Kapitel 23 Band 4 Ende
Kapitel 23 ~Finale Band 4
Die ersten Strahlen der Morgensonne schienen durchs Fenster, und Emilia blinzelte, als sie langsam erwachte. Ein Gefühl von Aufregung durchströmte sie - es war Sonntag, ihr großer Tag!
Ein Blick zur Seite ließ sie schmunzeln. Felix lag neben ihr, auf dem Bauch ausgestreckt, sein Gesicht halb im Kissen vergraben, während ein Arm leicht zuckend in Richtung ihres Bettes hing. Gray hingegen hatte sich ordentlich zusammengerollt, als würde er in einem unsichtbaren Kokon schlafen.
Der Gedanke an die spontane Entscheidung der letzten Nacht ließ Emilia leise kichern. Felix war nach dem Intimen Akt auf ihrem Bett eingeschlafen, was zu einer Kettenreaktion führte: Ash und Alex hatten vorgeschlagen, dass Gray ebenfalls bleiben solle. „Wir drehen einfach die Zimmer zurück auf ihren Ursprung, das passt schon," hatte Ash gesagt, während sie müde genickt hatte. Und nun lag sie mit den beiden in einem Raum.
„Was für ein Chaos," dachte Emilia mit einem Lächeln. Sie wollte keinen von ihnen wecken und schlich sich daher leise aus dem Bett.
Emilia bewegte sich so vorsichtig wie möglich, als würde jeder Atemzug sie verraten. Sie schlüpfte aus ihrem Nachthemd und zog ihr schlichtes Reisegewand an.
Ihre Tasche, sorgfältig gepackt, sie stand bereit. Sie schrieb schnell noch eine kurze Notiz:
Bin mit Saphira in der Stadt. Bald zurück! - Emilia
Mit der Entschlossenheit eines Schleichdiebes öffnete sie langsam die Tür, trat auf den Gang und schloss sie leise hinter sich. „Geschafft," dachte sie triumphierend - doch ihr Sieg war nur von kurzer Dauer. Unten im Gasthaus war die vertraute Kulisse von Geschirrklirren und gedämpften Gesprächen zu hören. Emilia hatte gehofft, unbemerkt an der Treppe vorbeizukommen, doch ihr Herz setzte aus, als sie Alex, Ash, Jake und Chaid am Tisch sitzen sah. Sie alle sahen unverschämt wach aus - zumindest die meisten. Alex lehnte lässig zurück, wie immer der Frühaufsteher, mit einem Becher dampfendem Kaffee in der Hand. Ash, leicht zerzaust, starrte missmutig in seinen Tee - eindeutig unfreiwillig wach. Jake wirkte verschlafen, seine Arme auf den Tisch gestützt, während Chaid ihn mit einem Grinsen von der Seite musterte, wahrscheinlich nach einer ausgiebigen Weck-Aktion.
Als Alex sie bemerkte, hob er die Hand. „Ah, die Sonne unseres Morgens! Emilia, komm her."
Emilia zog scharf Luft ein. „Mist," dachte sie. Es war unmöglich, sich unbemerkt davonzuschleichen.
Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen ging sie langsam auf den Tisch zu. „Guten Morgen," sagte sie, bemüht, ihre Nervosität zu verbergen.
Jake hob eine Augenbraue. „Setz dich zu uns, Emilia."
„Ähm... nein, danke," sagte sie und wich etwas zurück. „Ich muss los."
Diese Aussage ließ Ash aufblicken.
„Muss los? Wohin so früh?"
„Ähm... das ist geheim," erwiderte Emilia und biss sich auf die Lippe.
Chaid grinste breit. „Geheim? Du wirst doch nicht etwa ohne uns Spaß haben wollen, oder? Das wäre unverantwortlich!" Jake, sichtlich unerfreut, lehnte sich vor. „Na, na, na, Emilia. Du hast in letzter Zeit viele Geheimnisse. Vielleicht wäre es besser, wenn du Orvan mitnimmst."
Emilia schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Das geht nicht." „Warum nicht?" fragte Alex, sein Ton ruhig, aber fragend. „Weil... weil ich heute einfach ein paar Dinge erledigen muss. Alleine."
Jake verschränkte die Arme. „Das klingt verdächtig. Wenn du Orvan mitnimmst, weißt du doch, dass wir nicht sofort erfahren, was du machst. So funktioniert unsere Verbindung nicht."
Emilia schüttelte energisch den Kopf. „Nichts da. Heute lass ich nicht mit mir reden oder verhandeln."
Chaid grinste amüsiert. „Du hast da einen rebellischen Funken, Kleine. Ich mag das."
„Kein Funke," korrigierte Emilia. „Ein großes Feuer." Bevor Jake weiter protestieren konnte, trat sie um den Tisch herum, beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich melde mich später."
Bevor Alex und Chaid reagieren konnten, bekamen auch sie jeweils einen Kuss. Als sie bei Ash angekommen war, starrte er sie überrascht an.
„Ich? Ernsthaft?"
„Ja, ernsthaft," sagte sie schmunzelnd und drückte auch ihm einen Kuss auf die Wange.
Noch bevor jemand sie aufhalten konnte, hob Emilia die Hand, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand zur Tür hinaus.
Ash kratzte sich am Kopf. „Was zum...? Hat sie uns gerade alle mit einem Lächeln überrumpelt?"
Jake schnaubte. „Wir geben ihr viel zu viel Freiheit."
Chaid grinste. „Oder wir unterschätzen sie. Vielleicht sollten wir das öfter zulassen."
Alex nahm einen Schluck Kaffee. „Lasst sie. Ich bin sicher, sie hat einen Plan."
Jake, immer noch skeptisch, murrte. „Sie hat immer einen Plan. Das ist es, was mich beunruhigt."
Ash lehnte sich zurück. „Ich finde, wir sollten uns einfach zurücklehnen und sehen, was passiert. Vielleicht überrascht sie uns ja mal."
