Kapitel 15 Band 4
6. Neue Pfade, alte Geheimnisse
Die Transportkapsel vibrierte leicht, als sie in die Luft abhob. Emilia konnte das Kribbeln unter ihren Füßen spüren, und ihr Herz schlug schneller.
Sie hatte schon viele Städte und Orte auf ihrer Reise gesehen, doch nichts hätte sie auf das vorbereiten können, was sich nun vor ihr ausbreitete.
Die Kapsel stieg höher, und langsam kam die Metropole in Sicht - ein Anblick, der ihr die Worte raubte. Eversum war ein schimmerndes Meer aus Lichtern, Farben und Bewegungen.
Von der Vogelperspektive aus konnte sie die perfekt aufeinander abgestimmten Viertel erkennen, die wie Zahnräder eines riesigen Uhrwerks ineinander zugreifen schienen. Die Straßen pulsierten in einem rhythmischen Fluss, der an die Energie einer lebenden Kreatur erinnerte. Schimmernde Portale, schwebende Plattformen und fliegende Gefährten bewegten sich harmonisch zwischen den gigantischen Türmen aus schimmerndem Kristall und poliertem Stein.
„Das ist... unglaublich", flüsterte Emilia und presste ihre Hände gegen die Scheibe der Kapsel. Ihre kastanienbraunen Augen weiteten sich, als sie die schiere Größe der Stadt erfasste. „Es ist, als würde die Stadt atmen... sie lebt."
Jake, der neben ihr saß, warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Eversum ist keine Stadt wie jede andere. Sie ist der Nexus der Existenzen - ein Ort, an dem alles zusammenkommt: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und die Energie aller Welten."
„Es fühlt sich an wie... Magie, die greifbar ist", murmelte Emilia, ohne den Blick abzuwenden.
Die äußeren Ränder der Stadt waren mit weitläufigen Gärten und Parks bedeckt, in denen leuchtende Bäume mit funkelnden Blättern standen. Magische Pfade führten durch diese Oasen der Ruhe, die als Rückzugsorte für die Bewohner dienten. Je näher die Kapsel dem Herzen der Metropole kam, desto dichter wurden die Türme, deren Spitzen die Wolken durchbrachen und von einer mystischen Energie umgeben waren.
Die Viertel unterschieden sich deutlich voneinander:
• Das Viertel der Flügelschwinger: Schwebende Plattformen und Luftbrücken verbanden die Gebäude, die fast ausschließlich von oben betreten wurden. Überall sah Emilia Gefährten mit majestätischen Flügeln und magische Wesen, die durch die Luft glitten.
• Das Technomagische Viertel: Dort pulsierte eine Mischung aus Technologie und Magie. Zahnräder, magisch angetriebene Maschinen und Leuchtschrift dominierten das Straßenbild.
• Das Spirituelle Viertel: In diesem Bereich flossen die Mana-Ströme am deutlichsten. Schamanische Symbole und schwebende Lichter bestimmten das Bild, und Emilia konnte spüren, wie die Energie hier sie fast überwältigte.
Es gab auch ein Wasser-Viertel welches von Kanälen quer durchzogen wurde.
„Schau dort!" rief sie plötzlich und deutete auf eine riesige Statue im Zentrum der Stadt. Sie zeigte eine Gestalt, die die Arme weit ausgebreitet hielt, als würde sie die Stadt schützen. Um die Statue herum kreisten leuchtende Runen, die wie ein endloser Kreis rotierten.
„Das ist die Seele von Eversum", erklärte Alex. „Sie symbolisiert die Balance der Existenzen."
Ihr Herz fühlte sich an, als würde es überlaufen.
Die Schönheit der Stadt, die Energie, die sie umgab - es war, als würde sie ein Teil von etwas größerem werden. Ein unbeschreiblicher Frieden legte sich über sie, und sie spürte eine tiefe Verbindung zu diesem Ort.
„Es fühlt sich an... wie ein Zuhause, das ich nie gekannt habe", flüsterte sie.
Felix schnaubte leise und lehnte sich zurück. „Ein bisschen überwältigend, oder? Warte nur ab, Amy. Der erste Eindruck von Eversum ist immer ein Schock, aber es gibt noch viel mehr zu sehen."
„Ich kann es kaum erwarten", antwortete Emilia mit einem entschlossenen Lächeln.
Die Kapsel landete sanft auf einer schwebenden Plattform, die von schimmerndem Licht umgeben war. Als die Türen sich öffneten, strömte eine Mischung aus frischer Luft und pulsierender Energie herein. Emilia trat als Erste heraus und spürte den festen Boden unter ihren Füßen.
Um sie herum war alles in Bewegung: Händler, die magische Waren anboten, Gefährten, die Nachrichten überbrachten, und Besucher aus den verschiedensten Kulturen, die sich auf den Straßen tummelten. Alles war lebendig, alles war harmonisch, und doch war es ein organisiertes Chaos. „Willkommen im Nexus der Existenzen", sagte Alex sanft. Emilia atmete tief ein. Sie wusste, dass dies ein neuer Anfang war - nicht nur für ihre Reise, sondern auch für die Entdeckung ihrer Rolle in dieser Welt. Und sie war bereit.
Die Straßen der Metropole waren erfüllt von einem bunten Treiben, das Emilia wie ein lebendiges Schauspiel vorkam. Schimmernde Lichter, schwebende Plattformen und fremdartige Klänge zogen ihre Aufmerksamkeit in alle Richtungen.
