Finale band 3! Kapitel 21

Kapitel 21, Bd. 3

Der neue Morgen dämmerte leise über dem Land, doch für Emilia fühlte es sich an, als wäre die Nacht nie wirklich vergangen. Sie lag in ihrem Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, und starrte ins Leere. Die Stunden seit dem gestrigen Abend waren wie ein dumpfer, endloser Nebel, der sie umhüllte und jede Bewegung schwer machte. Ihre Seele war rastlos, unruhig, und selbst wenn sie es wollte, konnte sie die Flut der Emotionen und Gedanken nicht abschalten. Die Wahrheit, die ihr offenbart worden war, zerriss sie innerlich – es war zu viel auf einmal.

Sie wollte die Ruhe erzwingen, die ihr Herz so dringend benötigte, doch sie war wie eine unerreichbare Fata Morgana. Also blieb sie einfach liegen, in der Hoffnung, dass sich die Last irgendwann von selbst auflösen würde.

Die Jungs waren sich ihrer Qualen bewusst. Sie wussten, dass sie es überstürzt hatten – dass sie ihr zu viel zugemutet hatten. Die Wahrheit war wie eine Welle über sie hinweggerollt, und sie hatte Emilia nahezu überwältigt. Ein Teil von ihnen bereute es, sie nicht auf sanftere Weise an die Wahrheit herangeführt zu haben, Stück für Stück, mit mehr Bedacht. Doch gleichzeitig hatten sie gespürt, dass Emilia keine Halbwahrheiten mehr ertragen konnte. Sie wollte die Wahrheit – und sie hatte sie bekommen. Der Preis dafür war jedoch hoch.

Jake saß am Rand des bettes, seine Augen waren dunkel vor Zorn, aber nicht auf Emilia gerichtet. Sein Blick wanderte zwischen den Jungs umher, und er kämpfte mit den Worten, die ihm auf der Zunge brannten. „Warum... warum habt ihr es so lange verschwiegen?" Seine Stimme war tief, aber leise, als ob er Angst hatte, Emilia mit seiner Wut noch mehr zu verletzen. „Wir hätten sie vorbereiten können. Schritt für Schritt... Sie war nicht bereit. Und jetzt? Seht, was passiert ist."

Die anderen Jungs schwiegen. Jeder von ihnen trug die Last der Schuld und des Bedauerns in seinen Augen. Alex, der am nächsten bei Emilia lag, streckte die Hand aus und legte sie sanft auf ihre Stirn. „Wir haben es falsch gemacht", murmelte er, seine Stimme kaum hörbar. „Aber wir dachten, wir schützen sie..."

Jake ballte die Hände zu Fäusten und wollte widersprechen, wollte den Zorn herauslassen, der ihn innerlich verzehrte. Doch er schluckte die Worte herunter, weil er wusste, dass Emilia jedes Streitgespräch nur noch mehr belasten würde. Sie brauchte Ruhe. Frieden. Und in diesem Moment war alles, was sie geben konnten, die Nähe zueinander.

Schweigend setzten sich die Jungs um sie, jeder von ihnen suchte einen Weg, ihr Trost zu spenden, auch wenn sie wussten, dass Worte in diesem Augenblick nichts bewirken konnten. Alex legte sich an ihre Seite und umschlang sie behutsam, seine Hand strich beruhigend über ihren Rücken. Gray setzte sich ans Fußende und hielt ihre Füße leicht mit seinen kühlen Händen, als wolle er ihre Last lindern. Ash und Chaid blieben dicht bei ihr, ihre Blicke voller Besorgnis und Liebe.

Emilia sagte nichts. Sie ließ es einfach zu, wie sie da lagen und versuchten, ihr Kraft zu spenden. Sie fühlte ihre Hände, die sanften Berührungen, die Versuche, sie zu trösten – und doch war da diese Leere, die sie nicht überwinden konnte. Tränen sammelten sich in ihren Augen, und sie blinzelte sie weg, weil sie sich weigerte, noch mehr zu weinen. Sie hatte das Gefühl, bereits jede Träne vergossen zu haben, die sie besaß.

