Kapitel 14 band 4
Die Morgendämmerung färbte den Himmel in weichen Gold- und Rosatönen, während der Schnee unter der beginnenden Wärme des Tages leicht glitzerte. Ein sanfter Wind strich durch die Baumkronen, ließ die Äste leise knarren und brachte eine zarte Stille mit sich. Emilia öffnete langsam die Augen. Ihr Atem war gleichmäßig, und für einen Moment lag sie nur da, lauschte den Geräuschen des erwachenden Waldes.
Es war das erste Mal seit Tagen - nein, seit Wochen - dass sie das Gefühl von Frieden spürte. Die Last ihrer Zweifel war volkommen verschwunden, und an ihrer Stelle breitete sich eine neue Wärme aus. Ihre Gedanken wanderten zu den Jungs, die noch tief schliefen, eng beieinander in ihren Decken.
Emilia streckte sich vorsichtig und trat aus dem Zelt. Die kalte Luft war wie ein sanftes Prickeln auf ihrer Haut, doch sie empfand sie nicht als unangenehm. Stattdessen genoss sie den Moment, wie die Sonne die Schneelandschaft um sie herum erweckte.
"Ein neuer Anfang," murmelte sie leise und lächelte.
......
Die Nacht war still vergangen, nur das gelegentliche Knacken der Äste im Wind begleitete Emilias Gedanken. Während die Jungs schliefen, saß sie mit verschränkten Beinen vor dem Feuer, das langsam heruntergebrannt war. Ihre kastanienbraunen Augen funkelten in der Glut, während ihre Hände an kleinen, improvisierten Ringen aus Metall arbeiteten, welche sie von einer kaputten Gürtelschnalle gefunden hatte.
"Es muss nicht perfekt sein," flüsterte sie zu sich selbst, ihre Stimme ruhig und entschlossen. "Es muss nur von Herzen kommen."
Die erste zarte Morgensonne tauchte die verschneite Landschaft in einen goldenen Schein, als Emilia ihre Arbeit vollendete. Sie betrachtete die kleinen Ringe, die zwar schlicht, aber mit Sorgfalt gefertigt waren, und lächelte zufrieden. Es war vielleicht nicht viel, aber für sie bedeuteten diese kleinen Symbole alles.
"Ich werde es ihnen zeigen," murmelte sie, als sie die Ringe in ein kleines Tuch wickelte und aufstand. Sie zog ihren Mantel enger um sich und holte tief Luft, bevor sie sich dem Zelt näherte, in dem die Jungs schliefen.
Sie plante eine romantische Geste am Morgen.
Emilia trat vorsichtig ins Zelt, das warm und gemütlich war. Die Jungs lagen eng beieinander, ihre gleichmäßigen Atemzüge erfüllten die Stille. Für einen Moment betrachtete sie sie einfach - ihre Familie, ihre Seelenverwandten, ihre Liebe. Ihr Herz schlug schneller, doch es war kein Zögern darin.
"Guten Morgen," sagte sie leise, ihre Stimme sanft wie ein Kuss.
Ash öffnete als Erster die Augen, noch halb verschlafen. "Emilia? Es ist... noch früh," murmelte er und rieb sich über die Augen.
"Nicht früh genug für das, was ich euch sagen muss," antwortete sie mit einem warmen Lächeln, während sie sich hinkniete und das Tuch vor sich ausbreitete. Die kleinen Ringe glänzten im ersten Sonnenlicht. Einer nach dem anderen wachte auf, ihre Blicke wanderten zwischen Emilia und den Ringen.
"Was... was ist das?" fragte Jake, noch sichtlich überrumpelt, als er sich aufrichtete.
Emilia holte tief Luft und begann zu sprechen, ihre Stimme klar und bestimmt.
,,Ich habe lange überlegt, wie ich euch zeigen kann, was ihr für mich bedeutet. Und nach all den Fehlern, all den Zweifeln... ich will es euch beweisen. Ich möchte keine Distanz mehr, keine Angst. Ich liebe euch. Jeden von euch. Und das ist nicht die Stimme vergangener Leben - das bin ich. Ich will euch gehören, euch meine ganze Hingabe schenken."
Die Jungs schwiegen, völlig von ihren Worten überwältigt. Emilia lächelte und griff nach den Ringen. Sie hielt sie hoch und sah jedem von ihnen tief in die Augen, während sie sprach.
