Kapitel 1, Bd. 4

Band 4 Kapitel 1
1. Die Stimme der Konferenz

Der Morgennebel hing noch schwer über den Wiesen, als die ersten Sonnenstrahlen durch die dichten Baumkronen drangen und die Welt in sanftes Licht tauchten. Emilia saß auf einem flachen Felsen und beobachtete die erwachende Natur. Die Luft war kühl und frisch, und der Duft von feuchtem Gras erinnerte sie daran, wie lange sie inmitten des ständigen Chaos und der Herausforderungen nach einem solchen Moment der Stille gesucht hatte.

Nach den gestrigen Ereignissen spürte sie, wie ihre innere Unruhe sich langsam legte. Sie hatte die Nähe ihrer Gefährten gebraucht, und sie hatten sie ihr ohne Vorbehalte gegeben. Die Bindung zwischen ihnen war wieder gestärkt, und auch wenn die Schatten der Vergangenheit und die düsteren Offenbarungen noch in ihren Gedanken lauerten, konnte sie für einen Moment durchatmen. Ruhe – es war etwas, wonach sie sich mehr denn je sehnte. Doch sie wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis das nächste Kapitel ihrer Reise sie einholte.

Emilia zog die Beine an und legte das Kinn auf ihre Knie. Ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um all die Fragen, die sie noch immer quälten – über ihre Vergangenheit, über die Essenz der Todsünden und die Rollen, die sie und ihre Gefährten spielen sollten. Doch jetzt, in diesem Augenblick, hielt sie diese Fragen zurück. Es gab Dringenderes, dem sie sich widmen musste – Antworten, die sie für die Zukunft brauchte. Sie konnte nicht länger in der Ungewissheit verweilen.

Ein leichtes Rascheln ließ sie aufblicken. Ihre Gefährten waren wach, aber sie hatten sich bewusst zurückgehalten, um ihr Raum zu geben. Die Sorge, die noch in ihren Augen lag, war nicht zu übersehen. Emilia wusste, dass sie sich Zeit nehmen mussten – jeder für sich und alle zusammen. Gestern hatten sie es geschafft, den Tag in einer Art stiller Übereinkunft zu verbringen. Es war ein ruhiger Abend gewesen, in dem sie versucht hatten, die Mauern um sich herum abzubauen und wieder zueinanderzufinden. Und es hatte funktioniert. Irgendwie. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an die unaufdringliche Fürsorge und die liebevollen Gesten ihrer Gefährten dachte.

Sie musste ihnen auch Raum geben – für sich selbst, für ihre eigenen Gedanken. Die Last, die sie alle trugen, war groß, und niemand von ihnen war in der Lage, alles allein zu bewältigen. Aber heute würde sie versuchen, eine neue Richtung einzuschlagen. Der heutige Tag hatte zwei Dinge für sie vorgesehen: Sie wollte Saphira aus der Gefährtenhandlung holen und die bevorstehende Konferenz der Gildenmeister besuchen. Der Gedanke an die Versammlung der Gildenmeister ließ sie unwillkürlich die Stirn runzeln. Es versprach, keine einfache Angelegenheit zu werden, aber es war eine Gelegenheit, die sie nicht verpassen wollte.

Saphira, mein kleiner Schatz, ich wollte dich schon längst holen kommen, aber ich dachte, ein wenig Zeit – für dich und auch für mich – wäre noch gut.

Emilia richtete sich auf und ließ den Blick über die Wiese schweifen. Ihre Gefährten begannen sich zu regen, und ein leiser, warmer Wind umspielte ihr Haar. Der Tag hatte begonnen, und mit ihm kam die unausweichliche Notwendigkeit, weiterzugehen – aber in diesem Moment war sie bereit, den nächsten Schritt zu tun. Langsam stand sie auf und machte sich auf den Weg zu ihnen, entschlossen, die kleinen Augenblicke zu nutzen, die das Leben ihnen schenkte.

Emilia konnte nicht lange im Garten verweilen – eine sanfte Kälte kroch unter ihre Haut und ließ sie leicht frösteln. Es fühlte sich an, als ob die Jahreszeit sich wandelte und der Herbst, gefolgt vom Winter, Einzug halten würde. Seufzend machte sie sich auf den Weg zurück ins Haus, wo das warme Licht der aufgehenden Sonne durch die Fenster fiel. Im Inneren erwartete sie ein vertrautes, herzliches Bild: Ihre Gefährten saßen bereits am Frühstückstisch und unterhielten sich leise. Ihr Anblick ließ Emilia lächeln, und mit jedem Schritt, den sie auf sie zuging, spürte sie die innere Ruhe, die sie brauchte, ein Stück näher kommen.

