Kapitel 5 Band 4
Kapitel 5 Band 4
2. Ruf der verlorenen Fragen
Als die Dunkelheit der Nacht dem zarten Licht des Morgens wich, lag ein Gefühl der Zufriedenheit in der Luft. Das Wohnzimmer war wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt, der Tisch war längst abgeräumt, und die Gruppe hatte das Abendessen in entspannter Atmosphäre genossen. Schließlich war es Zeit gewesen, sich in das gemeinsame Bett zurückzuziehen.
Emilia lag in der Mitte, wie immer von der Wärme ihrer Gefährten umgeben. Die Nächte waren inzwischen so vertraut geworden, dass sie nicht einmal mehr darüber nachdachte, wie ungewöhnlich diese Nähe eigentlich war. Doch letzte Nacht... sie brachte eine andere Art von Wärme mit sich.
Ihr Herz pochte noch immer leicht, als sie sich daran erinnerte, wie sie das Feuer in sich entfesselt hatte - und wie ihre Gefährten darauf reagiert hatten. Die Zärtlichkeit, das Knistern, die tiefe Verbindung... Alles hatte perfekt gewirkt. In diesem Moment hatte sie sich vollständig geliebt gefühlt.
..
Nun, am Morgen, wurde diese Leichtigkeit fortgesetzt. Sie erwachte langsam, ihre Augenlider flatterten leicht, als sie sich den Schlaf aus den Gliedern streckte. Neben ihr hörte sie das leise Atmen von Gray, der sich noch in den letzten Momenten des Schlafes befand, während Alex bereits wach war und mit einem zufriedenen Lächeln zu ihr hinüberblickte.
„Guten Morgen, Emilia", murmelte er, während er sich auf den Ellbogen stützte.
„Guten Morgen", erwiderte sie verschlafen und schmunzelte, als sie bemerkte, wie die anderen nach und nach ebenfalls erwachten.
Am Frühstückstisch saßen sie schließlich alle zusammen. Gray gähnte und schnappte sich ein Stück Brot, während Ash den heißen Tee eingoss. Jake wirkte ungewöhnlich entspannt, lehnte sich zurück und beobachtete die Gruppe mit einem kaum sichtbaren Schmunzeln.
„Du warst letzte Nacht wirklich feurig, Amy", begann Chaid mit einem selbstzufriedenen Lächeln, während er sich ein Stück Käse auf den Teller legte. „Ich wusste ja, dass du mutig bist, aber das war... beeindruckend."
Emilia spürte, wie ihr Gesicht eine leichte Röte überzog, doch sie hielt seinem Blick stand. „Ach, das hat dir gefallen? Vielleicht solltest du dann nächstes Mal besser vorbereitet sein."
Die Gruppe brach in Lachen aus, während Alex einen Schluck Tee nahm und mit einem belustigten Funkeln in den Augen hinzufügte: „Das nenne ich mal eine Herausforderung. Aber im Ernst, Emilia... Du hast uns wirklich überrascht."
Jake legte seine Gabel ab und sah sie an. „Es ist schön, dich so zu sehen. Gestern Nacht hast du wirklich gezeigt, dass du..." Er hielt kurz inne, als ob er nach den richtigen Worten suchte, „...dein eigenes Tempo bestimmen kannst."
Gray nickte zustimmend. „Ein wahres Feuer, das du in dir trägst, Emilia. Aber ehrlich, wir hätten uns denken können, dass du uns irgendwann in den Schatten stellst."
Emilia lachte leise und nahm einen Bissen von ihrem Frühstück. „Es war nur... ein schöner Moment. Und ich glaube, wir haben alle gebraucht, was letzte Nacht passiert ist."
Chaid zwinkerte ihr zu. „Oh, definitiv. Aber jetzt musst du uns eines versprechen."
„Was denn?" fragte sie neugierig.
„Dass du uns öfter so überraschst. Ich meine, das hält uns jung."
Emilia rollte mit den Augen, doch ihr Lächeln verriet, wie sehr sie diese kleinen Neckereien genoss. Die Gruppe schien in dieser entspannten Stimmung ihre Stärke und Nähe wiederzufinden, was den perfekten Übergang in einen neuen Tag markierte.
.....
Die Frühstücksatmosphäre war noch von Leichtigkeit und Lachen erfüllt, als Emilia ihre Gedanken schweifen ließ. Doch je länger sie darüber nachdachte, desto schwerer wog eine bestimmte Frage, die ihr nicht aus dem Kopf ging. Sie spielte nervös mit ihren Fingern, und ein leichter Schatten legte sich über ihr Gesicht.
„Ihr... ähm... ihr habt doch mal gesagt, dass ich euch alles fragen darf, richtig?" begann sie zögerlich, ihre Stimme leise, fast schüchtern.
Die Jungs sahen von ihren Tellern auf, ihre Aufmerksamkeit sofort auf sie gerichtet. Jake hob eine Augenbraue und nickte langsam. „Ja, das haben wir gesagt. Was willst du wissen, Emilia?"