"Alex, du bist mein Fels, mein Licht in den dunkelsten Momenten. Ash, du bist mein Ruhepol, mein Vertrauter. Jake, du bist meine Stärke, mein Schutz. Gray, du bist mein Lachen, mein Mut. Chaid, du bist mein Feuer, meine Leidenschaft. Und Felix... ich beginne, mich in dich zu verlieben, und das sind meine eigenen Gefühle. Ich will sie wachsen lassen."
Ihre Wangen waren rot, doch sie ließ sich nicht von ihrer Unsicherheit bremsen.
"Ich möchte, dass wir zusammenbleiben. Dass wir einander festhalten. Und deshalb frage ich euch..." Sie hielt die Ringe hoch und ließ ihren Blick über die Jungs schweifen.
"Wollt ihr mich heiraten?"
Die Worte hingen in der Luft, und für einen Moment herrschte völlige Stille. Alex war der Erste, der sprach, seine Stimme leise und voller Rührung. "Emilia... wir... ich hätte nie erwartet, dass du..." Doch er brachte den Satz nicht zu Ende, stattdessen strahlte er sie an, und ein leichtes Glitzern war in seinen Augen zu sehen.
Jake lachte tief, ein warmes, freudiges Lachen, das den Raum erfüllte. "Du bist verrückt, weißt du das? Aber... ja. Natürlich ja."
Chaid, der anfangs still war, legte den Kopf schief und grinste verschmitzt. "Weißt du, ich hatte eigentlich geplant, dir diese Frage zu stellen, irgendwann, wenn der richtige Moment kommt. Aber gut, Amy, das nehme ich dir noch nicht ab. Du wirst diese Frage irgendwann von mir hören - und ich werde es richtig machen."
Emilia lachte und schüttelte leicht den Kopf. "Ich freue mich darauf, Chaid. Aber ich bleibe bei meiner Frage."
Felix, der bisher nur beobachtet hatte, schüttelte langsam den Kopf und sagte mit einem weichen Grinsen: "Mieze... du überraschst mich immer wieder. Aber ich muss dir eins sagen: Es ist nicht nötig, alles überstürzt zu machen. Wenn es das ist, was du willst, dann warte, bis alle da sind. Aber..." Er griff nach dem Ring, der ihm gehörte, und steckte ihn an seinen Finger. "Ich nehme es als Versprechen. Eins, das wir nicht brechen werden."
Auch Ash und Gray nahmen die Ringe an.
Die Jungs umarmten Emilia nacheinander, ihre Worte voller Zuneigung und Wärme. Sie fühlte die Küsse, die Umarmungen, die Wärme ihrer Liebe, und ihr Herz war erfüllt von einer Kraft, die sie lange nicht gespürt hatte.
"Ich verspreche euch," flüsterte sie, während sie jeden in die Augen sah, "ich werde nie wieder an mir oder an uns zweifeln. Ich werde euch lieben, euch beschützen, und ich werde alles tun, um euer Glück zu sein."
Und so verbrachten sie den Morgen, nicht nur als Gefährten, sondern als etwas viel Tieferes - Seelen, die miteinander verbunden waren, und ein Versprechen, das die Zeit überdauern würde.
~ ~ ~ ~
Alex' betrachtete seinen Ring.
"Ich dachte, wir hätten sie verloren... dass all unsere Liebe, all unsere Bemühungen nicht genug waren. Aber jetzt? Jetzt weiß ich, dass sie bei uns bleibt. Dass sie uns wirklich liebt. Und das gibt mir die Kraft, weiterzumachen - egal, was kommt."
Jake ergründete seine Emotionen.
"Ich wollte stark sein für sie, für uns alle. Aber als sie gezweifelt hat, habe ich zum ersten Mal wirklich Angst gespürt - Angst, sie zu verlieren. Jetzt... dieser Moment, ihre Worte... Sie liebt uns. Und das ist alles, was zählt. Ich werde sie nie wieder loslassen."
Ash's fühlte die Erleichterung.
"Ich wusste, dass sie sich finden muss, bevor sie uns wirklich sehen kann. Aber das Warten... die Stille... Es hat geschmerzt. Und jetzt? Jetzt ist dieser Schmerz weg. Sie ist hier, bei uns, und ich könnte nicht dankbarer sein."