Mit einem sanften Lächeln begrüßte sie die Jungs. Sie sahen sie aufmerksam an, jeder von ihnen trug die Sorge noch in den Augen, aber sie hielten sich zurück, um sie nicht mit ihren Ängsten zu erdrücken. Jake – räusperte sich schließlich und sprach leise: „Emilia, geht es dir besser? Ich meine... wirklich besser?"

Emilia spürte die Schwere hinter seiner Frage und ging auf ihn zu. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und drückte sie sanft, bevor sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab. „Ich möchte ehrlich sein", sagte sie, ihre Stimme fest, aber warm. „Ich brauche noch Zeit, um all das zu verarbeiten. Aber ich liebe euch – daran gibt es keinen Zweifel. Meine Gefühle für euch sind klar und stark. Doch das, was meine Seele belastet, ist etwas anderes. Es hat Zeit und Raum verdient, um wirklich zu heilen. Bitte gebt mir den Raum, den ich brauche – ich werde es schaffen, mit jedem von euch an meiner Seite."

Die Jungs nickten verständnisvoll, und eine spürbare Erleichterung legte sich über die Gruppe. Die Tatsache, dass Emilia über ihre Gefühle sprach, schien eine Last von ihren Schultern zu nehmen. Ash, der immer einen Weg fand, die Anspannung zu lockern, zog die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln hoch. „War das also der Grund, warum du heute so früh wach warst? Ein bisschen Zeit für dich allein?"

Emilia lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nein, es war eher so, dass es im Bett einfach zu warm wurde. Ihr alle liegt so nah... irgendwann hatte ich das Gefühl, erdrückt zu werden. Es war unmöglich, noch länger zu schlafen."

Jake, der sich auf seinem Stuhl zurücklehnte, kommentierte trocken: „Emilia hat recht. Wir müssen uns langsam Gedanken machen. So kann es nicht weitergehen."

Gray seufzte tief und schüttelte den Kopf. „Nichts da. Hier wird nichts verändert. Das ist meine Wohnung, und ihr habt euch entschieden, euch hier niederzulassen. Keine großen Umbauten, keine Erweiterungen. Ich liebe meine Wohnung so, wie sie ist."

Alex lachte herzhaft, seine Augen blitzten schelmisch. „Deine Wohnung? Ich vergesse das manchmal, ehrlich. Wir leben hier schon so lange zusammen... es fühlt sich eher an wie eine Wohngemeinschaft voller Wahnsinniger."

Das Gelächter, das folgte, löste die letzten Reste der Anspannung. Emilia lächelte und trat näher an den Tisch. „Also, ich habe heute einen Plan – ich möchte Saphira aus der Gefährtenhandlung holen."

Die Atmosphäre im Raum veränderte sich schlagartig. Jake, der den Namen erkannte, spannte sich an und starrte sie mit großen Augen an. „Saphira? Hast du gerade Saphira gesagt?"

Emilia blinzelte, überrascht von seiner Reaktion. Sie dachte kurz nach, bevor sie mit einem leicht schuldbewussten Lächeln nickte. „Ja, genau. Ihr habt mal erwähnt, dass der Name etwas mit meiner Vergangenheit zu tun hat... aber, um ehrlich zu sein, möchte ich das jetzt nicht hören. Für mich ist und bleibt Saphira – Saphira."

Gray konnte sich ein belustigtes Schnauben nicht verkneifen und schüttelte den Kopf. „Na ja, das war wohl keine direkte Antwort, oder?" Er lehnte sich zurück und erklärte in einem ruhigen Tonfall: „Saphira ist Emilias – oder eher ‚Amys' – Gefährte. Eine Vierpfote. Aber das ist... eine lange Geschichte."

Jake runzelte die Stirn und sah sie verwirrt an. „Amy?" Er seufzte und strich sich durch das Haar. „Das klingt nach einem hübschen Spitznamen für dich. Aber ich fühle mich ausgeschlossen. Ihr müsst mich jetzt einweihen – gibt es noch mehr, was ich nicht weiß?"