„Es tut mir leid", flüsterte Alex, und seine Stimme war brüchig. „Ich hätte es anders machen müssen. Wir alle... hätten es anders machen müssen."

Jake schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein. „Es ist zu spät für Reue", sagte er, seine Stimme fest, aber leise. „Wir müssen jetzt für sie da sein. Mehr als je zuvor."

Emilia spürte, wie ihr Herz bei seinen Worten schmerzte. Es war zu viel für sie, das wusste sie, aber sie wollte nicht schwach erscheinen. Sie wollte nicht diejenige sein, die alles zum Stillstand brachte. Doch ihr Körper war erschöpft, ihre Seele ausgelaugt. Also lag sie einfach da, während die Jungs über sie wachten – ein stilles Versprechen in der Luft, dass sie es gemeinsam durchstehen würden, egal wie schwer es werden mochte.

Der Morgen brachte keine Erleichterung. Aber vielleicht – nur vielleicht – konnte der Zusammenhalt, den sie miteinander teilten, die erste Brücke über den Abgrund schlagen, der sich vor ihnen auftat.

Stunden waren vergangen, doch im Zimmer herrschte noch immer Dunkelheit. Emilia lag reglos im Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Sie starrte an die Decke, als ob sie sich in einem endlosen Gedankenkarussell verloren hätte. Die Welt um sie herum schien verblasst zu sein, die Worte und Ereignisse des letzten Tages hallten in ihrem Kopf wider. Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie aufhorchen, doch sie rührte sich nicht.

Die Tür öffnete sich vorsichtig, und Gray trat ein. In seinen Händen hielt er eine dampfende Schüssel mit Suppe. Der Duft von Kräutern und Gewürzen füllte das Zimmer und erinnerte an Wärme und Geborgenheit. Er trat an Emilias Bett heran und sah sie mit sanfter Bestimmtheit an. „Emilia", sagte er leise, aber mit Nachdruck. „Du musst etwas essen."

Emilia drehte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. „Ich verspüre keinen Hunger, Gray", flüsterte sie und versuchte, die Bitte abzuwenden. Ihre Stimme klang erschöpft, brüchig.

Gray ließ sich davon nicht beirren. „Das mag sein", sagte er, während er die Schüssel abstellte. „Aber du hast seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Und du brauchst Energie. Die Suppe ist leicht. Sie wird dir guttun."

Emilia öffnete die Augen wieder und sah ihn an, müde und leer. „Gray, ich habe wirklich keinen Appetit. Bitte... ich brauche nur ein wenig Ruhe."

Doch Gray beugte sich leicht vor und hielt ihr einen Löffel hin. „Ich kann dich auch füttern, wenn es sein muss", sagte er mit einem ernsten, aber zugleich sanften Lächeln, das etwas Neckisches in sich trug. Es war eine Herausforderung, und Emilia wusste das. Er würde nicht so einfach aufgeben.

Emilia schüttelte den Kopf, ein schwaches Lächeln, das fast wie ein Echo ihrer alten Stärke wirkte, zuckte über ihre Lippen. „Mach dich nicht lächerlich, Gray. So schlimm ist es nicht. Ich bin nicht krank."

Doch bevor sie es aussprechen konnte, betraten auch die anderen Jungs das Zimmer. Sie hatten alles mitgehört und tauschten bedeutungsvolle Blicke. Alex verschränkte die Arme und lehnte sich an den Türrahmen. „Gray hat recht. Es ist nicht gesund, nichts zu essen, Emilia. Wir machen uns Sorgen."

Chaid trat neben Gray und sah Emilia mit einer Mischung aus Besorgnis und Aufmunterung an. „Du weißt, dass wir nicht locker lassen, oder? Du isst entweder selbst oder... wir übernehmen das."

Emilia ließ ein erschöpftes Seufzen hören. Die Entschlossenheit der Jungs war wie eine Mauer, gegen die sie sich nicht auflehnen konnte. Ihre Müdigkeit wurde von der Fürsorge durchbrochen, und ein kleiner Teil in ihr wusste, dass sie es zulassen musste – für sich selbst und für sie. Langsam richtete sie sich im Bett auf und stützte sich auf die Kissen. Ihr Blick glitt zu Gray, der immer noch den Löffel in der Hand hielt.