Sie konnte sich kaum zurückhalten und sprang von einem Geschäft zum nächsten, wo sie neugierig durch die Schaufenster blickte. Ihre Augen leuchteten, und ihr kastanienbraunes Haar wippte bei jeder Bewegung.
„Wow, schaut euch das an! Ist das nicht wunderschön?" rief sie und drehte sich strahlend zu den Jungs um, ihre Begeisterung kaum zügelnd.
Jake, der ihre Sprunghaftigkeit beobachtete, seufzte leicht, schritt zu ihr und verschränkte seine Hände fest mit ihren. „Komm her, ,Sonnenschein' du wirst uns noch verloren gehen."
Emilia hielt inne und blickte überrascht zu ihm auf, ihr Lächeln wandelte sich in ein sanftes Strahlen. „Verloren gehen? Ihr würdet mich doch sicher finden."
Jake zog ihre Hand leicht und sah ihr tief in die Augen. „Eversum ist wunderschön, ja, aber es ist auch gefährlich, wenn man sich nicht auskennt. Hier verirrt man sich schneller, als man denkt.
Bleib bitte bei uns - bis du dich hier besser auskennst. Versprochen?" Emilia nickte, ihre Wangen leicht rosa. „Versprochen, mein Schatz." Bevor Jake reagieren konnte, streckte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Die anderen Jungs warfen Jake teils belustigte, teils spöttische Blicke zu. Chaid, der einen Schritt näher trat, schüttelte grinsend den Kopf. „Tja, wenn das so einfach ist, Jake... Vielleicht sollte ich auch mal ihre Hand nehmen."
Jake funkelte ihn warnend an, doch Emilia lachte nur, bevor sie sich wieder den Straßen und Lichtern zuwandte. „Und wohin jetzt?" fragte sie neugierig.
Die Jungs tauschten Blicke aus. „Wir brauchen erst mal ein Gasthaus", meinte Alex schließlich. „Aber Eversum ist... anders. Die meisten Gasthäuser sind auf kleinere Gruppen oder Pärchen ausgelegt.
Große Zimmer für viele Personen sind hier selten."
„Das klingt... kompliziert", murmelte Emilia, ihre Stirn runzelnd.
„Keine Sorge, wir kennen uns hier aus", fügte Felix hinzu und zwinkerte ihr zu. „Es gibt ein gemütliches Gasthaus in der Nähe der Plaza, das wird passen.
Es heißt 'Das goldene Tor'. Vertrau uns."
Emilia nickte, doch Chaid lachte plötzlich und legte die Hände hinter den Kopf. „Und wie teilen wir uns die Zimmer? Wollen wir losen? Oder soll ich bestimmen?"
Alex verschränkte die Arme und schüttelte energisch den Kopf. „Bestimmen kannst du schon mal gar nichts, Chaid. Außerdem wirst du bei den Gasthäusern hier nichts umbauen oder herumwerkeln!''
„Ach, komm schon, ein kleines Upgrade hätte niemandem geschadet", murmelte Ash, doch Alex warf ihm einen strengen Blick zu. „Nicht dieses Mal." „Na gut, wie teilen wir uns dann auf?" fragte Gray trocken und zog eine Augenbraue hoch.
Felix grinste und zog ein paar kleine, bunte Zettel hervor, die er zufällig aus einer Tasche zauberte. „Wir losen. Einfach, schnell, fair."
Die Jungs schrieben ihre Namen auf die Zettel und warfen sie in Ashs magisch erzeugte Mini-Windkugel, die die Namen durcheinanderwirbelte. Nach einigen Momenten zog Emilia selbst die Paare heraus, wobei sie hin und wieder nervös kicherte.
„Okay... erstes Zimmer: Jake und Chaid."
Jake schnaubte leise, während Chaid breit grinste. „Ich hoffe, du schnarchst nicht, Jake.
Sonst schmeiß ich dich aus dem Fenster."
„Zweites Zimmer: Ash und Alex."
„Perfekt", meinte Alex ruhig, während Ash ein wenig enttäuscht dreinschaute. „Ich hätte lieber ein Einzelzimmer gehabt, aber gut."
„Und das dritte... Gray, Felix und... ich", fügte Emilia hinzu, ihre Wangen leicht rötlich.
Felix grinste zufrieden, während Gray nur mit einem leichten Kopfnicken antwortete. „Passt."
„Hey, warum kriegen die drei ein Zimmer?" fragte Chaid spielerisch, doch Felix klopfte ihm auf die Schulter. „Weil wir besser darin sind, unser Bett zu teilen als du, Chaid."
Das goldene Tor war ein charmantes Gebäude mit großen Fenstern und einer einladenden Eingangstür. Über der Tür hing ein Schild mit dem schimmernden Logo eines goldenen Bogens. Innen war das Gasthaus warm beleuchtet, mit weichen Teppichen und einer offenen Feuerstelle im Gemeinschaftsraum, die für eine heimelige Atmosphäre sorgte.
Die Zimmer selbst waren klein, aber gemütlich, mit weichen Betten und warmen Decken. Jedes Zimmer hatte einen kleinen Balkon mit Blick auf die pulsierende Plaza von Eversum.
Emilia sah sich um und nickte zufrieden.
„Das wird wunderbar."
