beziehung hatte und die letzten Erfahrungen waren nicht gerade schön", antwortete ich seufzend. „Wir leben immerhin in zwei verschiedenen Welten. Was wenn wir am Ende nichts gemeinsam haben?"
Er nahm meine Hand in die seine und küsste meinen Handrücken. „Ich bin mir sicher, wir werden uns gut verstehen", versicherte er mir. „Ich weiß vielleicht nicht, was auf uns zukommt, aber ich weiß, dass ich nie zuvor solche Gefühle für jemanden empfunden habe."
Ich funkelte ihn verliebt an und nach einem Moment der Stille strich ich über seinen Bart. „Steht dir.", kicherte ich. Er berührte erneut grinsend mit seiner Zungenspitze seine Oberlippe, weswegen ich ihn einfach leidenschaftlich küsste. Nach unserem Picknick mussten wir uns erst einmal aufwärmen.
„Du kannst das Bad neben Henriks Zimmer benutzen", erklärte ich ihm, kaum als wir die Tür hinter uns geschlossen hatten.
„Ich kann auch ein Hotel nehmen", sagte er zum gefühlt tausendsten Mal, woraufhin ich ihn zur Treppe schob.
„Nun geh schon.", lachte ich. „Ich werde baden. Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid, ansonsten fühl dich wie zuhause. Handtücher sind im Schrank links neben dem Waschbecken."
Oben drehte er sich noch einmal zu mir um und küsste mich liebevoll. „Lass dir ruhig Zeit, Darling.", raunte er an meinen Lippen. Ich trennte mich nur ungern von ihm, aber ich wollte nichts überstürzen und er schien mir meine Zeit geben zu wollen. Also ging ich in mein Badezimmer, ließ Wasser in die Wanne und genehmigte mir ein warmes Bad. So robust ich, was Kälte betraf, auch war, hatten wir doch lange auf dem feuchten Boden gelegen. Da tat so ein warmes Bad mehr als nur gut. Zudem konnte ich so auch die jüngsten Ereignisse verarbeiten. Er war tatsächlich den ganzen Weg hier her gekommen und das meinetwegen.
Wie ein verliebter Teenager ließ ich mich tiefer in das Schaumbad sinken. Vor lauter Schwärmerei vergaß ich auf die Zeit. Irgendwann klopfte es an der Tür und ich konnte seine verführerisch charmante Stimme hören.
„Darling?"
„Ich komme sofort", rief ich und stieg aus der Wanne, ehe ich das Wasser abließ und mich abtrocknete. Nachdem ich mir einen engen Rollkragenpullover, Leggings und Kuschelsocken angezogen hatte, öffnete ich die Tür. „Meistens trage ich ja XXXL Sachen, aber ich weiß ja nicht, was du machen willst", meinte ich und lächelte ihn an.
„Du kannst tragen, was du willst. Du siehst in allem wunderschön aus", entgegnete er und küsste meine Wange. „Und wir können tun, was auch immer du möchtest.", fügte er noch hinzu, während wir hinuntergingen. Obwohl ich froh war, dass er hier war, war die ganze Situation dennoch schwierig für mich. Weswegen mein nächster Vorschlag wohl etwas eigenartig rüberkam. „Hättest du etwas gegen einen Spieleabend mit Henrik und seinem Lover?", fragte ich, wobei er mich bei dem Wort Lover einen Moment irritiert ansah, dann aber lachte.
„Nicht im geringsten.", antwortete er. „Ich wäre ohnehin nur schick mit dir essen gegangen", fügte er mit einem Zwinkern bei.
„Selbstgekocht schmeckt immer noch am besten.", entgegnete ich amüsiert und machte uns einen Tee.
Er lachte sein charmantes Lachen und sagte: „Da kann ich dir nicht widersprechen."
„Das heißt, du wirst für mich kochen?", fragte ich, um ihn zu necken, und schlang dabei meine Arme um seinen Hals. Er legte seine um meine Taille.
„Jeden Tag...", hauchte er so nahe an meinen Lippen, dass sie meine berührten.
„Lass uns heute zusammen kochen", schlug ich vor. „Wie wäre es mit Kastanien-Risotto?"
„Klingt interessant", meinte er und stimmte zu.
„Sag bloß, du hast das noch nie gegessen? Achja, du bist ja ein feiner britischer Pinkl", dem letzten Satz fügte ich ein freches Zwinkern bei. Er lachte und küsste mich verlangend.
„Dann lass uns beginnen. Was soll ich machen?", wollte er wissen. Mit einem Grinsen trug ich ihm auf, die Kastanien und Schalotten klein zu hacken, während ich mich um den Rest kümmerte. Es war wunderschön mit ihm zu kochen.
„Ich steh zwar nicht auf Si-Fiction, aber ich hab im Internet gesehen, wie du ein Lied auf Asgardisch singst.", meinte ich plötzlich. „Es war wunderschön."
„Soll ich?" Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, fing er an zu singen. Abermals bereitete er mir eine Freude. Der Regen und das Gewitter, welches mittlerweile draußen herrschten, passten so gut dazu, dass ich bestimmt gut einschlafen hätte können. Während wir kochten, brachte er mir das Lied bei. Es dauerte nicht lange und das Essen war fertig. Bevor ich es auf zwei Teller geben konnte, umarmte Tom mich von hinten und küsste meine Schulter. Dies kam so überraschend, dass ich leicht zusammenzuckte und Gänsehaut bis zu den Füßen bekam.
„Lass mich das machen, Darling", raunte er in meinem Nacken. Mit einem Lächeln auf den Lippen und roten Wangen tat ich ihm den Gefallen und deckte währenddessen den Tisch. Ich holte sogar ein paar Kerzen, auch wenn es dem romantischen Picknick von ihm nicht nachstellte.
Nach dem Essen überlegte ich zunächst einen Augenblick, bevor ich dann doch fragte: „Willst du einen Film ansehen? Ich muss dich aber warnen, der TV ist oben in meinem Zimmer." Zum Glück schenkte er mir sein charmantes Lächeln.
„Wenn es dir nichts ausmacht, wird es mich ebenso wenig stören", meinte er nur, gefolgt von einem frechen Zwinkern, was mich wieder erröten ließ. Kurze Zeit später führte ich ihn in mein Schlafzimmer. Ganz bewusst, dass ich mir die Blöße gab, dass ich eine beträchtliche Sammlung an Kuscheltieren besaß. Zu meinem Erstaunen musterte er sie mit einem amüsierten Grinsen, nahm einen Waschbär von meinem Bett und funkelte verliebt.
