Kapitel 13

Ich starrte auf mein Handy und versuchte in Gedanken eine gut formulierte Nachricht zu verfassen. Fast schon verzweifelt schaltete ich mein Handy jedoch nach kurzer Zeit ohne Erfolg aus und ließ es fallen. Es landete auf meinem Kopfkissen, in welchem ich jetzt auch meinen Kopf vergrub. Nachdem ich diese Nachricht bekommen hatte, wurden mir, man kann sagen, die Augen geöffnet. Es könnte wirklich jeder gewesen sein. Ich hatte lange überlegt und letztendlich beschlossen den Ausflug abzusagen. Zumindest für Mark und Lucas. Ich konnte mir zwar bei keinem der Beiden denken, das er auch nur irgendetwas mit dem ganzen zu tun haben könnte. Aber ich war verunsichert.
Und darüber reden konnte ich auch mit niemanden. Ich wollte in Ruhe nachdenken und dann irgendwann, eventuell, wenn es sich ergeben sollte, mit jemanden reden. Aber mit wem? Wem könnte ich wirklich vertrauen?
Eine kurze Vibration an meinem Bein riss mich aus meinen trüben Gedanken und ich nahm mein Handy in die Hand. Angst davor, von wem die neue Nachricht wohl war, schaltete ich es ein und atmete dann erleichtert aus. Es war Lucas.

Lucas: Tut mir wirklich so unglaublich Leid aber mein Chef hat mich zur Inventur verdonnert. Das ganze Lager darf sich jetzt von mir zählen lassen und ich denke nicht das ich es heute noch lebend hier raus schaffe. Wir sollten uns wann anders treffen.

Auch wenn es mir für ihn Leid tat, freute ich mich doch. Ich musste erst einmal meinen Kopf frei bekommen. Nicht das ich noch einen Fehler mache. Schnell schrieb ich ihm also, dass es in Ordnung war und ich ihm viel Spaß wünschte, auch wenn er den wohl nicht haben wird.
Da ich dann auf einmal das Bedürfnis hatte an die frische Luft zu gehen, zog ich mir etwas Wettertaugliches an, mit dem man auch ruhig auf die Straße gehen könnte, und lief nach unten. Schon während ich die Treppe herunter stapfte, kam Luna angelaufen und sah mich freudig wie auch neugierig an. Ich hockte mich zu ihr und krauelte sie kurz, bevor ich dann ins Wohnzimmer lief. Marcus saß auf dem Sofa, sein Tablet auf dem Schoß und in irgendwas vertieft da, und bemerkte mich auch erst, als ich direkt vor ihm stand.
„Mila, gibt's was?" Ich nickte und er legte das Tablet zur Seite, um mir seine Aufmerksamkeit zu schenken.
„Ich wollte eine Runde mit Luna drehen. Ich muss unbedingt an die frische Luft und Luna hat sicher Lust mitzukommen."
„Klar. Aber bitte, nimm dein Handy mit und sein erreichbar." Ich nickte, lief aber gleichzeitig schon zur Tür, um mir Schuhe anzuziehen. Eine Jacke würde ich nicht brauchen. Es wurde wirklich Sommer, dementsprechende Temperaturen hatten wir auch.
„Und bleib nicht zu lange weg." rief Marcus mir noch hinterher, was ich mit einem kurzen „Jap." bestätigte, bevor ich dann mit der aufgeregt durch die Gegend hüpfenden Luna vor die Tür ging.

„Luna, ich brauche deinen Rat." Ich lief schon seit zehn Minuten durch die Nachbarschaft und fummelte gerade an der locker in meiner Hand liegenden Leine, während der kleine Fellball zu meinen Füßen sein Revier markierte.
Die ganze Zeit hatte ich stumm vor mich her gedacht, aber jetzt wusste ich nicht weiter und brauchte die Hilfe von jemanden. Und wenn dieser jemand ein Hund war.