Felix lehnte sich gegen die Tür des Zimmers und grinste. „Jetzt bleibt nur die Frage, wie du es überlebst, mit uns beiden in einem Zimmer zu sein."
„Das wird kein Problem sein", antwortete Emilia mit einem schelmischen Lächeln. „Solange du dich benehmen kannst."
Felix lachte leise und trat zurück, während Gray bereits begonnen hatte, die Betten herzurichten. Die Reise nach Eversum hatte vielleicht begonnen, aber Emilia spürte, dass ihre Abenteuer hier erst richtig losgehen würden.
~ ~ ~
Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die großen Fenster des Gasthauses, das sich in einem der belebtesten Teile von Eversum befand. Die Gruppe hatte sich in ihren Zimmern auf derselben Etage eingerichtet, die trotz der begrenzten Größe komfortabel und einladend waren. Emilia, die schon früh wach war, stand am Fenster ihres Zimmers und blickte hinaus auf die lebendige Stadt.
Ihr Herz klopfte vor Aufregung - Eversum hatte sie schon jetzt verzaubert. Der letzte Abend verlief ereignislos, da alle sich von der Strapazen der Reise erholen wollten, sind sie alle ziemlich erschlafft schlafen gegangen.
Doch Heute sammelten die Jungs sich allmählich auf dem Gang. Felix klopfte mit einem leicht genervten Ton an ihre Tür. „Amy, komm endlich raus! Wir haben doch keine Ewigkeit."
„Felix!", hörte man Gray warnend murmeln, bevor Emilia mit einem freudestrahlenden Lächeln die Tür öffnete. „Bin schon da!"
Jake, der unten in der kleinen Lounge wartete, verschränkte die Arme vor der Brust, als sie die Treppen hinunterkamen. „Wir haben uns überlegt, heute eine Tour durch die Stadt zu machen. Du willst doch sicher alles sehen, oder?"
„Alles sehen?", wiederholte Emilia und sprang beinahe auf der Stelle. „Ich will nichts verpassen!"
Chaid lachte und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Na dann, kleine Sonne, bleib dicht bei uns. Wir wollen nicht, dass du uns in dieser riesigen Stadt verloren gehst." „Das würde ich nie tun", erwiderte Emilia mit einem schelmischen Grinsen, doch ihre Augen funkelten vor Aufregung.
Alex fügte hinzu: „Wir fangen langsam an. Eversum kann überwältigend sein, aber wir zeigen dir die besten Seiten der Stadt. Versprochen."
Die Straßen des Magischen Viertels waren ein lebendiges Schauspiel. Überall schwebten kleine Laternen aus Mana, die sanft in allen Farben des Regenbogens leuchteten. Plattformen, die von magischen Glyphen angetrieben wurden, transportierten Waren und Reisende durch die Luft. Geschäfte mit kunstvoll verzierten Schildern boten magische Artefakte, Zaubertränke und seltene Materialien an.
Emilia war sprachlos. „Das ist... unglaublich! So etwas habe ich noch nie gesehen."
Ash schmunzelte. „Und das hier ist nur das Magische Viertel. Warte, bis du die anderen siehst."
Felix hielt sie leicht zurück, als sie in ein Geschäft starren wollte. „Bleib nah, Amy. Du bist wie ein Kind im Süßwarenladen."
„Ich will nur gucken!", protestierte sie, doch sie blieb an seiner Seite.
Chaid grinste. „Vielleicht sollten wir sie alle an die Hand nehmen, damit sie uns nicht verloren geht."
Jake war der Erste, der ihre Hand nahm und sie mit einem festen, aber sanften Griff führte. „Das du uns nicht verloren gehst", sagte er ruhig, während Emilia ihn dankbar anlächelte.
Im Handelsviertel war das geschäftige Treiben fast überwältigend. Händler priesen ihre Waren lautstark an, exotische Düfte lagen in der Luft, und überall waren Stände mit seltenen, schimmernden Gegenständen.
Emilia konnte nicht anders, als an einem Stand stehen zu bleiben, der bunte Kristalle verkaufte. „Seht euch das an! Sind die nicht wunderschön?"
„Sicher", sagte Gray trocken, „aber wir haben weder Zeit noch Platz, um solche Souvenirs zu schleppen."
„Spielverderber", murmelte Emilia und verdrehte die Augen, bevor Alex hinzufügte: „Wenn du willst, kommen wir später zurück, wenn du dich entschieden hast." Chaid schüttelte den Kopf. „Das ist doch gefährlich, Alex. Gib ihr einen Finger, und sie nimmt die ganze Hand."
Die Gruppe lachte, während Emilia schnaubte.
„Ihr seid unmöglich."
In Eversum schien die Zukunft mit der Magie zu verschmelzen. Gebäude aus schimmerndem Metall ragten in den Himmel, und überall funkelten magische Schaltkreise wie Pulsadern durch die Straßen. Straßenbahnen, die auf unsichtbaren Mana-Schienen schwebten, zogen lautlos vorbei.
Ash führte Emilia zu einem Stand, der kleine, magisch betriebene Mechanismen verkaufte. „Das hier ist eines meiner Lieblingsviertel. Magie trifft auf Technik - eine perfekte Kombination."
Emilia staunte über einen kleinen mechanischen Flügelschwinger, der mit einer einzigen Mana-Essenz zum Leben erwachte und zu singen begann. „Das ist fantastisch." „Wenn du möchtest, kannst du einen kaufen", sagte Ash mit einem Augenzwinkern.