Chaid lachte. „Das hat sie schon."
Die Gruppe saß still und nachdenklich am Tisch, jeder auf seine Weise beeindruckt von Emilias Entschlossenheit.
~ ~ ~ ~
Emilia öffnete die Tür der Konditorei, die sie zuvor bereits ausgesucht hatte. Der Duft von frischem Gebäck, süßem Zuckerguss und leichten Vanillenoten schlug ihr entgegen. Der Raum war gemütlich eingerichtet, mit pastellfarbenen Wänden und Regalen voller kunstvoll verzierter Torten. Emilia trat mit einem Lächeln an den Tresen, hinter dem eine freundliche Dämonin stand.
„Ah, guten Morgen! Du bist wegen der Torte hier, richtig?" fragte die Verkäuferin, ihre Augen warm und aufgeregt. „Ja," antwortete Emilia, ihre Stimme leise vor Vorfreude. „Ich wollte sehen, ob alles in Ordnung ist. Es muss perfekt sein."
Die Verkäuferin führte sie zu einer gläsernen Kühlvitrine, in der eine beeindruckende, mehrstöckige Torte stand. Emilia hielt den Atem an. Es war perfekt. Die Torte bestand aus sechs Etagen, jede individuell gestaltet, um einen der Jungs zu repräsentieren, und mit einer besonderen Note, die sie als Gruppe zusammenführte:
1. Alex (Hochmut):
• Dekoration: Eine goldene Schicht mit filigranen Krönchen aus Zucker.
• Geschmack: Vanille mit einer leichten Orangen-Note - elegant und subtil.
2. Gray (Neid):
• Dekoration: Eine spiegelglatte, blaue Glasur, die alles um sich herum reflektierte.
• Geschmack: Pistazie mit einer salzigen Karamellfüllung - süß und doch überraschend tief.
3. Ash (Trägheit):
• Dekoration: Dunkle Schokolade mit einem Hauch von aschegrauen Streifen.
• Geschmack: Kaffee und Schokolade - kräftig und intensiv, wie ein sanfter Weckruf.
4. Chaid (Wollust):
• Dekoration: Elegant fließende Muster in tiefem Rot und Schwarz, die wie tanzende Schatten wirkten.
• Geschmack: Kirschfüllung mit einem Hauch von Amaretto - verführerisch und unvergesslich.
5. Jake (Zorn):
• Dekoration: Zarte, rote Flammen, die sich um die Schicht wanden.
• Geschmack: Rote Früchte und eine leicht scharfe Chili-Note - mutig und überraschend.
6. Felix (Völlerei):
• Dekoration: Eine Mischung aus kräftigem Blau und Weiß, die an die Farben eines klaren Mondes erinnerte.
• Geschmack: Buttercreme mit Karamell und einer nussigen Basis - reichhaltig und sättigend.
7. Emilia (das Verbindende):
• Dekoration: Der obere Teil der Torte war mit feinen Blumenmustern in Kastanienbraun und Gold verziert, die die Torte zusammenführten.
• Geschmack: Eine luftige Schicht aus Honigkuchen mit Zimt - warm und vertraut.
„Was sagst du?" fragte die Verkäuferin mit einem stolzen Lächeln.
„Es ist perfekt," murmelte Emilia und fühlte einen warmen Knoten in ihrer Brust. „Es passt zu jedem von ihnen."
„Du kannst sie in zwei bis drei Stunden abholen," erklärte die Verkäuferin. „Dann machen wir die letzten Details fertig."
Emilia nickte und lächelte dankbar. „Danke! Ich komme rechtzeitig zurück."
.....
Nach einem schnellen Blick auf ihre Liste verließ Emilia die Konditorei und machte sich auf den Weg ins Aquaris-Viertel, den Wasserbezirk von Eversum. Und der Ort, wo sie mit Gray ihr Date hatte.
Es war ein wunderschöner Teil der Metropole, durchzogen von glitzernden Kanälen, schwebenden Wasserwegen und leuchtenden Brücken. Tagsüber war das Viertel voller Leben, besonders durch den berühmten schwimmenden Markt, der magische Waren, exotische Früchte und kunstvolle Handarbeiten anbot.
„Das hier fühlt sich so besonders an," dachte Emilia, während sie zwischen den Ständen hindurchging. „Kein Wunder, dass dieses Viertel im Reiseführer stand.'' Schon beim Date mit Gray war ihr etwas aufgefallen, und jetzt hatte sie die perfekte Gelegenheit, sich an ihrem eigenen Tag auszuleben.
Am Rand eines breiten Kanals entdeckte sie die Anlegestellen für die Boote, die den Nexus-Kanal entlang fuhren. Der Nexus-Kanal war einzigartig in Eversum - eine magische Wasserstraße, die sich durch das gesamte Viertel zog. Das Wasser schimmerte in wechselnden Farben, als würde es lebendig atmen, und es war bekannt dafür, dass Boote sich wie von selbst treiben ließen, geführt von der magischen Strömung.
Emilia näherte sich dem Verleih, wo eine ältere Dämonin die Anmeldungen entgegennahm.
„Ein Boot für heute Abend?" fragte Emilia vorsichtig.
„Ja, wir haben noch eines verfügbar. Du möchtest es dekorieren lassen?" fragte die Dämonin, während sie Notizen machte.
„Ich dekoriere es selbst," antwortete Emilia schnell.
Nach der Anmietung lief Emilia durch die Marktstände, um Dekorationen zu kaufen. Mit Saphira, die ihr helfend zur Seite stand, sammelte sie farbige Stoffe, kleine magische Lichter und duftende Blumen, die das Boot schmücken sollten.
„Das kostet ein kleines Vermögen," murmelte Emilia, als sie die Bezahlung für die Waren übergab. „Aber es ist es wert. Für heute... ist es das wert."