Es schien meiner Begleitung jedoch nicht allzu wichtig zu sein, mir zu helfen, denn sie sah mich nicht mal an und lief stattdessen schnuppernd weiter. Genauso wie sie sich nicht für meine Gefühle zu interessieren schien, interessierte ich mich aber auch nicht für ihre und sprach einfach weiter.
„Also, nach der Nachricht die ich gestern von ihm bekommen habe bin ich mir nicht mehr sicher ob ich noch auf den Ausflug möchte. Klar, ich würde mich freuen mit allen zusammen wegzufahren, aber wie er sagte, ich kann niemanden trauen. Auch wenn ich daran gar nicht denken möchte, aber es könnte wirklich jeder sein. Selbst die mir nahestehendsten Menschen. Mark, sogar Lucas." Ich seufzte leise und blieb dann kurz still, während ein Pärchen an uns vorbei lief. Sie sollten nicht denken das ich komplett bescheuert war, weil ich mit einem Hund redete.
„Ich meine," sprach ich dann weiter als sie weit genug weg waren, was ich mit eineem Blick über meine Schulter abgesichert hatte „er hat mich halt verunsichert. Ich würde ja auch gerne mit jemanden reden, aber mit wem? Charlotte und Marcus würden nur sauer werden, weil ich nicht direkt zu ihnen gekommen bin und wir die Polizei informiert haben. Und ansonsten wüsste ich halt nicht wem ich wirklich trauen soll."
Da ich so langsam vor mir her lief und Luna es etwas eiliger zu haben schien, spannte sich die Leine, aber da ich nun mal von Natur aus stärker als der kleine Terrier war, wurde sie zurückgehalten. Das war wahrscheinlich auch der einzige Grund, weshalb sie mich ansah. Egoistisch wie ich war sah ich es aber als ein Zeichen dafür, dass sie mir zuhören würde, und sprach weiter.
„Mark ist lange Zeit wohl mein bester Freund gewesen, ich will doch nur nicht das der Kontakt jetzt komplett vergeht. Und Lucas ist mein einziger Kindheitsfreund und nach all der Zeit hab ich fast schon Angst ihn zu verlieren. Was heißt fast, ich habe Angst ihn wieder zu verlieren." frustriert sah ich zu Luna, welche sich anscheinend überhaupt nicht für mich und meine Gefühle zu interessieren schien, denn sie hatte sich wieder weggedreht und schnupperte stattdessen an einer Pfütze, welche nicht den Anschein machte, aus Regenwasser zu sein.
„Vielleicht sollte ich den Ausflug einfach verschieben. Es eilt ja nicht. Ich hab sowieso noch keine Aussicht, was ich nächstes Jahr machen möchte. Dann muss ich das jetzt ja nicht auf Krampf hinter mich bringen." Auch wenn ich sie nicht verstehen konnte und keine Ahnung hatte, ob es andersherum auch der Fall war, oder nicht, hatte ich doch das Gefühl Luna würde mir zustimmen. Es gab nicht mal ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es so war, aber ich hatte einfach das Gefühl.
Da meine innere Krise damit bewunden war seufzte ich erleichtert aus und führte Luna mit einem kleinen Umweg um einen Ententeich, durch den kleinen Park.
Luna war ein sehr aktiver Hund. Sie lief gerne und viel, wurde gefühlt nie müde und konnte immer weiterlaufen. Trotzdem war es auch ihn, aufgrund ihrer kurzen Beinchen, lieber, wenn wir zwischendurch etwas langsamer gingen, was wir nun auch taten.
Von einem Baum, wenige Meter vor uns, hüpfte ein Vogel und sprang mit kleinen Sprüngen über den Fußweg, auf einen Busch zu. Die plötzlich aus diesem hervorspringende Katze hatte wohl keiner von uns kommen sehen, auch nicht der Vogel, der jetzt im Maul des Ranghöheren lag und sich nicht mehr bewegte.
