Kapitel 21 Bd. 4


Emilia wachte mit einem breiten Lächeln auf den Lippen auf. Die Erinnerungen an die letzte Nacht waren noch frisch, und sie konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen vor Hitze brannten. Chaid hatte ihre Wünsche mit einer Intensität erfüllt, die sie noch nie erlebt hatte. Sie spürte immer noch die Nachwirkungen seiner Leidenschaft, die sie regelrecht umgehauen hatte. Sie musste zugeben, dass sie ihn selten so wild und unbändig erlebt hatte - und dass sie es in vollen Zügen genossen hatte.

Sie streckte sich, bevor sie sich langsam aus dem Bett schlich. Ein kurzer Blick zurück zeigte Chaid, der sich wie ein zufriedener Kater ausgestreckt hatte, und Jake, der immer noch tief schlief. Emilia grinste. „Hoffentlich bleibt das kleine Geheimnis auch wirklich unser kleines Geheimnis," murmelte sie leise, während sie sich an den Kleiderschrank begab. Nachdem sie sich angezogen und sich ein wenig frisch gemacht hatte, war sie bereit, ihren nächsten Tag anzugehen. Heute war Ashs Tag, und sie wollte sich etwas Besonderes einfallen lassen, um ihm eine Freude zu machen. Sie verließ das Zimmer und ging hinunter zum Gasthaus, um Ash zu suchen.
Ash saß bereits in der Lobby, vertieft in ein altes Buch, und schien sie nicht einmal bemerkt zu haben. Emilia schlich sich von hinten an und tippte ihm auf die Schulter. „Na, suchst du nach Inspiration für unsere Chroniken-Hallen-Tour?"
Ash sah auf, seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so pünktlich bist. Jake und Chaid halten dich immer für diejenige, die ewig braucht."
Emilia lachte und setzte sich neben ihn. „Heute nicht. Ich freue mich auf den Tag mit dir. Bist du bereit?" Ash klappte das Buch zu und stand auf. „Natürlich. Lass uns gehen."

Die beiden machten sich auf den Weg durch die lebhafte Stadt, vorbei an schwebenden Plattformen und pulsierenden Straßenlaternen. Eversum war am Morgen ebenso faszinierend wie in der Nacht, und Emilia konnte nicht aufhören, all die kleinen Details um sich herum zu bewundern. Doch heute lag ihr Fokus auf Ash. Sie wollte ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenken.
Als sie die imposante Chroniken-Halle erreichten, blieb Emilia beeindruckt stehen. Das Gebäude war ein Meisterwerk architektonischer Magie, mit schimmernden Säulen, die wie gewebt aus Licht und Stein wirkten. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Summen, und Ash hielt ihr galant die Hand hin, um sie hinein zu führen.

„Bist du bereit, ein bisschen mehr über die Geheimnisse dieser Welt zu erfahren?" fragte er, seine Stimme klang leise und fast feierlich.
„Mit dir immer," antwortete Emilia, und gemeinsam traten sie ein, bereit, in die Tiefen der Chroniken einzutauchen.
Emilia und Ash traten durch die hohen, verzierten Türen der Chroniken-Halle, und Emilia hielt erstaunt den Atem an. Der Anblick war überwältigend. Es war mehr als eine Bibliothek - es war ein Zentrum der Weisheit und des Wissens, das alle Sinne einnahm.
Die Luft war erfüllt vom Duft alter Bücher, gemischt mit einem Hauch von frisch aufgebrühtem Kaffee. Magisch schwebende Laternen tauchten den Raum in ein warmes, goldenes Licht. Hohe Regale aus dunklem Holz, die bis zur Decke reichten, waren mit Büchern, Schriftrollen und kleinen Artefakten gefüllt. Zwischen den Regalen zogen kleine, schwebende Plattformen ihre Kreise, die sich auf einen Fingerzweig hin zu bewegen schienen.
Emilia entdeckte eine gemütliche Sitzecke, ausgestattet mit großen Sesseln und Tischen, auf denen magische Lichter tanzten und sanft leuchteten. An der Seite befand sich ein kleines Café mit einer eleganten Theke, hinter der ein Dämon mit Flügelschwingern kunstvoll Getränke zubereitete. Dämonen verschiedener Rassen saßen dort und blätterten in Büchern oder unterhielten sich leise.
Eine beeindruckende Glaskuppel ließ das Sonnenlicht in Regenbogenfarben auf den marmorn schimmernden Boden fallen, während schwebende Karten und Diagramme die Decke schmückten. Einige schienen von selbst zu rotieren, andere folgten den Blicken der Besucher und gaben leise Informationen preis.

„Das ist unglaublich..." flüsterte Emilia, während ihre Augen vor Staunen leuchteten. Sie griff nach Ashs Hand, der sie mit einem zufriedenen Lächeln ansah. „Das hier ist mehr als ich mir je vorgestellt habe." „Es ist beeindruckend, nicht wahr?" sagte Ash und zog sie sanft mit. „Aber bevor wir weitermachen, musst du dich registrieren. Komm mit."
Ash führte sie zu einem großen Schreibtisch, an dem eine Dämonin saß, die mit einer magischen Feder ihre Notizen schrieb. Nach einer kurzen Anmeldung und der Übergabe einer Mitgliedskarte aus schimmerndem Metall stand Emilia stolz da, als hätte sie gerade einen besonderen Orden erhalten.