„Okay", sagte sie schließlich, ihre Stimme leise, aber mit einem Hauch von Dankbarkeit. „Aber keine Albernheiten, verstanden?"

Gray nickte ernst, doch in seinen Augen glitzerte eine Spur von Erleichterung und Freude. Er hob den Löffel und hielt ihn ihr hin. „Keine Albernheiten", wiederholte er mit gespieltem Ernst, während Chaid und die anderen leise schmunzelten. Die Atmosphäre im Zimmer lockerte sich ein wenig, auch wenn die Schwere des Augenblicks noch spürbar war.

Emilia nahm den ersten Löffel Suppe und fühlte, wie die Wärme in ihrem Körper aufstieg. Es war nicht viel, aber es war ein Schritt – ein kleiner Schritt aus der Dunkelheit, in der sie sich befunden hatte. Die Jungs blieben bei ihr, stützten sie mit ihrer stillen Präsenz, und in diesem Moment war es genau das, was sie brauchte.

~ ~ ~

Es vergingen weitere Minuten der Ruhe, in denen Emilia still vor sich hin starrte. Die Suppe, die sie mit Grays Hilfe zu sich genommen hatte, lag warm in ihrem Magen, doch sie konnte die Kälte in ihrer Brust nicht vertreiben. Als sie die leere Schüssel abstellte und sich wieder in die Kissen zurückziehen wollte, spürte sie die entschlossene Präsenz der Jungs. Sie ließen sie nicht los, ließen sie nicht in die Dunkelheit zurückfallen, in der sie gefangen war.

„Emilia, sprich mit uns", sagte Alex mit einer sanften, aber festen Stimme. Er trat näher und kniete sich neben ihr im Bett. „Wir wissen, dass es dich belastet. Wir können es sehen und spüren... Aber wenn du darüber redest, wenn du uns teilhaben lässt, könnte es leichter werden."

Emilia hob den Blick, ihre Augen waren glasig und voller Schmerz. „Nein... mich belastet nichts", sagte sie leise und schüttelte den Kopf. Ihre Stimme klang brüchig, als ob sie gegen das eigene Zerbrechen ankämpfte. „Es ist nur..."

Jake trat vor und unterbrach sie mit einer Mischung aus Nachdruck und Zuneigung. „Natürlich bist du belastet, Emilia", sagte er, seine Augen glühten vor Entschlossenheit. „Verdräng es nicht. Willst du mich schlagen?"

Emilia blinzelte verwirrt und sah ihn an. „Was?"

„Ja, wenn es hilft, schlag mich", wiederholte Jake mit einem herausfordernden, aber weichen Ton. „Oder willst du Alex schlagen? Oder Chaid? Sag es einfach. Wir stehen hier und lassen es zu. Was auch immer es ist – wir sind bereit, es mit dir zu tragen.''

Ein schwaches Lächeln huschte über Emilias Lippen, doch es erreichte ihre Augen nicht. Sie schüttelte den Kopf und sah zu Boden. „Ich will niemanden schlagen..."

Jake trat einen Schritt näher, seine Stimme sanft, aber unnachgiebig. „Was willst du dann, Emilia?" Er ließ seinen Blick nicht von ihr ab und trat näher, bis er auf gleicher Höhe mit ihr war. „Sag es uns. Egal, was es ist. Wir sind da."

Emilia spürte, wie ihre Kehle sich zuschnürte. Ihre Hände zitterten, und sie presste sie fest aneinander, als ob sie den inneren Schmerz dadurch ersticken könnte. Tränen begannen erneut, über ihre Wangen zu fließen. „Ich...", sie versuchte zu sprechen, aber die Worte blieben in ihrem Hals stecken. „Ich will es verstehen", flüsterte sie schließlich, ihre Stimme voller Verzweiflung und Schmerz. „Ich will begreifen... all das, was ich bin, was ihr seid... warum... warum alles so ist..." Die Tränen brachen nun unkontrolliert hervor, und ihre Schultern bebten.