Zusammen mit Saphira dekorierte sie das Boot, das bald wie aus einem Traum wirkte. Die Stoffe wehten sanft im Wind, die Lichter glitzerten wie kleine Sterne, und der Duft der Blumen war beruhigend und vertraut.
„Perfekt," sagte Emilia und wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Jetzt noch die Torte holen."
Zurück in der Konditorei lächelte Emilia, als sie die fertige Torte betrachtete, die liebevoll in einer stabilen Verpackung stand. Sie war perfekt - ein Kunstwerk, das alle Gedanken und Mühen widerspiegelte, die sie hineingesteckt hatte. Doch ihre Freude wurde schnell von einer leichten Sorge überschattet: Wie sollte sie dieses Meisterwerk sicher transportieren?
Die Torte war groß, schwer und zerbrechlich. Sie stellte sich vor, wie sie mit zittrigen Händen durch die Straßen Eversums laufen würde, und seufzte. „Das wird kein einfacher Weg," murmelte sie.
Plötzlich spürte sie ein sanftes Schnauben an ihrer Seite. Saphira, ihr treuer Gefährte, blickte sie mit einem wachsamen, klugen Blick an. Die Mondenergie, die in Saphira pulsierte, schien wie ein stilles Angebot zu fließen.
„Du willst mir helfen, nicht wahr?" fragte Emilia leise, während sie die sanfte Verbindung zu Saphira spürte. Die Konditorei bot sogar einen Lieferservice an, der durch raffinierte Raummagie funktionierte. Doch Emilia wusste, dass sie sich diesen Luxus nicht leisten konnte - nicht bei ihrem derzeitigen Budget. Sie war dankbar das Saphira, sie tatkräftig unterstützte. Die Vierpfote neigte leicht den Kopf, ein helles Glühen in ihren Augen.
Dann - mit einem kurzen Schimmer aus Mondlicht - verwandelte sich Saphira und wurde größer, ihre leuchtende Präsenz erfüllte den Raum. Ihr geschmeidiger, eleganter Körper schien jetzt groß genug, die Torte zu tragen.
„Saphira, du bist ein Schatz!" sagte Emilia dankbar.
Gemeinsam hoben sie die Torte vorsichtig auf Saphiras Rücken. Es war ein schmaler Grat - die Torte musste perfekt ausbalanciert werden, und Emilia musste eng an ihrer Seite laufen, die Torte immer wieder stabilisierend halten.
Die Straßen Eversums waren belebt, und Emilia konnte fühlen, wie die Blicke der Passanten ihr folgten. Die imposante Gestalt von Saphira, kombiniert mit der riesigen Torte auf ihrem Rücken, war ein ungewöhnlicher Anblick. Emilia lächelte verlegen, während sie konzentriert lief.
„Langsam, Saphira. Wir haben Zeit, aber wir dürfen nicht stolpern," sagte sie leise, während sie einen Fuß vor den anderen setzte.
Die Reise zum Bootshaus dauerte länger als erwartet, aber mit viel Geduld und Vorsicht schafften sie es schließlich. Emilia atmete erleichtert aus, als sie das Boot erreichten.
Am Bootshaus wartete eine kleine Überraschung. Die Verkäuferin der Konditorei hatte eine spezielle magische Kühlung mitgeschickt, die die Torte frisch und sicher halten würde.
„Ich wusste, dass du sie unversehrt transportieren wirst," hatte die Verkäuferin mit einem Zwinkern gesagt, als sie Emilia die Kühlung mitgab. „Bring sie einfach morgen zurück." Emilia öffnete die Kühlung und platzierte die Torte vorsichtig hinein. Die magische Kälte umhüllte das Kunstwerk, und Emilia spürte eine Welle der Erleichterung.
„Es ist geschafft," flüsterte sie, als sie die Tür der Kühlung schloss. „Danke, Saphira. Ohne dich wäre das unmöglich gewesen." Die Vierpfote schüttelte sich leicht, offenbar zufrieden mit ihrer Arbeit, und kehrte in ihre kleinere Form zurück.
Nachdem die Torte sicher verstaut war, warf Emilia noch einen letzten prüfenden Blick auf das Boot.
Die Stoffe wehten sanft in der leichten Brise, die Blumen dufteten angenehm, und die magischen Lichter begannen langsam zu schimmern, als die Sonne tiefer stand.
„Alles ist bereit," murmelte sie, während sie Saphira leicht streichelte.
Der Weg zurück war schneller, aber nicht weniger aufregend. Emilias Gedanken rasten. Wie würden die Jungs reagieren? Würden sie wirklich überrascht sein? Würden sie erkennen, wie wichtig dieser Tag für sie war? Sie konnte nicht anders, als leicht zu lächeln. Es war ein besonderer Tag, und sie hatte alles gegeben, um ihn perfekt zu machen.
„Ob sie es endlich bemerken?" fragte sie sich leise, während sie die Tür des Gasthauses öffnete und die warme Atmosphäre sie empfing.
__________
Emilia durchsuchte das Gasthaus und fand die Jungs wie erwartet im Gemeinschaftsraum.
Sie wirkten entspannt, fast ein wenig zu entspannt - ein seltsamer Kontrast zu ihrer eigenen inneren Aufregung.
Alex saß mit einem Buch in der Hand an einem der Fenster, wie immer gelassen, aber wachsam.
Ash hatte sich in einem der Sessel ausgestreckt und döste halb, während Jake mit verschränkten Armen am Tisch saß, ein leicht mürrischer Ausdruck auf seinem Gesicht. Chaid hingegen grinste breit, offenbar bester Laune, und war vermutlich gerade dabei, irgendjemanden zu necken - vermutlich Gray, der am Rande des Raums stand, still, aber wachsam. Als Emilia hereinkam, richteten sich alle Blicke auf sie.
„Na, endlich," sagte Alex und klappte das Buch zu. „Hast du dich genug ausgetobt?"