„Jetzt bist du offiziell eine Chronistin," neckte Ash und nahm ihre Hand wieder. „Komm, ich zeige dir, was es hier alles gibt."
Ash führte Emilia durch die verschiedenen Bereiche der Halle und erklärte dabei die Besonderheiten. „Hier haben wir die Abteilung für Mythen und Legenden, dort drüben die Sektion für Alchemie und Magie. Es gibt auch einen Bereich, in dem man magische Artefakte studieren kann."
Emilia folgte ihm, staunend über die Vielzahl an Büchern, Geräten und schwebenden Tafeln. „Das ist wirklich unglaublich. So viele Geschichten, so viel Wissen... Es fühlt sich an, als könnte man hier die ganze Welt verstehen." „Das könnte man," sagte Ash mit einem verschmitzten Lächeln. „Wenn man genug Geduld hat." Als sie durch die Gänge gingen, wurde Emilia nachdenklich. Schließlich blieb sie stehen und sah Ash ernst an. „Was willst du als Nächstes sehen?" fragte er mit einem charmanten Lächeln. „Ash..." begann sie, ihre Stimme zögernd. „Ich habe in den Monaten immer wieder versucht, mehr über mein Mal herauszufinden. Im Refugium, in den Bibliotheken der Städte, die wir besucht hatten... Aber ich konnte nichts finden. Es gibt nichts darüber in den Büchern. Warum ist das so? Warum ist mein Mal nicht bekannt?"

Ash blieb stehen und musterte sie nachdenklich. Schließlich fragte er: „Unter welchem Begriff hast du denn gesucht?" „Ich glaube, ich habe unter ‚Flüche' oder ‚Male' gesucht..." Emilia sah verlegen zu Boden. „Ich wusste damals nicht viel darüber, und ich wusste auch nicht, wie ich es besser beschreiben sollte." Ash lächelte sanft und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Beruhige dich, Amy. Du hast nichts falsch gemacht. Aber das Mal der Hüterin - unsere Geschichte - würdest du eher unter Mythologie Geschichte der Unterwelt oder Legenden der Unterwelt finden. Nicht in gewöhnlichen Büchern."

Emilia blinzelte. „Ehrlich?"
„Ja," bestätigte Ash. „Aber selbst dann wäre es nicht überall zu finden. Es kann sein, dass in deinem Tal bewusst wichtige Inhalte zurückgehalten wurden. Die Stämme und Königreiche handeln oft sehr eigennützig, besonders wenn sie befürchten, dass du deine Bestimmung erkennst und gehst."
Emilia sah ihn überrascht an. „Du denkst, sie haben Informationen absichtlich versteckt?"
Ash nickte. „Es ist möglich. Aber hier in der Chroniken-Halle solltest du mehr finden. Komm, lass uns die richtige Abteilung suchen."
Er führte sie weiter in Richtung eines Bereichs, der mit antiken, kunstvoll verzierten Regalen gefüllt war. Die Atmosphäre wurde ruhiger, fast ehrfurchtsvoll, und Emilia spürte, wie eine leichte Spannung in der Luft lag - als ob sie kurz davor wäre, etwas Wichtiges zu entdecken.
~ ~ ~
Emilia ließ sich von Ash sanft durch die Chroniken-Halle führen, seine starke Hand auf ihrer, während sie durch die ruhigen, mit Wissen gefüllten Gänge schritten. Sie konnte nicht anders, als ihn bewundernd anzusehen. Ash war ein Fels in der Brandung, ein Drachendämon mit einer majestätischen Ausstrahlung, die selbst unter dem Schleier, der seine Flügel verbarg, nicht verblasste. Ob mit oder ohne seine Flügel
- Ash war für Emilia atemberaubend. Er hatte diese unglaubliche Fähigkeit, sie in seiner Nähe sicher und geborgen fühlen zu lassen, egal, welche Unsicherheiten oder Fragen sie beschäftigten.
Ash hielt schließlich inne und zog ein großes, antik aussehendes Buch aus einem der Regale.

„Hier," sagte er mit seiner ruhigen Stimme, während er sich auf das weiche Sofa setzte und das Buch auf seinen Schoß legte. „Hier findest du unsere Geschichte, Emilia."
Emilia setzte sich dicht neben ihn, neugierig und voller Erwartung. Sie beugte sich über das Buch, dessen alte Seiten von einer sanften, goldenen Aura umgeben waren. Der Titel war in einer fremden, eleganten Schrift verfasst, die dennoch vertraut wirkte. Als Ash das Buch öffnete, schienen die Worte beinahe lebendig zu werden. Emilia spürte, wie ihr Herz schneller schlug, während sie die ersten Seiten betrachtete. Das Buch begann mit der Geschichte von Chuck und Arianne- das erste Leben der Hüterin.

Chuck, der Sohn des großen Herrschers der Unterwelt, verliebte sich unsterblich in eine Valkyrie namens Arianne. Ihre Liebe war stark und rein, und gemeinsam gründeten sie eine Familie, die für Chuck alles bedeutete. Doch ihre Verbindung hatte Konsequenzen.
Chucks Vater, der große Herrscher, war für die strukturelle Aufrechterhaltung der Unterwelt verantwortlich. Er sah in den menschlichen Emotionen, die sich in seinem Sohn widerspiegelten, eine Schwäche. Chuck ließ sich von Liebe, Verlust und Trauer leiten, und seine Pflichten als Wächter der Ordnung vernachlässigte er zunehmend. Schließlich verlor er durch einen Angriff alles - bis auf Ari. Ihre Anwesenheit war das Einzige, was ihn noch hielt. Doch Chucks Untätigkeit und sein Versagen hatten schwerwiegende Folgen für die Unterwelt. Sein Vater bestrafte ihn auf grausame Weise: Er löste Chucks Seele von seinem Körper und ließ sie in zwölf Teile splittern. Diese Teile manifestierten sich als die Zwölf Essenzen, die die dunkelsten und chaotischsten menschlichen Emotionen widerspiegelten, jene, die die Unterwelt in ihren Grundfesten erschüttert hatten. Jede Essenz wurde in einem der zwölf Stämme wiedergeboren, die am stärksten von den Kriegen und dem Chaos betroffen waren.