Emilia lachte leise und hob die Hände in einer gespielten Geste der Kapitulation. „Ihr könnt reden, so viel ihr wollt. Aber ich gehe jetzt los – wir sehen uns später in der Gilde."

Bevor sie sich zum Gehen wenden konnte, griff Jake sanft nach ihrer Hand und hielt sie fest. „Warte", sagte er, seine Stimme fest. „Orvan wird dich begleiten."

Emilia blinzelte überrascht. „Orvan? Aber... er ist dein Gefährte."

Jake nickte mit einer Mischung aus Strenge und Fürsorglichkeit. „Genau. Und als mein Gefährte hat er zu tun, was ich sage. Er wird dich begleiten, Punkt."

Emilia schnaubte leicht und schüttelte den Kopf, während sie das Aufblitzen von Dominanz und Beschützerinstinkt in Jakes Augen bemerkte. Er war anders als Alex – direkter, härter, aber nicht weniger aufrichtig. Sie wusste, dass er es nur aus Sorge tat, aber manchmal fiel es ihr schwer, sich an seine Art zu gewöhnen. Trotzdem war sie dankbar.

Bevor sie ging, wandte sie sich mit einem sanften Lächeln zu allen um. „Ich werde vorsichtig sein. Bis später."

Orvan, Jakes treuer Gefährte, trat vor und gesellte sich zu ihr. Jake warf ihm einen ernsten Blick zu, der alles sagte, was nicht ausgesprochen werden musste. Orvan verstand und trat an Emilias Seite, bereit, sie zu begleiten und zu beschützen.

„Passt gut auf sie auf", sagte Alex leise, während die Gruppe zum Abschied nickte. Emilia drehte sich ein letztes Mal um und sah in die vertrauten Gesichter ihrer Gefährten. „Keine Sorge, ich komme bald zurück", versprach sie, bevor sie mit Orvan an ihrer Seite die Wohnung verließ und den ersten Schritt in Richtung eines neuen Kapitels ihrer Reise machte.

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Emilia schloss die Tür hinter sich, und für einige Minuten herrschte im Raum eine bedrückende Stille. Jeder schien in Gedanken versunken, das leise Klirren von Besteck und das gelegentliche Scharren von Stuhlbeinen waren die einzigen Geräusche, die die angespannte Atmosphäre durchbrachen. Jake musterte die anderen, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Augen waren hart, sein Blick durchdringend – ein deutliches Zeichen, dass er mit dem Verlauf der Dinge nicht einverstanden war.

Während die meisten versuchten, ihre Mahlzeit fortzusetzen, schlug Jake plötzlich mit beiden Händen auf den Tisch. Das Krachen hallte durch den Raum und ließ alle aufschrecken. Der plötzliche Lärm war ein brutaler Bruch in der stillen Anspannung, und sie wussten alle, dass es jetzt keinen Weg mehr gab, sich dem unausweichlichen Gespräch zu entziehen. Es brodelte in Jake, das war spürbar, selbst wenn er äußerlich ruhig wirkte.

Er sagte kein Wort, doch die Spannung in der Luft wurde fast greifbar. Sein Blick war eisern und ließ keinen Raum für Widerspruch. Schließlich stand er wortlos auf und ging ins Wohnzimmer. Die stumme Aufforderung war eindeutig, und die anderen folgten ihm, einer nach dem anderen. Selbst Alex, der sonst dazu neigte, die Kontrolle zu wahren oder Widerstand zu leisten, war diesmal still. Er wusste, dass Jake in solchen Momenten unnachgiebig war, und er respektierte – oder fürchtete – dessen Urteil zu sehr, um zu widersprechen.

Im Wohnzimmer bildeten sie einen Kreis, während Jake sich auf einen Sessel setzte und die Arme wieder verschränkte. Minuten vergingen, in denen er sie einfach ansah, sein Blick hart und fordernd. Es war eine stille Demonstration von Macht, von unausgesprochenem Zorn. Die Spannung wuchs mit jedem Augenblick, und schließlich hielt es Chaid nicht mehr aus.

„Willst du uns einfach nur mit Schweigen bestrafen?" fragte er, seine Stimme war halb neckend, halb angespannt. Er wusste, dass er damit auf dünnem Eis tanzte.