Emilia spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie wusste, dass ihre Frage... eigenartig war, aber die Neugier ließ ihr keine Ruhe. Sie sah hinunter auf ihre Hände, die in ihrem Schoß ruhten, und biss sich kurz auf die Lippe.
„Also... na ja... es ist nur... eine sehr makabere Frage", murmelte sie schließlich und schielte zu den Jungs, als ob sie ihre Reaktion erahnen wollte.
Alex verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. „Spuck's schon aus, Emilia. Was ist es, das du wissen willst?" Seine Augen funkelten leicht belustigt, aber da war auch echte Neugier.
Emilia zuckte leicht zusammen, ihre Wangen wurden rot. „Ähm... also... ich meine... habt ihr... also, weil ihr dieselben Seelenfragmente habt... fühlt ihr euch nicht irgendwie wie... Brüder?" Die Worte kamen zögerlich und stockend, als ob sie jeden Moment bereuen würde, sie ausgesprochen zu haben.
Die Jungs starrten sie an - ein Moment der Stille, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Dann brach es aus Chaid heraus. „Brüder?!" Er sah aus, als hätte sie ihm gerade einen Dolch ins Herz gerammt, und presste eine Hand dramatisch an seine Brust. „Ich bin gekränkt! Wie kannst du sowas nur denken, Emilia?"
Gray verschluckte sich beinahe an seinem Tee, und Ash klopfte ihm grinsend auf den Rücken. Alex legte eine Hand vor sein Gesicht, offensichtlich darum bemüht, nicht laut loszulachen. Jake hingegen schüttelte nur langsam den Kopf und sah sie mit einem Blick an, der zwischen Belustigung und Fassungslosigkeit schwankte.
„Emilia", begann er schließlich mit gespieltem Ernst, „was genau denkst du von uns? Dass wir hier eine Art Brüderbund gegründet haben? Wir teilen vielleicht dieselben Seelenfragmente, aber das bedeutet nicht, dass wir..." Er machte eine vage Geste in die Luft. „...Brüder sind."
„Um ehrlich zu sein, wir haben darauf gewartet, dass du das fragst", warf Alex ein, sein Ton neckisch. „Du stellst diese Frage in jedem Leben. Wirklich, Emilia, jedes. Einzelne. Leben."
„Oh, ja", fügte Gray trocken hinzu. „Wir wussten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis du wieder damit anfängst."
Emilia starrte sie mit offenem Mund an. „Ich... wirklich?"
„Oh, absolut", bestätigte Ash mit einem breiten Grinsen. „Es gehört praktisch zu deiner Persönlichkeit. Jedes Mal, wenn wir wiedergeboren werden und du uns begegnest, dauert es nicht lange, bis du uns mit dieser ‚Brüder-Frage' konfrontierst."
Chaid schnippte mit den Fingern. „Aber weißt du was? Ich nehme das als Kompliment. Ich meine, Brüder?" Er lachte laut. „Wenn wir Brüder wären, Emilia, dann müsste ich all meine... romantischen Bemühungen dir gegenüber einstellen. Und das wäre eine Tragödie!"
Jake schnaubte und wandte sich wieder an Emilia, diesmal in ernsthafterem Ton. „Hör zu, Emilia. Wir sind Seelenverwandte, keine Brüder. Unsere Seelenfragmente haben sich über die Jahrhunderte weiterentwickelt. Sie haben sich so weit voneinander entfernt, dass wir eigenständige Seelen geworden sind. Wir fühlen keine familiäre Verbindung zueinander."
„Ganz im Gegenteil", ergänzte Gray. „Es ist eher eine... Anziehung. Eine Bindung, die uns verbindet. Aber nichts, was mit Brüderschaft zu tun hat."
„Abgesehen davon", fügte Alex hinzu, „sehen wir dich als unsere Seelenpartnerin. Es gibt keine Verwandtschaft im Spiel. Was wir teilen, ist etwas anderes - es ist stärker, tiefer."
„Und", warf Chaid ein, „wenn ich dich ansehe, Emilia, dann bestimmt nicht als Schwester." Sein Ton war gespielt entrüstet, und seine Augen blitzten schelmisch.
Emilia lachte schließlich leise, ihre Anspannung löste sich. „Okay, okay. Ich verstehe es. Ihr seid keine Brüder. Und... ich werde versuchen, die Frage in meinem nächsten Leben nicht mehr zu stellen."
„Das wäre schön", sagte Ash trocken.
Doch Chaid lehnte sich zurück und grinste. „Oh, frag ruhig, Emilia. Ich finde das irgendwie... charmant. Makaber, ja, aber charmant."
Die Gruppe brach in Gelächter aus, und für einen Moment war die Stimmung wieder leicht und ausgelassen. Doch Emilia fühlte sich auch erleichtert. Sie hatte verstanden, was sie wirklich verband - und es war etwas viel Tieferes, als sie sich je hätte vorstellen können.