Die zwölf Stämme, die entweder das meiste Leid über die Valkyrien gebracht hatten oder untätig geblieben waren, als sie Hilfe am dringendsten brauchten, zahlten den Preis für ihre Taten - sie litten schwer unter dem Ausbruch der Raserei, der sie unvorbereitet traf.

Die Zwölf Essenzen und ihre Bedeutung: Auch die Todsünden genannt;

1. Hochmut Der übersteigerte Stolz, der andere erniedrigt, um sich selbst zu erhöhen. Verkörpert Arroganz und Selbstverherrlichung.

2. Neid Das quälende Verlangen, das zu besitzen, was andere haben. Symbolisiert Missgunst und Gier nach dem, was unerreichbar erscheint.

3. Zorn und Zerstörung Die unkontrollierte, zerstörerische Wut, die alles in ihrem Weg vernichtet. Verkörpert Gewalt und impulsive Aggression.

4. Wollust und Versuchung Die unstillbare Begierde nach körperlichem Genuss und die Fähigkeit, durch Verführung Macht auszuüben.

5. Trägheit Die lähmende Faulheit und Passivität, die Fortschritt und Initiative verhindert. Symbolisiert Resignation und Stillstand.

6. Völlerei Das maßlose Streben nach Genuss und Überfluss, oft ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Verkörpert Exzess und Maßlosigkeit.

7. Habgier und Wahnsinn Die rastlose Gier nach Reichtum und Macht, die keine Grenzen kennt, kombiniert mit einem Hauch von Obsession.

8. Unnachsicht Die erbarmungslose Härte, die keine Fehler verzeiht und nie vergibt. Verkörpert Strenge, Konsequenz und Unerbittlichkeit.

9. Unzucht und Begierde Die intensive, oft unkontrollierte Sehnsucht nach Besitz oder Erfüllung, besonders durch körperliche Leidenschaft.

10. Bekehrung und List; Die manipulative Fähigkeit, andere nach eigenem Willen zu formen, gepaart mit Täuschung und subtiler Kontrolle.

11. Gräuel und Dunkelheit; Die bedrohliche und beängstigende Präsenz, die Dunkelheit- Angst oder gar Verzweiflung verbreitet. Verkörpert Chaos und Schrecken.

12. Peinigung und Verdammnis Die dunkle Kraft, die Seelen quält und in die Verdammnis führt. Verkörpert Leid und ewiges Unglück.

Emilia las die Beschreibung der Essenzen mit angehaltenem Atem. Bilder begleiteten die Geschichte: Eine Darstellung zeigte Chuck mit einer verzweifelten, gebrochenen Haltung, während seine Seele in zwölf leuchtende Fragmente zersprang. In einer anderen Illustration sah man die Stämme, die die Essenzen aufnahmen, ihre Wunden tief und ihre Seelen gezeichnet vom Krieg.

„Es steht wirklich alles hier," murmelte Emilia, während sie die Seiten bewunderte. „Auch wenn ihr mir mehr Details erzählt habt, ist es unglaublich, das so zu sehen."

Ash nickte und sah sie an. „Es macht die Geschichte realer, nicht wahr?"
Emilia blätterte weiter und entdeckte schließlich eine Passage, die sie nicht kannte. Es war, als hätte das Buch eine neue Wendung genommen. „Ash... was ist das? Was bedeutet das?" fragte sie, ihre Finger zitterten leicht.
Ash sah ihr ernst in die Augen. „Emilia, bist du bereit, den Rest der Geschichte zu hören?"
Emilia war perplex. „Also... war das nicht alles?"
Ash schüttelte den Kopf. „Wir haben dir alles erzählt, was wir über Chuck und Ari wussten. Aber das hier," sagte er, seine Stimme wurde leiser, „ist die Fortsetzung. Es geht um den großen Herrscher selbst."

Emilia schluckte und überlegte kurz, bevor sie nickte. „Ich habe nie weiter nachgefragt... also ergibt es Sinn, dass ich es nicht weiß."

Sie schob das Buch zu ihm hinüber und klammerte sich an seinen Arm. „Bitte lies du es mir vor," flüsterte sie. Ihre Stimme war voller Vertrauen und Neugier. Ash nahm das Buch vorsichtig und begann mit leiser, gefühlvoller Stimme vorzulesen. Die Worte schienen den Raum zu füllen, und Emilia lehnte sich an ihn, während sie sich darauf vorbereitete, die unbekannten Geheimnisse des großen Herrschers zu erfahren.
......
Ash legte das Buch sanft auf seinen Schoß, als er Emilias neugierigen Blick bemerkte. Ihre Augen waren voller Vorfreude, und ihre Finger klammerten sich leicht an seinen Arm. Mit einem leichten Schmunzeln begann er:
„Also gut, meine kleine Amy. Hör gut zu, denn was du jetzt erfährst, hat die Unterwelt geprägt wie nichts anderes."
Er schlug die Seite auf und strich mit den Fingern über die alten Zeilen. „Nachdem das Schicksal von Chuck und Ari seinen Lauf nahm, kehrte der Große Herrscher - Chucks Vater - zu seinen Aufgaben zurück. Doch etwas war anders." Ashs Stimme wurde sanfter, fast bedächtig. „Die Dämonen, denen er sein Leben gewidmet hatte, die er beschützen und führen wollte, wendeten sich gegen ihn. Es hieß, sie hätten seinen Stolz und seine Strenge satt. Sie wollten Veränderung, und der Herrscher..." Ash hielt kurz inne, bevor er weitersprach, „...war nicht bereit, seine Position aufzugeben."

