Kapitel 16 band 3
Kapitel 16 Bd. 3
Handlungsbogen 6: Wogen der Genesung
Die Luft war erfüllt von einem letzten Hauch des mystischen Ortes, als die Gefährten sich bereit machten, die Grotte hinter sich zu lassen. Die sanfte, silbrige Aura der Silberlilien umgab sie, während Ash vortrat, sein Körper begann sich zu verändern. Die Luft knisterte, als seine Drachenform Gestalt annahm. Flügel aus schimmerndem Silber und Blau spannten sich über ihren Köpfen aus, majestätisch und kraftvoll. Ashs Augen glühten kurz, und sein Atem wirbelte die Luft zu kleinen Strudeln auf, bevor er sich still setzte, bereit, seine Gefährten auf dem Rücken zu tragen.
Emilia war die Erste, die auf seinen Rücken kletterte, ihr Blick wanderte ein letztes Mal über die Wiese der Silberlilien. „Bereit?", fragte Ash, seine Stimme tief und vibrierend in der Drachengestalt. Die anderen nickten, während sie sich ihren Platz sicherten. Alex überprüfte behutsam, dass Jake sicher gebettet war, bevor er selbst den Halt fand.
Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob sich Ash in die Luft. Die kühle Brise traf ihre Gesichter, als sie durch die Öffnung in der Decke nach oben schossen, dem Mondlicht entgegen. Der Wind trug sie empor, und die Grotte, die sie so lange gehalten hatte, wurde rasch kleiner.
Während sie über das Land glitten, sprach Emilia leise, ihre Stimme wurde vom Wind getragen: „Dieser Wächter... es ist, als hätte er über diesen Ort gewacht, als würde er den Zyklus der Silberlilien bewahren. Vielleicht hat er sogar die Grotte selbst geformt." Ihre Augen blickten nachdenklich in die Ferne. „Manchmal frage ich mich, ob er... ob dieser Ort selbst mich hierher gezogen hat. Wusste er, dass wir diesen Ort brauchen würden?" Ein leises Schweigen folgte, das nur vom Rauschen des Windes unterbrochen wurde.
Chaid, der hinter ihr saß, schnaubte leise. „Ein mysteriöser Wächter und eine Grotte mit einem Bewusstsein? Klingt fast zu fantastisch, aber... nach allem, was wir erlebt haben, würde es mich nicht überraschen." Er sprach die Worte halb scherzhaft, doch die Ehrfurcht in seiner Stimme war spürbar.
Alex, der neben Jake wachte, warf einen Blick auf die schlafende Gestalt seines Gefährten. „Vielleicht hat der Ort seine eigenen Pläne. Vielleicht hat er uns hierher geführt, weil er wusste, dass wir Jake brauchen - und dass er uns braucht." Er hielt inne, seine Augen voller Nachdenken. „So oder so, wir lassen ihn nie wieder los."
Das Land unter ihnen zog vorbei, und ein Moment der Reflexion umhüllte sie alle. Jeder versank in seinen Gedanken, jeder mit eigenen Erinnerungen und Gefühlen über die gesetzlose Zone, die Grotte und das, was sie zurückgelassen hatten.
Emilia versank in gedanken.
„Dieser Ort... es war mehr als nur eine Zuflucht. Es war ein Prüfstein, ein Ort, der uns unsere Grenzen aufzeigte. Ich spüre, wie das Licht der Silberlilien noch immer durch meine Adern fließt - ihre Energie und der Segen des Wächters. Jake... ich habe dich kaum gekannt, doch dein Schmerz hat mein Herz berührt, als ob er meiner wäre. Wir haben dich zurückgeholt, und ich werde nicht zulassen, dass du uns je wieder entrissen wirst. Es ist, als ob mein Weg mit deinem verwoben ist, tief in der Seele verankert. Ich bin stärker - nein, wir alle sind stärker - durch das, was wir gemeinsam überstanden haben."
Auch Alex Gedanken bahnten sich ihren weg.
„Endlich bist du bei uns, Jake. Du bist der Kern, der uns alle zusammenhält - der starke Fels in der Brandung. Ich habe versucht, diese Rolle auszufüllen, aber niemand kann dich ersetzen. Ich werde an deiner Seite sein, so wie du immer an meiner warst. Der Segen des Wächters wird dir helfen. Ich hoffe es, denn ich kann dich nicht noch einmal verlieren. Wir brauchen dich - ich brauche dich."
Grays Gedanken waren ein stiller Fluss der Hoffnung.
„Dieser Ort war ein Rätsel, aber auch eine Chance. Die Verbindung zur Quelle, zu den Lilien, die Reinheit des Wassers... es hat uns gezeigt, wie zerbrechlich und kostbar das Gleichgewicht ist. Jake lebt, und das ist alles, was zählt. Die Energie, die durch die Wiese floss, wird in mir bleiben - eine Erinnerung daran, dass wir uns aufeinander verlassen können. Ich bin dankbar für diesen Moment, für den Schutz, den uns der Wächter gewährte."
Ash Gedanken blieben ein unerbittlicher Sog.
„Die Grotte... sie war voller Geheimnisse, und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht neugierig bin, sie zu ergründen. Doch unser Ziel war Jake. Ich habe gesehen, wie viel von uns allen abhing. Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass wir es geschafft haben, dass wir es durchgestanden haben. Der Segen des Wächters... vielleicht ist er mehr als nur eine symbolische Geste. Ich hoffe, er bewahrt uns vor den Gefahren, die noch kommen."
Chaids Gedanken verband eine Tiefe zu seinen Gefährten.
„Wir haben diesen Ort mit dem Leben bezahlt, das wir riskiert haben. Aber es war es wert. Jake ist bei uns - und ich hätte alles dafür gegeben, um das zu erreichen. Der Wächter... ein Mysterium. Die gesetzlose Zone... sie birgt zu viele Geheimnisse. Doch am Ende war es unsere Entschlossenheit, die uns hierher geführt hat. Das ist der Unterschied. Ich hoffe nur, dass wir diese Lektionen niemals vergessen."