Emilia lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und warf Chaid einen schelmischen Blick zu. „Also wirklich, Chaid, eine Schwester? Das klingt schon ein bisschen verzweifelt. Ich hätte nie gedacht, dass du so über mich denkst. Das hast du dir jetzt ganz allein zusammengebastelt. Ist das irgend eine heiße neue Vorstellung von der ich da gerade erfahre?"
Die Jungs sahen Chaid belustigt an. Chaid hob eine Augenbraue und legte eine Hand dramatisch auf sein Herz. „Verzweifelt? Ich? Emilia, bitte. Ich bin der Inbegriff von Selbstbewusstsein. Und glaub mir, du würdest es wissen, wenn ich dich als Schwester sähe - ich wäre definitiv weniger charmant."
Die anderen schmunzelten, doch Emilia ließ sich nicht beirren. Sie sah ihn eindringlich an, bevor sie den Blick über die gesamte Gruppe gleiten ließ. Ihre Augen verrieten Neugier und eine Spur Ernsthaftigkeit. „Gut, dann frage ich euch etwas anderes. Waren wir verheiratet? Ich meine, im ersten Leben ja, aber ... was ist mit den anderen? Gab es da ... Kinder?" Ihre Stimme wurde leiser bei der letzten Frage, fast so, als wäre sie unsicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
Die Jungs wechselten Blicke, und eine spürbare Spannung lag plötzlich in der Luft. Die Leichtigkeit des Moments war wie weggeblasen. Alex räusperte sich und schaute kurz zur Seite, während Jake die Arme verschränkte und seine Miene verfestigte. Gray schien sich in Gedanken zu verlieren, und selbst Chaid, der sonst immer einen kekken Kommentar auf den Lippen hatte, wirkte für einen Moment ungewohnt ernst.
„Ah, das wird interessant," murmelte Ash schließlich leise und versuchte, die angespannte Stimmung etwas aufzulockern. Doch niemand lachte.
Emilia bemerkte das Zögern, die zurückhaltenden Bewegungen, und runzelte die Stirn. „Oh nein," sagte sie mit einem Hauch von Panik in der Stimme. „Ich hab da was getroffen, oder? Ich meine ... wenn ihr nicht darüber reden wollt-"
„Nein, Emilia", unterbrach Jake ruhig, aber bestimmt. „Es ist nur ... du bist immer so neugierig. Und ehrlich gesagt wussten wir, dass diese Fragen irgendwann kommen würden."
Alex nickte langsam, während er einen tiefen Atemzug nahm. „Es ist jedes Leben dasselbe. Und, naja, wir hatten gehofft, dass wir diesmal etwas länger Zeit haben, bevor du uns damit überfällst." Sein Ton war leicht amüsiert, aber die Wärme in seinen Augen zeigte, dass er es ihr nicht übel nahm.
Chaid grinste wieder breit und zwinkerte Emilia zu. „Ich sag's dir, Kleine Sonne - du bist in jedem Leben ungeduldig. Das macht dich irgendwie unwiderstehlich."
Doch bevor Emilia weitersprechen konnte, hob Jake eine Hand, als wollte er sie stoppen. „Aber bevor wir darauf eingehen, solltest du sicher sein, dass du die Antworten wirklich hören willst. Manche Dinge sind ... schwer zu verdauen."
Die Gruppe hielt den Atem an, und Emilia schien für einen Moment in Gedanken versunken. Die Spannung blieb greifbar, als die Fragen in ihrem Kopf nur noch mehr wurden - doch die Antworten mussten noch warten.
Die Jungs sahen sich kurz an, als Emilia erneut mit einer Mischung aus Neugier und Zögern fragte: „Also... gab es Kinder? In unseren früheren Leben, ich meine, haben wir in jedem Leben geheiratet? Den Seelenbund geschlossen? Hatten wir je Kinder...?"
Ihre Stimme verlor sich im Raum, während sie ihre Hände in ihrem Schoß faltete, als ob sie sich selbst beruhigen wollte. Die Jungs wirkten angespannt, aber nicht überrascht - diese Frage hatten sie erwartet.
Jake war der Erste, der sprach. Seine Stimme war ruhig, fast nachdenklich. „Ja, Emilia. In manchen Leben gab es Kinder. Nicht in allen - aber immer dann, wenn es uns erlaubt war, zumindest für eine Weile... Normalität zu leben. Sie waren von uns, von dir und uns. Manchmal von mir, manchmal von Alex oder einem anderen von uns. Und manchmal auch von den anderen Todsünden, welchen du noch nicht begegnet bist."
Emilias Augen weiteten sich, während sie den Blick über die Runde gleiten ließ. „Aber... was ist mit ihnen passiert? Leben sie noch?"
Alex ergriff das Wort, seine Stimme sanft, aber ernst: „Wir wissen es nicht genau. Wahrscheinlich nicht. Die meisten sind gestorben, so wie wir in jedem Leben gestorben sind. Aber einige von ihnen... Sie haben ihre eigenen Wege gefunden. Manche gründeten Clans, andere wurden Wächter bestimmter Orte. Ihre Spuren sind in der Welt, aber sie sind nicht mehr bei uns."