Emilia horchte auf, ihre Augen suchten Ashs Gesicht. „Hat er denn nicht verstanden, dass sie ihn nicht mehr wollten?"

Ash nickte langsam. „Er war ein stolzer Teufel, Emilia. Und Stolz kann manchmal blind machen. Doch je mehr Unmut sich gegen ihn regte, desto mehr wuchs die Einsamkeit in seinem Herzen. Der Verlust seines Sohnes, seiner Schwiegertochter und die Last seiner eigenen Entscheidungen nagten an ihm. Die Schuld, die er nicht zugeben wollte, fraß ihn von innen auf."

Er blätterte um, und Emilias Griff um seinen Arm wurde fester. „Er konnte die Einsamkeit nicht mehr ertragen. Also entschied er, dass seine Zeit vorbei war. Aber einfach aufgeben? Das wäre gegen alles gegangen, wofür er stand. Also fasste er einen Plan."
Ashs Stimme senkte sich, als er weiterlas: „Der Große Herrscher teilte seine eigene Seele in acht Teile auf. Acht Fragmente, die alles verkörperten, was er war. Er löschte seine Erinnerungen, all die Last, die er trug, und ließ nur die Pflicht und die Verantwortung zurück. Aber er wusste, dass diese Fragmente einen Anker brauchten, einen physischen Körper, um ihre Aufgabe zu erfüllen."
Ash hielt inne und sah Emilia an. „Weißt du, was er dann getan hat?"

Emilia schüttelte langsam den Kopf, ihre Augen geweitet. „Was?"
„Er erschuf Nachkommen", erklärte Ash, seine Stimme fast ehrfürchtig. „Er verband sich mit verschiedenen Dämonenrassen und zeugte Kinder. Acht von ihnen wurden mit seinen Seelenfragmenten gesegnet - oder verflucht, je nachdem, wie man es betrachtet. Diese acht wurden später als die Ursprünge bekannt."

Emilia lehnte sich etwas zurück, ihre Gedanken rasten. „Aber... warum Nachkommen? Warum nicht einfach etwas anderes erschaffen?"
Ash lächelte leicht und hob eine Hand, um sie zu beruhigen. „Weil sie mehr als nur Werkzeuge sein sollten, Amy. Sie waren ein Teil von ihm, aber sie sollten auch eigenständig sein. Durch sie wollte er sicherstellen, dass die Unterwelt in Balance bleibt - unabhängig von seiner eigenen Existenz."
Er fuhr fort: „Die Ursprünge wurden mit klaren Aufgaben geschaffen. Sie sollten die Struktur der Unterwelt bewahren, den Essenzen zur Seite stehen und dafür sorgen, dass die Ordnung nicht verloren geht. Da sie direkt aus seinem Blut stammten, hatten sie außergewöhnliche Kräfte und eine längere Lebensspanne als normale Dämonen. Doch auch sie waren nicht unsterblich. Wenn ihre Zeit kam, wurden sie wiedergeboren - mit oder ohne Erinnerungen an ihre früheren Leben."

Emilia runzelte die Stirn. „Wussten sie denn, wer sie waren? Oder was ihre Aufgabe war?"
„Nur teilweise", antwortete Ash, seine Stimme ruhig. „Das Wissen um ihre Herkunft war fragmentiert, genau wie ihre Seelen. Doch tief in ihnen war ihre Bestimmung eingebettet. Sie waren dazu bestimmt, die Ordnung zu bewahren, egal, wie oft sie wiedergeboren wurden."
Er blätterte weiter und hielt inne, bevor er eine dunklere Passage las: „Es gibt Gerüchte, Emilia. Manche sagen, dass, wenn alle acht Fragmente vereint werden, der Große Herrscher wieder auferstehen könnte - mit all seiner Macht. Andere behaupten, dass es einen Schlüssel gibt, der ihre endgültige Vernichtung bedeuten könnte."
Ashs Stimme wurde leiser. „Die Wahrheit darüber kennt niemand. Oder, wenn jemand sie kennt, schweigt er darüber."
Emilia schluckte schwer und sah Ash an. „Und was ist mit dem Großen Herrscher? Existiert er noch?"

Ash legte das Buch beiseite und sah sie sanft an. „Vielleicht. Vielleicht existiert er in irgendeiner Form, als Schatten oder als leere Hülle. Aber eines ist sicher: Er hat die Unterwelt geprägt, genauso wie wir es tun werden."
Er schloss das Buch und legte seine Hand über Emilias. „Das ist unsere Geschichte, Amy. Jetzt kennst du den Rest."

Ash legte das Buch sanft beiseite und lehnte sich zurück. Sein Blick war ruhig, aber tief in seinen goldenen Augen glomm ein Funken Erinnerung. Emilia saß neben ihm, ihre Hände ineinander verschränkt, als sie ihn erwartungsvoll ansah.
„Ash," begann sie zögerlich, „seid ihr... ich meine, die Essenzen... seid ihr jemals den acht Ursprüngen begegnet?"
Ash nickte langsam. „Ja, vor vielen Jahrzehnten. Damals war alles... kompliziert." Seine Stimme wurde leiser, beinahe nachdenklich. „Nach unserer Wiedergeburt mussten wir uns selbst erst finden. Unsere Erinnerungen waren bruchstückhaft, und die Welt hatte sich verändert. Es war eine Zeit der Ungewissheit, und jeder von uns kämpfte, um seinen Platz wiederzufinden."