„Bitte... Kommentier es einfach nicht", murmelte ich verlegen. „Schaff dir einfach Platz." Ich wartete, bis er sich ins Bett gesetzt hatte, bevor ich den TV einschaltete und mich kurz zögernd neben ihn setzte. Aus dieser Nähe konnte ich sehen, dass er ebenfalls rot um die Nase war. Dennoch legte er einfach den Arm um mich, woraufhin ich näher an ihn ran rückte und einen Film startete. Sein Aftershave stieg mir so sehr in die Nase, dass ich das Gefühl hatte, high zu werden. Wie von selbst legte ich eine Hand an seine Brust, welche sich langsam hob und sank. Seine Nähe und die Wärme, die von seinem Körper ausging, hatte eine solch beruhigende Wirkung auf mich, dass ich ihn am liebsten gedrückt hätte. Es war aber irgendwie belustigend, dass wir beide schüchtern waren. Als ich spürte, wie er sanft über meinen Arm strich, hätte ich ihn erst Recht am liebsten fest an mich gedrückt. Noch nie hatte mir ein Mann zuvor so den Verstand geraubt. Jedes Mal, wenn er über etwas im Film lächelte, schlug mein Herz höher.
„Hab ich etwas im Gesicht?", fragte er, nachdem er mich ertappt hatte, wie ich ihn musterte. Ich lief Rot an und biss mir auf die Lippe.
„N...nein", murmelte ich heißer, konnte meine Augen aber nicht von ihm nehmen. Er strich mir daraufhin lächelnd über die Wange, sah mir tief in die Augen und küsste mich innig. Diesen Kuss erwiderte ich nur zu sehnsüchtig.
„Du bist so wunderschön...", hauchte er an meinen Lippen, woraufhin ich leise kicherte.
„Ich hab gerade das selbe über dich gedacht", sagte ich grinsend. Nun kicherte wir beide. „Du hast eine solch attraktive Ausstrahlung, dass meine Knie weich werden und mein Herz schmilzt", fuhr ich fort. „Und nein, damit meine ich nicht nur dein Äußeres."
Er schmunzelte wieder und küsste meine beiden Wangen. „Das konnte es ja auch nicht sein. Immerhin bin ich nicht dein Typ. Weder dunkle Haare, noch Tattoos. Aber immerhin habe ich nun wieder etwas Bart."
„Und die langen Haare", fügte ich neckend hinzu, woraufhin wir beide lachen mussten. „Tom, ich finde auch dein Äußeres mehr als sexy.", fügte ich schnurrend hinzu.
„Ach ja?", fragte er neckend nach und strich mit seinen Lippen sanft über meine. „Ich finde dich nämlich auch ganz zufällig sexy." Mit einem amüsierten Grinsen küsste ich ihn leidenschaftlich. Er zögerte keinen Moment, erwiderte den Kuss verliebt und strich mir dabei zärtlich durch die Haare.
„Ich hab Henrik übrigens vor dem Essen Bescheid gegeben. Er und sein Lover sollten bald da sein", fiel mir ein.
„Dann sollten wir wohl Snacks vorbereiten, Hm?", raunte er grinsend.
„Sie bringen was mit. Aber wir müssen Decken und Kissen zusammentragen", antwortete ich. „Das dürfte nicht allzu schwer werden. Immerhin ist das Haus voll mit Decken, Fellen und Kissen", lachte er. Ich schaltete den Fernseher aus und ging mit ihm hinunter, wo wir es auf dem Sofa mehr als gemütlich machten und mehr Holz ins Feuer warfen. Wenig später kamen bereits Henrik und sein Partner, obwohl ich nicht wusste, ob die beiden nun in einer Beziehung waren oder nicht. Henrik und ich begrüßten uns mit einem Küsschen links und rechts, bevor wir uns alle auf das Sofa setzten.
„Wir haben Churros!", verkündete Henik quietschend, woraufhin ich ebenfalls quietschte.
„Her damit!", rief ich belustigt. Die Churros und Whiskeygläser wurden ausgeteilt. Danach packte Henrik ein schlüpfriges Spiel aus. Ich biss mir verlegen auf die Lippe. Tom saß neben mir und hielt meine Hand, wobei sein Daumen sanft meinen Handrücken streichelte. Es war so schön, neben ihm zu sitzen. Als seine offizielle Freundin. Da konnten mir ein paar schlüpfrige Fragen nichts anhaben. Die ersten Runden verliefen ohnehin ziemlich amüsant und mit viel Gelächter. „Okay, Liv", sagte Henrik und räusperte sich theatralisch. „Stehst du mehr auf sanften Sex mit einem devoten Partner oder mehr auf harten Sex mit einem dominanten Partner?"
Ich fuhr mir nervös durch die Haare. Nicht, weil es mir peinlich gewesen wäre, sondern weil ich Angst hatte, dass Tom und ich letzten Endes nicht auf einer Wellenlänge waren. Immerhin schien er mehr der unschuldige Kerl zu sein. „Hart und dominanter Mann", antwortete ich etwas verlegen. Wir fuhren einfach fort. Ich hoffte dabei, Tom nicht verschreckt zu haben.
„Liv", sagte mein Mann der Stunde eine Runde später. Dabei räusperte er sich kurz. „Was geht beim Sex für dich gar nicht?" Wieder eine solche Frage, die ihn vielleicht verschrecken könnte. Deswegen sah ich ihn nicht direkt an.
„Blowjobs...", murmelte ich heißer.
„Wie wäre es mit einer Runde Never have I ever?", rief Henrik dazwischen. Er war nicht ohne Grund mein bester Freund. Er hatte bemerkt, wie unwohl ich mich fühlte, und dafür war ich ihm mehr als dankbar. Somit wurde das Spiel einfach gewechselt.
„Was dagegen, wenn wir die Regeln etwas ändern?", fragte uns mein bester Freund. Als sich keiner beschwerte, fuhr er fort. „Wir teilen uns in zwei Teams auf. Tom und Liv in Team A. Wir in Team B. Das eine Team zieht für das andere eine Frage, die man abwechselnd an eine Person richtet. Jedoch muss die andere Person in dessen Namen antworten. Wenn sie richtig liegt, bekommt das Team einen Punkt."
Tom und ich sahen uns kurz an, nickten aber einstimmig über Henriks Vorschlag. Wir ließen ihm und seiner Begleitung Vorrang. Ich zog die erste Frage und richtete sie an Henrik. „Never have I ever, Karaoke gesungen", las ich vor. Henriks Begleitung, die wir folgend einfach Toby nennen würden, fing an zu kichern.
„Definitiv ja", sagte er amüsiert. Natürlich stimmte dies. Henrik liebte Karaoke. Die beiden bekamen einen Punkt, was wir auf einem Zettel festhielten.
„Okay, Liv", sagte Henrik mit einem breiten Grinsen und zog eine Karte. „Never have I ever, einen One-Night-Stand."
Ich sah Tom nicht an, hätte mir jedoch beinahe auf die Lippe gebissen. Dennoch konnte ich aus dem Augenwinkel sehen, wie er schmunzelte und seine Wangen einen leichten Rotschimmer bekamen. „Nein. Ihr sind Gefühle wichtiger", antwortete er, womit wir einen Punkt bekamen. Viel besser als dieser Punkt allerdings, war das Gefühl, was er in mir auslöste.
„Toby", hörte ich Tom sagen. Er hatte bereits eine Karte in der Hand. „Never have I ever, bekam oder gab ich einen Lapdance."