„Warum?", fragte Emilia leise. „Warum habt ihr sie nicht gesucht? Warum habt ihr keinen Kontakt zu ihnen?"
Ash legte einen Arm auf die Rückenlehne von Grays Stuhl und erklärte: „Es war eine Entscheidung, die wir gemeinsam getroffen haben. Ein Abkommen, Emilia. Wir wollten unsere Kinder nicht mit unseren Wiedergeburten und den Problemen, die wir mit uns bringen, belasten. Es wäre nicht fair gewesen, sie in dieses Leben voller Kämpfe und Verantwortung zu ziehen."
Jake nickte zustimmend. „Unsere Kinder wussten das. Wir haben es ihnen erklärt, bevor wir uns von ihnen getrennt haben. Sie haben verstanden, dass es das Beste war, auch wenn es schmerzlich war. Wir hatten eine Abmachung: Kein Kontakt in unseren nächsten Leben, solange es nicht unbedingt notwendig ist."
Gray fügte hinzu, seine Stimme etwas leiser: „Das heißt nicht, dass wir nicht an sie denken. Sie sind ein Teil von uns, genauso wie du, Emilia. Aber wir mussten sie loslassen, um sie zu schützen. Unsere Welt ist gefährlich genug, ohne dass sie in sie hineingezogen werden."
Emilia spürte einen tiefen Stich in ihrem Herzen, als sie die Schwere der Worte verarbeitete. „Das muss schrecklich gewesen sein", murmelte sie. „Wie konntet ihr das ertragen?"
Chaid brach das Schweigen, indem er sich auf seine unbeschwerte Art zurücklehnte und zwinkerte: „Es war nicht einfach, Sonne. Aber wir hatten uns - und wir hatten dich. Das war immer genug."
Sein Zwinkern lockerte die bedrückende Stimmung ein wenig, aber Emilias Gedanken schweiften immer noch ab. Sie wusste, dass diese Geschichte noch lange in ihr nachhallen würde.
....
In Emilias Gedanken wirbelten all die Informationen durcheinander. Sie murmelte leise, mehr zu sich selbst: „Das ist fair... auch wenn ich mich gerne erinnern würde."
Jake sah sie mit ernster Miene an, seine Stimme fest und ruhig. „Emilia, was würdest du tun, wenn du dich erinnern würdest? Du warst damals einverstanden, keinen Kontakt zu unseren Nachkommen aufzunehmen. Überleg doch mal: Wie würdest du dich fühlen, jemanden zu treffen, der dein Erbe ist, aber du dich nicht an ihn erinnern kannst? Es würde dich noch mehr belasten, als im Unwissen zu bleiben."
Seine Worte trafen sie, und er fuhr fort, seine Stimme etwas weicher. „Und diese Nachkommen... Sie würden dich mit gemischten Gefühlen betrachten. Du wärst nicht ihre leibliche Mutter oder Großmutter - nur eine Seele, die mit ihrer Geschichte verbunden ist. Aber das können sie nicht so fühlen wie wir. Unsere Bindung ist etwas völlig anderes. Willst du dir diese Last wirklich aufbürden, Emilia?"
Die Richtung dieses Gesprächs wog schwer, und Emilias Herz fühlte sich von einem schmerzhaften Knoten zusammengezogen. „Nein, du hast recht... es tut mir leid." Ihre Stimme war leise, fast brüchig. „Aber... warum bin ich die Einzige ohne Erinnerung? Das ist nicht fair."
Die Jungs reagierten unterschiedlich: Chaid verdrehte die Augen, Alex schnaubte ungeduldig, und Gray strich sich durch die Haare. „Emilia, es ist wie es ist", begann Ash, seine Stimme ruhig, aber bestimmt. „Das ist unsere Prüfung - eine Last, die wir tragen müssen."
Jake lehnte sich zurück und zischte mit kühler Abscheu: „Der große Herrscher war ein Bastard."
Emilia blinzelte überrascht und sah ihn an. „Aber... ist er nicht euer Vater? Solltet ihr nicht wenigstens etwas Respekt vor ihm haben?"
Jake lachte trocken, ein Ton ohne Wärme. „Er ,warˋ unser Vater - vor Jahrzehnten. Aber es fühlt sich nicht so an, als wäre er jetzt noch mit uns verbunden. Es sind zu viele Leben, zu viele Brüche dazwischen. Die Erinnerungen an ihn sind verzerrt, wie Schatten, die verblassen."
Alex nickte zustimmend und fügte hinzu: „Wir schulden ihm nichts, Emilia. Er hat uns damals nur geschaffen, um seine Pläne umzusetzen. Es war nie Liebe, nie Zuneigung. Es ging immer nur um Macht."
Gray sprach vorsichtig, aber seine Worte hatten Gewicht: „Vielleicht hat er uns erschaffen, aber das heißt nicht, dass wir ihm irgendetwas schuldig sind. Er war unser Anfang, mehr nicht."