Die Gruppe setzte ihren Flug fort, sicher auf dem Rücken von Ash, der sich in seine majestätische Drachengestalt verwandelt hatte. Mit kräftigen, sicheren Flügelschlägen trug er sie höher, während die kühle, erfrischende Luft den Druck und die Anspannung der letzten Tage von ihnen zu lösen schien. Die Landschaft der gesetzlosen Zone zog langsam unter ihnen vorbei, als sie die Grotte mit dem heiligen Ort hinter sich ließen. Ein Gefühl von Freiheit und Hoffnung durchströmte sie, und Emilia schloss für einen Moment die Augen, spürte den Wind auf ihrer Haut und das rhythmische Schlagen von Ashs mächtigen Flügeln. Sie hatten überlebt, sie hatten Jake zurückgebracht - und mit jeder verstreichenden Minute wurden sie stärker und entschlossener, die kommenden Herausforderungen anzunehmen.
Die Gruppe schwieg, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Der Flug bot Zeit zur Reflexion, und die Erinnerungen an die gesetzlose Zone und die Herausforderungen, die sie gemeistert hatten, waren noch frisch. Doch die Kühle des Himmels und die erhabene Weite des Horizonts schenkten ihnen auch das Gefühl von Neubeginn und der Möglichkeit, wieder aufzutanken.
Emilia ließ ihren Blick zurück auf die sich entfernende Landschaft fallen. Die Grotte und die Silberlilienwiese waren kaum noch zu erkennen, doch sie wusste, dass sie diesen Ort niemals vergessen würde. Die Energie und das Geheimnis, das in diesem heiligen Raum lag, hatte sie tief berührt. „Vielleicht hat der Wächtergeist uns wirklich geführt..." dachte sie leise und erinnerte sich an die Worte, die er gesprochen hatte. Ob es seine Absicht gewesen war, sie zu leiten, oder ob die Grotte selbst mit einem Bewusstsein versehen war - sie konnte es nicht wissen. Doch eines war klar: Ohne diesen Ort hätten sie Jake verloren. Ihr Herz zog sich bei dem Gedanken zusammen, und sie sah zu ihm hinüber, wo er unter dem Schutz ihrer Freunde ruhte. „Wir haben ihn gerettet", flüsterte sie innerlich, spürte neue Kraft und Entschlossenheit in sich aufsteigen. Sie würde nicht zulassen, dass er oder irgendjemand anderes verloren ging. Ihre Verbindung zu ihm - zu allen - war zu kostbar, um sie aufs Spiel zu setzen.
Alex beobachtete die Wolken, die an ihnen vorbeizogen, und spürte, wie die Anspannung in seinen Muskeln langsam nachließ. „Jake... du hast gekämpft", dachte er, die Erleichterung spürbar in seinem Inneren. Er wusste, dass sie noch einen langen Weg vor sich hatten, aber das Wissen, dass Jake wieder bei ihnen war, gab ihm Hoffnung. Der Segen des Wächters - so vergänglich er sein mochte - bedeutete Sicherheit für ihre Heimreise. Doch Alex wusste, dass es mehr als diesen Segen brauchte. „Wir müssen stärker werden", sagte er sich und fühlte den vertrauten Druck der Verantwortung auf seinen Schultern. Doch diesmal - diesmal fühlte es sich leichter an. Sie waren zusammen, und das würde er nie vergessen.
......
Gray, der die Luft unter ihnen mit geschlossenen Augen spürte, erinnerte sich an die heilende Kraft des Wassers und den Moment, als er mit dem heiligen Quell in Einklang war. „Das Wasser hat uns gerettet", dachte er und spürte die tiefe Ehrfurcht vor der Natur. Der Wächter, die Energie der Grotte - all das hatte ihn noch mehr in seinem Glauben bestärkt. Doch er wusste, dass dieser Ort nur eine Station auf ihrer Reise war. „Es gibt so viel mehr, was wir noch verstehen müssen." Sein Blick wanderte zu Jake und den anderen. Sie waren seine Familie. Und die Erinnerung daran, wie sie alle zusammengehalten hatten, während Jake kämpfte, war ein Versprechen, das er nie brechen würde.
......
Ash spürte die Kraft in seinen Flügeln, die sie trug, und die Verantwortung, die auf ihm lastete. Doch für ihn war es mehr als Pflicht. „Wir sind weit gekommen", dachte er und erinnerte sich an die Diskussionen, das Risiko und die schwierigen Entscheidungen, die sie treffen mussten. Die Silberlilien - sie waren ein Segen, aber auch ein Risiko. Doch sie hatten die Balance gefunden. Er spürte, wie die Magie des Ortes immer noch durch sein Mana strömte. „Wir werden das bewahren, was wir schützen können." Seine Entschlossenheit war unerschütterlich.
......
Chaid, der hinter Emilia saß und die Weite des Himmels betrachtete, war ungewöhnlich still. Doch in seinem Inneren tobte ein Sturm an Gedanken. „Das Risiko... all das Risiko, das wir eingegangen sind", dachte er und fragte sich, ob es das wert war. Doch der Anblick von Jake, der sicher zwischen ihnen ruhte, brachte eine seltsame Ruhe in ihm. Er war es wert. „Verdammt, Emilia", dachte er mit einem leichten Lächeln. „Du schaffst es immer wieder, uns alle zu vereinen, selbst wenn die Welt untergeht."
.......
Orvan, der wie immer wachsam blieb, spürte den Wind in seinen Schwingen und die Wärme der Gruppe um ihn herum. Sie hatten es geschafft. Ein Teil von ihm blieb immer auf der Hut, doch ein anderer Teil war stolz - auf sie alle. „Der Kampf ist noch nicht vorbei, aber wir haben gezeigt, dass wir nicht aufgeben."
Die Gruppe flog weiter, das Ziel klar vor Augen. Origin wartete auf sie, und die Herausforderungen, die noch vor ihnen lagen, erschienen in diesem Moment kleiner - denn sie waren nicht allein.
Die Gruppe flog mehrere Stunden, getragen von Ashs mächtigem, geschupptem Rücken, der sich sicher und beständig durch die Lüfte bewegte. Der Wind wehte sanft über sie hinweg und bot eine angenehme Erfrischung nach den strapaziösen Tagen, die hinter ihnen lagen. Der Himmel wechselte allmählich seine Farbe, als sie sich Origin näherten, und die Umrisse der Stadt tauchten am Horizont auf - vertraut und gleichzeitig ein Symbol für Ruhe und Zuflucht.
Doch anstatt direkt in die Stadt zu fliegen, beschlossen sie, sich abseits niederzulassen. Ash landete in einer geschützten Lichtung, wo hohe Bäume und Büsche eine natürliche Barriere bildeten und ihnen Privatsphäre bot. Die Luft war erfüllt vom Rauschen der Blätter, und der Boden war weich von Moos und Erde - ein perfekter Ort, um sich zu sammeln und zu besprechen, was als Nächstes geschehen sollte.