Felix stöhnte. „Ernsthaft, hört auf, sie zu verwöhnen." „Ich kann für mich selbst entscheiden, danke", konterte Emilia und grinste ihn frech an.
Die Gruppe erreichte schließlich eine große, kunstvolle Galerie, die von schimmernden Säulen aus Licht umgeben war. Über dem Eingang stand in großen, goldenen Buchstaben: „Galerie der Ewigen Perspektiven.'' „Kunst?", fragte Emilia neugierig.
Alex nickte. „Hier findest du einige der bedeutendsten Werke der Stadt. Es ist ein ruhiger Ort, perfekt, um ein wenig innezuhalten."
„Perfekt!", sagte Emilia begeistert und zog Gray mit sich hinein. Die anderen folgten ihr, während Felix leise murmelte: „Na, das wird sicher interessant."
In der Galerie der Ewigen Perspektiven angekommen, sah sich Emilia begeistert um.
Die große Galerie war wie eine stille Insel inmitten des Trubels von Eversum. Hoch oben ragten kunstvoll verzierte Decken, die durch das sanfte Licht fiel, das den Raum in warme Töne tauchte. Emilia betrat die Halle dicht gefolgt von den Jungs. Ihr Blick wanderte staunend von einer beeindruckenden Säule zur nächsten, während sie inmitten von Dämonen und Stille einen Hauch von Ehrfurcht spürte. „Das ist... atemberaubend," murmelte sie leise. Ihre Schritte wurden langsamer, als sie die ersten Gemälde entdeckte.
Die Werke waren in einer geraden Reihe an den Wänden aufgehängt, jedes mit einer kleinen Plakette versehen. Emilia bewegte sich vorsichtig durch den Raum, ihre Augen glitten über die Leinwände. Schließlich blieb sie vor einem Bild stehen und betrachtete es mit großen Augen.
„Wow, seht euch das an!" Sie zeigte auf das erste Bild, das ihr besonders ins Auge fiel.
Das erste Gemälde zeigte eine weitläufige Landschaft mit sanften Hügeln, die in der Ferne in ein goldenes Licht tauchten. Ein einsamer Baum stand auf einer Anhöhe, seine Äste kahl, doch der Himmel darüber war in kräftigem Orange und Rot gehalten. Die Farben schienen zu tanzen, als ob der Baum das Feuer der untergehenden Sonne aufsaugen würde. „Es wirkt so... lebendig und ruhig zugleich," sagte Emilia ehrfürchtig.
„Das ist ein Bild von Hoffnung," erklärte Ash mit einem sanften Lächeln. „Der Baum mag kahl sein, aber der Himmel zeigt, dass noch Leben in ihm steckt." Das nächste Bild war weitaus düsterer. Es zeigte eine zerfallene Stadt, deren einst prächtige Türme und Mauern von einer unheimlichen Dunkelheit umgeben waren. Die Farben waren kalt - Grau, Schwarz und ein Hauch von giftigem Grün, der durch die Risse im Boden sickerte.
Emilia fröstelte leicht. „Das... fühlt sich bedrückend an. Wie ein Ort ohne Hoffnung."
„Ein Bild von Verlust," sagte Jake leise. „Es spiegelt das Chaos und die Verwüstung wider, die entstehen, wenn die Balance fehlt."
Weiter hinten blieb Emilia vor einem weiteren Werk stehen. Es zeigte eine weite, endlose Wüste unter einem sternenklaren Himmel. In der Ferne war eine Gestalt zu sehen, einsam und doch entschlossen. Die Farben waren ein sanftes Blau und Violett, mit einem Hauch von goldenem Licht am Horizont.
„Dieses hier... fühlt sich nach einer Reise an. Einsam, aber irgendwie auch voller Stärke," flüsterte sie. Chaid nickte. „Ein Bild von Resilienz. Es zeigt, dass auch in der Einsamkeit Kraft liegt, wenn man sich nicht verliert."
Am Ende der Reihe blieb Emilia abrupt stehen.
Vor ihr hing ein Gemälde, das ihre Aufmerksamkeit völlig fesselte. Es zeigte eine junge Frau, deren violett-silbrige Haare in weichen Wellen fielen. Ihre strahlend blauen Augen wirkten so lebendig, dass Emilia fast glaubte, sie würde sie ansehen. Auf ihrem Kopf trugen sie sanft gerundete Tigerohren, und ein geschmeidiger, gestreifter Schwanz schmiegte sich um ihre Hüften.
Die Frau strahlte eine außergewöhnliche Schönheit aus, ihre Haltung war anmutig, doch in ihren Augen lag eine gewisse Tiefe, die nicht zu greifen war.
„Sie ist wunderschön," murmelte Emilia, ohne den Blick vom Bild zu nehmen.
Die Jungs kamen näher und stellten sich hinter sie. Alex legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Alles okay, Emilia?"
„Ja, ich..." Ihre Stimme war leise. „Ich frage mich nur... Warum ist da keine Unterschrift? Von wem stammt dieses Bild?"
Die Jungs wechselten wissende Blicke, bevor Felix schließlich antwortete: „Diese Bilder stammen von der Sünde der Bekehrung und der List."
Emilia drehte sich zu ihm um, ihre Augen geweitet. „Was? Aber... wie?"