„Ein Bastard, mehr gibt es dazu nicht zu sagen," wiederholte Jake mit fester Stimme und schloss das Thema ab. Doch Emilias fragender Blick blieb. Sie suchte etwas, einen Funken, den sie begreifen konnte.
„Aber wenn er so ùnwichtig war, warum fühlt es sich an, als hättet ihr ihn vollständig verdrängt?" Sie fragte schließlich unsicher, ob sie die richtige Grenze überschritt.
Chaid seufzte, sein sonst so unbeschwerter Ton plötzlich ernst: „Weil er uns nicht wichtig war, Emilia. Nicht wirklich. Er war eine Lektion - keine Bindung. Und das ist ein Unterschied, den du irgendwann verstehen wirst."
Emilia ließ das Gespräch über den Herrscher fürs Erste ruhen und konzentrierte sich wieder auf das Frühstück. Doch ihre neugierige Natur konnte sie nicht vollständig unterdrücken. Die Jungs waren bisher geduldig und verständnisvoll mit ihr umgegangen - vielleicht durfte sie noch etwas weiter fragen.
„Also, diese anderen Todsünden...", begann sie zögerlich.
Jake hob prompt die Hand, seine Augen funkelten leicht amüsiert. „Emilia, ich habe genug von deinen Fragen für heute. Langsam verstehe ich, warum Alex so erschöpft ist."
Emilia schnaubte empört. „Was soll das heißen?" Sie richtete ihren Blick sofort auf Alex. „Alex, warum bist du erschöpft? Was ist denn los?"
Alex schnaubte leise und warf Jake einen genervten Blick zu. „Jake, du..."
Jake schmunzelte und schnitt ihm das Wort ab. „Nimm es ihm nicht übel, Emilia. Es ist das erste Mal, dass du Alex als ersten von uns getroffen hast. Du triffst uns in unterschiedlicher Reihenfolge, je nachdem, wie dein Weg dich zu uns führt. Das ist bestimmt, wie ein Magnet, der dich zu uns zieht. Aber dieses Mal war es Alex, der zuerst auf dich gestoßen ist."
Jake lehnte sich zurück, seine Stimme wurde fester. „Alex ist einfach zu streng mit sich selbst. Er wollte es perfekt und richtig machen - hat sich dabei aber selbst überfordert."
Emilia blinzelte überrascht und ging in sich. Langsam begriff sie, dass sie vielleicht nicht die umgänglichste Person war, gerade zu Beginn ihrer Reise mit Alex. „Alex... es tut mir leid," sagte sie leise, ihre Worte voller Reue.
Alex hob sofort den Kopf und schüttelte ihn. „Nein, Emilia, es ist okay. Ich... ich wollte alles richtig machen und habe mich dabei verrannt. Es ist meine Schuld, dass du dich so fühlst, jetzt..."
Doch bevor er weitersprechen konnte, war Emilia aufgestanden und stand neben ihm. Sie beugte sich vor und nahm ihn fest in die Arme. „Nein, Alex, du hast überhaupt nichts falsch gemacht! Hör auf, dir selbst die Schuld zu geben."
Alex hielt den Atem an, seine Arme zögerten einen Moment, bevor er sie sanft um Emilia legte. „Danke..." flüsterte er, seine Stimme kaum hörbar.
Die anderen beobachteten die Szene schweigend. Jake lächelte leicht, Gray lehnte sich entspannt zurück, und Chaid hatte den Kopf aufgestützt, seine Augen voller Belustigung.
„Seht ihr das?" murmelte Chaid leise, als ob er zu niemand Bestimmtem sprach. „Alex, der sich wie ein nervöser Welpe entschuldigt... Das ist neu."
Gray seufzte, schüttelte den Kopf und murmelte zurück: „Chaid, kannst du nicht einmal einen Moment die Klappe halten?"
Jake brach das Schweigen mit einem trockenen Lachen. „Wenigstens wissen wir jetzt, dass Alex nicht immer perfekt ist."
Emilia löste sich langsam aus Alex' Umarmung, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Danke, Alex. Du bist immer für mich da, und ich weiß das zu schätzen. Ich verspreche, ich werde versuchen, dir das Leben nicht so schwer zu machen."
Alex erwiderte ihr Lächeln, wenn auch etwas schüchtern. „Du bist es wert, Emilia."
Emilia hatte es für den Rest des Morgens vermieden, weitere Fragen zu stellen, die in ihr schlummerten. Sie beruhigte sich und genoss das Frühstück mit den Jungs. Doch als die Teller leer waren und die Atmosphäre sich gelockert hatte, sah sie auf und fragte: „Also, was sind unsere Zukunftspläne?"
Die Jungs warfen sich vielsagende Blicke zu, als ob sie ihre Frage sofort verstanden hätten. Doch natürlich war es Chaid, der nicht widerstehen konnte, einen Kommentar abzugeben.