Emilia blinzelte, überrascht. „Ausgetobt? Ich war nur unterwegs." Jake hob eine Augenbraue. „Du verschwindest ohne Erklärung, und jetzt stehst du hier und tust, als wäre nichts gewesen? Das macht uns langsam nervös, Emilia."
Ash, immer noch halb liegend, murmelte: „Nicht nervös. Nur genervt."
Chaid lehnte sich vor, sein Grinsen noch breiter. „Also? Was treibst du, kleine Sonne? Irgendetwas an dir sagt mir, dass du uns etwas verheimlichst."
Emilia zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. „Vielleicht habe ich das ja. Und vielleicht ist das gut so." Das weckte die Neugier der Gruppe endgültig. Gray trat näher, seine ruhige Stimme durchdrang die Spannung. „Du bist zu gelassen, Emilia. Was immer du planst, du weißt, dass wir es herausfinden werden."
Emilia grinste. „Vielleicht... aber nicht jetzt." Sie wandte sich zur Tür. „Kommt. Ich will euch etwas zeigen." Die Jungs tauschten skeptische Blicke aus, doch die Neugier siegte.
„Wohin gehen wir?" fragte Jake, der inzwischen neben ihr herlief. „Das wirst du sehen," erwiderte Emilia mit einem geheimnisvollen Lächeln.
Chaid, der hinten ging, rief amüsiert: „Wenn wir an einem Marktstand landen und Gemüse verkaufen müssen, bin ich raus." Ash schnaubte. „Wäre das wirklich das Schlimmste?"
Unterwegs passierten sie das belebte Aquaris-Viertel, wo die glitzernden Wasserwege und der schwimmende Markt das Bild bestimmten.
„Sag uns wenigstens, was wir erwarten können," drängte Alex schließlich. „Das wäre doch langweilig," entgegnete Emilia und warf ihm einen schelmischen Blick zu. Schließlich erreichten sie das Bootshaus, und die Jungs blieben stehen, als sie das große, sorgfältig dekorierte Boot erblickten. Emilia hatte alle Register gezogen: Die Stoffe, die Blumen, die schimmernden Lichter - alles schuf eine warme, einladende Atmosphäre.
Felix war der Erste, der sprach. „Was... ist das?"
„Ein Boot," antwortete Emilia trocken, während sie die Rampe hinaufging. Jake verschränkte die Arme. „Das sehe ich. Aber warum?" „Ihr werdet es gleich erkennen," sagte sie und verschwand hinein.
Die Jungs folgten, einer nach dem anderen, und als die Tür hinter ihnen geschlossen war, blieb es für einen Moment still. Die dekorierten Innenräume wirkten fast magisch - und in der Ecke stand die beeindruckende Torte in ihrer Kühlung.
Chaid war der Erste, der etwas sagte. „Okay, was zum...? Kleine Sonne, was geht hier vor?"
Jake trat näher an die Torte. „Ist das eine Torte?"
Langsam dämmerte es ihnen. Alex drehte sich zu ihr um, sein Blick suchend. „Emilia... ist heute ein besonderer Tag?" Emilia lächelte, konnte ihre Aufregung kaum verbergen. „Vielleicht."
Felix verschränkte die Arme und musterte sie. „Vielleicht? Du hast uns in ein Boot gelockt, eine riesige Torte organisiert und das ganze Viertel in Atem gehalten. Und du sagst vielleicht?"
Ash ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Warum habe ich das Gefühl, dass wir alle etwas verpasst haben?"
Schließlich trat Alex vor, seine Stimme sanft, aber ernst. „Emilia. Ist heute dein Geburtstag?"
Emilia nickte schließlich und sagte mit einem leicht erröteten Gesicht: „Ja. Heute bin ich 128 Jahre alt."
Die Jungs starrten sie an, als wäre sie ein Rätsel, das sie gerade erst begannen zu verstehen.
Jake war der Erste, der reagierte. „Du... was? Und du hast es uns nicht gesagt?"
„128 Jahre?" wiederholte Ash, ungläubig. „Wie hast du das so lange geheim gehalten?"
Felix schnaubte. „Ich wusste, dass du uns Sachen verschweigst, aber das hier... das ist eine Nummer."
Chaid lachte und schüttelte den Kopf. „Wir... wir haben nichts bemerkt. Ich meine, wir sind gut. Aber anscheinend nicht gut genug."
Gray nickte langsam. „Es ist beeindruckend. Und... ich schätze, wir müssen uns entschuldigen."
„Entschuldigen?" fragte Emilia, ihre Augen glitzernd vor Lachen. „Wofür? Dass ihr nicht allwissend seid? Ich bin froh, dass ihr es nicht bemerkt habt.
Ich wollte euch überraschen."
Alex atmete langsam aus, seine Stirn in Falten gelegt. „Das hast du geschafft. Aber... ich fühle mich trotzdem ein wenig schuldig."
„Das brauchst du nicht," sagte Emilia beruhigend. „Ich wollte es so. Heute wollte ich euch überraschen, und es hat geklappt."
Als Emilia die Kühlung öffnete und die Torte enthüllte, blieben die Jungs sprachlos.
„Das... das hast du für uns gemacht?" fragte Jake schließlich. „Für uns alle," sagte Emilia.
„Jede Schicht steht für einen von euch. Es zeigt, wie wichtig ihr mir seid."
Sie erklärte kurz die Details der Torte, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, während die Jungs fasziniert zuhörten. Jeder von ihnen erkannte die Mühe, die sie hineingesteckt hatte.
Chaid lachte leise. „Du bist wirklich... unglaublich, kleine Sonne." Felix grinste. „Ich sage es nur ungern, aber... Respekt. Das hier ist beeindruckend."
Ash nickte langsam. „Das ist... ehrlich gesagt das Coolste, was ich seit Langem gesehen habe."