Gray trat neben sie und sprach mit ruhiger Stimme. „Er hat sie in einem seiner früheren Leben gemalt. Er war schon immer ein außergewöhnliches Talent. Und nun ja... diese Bilder sind Spuren unserer Vergangenheit. Erinnerungen an das, was wir waren." Emilias Blick wanderte zurück zu dem Bild. „Und diese Frau? Wer ist sie?"
Jake antwortete sanft: „Das ist Ari."
Emilia hielt den Atem an. Sie konnte die Augen der Frau auf dem Bild nicht loslassen. Sie schien so vertraut, so nah, und doch war sie wie eine ferne Erinnerung, die sie nicht greifen konnte.
Emilia ließ ihre Hand über die Kante des Rahmens gleiten, als würde sie die Verbindung zu dieser Vergangenheit spüren wollen. „Das war ich," flüsterte sie schließlich. „Ich... ich erinnere mich nicht, aber ich fühle es. Irgendwie weiß ich, dass das ich bin." „Das ist der Zauber dieser Galerie," sagte Chaid leise. „Sie ruft Gefühle hervor, Erinnerungen, die tief in uns verborgen sind. Und es zeigt, wie viel von uns in diesen früheren Leben steckt."
Emilia drehte sich zu den Jungs um. „Ich weiß, dass wir in der Vergangenheit viel durchgemacht haben. Aber... gibt es noch mehr von diesen Spuren?
Gibt es noch mehr, was ich über uns entdecken kann?" Alex lächelte leicht. „Diese Stadt ist voller Geheimnisse, Amy. Und sie ist der perfekte Ort, um die Puzzleteile deiner Seele wieder zusammenzusetzen."
Emilia nickte langsam. Ihre Augen wanderten noch einmal zu dem Bild von Ari, bevor sie leise sagte: „Ich werde das alles verstehen. Und ich werde uns nie wieder verlieren."
Emilia trat aus der Galerie hinaus, ihre Schritte federleicht, als hätte sich ein großer Knoten in ihrem Herzen gelöst. Der kalte Wind von Eversum streifte sanft über ihr Gesicht, doch sie spürte nur die Wärme in ihrem Inneren. Ihr Blick wanderte zu den Jungs, und mit einem glücklichen Lächeln griff sie nach der Hand desjenigen, der ihr am nächsten stand - Gray.
Er blickte überrascht auf ihre Hand, dann in ihr strahlendes Gesicht. „Alles okay, Amy?" fragte er mit leiser Stimme, während er ihre Hand leicht drückte.
„Ja," antwortete sie mit einem fröhlichen Lachen. „Aber ich habe mir etwas vorgenommen."
Gray hob eine Augenbraue. „Und das wäre?"
„Wenn ich dieser Sünde - der Bekehrung und der List - begegne," sagte sie, während sie entschlossen zu den anderen schaute, „werde ich ihn bitten, mich zu malen. Und zwar so schön, dass ich auch einen Platz in dieser Galerie verdiene."
Die Jungs brachen in ein herzhaftes Lachen aus, das die Schwere des Moments durchbrach. Ash schüttelte den Kopf. „Na, wenn das nicht ambitioniert ist. Aber hey, warum nicht? Ich bin sicher, du würdest das prächtigste Bild der Sammlung werden." „Komm, wir gehen was essen," sagte Jake, der sich mit einem Schmunzeln an die Spitze der Gruppe setzte. „Dort vorne ist ein Lokal. Sie sollen eine gemütliche Lounge haben, wo wir uns endlich ausruhen können."
Während sie die geschäftigen Straßen entlanggingen, beobachtete Emilia fasziniert das pulsierende Leben um sich herum. Doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu den Bildern in der Galerie zurück. Nach einer Weile sah sie zu Alex, der neben ihr ging.
„Ich würde gerne mehr über die anderen Todsünden erfahren," sagte sie neugierig. „Wie ist die Sünde der Bekehrung und der List?"
Die Jungs warfen sich kurze, bedeutungsvolle Blicke zu. Schließlich war es Jake, der antwortete. „Manchmal ist es besser, weniger zu wissen, Amy. Du willst dir doch die Überraschung nicht nehmen lassen, oder?" „Ich bin trotzdem neugierig," beharrte sie sanft. Felix, der ein paar Schritte voraus war, seufzte und blieb stehen. „Na gut, wenn es unbedingt sein muss. Die Sünde der Bekehrung und der List ist... besonders. Sehr zurückgezogen, in sich gekehrt. Es ist schwer, einen Draht zu ihm zu bekommen."
„Aber er ist loyal," fügte Chaid hinzu. „Extrem loyal. Er ist einfach gestrickt, aber das täuscht. In seinem Inneren steckt so viel Gefühl - er zeigt es nur nicht offen. Er drückt sich am besten durch seine Bilder aus." Emilia nickte nachdenklich. „Und zu welcher Dämonenrasse gehört er?"
Ash antwortete diesmal. „Er ist ein Irrlicht-Dämon."
„Ein Irrlicht-Dämon?" Emilia blinzelte überrascht. „Das habe ich noch nie gehört."
Alex lächelte leicht. „Irrlichter sind seltene Dämonen, aber sie existieren. Sie sind leicht, schimmernd, fast wie ein flüchtiger Gedanke. Sie leuchten in der Dunkelheit, aber sie tragen oft eine tiefe Melancholie in sich. Es passt gut zu ihm." Emilia dachte über diese Worte nach, während sie weitergingen. Schließlich war es Jake, der das Thema wechselte. „Und die anderen Dämonen?" fragte Emilia, die nicht aufgeben wollte.