Jake hob langsam den Blick, seine Augen schimmerten gefährlich. „Ihr habt alle Geheimnisse vor ihr gehabt", sagte er, seine Stimme ruhig, aber voller Schärfe. „Geheimnisse über ihre Vergangenheit, über uns, über das, was sie eigentlich ist. Und ihr dachtet, das sei in Ordnung? Dass ich nach meinem Erwachen... dass ich derjenige sein muss, der es ihr erklärt?"

Alex öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Jake unterbrach ihn mit einem scharfen Blick. „Spar dir die Ausrede, Alex. Es gibt keine Entschuldigung dafür. Keine."

„Jake", begann Gray vorsichtig, „es war nicht unsere Absicht, sie im Dunkeln zu lassen. Es... es war kompliziert. Wir fanden nicht den richtigen Zeitpunkt. Es ist nicht leicht, diese Dinge auszusprechen."

„Nicht leicht?" Jakes Stimme wurde schärfer, und er stand auf, als ob die Worte ihn aus seinem Sessel gedrängt hätten. „Nichts, was wir je tun, ist leicht. Sie hatte ein Recht darauf zu wissen, was sie ist. Wer sie war. Und ihr habt es ihr verheimlicht. Ihr habt sie belogen."

„Es war kein Lügen", sagte Chaid, seine Stimme leiser, aber dennoch standhaft. „Es war... Schutz. Es war für ihr Wohl."

Jake lachte kalt, das Lachen voller Bitterkeit. „Ihr nennt das Schutz? Glaubt ihr wirklich, sie ist so zerbrechlich? Emilia ist stärker, als ihr euch vorstellen könnt. Aber ihr habt ihr die Chance genommen, das selbst zu entscheiden."

Alex sah Jake direkt an, seine Augen flackerten vor Wut und Schuld. „Wir wollten sie nicht verlieren. Wir dachten... wenn sie alles wüsste, wenn sie sich an alles erinnert, könnte sie zerbrechen."

Jake trat näher, seine Präsenz füllte den Raum. „Und stattdessen habt ihr riskiert, dass sie euch wegen eurer Lügen verlässt. Ihr habt sie unterschätzt, Alex. Ihr alle habt das. Sie verdient die Wahrheit, egal wie schwer sie ist."

Ash, der bisher still geblieben war, trat vor und legte die Hände aneinander. „Jake, wir bereuen es. Glaubst du, wir sehen nicht, was es mit ihr gemacht hat? Glaubst du, wir spüren nicht jede Sekunde, wie sehr sie darunter leidet? Aber du warst nicht hier. Du weißt nicht, wie es war, zu sehen, wie sie Stück für Stück alles verliert."

Jake blieb für einen Moment still, dann ließ er den Blick über jeden von ihnen schweifen. „Ihr dachtet, ihr schützt sie – aber in Wahrheit habt ihr sie allein gelassen. Ich habe es in ihren Augen gesehen. Die Fragen, die Angst, die Zweifel. Ihr habt alle geschwiegen und gehofft, dass es von allein verschwindet. Nun, es ist nicht verschwunden. Es ist da, und es wird nicht einfach verschwinden."

Eine Stille legte sich über die Gruppe. Jeder trug die Last seiner eigenen Schuld. Schließlich sprach Gray, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Was willst du, dass wir tun?"

Jake lehnte sich zurück und atmete tief durch. „Ihr werdet ihr alles sagen. Ohne Ausflüchte, ohne Halbwahrheiten. Ihr werdet ihr zuhören, wenn sie fragt, und ihr werdet ehrlich sein. Sie hat uns mehr vertraut, als wir es verdient haben. Wir schulden ihr die Wahrheit."

Alex nickte langsam, seine Schultern sanken. „Du hast recht", sagte er, seine Stimme heiser. „Wir schulden es ihr. Und wir werden es tun."

Jake hielt kurz inne, dann ließ er den Blick auf allen ruhen. „Das hoffe ich. Denn wenn wir sie noch einmal so verletzen... dann sind wir es nicht wert, an ihrer Seite zu stehen." Damit ließ er sich in den Sessel zurückfallen, und die Spannung, die sie alle umklammerte, löste sich nur langsam.