Alex legte eine Hand auf Emilias Schulter. „Danke. Wirklich. Du bist... etwas Besonderes." Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
Emilia lächelte, ihr Herz erfüllt von der Wärme ihrer Reaktionen. Die Stimmung im Bootshaus war herzlich, aber es war klar, dass der Abend noch nicht vorbei war. Die Torte wartete darauf, angeschnitten zu werden, und die Jungs hatten noch so viel, das sie sagen wollten. Das erste Stück der Torte landete auf Felix' Teller. Er betrachtete es skeptisch, als würde er es bewerten wollen, bevor er einen Bissen nahm. Doch schon beim ersten Geschmack hielt er inne und starrte Emilia an.
„Das ist... unglaublich," murmelte er schließlich, die Worte schwerer, als man von ihm erwartet hätte.
„Die Konditorei ist ausgezeichnet," fügte Alex hinzu, der inzwischen sein eigenes Stück probierte. „Wirklich, Emilia. Du hast einen exquisiten Geschmack bewiesen."
„Und ein außergewöhnliches Händchen bei der Auswahl," fügte Gray mit einem leichten Lächeln hinzu. Die anderen nickten zustimmend, während Ash, der kaum gewartet hatte, bereits fast mit seinem Stück fertig war. „Also ehrlich, Emilia," sagte Jake, der sein Stück noch betrachtete, „das hier muss ein Vermögen gekostet haben. Stimmt's?"
Emilia wurde rot und verlegen und legte die Gabel beiseite. „Es war... nicht billig, das gebe ich zu."
„Ich habe ziemlich viel ausgegeben," gab Emilia zu und sah die Jungs an, während sie sich nervös über die Hände fuhr. „Und ich weiß, dass wir eigentlich sparen wollten - für das Haus und unsere Zukunft. Es war verschwenderisch, ich weiß..." Emilia senkte den Blick, ihre Augen voller leiser Vorwürfe, die sie sich selbst machte.
„Emilia," unterbrach Alex sie sanft, „was du gemacht hast, war weder verschwenderisch noch falsch.
Du hast uns etwas gegeben, das wir nie erwartet hätten." „Und nie vergessen werden," fügte Gray hinzu, seine Stimme ruhig und aufrichtig.
„Außerdem," fügte Jake hinzu und lehnte sich zurück, „ist das hier ein Moment, der wichtiger ist als ein Haus oder Geld. Du hast uns gezeigt, dass du an uns denkst. Das zählt mehr."
„Du musst das alles nicht allein tragen," sagte Chaid. „Wir sind ein Team. Wir bauen unsere Zukunft gemeinsam auf." „Und bis dahin," fügte Felix mit einem Grinsen hinzu, „kannst du dich darauf verlassen, dass wir alle zusammenhalten - auch wenn du wieder durch deine Arbeit rennst wie ein Wirbelwind." Emilia sah sie an, ihre Augen schimmernd vor Rührung. „Danke, wirklich. Ihr seid... unglaublich. Jeder von euch."
....
Nach einer Weile des gemeinsamen Essens und Lachens wurde die Stimmung ruhiger. Emilia nahm einen kleinen Schluck von ihrem Getränk und atmete tief durch. „Wisst ihr," begann sie langsam, „ich habe eigentlich keinen richtigen Geburtstag."
Die Jungs schauten sie überrascht an.
„Wie meinst du das?" fragte Alex.
Emilia sah in die Runde, bevor sie erklärte.
„Ich wurde als Kind ausgesetzt. Im Lebensbaum. Theresa hat mich dort gefunden und gerettet.
Sie hat diesen Tag als meinen Geburtstag bestimmt, weil sie sagte, es wäre der Tag, an dem ich eine zweite Chance bekommen habe."
Die Jungs hörten aufmerksam zu, ihre Gesichter ernst. „Für mich ist das also mein Geburtstag," fuhr Emilia fort, „auch wenn ich nicht weiß, wann ich wirklich geboren wurde."
Jake legte seine Gabel beiseite und nickte langsam. „Das macht Sinn. Und es passt zu dir. Dieser Tag gehört dir."
„Genau," fügte Chaid hinzu. „Es ist nicht der Tag, an dem du geboren wurdest, sondern der Tag, an dem dein Leben wirklich begann."
„Außerdem," sagte Ash, während er sich zurücklehnte, „bedeutet das, dass du uns daran erinnert hast, wie wichtig du bist."
Emilia lächelte leicht, die Worte der Jungs wärmten ihr Herz. „Und was ist mit euch?" fragte Emilia schließlich, neugierig. „Wann habt ihr Geburtstag?"
Die Jungs schauten sich an, als würden sie überlegen, wer zuerst sprechen sollte.
Schließlich ergriff Felix das Wort. „Ich bin ein Herbstkind," sagte er. „Oktober, um genau zu sein."
„Natürlich," murmelte Emilia. „Passt irgendwie zu dir."
Geburtstage der Jungs:
1. Alex: Frühling (Mai) - 134 Jahre alt.
2. Gray: Frühsommer (Juni) - 133 Jahre alt.
3. Ash: Hochsommer (Juli) - 132 Jahre alt.
4. Chaid: Spätsommer (August) - 131 Jahre alt.
5. Jake: Frühherbst (September) - 130 Jahre alt.
6. Felix: Herbst (Oktober) - 131 Jahre alt.
„Warte," sagte Emilia und lehnte sich vor.
„Das heißt... ihr seid gar nicht so viel älter als ich?"
Die Jungs lachten.
„Was hast du gedacht?" fragte Alex.
„Dass wir uralte, weise Dämonen sind?" fügte Chaid grinsend hinzu.
„Ein bisschen älter, ja," sagte Emilia und verzog das Gesicht. „Nicht... so nah an meinem Alter."
Felix grinste breit. „Du hast uns unterschätzt, Amy. Vielleicht sind wir nicht so alt und weise, wie du dachtest." „Aber definitiv älter und klüger als du," fügte Jake mit einem schelmischen Lächeln hinzu.