Jake lachte leise. „Oh, die anderen? Tja, wie soll ich sagen... jeder von ihnen ist speziell."
„Einer ist komplett durchgeknallt," sagte Felix trocken. „Er hat sie buchstäblich nicht mehr alle. Ein verrückter Kerl, so wie er im Buche steht, muss ständig philosophische Antworten geben die keiner versteht- lebt praktisch auf seiner eigenen Wolke."
„Felix, übertreib nicht," warf Gray ein. „So schlimm ist er nun auch wieder nicht."
Felix schnaubte. „Komm schon, er ist immer mit dem Kopf in den Wolken. Als ob er die Realität nicht mal bemerkt." Ash lachte leise. „Dann haben wir noch den mit dem Dickschädel. Stur wie ein Ochse. Der geht mit dem Kopf durch die Wand, egal wie oft man ihn aufhält." „Und einer macht immer aus allem ein Geheimnis," fügte Chaid hinzu. „Er ist mysteriös, verschlossen und muss immer Rätsel aufgeben. Das kann echt nerven."
Jake grinste. „Dann haben wir noch ihn - er taucht auf, wenn es ihm passt, holt sich, was er braucht, und verschwindet wieder. Viel schlimmer als Chaid, der wenigstens Grenzen erkennt."
„Das klingt ja... anstrengend," sagte Emilia lachend.
„Und dann gibt es noch die Schlange," sagte Alex schließlich. „Er ist nicht leicht zu durchschauen. Er windet sich durch jede Situation und bleibt immer einen Schritt voraus.'' Emilia spürte, wie ein Schauer über ihren Rücken lief. „Sie alle klingen... faszinierend und beängstigend zugleich."
Felix legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Mach dir keinen Kopf, Amy. Du wirst sie alle kennenlernen. Aber eines kannst du jetzt schon wissen - du bist der Mittelpunkt, der uns alle zusammenhält. Das wird sich nie ändern." Emilia sah ihn mit einem Lächeln an, das sich auf alle Jungs übertrug. „Ich bin gespannt," flüsterte sie.
Die Gruppe trat in das Lokal ein, das einladend und gemütlich wirkte. Die Luft war erfüllt von würzigen Düften, und die warme Beleuchtung tauchte die Lounge in ein behagliches Licht. Sie setzten sich an einen großen, runden Tisch in einer Ecke, der gerade genug Platz für alle bot.
„Das hier sieht gut aus," bemerkte Ash, während er sich in den Sessel sinken ließ und die Speisekarte aufschlug. „Wie wäre es mit ein paar Vorspeisen für uns alle?" „Einverstanden," sagte Jake knapp und rieb sich die Hände. „Und lasst Platz für den Hauptgang. Die Portionen hier sollen riesig sein."
Emilia warf einen Blick auf die Karte und nickte. „Ich nehme... oh, das sieht lecker aus. Und das auch..." Alex grinste. „Du willst also alles, was?"
„Vielleicht," entgegnete Emilia schelmisch und tippte mit dem Finger auf die Karte.
Die ersten Vorspeisen kamen schnell: dampfende Schalen mit Suppen, knuspriges Brot und aromatische Dips. Während jeder sich bediente, wanderte Emilias Hand immer wieder zu Alex' Teller, um etwas von seinem Essen zu stibitzen.
„Amy," rief Alex gespielt empört aus, „du wolltest das nicht, als ich dich gefragt habe!"
„Es sieht jetzt besser aus," sagte Emilia lachend, während sie ein Stück Brot in den Dip tunkte.
„Oh, das läuft nicht," murmelte Alex und zog seinen Teller näher zu sich.
„Hier, nimm meins," sagte Chaid grinsend und schob ihr seinen Teller zu. „Solange du mich dafür anlächelst, kannst du alles haben."
Emilia lachte, während sie ein Stück von Chaids Essen nahm und ihn tatsächlich mit einem strahlenden Lächeln bedachte.
Felix, der das beobachtete, schnappte sich ihren Löffel und nahm sich ohne zu fragen einen Bissen von ihrer Suppe.
„Hey!" protestierte Emilia.
Felix grinste nur. „Schmeckt gut. Vielleicht sollte ich dich öfter auswählen lassen."
„Das ist nicht fair," meinte Emilia und versuchte, ihren Löffel zurückzuerobern.
„Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt," kommentierte Ash trocken, während er ein Stück Nachtisch mit Alex teilte.
Als der Hauptgang kam, ging es genauso weiter. Jeder wollte von allem probieren, und Teller wurden ständig hin und her geschoben. Es herrschte eine fröhliche, ausgelassene Atmosphäre, die Emilias Herz warm werden ließ. Die Jungs neckten sie liebevoll, stahlen sich gegenseitig Bissen und machten Witze. Nachdem die Teller geleert und die Nachtische verteilt waren - sie teilten sich eine große Platte mit süßen Leckereien - Emilia lehnte sich entspannt zurück und betrachtete die Jungs. Ihre Augen schimmerten vor Neugier.
„Wird es nicht irgendwann langweilig?" fragte sie plötzlich. Die Jungs sahen sie überrascht an.