Die Jungs sahen sie an, und in ihren Augen spiegelte sich dieselbe Trauer und das gleiche Bedürfnis wider, sie zu stützen. Ohne zu zögern, schlossen sie die Lücke zwischen ihnen und Emilia. Einer nach dem anderen legte die Arme um sie, bildeten einen schützenden Kreis. Alex hielt ihre Hand, Gray strich ihr sanft über das Haar, während Jake seine Stirn gegen ihre lehnte.

„Dann helfen wir dir, es zu begreifen", sagte Alex leise, seine Stimme war warm und voller Bestimmtheit. „Egal, wie lange es dauert. Wir gehen diesen Weg mit dir."

Chaid schloss die Augen, als ob er den Moment mit all seiner Schwere und Bedeutung in sich aufnehmen wollte. „Du bist nicht allein, Emilia. Wir sind hier. Immer."

Emilia ließ sich von ihrer Wärme und ihrer Nähe einhüllen. Sie spürte ihre Liebe, ihre Entschlossenheit, ihre Bereitschaft, alles mit ihr zu teilen. Und in diesem Moment wusste sie, dass sie sich der Wahrheit stellen würde – nicht allein, sondern mit ihnen. Gemeinsam. Langsam hob sie den Kopf und sah in die Augen derer, die sie liebten und schützten. Die Last war nicht verschwunden, aber sie fühlte sich ein wenig leichter – und das war ein Anfang.

Emilia sah tief in die Augen ihrer Partner, suchte Halt und die Bestätigung, dass sie nicht allein war in all dem Chaos und Schmerz, das sie durchlebte. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als sie sprach. „Ich glaube... ich habe Fragen." Ihre Worte schienen die Stille im Raum zu durchbrechen, und die Jungs spürten, dass dieser Moment mehr bedeutete als nur die bloße Neugier. Es war der erste Schritt auf dem langen Weg, den sie gemeinsam gehen mussten.

„Was für Fragen?" fragte Alex sanft, seine Stirn in tiefer Besorgnis gerunzelt. Die Jungs rückten näher, als ob sie spürten, dass sie ihr in diesem Augenblick so nah wie möglich sein mussten.

Gray trat näher und legte eine Hand auf ihre Schulter, seine Augen voller Wärme und Dringlichkeit. „Emilia, bitte. Sprich mit uns. Was auch immer du wissen willst... wir sind hier."

Ash, der immer die Worte fand, um ihr Mut zu machen, sah sie mit ehrlicher Entschlossenheit an. „Wir werden all deine Fragen beantworten, Emilia. Ehrlich und ohne Zurückhaltung – versprochen."

Chaid, der normalerweise das Lächeln und die Leichtigkeit in der Gruppe war, wurde ernst. Er beugte sich zu ihr und flüsterte: „Kleine Sonne, bitte... stelle deine Fragen. Wir sind bereit, alles mit dir zu teilen."

Alex legte sanft seine Stirn an ihre und ließ sie spüren, dass er ihr Halt gab, dass er da war – jetzt und für immer. „Emilia, wenn wir wirklich weiterkommen wollen, dann musst du sprechen. Du musst uns sagen, was dich quält."

Jake, dessen Hand ihre fest umschloss, sprach mit einem selten zu hörenden Ton der Sanftheit. „Versprochen, keine Geheimnisse mehr. Wir sind hier. Egal, wie schwer es wird."

Emilia spürte die Wärme, die von ihnen ausging, die unerschütterliche Liebe und das Versprechen, das in jedem ihrer Worte lag. Sie holte tief Luft, ihre Augen wanderten von einem zum anderen, und in ihren Blick mischte sich Schmerz mit neuem Mut. „Okay", murmelte sie schließlich, ihre Stimme fester als zuvor. „Ich... werde fragen."

——————

Emilia holte tief Luft, als sie die Frage aussprach, die ihr schon so lange auf dem Herzen lag. „Was fühlt ihr, wenn ihr mich seht? Seid ihr manchmal verwirrt, weil ihr mich gleichzeitig als ‚mich' und als Ari seht?" Ihre Stimme war ruhig, aber die zitternde Unsicherheit in ihren Augen war nicht zu übersehen.