Luna interessierte sich nicht für die Katze, weshalb die Katze uns auch nur eines kurzen Blickes würdigte, bevor sie dann auch schon davon lief, während sie auf dem kleinen Vogel herumkaute.
Ich hatte kaum mitbekommen, das ich stehengeblieben war, und die Katze beobachtet hatte, aber jetzt wo es mir bewusst wurde setzte ich mich wieder in Bewegung.
Ich sah nicht mehr, das der Vogel noch nicht tot gewesen war und sich in einer günstigen Sekunde aus den Fängen seines vermeidlichen Mörders riss, um zu fliehen. Ebenso sah ich nicht wie die Katze mit einem kleinen, nicht sonderlich mühevollem Sprung ihr Opfer wieder an sich nahm und dem kleinen Vogel nun endgültig den Gar aus machte.
Ich verließ gerade den Park als ich auf der anderen Straßenseite ein mir sehr bekanntes Gesicht erkannte und mich mit einem kurzen Blick vergewisserte, das das wirklich Alina war. Ich wollte sie gerade auf mich aufmerksam machen, als sie zu mir sah und sofort winkte.
Sie war stehen geblieben, also hatte sie es wohl nicht eilig oder wollte sich einfach nur nicht mit mir unterhalten, weshalb ich die Straße überquerte und zu ihr lief. Sie sah mich an und lächelte breit während ich bei ihr ankam und realisierte, das sie nicht alleine war. Ich sah kurz zwischen ihr und dem fremden Typen mit den dunkelblonden Haaren her und überlegte dabei im Eiltempo, was ich sagen könnte. Jedoch kam Alina mir dann zuvor, als ich gerade beschlossen hatte, einfach mit einer Begrüßung anzufangen.
„Hi Mila." Sie sah kurz zu dem Typen und dann wieder zu mir. „Das ist Henry, mein Freund."
„Du bist diese Mila? Ich hab schon viel von dir gehört." Ich hatte wirklich keine Ahnung was ich ihm darauf antworten sollte und lächelte deshalb einfach.
Ich bekam mit wie Alina ihn kurz von der Seite einen Blick zu warf und er sprach sofort weiter. „Also von Alina. Ich hab nicht mit dieser Scheiße zu tun die-" Er verstummte und man konnte an seinem Gesicht ablesen das er wusste, das er das Gespräch in die falsche Richtung lenkte.
„Ich halt jetzt mal lieber die Klappe." meinte er dann und trat zur Unterstreichung seines Rücktrittes einen Schritt nach hinten.
Alina fing auch sofort an ihn zu ignorieren und fragte mich, was ich hier machte. Ich sah kurz zu dem Hund, welcher bis jetzt noch keinerlei Aufmerksamkeit bekommen hatte, und erklärte dann, das ich eine Runde mit dem Hund ging.
„Ach so, gut das wir uns sehen. Ich wollte dich sowieso was fragen. Ich hab doch gesagt das ich noch jemanden Fragen wollen würde, ob er mit zum Campen kann." Ich nickte zur Bestätigung, das ich mich noch erinnerte und Alina deutete auf Henry. „Tada. Das ist er. Ich hab ihn eben gefragt." Henry nickte zur Bestätigung auf genau die selbe Weise, wie ich es zuvor getan hatte.
„Ist doch okay, oder? Er nervt auch nie, er ist ganz brav."
So flehend wie Alina mich ansah könnte ich niemals nein sagen, und da ich das sowieso nie vorgehabt hatte Nickte ich einfach noch mal.
„Klar, wäre ja langweilig wenn wir das nur zu zweit machen." Alina nickte kurz, wirkte dann aber auch genauso schnell wieder irritiert.
„Wie? Nur zu zweit? Ich dachte du wolltest noch andere Freunde von dir Fragen. Habt ihr euch etwa gestritten?" Schnell schüttelte ich den Kopf. Gestritten hatte ich mich ja auch mit keinem.