Henrik musterte den Mann der Minute einen Augenblick und überlegte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihm die Vorstellung gefiel, was mich amüsiert grinsen ließ. „Nein. Toby ist zu unschuldig", antwortete er schließlich, woraufhin sein Partner auflachte und den Kopf kurz amüsiert schüttelte.
„Tut mir leid, aber das ist falsch", entgegnete er.
„Du hast einen Lapdance bekommen? Oh man... Was beneide ich dich...", seufzte Henrik.
„Nein. Gegeben", korrigierte Toby und räusperte sich verlegen. Seine Wangen waren knallrot. Henrik hob abrupt seinen Kopf und sah seinen Teamplayer entgeistert und sprachlos an.
„Tja. Kein Punkt für euch.", sagte ich belustigt.
„Tom", räusperte sich Toby und zog eine Karte. „Never have I ever, war ich in einem Strip Lokal."
Ich schluckte und traute mich kaum, Tom anzusehen. Aber ich wollte seine Mimik lesen. Er hingegen sah mir so liebevoll und herzlich in die Augen wie immer.
„Nein...", hauchte ich nach einiger Zeit. Es war nur so ein Gefühl. Vielleicht war es letztendlich das, was ich wahrhaben wollte.
„Stimmt.", raunte Tom mit einem warmen Lächeln, welches ansteckend war. Beinahe hätte ich ihn umarmt vor Freude. Stattdessen biss ich mir auf die Lippe, während Henrik einen Punkt für uns notierte. Ich räusperte mich verlegen und zog eine Karte. „Henrik. Never have I ever, beim Sex eingeschlafen."
Toby musste leicht lachen. „Niemals. Das kann ich mir nicht vorstellen."
Mein bester Freund hingegen drehte sich leicht von ihm weg und murmelte: „Bin ich aber..."Nun war es Toby, der ziemlich dumm aus der Wäsche sah. Ich konnte darüber nur leise kichern. Henrik griff unauffällig zur nächsten Karte. „Liv, Darling", sagte er, gefolgt von einem Räuspern. „Never have I ever, Sex am Strand."
Ich biss mir abermals auf die Unterlippe und schmeckte bereits den metallisch süßen Geschmack meines Blutes. Tom wusste ja eigentlich bereits genug über mich, um diese Frage zu beantworten. Genau dies brachte mich wieder in Verlegenheit.
„Nachdem sie die Sonne hasst, denke ich, die Antwort lautet nein", sagte er und musterte mich kurz. Wenn er weiter so lächeln würde, wäre das wohl meine Todesursache.
„Richtig", murmelte ich.
Henrik notierte bereits einen Punkt für uns. "Nachts ist das sowieso viel romantischer", kicherte meine bessere Hälfte.
Die nächste Frage ging wieder an Toby. „Never have I ever, betrunken Auto gefahren."
„Das würde ich nicht glauben. Zumindest hoffe ich das", antwortete Henrik und sah Toby in die Augen. Diesmal stimmte die Antwort und ich notierte ihnen einen Punkt.
„Never have I ever, Sex mit mehr als einer Person gleichzeitig.", stellte Toby die Frage. Einen Moment fiel mir mein Herz in die Hose. Ich zerrte es wieder nach oben und sah Tom in seine wunderschönen Augen. Was hatte ich nur für ein Glück?
„Ich...ich denke nicht", antwortete ich heißer. Toms Wangen wurden etwas rot und er senkte den Blick. Alles in mir wollte über ihn herfallen. Wie konnte man nur so süß sein?
„Ich hatte tatsächlich noch nie einen Dreier oder dergleichen", raunte er. Wir bekamen einen Punkt und ich einen Blick, der mein Herz endgültig schmelzen ließ. Er war Gentleman durch und durch und hatte wahrscheinlich eine völlig weiße Weste. Nur hatte ich Angst, dass genau dies zum Problem werden könnte. Ich war zwar nicht gerade eine Draufgängerin, hatte dennoch gern etwas Drama und Nervenkitzel im Leben. Ein Dreier zum Beispiel hatte mich hin und wieder nachdenken lassen. Natürlich hatte ich mir nie erträumt, dass dies jemals geschehen würde, aber ich hatte Angst, dass Tom zu brav und ich zu böse war diesbezüglich. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und wir spielten weiter. Irgendwann verabschiedeten sich Toby und Henrik, bevor sie hinaufgingen.
„Ich kann hier auf dem Sofa schlafen", bot Tom an, während wir gemeinsam alles wegräumten. Ich kaute erneut auf meiner Lippe herum.
„Ich... Es...es fällt mir etwas schwer, neben jemanden zu schlafen", gestand ich. „Ansonsten wäre es kein Problem." Er lehnte sich lässig gegen die Kücheninsel und sah mich an. „Was würde es denn einfacher für dich machen? Sag mir, falls ich dir helfen kann", fragte er.
„Nun ja...", murmelte ich. „Wenn du wartest bis ich eingeschlafen bin, also nicht vor mir einschläfst, mich im Arm hältst und meinen Arm oder Rücken streicheln würdest..." Wieso war es mir peinlich, so etwas zu sagen? Er zog mich sanft an der Taille zu sich, strich mir die losen Haarsträhnen, welche sich aus meinem unordentlichen Knoten gelöst hatten, aus dem Gesicht und sah mir liebevoll in die Augen.
„Das ist selbstverständlich. Ich würde die ganze Nacht wach bleiben, wenn es dir hilft", raunte er. „Wenn du willst, lese ich dir etwas vor oder singe für dich. Was auch immer dir helfen könnte, du bekommst es."
Ich lächelte verlegen und überglücklich. „Du weißt, dass du das nicht musst."
„Ich möchte es aber", entgegnete er lächelnd und kam mir näher. „Seine Frau sollte man stets auf Händen tragen und ihr jeden Wunsch erfüllen."
„Tom..." Mehr bekam ich nicht über die Lippen, was ohnehin nicht nötig war, denn er beugte sich zu mir, um mich leidenschaftlich zu küssen. Er war so groß. Verliebt schlang ich meine Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Plötzlich hob er mich hoch wie eine Braut. Ich quiekte überrascht auf und schlug sanft gegen seine Brust.
„Tom! Ich bin viel zu schwer!", rief ich besorgt und beschämt. Wieso schämte ich mich erneut für meine Figur?
„Hör auf. Du bist alles andere als schwer und ich nicht schwach", entgegnete er und trug mich entgegen meinen Protesten die Treppe hinauf in mein Zimmer.
„Tom! Ich wiege über 70kg!", zischte ich heißer. Er stieß die Tür zum Zimmer auf und legte mich sanft ins Bett, bevor er die Tür schloss.
„Und wo ist das nun ein Problem?", fragte er so nüchtern, dass er mich erinnerte, dass es kein Problem war. Ich war gut so, wie ich war. Und Tom war niemand, der auf Hungerhaken-Models stand und nur aufs Äußere achtete.
„Ziehst du jetzt einen vornehmen, britischen Schlafanzug an?", kicherte ich, teils um das Thema zu wechseln. Tom erwiderte das Lachen und sah mich mit rosigen Wangen an.
„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne in Boxershorts und Shirt schlafen."