Emilia funkelte ihn an, doch bevor sie etwas erwidern konnte, begann Chaid zu lachen. „Ihr seid unmöglich. Kein Wunder, dass sie uns nichts sagt."
„Hey!" rief Emilia und warf ihm eine Serviette ins Gesicht. Die Gruppe verfiel in ein leichtes Gelächter, das die Spannung löste. Jeder fühlte die Wärme des Augenblicks - eine Verbundenheit, die sich über all die Jahre hinweg gebildet hatte.
Die Stimmung im Bootshaus hatte sich in eine Mischung aus heiterer Entspannung und unterschwelliger Spannung verwandelt, als Felix plötzlich zu Chaid trat. Sein Gesichtsausdruck war schelmisch, aber mit einem klaren Hauch von Neugier. „Sag mal, Chaid," begann Felix leise, aber mit einem durchdringenden Blick, „wusstest du, was Emilia vorhatte? Hat sie dir was anvertraut?"
Chaid, der sich gerade ein neues Stück Torte nahm, hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. „Nein, wieso denkst du das?"
Felix zuckte mit den Schultern, sein Ton fast beiläufig. „Ach, nur so ein Gedanke. Da war doch neulich diese Anspielung... Weißt du noch? Irgendwas über ein Geheimnis, das du von ihr kennst?"
Chaid hielt inne, sein Blick wurde wachsam.
„Oh, das meinst du?" Sein Interesse war geweckt, und seine Stimme klang plötzlich neugieriger, während er Felix musterte.
Emilias Ohren zuckten. Sie hatte das Gespräch am Rande mitbekommen und sofort gemerkt, dass die beiden auf ein gefährliches Thema zusteuerten.
„Ja, genau das meine ich," sagte Felix, sein Blick nun schärfer. „Also? Was war das Geheimnis?"
Chaid lehnte sich zurück und grinste.
„Ich weiß nicht... vielleicht nichts Wichtiges."
Gray, der bisher still zugehört hatte, trat näher.
„Ein Geheimnis, ja? Wenn es unwichtig ist, warum klingt es so, als wäre es das Gegenteil?"
„Ich wette, es ist was spannendes," mischte sich Ash ein, seine Stimme neugierig. „Chaid, komm schon. Was weißt du?"
Chaid hob abwehrend die Hände. „Hey, ich bin nicht der Typ, der Geheimnisse ausplaudert. Lasst mich in Ruhe." „Nicht der Typ?" fragte Jake skeptisch und verschränkte die Arme. „Du bist der Typ, der mehr über jeden weiß, als er zugibt. Und jetzt willst du schweigen?" Emilia kniff die Augen zusammen und zischte leise in Chaids Richtung, ihre Stimme wie eine klare Warnung. „Chaid... keine. Einzige. Silbe."
Chaid warf ihr einen entschuldigenden Blick zu, doch die Jungs waren bereits aufmerksam geworden.
„Oh, es ist also wichtig?" fragte Felix mit einem provokanten Lächeln, während er sich näher an Chaid lehnte. „Du weißt, das macht uns nur noch neugieriger."
Alex, der bisher ruhig geblieben war, trat ebenfalls näher. „Chaid, was immer es ist - wenn es uns betrifft, solltest du es uns vielleicht sagen."
Emilia trat vor, packte Chaid am Kragen seines Hemdes und schüttelte ihn leicht. Ihre Augen funkelten, und ihre Stimme war eindringlich.
„Wenn du das ausplauderst, Chaid, dann... werde ich nie wieder mit dir schlafen. Oder dir je ein Geheimnis anvertrauen!"
Das Bootshaus war plötzlich totenstill.
„Moment, Moment," begann Jake, der inzwischen sichtlich amüsiert und interessiert war. „Nie wieder mit dir schlafen? Also gibt es da mehr, als wir dachten?" „Das macht es nur noch spannender," sagte Felix, der nun schmunzelte. „Also, Chaid - jetzt musst du reden."
Chaid hob die Hände in Abwehr. „Hör auf, mich zu schütteln, Emilia! Und ihr alle - ihr macht das schlimmer, als es ist!"
„Wir hören erst auf, wenn du redest," sagte Gray, seine Stimme ruhig, aber fest.
„Ich... ich kann nicht!" flehte Chaid, sein Blick suchte verzweifelt nach Hilfe. „Bitte, lasst mich in Ruhe!" Doch die Jungs ließen nicht locker. Felix grinste, beugte sich vor und flüsterte:
„Du weißt, dass sie uns sowieso irgendwann alles erzählt. Warum nicht jetzt?"
Chaid war inzwischen so überfordert, dass er schließlich die Hände hob und ausrief: „Okay! Okay, ich sage es! Hört auf, mich zu drängen!" Alle blickten ihn gespannt an, selbst Emilia hielt für einen Moment inne.
„Emilia..." begann Chaid, sein Gesicht vor Verlegenheit gerötet, „...sie mag es, wenn man sie beim... na ja, du weißt schon... ein bisschen zwingt. Wenn es hart und rau ist."
Ein Augenblick des Schocks ging durch die Runde.
„Was?" fragte Ash, seine Stimme eine Mischung aus Überraschung und Belustigung.
Jake starrte Chaid an, dann Emilia, dann wieder Chaid. „Du willst uns sagen... das ist ihr Ding?"
Felix begann zu lachen, ein tiefer, rauer Ton. „Also, das erklärt ein paar Sachen."
„Felix!" zischte Emilia und wandte sich ihm zu, ihr Gesicht rot wie eine Flamme.
„Was denn?" sagte er grinsend. „Ich meine, jeder hat so seine Vorlieben." Gray, der sich immer noch gefasst hielt, hob eine Augenbraue. „Ich nehme an, du hast das durch Erfahrung herausgefunden?"
„Ich werde darauf nicht antworten," murmelte Chaid und wandte sich ab, während Emilia versuchte, sich in irgendeinem Schatten zu verstecken.