Gray's Herz atmete endlich wieder auf.
"Diese Distanz hat mich wahnsinnig gemacht. Ich konnte nicht aufhören zu denken, dass wir sie verlieren. Aber sie hat uns bewiesen, dass ihre Liebe echt ist. Ich glaube... ich kann endlich wieder atmen."
Chaid fand seine Verbindung zur ,Kleinen Sonne' wieder.
"Ich hatte nie Zweifel, dass sie uns liebt, aber ich wusste, dass sie Zeit braucht. Trotzdem, dieser Moment... ich hätte nie gedacht, dass sie den ersten Schritt macht. Sie überrascht mich immer wieder - und ich liebe sie dafür."
Felix ging tief in sich und erkannte, wie wichtig diese Valkyrie für ihn war und wie sehr er sie beschützen möchte.
"Ich bin erst seit kurzem in ihrem Leben, aber auch ich habe gespürt, wie sehr sie mit sich gerungen hat. Dieser Moment... Sie ist mutig. Und sie ist ehrlich. Das sind ihre Gefühle, und ich werde sie nie anzweifeln. Emilia... Amy... Du bist wirklich etwas Besonderes."
___________
Die Reise durch die verschneite Landschaft zog sich dahin, aber die Stimmung in der Gruppe hatte sich merklich verbessert. Emilia hatte beschlossen, ihre Zeit bewusst zu nutzen, um mit jedem von ihnen zu sprechen - nicht nur über die Mission, sondern auch über ihre Gefühle. Die Jungs schienen überrascht, aber erfreut, als sie während der Rast einen Vorschlag machte.
„Dates in Eversum?" fragte Alex, ein Hauch von Verwunderung in seiner Stimme, als sie gemeinsam ums Feuer saßen. Die Flammen warfen tanzende Schatten auf ihre Gesichter, und die Luft war erfüllt von einem Hauch von Harz und Schnee.
Emilia nickte entschlossen. „Ja, mit jedem von euch. Ich möchte Zeit mit jedem einzelnen verbringen. Richtige Dates. Nicht nur diese chaotischen Abenteuer, sondern... echte Momente. Nur wir zwei." Ash grinste breit, sein Lächeln ein wenig spitzbübisch. „Ich wusste, dass irgendwann mein Charme Einsatz finden würde."
Jake schnaubte leise, während er einen Ast ins Feuer schob. „Klingt, als hättest du das schon geplant, Ash."
„Vielleicht." Ash zuckte unschuldig die Schultern.
Gray, der seinen Blick ruhig auf Emilia gerichtet hielt, schmunzelte. „Das klingt nach dir, Emilia. Aber warum in Eversum?"
Emilia sah zu ihm und dann in die Flammen. Ihre Stimme war leise, aber entschlossen.
„Weil ich dort einen neuen Anfang für uns sehe. Wir alle haben so viel durchgemacht, und ich... ich will, dass wir etwas haben, das uns gehört.
Momente, die uns verbinden, jenseits von allem anderen."
Felix, der sich zurückgelehnt hatte und scheinbar zuvor desinteressiert wirkte, warf einen kurzen Blick in die Runde. „Dates, hm? Na gut, Amy. Aber wenn ich schon mitmache, dann wähle ich den Ort für unser Date."
Emilia lächelte schelmisch. „Das klingt fair. Ich bin gespannt, wo du mich hinführen wirst."
Chaid klatschte lachend in die Hände. „Oh, das wird ein Spektakel. Felix als romantischer Reiseführer? Ich hoffe, das sehe ich noch in diesem Leben!"
Ash grinste breit. „Ich wette, Felix macht was ganz Besonderes draus. Wahrscheinlich irgendwas mit Mondschein und Schnee."
Felix rollte mit den Augen. „Ganz ruhig, ich bin kein Romantiker. Aber ein bisschen Kreativität schadet ja nicht."
Die Jungs schmunzelten und tauschten belustigte Blicke aus, während Emilia eine Wärme durchflutete, die all den Schmerz und die Zweifel der letzten Wochen überstrahlte. Es war ein Schritt in Richtung des Lebens, welches sie sich für sie alle erhoffte. Einige Nächte später, als die Reise sich ihrem Ziel näherte, hielten sie auf einer Lichtung Rast. Die schneebedeckten Bäume schimmerten im Mondlicht, und die Luft war still, abgesehen von den leisen Geräuschen ihrer Gefährten.