„Oh, willst du über unsere Zukunftspläne sprechen?" Begann er grinsend und lehnte sich provokativ zurück. „Kleine Sonne, also wenn du es unbedingt willst, könnten wir... vielleicht sollten wir aber, bevor wir den Ehebund eingehen, die übrigen-"
Ein schneller Schlag von Jake auf den Hinterkopf unterbrach ihn. „Klappe, Chaid," zischte er genervt.
Chaid lachte nur und rieb sich den Kopf. „War doch nur ein Vorschlag," murmelte er, während Jake die Unterhaltung an sich riss.
„Emilia," begann Jake mit ernster Stimme, „wir reisen nach Eversum. Aber der Winter bricht an, und die Temperaturen werden bald noch gnadenloser. Wir müssen uns sehr gut vorbereiten - vor allem, wenn wir auf offene Gebiete stoßen."
Alex nickte zustimmend. „Die Grenzwege und die verwitterte Region die wir durchqueren müssen, sind im Winter besonders gefährlich. Schnee, Eis und vor allem die Miasma-Stürme... Es wird kein Spaziergang."
Gray legte die Arme auf den Tisch, sein Blick nachdenklich. „Wir sollten Vorräte aufstocken. Dicke Kleidung, Decken, vielleicht eine tragbare Wärmequelle. In Eversum finden wir alles, was wir brauchen, aber der Weg dorthin ist das Problem."
Ash ergänzte leise: „Und wir müssen Orvan und Saphira bei der Reise berücksichtigen. Sie sind stark, aber wir dürfen sie nicht überfordern."
Emilia sah in die Runde, die plötzliche Ernsthaftigkeit in den Gesichtern ihrer Gefährten ließ sie innehalten. Sie nickte schließlich langsam. „Gut, dann sollten wir alles so gut wie möglich planen. Ich weiß, dass ich auf euch zählen kann." Ihr Lächeln war aufrichtig, aber ihre Gedanken wanderten bereits zu der bevorstehenden Reise und den Herausforderungen, die vor ihnen lagen.
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Die Gruppe hatte beschlossen, den Tag der Vorbereitung zu widmen. Die Liste war lang: dicke Winterkleidung, Decken, Vorräte, Heilkräuter, Ausrüstung für Miasma-Stürme und eine tragbare Wärmequelle. Emilia war überrascht, wie organisiert die Jungs waren, auch wenn sie sich gegenseitig immer wieder neckten, während sie alles zusammenstellten.
Chaid bestand darauf, die beste, aber natürlich auch auffälligste Winterjacke zu wählen, während Ash ihn nur kopfschüttelnd darauf hinwies, dass sie praktisch sein müsste. Jake blieb ruhig, kümmerte sich aber mit präzisen Anweisungen darum, dass niemand etwas vergaß. Alex kontrollierte die Liste akribisch und sprach mit den Händlern, um sicherzustellen, dass sie für die Reise gut gerüstet waren. Gray hielt sich im Hintergrund, überließ den anderen das Reden, während er selbst die Ausrüstung prüfte.
Emilia selbst bewegte sich durch die Stände der Wanderflamme-Gilde, wo sie einige bekannte Gesichter traf. Ihre letzten Tage hatte sie fleißig genutzt, um kleinere Quests zu erfüllen: Kräutersammeln, Begleitschutz und Erkundungen. Es waren einfache Aufgaben, doch sie hatte sie konzentriert und mit Hingabe erledigt. Die Belohnungen hatte sie gesammelt - nicht für sich, sondern mit einem ganz bestimmten Zweck im Kopf.
Als die Einkäufe abgeschlossen waren und die Gruppe in Grays Wohnung zurückkehrte, herrschte für eine Weile eine geschäftige, aber harmonische Stimmung. Jeder packte ein, sortierte und überprüfte noch einmal die Vorräte. Doch als der Abend hereinzog, schien Gray ungewöhnlich nachdenklich zu sein. Emilia bemerkte es sofort.
Während die anderen sich um ihre Ausrüstung kümmerten, stand Gray am Fenster seiner Wohnung und blickte in die Nacht hinaus. Emilia trat leise zu ihm, ihre Schritte fast unhörbar.
„Gray?" fragte sie sanft, ihre Stimme voller Sorge.
Er drehte sich zu ihr um und lächelte schwach. „Alles in Ordnung, Emilia. Ich habe nur nachgedacht."
Sie legte den Kopf schief. „Das nehme ich dir nicht ab. Du siehst aus, als würdest du über etwas Schwerwiegendes nachdenken."
Gray schwieg einen Moment, bevor er tief seufzte. „Es geht um die Wohnung. Ich spiele mit dem Gedanken, sie zu verkaufen."
„Was?" Emilia starrte ihn entsetzt an. „Warum?"
„Weißt du," begann Gray zögerlich, „es fühlt sich an, als würde ich sie kaum noch brauchen. Wir sind immer unterwegs, und ehrlich gesagt... es ist hier ziemlich voll geworden. Vielleicht ist es an der Zeit, loszulassen."