Die Jungs schwiegen einen Moment, das Gewicht der Frage ließ die Luft im Raum dicker werden. Alex war der Erste, der sich regte. Er nahm Emilias Hand und hielt sie fest, als ob er sie mit seiner Berührung verankern wollte. „Emilia... du bist du. Ari war ein Teil unseres Lebens, ja – aber du bist mehr als das. Wenn ich dich sehe, sehe ich die Frau, die du heute bist. Und ja, manchmal... vermischt sich die Erinnerung an Ari mit dem, was wir teilen. Aber das heißt nicht, dass du weniger wichtig bist."

Gray, der stets die richtigen Worte fand, trat näher. „Es ist nicht leicht zu erklären", begann er leise. „Manchmal fühlt es sich an, als würden Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen. Aber das bedeutet nicht, dass wir dich mit Ari vergleichen oder dich nur in ihr sehen. Du bist Emilia – und wir lieben dich so, wie du bist. Nicht wegen Ari, sondern wegen dir."

Ash nickte und fügte hinzu, seine Stimme sanft, aber ernst. „Es gibt Momente, in denen die Erinnerungen an Ari schmerzen, weil sie verloren ist. Aber das hat nichts mit dir zu tun. Du bist eine eigenständige Valkyrie. Unsere Verbindung zu dir ist real, hier und jetzt."

Chaid lächelte, obwohl in seinem Blick ein Hauch von Melancholie lag. „Kleine Sonne... du erinnerst uns an Ari, ja. Aber du bist nicht sie. Es gibt kein Vergleichen. Unsere Herzen schlagen für dich, für die Emilia, die wir hier vor uns haben."

Jake sah tief in ihre Augen, seine Stimme ruhig, aber voller Entschlossenheit. „Manchmal ist es schwer, die Vergangenheit zu ignorieren, das stimmt. Aber die Liebe, die wir für dich empfinden, ist deine – nicht Ari's. Wir wissen, dass du deine eigenen Kämpfe hast, und es ist unfair, dich mit jemandem zu vergleichen, der längst vergangen ist. Für uns bist du Emilia – einzigartig, mutig und... einfach du."

Die Jungs rückten näher, als ob sie sie mit ihrer Präsenz stärken wollten. Sie sahen sie an, jeder von ihnen auf seine eigene Art, doch in ihren Augen lag keine Verwirrung – nur Liebe und das Versprechen, sie als die zu sehen, die sie war. „Wir lieben dich – so, wie du bist", flüsterte Alex abschließend, und die Worte hallten in Emilias Herz nach, gaben ihr ein Stück der Ruhe zurück, die sie so verzweifelt suchte.

Emilia zog jeden von ihnen in eine sanfte Umarmung, ihre Arme fest um sie gelegt, als ob sie die Wärme und Sicherheit in sich aufnehmen wollte. „Danke", flüsterte sie leise, ihre Stimme ein wenig brüchig, doch voller Aufrichtigkeit. Ihre Berührung schien für einen Moment die Schwere in der Luft zu vertreiben, und die Jungs spürten es – das Band zwischen ihnen war stärker denn je.

Einer nach dem anderen strichen sie ihr sanft über das Haar, wie um sie weiter zu beruhigen. Alex ließ seine Finger für einen Augenblick länger in ihren Haaren verweilen, bevor er fragte: „Emilia, hast du noch mehr Fragen?" Seine Stimme war weich, aber in seinem Blick lag die Bereitschaft, jede ihrer Sorgen ernst zu nehmen.

Ein Lächeln huschte über Emilias Gesicht, fast schüchtern, aber auch voller Mut. „Haufenweise", erwiderte sie, und ein Hauch von Humor schimmerte durch. Es war ein kleiner Funken Normalität, den sie beide genossen.