Meine Wangen wurden nahezu genauso rot. „Natürlich hab ich nichts dagegen", versicherte ich ihm. „Aber wird dir nicht kalt sein? Ich heize hier nicht. Es hat maximal 12 Grad."
„Wie schläfst du denn normalerweise?", stellte er die Gegenfrage. „Im... Nachthemd.", antwortete ich perplex. „Na eben. Wenn dir nicht kalt ist, kann ich mir wohl kaum die Blöße geben. Außerdem bin ich kühles Wetter gewöhnt. Mach dir keine Sorgen." Er schenkte mir wieder sein warmes Lächeln und zog sich langsam die Jeans aus. Die Art und Weise, wie er seinen Gürtel öffnete, ließ mich erschauern. Sex hatte nie einen großen Stellenwert in meinem Leben gehabt, aber dieser Mann hatte einen solchen Sexappeal, dass mir ganz schwummrig wurde. In Shorts und Shirt legte er sich neben mich unter die Bettdecke und schlang seine Arme eng um mich. Seine Nähe fühlte sich so gut an, dass ich nicht anders konnte, als mich an ihn zu kuscheln. Warum nur roch er so gut? Mein Körper war so warm und prickelte von Kopf bis Fuß. Tom streichelte sanft meinen Rücken und hielt mich liebevoll in den Armen. Er ließ mich so sicher und geborgen fühlen, wie ich mich noch nie gefühlt hatte. Zu meiner Überraschung fing er tatsächlich an zu singen. Meine Mundwinkel hoben sich und mein Herzschlag wurde ruhiger. Die meisten Männer hätten bereits versucht, einen Schuss zu landen, aber er, er war bis zum letzten Atemzug durch und durch Gentleman. Ehe ich mich versah, fiel ich in einen ruhigen und tiefen Schlaf.
Am nächsten Morgen weckte mich Tom mit einem sanften Kuss. Ich erwiderte diesen noch im Halbschlaf und blinzelte verschlafen. Sowie ich erkannte, dass es er war, schmunzelte ich glücklich. „Guten Morgen", raunte er an meinen Lippen und betrachtete mich verliebt. Als mir klar wurde, wie ich aussehen musste, versuchte ich mein Gesicht zu verstecken.
„Ich muss schrecklich aussehen...", murmelte ich ins Kissen, woraufhin er nur kicherte.
„Du siehst bezaubernd aus, auch morgens", entgegnete er und strich mir über den Rücken. In jenem Moment kroch der Geruch von Pancakes in meine Nase. Ich hob schließlich den Kopf und bemerkte ein Tablett mit Frühstück und Tee neben mir.
„Henrik verriet mir zum Glück, wie du dein Frühstück am liebsten hast", teilte er mir amüsiert mit. Ich setzte mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf und nahm einen Schluck von dem Tee. „Ich dachte mir, dass English Breakfast Tee gut passen könnte", raunte er in jenem Moment, als ich die warme Flüssigkeit auf meiner Zunge spürte. Beinahe hätte ich mich vor Lachen verschluckt. Er sah mich mit solch einem verliebten Blick an, dass mein Herz so weich wie Butter wurde und schließlich dahinschmolz, als er mich innig küsste.
„Weißt du, wie schön es ist, neben dir aufzuwachen und einzuschlafen?", hauchte er. Seine Finger strichen sanft über meine Wange, sein Daumen sinnlich über meine Lippen. Meine Wangen nahmen allmählich die Farbe von Erdbeeren an.
„Weißt du noch, wie du zu Anfang gesagt hast, dass auch du Fehler hast?", entgegnete ich und tippte ihm gegen die Stirn. „Bislang habe ich nur den charmanten Engländer kennengelernt."
„Weist du, ich bin zur Hälfte schottisch. Wir haben Temperament", argumentierte er. Dabei wirkte er jedoch mehr wie ein schmollendes Kind als wie ein rauer Schotte, weswegen ich lachen musste.
„Aye. Merkt man sofort", kicherte ich, was es nicht gerade besser machte. Er ließ ein Brummen verlauten und fuhr sich durch seine lockig luftigen, roten Haare. Er sah aus wie ein verdammter König. Ohne, dass ich es bemerkte, biss ich mir auf die Unterlippe. Seine Augen wanderten dorthin und begannen zu funkeln. Für den Bruchteil einer Sekunde kam er mir so vor wie ein Bär auf Jagd. Ob er mich überhaupt attraktiv fand? Ich wusste, es war dämlich dies anzuzweifeln, so wie er mich immer ansah, dennoch ... Was wollte er von einer volltätowierten, gepiercten Rockerin? Passend zu meinen Gedankengängen spielte ich mit meinen Snakebites herum. Die schwarzen Metallringe klirrten gegen meine Zähne.
„Alles in Ordnung?", hörte ich Tom fragen, woraufhin ich wieder in die Realität kam und ihn kurz irritiert ansah. „Hast du keinen Hunger?", fragte er weiter und deutete auf die Pancakes.
Ich räusperte mich und bemühte mich um ein Lächeln. „Doch. Ich bin nur nicht ganz wach, schätze ich", versicherte ich ihm, bevor ich anfing zu essen. Aus dem Augenwinkel konnte ich genau sehen, dass er mir das nicht abkaufte. Dennoch wechselte er -wahrscheinlich mir zu liebe- das Thema.
„Darling, ich hab gesehen, dass ihr Katzen habt. Vertragen sie sich mit Hunden?"
Ich schluckte den Bissen hinunter, strich Nutella auf den nächsten und nickte. „Wir haben vier. Aber hier im Dorf wohnen viele Tiere. Sie sind Freigänger und vertragen sich mit jedem. Verteidigen ihr Revier aber gut. Warum fragst du?"
„Nun ja, ich habe einen Hund. Ich würde ihn zu den nächsten Dreharbeiten mitnehmen", erklärte er. „Und wenn du willst, dass ich wirklich bleibe, muss er mit."
Da war es wieder. Er wollte hierbleiben. Wollte er wirklich in diesem abgelegenen Fischerdorf gemeinsam mit mir leben? Man musste mir diese Frage deutlich ansehen -vermutlich, weil ich aufgehört hatte, zu kauen und ihn ansah, als wäre er ein Geist-, denn er legte seine Hand auf meinen Arm und lächelte mich warm an.
„Wenn du das überhaupt möchtest", fügte er hinzu. Ich schluckte und trank etwas Tee, um nachzuspülen.
„Du willst wirklich, hier in diesem Dorf mit mir leben, jemanden, den du kaum kennst und an einem Ort, an dem es immer kalt ist und regnet? So weit ich mich erinnere, genießt du die Sonne gern am Strand." Nun klang ich wahrscheinlich wie ein verrückter Stalker. Er hingegen kicherte leise in seinen Bart hinein.
„Ich lebe in London. Glaubst du, ich würde noch dort leben, wenn mir das Wetter etwas ausmachen würde?", entgegnete er. „Gut, hier ist es noch einmal eine Nummer kälter, aber solange ich bei dir bin, ist mir ohnehin stets warm."