„Was meinst du?" fragte Jake und legte die Gabel beiseite. „Na ja," fuhr Emilia fort, „immer dieselben Erinnerungen, dieselben Orte... irgendwann muss man doch alles gesehen haben. Wird es nicht eintönig?" Die Jungs wechselten Blicke. Schließlich war es Gray, der antwortete. „Zum Teil hast du recht. Deswegen vermeiden wir oft Orte, die wir zuletzt besucht haben. Es gibt einfach zu viele Erinnerungen, die wir nicht ständig aufwärmen wollen. Aber..."
„Aber?" Emilia beugte sich vor.
Alex lächelte leicht. „Die Welt entwickelt sich weiter. Der Fortschritt der Zeit macht es interessant, bekannte Orte in einem neuen Licht zu sehen.
Es ist wie ein lebendiges Geschichtsbuch."
Ash nickte. „Aber das Schönste, Amy, ist, dass du dich nicht erinnerst. Für dich ist alles neu.
Und wir können dir diese Orte zeigen, dir unsere Erinnerungen anvertrauen, als wären sie deine eigenen. Das macht es besonders."
Emilia fühlte, wie ihr Herz sich bei diesen Worten zusammenzog. Sie legte die Hände auf den Tisch, sah die Jungs an und lächelte warm.
„Also wollt ihr jedes Mal von neuem angeben," begann sie mit schelmischem Tonfall, „und mich kleines, unwissendes Ding durch diese dunkle, kalte Welt führen? Macht euch das an, ja?"
Die Jungs brachen in Gelächter aus.
„Oh ja," sagte Chaid grinsend. „Das trifft es ziemlich gut." Jake schüttelte amüsiert den Kopf.
„Nein, Emilia. Dich auf unsere Spuren zu führen, dich die Spuren unserer gemeinsamen Vergangenheit entdecken zu lassen, das ist der wahre Wert. Deswegen wird es nie langweilig."
Emilia nickte, ihre Augen glänzten vor Emotionen. Sie streckte die Hände aus und nahm die von Alex und Gray. „Danke," flüsterte sie.
„Dass ihr mich an eurer Welt teilhaben lasst."
Die Jungs drückten ihre Hände, und Felix schnaubte. „Na komm, Amy. Iss deinen Nachtisch, bevor er kalt wird. Und wenn du meinen Teller noch einmal anrührst, kriegst du Ärger."
Emilia lachte, griff aber dennoch nach seinem Nachtisch. Nach ihrer herzlichen Mahlzeit verließen Emilia und die Jungs das Lokal und traten zurück auf die belebten Straßen von Eversum. Die Luft war angenehm frisch, durchzogen von den Gerüchen der Stadt: geröstete Nüsse von einem Straßenstand, das blumige Aroma eines nahegelegenen Marktes und das süße Knistern von Magie, das in der Atmosphäre schwebte. Emilia lief ein wenig voraus, ihre Schritte leicht und voller Energie. Die Jungs hielten sich in ihrer Nähe, beobachteten sie amüsiert, wie sie von einem Schaufenster zum nächsten sprang. Jede Kleinigkeit faszinierte sie, und ihre Begeisterung war ansteckend. „Wow, schaut euch das an!" rief Emilia und deutete auf einen Laden, dessen Eingang von schimmernden Lichtern umrahmt war. In den Fenstern glitzerten kleine magische Artefakte, die wie Sterne funkelten. Alex trat neben sie und verschränkte ihre Hände miteinander. „Amy, wenn du so weitermachst, verlieren wir dich noch in dieser Stadt." Sie lachte und drückte seine Hand.
„Keine Sorge, ich bleibe nah bei euch."
„Das hoffe ich," murmelte Jake trocken. „Eversum ist riesig. Verirrt man sich hier, findet man vielleicht erst Wochen später wieder heraus."
„Keine Sorge, mein Schatz," sagte Emilia leichthin und schenkte Alex einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Ich bleibe ganz dicht bei euch."
~ ~ ~ ~
Zurück im Hotel bahnte sich eine kühle Abendluft durch die Straßen von Eversum, doch in den warmen Fluren des Gasthauses war die Stimmung entspannt. Emilia und die Jungs machten es sich in einem der größeren Zimmer gemütlich, das sie für ihre Planung ausgewählt hatten.
Die anderen Zimmer waren nur wenige Schritte entfernt, sodass jeder leicht Zugang hatte. Eine warme Lampe tauchte den Raum in ein sanftes Licht, und die Fenster boten eine beeindruckende Aussicht auf die glitzernden Lichter der Stadt.
Emilia ließ sich auf das große Sofa sinken, während die Jungs um sie herum Position einnahmen. Chaid hatte sich lässig in einen Sessel geworfen, Jake stand mit verschränkten Armen am Fenster, und Gray und Alex saßen auf der gegenüberliegenden Couch. Felix lehnte an der Wand, Ash blätterte in einem Reiseführer von Eversum, den er zufällig gefunden hatte.
„Also," begann Emilia, ihre Stimme fröhlich, „bevor wir morgen wahrscheinlich die Wanderflamme suchen und uns auf die nächste große Etappe vorbereiten, möchte ich noch etwas erledigen."
Die Jungs hoben die Köpfe, aufmerksam auf das, was sie vorschlagen würde. „Ich brauche dringend ein paar Einkäufe," fuhr sie fort.