Emilia saß neben Saphira, die sich immer noch erholte, aber sichtbar stärker geworden war. Felix hatte sie auf der Reise mehrmals erneut untersucht und zufrieden genickt. „Sie hat sich gut erholt, Amy. Noch ein bisschen mehr Zeit, und sie wird wieder vollkommen fit sein."
Emilia lächelte dankbar. „Das habe ich dir zu verdanken, Felix." Felix winkte ab. „Ach, hör auf mit den Dankesreden. Deine kleine Lunaris ist ziemlich zäh." Als der Vollmond hinter den Wolken hervorbrach, bemerkte Emilia jedoch, dass Saphira unruhig wurde. Die silbernen Muster auf ihrem Fell leuchteten schwach, und ihre Augen schimmerten wie flüssiges Mondlicht.
Felix, der den Prozess beobachtete, murmelte leise. „Es beginnt."
Saphira erhob sich auf unsicheren Beinen, doch die leuchtenden Muster auf ihrem Körper wurden immer intensiver. Ihr Körper begann zu wachsen, und vor den Augen aller verwandelte sie sich in eine majestätische, große Lunaris-Gestalt. Ihre Pfoten hinterließen glitzernde Spuren im Schnee, und sie sah aus wie ein Wesen, das direkt aus den Geschichten über den Mond entstiegen war.
Emilia staunte, während die Jungs ebenfalls von dem Anblick überwältigt waren. „Saphira... du bist wunderschön", flüsterte Emilia, und ihre Stimme war voller Ehrfurcht.
Saphira senkte ihren großen Kopf und stupste Emilia sanft an, als wollte sie sagen, dass sie bereit war. „Sie bietet an, uns zu tragen", sagte Felix, der die Situation schnell erfasste. „Aber sie kann nicht alle gleichzeitig tragen."
Ash grinste. „Dann wird's wohl eng für einige von uns." Felix verwandelte sich ohne ein weiteres Wort in seine Werwolf-Form. „Ich trage den Rest. Keine Widerrede."
Chaid Gray und Ash sprangen lachend auf Felix' Rücken, während Emilia, Alex, und Jake vorsichtig auf Saphira kletterten. Saphira bewegte sich anmutig durch den Schnee, und ihre leuchtenden Spuren erhellten den Weg.
Während sie auf Saphira und Felix getragen wurden, fühlte Emilia, wie ein neues Band zwischen ihnen allen entstand. Die Jungs tauschten Blicke aus, und obwohl sie nichts sagten, schien die Wärme ihrer Verbundenheit in der stillen Nacht greifbar.
Emilia spürte eine Mischung aus Stolz und Hoffnung, als sie die schimmernde Landschaft betrachtete. Sie würde alles tun, um diese Einheit zu bewahren. Gemeinsam würden sie Eversum erreichen, und sie wusste, dass die kommenden Herausforderungen sie nur noch stärker machen würden. Die Reise war lang und beschwerlich gewesen, doch mit jedem Tag, den sie sich näher an Eversum heranarbeiteten, wurde die Stimmung in der Gruppe leichter. Die Distanz und die Unsicherheiten der vergangenen Wochen schienen sich endgültig aufzulösen. Emilia spürte, wie ihre Kameraden Stück für Stück wieder die Nähe suchten, die ihr so sehr gefehlt hatte.
Emilia fühlte sich unendlich dankbar. Ihr Herz war leicht, fast schwebend, und sie konnte nicht aufhören, die Jungs mit liebevollen Blicken zu bedecken. Sie war überglücklich, dass der Nebel ihrer Zweifel sich verflüchtigt hatte. Ihre Gefühle für jeden von ihnen waren jetzt klar und unerschütterlich. Sie wusste: Alles, was sie brauchte, um wirklich glücklich zu sein, waren diese Jungs. Sie waren ihr Zuhause, ihr Halt, ihre Familie.
„Ich könnte sie wirklich als meine Verlobten bezeichnen," dachte sie mit einem stillen, glücklichen Lächeln. Doch Emilia hatte Geduld. Die Jungs hatten ihre Annäherung angenommen, doch sie machten klar, dass sie etwas größeres planten - einen richtigen Antrag, wenn ihre Seelen vollständig vereint waren. Und Emilia war bereit zu warten. Denn für sie zählte nicht der Titel, sondern die Nähe und das Zusammensein.