Ich spürte, wie meine Wangen wieder prickelten. „Tom, ich kann nie mit dir bei Sonnenschein auf irgendeinem Beach rumrennen", klärte ich ihn auf. „Ich hab Sonnenallergie. Bei starker UV Strahlung bekomme ich grauenhafte Zustände samt Ausschlag. Zudem hasse ich Sonne. Im Gegenteil zur restlichen Menschheit sind Henrik und ich schwer depressiv, wenn die Sonne scheint."
Tom legte seine Hände an meine Wangen und sah mir tief in die Augen. Das Funkeln, welches ich in seinen vorfand, zeigte mir, dass er die Wahrheit sprach, als er sagte: „Dann verlassen wir dieses Haus nur noch, wenn es regnet, stürmt oder schneit." Seine Mundwinkel wanderten wieder nach oben und seine Lippen strichen sanft und gleichzeitig sinnlich über meine.
„Das sagst du jetzt noch...", nuschelte ich. „Aber glaubst du nicht, wir sind viel zu unterschiedlich?" Er richtete sich wieder gerade und strich mir durch die Haare.
„Dann sollten wir das herausfinden, denkst du nicht?" Zugegeben hatte er natürlich Recht. Aber ich hatte Angst, wir fänden heraus, dass wir nicht zusammen passten.
„Darling...", raunte er. „Gib uns eine Chance."
Wie hätte ich seinem Lächeln, seinem warmen Blick und seinen funkelnden Augen etwas ausschlagen können? „Das tue ich", antwortete ich. Dazu schenkte ich ihm einen Kuss auf die Wange. „Bald gehen die Dreharbeiten wieder los. Irgendetwas Bestimmtes, das du machen möchtest?", fragte ich, um das Thema zu wechseln, während ich weiter aß.
„Segelst du mit mir?", stellte er die Gegenfrage.
„Natürlich. Wenn du tust, was der Captain sagt", meinte ich und zwinkerte ihm frech zu. Er lachte und senkte kurz seinen Blick, bevor er mich wieder verliebt anfunkelte.
„Wie heißt dein Hund?", fragte ich, womit ich erneut das Thema wechselte. Immerhin wollte ich ihn ja kennenlernen. Tom fuhr sich über seinen Bart, während er halb im Bett lag und sich auf seinem anderen Arm abstützte. „Bobby", antwortete er.
„Findest du Tattoos denn überhaupt attraktiv?" Da war es. Ich hatte die Bombe platzen lassen. Für einen kurzen Moment hob er seine Augenbrauen an.
„War es das, worüber du nachgedacht hast?", fragte er und griff nach meiner Hand.
„Aye...", gab ich betrübt zu. „Ich meine, du bist Brite, old-school und hast nicht einmal einen Namen tätowiert. Ich hingegen hab kaum noch eine freie Stelle am Körper. Selbst in meinem Gesicht hab ich zwei Tattoos. Noch dazu Snakebites, ein Augenbrauenpiercing, dutzend Ohrringe,..."
„Darling, darling, darling!", unterbrach er mich und drehte meinen Kopf schließlich am Kinn zu sich, als ich nicht aufhörte zu sprechen. „Ich werde es dir immer wieder sagen und es wird sich auch nicht ändern", fuhr er fort. „Du bist die schönste und attraktivste Frau, die ich je kennengelernt habe. Ich mag dich, wie du du bist. Dazu gehört jedes Tattoo und jedes Metallding an deinem Körper. Dazu zählt aber auch jeder noch so dunkle Fleck in deinem Herzen. Einfach alles. Würdest du dich besser fühlen, wenn ich auch ein Tattoo hätte?"
Die Frage überrumpelte mich so sehr, dass ich im ersten Moment nicht wusste, was ich antworten sollte. Seine Komplimente erwärmten mir das Herz. Ich hoffte nur, dass sich das alles nicht ändern würde.
„Ich weiß nicht...", murmelte ich. „Vielleicht?"
„Sei versichert, ich mag alles an dir. Ob mit oder ohne Tattoos", wiederholte er. „Außerdem sind Tattoos ebenfalls eine Art von Kunst, die ich sehr gern betrachte. Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich deine Tattoos heimlich gemustert habe. Sie erzählen eine ganze Geschichte und ich möchte weiterlesen."
Selbst wenn dieser Mann schlüpfrig flirtete, klang es wie ein Gedicht. Wie hätte ich da noch länger standhalten können?
„Dann lies...", hauchte ich, ohne, dass ich es wirklich wahrnahm. Erst sein Blick machte mir klar, was ich gerade gesagt hatte. Nach einem Moment der Irritation stellte Tom das Tablett auf den Nachttisch, sah mich wieder an, vergrub seine rechte Hand in meinen Haaren und küsste mich leidenschaftlich. Ich erwiderte diesen Kuss zunächst zögerlich aus Angst, aber nach wenigen Sekunden legte ich meine Hände in seinen Nacken. Das Gefühl seiner starken Arme hatte ich bereits vermisst.
„Du bist wunderschön...", hauchte er an meinen Lippen, bevor er sich meinen Körper hinunter küsste. Ich legte den Kopf in den Nacken. Ein zartes Lächeln umspielte meine Lippen. Er drückte mich sanft zurück in die Matratze, während seine Hände über meine Haut strichen. Sowie seine Finger den Saum des T-Shirts zu fassen bekam, schob er es ein Stück nach oben. Damit entblößte er meinen Bauch, was mir beinahe etwas unangenehm war. Er kannte bestimmt nur Frauen mit flachem Bauch. Tom bemerkte, wie ich genannten anspannte, woraufhin er liebevoll um meinen Bauchnabel küsste. Dabei überraschte er mich, indem er mit seinen Zähnen leicht an meinem oberen Piercing zog und mit seiner Zunge über mein unteres Bauchnabelpiercing leckte. Auf meinem Bauch waren Nelken, Rosen und ein altes Porträt tätowiert. Unter meinen Brüsten -was er nur ansatzweise sah- zeichnete sich ein großer, blutbefleckter Rabe ab. Tom hob seinen Kopf etwas an, lehnte sich mit einem Arm über mein Becken und zeichnete mit der freien Hand die Tattoos nach. Seine Augen folgten dabei seinen Fingern mit einem neugierigen Funkeln.
„Jemand, den du kennst?", fragte er, ohne mich anzusehen, und strich über das Porträt. Es war ein Mann Ende 19. Jahrhunderts mit einem gepflegten Moustache.
„Ja", antwortete ich, wobei ich kurz zu ihm schielte. „Mein Ur-Ur-Großvater."
„Es sieht aus wie ein Bild. Jedes noch so kleine Detail...", murmelte er fasziniert.
„Ich suche mir meine Tätowierer sorgfältig aus", sagte ich. Seine Finger wanderten bereits höher, was mir ein wohliges Kribbeln bereitete. Er schob mir das Shirt bis zum Brustansatz hoch, machte da allerdings Halt. Diesen Moment nutzte er, um den Raben eingehend zu mustern. Vielleicht war er sich auch nicht sicher, ob er nun weitergehen sollte oder nicht.