Emilia sprang als Erste von Ashs Rücken und atmete tief durch. „Wieder zu Hause... fast", murmelte sie, während ihre Augen den vertrauten Horizont streiften. Die anderen folgten, streckten ihre Glieder und ließen sich auf dem weichen Boden nieder, wo sie einen Kreis bildeten.
Alex warf einen kurzen Blick in die Richtung der Stadt, bevor er sich an die Gruppe wandte. „Bevor wir zurückgehen... müssen wir über unser weiteres Vorgehen sprechen." Seine Stimme war ruhig, aber jeder spürte, dass dies ein bedeutender Moment war.
Chaid verschränkte die Arme und lehnte sich zurück, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. „Na, das klingt ja fast nach einem Kriegsrat."
Ash ließ sich mit einem Seufzen nieder, sein Blick wanderte zu Jake, der noch immer bewusstlos und behutsam von Gray gestützt wurde. „Es gibt einige Dinge, die wir besprechen müssen, bevor wir die Stadt betreten."
Emilia nickte zustimmend und ließ ihren Blick über die Gesichter ihrer Gefährten schweifen. „Die Silberlilien. Wir müssen entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen."
Gray, der behutsam Jakes Hand losließ, um sich voll auf das Gespräch zu konzentrieren, sprach leise. „Und die Tatsache, dass wir diesen Ort der Grotte nicht enthüllen dürfen. Die Gefahr wäre zu groß, wenn die falschen Hände davon erfahren."
Es lag eine angespannte Stille in der Luft, bis Alex das Wort ergriff. „Wir müssen sicherstellen, dass Jake weiterhin geschützt ist und dass wir uns auf mögliche Fragen und Misstrauen in der Gilde vorbereiten. Sie werden wissen wollen, wie es ihm geht - und warum wir die Silberlilien haben."
Emilia sah zu Alex und nickte langsam. „Es darf keine Zweifel geben. Wir sagen, was wir müssen, um Jakes Zustand zu erklären - aber der Ursprung bleibt unser Geheimnis."
Chaid hob eine Augenbraue, sein Ton war leicht abfällig, aber nicht ohne Ernst. „Und wenn sie misstrauisch werden? Wenn sie mehr wissen wollen?"
Ash schnaubte und ließ eine kleine Flamme in seiner Hand tanzen. „Dann haben wir genug erlebt, um plausible Antworten zu liefern - und notfalls werde ich kreativ."
Ein leises Lächeln stahl sich auf Emilias Lippen. „Wir schaffen das zusammen."
Die Gruppe spürte die Entschlossenheit, die in ihren Worten lag, und das Band, das sie miteinander verband. Sie würden diesen Weg gemeinsam gehen, ungeachtet der Herausforderungen, die vor ihnen lagen. Für Jake, für das, was sie durchgemacht hatten, und für alles, was noch kommen mochte.
~ ~ ~
Emilia ließ sich auf die weiche Wiese fallen und schloss für einen Moment die Augen. Sie genoss das Gefühl der sanften Grashalme, die ihre Haut berührten, und das erdige Aroma, das die Luft erfüllte. Es war ein befreiendes Gefühl - ganz anders als die bedrückende Atmosphäre in der verwahrlosten Zone, die sie gerade erst hinter sich gelassen hatten. Die Lebendigkeit der Natur durchströmte sie, als wollte sie jeden noch so kleinen Schatten der Dunkelheit fortspülen.
Mit einem freudigen Lachen rollte sie sich von einer Seite zur anderen und ließ das Leben um sich herum wirken. „Das fühlt sich so gut an", murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu jemand anderem.
Chaid, der in der Nähe saß und einen Grashalm zwischen den Zähnen kaute, lachte leise. „Das ist wohl das erste Mal, dass ich jemanden sehe, der sich buchstäblich über Gras freut. Aber hey, es ist ein Fortschritt."
Ash ließ sich an einem Baum nieder und beobachtete Emilia mit einem schiefen Lächeln. „Ich wusste, dass du irgendwann durchdrehst, ,,Kleine Valkyrie''. Aber wenn du dich jetzt noch über Moos und Blätter freust, wissen wir, dass es ernst wird." Ash zwinkerte.
Emilia setzte sich auf und funkelte ihn gespielt empört an. „Sei nicht so überheblich, Ash. Nach allem, was wir durchgemacht haben, fühlt sich das hier einfach an wie... wie Leben. Endlich."
Gray lächelte leicht, während er den sanften Wind spürte. „Es ist gut, dich so zu sehen, Emilia. Wir haben alle diese Momente gebraucht."
Als Emilias Blick auf ihre zerzauste, zerrissene Kleidung fiel, erstarb ihr Lächeln jedoch. Ihre Wangen röteten sich, als sie ihre abgenutzten Ärmel betrachtete und den Zustand ihrer Kleidung genauer erkannte - sie war eine einzige Katastrophe. Die letzten Tage hatten sie kaum daran denken lassen, wie sie aussah. Es war ihr nur um das Überleben und die Rettung von Jake gegangen. Doch jetzt, wo sie hier saßen, fühlte sie sich plötzlich schrecklich bewusst, wie sie wirken musste.
„Oh... das ist ja... eine Katastrophe", murmelte sie und zog an einem besonders zerfetzten Ärmel. Sie konnte sich unmöglich so in der Stadt blicken lassen. Der Gedanke ließ sie schamrot werden, und sie wandte den Kopf ab, in der Hoffnung, dass keiner ihrer Gefährten es bemerkte.
Doch natürlich entging es ihnen nicht. Chaid grinste breit. „Ah, da ist es! Die Erkenntnis trifft sie wie ein Blitz. Willkommen zurück, Emilia!"
Alex, der bisher ruhig geblieben war, musterte sie mit einem amüsierten, aber sanften Ausdruck. „Es gibt sicher Schlimmeres. Und ehrlich gesagt, finde ich, es steht dir... auf eine gewisse Art."
Emilias Gesicht wurde noch röter, und sie sah ihn mit großen Augen an. „Das ist... auf gar keinen Fall etwas, was man tragen sollte, Alex! Ich kann nicht so in die Stadt gehen!"
Ash schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nun, wenn es dich tröstet, Emilia, wir alle sehen aus, als hätten wir einen Krieg überlebt. Was ja auch nicht so weit hergeholt ist."
Gray nickte zustimmend. „Wir könnten sagen, es ist der neueste Modetrend - ‚der Überlebenslook'."