Nachts im Zelt, eingekuschelt zwischen ihren Gefährten, fühlte Emilia den Frieden, der ihr so lange gefehlt hatte. Jake legte oft beschützend einen Arm um sie, Alex streichelte ihre Haare, und Chaid ließ es sich nicht nehmen, sie mit schelmischen Kommentaren zum Lächeln zu bringen.
Am Morgen erwachte sie oft in Ashs Armen, der sie sanft weckte, bevor er sich selbst über sie lustig machte, wie tief sie geschlafen hatte. Gray war wieder derjenige, der sie mit seinem trockenen Humor zum Lachen brachte, während er gleichzeitig darauf achtete, dass sie immer gut versorgt war. Und Felix - nun, Felix war Felix. Seine bissigen Kommentare hatten eine neue Wärme, und manchmal überraschte er sie mit einem ungewohnt sanften Lächeln.
Ein besonders romantischer Moment ereignete sich eines Abends, als sie gemeinsam am Lagerfeuer saßen. Alex zog sie sanft an sich, während Jake eine Decke um sie alle legte. Ash flüsterte ihr etwas ins Ohr, das sie erröten ließ, und Gray reichte ihr ihren Lieblingstee, den er extra aus der Umgebung gesammelt hatte. Es war nichts Großes, aber genau das machte diese Momente so besonders - die kleinen Gesten, die so viel bedeuteten.
Saphira, die mittlerweile vollständig genesen war, machte die Reise schneller und angenehmer. In ihrer beeindruckenden Lunaris-Gestalt trug sie Emilia und die Jungs oft über schwierige Gebiete. Ihre Bewegungen waren elegant und mächtig, und Emilia konnte die Stärke und Ausdauer ihrer nun gesunden Gefährtin spüren. Sie strich Saphira liebevoll über das glänzende Fell, während sie vor sich hinschritt, sie flüsterte ihr immer wieder Worte des Dankes zu.
Die Reise fühlte sich nun nicht mehr wie eine Last an, sondern wie ein Abenteuer, das sie gemeinsam meisterten. Emilias Herz war voller Frieden, und sie schwor sich, diese Harmonie nie wieder zu zerstören. Sie würde alles tun, um ihre Jungs nie wieder zu verletzen - denn ihre Liebe zu ihnen war das Kostbarste, was sie je besessen hatte.
Eines Abends, als der Schnee leise auf die Bäume fiel, zog Jake sie zur Seite, um ihr etwas zu zeigen.
Er führte sie zu einem kleinen, zugefrorenen Teich, der im Mondlicht glitzerte. „Ich wollte dir das zeigen," murmelte er, während sie seine Hand hielt. „Es erinnert mich daran, wie dein Herz leuchtet, Emilia." Sie errötete und schmiegte sich an ihn, bevor sie ihn zärtlich küsste.
Ein anderes Mal, während einer kurzen Rast, fand sie Alex, der dabei war, ihre Ausrüstung zu überprüfen. Sie ging zu ihm, legte die Hände um seinen Arm und sah ihn an. „Danke, Alex," flüsterte sie. „Für alles." Alex lächelte und zog sie in eine Umarmung, seine Stirn ruhte auf ihrer.
„Ich werde immer für dich da sein, Emilia."
Sogar Felix, der oft zurückhaltend wirkte, hatte seinen eigenen Moment. Als sie gemeinsam Wache hielten, sprach er leise zu ihr. „Du hast dich verändert, Amy," sagte er mit einem schelmischen Lächeln. „Und ich glaube, ich mag diese Veränderung." Emilia schmunzelte und legte ihre Hand auf seine. „Danke, Felix. Das bedeutet mir viel."
Mit jedem Schritt kamen sie ihrem Ziel näher, und die Reise fühlte sich an wie eine neue Chance - nicht nur für ihre Mission, sondern auch für die Beziehungen, die sie miteinander teilten. Emilia fühlte sich geliebt, beschützt und, am wichtigsten, zu Hause. Und sie wusste: Gemeinsam konnten sie alles überwinden, was vor ihnen lag. Die Mauern, die sie einst um ihr Herz und ihre Sinne errichtet hatte, waren gefallen, Stück für Stück eingerissen von der Zuneigung und Fürsorge, die sie nicht mehr leugnen konnte. Zum ersten Mal spürte sie, dass sie bereit war - bereit, ihre Schutzlosigkeit anzunehmen, um ebenso für die anderen da zu sein, wie sie es stets für sie gewesen waren.