Emilia rutschte etwas näher zu ihm. „Und dann habt ihr die Ursprünge getroffen?"
Ash nickte erneut. „Ja, irgendwann trafen wir sie. Acht Dämonen, die das Gleichgewicht der Unterwelt aufrechterhalten sollten - erschaffen aus den Seelenfragmenten des Großen Herrschers. Doch sie waren nicht mehr er." Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: „Ihre Erinnerungen an ihr Leben als der Große Herrscher waren gelöscht. Sie waren... gereinigt, könnte man sagen. Nicht belastet von der Vergangenheit. Was von ihm übrig war, war lediglich eine leere Pflicht, eine Verantwortung, die sie tief in sich trugen, ohne sie zu hinterfragen."
Emilia runzelte die Stirn. „Also hatten sie keine Verbindung zu euch?"

Ash schüttelte den Kopf. „Nicht wie bei uns. Sie erkannten uns, ja. Sie wussten, dass wir irgendwie miteinander verbunden waren. Aber wir waren keine Familie. Keine Geschwister. Es war... kompliziert." Er lehnte sich vor und sah sie ernst an. „Wir fühlten uns ihnen gegenüber nicht verpflichtet. Sie waren eigenständige Dämonen, mit ihren eigenen Zielen und ihrer eigenen Existenz. Für sie waren wir nicht mehr als ein Teil der Geschichte, die sie kaum verstanden."
Emilia nickte langsam, während sie die Informationen verarbeitete. „Und wer waren sie damals?" Ash schloss die Augen, als wollte er die Erinnerungen aus der Tiefe seines Geistes hervorrufen. „Ich erinnere mich an ihre Namen und das, wofür sie standen. Jeder von ihnen hatte eine einzigartige Rolle, die sie in der Unterwelt erfüllten."

Die damaligen Acht Ursprünge, Ash zählte sie auf;

1. Ordan, der Richter
• Rasse: Dämon des Rechts
• Fähigkeiten: Er überwachte die Gesetze der Unterwelt und sorgte dafür, dass Ordnung und Gerechtigkeit herrschten. Sein Urteil war unerbittlich und seine Macht beeindruckend.
• Persönlichkeit: Unerbittlich, streng, unbestechlich.

2. Myral, die Hüterin der Seelen
• Rasse: Dämonin des Lebensstroms
• Fähigkeiten: Sie schützte die Balance der Seelen und kontrollierte Energien, die die Stabilität der Unterwelt beeinflussten.
• Persönlichkeit: Weise, fürsorglich, aber distanziert.
3. Zerak, der Flammenschild
• Rasse: Feuerschutz-Dämon
• Fähigkeiten: Bewahrte die Feuerschreine und schützte das Herz der Unterwelt mit flammender Entschlossenheit.
• Persönlichkeit: Stolz, kampfbereit, temperamentvoll.

4. Esha, die Schattenseherin
• Rasse: Schatten-Dämonin
• Fähigkeiten: Sie hatte die Gabe, in die Zukunft zu sehen, und nutzte ihre Visionen, um das Gleichgewicht zu bewahren.
• Persönlichkeit: Mystisch, geheimnisvoll, strategisch.

5. Karthos, der Seelenschmied
• Rasse: Dämon der Schmiedekunst
• Fähigkeiten: Er formte Waffen und Artefakte aus Mana und Energie, um die Unterwelt zu schützen.

• Persönlichkeit: Stur, fokussiert, kreativ.
6. Sylva, die Lebensbewahrerin
• Rasse: Dämonin des Wachstums
• Fähigkeiten: Sie förderte das Wachstum und die Regeneration der Unterwelt und bewahrte sie vor Verfall.
• Persönlichkeit: Geduldig, sanft, hartnäckig.

7. Morgrath, der Wächter der Grenzen
• Rasse: Dämon der Barrieren
• Fähigkeiten: Er schützte die Grenzen der Unterwelt und bewahrte das Gleichgewicht zwischen den Welten.
• Persönlichkeit: Wachsam, schützend, unnachgiebig.

8. Vaelor, der Meister der Finsternis
• Rasse: Dämon der Dunkelheit
• Fähigkeiten: Kontrollierte Schatten und Dunkelheit, um das Gleichgewicht der Unterwelt zu bewahren.
• Persönlichkeit: Ruhig, ernst, geheimnisvoll.

Ash lehnte sich zurück und seufzte. „Das war vor Jahrzehnten, Amy. Seitdem habe ich keine Verbindung mehr zu ihnen gespürt. Anders als bei dir... oder den anderen Essenzen. An manche der genauen Dämonenrassen kann ich mich kaum noch erinnern - sie sind mit der Zeit irgendwie... verschwommen."

Emilia sah ihn an, ihre Stirn gerunzelt. „Du meinst, du kannst sie nicht fühlen? So wie du die Jungs oder mich fühlen kannst?"
„Nein." Ashs Stimme wurde sanfter. „Wir teilen eine Geschichte, aber keine Bindung. Sie sind eigenständige Dämonen. Was aus ihnen geworden ist, wissen wir nicht. Vielleicht wurden sie wiedergeboren, vielleicht leben sie noch. Wir wissen es einfach nicht. Ich bin ja bekannt für mein herausragendes Gedächtnis, aber wenn es um die Acht geht, ist meine Erinnerung... zu ungewiss."