Emilia verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie mit gespielter Strenge an. „Ihr seid unmöglich." Sie konnte das Lachen, das sich in ihrer Kehle bildete, jedoch nicht ganz unterdrücken. Trotz der Scham fühlte sie sich von ihrer Unterstützung gestärkt.
„Ich meine es ernst!", protestierte sie, als Chaid grinsend näherkam. „Keine Sorge, Kleine Sonne", sagte er in übertriebener Beruhigung. „Wenn es wirklich so schlimm ist, werde ich dir meinen Mantel geben. Du weißt schon, damit die Leute nicht denken, du hättest dich gerade aus dem Schlund der Unterwelt gerollt."
Emilia verdrehte die Augen und konnte ein Lachen nicht mehr zurückhalten. „Ihr seid unmöglich", wiederholte sie, diesmal ohne die Strenge in ihrer Stimme.
Alex legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Emilia. Wir finden schon eine Lösung. Und bis dahin - wir sind hier, um dich zu unterstützen. In jeder Hinsicht."
Emilia sah ihn an und spürte, wie die Hitze in ihren Wangen langsam nachließ. „Danke", sagte sie leise. „Aber ich glaube, ich werde diesen Mantel annehmen, Chaid."
„Ich dachte schon, du fragst nie", erwiderte Chaid und warf seinen Mantel mit übertriebenem Elan über ihre Schultern. „Voilà, die neueste Mode."
Inmitten des Lachens und der Aufheiterung fühlte sich Emilia ein Stückchen leichter. Sie hatten viel durchgemacht, aber in diesen Momenten der Gemeinsamkeit spürte sie, dass sie alles schaffen konnten - selbst mit zerrissenen Kleidern und zerzaustem Haar.
~ ~ ~
Die Gruppe erreichte endlich die Wohnung ihr Zuhause. Orvan, in seiner majestätischen Größe, trug Jake sanft auf seinem Rücken, und obwohl sie beim Durchqueren der Straßen von Origin einige neugierige Blicke auf sich zogen, schenkten sie diesen kaum Beachtung. Ihre Priorität war klar - Jake musste in Sicherheit gebracht werden.
Als sie die Schwelle zu Emilias Haus überschritten, durchströmte eine Welle der Erleichterung die Gefährten. Das Vertraute des Ortes, die beruhigende Atmosphäre und die Gewissheit, endlich einen Moment der Ruhe gefunden zu haben, ließ ihre Anspannung nach und nach abfallen. Gemeinsam halfen sie Orvan, Jake vorsichtig von seinem Rücken zu heben, und trugen ihn mit sanften Bewegungen ins Schlafzimmer. Jeder Schritt, den sie taten, war durchdrungen von Sorge und Zuneigung.
Emilia bereitete das Bett mit weichen Decken vor, während Alex behutsam Jakes Kopf stützte und sicherstellte, dass er bequem lag. „Wir sind hier, Jake", flüsterte Emilia leise, während sie ihm eine Hand auf die Stirn legte. Ihre Augen ruhten voller Zärtlichkeit und Sorge auf ihm, und die Erschöpfung der vergangenen Tage schien in diesem Moment greifbarer denn je. Sie spürte, wie ihr Herz schwer wurde, doch gleichzeitig empfand sie auch eine tiefe Dankbarkeit - sie waren zusammen und hatten ihn nicht aufgegeben.
Alex richtete die Decke sorgsam über Jake und ließ seine Hand kurz auf dessen Schulter ruhen. „Ruhe dich aus", sagte er mit leiser, fester Stimme. „Wir passen auf dich auf."
Die anderen blieben einen Moment still, ließen die Atmosphäre auf sich wirken und atmeten die Erleichterung ein, die der Ort mit sich brachte. Sie wussten, dass die Reise noch lange nicht vorbei war - doch für diesen Augenblick durften sie einfach nur da sein, zusammen, sicher.
Emilia spürte die angenehme Stille des Raumes, die sich wie eine beruhigende Decke über sie legte. Doch nach den Anstrengungen der letzten Tage sehnte sie sich nach einem Moment der wirklichen Entspannung. Sie seufzte tief, bevor sie beschloss, ein Bad zu nehmen und den Schmutz und die Müdigkeit abzuwaschen. Gerade als sie sich auf den Weg zum Badezimmer machen wollte, spürte sie, wie jemand sie sanft am Handgelenk packte. Es war Chaid, dessen Grinsen sowohl amüsiert als auch verschmitzt war.
„Kleine Sonne, du glaubst doch nicht, dass du das Bad allein genießen kannst, oder?" sagte er und zog sie mit spielerischer Entschlossenheit in Richtung Badezimmer. „Ich habe beschlossen, dass ich auch dringend ein Bad brauche."
Emilia verdrehte die Augen, doch sie konnte ein schwaches Lächeln nicht verbergen. Bevor sie widersprechen konnte, gesellten sich die anderen Jungs dazu, ihre Augen mit einer Mischung aus Erleichterung und humorvoller Müdigkeit gefüllt. Ash zuckte die Schultern und warf Emilia einen schiefen Blick zu. „Wir haben alle ein Bad verdient, findest du nicht? Nach allem, was wir durchgemacht haben, wäre das nur fair."
„Das Bad ist nicht groß genug", murmelte Emilia, halb verzweifelt und halb resigniert. Sie war sich der Enge des Raums bewusst, der definitiv nicht für so viele Personen ausgelegt war.
„Kein Problem", sagte Ash mit einem selbstbewussten Funkeln in den Augen. „Wir brauchen nicht viel Platz. Schließlich sind wir sowieso immer eng beieinander."
Emilia hatte weder die Energie noch den Willen, sich weiter zu wehren. Die letzten Tage hatten ihre Reserven erschöpft, und der Gedanke, sich in warmem Wasser treiben zu lassen, war einfach zu verlockend. Mit einem tiefen Atemzug ließ sie die Erschöpfung über sich ergehen, bevor sie begann, ihre zerlumpten Kleider abzulegen. Der Stoff war rau und verschlissen, und als er zu Boden fiel, fühlte sie sich, als ob sie einen Teil der Last der vergangenen Tage hinter sich ließ.
Die Jungs waren ebenfalls damit beschäftigt, ihre eigenen abgetragenen Kleidungsstücke loszuwerden. Es war ein seltsam intimer Moment, aber keiner sprach ein Wort darüber. Sie waren zu müde für Scham oder Förmlichkeiten. Stattdessen traten sie nacheinander ins warme Wasser, das schnell mit sanften Wellen auf ihre Bewegungen reagierte.