Emilia schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Auf keinen Fall. Du darfst sie nicht verkaufen."
Gray hob eine Augenbraue. „Warum nicht? Es ist doch nur eine Wohnung."
„Es ist nicht nur eine Wohnung," sagte Emilia mit Nachdruck. „Hier steckt so viel von dir drin, Gray. Erinnerungen, die uns allen wichtig sind. Und was, wenn wir eines Tages zurückkehren wollen? Ich will nicht, dass du sie aufgibst. Nicht jetzt, und vielleicht auch nie."
Gray sah sie nachdenklich an, aber bevor er widersprechen konnte, zog Emilia einen kleinen Beutel hervor und drückte ihn ihm in die Hand. Der Klang von Münzen war unüberhörbar.
„Was ist das?" fragte er überrascht.
„Das ist für dich," erklärte Emilia. „Ich habe in den letzten Wochen und Tagen fleißig gearbeitet, Quests erfüllt und Kronen gesammelt. Ich weiß, dass wir all die Zeit hier auf deine Kosten gelebt haben, Gray, und ich wollte das ausgleichen. Aber vor allem möchte ich, dass du dieses Geld nimmst und diese Wohnung behältst."
Gray schüttelte sofort den Kopf. „Emilia, das kann ich nicht annehmen. Du musst das nicht tun."
Doch Emilia ließ nicht locker. „Gray, bitte. Es ist nicht nur für dich. Es ist für uns. Ich möchte, dass wir uns gemeinsam eine Zukunft aufbauen, und diese Wohnung ist ein Teil davon. Vielleicht entscheiden wir irgendwann, was wir damit machen - aber das soll eine gemeinsame Entscheidung sein. Bis dahin darfst du sie nicht aufgeben."
Gray hielt den Beutel fest, seine Hände zitterten leicht. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll."
„Sag einfach, dass du es annimmst," sagte Emilia mit einem Lächeln. „Ich habe dieses Geld extra für diesen Zweck erarbeitet. Bitte, Gray."
Er sah sie lange an, bevor er schließlich seufzte und den Beutel an sich drückte. „Du bist wirklich stur, weißt du das?"
„Von dir gelernt," entgegnete sie mit einem schelmischen Lächeln.
Gray lächelte schließlich und zog sie in eine sanfte Umarmung. „Danke, Emilia. Du hast keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet."
„Oh, ich glaube, das weiß ich ganz genau," flüsterte sie, während sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte.
Für einen Moment war die Welt still, und nur die Gewissheit, dass sie zusammengehörten, füllte den Raum.
Gray hielt Emilia noch in den Armen, als ein leises, kollektives Seufzen hinter ihnen zu hören war. Sie drehten sich beide um und sahen die anderen Jungs, die mit gerührten Mienen im Türrahmen standen. Alex verschränkte die Arme, ein schiefes Lächeln auf den Lippen, während Chaid theatralisch eine Hand aufs Herz legte.
„Also deswegen bist du immer so früh wach und verschwunden," meinte Jake mit einem nachdenklichen Tonfall. „Wir haben uns gefragt, was du die ganze Zeit treibst. Und hier bist du, verdienst dir heimlich eine goldene Nase, um Gray zu unterstützen. Emilia..." Er hielt inne, als wäre er tatsächlich sprachlos, was selten vorkam.
Ash, der an der Seite lehnte, lächelte sanft. „Du bist wirklich unglaublich aufmerksam, Emilia. So oft bist du in deiner kleinen Traumwelt gefangen, aber dann überraschst du uns mit so etwas. Du magst manchmal etwas... verpeilt sein," er zwinkerte ihr zu, „aber du hast auch diese Momente, die uns alle sprachlos machen."
Emilia strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht und murmelte: „Na ja, ich wollte nur helfen. Es ist nicht fair, dass Gray alles allein tragen muss. Und außerdem..." Sie sah zu Gray hinauf und lächelte schüchtern. „Ich möchte, dass wir alle ein Zuhause haben, zu dem wir zurückkehren können."
Chaid war der Erste, der die rührselige Stimmung durchbrach. „Das ist ja alles schön und gut," sagte er, grinsend, „aber du hättest uns ruhig einweihen können, kleine Sonne. Jetzt fühle ich mich fast schuldig, weil ich dachte, du bist morgens nur... na ja, irgendwo verträumt herumgetigert."
„Verträumt herumgetigert?" wiederholte Emilia und verschränkte die Arme. „Das klingt ja fast wie eine Beleidigung."
„Nein, nein!" rief Chaid schnell, die Hände abwehrend erhoben. „Ich meine, es passt irgendwie zu dir. Aber offensichtlich hast du uns alle hinters Licht geführt. Du bist ja ein richtiger kleiner Arbeitstiger!"
Die anderen lachten, und Alex fügte hinzu: „Du hast uns wirklich überrascht. Und ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage: Wir sind stolz auf dich, Emilia."