.....
Die Reise hatte nicht nur ihre Distanz zueinander überwunden, sondern auch Emilias Wesen verändert. Ihre frühere Unsicherheit und Verlegenheit wichen einem neuen Selbstbewusstsein, das selbst die Jungs bemerkten - und bewunderten. Emilia suchte aktiv ihre Nähe, zeigte in ihren Blicken und Berührungen deutlich, wie sehr sie sie schätzte. Doch das Überraschendste war, wie sie auf ihre Flirts reagierte: Sie war nicht mehr die schüchterne, errötende Emilia, die sich bei jedem Kompliment in die Defensive zurückzog. Stattdessen konterte sie mit scharfem, charmantem Witz und einem Lächeln, das sie alle verzauberte.
Eines Morgens, als sie gerade ihre Reise fortsetzen wollten, hatte Jake Probleme mit einer schwer beladenen Tasche. Ohne ein Wort trat Emilia vor, griff nach der Tasche und hob sie mit sichtlicher Mühe an. „Du weißt, Jake," sagte sie mit einem spielerischen Lächeln, „nur weil du der stärkste hier bist, heißt das nicht, dass du die ganze Arbeit machen musst." Sie hob die Tasche und warf sie sich über die Schulter. Jake schnaubte überrascht, bevor er grinsend den Kopf schüttelte. „Du bist echt etwas anderes geworden, Emilia."
Ein anderes Mal, während eines kurzen Rastplatzes, beobachtete Gray, wie Emilia allen heißen Tee brachte - ohne zu fragen, wer welchen bevorzugte, wusste sie bereits, was jeder mochte. Als sie ihm seinen Tee reichte, sagte sie mit einem schelmischen Lächeln: „Keine Sorge, Gray. Ich hab keinen Zucker reingetan. Du bist süß genug." Und beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Gray war so überrascht, dass er tatsächlich rot wurde, was Chaid laut lachend kommentierte:
„Oh, Emilia, du wirst ja immer besser!"
Später, als die Nacht hereinbrach, saßen sie um das Lagerfeuer. Emilia hatte sich zwischen Alex und Ash gesetzt, ihren Kopf entspannt gegen Alex' Schulter gelehnt, während Ash sanft ihre Haare und flauschigen Ohren kraulte. Die Jungs beobachteten sie in der stillen Dunkelheit, und Jake, der den ersten Schluck seines Tees nahm, brach schließlich das Schweigen. „Sie hat sich verändert," sagte er leise, fast ehrfürchtig. Seine Augen wanderten über Emilias ruhiges, strahlendes Gesicht. „Sie ist nicht mehr dieselbe Emilia, die wir vor ein paar Monaten aufgesammelt haben."
Alex nickte langsam. „Es ist, als hätte sie endlich ihren Frieden gefunden. Sie ist... stärker geworden. Nicht nur körperlich. Sie wirkt gefestigt, sicher in dem, was sie fühlt und will."
Ash fügte hinzu, ein warmes Lächeln auf den Lippen: „Es ist nicht nur ihre Stärke. Sie hat angefangen, uns zu zeigen, wie wichtig wir ihr sind. Früher war sie immer so zurückhaltend, hat uns nie ganz in ihr Herz gelassen. Aber jetzt... jetzt fühle ich mich wirklich als Teil ihres Lebens."
Gray sah auf seinen Tee hinab, bevor er murmelte: „Es fühlt sich an, als wäre sie endlich unsere Emilia. Nicht Ari, nicht nur irgendeine Hüterin. Sondern einfach... Emilia."
Chaid, der mit einem amüsierten Blick zu Felix hinübersah, grinste schelmisch. „Weißt du, Felix, du hast das Ganze echt beschleunigt. Wer hätte gedacht, dass ein bissiger Werwolf uns unsere Emilia zurückbringen würde?"
Felix hob eine Augenbraue und schnaubte. „Oh bitte, das war keine Absicht. Ich wollte nur, dass sie endlich anfängt, sich zusammenzureißen. Aber wenn ihr mir danken wollt, könnt ihr das gern mit Schweigen tun."