„Hier in Eversum ist es viel wärmer als außerhalb, und ich habe nicht wirklich Kleidung, die dazu passt. Außerdem..." Sie grinste schelmisch. „...habe ich noch eine kleine Überraschung geplant."
„Eine Überraschung?" fragte Ash, sein Ton neugierig. „Genau. Aber die verrate ich euch nicht!" antwortete sie mit einem Zwinkern.
„Gut, wir begleiten dich," sagte Jake entschlossen, ohne eine Sekunde zu zögern.
„Oh, nein, nein," widersprach Emilia hastig und hob die Hände. „Ich wollte alleine gehen. Mit Orvan und Saphira natürlich."
„Nein," sagte Alex sofort, und auch die anderen Jungs schüttelten einstimmig den Kopf.
„Kommt schon," bat Emilia. „Es ist Eversum. Eine sichere, zivilisierte Stadt! Mitten am Tag wird mir nichts passieren."
„Egal, wie sicher die Stadt ist," mischte sich Felix ein, „wir lassen dich nicht allein durch dieses Chaos ziehen. Es ist einfach zu riskant."
„Gray?" Emilia sah ihn hoffnungsvoll an. „Könntest du nicht mit mir kommen?"
Gray nickte langsam. „Natürlich, wenn du das möchtest."
Doch Emilia schüttelte daraufhin doch den Kopf. „Das ist es ja. Manchmal... braucht eine Frau einfach Zeit für sich allein. Ohne eine Eskorte."
Jake zog die Augenbrauen hoch, sein Blick wurde skeptisch. „Du willst also, dass wir dir erlauben, in dieser riesigen Stadt, wo du dich nicht auskennst, allein herumzulaufen?"
Emilia lächelte süß, ihre Stimme wurde sanft und schmeichelnd. „Nicht allein, mein Herz. Orvan und Saphira sind bei mir. Und ich verspreche, dass ich vorsichtig bin. Ich werde nichts tun, was euch Sorgen bereitet."
„Nein," sagte Jake sofort, seine Stimme war fest.
Emilia stand auf und trat näher zu Jake, ihre Augen voller Glanz und Entschlossenheit. Sie legte eine Hand leicht auf seinen Arm, ließ sie dann sanft seinen Oberarm entlangstreichen. „Bitte," sagte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
„Ihr habt doch selbst Dinge, die ihr erledigen wollt, oder? Ich werde mich an alle Absprachen halten. Bis zur Dämmerung bin ich zurück."
Jake blinzelte, seine feste Haltung begann leicht zu schwanken. „Amy..."
„Komm schon, Jake," fuhr Emilia fort, ihr Ton jetzt verführerischer. Sie trat noch ein Stück näher, sodass sie fast seine Brust berührte, und blickte zu ihm auf, ihre kastanienbraunen Augen voller Wärme. „Vertraust du mir nicht?"
Er schnaubte leicht, konnte aber den Hauch eines Lächelns nicht unterdrücken. „Natürlich vertraue ich dir. Aber es geht nicht nur um Vertrauen. Es ist Eversum."
„Und ich habe zwei Gefährten, die mich beschützen," argumentierte Emilia sanft. Sie verschränkte ihre Hände vor seiner Brust, als wollte sie ihn förmlich anbetteln. „Ich brauche diese Zeit für mich. Bitte."
Die anderen Jungs beobachteten die Szene amüsiert, während Chaid flüsterte: „Wow, sie zieht wirklich alle Register." Ash grinste. „Das wird interessant."
Nach einem langen Moment seufzte Jake tief.
„In Ordnung," gab er schließlich nach. „Aber nur unter zwei Bedingungen. Erstens: Orvan und Saphira bleiben an deiner Seite, keinen Meter entfernt. Zweitens: Du nimmst diesen Reiseführer mit, damit du dich nicht verirrst."
Emilia strahlte vor Freude, sprang fast in Jakes Arme und küsste ihn kurz auf die Wange. „Danke, danke, danke! Ich verspreche, ich halte mich an alles!" „Du hältst dich besser daran," murmelte Jake, und ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Gut," sagte Alex, der sich ebenfalls geschlagen gab. „Aber denk daran, Amy: Bis zur Dämmerung bist du wieder hier." Felix, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte, kommentierte trocken: „Ich hoffe, du weißt zu schätzen, was für eine Ausnahme wir hier machen." Emilia lächelte süß und verbeugte sich spielerisch vor ihm. „Natürlich weiß ich das. Ihr seid die Besten." „Das hoffen wir," fügte Gray hinzu, der sie mit einem leichten, warnenden Blick bedachte.
„Pass auf dich auf."
„Das werde ich!" antwortete Emilia fröhlich.
„Ich bin in besten Händen."
Als die Jungs schließlich zustimmten, verließen sie das Zimmer, um ihre eigenen Vorbereitungen zu treffen. Emilia blieb noch kurz zurück, Orvan und Saphira an ihrer Seite. Sie strich den beiden über ihre Köpfe, ein schelmisches Lächeln auf ihren Lippen. „Okay, meine treuen Gefährten. Wir haben einiges zu erledigen." Mit dem Gefühl, ein kleines Abenteuer vor sich zu haben, atmete Emilia tief durch. Sie war aufgeregt, aber auch zuversichtlich. Immerhin hatte sie es geschafft, die Jungs zu überzeugen - ein Erfolg, der sie mit Stolz erfüllte.
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