Das Bad war tatsächlich eng, aber die Wärme des Wassers und das Gefühl, sich gegenseitig nah zu sein, ließ die Enge fast unwichtig erscheinen. Es war, als ob das Wasser nicht nur ihre Körper, sondern auch ihre Seelen reinigte, sie von den Erlebnissen der vergangenen Tage befreite. Emilia schloss die Augen und ließ sich gegen den Rand des Bades sinken, während sie das leise Murmeln der Gespräche und das Lachen um sich herum hörte. Sie waren zusammen - und in diesem Moment war das alles, was zählte.
Orvan blieb wachsam an Jakes Seite, seine schützende Präsenz wie ein treuer Wächter. Währenddessen glitt Emilia ins warme Wasser und spürte, wie die Anspannung in ihren Schultern langsam nachließ. Die Wärme hüllte sie ein, wie eine sanfte Decke, und ließ sie für einen Moment alles vergessen, was hinter ihnen lag. Plötzlich spürte sie, wie zwei starke Arme sich sanft um ihren Bauch legten und sie an eine vertraute, warme Brust zogen. Chaid schloss sie in eine behutsame Umarmung, die gleichzeitig Kraft und Trost ausstrahlte.
„Du brauchst das", flüsterte Chaid leise, seine Stimme sanft und doch durchdrungen von Zärtlichkeit. Emilia ließ sich gegen ihn sinken, spürte, wie sein Atem ruhig und gleichmäßig gegen ihren Nacken strich. Es war, als würde er all die Schwere, die in ihr lastete, mit einem einzigen Atemzug von ihr nehmen. Müde und erschöpft schloss sie die Augen und ließ sich von seiner Stärke tragen.
In diesem friedlichen Moment, umgeben von dem sanften Gluckern des Wassers und der Wärme, die von Chaid ausging, fand sie für einen kurzen Augenblick einen Ort der Ruhe. Die Welt um sie herum verblasste, und es gab nur die Sicherheit seiner Umarmung und die Gewissheit, dass sie nicht allein war.
....
Emilia blinzelte verschlafen, als Ashs sanfte, aber bestimmte Stimme sie zurück in die Realität holte. „Nicht einschlafen, Kleine Sonne", neckte er, wobei seine Augen voller Wärme funkelten. Ihre Wangen röteten sich leicht, während sie sich aufrichtete und sich der Realität des Augenblicks bewusst wurde. Die Jungs um sie herum lachten leise, eine Mischung aus Erleichterung und spielerischem Spott, die die Luft erfüllte und den Raum plötzlich mit Leben füllte.
Bevor sie etwas sagen konnte, beugte sich Ash zu ihr, seine Augen hielten ihren Blick fest. Sein Atem war warm auf ihrer Haut, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Das sanfte Lächeln auf seinen Lippen verschwand, als er seine Hand an ihre Wange legte, die Finger zart und behutsam. „Du siehst aus, als könntest du etwas mehr Wärme gebrauchen", murmelte er, bevor er sich näherbeugte und ihre Lippen mit seinen berührte.
Der Kuss war sanft und voller Gefühl, als ob er all die Spannung, all die Dunkelheit der letzten Tage mit einem einzigen Moment vertreiben wollte. Wärme durchströmte Emilias Körper, und sie fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. Ihre Hände fanden Halt an seiner Brust, und für diesen einen kostbaren Moment gab es nur sie beide. Das warme Wasser um sie herum und die Nähe seiner Lippen ließen die Welt um sie herum verblassen.
Als sie sich langsam voneinander lösten, hielt Ash ihren Blick fest. Seine Augen, die sonst von einer leichten Trägheit gezeichnet waren, schimmerten voller Intensität und Zärtlichkeit. „So ist es besser", sagte er leise, ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen. Die anderen Jungs, die den Moment beobachtet hatten, blieben ungewöhnlich still, respektierten die Intimität des Augenblicks, auch wenn man bei Chaid ein belustigtes Glitzern in den Augen erkennen konnte.
Emilia spürte, wie ihre Müdigkeit einem sanften, warmen Gefühl der Geborgenheit wich. In diesem Moment, inmitten ihrer Gefährten, fühlte sie sich sicher - als ob nichts sie mehr zu Fall bringen könnte. Es war nicht nur der Kuss, sondern die stille Unterstützung, die Nähe, die sie alle miteinander verband und ihr die Kraft gab, weiterzumachen.
Emilia spürte, wie ihr Herz in ihrer Brust pochte, doch es war ein angenehmes Gefühl - ein Hauch von Befreiung und Erleichterung, welches sie lange nicht mehr gekannt hatte. Sie erlaubte sich ein Lächeln, während sie langsam ihre Ohren und ihren Schweif sichtbar werden ließ, ihre wahre Gestalt ohne Zurückhaltung zeigend. Das Wasser glitt über ihre Haut, und mit ruhigen Bewegungen begann sie, den Schaum über ihren Körper zu verteilen, ihre Bewegungen fließend und anmutig.
Die Jungs beobachteten sie, aber nicht mit einer drängenden Intensität - es war eine zarte, respektvolle Aufmerksamkeit, die von tiefer Verbundenheit und Zuneigung zeugte. Keiner von ihnen sprach, doch ihre Blicke hielten diesen friedvollen Moment fest. Emilia fühlte sich nicht unsicher, keine Spur von Scham war in ihr. Sie wusste, dass sie sich diesen Augenblick verdient hatte, nach all den Kämpfen, den Schmerzen und der Dunkelheit.
Das warme Wasser löste den Schaum aus ihrem Haar, und sie schloss die Augen, als das Gefühl der Erfrischung über sie hinwegspülte. Ihre Finger glitten durch die nassen Strähnen, und für diesen Moment war es, als würde sie all die Last der vergangenen Tage abwaschen.
Als sie fertig war, öffnete sie die Augen und stellte fest, dass die Jungs sie immer noch mit sanfter Neugier und Wärme ansahen. „Eurer Turn, hm?" sagte sie mit einem spielerischen Funkeln in den Augen. Die Jungs sahen einander an, und ein Lächeln huschte über ihre Gesichter.
„Nun", begann Chaid mit einem verschmitzten Grinsen, „wenn du darauf bestehst, Kleine Sonne."