Die Gruppe saß schweigend zusammen, jeder in Gedanken versunken. Es würde Zeit brauchen, um das Vertrauen wieder aufzubauen. Aber sie wussten, dass es keine andere Wahl gab, als es zu versuchen.

.......

Alex nahm einen tiefen Atemzug und war der Erste, der das Gespräch wieder aufnahm. „Jake... was ist mit dir passiert?" Seine Stimme war ruhig, aber voller Dringlichkeit.

Jake sah ihn einige lange Momente an, seine Augen kühl und durchdringend. Es lag kein Zorn mehr in seinem Blick, nur die stille Ernsthaftigkeit eines Mannes, der seine Worte mit Bedacht wählt. Schließlich seufzte er und lehnte sich leicht zurück.

„Ich bin ein Gildenmeister", begann er, und die Worte schienen wie ein Gewitter durch den Raum zu ziehen. „Ein Meister der ‚Dämmerklinge' – einer Gilde, die sich auf verdeckte Operationen, Spionagepolitik und Verfolgung spezialisiert hat." Er machte eine Pause und sah die überraschten Gesichter seiner Gefährten. „Die Dämmerklinge operiert im Verborgenen, nimmt Aufträge an, um das Gleichgewicht der Ordnung zu wahren. Manchmal sind es Missionen, die von der Schattengilde- auch als Spionagegilde bekannt oder anderen Gilden in Auftrag gegeben werden – Gilden, die sich selbst nicht die Hände schmutzig machen wollen."

Er ließ die Worte wirken, bevor er weitersprach. „Ich bin ein Gildenmeister, einer von mehreren. Aber ich habe keine Filiale, keinen festen Standort. Das war meine Entscheidung." Ein kurzes Lächeln spielte um seine Lippen, bevor es wieder verschwand. „Meine Quellen beziehe ich direkt aus Eversum. Orvan fungiert als Bote."

Jake ließ diese Worte im Raum hängen und musterte die Gesichter seiner Gefährten. Die Überraschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Es war Chaid, der schließlich das Schweigen brach, und sein Tonfall war eine Mischung aus Faszination und Spott.

„Du bist wahrlich teuflisch, Jake – gerissen und unberechenbar. Ist es komisch, dass mich das irgendwie... antörnt?" Ein amüsiertes Funkeln lag in seinen Augen, und er lehnte sich mit übertrieben lässiger Haltung zurück.

Gray verdrehte die Augen und stieß Chaid mit dem Ellenbogen an. „Ernsthaft, Chaid? Kannst du dich nicht wenigstens einmal zusammenreißen?"

Alex schnaufte und schüttelte den Kopf, ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Chaid, warum bist du so notgeil?"

Ash sagte nichts, aber das Schmunzeln auf seinen Lippen sprach Bände.

Jake hob eine Augenbraue und ließ seinen Blick mit gespielter Langsamkeit zu Chaid wandern. „Ich wusste, dass du schwer zu beeindrucken bist, Chaid. Aber wenn du das als Kompliment meinst... ich nehme es."

Chaid grinste breit und beugte sich etwas näher zu Jake. „Oh, es war mehr als nur ein Kompliment, Gildenmeister."

Jake schüttelte den Kopf und sein Lächeln vertiefte sich. „Flirte ruhig weiter, aber denk dran, dass ich nicht so leicht zu haben bin." Seine Stimme war selbstbewusst, ein Hauch von spielerischer Herausforderung darin.

Chaid legte eine Hand übertrieben dramatisch auf sein Herz. „Oh, wie das schmerzt. Ich liebe die Herausforderung."

„Und ich liebe, dass du dich so sehr ins Zeug legst", erwiderte Jake trocken. Seine Augen funkelten, und die Anspannung im Raum schien zu weichen. Für einen Moment lachten sie alle, die Schwere des vorherigen Gesprächs löste sich in der Wärme ihrer Interaktion auf.

Gray sah Jake an, die Belustigung noch immer in seinen Zügen. „Aber im Ernst, Jake – was du getan hast... das ist beeindruckend. Aber auch gefährlich."

Jake nickte langsam. „Ich weiß. Aber wir alle tragen unsere eigenen Gefahren. Und ich habe meine Rolle gewählt. Es ist kein leichtes Spiel – doch wir wissen, dass kein Weg hier wirklich sicher ist."