Ich wusste das es doof war, und ich hatte es auch eigentlich nicht vor gehabt, aber gerade wenn Henry, welchen ich jetzt ja noch nicht wirklich zu meinem Freundeskreis zählen konnte, dabei war, wollte ich Alina nicht unbedingt mit meinen Problemen auf den Geist gehen, also log ich und sagte ihr, dass leider keiner Zeit hatte und wir wohl bei so wenigen blieben.
„Das ist ja doof. Wollen wir das denn nicht verschieben und irgendwann fahren, wenn auch mehr Leute Zeit haben?"
„Nein, nein. Das ist schon in Ordnung. Es war halt eine ziemlich kurzfristige Idee, da kann man doch auch schon damit rechnen, dass nicht alle können. Aber lass uns das trotzdem machen, ja?"
Alina bestätigte. Sie schien sich auch schon zu freuen, genauso wie Henry, welchen ich auf der kurzen Strecke, die wir im Anschluss als Gruppe liefen, etwas besser kennenlernte.
Er war 22 Jahre alt und lebte mit paar Freunden von sich in einer kleinen WG, in welcher er das Küken war. Er hatte sein Abitur gemacht, wusste danach aber nicht was er vom leben will und jobbt seitdem überall man ein bisschen. „Klar gibt es Wege mit mehr Perspektive, aber wo lernt man so viele Leute kennen und hat so viel Abwechslung wie beim jobben. Ich finde sowas sollte jeder mal machen."

Auch wenn wir eigentlich nur ein kleines Stück zusammen gehen wollten, liefen wir letzten Endes doch bis vor meine Haustür. Alina und ich hatten uns die ganze Zeit über angeregt unterhalten und sogar schon angefangen unseren Urlaub zu planen, sie machte sich nämlich sorgen das ich mich vielleicht wie das fünfte Rad fühlen könnte, wenn ich mit einem Pärchen in den Urlaub fahre. Henry hatte sich die ganze Zeit mit Luna beschäftigt und schien den kleinen Fellhaufen schon ziemlich ins Herz geschlossen zu haben.
Jetzt wurde es jedoch Zeit für uns, sich zu verabschieden und schon bald stand ich mit Luna im Flur und nahm ihr das Halsband ab. Die Kleine freute sich übertrieben darüber und flitze glücklich durchs Haus, während ich mir in der Küche ein Glas Orangensaft nahm und ihren Napf mit Wasser befüllte. Während Luna dann anfing glücklich mit ihrem Quietschespielzeug zu spielen und es sich dabei in ihrem Körbchen gemütlich machte, ging ich mit meinem Glas Saft nach oben und setzte mich auf mein Bett. Wie ich es geplant hatte, wollte ich jetzt Absagen an Mark und Lucas schreiben.
Zwar hatte ich mich wieder daran erinnert, das er damals meinte wir würden uns nicht kennen und eigentlich wollte ich es ihm auch lieber glauben als die mir nahestehensten Menschen zu verdächtigen, aber die Gesamtsituation verunsicherte mich dann doch wieder ziemlich und ich würde gerne etwas mehr Bedenkzeit haben. Aber gleichzeitig war das Wetter momentan auch so schön und bot sich für einen Ausflug an.
Ich verstand meinen Gedankengang dabei selber nicht. Mit Alina und ihrem Freund, den ich seit gerade mal fünfzehn Minuten kannte würde ich sofort weg fahren, aber bei einem meiner besten Freunde aus der Schule und meinem Kindheitsfreund kamen Zweifel auf.
Trotzdem entsperrte ich dann mein Handy und schrieb eine Nachricht an Mark. Es fühlte sich gar nicht so schwer an ihn abzusagen, auch wenn ich ihn komplett anlog. Ich sagte ihm, dass Charlotte und Marcus dagegen waren, solange dieser Typ noch nicht gefasst wurde. Er nahm es mir auch0 ohne zögern ab und versprach mir noch, das ich ihn jederzeit anschreiben könnte, und er dann mit mir wegfahren würde. Wann immer ich wollte, könnte ich mich einfach bei ihm melden.