Emilia, die den Gesprächsfaden aufnahm, sah Felix mit einem sanften Lächeln an. „Nein, Felix. Danke. Wirklich. Du hast mich an etwas erinnert, das ich vergessen hatte - wer ich bin. Und dafür bin ich dir unendlich dankbar."
Felix zuckte mit den Schultern, doch ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Schon gut, Amy. Aber wenn du wirklich danken willst, dann schau, dass du beim nächsten Training nicht wieder schlappmachst."
Das Feuer knackte, während sie sich zurücklehnten und über andere Dinge sprachen - über ihre Pläne in Eversum, die Herausforderungen, die noch vor ihnen lagen, und sogar über kleine, alltägliche Geschichten.
Alex erzählte von einer Mission, die ihn fast ein Auge gekostet hätte, was Emilia vor Lachen die Tränen in die Augen trieb. Gray berichtete trocken von einem seiner früheren Patzer, der alle laut auflachen ließ. Selbst Jake ließ sich von der Stimmung anstecken und erzählte, wie er einmal fast in einen See gefallen wäre, weil er dachte, er hätte eine „wilde Bestie" gesehen - die sich als Kaninchen herausstellte.
Als die Nacht weiter voranschritt und das Feuer langsam erlosch, legte Emilia ihre Hände auf ihre Knie und sah in die Runde. „Ich möchte euch etwas sagen," begann sie leise. „Ich weiß, dass ich euch Sorgen bereitet habe. Und ich weiß, dass ich euch verletzt habe. Aber... ich möchte, dass ihr wisst, dass ich mich noch nie so sicher gefühlt habe wie jetzt. Ich bin hier, mit euch, und ich werde nie wieder daran zweifeln, dass das der richtige Platz für mich ist." Die Jungs sahen sie mit weichen, gerührten Blicken an, und Jake, der am nächsten zu ihr saß, legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das wissen wir, Emilia. Und wir sind stolz auf dich."
Sie nickte und lehnte sich an ihn, während die anderen näher rückten. In diesem Moment war alles gesagt, und das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, war das sanfte Knistern der letzten Glut des Feuers.
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Nach mehreren Tagen Reise, die von Kälte, Schnee und kurzen Rastpausen geprägt war, tauchte am Horizont endlich ein neuer Anblick auf: Ein kleines, aber geschäftiges Dorf, das trotz der winterlichen Atmosphäre voller Leben zu sein schien. In der Ferne sah Emilia bereits magisch beleuchtete Schilder, schwebende Symbole und glitzernde Pfade, die zu einem zentralen Punkt führten. Ihr Herz schlug schneller.
„Endlich", murmelte sie und beschleunigte ihre Schritte. „Sind wir da? Ist das Eversum?"
Jake schüttelte den Kopf, ein sanftes Schmunzeln auf den Lippen. „Nicht ganz, Amy. Das hier ist nur die Vorstufe."
Emilia blieb stehen und sah ihn mit großen Augen an. „Vorstufe? Was soll das heißen? Es ist doch nicht mehr weit! Warum gehen wir nicht einfach weiter?"
Ash, der neben ihr lief, lachte leise. „Weil du Eversum nicht einfach so betreten kannst. Es gibt Regeln, und glaub mir, die sind ziemlich strikt."
„Regeln?" Emilia runzelte die Stirn. „Was für Regeln?"
Chaid deutete mit einem Kopfnicken auf eines der schwebenden Informationsschilder am Rand des Dorfes. „Siehst du das? Lies mal."
Emilia trat näher und las die großen, leuchtenden Worte:
"Eversum - Der Nexus der Existenzen. Zutritt nur über autorisierte Verbindungen. Jedes unbefugte Betreten wird vom Elysiums Forum geahndet."
Darunter war ein Bild einer magischen Transportkapsel abgebildet, die wie ein glänzender, schwebender Kristall wirkte. Ihre Augen weiteten sich, und sie wandte sich zu den Jungs. „Das ist... ernst gemeint? Wir können nicht einfach hinfliegen oder hingehen?"
Alex nickte, während er sich lässig gegen einen Zaun lehnte. „Genau das ist der Punkt. Eversum ist durch eine mächtige Barriere geschützt. Ohne die richtige Verbindung kommst du nicht rein - oder raus."
„Aber... warum?" Emilia war sichtlich verwirrt.