„Sehr stolz," bestätigte Jake, sein Tonfall ernst, aber seine Augen glitzerten warm. „Du denkst an uns, an Gray, und opferst deine Zeit, um sicherzustellen, dass wir eine Zukunft haben. Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll."
Ash nickte und fügte hinzu: „Vielleicht ein einfaches ‚Danke', Jake."
Jake zog eine Augenbraue hoch, dann neigte er leicht den Kopf in Emilias Richtung. „Danke, Emilia. Für alles."
Emilia errötete und hob abwehrend die Hände. „Oh, hört auf damit. Das ist doch nichts Besonderes..."
„Doch," warf Gray ein, seine Stimme weich. „Es ist etwas Besonderes, Emilia. Du bist etwas Besonderes."
Die rührselige Stimmung war wieder da, bis Chaid laut schnaubte. „Okay, das wird mir hier zu kitschig. Emilia, pass auf, dass dir deine geheime Heldentat nicht zu Kopf steigt, ja?"
„Oh, keine Sorge, Chaid," konterte Emilia mit einem schelmischen Grinsen. „Ich lasse dich schon wissen, wenn ich anfange, mir selbst zu applaudieren."
Die Jungs lachten, und die Anspannung des Tages wich einem warmen Gefühl der Gemeinschaft. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen sie die Belastungen ihrer Reise und ihrer Vergangenheit hinter sich lassen konnten - auch wenn nur für einen Moment.
Die Jungs hatten sich wieder an den Tisch gesetzt, und die entspannte Atmosphäre kehrte langsam zurück. Emilia blieb für einen Moment stehen, lehnte sich gegen den Türrahmen und betrachtete ihre Gefährten. Jeder von ihnen hatte auf seine eigene Weise etwas dazu beigetragen, dass sie sich nicht mehr allein fühlte. In ihrer Nähe war es leicht, die Last der Vergangenheit und die Unsicherheit der Zukunft zu vergessen - auch wenn nur für einen kurzen Moment.
Sie lächelte leise in sich hinein. „Es ist wirklich wie eine Familie," dachte sie. Aber anders als die Familie, die sie in ihrer Kindheit verloren hatte oder nie hatte. Hier war es... intensiver. Tiefer. Sie spürte, wie ihre Seele mit ihren Gefährten verbunden war, wie unsichtbare Fäden, die sie zusammenhielten, egal wie unterschiedlich sie waren. „Vielleicht ist das der wahre Grund, warum ich diese Wohnung behalten will," ging es ihr durch den Kopf. „Nicht nur wegen der Erinnerungen, sondern weil sie ein Symbol für uns ist. Für das, was wir aufgebaut haben."
Ash hob plötzlich den Blick und sah sie an. „Alles in Ordnung, Amy? Du bist so still."
Emilia schüttelte den Kopf und lächelte. „Ja, alles gut. Ich hab nur nachgedacht."
„Das ist gefährlich," bemerkte Chaid trocken, aber mit einem verspielten Funkeln in den Augen. „Wer weiß, worauf du diesmal kommst."
Emilia verdrehte die Augen, konnte aber ein Grinsen nicht unterdrücken. „Keine Sorge, Chaid. Ich denke nur an schöne Dinge."
„Das wollen wir hoffen," warf Alex ein, während er sich eine Tasse Tee einschenkte. „Wir könnten nach all dem Trubel auch etwas Ruhe gebrauchen."
Jake, der in seinen Stuhl zurückgelehnt saß, ließ seinen Blick über die Runde schweifen. „Vielleicht sollten wir den Tag langsam ausklingen lassen. Es gibt noch genug, was wir morgen erledigen müssen. Aber heute... haben wir uns eine Pause verdient."
Gray nickte zustimmend. „Ich schlage vor, wir genießen den Abend. Wer weiß, wann wir das nächste Mal wieder so beisammen sitzen können."
Emilia setzte sich schließlich zu ihnen, legte die Beine hoch und ließ den Moment einfach auf sich wirken. Die Gespräche drehten sich um harmlose Dinge - Geschichten aus früheren Reisen, alte Anekdoten und kleine Neckereien, die den Raum mit Lachen füllten. Es war diese Art von Normalität, die sie oft vermisste.
„Vielleicht," dachte Emilia, während sie in die Gesichter ihrer Gefährten blickte, „ist das alles, was ich wirklich brauche. Diese Momente, dieses Lachen. Solange wir zusammen sind, werden wir alles schaffen."
Die Nacht brach herein, und einer nach dem anderen zog sich zurück. Schließlich blieb nur noch Emilia, die zum Fenster hinaus in die Dunkelheit blickte. Sie spürte die Kälte der Nachtluft, die durch den Spalt kam, aber sie störte sie nicht. Ihre Gedanken waren bei dem, was vor ihnen lag - und bei dem, was sie bereits geschafft hatten.
„Ein Schritt nach dem anderen," flüsterte sie leise zu sich selbst. Dann schloss sie das Fenster und ließ die Dunkelheit des Zimmers hinter sich, um sich zu ihren Gefährten zu legen.
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