Bei Lucas stellte sich das ganze jedoch als um einiges schwerer heraus. Ich brachte es irgendwie nicht übers Herz ihn anzulügen. Ich erinnerte mich sogar daran, wie ich ihn damals einige Male beleidigt ignoriert hatte, da er seine Mutter angelogen hatte und ich es mitbekommen hatte. Lügen war nicht gut. Davon war ich schon als Kind überzeugt, und ich wusste das ich es Lucas mehr als oft gesagt hatte. Und dennoch war ich jetzt kurz davor ihn anzulügen.
Ich starrte auf mein Handy und versuche in Gedanken einen guten Anfang für die Nachricht zu finden, die ich an Lucas senden wollte. Es musste nett klingen, ich hatte sowieso schon ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm absagen musste. Ich wollte absolut nicht riskieren das er auch noch denkt ich würde ihn meiden oder nicht dabei haben wollen.
Letztendlich entschied ich mich jedoch einfach dafür das zu schreiben, was mir in den Kopf kam. Ein Tut mir Leid. Ich musste leider absagen. Ein weiteres Tut mir Leid, damit er auch wusste wie ernst es mir war und mir nicht böse war. Eine kurze, undetaillierte Erklärung, ich würde es einfach gerne verschieben, da es nach allem doch noch etwas früh war. Eine weitere Entschuldigung.
Ich las mir die Nachricht mindestens drei Mal durch, bevor ich beschloss, sie so jetzt einfach abzuschicken und drückte dann schnell auf Senden, bevor noch irgendwelche Zweifel aufkommen konnten. Es dauerte keine Sekunde bis diese Zweifel dann auch schon kamen und ich mich fragte, ob drei Entschuldigungen nicht doch etwas zu viel des Guten waren. Doch die Nachricht war schon angekommen, und sie jetzt noch zu löschen würde wahrscheinlich noch komischer ankommen.

PoV ???

Ich sah ganz genau zu, wie meine Kleine auf ihrem Bett saß und in ihrem Handy herumtippte. Ich fühlte mich ein wenig schlecht wegen den Nachrichten von gestern. Ich hatte ihr sicherlich Angst gemacht, und so wie ich sie kannte, würde sie mit niemanden darüber reden wollen und es einfach totschweigen. Schon seit Stunden saß ich in meinem, unserem, Zimmer und starrte auf meinen Laptop, über welchen ich meine Mila beobachtete.
Ich wollte kein Stalker sein. Ich wollte ihr keine Angst machen. Aber ich musste sie beschützen. Beschützen vor all den schlimmen Sachen, vor die sie niemand außer mir beschützen kann.
Sie sollte mich als eine Person sehen der sie vertrauen kann. Vor der sie keine Angst haben musste, weil sie alles weiß. Weil es zwischen uns keine Geheimnisse gibt. Nicht geben kann. Nicht geben durfte!
Eine kurze Vibration riss mich aus meinen Gedanken und ich griff augenblicklich nach dem Handy, von welchem der Ton kam. Es musste Mila sein! Sie schrieb mich an! Von sich aus!
Ich löste meinen Blick von dem Bildschirm, auf welchem deutlich ihr Gesicht zu sehen war, und sah auf das Handy. Ich war gerührt das ich Mila so wichtig geworden war. Nein! Das war gar nicht das Handy, mit welchem ich sie angeschrieben hatte.
Es war das von Lucas.
Das Handy ihres lieben, freundlichen Kindheitsfreund. Ein leiser Laut voller Belustigung verließ meine Lippen und ich entsperrte das Handy. Wenn meine Kleine bloß wüsste das gar nicht er ihre Nachricht las. Wenn sie bloß wüsste wo ich überall meine Finger im Spiel hatte.