Emilia griff nach seiner Hand. „Das klingt... traurig."
Ash lächelte leicht und drückte ihre Hand. „Vielleicht. Aber ich bereue nichts. Unsere Verbindung zu dir ist das, was zählt."
„Danke, Ash." Emilias Stimme war leise, aber aufrichtig. „Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mir all das zu erklären."
Ash grinste und zog sie näher. „Ach, Amy, wir sind noch mitten in unserem Date. Es war selbstverständlich, dir beizustehen. Außerdem..." Er zwinkerte ihr zu. „Was gibt es Romantischeres, als mit dir ein altes Buch zu studieren?"
.....
Ash und Emilia setzten sich wieder auf das Sofa, nachdem sie das Buch weggelegt hatten, während die Atmosphäre in der Chroniken-Halle von leiser, respektvoller Stille erfüllt war.
Emilia blickte auf ihre Hände, ihre Gedanken schwirrten vor Fragen. Schließlich sah sie zu Ash auf. „Glaubst du, dass die Ursprünge ihre Aufgabe verstehen, selbst wenn sie sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern?"
Ash lehnte sich zurück, sein Blick wurde nachdenklich. „Vielleicht auf eine Art, ja. Ich denke, sie handeln instinktiv. So wie wir unsere Essenzen spüren, auch ohne sie immer zu verstehen. Es ist wie ein Schatten, der sie leitet - ein Gefühl, das tief in ihnen eingebettet ist, aber ohne den vollen Zusammenhang."

„Und was ist mit mir?" fragte Emilia zögernd. „Vielleicht kann ich eine Verbindung zu ihnen aufbauen. Mein Mal... es verbindet mich doch mit euch. Könnte es nicht auch zu ihnen führen?" Sie sah Ash neugierig an, ihre Augen suchten nach einer Antwort. Ash nickte langsam, aber seine Stirn legte sich in Falten. „Das könnte sein, Amy. Aber ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Dein Mal ist mächtig, keine Frage, aber die Ursprünge sind nicht wie wir. Sie könnten dich als Schlüssel sehen - oder als Bedrohung. Es hängt davon ab, wer sie jetzt sind und wie sie dich wahrnehmen."

Emilia runzelte die Stirn und dachte eine Weile nach. „Meinst du, das war alles ein Fehler? Der Große Herrscher hat seine Seele geteilt, um die Ordnung zu bewahren. Aber glaubst du, es war so gedacht, dass ihr und die Ursprünge zusammenarbeitet? Oder war das ein misslungener Plan?" Ash schmunzelte schwach. „Ein Fehler? Nein, ich glaube, er wollte die Last verteilen. Wahrscheinlich hat er gehofft, dass jeder Teil seinen Beitrag leistet. Aber Zusammenarbeit... das war nie wirklich ein Teil des Plans. Es war mehr eine Notlösung, um Kontrolle abzugeben."
„Klingt nicht gerade harmonisch," murmelte Emilia. „Waren die Ursprünge wenigstens untereinander einig? Oder hatten sie ähnliche Konflikte wie ihr anfangs?"
Ash seufzte leise. „Einig? Nein, keineswegs. Sie waren so verschieden wie Tag und Nacht. Einige suchten Ordnung, andere wollten sich lösen. Es gab Misstrauen und Spannungen, genauso wie bei uns am Anfang. Aber im Gegensatz zu uns fehlte ihnen das Band, das sie wirklich zusammenhielt."

„Ein Band wie unseres?" fragte Emilia leise.
Ash nickte und griff nach ihrer Hand.
„Genau. Was wir haben, Amy, ist einzigartig. Unsere Essenzen und unser Mal wie unsere gemeinsamen Erinnerungen die in unsere Seele getragen werden binden uns auf eine Weise, die sie nicht hatten."
Nach einer Pause fragte Emilia nachdenklich: „Wenn du einer von ihnen wärst, was würdest du tun? Würdest du versuchen, dich zu lösen, oder würdest du nach uns suchen?"
Ash dachte eine Weile nach, bevor er leise antwortete: „Wenn ich einer von ihnen wäre... würde ich wahrscheinlich nach Antworten suchen, wie du es jetzt tust. Aber ich bin nicht wie sie. Ich habe euch - und das verändert alles."

Emilia lächelte bei seiner Antwort, ihre Zweifel schienen sich ein wenig zu lösen. Sie lehnte sich leicht an ihn, während die Fragen und Gedanken in ihrem Kopf langsam zur Ruhe kamen.

Ash zog sie an sich und sah sie sanft an, seine Stimme ruhig und bedächtig, als wolle er sicherstellen, dass jedes seiner Worte bei ihr ankam. „Emilia, der Unterschied zwischen ihnen und uns ist entscheidend.
Die anderen und ich waren einst eine Seele, ein ungeteiltes Ganzes. Unsere Verbindung beruht auf Zuneigung und Verständnis, das uns zu einer Einheit macht - auch wenn wir von den verschiedenen Dämonenvölkern geprägt wurden, in denen wir uns individuell entwickelten. Unsere zwölf Seelensplitter sind Fragmente eines Ganzen, doch wir hatten Raum, um zu wachsen und zu reifen. Wir wurden nicht nur geformt, wir haben uns selbst geformt."

Er hielt einen Moment inne und ließ sie das Gesagte verarbeiten, bevor er weitersprach. „Die Acht Ursprünge hingegen - sie sind anders. Auch sie entspringen einem einzigen Kern, doch ihr Kern wurde in nur acht Stücke gespalten. Diese Fragmente liegen so dicht beieinander, dass sie nie die Chance hatten, echte Eigenständigkeit zu entwickeln. Sie sind wie Halbgeschwister, gebunden an ihre Mission und aneinander, lange bevor sie ihre eigenen Seelen finden konnten. Ihre Identität war festgeschrieben, ihre Erinnerungen lückenhaft, ihr Ursprung zu nah verwoben."