Felix, der sich mit verschränkten Armen an eine Holzwand lehnte, zuckte mit den Schultern. „Sicherheitsvorkehrungen, Kontrollmaßnahmen. Das Elysiums Forum ist bekannt dafür, dass es alles reguliert. Und glaub mir, Amy, die meinen es ernst."
Emilia sah sich um. „Und wie kommen wir dann rein?"
Jake deutete auf einen kleinen Stand, an dem ein Dämon mit auffälliger Kleidung und einem holographischen Display saß. „Dort holen wir uns die Tickets."
„Tickets? Wir müssen Tickets kaufen?" Emilias Stimme klang empört, doch ihre Augen funkelten vor Aufregung.
„Entspann dich, Kleine", sagte Ash, während er ihr sanft die Schulter tätschelte. „Das ist Teil des Prozesses. Außerdem... du bist doch schon ganz hibbelig, oder?"
Emilia spürte, wie ihre Wangen leicht rot wurden. „Ich bin nicht hibbelig! Ich bin nur... neugierig."
Gray, der hinter ihnen lief, grinste und murmelte: „Das nennst du neugierig?"
Die Gruppe machte sich auf den Weg zum Stand, und Emilia konnte nicht anders, als die kleinen, schwebenden Flyer zu bemerken, die überall in der Luft schwirrten. Einer landete direkt vor ihr, und sie schnappte ihn sich. Darauf stand in eleganter, leuchtender Schrift:
"Eversum - Der Nexus der Existenzen. Willkommen im Herzen der Vielfalt. Erleben Sie Magie, Kultur und Innovation vereint in einer Stadt."
Emilia las die Worte leise vor und spürte, wie ihr Herz vor Erwartung und Nervosität schneller schlug. „Das klingt unglaublich."
„Es ist noch beeindruckender, wenn du erst mal dort bist", sagte Alex, der neben ihr stehen blieb. „Aber glaub mir, die Regeln sind kein Witz."
Am Stand angekommen erklärte der Verkäufer ihnen die Prozedur. Jeder von ihnen erhielt ein Ticket - ein kleines, schimmerndes Artefakt, das in ihrer Handfläche warm pulsierte. Emilia drehte ihres neugierig hin und her. „Das ist also unser Schlüssel?"
„Genau", bestätigte der Verkäufer mit einem freundlichen Lächeln. „Sobald Sie bereit sind, stellen Sie sich in die Transportkapsel, und das Artefakt aktiviert die Verbindung."
„Und wenn wir einfach versuchen, ohne das reinzukommen?" fragte Emilia aus Neugier.
Der Verkäufer wurde ernst. „Dann wird die Barriere Sie abweisen - oder schlimmer. Es gibt keine andere Möglichkeit."
Felix seufzte und schüttelte den Kopf. „Amy, hör auf, solche Dinge zu fragen. Du bist zu aufgeregt."
„Ich bin nicht aufgeregt!" widersprach sie sofort, doch ihr Tonfall verriet das Gegenteil.
Die Gruppe folgte den Anweisungen und machte sich auf den Weg zur Transportkapsel. Das glänzende, kristalline Gebilde schwebte über dem Boden und pulsierte mit einem sanften, magischen Licht. Es war groß genug, um alle bequem aufzunehmen, und hatte im Inneren schwebende Sitze, die sich den Reisenden anpassten.
Als sie einstiegen, konnte Emilia nicht anders, als sich umzusehen. „Das ist... unglaublich. Es fühlt sich an wie in einer anderen Welt."
„Das bist du auch", bemerkte Alex trocken, während er sich setzte. „Eversum ist nicht wie der Rest der Welt."
Chaid ließ sich auf einen der Sitze fallen und grinste. „Mach dich bereit, Amy. Ab jetzt wird es nur noch interessanter."
Emilia spürte, wie ihre Aufregung erneut wuchs, doch dieses Mal war es gemischt mit einer leisen Ehrfurcht. Sie hielt das Artefakt fest in ihrer Hand, als die Kapsel zu summen begann und sie langsam vom Boden abhob.
Felix lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Willkommen auf dem Weg zum Nexus der Existenzen."
Emilia sah aus dem Fenster und beobachtete, wie das Dorf langsam kleiner wurde, während sie in die Luft stiegen. Ihr Herz schlug vor Vorfreude schneller, und sie murmelte leise: „Ich bin bereit."
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