Augenblicklich fiel meine Stimmung in den Keller. Sie hatte ja gar nicht mich angeschrieben! Sie mochte mich natürlich noch immer nicht. Dachte, ich wäre gefährlich. Meiner kleinen Mila gegenüber würde ich doch niemals gefährlich werden.
Mein nun wütender Blick heftete sich wieder an meine Prinzessin. Ihr würde ich nichts tun, aber ich werde dafür sorgen, das sie spürten würde, das sie mich sauer gemacht hatte.
Erneut musste ich meinen Blick von ihrem schönen Anblick lösen. Wie sie auf ihrem Bett saß, im Internet surfte und nicht die leiseste Ahnung hatte, das ich sie jetzt gerade, in diesem Augenblick beobachtete.
Was? Sie wollte den Ausflug absagen! Sie hatte doch vor keinen fünf Minuten noch mit Alina geplant! Wieso wollte sie jetzt absagen?
Irgendwas war faul an der Sache. Hatte ich sie mit meiner Nachricht so sehr verschreckt, das sie jetzt Angst hatte?
Da sie jetzt jedoch sehen konnte, das ich, oder in ihren Augen wohl eher Lucas, die Nachricht schon gelesen hatte, musste ich antworten. Mehr als ein 'Ok' bekam ich allerdings nicht zu Stande, bevor ich das Handy dann voller Wut in die Ecke warf und nach dem griff, mit welchem ich sie gestern angeschrieben hatte.
Ich war sauer! Wie sollte ich sie denn beschützen wenn niemand ein Auge auf sie werfen konnte? Ich musste wohl oder übel diese Nervensäge Alina einschalten. Ich hatte sowieso noch was gut bei ihr, dann würde ich das damit ausgleichen.
Aber erstmal schreibe ich meiner Mila was ich von ihrer Lügerei halte!
In einer unglaublichen Geschwindigkeit tippte ich eine Nachricht an sie, zögerte jedoch, sie abzuschicken. Wenn ich sie abschicken würde, dann würde sie schnell darauf kommen, das ich entweder irgendwo in ihrem Zimmer Kameras versteckt hatte, und oder, das ich Kontakt zu einem oder sogar mehreren ihrer neuen Bekanntschaften hatte. Ich musste vorsichtig sein, nicht das sie den Kontakt abbrach. Ich löschte die Nachricht also wieder und fokussierte mich auf das Handy ihres Kindheitsfreudes. Ich hob es vom Boden auf und strich einmal über den nun schmutzigen und zersprungenden Bildschirm. Wenigstens konnte ich so ein wenig mit ihr schreiben, ohne das sie wusste das sie gerade mit mir schrieb.
Sie war lange nicht so kalt zu mir, wie sie es sonst immer war. Sie machte sich Sorgen um mich und fragte, ob sie mich irgendwie verärgert hatte. Es war das schönste Gespräch meines Lebens. Meine geliebte Mila so fürsorglich und lieb zu erleben war alles was ich mir immer wünschte.
Nur eine einzige Sache würde das ganze noch schöner machen. Sie wieder hier bei mir sitzen zu haben. Ihr Geruch in meinem Zimmer. Ihr Körper in meinen Klamotten. Sie einfach wieder ganz für mich haben zu können.
Ich musste mich noch etwas gedulden. Nicht mehr lange und ich würde sie wieder hier haben. Wieder mein eigen nennen können. Ich bereute nichts mehr, als sie wirklich gehen lassen zu haben. Das sie gehen wollte war nicht nett von ihr gewesen. Und das würde ich ihr auch noch klar machen. Sie wird natürlich nicht leiden. Nicht physisch. Psychisch konnte ich wohl leider nichts dagegen tun, aber ich werde aufpassen das es in Maßen bleibt.

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