Alex sah ihn nachdenklich an. „Und wir stehen zusammen. Was auch immer kommt."

Jake hielt inne, sein Blick traf Alex' für einen langen Moment. „Das hoffe ich", sagte er leise, aber mit Nachdruck.

Chaid konnte es nicht lassen und ließ seine Stimme auf eine spielerische Note sinken. „Also... ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um dich um ein Date zu bitten, oder warte ich lieber auf eine weniger dramatische Gelegenheit?"

Jake lachte leise und schüttelte den Kopf. „Eines kann ich dir sagen, Chaid – ich mag es lieber, wenn man es ernst meint."

„Das tue ich doch", flüsterte Chaid mit einem Augenzwinkern, und die anderen brachen in Gelächter aus.

Es war ein Moment der Leichtigkeit, ein Moment, den sie alle brauchten – und sie wussten, dass sie, trotz aller Herausforderungen, die vor ihnen lagen, diesen Zusammenhalt niemals verlieren durften.

Als das Lachen verflogen war, kehrte die Ernsthaftigkeit in ihre Gesichter zurück. Jake sprach weiter, seine Stimme fester und durchdrungen von Entschlossenheit. „Ich hatte den Auftrag, über Nox Vigilia Nachforschungen anzustellen. Ich hoffe, ihr seid inzwischen ebenfalls auf sie aufmerksam geworden."

Er ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen, und die Stille im Raum wurde schwer, als er auf eine Reaktion wartete. Alex nickte schließlich und schauderte, als der Name fiel – eine Gänsehaut kroch ihm den Rücken hinab. „Jake, was weißt du über diese... Organisation?"

Ein bitteres Lachen entrang sich Jakes Lippen. „Organisation? Eher eine beschissene Gruppierung mit krankhaften Vorstellungen." Seine Augen glühten vor unterdrücktem Zorn. „Ich bin ihnen eine ganze Weile gefolgt. Das war nach unserem letzten Treffen, Chaid. Damals konnte ich nichts sagen, weil es noch nicht genug Beweise gab, um die Sache in Bewegung zu bringen."

Chaid hob fragend eine Augenbraue, aber sagte nichts. Jake fuhr fort, seine Stimme war nun kühl und präzise. „Später nahm ich wieder Kontakt mit dir auf. Ich hätte dir gerne mehr erzählt, aber das Risiko war zu hoch. Über den Informationsweg... eine heikle Sache. Sie durfte nicht wissen, wie viel ich bereits wusste."

„Wer ist ‚sie'?" fragte Ash, seine Augen verengten sich misstrauisch.

Jake schnalzte mit der Zunge, ein Zeichen seines Unmuts. „Das spielt jetzt keine Rolle. Was zählt, ist, dass Nox Vigilia gefährlicher ist, als ihr euch vorstellen könnt. Wie viel wisst ihr bereits über diese... Perversen?"

Sein Ton war schneidend und ernst, auch wenn die Wortwahl in seiner Kühle steckenblieb. Gray hakte nach, das Wort irritierend. „Perversen? Was meinst du damit?"

Jake nickte düster. „Genau das, was du denkst, Gray. Habt ihr jemals eines ihrer Rituale gesehen? Es ist krankhaft, abscheulich. Sie unterstützen gegenseitigen Missbrauch in der Gruppe – in jeder nur erdenklichen Form. Ich habe Dinge gesehen, die..." Er hielt inne, seine Augen verdunkelten sich vor Erinnerungen. „Es gibt kaum Worte, um zu beschreiben, wie verdorben sie sind."

Alex, der bisher schweigend zugehört hatte, schloss kurz die Augen und erzählte von seinen eigenen Erfahrungen, den erschreckenden Begegnungen, die er mit der Gruppierung gehabt hatte. „Sie sprachen von einem sogenannten ‚Erwachen'. Ihre Rituale waren... verstörend, um es milde auszudrücken. Alles, was ich mitbekam, ließ mich nur zu einem Schluss kommen: Diese Leute sind nicht nur gefährlich, sie sind regelrecht irre."

Jake sah Alex scharf an, seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu. „‚Erwachen', ja. Ein weiterer Grund, warum sie sich gegenseitig in den Dreck ziehen. Es geht bei ihnen nicht nur um Macht – es ist eine perverse Besessenheit. Sie nötigen sich zu den primitivsten, abscheulichsten sexuellen Taten, um angeblich ‚die Dunkelheit in sich zu wecken'. Sie scheuen vor nichts zurück."