Emilia lachte leise, während sie ihre Hände ausstreckte. Einer nach dem anderen trat vor, und sie begann mit sanften, achtsamen Bewegungen, das Wasser über ihre Gefährten zu gießen, Schaum zu verteilen und ihnen die Ruhe zurückzugeben, die sie alle so dringend brauchten. Es war eine intime, doch tief berührende Geste der Nähe und des Vertrauens - und für einen Augenblick schien die Welt außerhalb des Bades nicht mehr zu existieren.
...
Es war, als ob das warme Licht des Raumes noch ein wenig heller wurde, als Emilia ihre Augen öffnete nach dem erfrischenden Bad und den Blick auf die Jungs richtete, die dabei waren, das Bad zu verlassen. Sie hatte die letzten Tage und Nächte fast ausschließlich in ständiger Anspannung verbracht, jede Faser ihres Körpers auf Überleben, Heilung und Schutz ausgerichtet. Die Last des Miasmas, die Bedrohungen und die Sorge um Jake hatten jede Form von Entspannung in ihr erdrückt - bis jetzt. Hier, in dieser sicheren, warmen Umgebung, spürte sie das Verlangen, die Nähe und das Leben wieder zurückzufordern, das sie so lange hintenanstellen musste.
„Wartet", sagte Emilia mit einer Stimme, die zugleich fest und weich klang. Es war eine Bitte, eine Aufforderung und eine Sehnsucht zugleich. Die Jungs hielten inne, ihre Bewegungen stockten, und ihre Blicke trafen auf sie - überrascht, neugierig, aber auch voller Zuneigung. Emilia trat vor, barfuß und mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, der sowohl tiefe Liebe als auch das Verlangen widerspiegelte, das sie seit Tagen zurückgehalten hatte.
Ihr Herz pochte schneller, als sie Alex erreichte, seine Augen trafen die ihren, und für einen Moment schien es, als würde die Zeit stillstehen. Ohne ein weiteres Wort stellte sie sich auf die Zehenspitzen und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Ihre Hände glitten in sein Haar, ihre Lippen fanden die seinen in einer Berührung, die all die unterdrückten Gefühle freiließ - Zuneigung, Sehnsucht, und die Wärme, die nur er ihr geben konnte. Sie fühlte, wie seine Arme sie enger an sich drückten, und für diesen Augenblick war alles andere vergessen.
Als sie sich langsam voneinander lösten, sah sie ihm tief in die Augen, bevor sie sanft lächelte und sich zu Gray wandte. Der Wassergeist-Dämon hatte sie mit einer Mischung aus Überraschung und Zärtlichkeit beobachtet, und seine Augen leuchteten, als sie näherkam. Ohne zu zögern legte Emilia ihre Hände an sein Gesicht und küsste ihn - ihre Lippen fanden die seinen, und sie spürte die ruhige, unerschütterliche Kraft, die er ihr stets schenkte. Es war ein sanfter, langsamer Kuss, voller Versprechen und Zuneigung, die durch ihre Berührung hindurchfloss. Gray erwiderte den Kuss mit einer Tiefe, die ihr Herz aufgehen ließ, und sie ließ sich in seiner Präsenz für einen Moment verlieren.
Ash stand etwas abseits, seine Augen voller stiller Beobachtung und einem Hauch von Belustigung. Doch als Emilia zu ihm ging, verschwand der Schalk aus seinem Blick, und er wurde ernst. Sie legte ihre Stirn an seine, ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, bevor sie ihn leidenschaftlich küsste. Der Kuss war voller elektrisierender Energie, ihre Hände fanden den Weg zu seiner Brust, und sie spürte, wie er sich zu ihr hinabbeugte, ihre Nähe suchte und genoss. Er schlang die Arme um sie, ihre Verbindung flammte auf, und für diesen Moment war es, als ob ihre Sorgen nie existiert hätten.
Dann wandte sie sich Chaid zu. Der Untote, der sich in den letzten Tagen noch tiefer in ihr Herz geschlichen hatte, sah sie mit einem sanften Glühen in den Augen an. Seine freche Art wich einem Ausdruck purer Zärtlichkeit, als sie auf ihn zuging. Emilia ließ sich von ihm in eine Umarmung ziehen, die fester war als alle zuvor, und ihre Lippen fanden die seinen mit einer Leidenschaft, die kaum zu zügeln war. Der Kuss war intensiver, voller Verlangen und dem Bewusstsein, dass sich zwischen ihnen etwas Neues, Tiefes gebildet hatte. Chaid erwiderte den Kuss mit einer Wärme und einer Verführung, die nur er besaß, und Emilia fühlte, wie sich ihr Herz noch mehr öffnete.
Jeder dieser Momente ließ sie tiefer spüren, was sie so lange zurückgehalten hatte. Ihr Herz raste, ihr Atem ging schneller, und das Verlangen, das sie empfand, war übermächtig. Hier, inmitten ihrer Gefährten, fühlte sie sich sicher, geborgen und von Liebe umhüllt. Die Strapazen der letzten Tage, die Kämpfe und Ängste - alles verschwand in den Berührungen, in den Kissen und Umarmungen, die ihre Gefährten mit ihr teilten. Es war ein Moment, in dem sie alle ihre Liebe zueinander erneuerten, in dem Leidenschaft, Nähe und tiefe Zuneigung aufeinandertrafen.
Emilia ließ sich von ihren Gefühlen leiten und schenkte jedem von ihnen einen Teil ihrer Seele. Ihre Lippen, ihre Berührungen, ihre Blicke - all das drückte aus, was sie empfand, was sie nie in Worte fassen konnte. Ihre Gefährten erwiderten ihre Leidenschaft, ihre Hände fanden ihren Weg, und das Bad, das einst ein Ort der Reinigung war, wurde zu einem Raum der Liebe und Zuneigung.
Schließlich, als sie sich voneinander lösten, sahen sie sich in die Augen. Sie alle wussten, dass dieser Moment nur ihnen gehörte, dass sie gemeinsam stärker waren - und dass sie die Intimität, die sie teilten, niemals als selbstverständlich ansehen würden. Emilia fühlte sich erfüllt, gestärkt, und mit einem Lächeln auf den Lippen hielt sie die Hände ihrer Gefährten, bereit, dem nächsten Kapitel entgegenzutreten - zusammen, vereint, und voller Liebe.
.....
Emilia atmete tief ein und ließ die Wärme des Moments in sich nachklingen. „Das war schön", flüsterte sie, während ein sanftes Lächeln über ihre Lippen glitt.
Chaid, der mit verschränkten Armen lässig an die Wand gelehnt stand, hob eine Augenbraue und ein freches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Schön? Oh, ohne Zweifel", erwiderte er mit schelmischem Funkeln in den Augen. „Aber weißt du, was noch schöner wäre?"