Die Jungs nickten, ein stummes Einverständnis, das sie umgab. „Dann frag", sagte Chaid, sein Ton sanft und ermutigend. Jake drückte leicht ihre Hand, während Gray und Ash ihr aufmerksam entgegenblickten. Sie waren bereit, zuzuhören, zu antworten – was immer nötig war, um ihr zu helfen, zu verstehen.

Emilia holte tief Luft, ihre Finger spielten nervös mit dem Saum ihrer Kleidung. „Gibt es Momente", begann sie leise und sah die Jungs nacheinander an, „in denen ihr mich lieber beschützen möchtet, anstatt mir die ganze Wahrheit zu erzählen? Warum?" Ihre Stimme zitterte ein wenig, und in ihren Augen war die Angst zu erkennen, erneut in Schutz genommen zu werden – aus Liebe, aber auch aus Zurückhaltung.

Alex war der Erste, der antwortete. Er hielt ihre Hand und sah sie tief an. „Ja, Emilia", gab er zu, seine Stimme ruhig und sanft. „Es gibt diese Momente. Wir... wir haben Angst, dich zu überfordern. Angst, dass das, was wir dir erzählen, dich verletzt oder dir mehr Schmerzen zufügt, als wir ertragen könnten. Manchmal fühlt es sich sicherer an, dich zu beschützen – dich vor der Last all dessen zu bewahren."

Gray nickte, sein Blick ernst. „Manchmal glauben wir, dass es besser ist, dich vor den schlimmsten Teilen unserer Vergangenheit zu schützen. Aber wir wissen auch, dass wir das nicht ewig tun können. Dass du ein Recht darauf hast, alles zu wissen. Es ist ein Balanceakt, und wir... wir kämpfen damit."

Jake schnaubte leise, als ob er sich selbst über seine Worte ärgern würde. „Ich hasse es, dir etwas vorzuenthalten, Emilia", sagte er mit fester Stimme. „Aber gleichzeitig... will ich dich nicht zerbrechen sehen. Es ist verdammt schwer."

Emilia nahm ihre Worte in sich auf und nickte, als sie die Ernsthaftigkeit in ihren Augen erkannte. „Ich verstehe", sagte sie leise, ihre Stimme brüchig, aber fest. „Ich will nicht, dass ihr euch schuldig fühlt, aber ich will... ich muss wissen."

Einen Moment lang herrschte Stille, bevor sie ihre nächste Frage stellte. „Was genau spürt ihr, wenn das Mal aktiviert wird? Verbindet es euch mit mir auf eine bestimmte Weise?"

Ash legte den Kopf schief, als ob er nach den richtigen Worten suchte. „Das Mal... es ist schwer zu beschreiben, Emilia", begann er. „Wenn es aktiviert wird, ist es wie ein Fluss, der uns alle durchströmt – dich und uns. Es ist eine Verbindung, die tiefer geht als Worte. Es verstärkt alles, was wir fühlen – unsere Bindung, unsere Entschlossenheit, dich zu schützen, aber auch das Wissen um unsere Verantwortung."

Chaid fügte hinzu, seine Stimme sanfter als sonst: „Es ist, als ob wir alle eins sind, wenn das Mal aktiv ist. Deine Emotionen... sie schwingen in uns wider. Es macht uns stärker, aber es zeigt uns auch, wie verletzlich du bist – und wie wichtig es ist, dass wir dich unterstützen."

Jake hielt ihren Blick fest, seine Augen ernst. „Es ist unsere Verbindung zu dir, Emilia. Es ist das Band, das uns zusammenhält – durch jedes Leben, durch jedes Hindernis. Wenn es aktiviert wird, fühlen wir alles – deine Freude, deinen Schmerz, deine Ängste. Es macht uns zu einem Teil von dir."

Emilia schluckte schwer und spürte, wie die Wahrheit ihrer Worte in ihr widerhallte. Das Mal war kein einfacher Zauber – es war ein Versprechen, eine Verbindung, die ihr Leben miteinander verknüpfte. „Danke", flüsterte sie, während sie die Wärme ihrer Liebe und der schieren Macht ihrer Verbindung fühlte.