Chaid runzelte die Stirn, seine Stimme war besorgter als sonst. „Was meinst du genau mit ‚sexuelle Nötigung'? Das musst du erklären."

Jake kniff die Augen zusammen und fuhr sich durch die Haare, als ob er die Erinnerungen abstreifen wollte. „Es ist nicht nur Nötigung, Chaid. Sie schulen sich darin – zwingen sich gegenseitig zu demütigenden Akten, um zu brechen und zu kontrollieren. Für sie ist es ein Mittel der Einschüchterung, eine Taktik, die tief in den Geist eindringt und die Grenzen dessen, was Dämonen zu ertragen fähig sind, zerbricht. Niemand ist sicher, nicht einmal in den eigenen Reihen."

Eine bedrückende Stille legte sich über den Raum, während die Gruppe die Schwere von Jakes Worten verdauen musste. Gray schüttelte den Kopf, als ob er versuchte, das Gehörte zu begreifen. „Das ist... das ist Wahnsinn. Und du hast dich diesen Leuten alleine gestellt?"
Jake ließ ein bitteres Lächeln aufblitzen. „Es musste jemand tun. Und ich habe genug gesehen, um zu wissen, dass das, was ich erlebt habe, nur die Spitze des Eisbergs ist."

Alex atmete tief durch, sein Gesicht angespannt. „Wir müssen uns dieser Bedrohung stellen. Das ist klar."

Chaid legte seine Hand auf Jakes, seine typische Leichtigkeit war für einen Moment verschwunden. „Danke, dass du uns das sagst. Und... falls du irgendwann darüber reden willst..."

Jake schüttelte den Kopf, ein schiefes Grinsen spielte um seine Lippen. „Das ist süß, Chaid. Aber keine Sorge – ich kann mich schon selbst zusammenhalten. Es gibt nur eins, was wir tun können: Diese Irren zur Strecke bringen."

Chaid hob die Hände, sein Humor kehrte mit einem Hauch von Erleichterung zurück. „Wenn du so darüber redest, könnte ich glatt in Versuchung kommen, dir noch mehr Komplimente zu machen."

Jake zuckte mit den Schultern, seine Augen blitzten. „Versuch's ruhig. Vielleicht beeindruckst du mich irgendwann."

Das Lachen war bitter, aber es milderte die Schwere der vergangenen Minuten, und die Gruppe wusste, dass sie zusammen stark sein mussten – für das, was noch kommen würde.

~ ~ ~

Einige Sekunden später griff Jake nach Chaids Arm und zog ihn näher zu sich. Chaid war überrascht, sein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich. Er hatte eine Schwäche für Jakes selbstbewusste Art, die oft in direkten, schlagfertigen Flirts mündete. Doch das Funkeln in Jakes Augen fehlte dieses Mal. Seine Miene wurde ernst, als er Chaid fixierte.

„Chaid..." begann Jake, seine Stimme fest und nachdrücklich. „Dein Auftrag – Sedrick. Was ist daraus geworden?"

Chaids Augen weiteten sich, und in seinem Blick war Scham zu erkennen. Die Last seines Versagens drückte schwer auf ihn. Er senkte den Kopf. „Jake, es tut mir leid. Er hat Kontakt zu Emilia aufgenommen. Ich konnte es nicht rechtzeitig verhindern."

Ein bitterer Zug erschien auf Chaids Gesicht, und er biss sich auf die Zähne. Sein Schuldbewusstsein war unübersehbar. Jake atmete tief durch. Er war verärgert, ja, aber er kannte Chaid gut genug, um zu wissen, wie sehr ihm dieser Auftrag am Herzen gelegen hatte. Wenn Chaid sagte, er konnte es nicht verhindern, dann war es so. Jake legte seine Hand sanft an Chaids Wange und hob sein Gesicht. Ihre Blicke trafen sich – ein Moment voller Zärtlichkeit und tiefem Verständnis.

„Chaid..." murmelte Jake leise und zog ihn näher zu sich. „Ich gebe dir nicht die Schuld. Das würde ich nie tun." Seine Finger glitten sanft durch Chaids Haare, eine beruhigende Geste, die mehr sagte als Worte. „Ich weiß, wie fähig du bist. Genau deshalb habe ich dir diesen Auftrag anvertraut."