Emilia sah ihn neugierig an, obwohl sie die Richtung, in die das Gespräch ging, erahnte.
Er beugte sich ein Stück näher und senkte seine Stimme, die zugleich verspielt und verführerisch klang. „Wenn wir hier und jetzt die volle Leidenschaft erleben würden... du weißt schon, ganz ohne Zurückhaltung."
Sein Blick ließ keinen Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit, doch der Schalk darin milderte die Worte, während Emilia das Lächeln auf ihren Lippen kaum verbergen konnte.
Emilia konnte nicht anders, als bei Chaids frecher Bemerkung leise zu lachen. Die Art und Weise, wie er Dinge aussprach, brachte eine spielerische Leichtigkeit in den Raum, die sie nach den Strapazen der letzten Tage dringend benötigte. Sie drehte sich zu ihm um, ihre Augen funkelten vor Amüsement, aber auch einer Spur von Ernst.
„Chaid...", begann sie mit einem sanften Tadel, der jedoch kaum ihre wahren Gefühle verdeckte. „Du und deine unermüdliche Frechheit."
Er zuckte mit den Schultern und grinste, während er sich ein Stück näher zu ihr beugte. „Ich meine es ernst, Kleine Sonne. Man sagt doch, dass Entspannung alle Sinne öffnet, nicht wahr? Und wir alle könnten etwas... mehr Entspannung gebrauchen."
Ash, der neben Emilia stand, verdrehte leicht die Augen, aber ein amüsiertes Lächeln zog über sein Gesicht. „Man könnte fast meinen, du lebst nur für Momente wie diese."
„Nicht nur dafür", entgegnete Chaid mit einem Hauch von Schalk und blickte Emilia tief in die Augen. „Aber sie machen das Leben... angenehmer."
Gray, der ebenfalls das Spiel durchschaut hatte, trat näher und legte eine Hand auf Chaids Schulter. „Du bist unverbesserlich, Chaid."
Emilia schüttelte den Kopf, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie konnte spüren, wie die Wärme und das Zusammenspiel zwischen ihnen allen sie wiederbelebt hatte. „Vielleicht später", sagte sie mit einem Augenzwinkern, das sowohl eine Einladung als auch eine sanfte Zurückweisung war. „Es gibt noch viele Momente, die wir teilen werden. Aber jetzt..."
„Jetzt genießen wir, dass wir zusammen sind", ergänzte Alex mit sanfter Stimme und legte seine Hand auf Emilias Schulter. Seine Berührung und die anderen um sie herum zeigten, dass Liebe und Nähe in vielen Formen Ausdruck finden konnten - und dass selbst Frechheit und Schalk in einem Moment wie diesem Teil ihrer Verbindung waren.
Chaid grinste, sichtlich zufrieden, und beugte sich vor, um Emilia einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben. „Ich halte dich beim Wort, Kleine Sonne."
Die Gefährten traten leise ins Schlafzimmer zurück. Jakes Atem war ruhig, seine Brust hob und senkte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus - ein friedlicher Anblick, der sie alle für einen Moment innehalten ließ. Das Sonnenlicht fiel durch die Fenster und tanzte auf den Decken, als ob es die Erleichterung des Tages selbst widerspiegelte.
Emilia atmete tief ein. Der Moment der Ruhe, den sie genossen hatten, war vorbei. Sie wusste, dass sie Verantwortung trug - sowohl gegenüber Jake als auch gegenüber der Gilde. „Wir müssen Bericht erstatten", sagte sie und blickte die anderen an. Ihre Stimme war sanft, aber fest.
Die Gruppe nickte einvernehmlich. Sie zogen frische Kleider an, während die Schwere des bevorstehenden Gesprächs mit der Wanderflamme auf ihnen lastete. Es war klar, dass sie sich der Welt da draußen stellen mussten, selbst wenn ihre Gedanken bei Jake verweilten.
Ash blieb bei Jake zurück, seine Augen ernst, aber beruhigend. „Ich werde hierbleiben", sagte er und berührte sanft Jakes Hand. „Falls er erwacht, kann ich euch sofort benachrichtigen. Macht euch keine Sorgen - ich passe auf ihn auf."
Emilia trat zu Ash und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Danke", sagte sie leise, ein Hauch von Zärtlichkeit in ihrer Stimme. „Wir wissen, dass er bei dir in guten Händen ist."
Die anderen sammelten sich an der Tür, ihre Bewegungen entschlossen. Sie verließen das Haus und ließen Ash bei Jake zurück, während sie sich auf den Weg zur Wanderflamme machten. Jeder Schritt, den sie machten, brachte sie der Gilde näher, doch der Gedanke an ihre jüngste Reise und die Prüfungen, die sie überwunden hatten, war allgegenwärtig.
~ ~ ~ ~
Die Gruppe bewegte sich zielsicher durch die Straßen von Origin, bis sie das Hauptgebäude der Abenteurergilde "Wanderflamme" erreichten. Die Blicke der Passanten folgten ihnen, gefüllt mit einer Mischung aus Neugier, Respekt und einer Spur Erstaunen. Ihre Reise hatte Spuren hinterlassen, doch sie trugen ihre Erschöpfung mit erhobenem Haupt.
Als sie die große Eingangshalle betraten, wurden sie von einem vertrauten Gesicht begrüßt. Tyren, der Rezeptionist der Gilde, blickte auf und seine Augen weiteten sich vor Überraschung und Erleichterung. „Ihr seid zurück... und wohlauf", sagte er, die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Das ist... Ihr habt keine Ahnung, wie froh ich bin, euch so zu sehen."
Tyren trat näher und fuhr fort: „Wir haben bereits einen detaillierten Bericht von euren Reisebegleitern Korren, Livia und Merlo erhalten. Sie erzählten von allem, was bis zu eurer Trennung geschah. Doch wir brauchen unbedingt einen Bericht von euch - über das, was nach der Trennung geschah, und wie ihr eure Aufgabe gemeistert habt."
Er hielt kurz inne, bevor er hinzufügte: „Ich werde allerdings die Gildenmeister zusammenrufen müssen. Das wird einige Tage in Anspruch nehmen. Niemand hat damit gerechnet, dass ihr so schnell zurückkehrt."
Chaid trat mit einem schiefen Grinsen vor und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach, komm schon, Tyren", sagte er spöttisch. „Du willst sagen, ihr habt nicht damit gerechnet, dass wir überhaupt lebend zurückkehren, nachdem wir uns so weit vorgewagt haben, richtig?" Seine Worte waren provokant, aber sie enthielten auch einen Funken Wahrheit.