Die Jungs konnten es nicht lassen, sie zu necken.
„Also, Emilia," begann Felix mit einem übertrieben unschuldigen Ton, „wie rau reden wir hier? Sollten wir Notizen machen?"
„Felix!" rief Emilia und warf ihm eine Stoffserviette ins Gesicht. „Ich frage nur. Für den Fall, dass wir uns in die Quere kommen."
Ash lehnte sich zurück und grinste. „Na ja, ich meine, ich hätte es mir denken können. Sie hat so einen Funken."
Jake lachte leise und fügte hinzu: „Ich bin überrascht, dass wir das nicht schon vorher bemerkt haben." „Ihr seid unmöglich!" rief Emilia schließlich, ihre Stimme scharf, aber mit einem klaren Hauch von Verlegenheit. „Ich schwöre, Chaid, ich... ich bringe dich um!"
Chaid hob die Hände, immer noch errötet im Gesicht. „Ich hatte keine Wahl! Sie haben mich überrannt!" „Das ist keine Entschuldigung!" Emilia griff nach einem Kissen und warf es ihm entgegen.
Die Jungs lachten ungeniert, die Spannung war gebrochen, und die Stimmung hatte sich in ein ausgelassenes Chaos verwandelt.
Emilia warf die Tür hinter sich zu und lehnte sich mit klopfendem Herzen gegen die Wand des Bootshauses. Ihre Wangen brannten, und sie presste die Hände gegen ihre Brust, um ihren hektischen Atem zu beruhigen. Sie hatten alles erfahren. Alles.
Nach einigen Minuten - die länger erschienen, als sie waren - begann sie sich zu sammeln.
„Reiß dich zusammen, Emilia," murmelte sie. Sie hob den Kopf und atmete tief ein. „Das gehört jetzt zu mir. Ich muss dazu stehen."
Mit neu gewonnenem Selbstbewusstsein richtete sie sich auf, ging zurück zu den anderen und betrat den Raum, in dem die Jungs immer noch über das eben Gehörte diskutierten.
Alle Blicke richteten sich auf Emilia, als sie zurückkam. Sie war immer noch rot im Gesicht, aber ihr Ausdruck war entschlossen. Sie ging langsam zu ihnen, warf Chaid einen letzten wütenden Blick zu und sagte schließlich: „Ja, ich bevorzuge es, wenn es... stürmischer ist." Ein kurzes Schweigen folgte, bevor Felix sich entspannt zurücklehnte und ein freches Grinsen aufsetzte. „Also rau und hart. Verstanden."
„Du musst uns schon sagen, was du von uns erwartest," fügte Jake mit einem ernsten Ton hinzu, auch wenn seine Mundwinkel leicht zuckten. „Wie sollen wir's umsetzen, wenn du es nicht sagst?"
„Sonst sind wir nur... planlos," fügte Ash hinzu und nahm einen weiteren Bissen Torte, als sei dies das normalste Gespräch der Welt.
Emilia hob die Augenbrauen, verschränkte die Arme und blickte in die Runde. „Ihr seid doch nur neugierig, damit ihr euch über mich lustig machen könnt."
„Stimmt nicht," sagte Alex, seine Stimme ruhig, aber neugierig. „Du weißt, wir meinen es ernst."
„Ach ja?" konterte Emilia mit einem Hauch von Herausforderung in der Stimme. „Wenn ihr wollt, dass ich rede, dann müsst ihr zuerst eure geheimen Fantasien ausplaudern."
Die Atmosphäre änderte sich schlagartig. Plötzlich waren die Jungs still. Sie tauschten vielsagende Blicke aus, keiner wollte der Erste sein. Schließlich räusperte sich Chaid und brach das Schweigen.
„Na gut," sagte er grinsend. „Ich fange an. Warum auch nicht?" „Ich mag Kontrolle. Ich genieße es, jemanden so zu führen, dass sie sich völlig mir hingibt. Sei es durch eine klare Führung, sanfte Dominanz oder... auch mal, indem ich ihre Hände festhalte." Sein Blick ruhte auf Emilia, und ein freches Lächeln spielte auf seinen Lippen.
„Das wissen wir ja jetzt," murmelte Felix, seine Stimme trocken, bevor er selbst das Wort ergriff.
„Ich bevorzuge Spontaneität. Ich mag es, wenn es hitzig ist, wenn der Moment uns überwältigt. Ungeplant, aber voller Leidenschaft." Er zuckte mit den Schultern. „Und ein bisschen wild schadet auch nie."
Gray, der bisher stumm geblieben war, hob schließlich den Kopf. „Ich bevorzuge Intimität. Langsame, tiefe Berührungen, bei denen jede Bewegung eine Bedeutung hat." Seine Stimme war ruhig, und seine Worte waren ehrlich.
„Es muss nicht laut sein. Aber es muss ehrlich sein."
Ash schnaubte und winkte ab. „Ihr seid alle viel zu kompliziert. Ich bevorzuge einfach... direkten Spaß. Kein Drama, keine langen Spielchen. Nur... uns beide. Versteht ihr?"
Jake, der zuletzt sprach, lehnte sich vor, seine Arme auf den Tisch gestützt. „Ich mag es, wenn es sich nach etwas anfühlt. Leidenschaft, ja, aber mit einem Ziel. Es sollte intensiv sein, als ob die Welt drumherum verschwindet. Und... vielleicht ein bisschen Wildheit."
Alle Blicke richteten sich wieder auf Emilia. Sie atmete tief durch, ihre Wangen erneut rot. „Gut. Wenn ihr es wissen wollt..." Sie hielt kurz inne, ihre Finger spielten nervös miteinander. „Es gibt Tage, an denen ich es leidenschaftlich und gefühlvoll will. Es hängt von meiner Stimmung ab."
Die Jungs nickten langsam, scheinbar zufrieden. Doch Emilia war noch nicht fertig.