„Liv... Ich will ehrlich mit dir sein", meinte er plötzlich und richtete sich auf, um mir in die Augen sehen zu können. Er sah verlegen und beschämt aus.
„Ich bitte darum", sagte ich, als er nicht weitersprach. Es schien ihm tatsächlich schwerzufallen. „Es ist...nun ja...etwas her, seit ich das letzte Mal mit einer Frau intim war, oder mit ihr ausgegangen bin.", gestand er. Nun verstand ich. Natürlich machte es das Ganze nicht viel einfacher.
„Tom...", hauchte ich. Meine linke Hand fand wie von selbst in seine weichen Haare. Wie konnte er diese Locken nur so elegant nach hinten kämmen? Ich hingegen sah mehr aus wie eine Zigeunerin, da meine Locken stets taten, wonach ihnen war. „Du bist womöglich der letzte Gentleman auf Erden", fuhr ich fort. „Du bist romantisch, trägst eine Frau auf Händen und weißt dich zu pflegen. So etwas stirbt immer mehr aus. Noch dazu hast du ein Herz aus Gold. Ist dir eigentlich bewusst wie wundervoll du bist?"
Die ganze Zeit über blickte ich in seine Augen, versuchte, den Blickkontakt aufrecht zu halten, damit er sah, wie ernst es mir war. Seine Wangen wurden rosig. Seine Mundwinkel zuckten nach oben.
„Frauen wollen eher einen Bad Boy oder nicht?", entgegnete er, woraufhin ich belustigt schnaubte.
„Das sind keine Frauen sondern Mädchen.", sagte ich. „Niemand, der ansatzweise bei Verstand ist, würde ein Arschloch, dass Bier säuft und tut was er will, jemanden wie dir vorziehen." Für einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass er überrascht war. Mir war nicht viel über ihn bekannt, aber er schien mir nicht, wie der typische Kerl, der alles flachlegen würde. Auch sein Ruhm und Reichtum schienen ihm nicht sonderlich zu Kopf zu steigen. „Ich hab noch mehr Tattoos", fügte ich mit einem frechen Zwinkern hinzu, als er keine Anstalten machte, zu reagieren. Nun lachte er wieder, sah mich einen Moment lang verliebt an und küsste mich schließlich leidenschaftlich. Mit einem Mal packte er den Saum meiner Leggings und zog sie ruckartig aus. Damit überraschte er mich so, dass mir ein Keuchen über die Lippen kam. Seine Hände strichen über meine Beine.
„Anubis und... Horus", raunte er mit Blick auf meinen rechten Oberschenkel. Als wäre ich ein Museum ließ er seinen Blick über sämtliche Tattoos auf meiner Haut wandern. Nach seinen Blicken folgten seine Lippen, die meinen Körper mit Küssen und Knutschflecken bedeckten. Ich ging einen Schritt auf ihn zu und zog ihm sein Shirt aus. Fast wie ein Tier küsste er über meine Oberschenkel. Ehe ich mich versah, riss er mir den Slip einfach vom Körper. Kurz darauf schielte er zu mir. „Ich kann auch anders", raunte er mit einem Grinsen, woraufhin ich ihn entgeistert ansah. Mir blieb jedoch nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken, denn er fing mit einem Mal an, mich mit seiner Zunge zu beglücken. Ich stöhnte augenblicklich auf und krallte mich im Laken fest. Es war deutlich zu spüren, wie er daraufhin zufrieden grinste. Er genoss es mindestens so sehr wie ich, das war zu erkennen und er hörte nicht auf, bis er mich an den intensivsten Höhepunkt meines Lebens trieb. Dabei krallte ich mich in die Laken, drückte meinen Rücken stöhnend durch und biss mir -etwas zu fest- auf die Unterlippe. Er schmunzelte, kam langsam zu mir hoch und schloss mich in seine starken Arme. Mein Atem und mein Herz beruhigten sich an seiner Brust. So wunderschön dieser Moment gerade war, verwirrte mich das alles doch ein wenig, weswegen ich den Kopf hob, um ihm in die Augen zu sehen.
„Was denn? War es so schlecht?", fragte er, klang aber keineswegs besorgt, viel mehr amüsiert. Ich kicherte leise, schüttelte den Kopf und erwiderte: „Alles andere als das. Aber warum...also...was ist mit dir?" Er strich mir die Haare aus dem Gesicht, musterte dabei jeden Winkel, weswegen ich rot wurde, und küsste anschließend meine Stirn.
„Weißt du noch? Du erzähltest, dass du noch nie Spaß beim Sex hattest", raunte er. „Ich werde dich Stück für Stück vom Gegenteil überzeugen. Versuch erst gar nicht, mich umzustimmen. Ich habe meine Freude daran, keine Sorge. Denn es gibt nichts Schöneres, als dir Lust zu bereiten. Oder viel mehr, dich um den Verstand zu bringen." Letzteres sagte er mit einem frechen Zwinkern.
Seine Worte konnten einem feuchte Augen bereiten, weswegen ich den Blick senkte. „Wenn du weiterhin so perfekt bist, dann fühl ich mich wie eine Idiotin...", nuschelte ich verlegen. Tom drückte mich wieder an seine Brust. Dabei legte er sein Kinn auf meinen Kopf ab.
„Ich bin nicht perfekt. Tatsächlich habe ich Angst, dass du meine Schattenseite erblickst.", entgegnete er. Seine Finger spielten mit meinen Haaren. Noch nie hatte mich ein Mann so liebevoll behandelt wie er.
„Ich werde mich nur noch mehr in dich verlieben", antwortete ich. Seine nackte Brust auf meiner Haut fühlte sich so gut an, dass ich überall Gänsehaut hatte. „Weißt du...", fügte ich hinzu, während meine Augen seine nahezu makellose Erscheinung musterten. „Da gibt es dieses alte Lied... Can't take my eyes of you... Seit ich dich kenne, schwirrt es mir auf und ab im Kopf herum."
Tom schmunzelte und küsste meinen Handrücken. „Und du dachtest, wir hätten nichts gemeinsam", raunte er, was mich zunächst stutzig machte, bis er sich erklärte. „Ich hatte genau dasselbe Lied im Kopf."
Zugegeben überraschte es mich, das zu hören. Die Wahrscheinlichkeit, denselben Gedanken zu haben, war immerhin nicht gerade groß. „Na los. Zieh dich an. Ich hab von Norwegen immer noch so wenig gesehen", sagte er plötzlich und sprang dabei förmlich aus dem Bett. Ich schnappte amüsiert nach Luft, schüttelte belustigt den Kopf über ihn und stand auf. Es dauerte keine fünf Minuten, da kam ich frisch angezogen aus dem Bad. Auch er hatte seine volle Montur an und erwartete mich bereits im Wohnbereich. Mein bester Freund hatte mir eine SMS hinterlassen, dass er mit seinem Lover auf einem Date war. Ich antwortete ihm mit einem frech grinsenden Smiley und machte mich anschließend gemeinsam mit Tom auf den Weg nach draußen.