Tyren zuckte leicht zusammen und entschuldigte sich mit einem unsicheren Lächeln. „Nun... es... es wurden tatsächlich einige Wetten abgeschlossen."
Die Gruppe tauschte amüsiert-ungläubige Blicke aus, bevor Alex trocken bemerkte: „Ach, deshalb also die neugierigen Blicke? Verstanden."
Chaid trat vor und zog einen kleinen, unscheinbaren Beutel aus seiner Tasche. Mit einer fließenden Bewegung ergriff er Tyren sanft am Handgelenk und zog ihn näher. Seine Augen glühten vor Ernst. „Hör mir gut zu, Tyren", sagte er mit ungewohnter Schärfe in seiner Stimme. „Was sich in diesem Beutel befindet, ist von größter Wichtigkeit. Sieh zu, dass es noch heute in die richtigen Hände gelangt. Informiere die Gildenmeisterin sofort und sorge dafür, dass die Angelegenheit höchste Priorität erhält."
Tyren schluckte und nickte hastig. Doch bevor er den Beutel entgegennehmen konnte, ergänzte Chaid, seine Stimme leiser und doch eindringlich: „Und ja, sie sind in perfektem Zustand. Keine Fragen, Tyren. Tu einfach, was ich gesagt habe."
Mit zitternden Händen nahm Tyren den Beutel und öffnete ihn vorsichtig einen Spalt weit. Sein Gesicht erstarrte, als er die glühende Energie der Silberlilien erblickte, die in einem schwachen, silbrigen Licht leuchteten. „Wie... ihr habt...?"
Chaid legte ihm eine Hand auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich sagte: Keine Fragen", wiederholte er, sein Ton scharf, aber ohne Feindseligkeit. „Tu deine Arbeit und informiere uns, sobald das Treffen mit den Gildenmeistern steht."
Tyren nickte eilig, seine Augen noch immer weit vor Staunen. Er zog sich zurück, bereit, Chaids Anweisung unverzüglich Folge zu leisten. Die Gruppe beobachtete ihn, bis er in den hinteren Bereich des Gebäudes verschwand, dann löste sich die angespannte Atmosphäre langsam auf.
Chaid, ein Abenteurer mit dem Rang eines Sternenpfad-Boten in der Wanderflamme, hatte das Recht, solche Anweisungen zu geben, und es war klar, dass seine Worte Gewicht trugen. Das bedeutete, dass alles, was in diesem Beutel war, mit der höchsten Dringlichkeit behandelt werden würde.
Die Gruppe ließ sich kurz nieder, um auf weitere Anweisungen zu warten. Eine Mischung aus Erleichterung und Anspannung lag in der Luft. Die Rückkehr hatte begonnen - und mit ihr die nächste Phase ihrer Reise.
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Tyren eilte nach der Übergabe des Beutels mit den Silberlilien und verschwand hinter einer Tür, die direkt in den gesicherten Bereich der Gilde führte. Minuten vergingen, während die Gruppe in der Eingangshalle wartete. Der Raum war erfüllt von gedämpften Stimmen und dem Geräusch eiligen Schreibens. Der Duft von alten Pergamentrollen und frischem Wachs hing in der Luft. Als Tyren zurückkehrte, war seine Miene ernst, aber in seinen Augen lag ein Funkeln, das seine Erleichterung verriet.
„Ich habe der Gildenmeisterin umgehend per Teleporter eine Nachricht vermittelt", erklärte Tyren mit fester Stimme. „Mit dem dringenden Notaufruf. Sie wird sich dieser Angelegenheit sofort widmen und die richtigen Schritte einleiten." Er machte eine kurze Pause und seine Stimme wurde weicher. „Ihr könnt euch etwas ausruhen. Wir werden euch benachrichtigen, sobald es Neuigkeiten gibt."
Die Gruppe nickte stumm. Die Anspannung der letzten Tage hatte ihnen viel abverlangt, und die Aussicht auf ein wenig Ruhe wirkte fast unwirklich. Gerade als sie sich abwandten, um das Gebäude zu verlassen, wurde die Luft plötzlich schwer. Es war, als ob die Atmosphäre um sie herum plötzlich erdrückender wurde. Die Schritte verstummten, das Flüstern erstarb. Aus den Schatten am Rand der Halle trat eine hohe Gestalt - eine Frau mit strengen Gesichtszügen und eisigen Augen. Ihr Haar war wie schwarzer Rauch, ihre Haltung erhaben, und um sie herum lag eine Aura von schneidender Macht.
Die Frau musterte Emilia, und ihr Blick schien direkt in ihr Innerstes zu dringen. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und ließ die Spannung in der Halle ins Unermessliche steigen. Die anderen Gefährten, die den plötzlichen Auftritt beobachteten, hielten inne, ihre Instinkte waren sofort geweckt. Doch Emilia, die die Bedeutung dieses Moments spürte, atmete tief durch und wandte sich an ihre Gefährten.
„Bitte", sagte sie leise, ihre Stimme voller Entschlossenheit, aber auch von einer Spur Unsicherheit begleitet. „Lasst uns allein."
Es herrschte ein kurzes Zögern. Alex warf Emilia einen fragenden Blick zu, Gray kniff die Lippen zusammen, und Chaid, der sonst immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte, schwieg. Sie alle verstanden die Dringlichkeit und das Gewicht dieses Augenblicks, selbst wenn sie nicht jedes Detail kannten. Schließlich nickten sie langsam und zogen sich zurück, einer nach dem anderen, bis nur noch Emilia und die Furie übrig waren.
Die Frau ließ ihre Augen nicht von Emilia, und die Stille zwischen ihnen war erdrückend. Schließlich öffnete Emilia den Mund, um zu sprechen, ihre Stimme war fest, doch ihre Hände zitterten leicht. „Sie... Sie sind Lytharas Mutter, nicht wahr?"
Die Frau schwieg einen Moment und das Schweigen war schneidend. Dann nickte sie, langsam und bedächtig. „Ja", sagte sie, und ihre Stimme war wie kaltes Eisen, das glühend geschmiedet wurde. „Ich bin ihre Mutter. Und du... bist die, die überlebt hat."
Emilias Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als die Worte wie scharfe Klingen auf sie niedergingen. Doch sie hielt den Blick der Furie stand, auch wenn ihr Herz schwerer als je zuvor zu sein schien.
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