Ashs Blick wurde wärmer, fast nachdenklich, während er fortfuhr: „Bei uns zwölf war das anders. Wir starteten aus einem anderen Punkt heraus, mit einem Band, das uns zwar verband, aber nicht einengte. Über unzählige Leben hinweg haben wir uns individuell entwickelt. Unsere Splitter haben uns geprägt und die unterschiedlichen Rassen, die wir verkörpern, haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Es war ein Weg der Vielfalt und des Wachstums, nicht der Einengung oder des Zwangs."

Er lächelte leicht und zuckte mit den Schultern. „Unsere Zuneigung, unsere Verbindung - sie ist etwas Besonderes. Sie hat sich über Leben und Schicksale hinweg gebildet, getragen von dem, was wir gelernt, verloren und wiedergefunden haben. Das unterscheidet uns von ihnen. Ich denke, es war nicht nötig, es zu betonen, aber ich wollte es dennoch gesagt haben."

Emilia sah ihn mit einem weichen Lächeln an und rückte ein Stück näher. Sie legte ihre Hände auf seine Wange, beugte sich vor und drückte ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. „Ja, Herr Professor, ich habe verstanden."

Ash grinste schief, sein Blick voller Zuneigung und Erleichterung. „Gut. Nicht, dass ich nachher noch eine Prüfung abnehmen muss."
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Als Emilia und Ash die Chroniken-Halle verließen, spürte sie ein Kribbeln in ihrem Inneren. Der Tag hatte ihr so viel neues Wissen gebracht, doch es war Ashs ruhige und aufmerksame Art, die ihr besonders im Gedächtnis blieb. Sie zog leicht an seiner Hand, die sie immer noch hielt.

„Ash, ich brauche jetzt etwas Leichtigkeit nach all diesen neuen Informationen", sagte sie lächelnd.
Ash neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie liebevoll. „Was schlägst du vor, kleine Geschichtensammlerin?"
„Lass uns irgendwo hingehen, wo wir entspannen und einfach die Zeit genießen können."
Er nickte. „Ich weiß genau den richtigen Ort."
Er führte sie durch die geschäftigen Straßen von Eversum zu einem kleinen Café, das halb in einer alten Bibliothek integriert war. Magische Lichter schwebten über den Tischen, und die Luft duftete nach frisch gebrühtem Kaffee und süßem Gebäck.

Ash bestellte für sie beide. „Du bekommst einen Honig-Tee mit Zitrusnoten, das passt zu dir," sagte er mit einem Zwinkern.

„Und du?" fragte Emilia.
„Ich nehme den starken schwarzen Kaffee. Du weißt, ich brauche das, um klar zu bleiben."
Die beiden suchten sich einen Platz an einem der Tische, der etwas abgeschirmt stand, und Emilia ließ ihre Augen durch den Raum gleiten. Die Atmosphäre war ruhig und warm, und sie fühlte, wie ihre Anspannung von dem Tag nachließ.
Ash saß entspannt zurückgelehnt und beobachtete sie aufmerksam. „Was geht dir gerade durch den Kopf?" fragte er schließlich.
Emilia zögerte einen Moment, dann lächelte sie. „Ich denke darüber nach, wie sehr ich es schätze, dass du so viel Geduld mit mir hast. Und... ich habe ein paar Fragen."
Ash grinste. „Du bist wie ein offenes Buch, Emilia. Frag ruhig."

„Ash, wenn du auf alles in deinem Leben zurückblickst - gibt es etwas, das du bereust?"
Ash schloss für einen Moment die Augen, bevor er antwortete. „Vielleicht, dass ich manchmal zu viel gezögert habe. Ich wollte immer alles richtig machen, und dabei habe ich oft die kleinen Momente übersehen. Aber..." Er sah sie direkt an. „Wenn ich dich jetzt anschaue, Emilia, weiß ich, dass manche Entscheidungen, auch die schwierigen, mich genau hierher geführt haben."
Emilia errötete leicht und senkte den Blick, bevor sie schüchtern lächelte.

„Was hat dich dazu gebracht, dich so sehr für Geschichte und Wissen zu interessieren?"
Ash lehnte sich nachdenklich zurück. „Weißt du, ich denke, es war die Neugier auf die Welt - und der Wunsch, Fehler aus der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Geschichte gibt uns Hinweise darauf, was wir vermeiden sollten. Aber ehrlich gesagt..." Er beugte sich zu ihr vor. „...es war auch immer die Freude daran, etwas Neues zu entdecken und weiterzugeben."
Emilia nickte langsam. „Das passt wirklich zu dir."

„Wenn du eine Geschichte über uns alle schreiben könntest, wie würde sie enden?"
Ash lachte leise. „Eine Geschichte über uns? Das wäre eine epische Reise voller Chaos, Abenteuer und... sehr viel Romantik." Er zwinkerte. „Aber das Ende? Ich denke, es würde in einem großen, wunderschönen Haus stattfinden, wo wir alle gemeinsam das Leben feiern. Aber ich würde es offen lassen, damit jeder Leser selbst entscheidet, wie es für uns weitergeht."
Emilia schmunzelte. „Das ist typisch für dich - so poetisch."