„Wenn du willst, zeige ich dir das Fischerdorf und segle mit dir raus. Es ist nur bewölkt und bis zum Abend wird kein Sturm erwartet", schlug ich vor, nachdem ich mich an seinem Arm eingehakt hatte. Seine Augen leuchteten auf und seine Mundwinkel wanderten nach oben.
„Das klingt perfekt", raunte er, gefolgt von einem zarten Kuss auf meinen Scheitel. Ich zog mir meine schwarze Mütze tiefer, da ich bis zu den Ohren rot wurde. Gesagt, getan. Ich zeigte Tom unser bescheidenes Dörfchen, wobei ihn die meisten skeptisch musterten, aber auch viele herzlich begrüßten.
„Wir sind hier wie eine große Familie", erklärte ich. „Dementsprechend sind wir Neuen gegenüber meist unsicher. Hier gibt es keinen, für den ich nicht meine Hand ins Feuer legen würde und so etwas ist wirklich selten."
„Das ist es wirklich", stimmte er zu. „Ich bezweifle es auch keine Sekunde. Es fühlt sich hier...heimelig an. Ich kann mir vorstellen, dass du gern hier lebst."
„Allerdings. Ich liebe es zu reisen. Die Welt und die verschiedenen Kulturen zu entdecken, aber am Ende will ich immer hier her zurückkehren. Hier will ich meinen letzten Atemzug tun, weißt du.", antwortete ich.
„Das kann ich nur allzu gut nachvollziehen."
„Hast du eigentlich nie darüber nachgedacht, nach Hollywood zu ziehen?", fragte ich, womit ich ihn vielleicht etwas überrumpelte. Die Frage kam wie aus dem Nichts. Dementsprechend dachte er einen Augenblick darüber nach.
„Ehrlich gesagt nicht, nein.", antwortete er. „Für Hollywood hätte ich mich nie von meiner Heimat trennen können, ganz gleich wie die Aussichten auf Karriere auch stehen. Versteh mich nicht falsch. Ich liebe meine Arbeit. Aber ich möchte...ich selbst bleiben. Macht das irgendwie Sinn?"
Unsere Blicke trafen sich. Wir blieben stehen und ich lächelte warm. „Das macht es allerdings.", hauchte ich. Dabei musterte ich jeden Millimeter seines Gesichts. „Du bist nicht wie die meisten. Das war mir schnell klar. Weder Ruhm noch Geld können dich verbiegen. Du bleibst dir selbst treu und bist einer der ehrlichsten und liebevollsten Menschen, die ich kenne."
Was ich sagte, schien ihn überglücklich zu machen, denn er legte seine Hände an meine Wangen und küsste mich sinnlich. Schließlich setzten wir unseren Spaziergang fort und aßen im Pub etwas zu Mittag. Anschließend zeigte ich ihm zuerst die Fregatte, die wir restaurierten. Es freute mich, zu sehen, wie sehr er sich dafür begeistern konnte. Sein Geist schien so offen gegenüber allem und neugierig wie ein Kind. Mit Menschen unter 30 konnte ich nichts anfangen, aber ich liebte die Begeisterung und Fantasie der Kinder. Genau jene, welche ich nun bei Tom erblickte.
„Unsere Betty ist zwar nicht so spektakulär, wie das große Baby, aber es ist dennoch eines der schönsten Segelboote im Hafen", schmunzelte ich, während wir den Weg zum Boot einschlugen. Zum Glück verschwand seine Begeisterung nicht. Im Gegenteil. Er war Feuer und Flamme, sowie ich Betty aus dem Hafen steuerte und ihm Anweisungen gab, wie er mir helfen konnte. Der kalte Nordwind peitschte uns in die Gesichter und zerzauste uns die Haare trotz der Mützen, die wir trugen. Die Meeresluft wurde stärker, der Fischgeruch verschwand allmählich etwas und leichter Nieselregen tröpfelte auf uns nieder. Die Wellen schlugen gegen das Boot, aber blieben sanft. „Und? Gefällt's dir?", rief ich entgegen dem Wind. Tom stand am Bug und sah zu den gigantischen Bergen, welche sich über unsere Köpfe hinaus in den Himmel streckten.
„Wenn man die monströsen Berge so nah vor sich sieht", sagte ich, nachdem ich an seine Seite getreten war. „Merkt man erst, wie klein wir sind. Am Ende erstreckt sich die Natur über uns. Wir werden vergehen, aber sie, sie bleibt auf ewig und wird stets siegen. Es ist nicht unsere Welt. Es ist ihre."
„Schöner hätte ich es nicht beschreiben können", stimmte er mit einem weichen Lächeln auf den Lippen zu. Sein Blick wanderte kurz zu mir. Er nahm meine Hand, küsste meine Finger und drückte mich liebevoll an sich. Das Platschen des Wassers, die Möwen über unseren Köpfen und der Wind ergaben eine Symphonie, die man sich nie richtig vorstellen könnte, wenn man sie nie mit eigenen Ohren gehört hatte. Die gemeinsame Zeit mit Tom am Boot war schöner, als ich sie mir je hätte vorstellen können. Trotz allem waren wir vor Einbruch des Gewitters wieder bei mir zuhause. Henrik schien noch bei seinem Freund zu sein, somit holte ich einen kleinen Schatz hervor.
„Ein Plattenspieler?", lachte Tom, während ich das Ding auf einen Beistelltisch stellte.
„Und sieh mal, was ich hier habe", sagte ich und hob eine Vinylplatte hoch. Es war das besagte Lied. Wir hatten nicht viele Platten, aber diese befand sich dank glücklicher Umstände in der Sammlung. Tom war im ersten Moment völlig sprachlos und sah mich grinsend und mit halb offenen Mund an. Ich legte die Scheibe auf den Plattenspieler, rückte die Nadel zurecht und schon wurde das Lied abgespielt. Die Atmosphäre veränderte sich, wurde noch romantischer. Tom fing sich endlich wieder und reichte mir mit einem Mal eine Hand.
„Darf ich bitten, my Lady?", fragte er. Wie hätte ich da nein sagen können? Ich nahm seine Hand an und wir fingen an, passend zu dem Song zu tanzen. Zunächst langsam und romantisch, dann schwungvoll und sinnlich. Wir rauschten, nein, flogen förmlich durch den Raum. Es gab nur noch uns beide. Sowie das Lied die letzten Töne von sich gab, küssten wir uns mit der Hingabe, die wir für den anderen empfanden. Während ich uns Tee kochte, bereitete Tom eine Überraschung vor, von der ich nicht das Geringste ahnte. Er kam plötzlich von hinten an, schlang seine Arme um mich, nur um mir einen Moment seiner Nähe zu schenken, bevor er mich an der Hand mit sich zog. Das Ziel war das Badezimmer, wo mich ein Schaumbad mit Rosenblüten und Kerzen erwartete. Ich biss mir auf die Lippe bei diesem Anblick.