„Aber," fuhr sie fort, „es gibt auch Tage, an denen ich... einfach dieses Feuer spüre. Diese... dieses Verlangen, dass jemand mich einfach... nimmt. Gewaltsam, rau. Ohne Fragen."
Sie legte die Hände vors Gesicht, als die Worte herauskamen, ihre Stimme zitterte vor Peinlichkeit. „Es ist mir so peinlich!"
Die Jungs blieben zunächst ernst, bemüht, ihre Gefühle nicht zu verletzen. Doch nach ein paar Sekunden begannen sie, sich gegenseitig vielsagende Blicke zuzuwerfen.
„Also rau und hart," wiederholte Felix mit einem schelmischen Grinsen.
„Rau und hart," murmelte Ash nachdenklich. „Das erklärt einiges."
Chaid setzte noch einen drauf. „Ich meine, sie hat es bei mir schon erwähnt. Besonders das mit den Händen über dem Kopf. Sie wollte, dass ich ihr den Spielraum nehme, sich zu verteidigen."
„Chaid!" rief Emilia empört, ihre Hände ballten sich zu Fäusten, während ihr Gesicht wie Feuer brannte.
Emilia schnappte sich das nächstbeste Kissen und schlug damit ohne Zögern auf Chaid ein, ihr Gesicht gerötet vor Empörung. „Das hast du dir verdient, du Schwätzer!" rief sie, während er sich grinsend duckte und lachend versuchte, ihren Angriffen zu entkommen. „Hey, ich hab's doch nur spannend gemacht!" konterte er, was sie nur noch mehr anspornte, ihn mit dem Kissen zu „bestrafen".
Doch anstatt weiter zu lachen, nickten die Jungs - ein stilles Verständnis ging durch die Runde.
„Gut zu wissen," sagte Alex schließlich und musterte Emilia mit einem nachdenklichen Blick.
„Ja," fügte Jake hinzu. „Jetzt können wir uns wenigstens darauf einstellen."
Emilia versteckte ihr Gesicht in den Händen. „Ich kann nicht glauben, dass wir dieses Gespräch führen." „Warum nicht?" fragte Felix grinsend. „Es macht alles... interessanter."
Die Stimmung im Bootshaus wurde entspannter, das leise Lachen der Jungs und Emilias warme, erschöpfte Atemzüge erfüllten den Raum. Sie saßen alle beieinander, die letzten Stücke der Torte verschwanden langsam, und der Kerzenschein spiegelte sich im schimmernden Holz des Bootsinneren.
Emilia hatte sich endlich von ihrer Verlegenheit erholt und lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen zurück. Sie hatte ihre Gefühle offenbart, die Jungs hatten sie akzeptiert, und es war, als ob sie ein Stück ihres Herzens für sie geöffnet hatte.
„Also," begann Alex, seine Stimme ruhig und nachdenklich. „Wenn wir schon so offen sind - was erwartet uns morgen, Emilia? Oder besser gesagt, was kommt als Nächstes?"
Emilia lächelte. „Morgen... da beginnt wieder der Alltag. Aber für heute? Heute war für uns."
„Das war es wirklich," fügte Gray hinzu. „Und ich denke, keiner von uns wird vergessen, wie sehr du dir Mühe gegeben hast."
Jake nickte. „Du hast uns gezeigt, dass wir mehr sind als nur ein Zweck. Mehr als nur Todsünden."
„Ein bisschen mehr," murmelte Ash, sein Ton halb ernst, halb neckend.
„Viel mehr," korrigierte Felix und musterte Emilia. „Du bist das Zentrum, Amy. Und egal, wie chaotisch oder schwierig es wird - du erinnerst uns daran, wer wir sind." Plötzlich verstummten alle, als ein leises Klopfen an der Tür des Bootes erklang. Die Gruppe erstarrte, jeder Blick wurde scharf und wachsam.
„Hast du noch jemanden eingeladen?" fragte Chaid leise, seine Augen auf Emilia gerichtet.
Sie schüttelte den Kopf, ihre Stirn gerunzelt. „Nein... niemand." Alex stand auf, seine Haltung angespannt, während Gray lautlos an die Seite des Raumes glitt, bereit für das Unerwartete.
„Ich öffne," sagte Felix schließlich, seine Stimme ruhig, aber fest.
Er ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt - und blieb stehen. Ein kalter Hauch schlich ins Innere des Bootes, als ob die Luft selbst plötzlich geladen war.
„Was siehst du?" fragte Jake angespannt.
Felix drehte sich langsam um, seine Augen ernst. „Nichts. Niemand ist da."
Doch als er die Tür weiter öffnete, fiel ein kleiner, zusammengerollter Zettel auf den Boden des Bootshauses. Emilia trat langsam vor, ihre Hände leicht zitternd, als sie den Zettel aufhob. Die Jungs sammelten sich um sie, und ihre Augen huschten über die elegant geschwungenen Buchstaben.
„Das Gleichgewicht ist zerbrechlich, Hüterin. Deine Zeit, es zu wahren, läuft ab. Wir sehen uns bald."
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie sah zu den Jungs auf, die Gesichter voller Entschlossenheit - und ein Hauch von Zorn.
„Es beginnt," flüsterte Gray.
„Das heißt," fügte Alex hinzu, „wir müssen bereit sein." Die Gruppe saß in einem Moment stiller Übereinkunft zusammen. Emilia fühlte die Stärke, die sie mit den Jungs verband, und das Feuer, das in ihren Herzen brannte. Was auch immer auf sie zukam, sie würden es gemeinsam durchstehen.
„Lasst uns heute Abend enden, wie wir ihn begonnen haben," sagte Emilia schließlich und lächelte. „Zusammen. Morgen kümmern wir uns um das Chaos." Die Jungs nickten, und das Bootshaus füllte sich erneut mit einem warmen, leisen Lachen. Doch jeder von ihnen wusste, dass die kommenden Tage keine einfachen sein würden.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top