„Was ist das Erste, das dir an mir aufgefallen ist, als wir uns getroffen haben?"
Ash lächelte sanft. „Deine Augen. Sie strahlen so viel Hoffnung aus, selbst wenn du es nicht bemerkst. Es ist, als würdest du die Welt ein wenig heller machen, einfach nur, indem du da bist."
Emilia fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie erwiderte seinen Blick und streckte die Hand nach ihm aus. „Glaubst du, dass unser gemeinsamer Weg irgendwann zu einem richtigen Zuhause führt, wo wir alle zusammenbleiben können?"
Ash nahm ihre Hand und drückte sie sanft. „Ich denke, das ist unvermeidlich. Du bist der Mittelpunkt, Emilia. Ohne dich würden wir alle wie verlorene Sterne umherirren. Du wirst uns zusammenführen, da bin ich sicher."
Nachdem sie noch eine Weile geredet hatten, zog Emilia eine kleine Schachtel aus ihrer Tasche. Sie reichte sie Ash mit einem schüchternen Lächeln.
„Das ist für dich."

Ash öffnete die Schachtel und sah die silberne Kette mit dem Ring daran. Der Ring war mit einem fliegenden Flügelschwinger graviert - elegant und frei.
„Das ist wunderschön, Emilia," sagte er leise. „Es ist perfekt.'' „Ich wollte, dass du etwas hast, das dich daran erinnert, wie wichtig du für mich bist," sagte sie mit glühenden Wangen.
Ash nahm die Kette heraus, legte sie an und zog Emilia in eine Umarmung. „Danke, kleine Amy. Ich werde sie immer bei mir tragen."
Bevor sie das Café verließen, zog Ash Emilia noch einmal in seine Arme und küsste sie sanft. „Du bist ein echtes Wunder," flüsterte er.

„Und du bist meine große Stütze," antwortete Emilia. Gemeinsam verließen sie das Café, bereit, den Rest des Tages miteinander zu genießen.
Nachdem sie das Café verlassen hatten, entschieden Emilia und Ash, den Abend ruhig ausklingen zu lassen und ins Gasthaus zurückzukehren. Die warmen Lichter der Stadt begleiteten sie auf ihrem Weg, während sie Arm in Arm spazierten. Es war ein friedlicher Moment, frei von jeder Hektik.
Als sie das Gasthaus betraten, war die Atmosphäre ruhig und einladend. Die anderen waren anscheinend beschäftigt oder in ihren eigenen Räumen, und so konnten die beiden ungestört die Treppen hinaufsteigen. Emilia hielt Ashs Hand fest, ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen.
„Der Abend gehört noch uns," sagte Ash mit einem verschmitzten Blick, während er die Tür ihres Zimmers öffnete. „Oh ja, aber vielleicht... nicht so turbulent," erwiderte Emilia mit einem leisen Lachen, erinnernd an die Aufregungen des Tages.

Ash zog sie sanft ins Zimmer, schloss die Tür hinter ihnen und schlang die Arme um sie. „Keine Sorge, kleine Amy. Heute Abend gibt es nur dich und mich - und jede Menge Ruhe."
Er führte sie zum Bett, wo sie sich gemeinsam niederließen. Emilia legte sich auf die Seite, und Ash zog sie an sich, ihre Beine leicht ineinander verschlungen. „Du bist so weich," murmelte Ash leise, während er zärtlich durch ihre Haare fuhr. Seine Finger berührten die kurzen Strähnen, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Dieser neue Haarschnitt... er passt so gut zu dir. Du siehst noch hinreißender aus, als ich dachte."
Emilia hob den Kopf und sah ihn an. „Das sagst du nur, weil du mich liebst."

„Nein," entgegnete Ash und zog sie näher, sodass ihre Lippen sich beinahe berührten. „Ich sage es, weil es wahr ist." Er beugte sich vor und küsste sie sanft, ein Kuss, der langsam intensiver wurde. Seine Hände wanderten über ihren Rücken, hielten sie fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Emilia schloss die Augen und ließ sich von seinen Küssen davontragen. Sie genoss die Wärme seines Körpers, die Stärke seiner Arme, die sie umhüllten, und die Sanftheit seiner Lippen, die immer wieder ihren Hals und ihre Wangen berührten.
„Weißt du," sagte Ash schließlich mit einem amüsierten Unterton, „ich könnte ewig so weitermachen." „Dann mach doch," flüsterte Emilia schelmisch und zog ihn erneut zu sich, ihre Finger durch seine Haare fahrend.
Er lachte leise. „Verführerisch, wie immer."
Die beiden verbrachten den Abend damit, sich gegenseitig zu necken, sich tiefer in die Arme zu schließen und immer wieder lange, sinnliche Küsse zu teilen. Sie redeten über alles Mögliche, kleine Scherze und neckische Bemerkungen flogen hin und her. Doch irgendwann legten sich die Gespräche, und es blieb nur noch die Nähe.
Emilia ruhte ihren Kopf auf Ashs Brust, lauschte seinem ruhigen Atem und fühlte sich vollkommen sicher. Er strich mit seinen Fingern zärtlich über ihren Rücken, während ihre Beine immer noch miteinander verwoben waren.
„Ich glaube, ich könnte so für immer bleiben," murmelte Emilia schläfrig.
„Ich auch," flüsterte Ash und küsste sie sanft auf die Stirn.
Langsam fielen ihnen beiden die Augen zu, ihre Körper eng aneinander geschmiegt. Die Welt draußen schien fern und unwichtig, während sie sich ihrer stillen, liebevollen Zweisamkeit hingaben. So schliefen sie ein, fest umschlungen, bereit für den nächsten Tag, aber glücklich, einfach im Moment zu verweilen.

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