Emilia holte tief Luft, bevor sie die Augen schloss und dann wieder öffnete. „Es tut mir leid", flüsterte sie, ihre Stimme voller Bedauern. „Es tut mir leid, dass ich euch all das zugemutet habe... dass ich mich zurückgezogen habe, obwohl ich weiß, wie schwer das alles auch für euch ist." Ihre Hände zitterten leicht, und sie suchte nach den Blicken der Jungs, um in ihren Augen Trost und Verständnis zu finden. „Ich wollte euch nicht wegstoßen. Es war einfach zu viel... zu schwer, alles auf einmal."

Die Jungs sahen sie mitfühlend an. Gray trat vor, seine Augen weich und voller Wärme. „Du musst dich nicht entschuldigen, Emilia. Das, was du erfahren hast, würde jeden von uns überwältigen. Und wir... wir hatten Zeit, uns daran zu gewöhnen. Mehr als ein Leben lang", sagte er sanft und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Bei dir, Emilia, ist es anders. Du trägst so viel auf einmal, ohne wirklich eine Chance, dich darauf vorzubereiten."

Emilia schloss kurz die Augen, spürte, wie die Anspannung in ihrem Inneren langsam nachließ. „Aber ich habe es euch auch nicht leicht gemacht", murmelte sie und wischte sich eine Träne von der Wange. „Ich bin so verwirrt, so zerrissen. Ich weiß, dass ihr mich liebt – und ich euch. Aber all das... die Vergangenheit, Ari... ich..." Ihre Stimme brach, und sie drehte sich von ihnen weg, als ob sie sich für ihre Gefühle schämte.

„Es ist dein Recht, so zu fühlen, wie du fühlst – verwirrt, verletzt, aufgewühlt", fuhr Gray ruhig fort. „Aber du bist immer noch Emilia. Du bist du. Du hast dir nicht ausgesucht, was Ari entschieden hat. Und das macht dich zu einer eigenständigen Person mit deiner eigenen Seele."

Emilia ließ die Worte in sich wirken, spürte die Tiefe seiner Aufrichtigkeit. Während Gray sprach, fühlte sie, wie sich etwas in ihrem Inneren löste, als ob die Wolken in ihrem Geist zu weichen begannen. Sie sah ihn an, ihre Augen klarer als zuvor, und legte einen Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich würde es wieder tun", sagte sie, ihre Stimme leise, aber voller Überzeugung.

Die Jungs horchten auf, ihre Blicke suchten die ihren, während die Bedeutung ihrer Worte in die Stille des Raumes sickerte. „Jetzt, hier bei euch zu sein, ist alles, was ich je wollte. Ich liebe euch. Ich werde euch niemals verlassen – es sei denn, ihr schickt mich fort." Sie hielt kurz inne und suchte nach den richtigen Worten, um das auszudrücken, was tief in ihrem Herzen lag. „Was Ari entschieden hat... ich spüre es in jeder Faser meiner Seele. Ihre Entschlossenheit, bei euch zu bleiben, ist auch meine. Diese Entschlossenheit, die ich jetzt fühle, bei euch zu sein, ist nicht weniger stark."

Emilias Augen glitzerten vor Tränen, doch ihr Lächeln war voller Liebe und Wärme. „Ich liebe euch so wahnsinnig, dass es wehtut – und ich würde mich immer wieder für euch entscheiden. Vielleicht würde ich ein paar Dinge anders machen, schlauer handeln..." Ein schwaches Lächeln spielte um ihre Lippen. „Aber die Entscheidung, bei euch zu sein, die würde ich niemals ändern. Weil ich euch liebe – mit jeder Faser meines Seins."

Die Jungs sahen sie an, als hätten sie auf genau diese Worte gewartet. Ihre Augen leuchteten, und ihre Gesichter strahlten vor einer Mischung aus Erleichterung, Liebe und Hoffnung. Es war, als hätten Emilias Worte die Unsicherheit, die über ihnen geschwebt hatte, hinweggefegt. Sie wussten jetzt, dass sie zusammen gehörten, dass nichts sie auseinanderreißen konnte – nicht Vergangenheit, nicht Schmerz, nicht Angst.