„Tom... Du bist hoffnungslos romantisch", hauchte ich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
„Solange es dir gefällt", antwortete er, küsste meinen Hals entlang und ließ dann von mir ab. „Steig rein. Ich komme gleich mit dem Tee nach. Schokolade und Kekse inklusive natürlich." Ich kicherte, sah ihm noch kurz nach, bevor ich mich auszog und in die Wanne stieg. Meine Haare hatte ich mit einer Nadel hochgesteckt. Kurz darauf erschien Tom auf ein Neues. Diesmal mit einem Tablett voll Tee und Schokolade, welches er auf den kleinen Tisch neben der Wanne abstellte.
„Du gestattest?", fragte er. Erst als ich mit einem Nicken antwortete, zog er sich langsam aus. Da ich mich etwas unwohl dabei fühlte, ihn anzustarren, wandte ich den Blick höflich ab. Er stieg zu mir ins Wasser mir direkt gegenüber, ehe er mir eine Tasse Tee reichte.
„Danke", hauchte ich, nachdem ich an dem warmen Getränk genippt hatte. Der Geschmack von Salbei, Kamille, Lavendel und Rosen breitete sich auf meiner Zunge aus. „Für alles, meine ich", fügte ich hinzu.
„So etwas sollte selbstverständlich sein", entgegnete er.
„Aber nicht als solches angenommen werden", argumentierte ich, bevor ich mich zu ihm beugte und ihn sanft küsste.
„Ich genieße jede Sekunde mit dir", hauchte er an meinen Lippen. Eines der wohl schönsten Geständnisse, die man bekommen konnte. Mit jedem Mal wurde mir erneut ganz warm ums Herz.
„Wie soll ich dir all diese Dinge nur je vergelten?", seufzte ich und lehnte mich wieder zurück. Was könnte ich ihm schon geben?
„Aber das machst du doch bereits längst", erwiderte er. „Allein die Segelfahrt heute. Du schenkst mir mehr, als du denkst. Glaub mir."
Mein Gemüt wurde etwas leichter. Ich stellte die Tasse ab und nahm mir ein Stück Schokolade, das ich mir grinsend in den Mund schob. „Wann müssen wir fliegen?", fragte ich, nachdem ich geschluckt hatte.
„Ich würde gern noch länger hier bleiben. Aber wir sollten bald los. Wenn die Wetterlage weiterhin so gut mitspielt, dann werden die Dreharbeiten wohl früher beginnen.", antwortete er.
„Damit hab ich kein Problem.", teilte ich ihm ehrlich mit. „Bis auf das mit London.", fügte ich seufzend hinzu. „Ich finde, in England gibt es einige schöne Plätze, aber London ist eine Weltmetropole..."
Tom strich mir im Wasser sanft über meine Wade und sah mir dabei in die Augen. „Mach dir darum nicht allzu viele Gedanken. Ich verstehe dich sehr gut. Meist, wenn ich joggen oder in mein Lieblings Café gehe, laufe ich Paparazzi über den Weg. Mindestens jemand, der ein Bild mit seinem Handy schießt. Einer der vielen Gründe, weswegen ich es hier erst Recht sehr schön finde. Aber wenn man all das außer Acht lässt, gibt es in London auch einige schöne Dinge", erzählte er mit sanfter Stimme. „Du hast mir deinen wunderschönen Geburtsort gezeigt. Lass mich dir meinen zeigen. In Ordnung?"
Wie hätte man solch einem Mann widersprechen können? Mit einem langen Seufzen gab ich mich schlussendlich geschlagen.
„Na schön. Ich muss ja ohnehin für die Dreharbeiten hin. Also warum auch nicht."
Ein breites Lächeln umspielte seine Lippen, kurz bevor er diese auf meine legte und mich verliebt küsste. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, aber es kann passieren, dass meine Schwester auftaucht. Sie hat diese Angewohnheit."
„Du hast zwei, oder? Welche meinst du?", fragte ich neugierig. Es war mir etwas mulmig zumute, daran zu denken, dass eine seiner Schwestern auf mich treffen könnte. Seit wann interessierte es mich, was andere von mir dachten?
„Emma", antwortete er. Wenn ein Mann mit Schwestern aufwuchs, konnte er nur zum Gentleman werden, so dachte ich. „Es muss nicht zwingend passieren, aber ab und an kommt es vor, dass sie unangemeldet auftaucht", erklärte er.
„Was ist mit deiner anderen Schwester?", fragte ich weiter und legte den Kopf leicht schräg, während meine Augen ihn musterten. Er war so schön. Seine Seele war so schön. Und doch gab es irgendetwas an ihm, was mir Sorge bereitete.
„Sarah lebt in Indien", sagte er. „Ich besuche sie ziemlich gern, war aber schon ewig nicht mehr bei ihr."
„Verstehe. Danke für die Vorwarnung", meinte ich und nippte noch einmal an meinem Tee. Tom deutete mir unerwartet, ich solle mich umdrehen. So tat ich auch, bevor er anfing, mir sanft den Rücken zu waschen. Ich fand die Geste so süß, dass ich das Grinsen kaum aus dem Gesicht bekam. Auch nach dem Bad stürmte es draußen nach wie vor. Wir zogen uns an und legten uns hinauf ins Bett, wo er anfing, mir etwas vorzulesen. Seine Stimme war angenehm und hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Das Unwetter nahm ich so gut wie gar nicht mehr wahr. Die Zeit verging, und allmählich machte ich mir Sorgen.
„Alles in Ordnung?", riss mich Tom aus den Gedanken. Er hatte wohl bemerkt, dass ich unruhig geworden war.
„Aye... Also... Nay... Nicht ganz...", murmelte ich. „Henrik ist immer noch nicht da..."
„Er wird bestimmt in Ordnung sein.", raunte er und streichelte liebevoll über meinen Arm. „Hast du ihn versucht zu erreichen?" Ich nickte eifrig mit dem Kopf und zeigte ihm die ungelesenen Nachrichten, welche ich meinem besten Freund geschickt hatte.
„Nun ja, es stürmt wirklich sehr", sagte er. „Vielleicht hat er deine Nachrichten einfach noch nicht bekommen? Ihm geht es bestimmt gut."
„Und was, wenn ihm etwas zugestoßen ist?", entgegnete ich. Henrik war mein bester Freund. Er war wie er Bruder für mich.
„Nun beruhige dich erst einmal." Tom richtete sich auf und sah mir in die Augen. „Weißt du denn, wo er hin wollte?"
„So viel ich weiß, wollte er mit seinem Freund in die nächste Stadt fahren. Die ist ungefähr eine Stunde entfernt", antwortete ich. „Sie liegt jedoch ebenfalls an der Küste."
„Dort wird es mit Sicherheit genauso stürmen, wie hier."
„Sicherlich hast du recht... Tut mir leid, aber ich denke sehr oft, einfach viel zu viel nach...", seufzte ich.
„Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen", entgegnete er und strich mir sanft über die Wange. „Lass uns versuchen zu schlafen. Morgen wird er bestimmt wieder da sein."
Ich konnte nichts anderes tun, als zu nicken und mich an ihn zu kuscheln. Zu hoffen und versuchen zu schlafen. Tom sang für mich leise das asgardische Lied, um mir den Schlaf zu erleichtern. Dass uns am nächsten Morgen eine unschöne Überraschung erwartete, das konnte keiner von uns verhindern.
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