Emilia fühlte die Wärme, die von ihren Partnern ausging, und ließ sich in ihre Arme fallen. Es war, als ob alles, was sie bisher durchgemacht hatten, zu diesem Moment führte – zu dem Moment, in dem sie sich alle sicher waren, dass sie zusammen stärker waren als alles, was vor ihnen lag. Die Unsicherheit verflog, und mit ihr die Last der Vergangenheit. Nur die Liebe und das tiefe Band, das sie miteinander verband, blieben – und das reichte, um sie aufrecht zu halten.

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Die Sonne war bereits untergegangen, und das Zimmer war in warmes, weiches Licht getaucht. Emilia saß auf der breiten Fensterbank, das sanfte Rauschen des Windes drang von draußen herein. Die letzten Stunden hatten sie erschöpft, doch jetzt, inmitten der Stille, war ihre Seele ruhiger geworden. Sie fühlte sich sicher – sicher bei den Jungs, die sie bedingungslos unterstützten. Ein leises Lächeln spielte auf ihren Lippen.

Alex war der Erste, der sich zu ihr gesellte. Ohne ein Wort nahm er ihre Hand und zog sie sanft von der Fensterbank. „Du siehst nachdenklich aus", sagte er mit einem schiefen Grinsen, das seine Augen zum Funkeln brachte. „Komm, wir haben uns einen Moment der Ruhe verdient."

Bevor sie etwas sagen konnte, wirbelte er sie spielerisch in seinen Armen umher. Die unerwartete Bewegung entlockte ihr ein Lachen, das die Anspannung der letzten Tage für einen Augenblick wie weggeblasen erscheinen ließ. Chaid trat hinzu und schloss sich dem kleinen Spiel an, indem er sie in einer übertriebenen Geste auffing, als hätte er Angst, dass sie Alex' Drehung nicht überstehen würde. „Vorsicht, Prinzessin", neckte er mit einem Augenzwinkern, „wir können es uns nicht leisten, dass du umfällst."

Emilia prustete vor Lachen und schüttelte den Kopf. „Ihr seid unmöglich."

„Das ist Teil unseres Charmes", flüsterte Gray und trat hinter sie, um ihre Schultern mit einer sanften Berührung zu massieren. „Aber du hast noch nicht alles gesehen."

Bevor Emilia fragen konnte, was er meinte, legte Ash einen zarten Blumenkranz aus magisch geformten Blüten auf ihr Haupt. Die Blüten glitzerten im sanften Licht, als wären sie mit Sternen bestäubt. „Passt perfekt", murmelte er und schenkte ihr ein warmes Lächeln.

Jake, der das Ganze mit verschränkten Armen beobachtet hatte, trat schließlich vor und zog Emilia sanft an sich. „Du weißt, dass wir dich niemals loslassen, oder?" Seine Stimme war tief, mit einer Spur von Ernsthaftigkeit, aber auch einer spielerischen Wärme, die sie sofort spürte.

Emilia legte ihre Arme um ihn und schmiegte sich an ihn. „Das hoffe ich", flüsterte sie und schloss die Augen. Sie spürte die Wärme der anderen Jungs um sich herum, als sie sich zu ihnen gesellten, jeder auf seine eigene Weise nahe. Es war keine bedrückende Last mehr, sondern ein Gefühl der Einheit, das sie nicht mehr loslassen wollte.

„Na, wenn das kein romantischer Moment ist", neckte Chaid und legte sich dramatisch eine Hand aufs Herz. „Wer hätte gedacht, dass wir so einen Kitsch draufhaben?"

Emilia lachte, und ihre Augen glitzerten vor Freude. „Es ist perfekt."

„Dann bleibt nur noch eines zu tun", murmelte Alex und beugte sich zu ihr, um sie sanft zu küssen. Die anderen schlossen sich an, jeder mit einer Geste – einem Kuss auf die Stirn, einer Umarmung, einer sanften Berührung. Sie waren eins, wie sie es sein sollten.

Die Nacht umhüllte sie, und für einen Moment existierte nur noch das Hier und Jetzt – eine zarte, unzerbrechliche Verbindung, die sie alle miteinander verband.

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