Chaids Augen glänzten vor unausgesprochenen Emotionen, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Die Wärme und Nähe, die Jake ihm entgegenbrachte, ließ die Schuldgefühle in seinem Inneren abklingen – zumindest für einen Augenblick.

Im Hintergrund senkte Alex den Blick zu Boden, seine Stimme brüchig, als er sprach. „Jake, es ist meine Schuld, dass Sedrick so weit kommen konnte. Ich habe zu früh zugelassen, dass er sich in Emilias Nähe schlängelt." Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Ich habe sie als Erster getroffen... direkt nach ihrem Aufbruch aus dem Tal. Und doch... konnte ich nicht verhindern, dass er näherkam. Ich war da, und trotzdem..."

Jake seufzte, sein Blick wanderte von Chaid zu Alex. „Ich gebe keinem von euch die Schuld. Es geht nicht darum, wer versagt hat. Der Auftrag war wichtig, weil Sedrick der gefährlichste von allen ist. Und das Schlimmste daran ist, dass er genau weiß, welche Wirkung er auf andere hat. Er tut es absichtlich. Er manipuliert und verdreht alles nach seinem Willen."

Während Jake sprach, legte er wieder beruhigend eine Hand auf Chaids Schulter. Seine Berührungen und Worte ließen Chaids innere Anspannung langsam weichen. Der Anführer der Gruppe, der so oft als stark und entschlossen wahrgenommen wurde, zeigte in diesem Moment seine zärtliche Seite, eine Seite, die Chaid tief berührte.

„Ich weiß, Jake", antwortete Chaid mit leiser Stimme. „Ich habe seine Schritte verfolgt und gesehen, wie gefährlich er ist. Nachdem er erneut Kontakt zu Emilia aufgenommen hat, habe ich sofort die anderen informiert."

Ein belustigter, aber leicht verbitterter Ausdruck trat auf Chaids Gesicht, als er zu den anderen Jungs sah. „Und in der Zwischenzeit... haben sich die hier.., ein gemütliches Liebesnest aufgebaut, während ich am Schuften war."

Gray verzog leicht die Lippen und ließ ein trockenes Lachen hören. „Man nennt es Prioritäten, Chaid."

Alex schnaubte und rollte mit den Augen. „Prioritäten? Wir haben uns hier den Arsch aufgerissen, während du..."

„Oh, bitte." Chaid ließ seine übliche charmante Maske kurz aufblitzen. „Ihr wisst, dass ihr mich vermisst habt."

Jake, der seine Hand noch immer beruhigend auf Chaids Schulter ruhen ließ, ließ ein amüsiertes Lächeln aufblitzen, bevor er den Moment mit einem ernsteren Ton beendete. „Was zählt, ist, dass wir jetzt vereint sind. Sedrick hat es auf uns abgesehen, und wir werden bereit sein. Keine Lücken mehr, keine Geheimnisse mehr."

Ein stummes Einverständnis ging durch die Gruppe, und die Ernsthaftigkeit kehrte zurück. Doch in ihren Blicken lag auch Entschlossenheit – die Entschlossenheit, gemeinsam alles zu überstehen.

Ash ergriff das Wort, als die anderen bereits dachten, dass die ernsten Diskussionen hinter ihnen lagen. „Jake, wenn du sie so intensiv beobachtet hast... kannst du uns ihre Ziele nennen? Warum diese Obsession für Emilia? Und warum interessieren sie sich so sehr für uns?"

Jake verharrte kurz, dachte nach und seufzte dann. „Um uns zu brechen. Uns unserer Macht zu berauben. Alex hat doch vorhin von diesem 'Erwachen' gesprochen. Ich konnte noch nicht ganz erfassen, was es damit auf sich hat, aber... es ist gefährlich. Und ich glaube, es steht im Zusammenhang mit unserer Vernichtung."

Alex schnaubte und runzelte die Stirn. „Was denn für eine Vernichtung? Warum klingt das so endgültig?"
Jake schnitt ihm mit einem knappen Ton das Wort ab. „Ich bin noch nicht soweit in meinen Recherchen. Alles, was ich habe, sind Bruchstücke. Aber eines steht fest: Es hat mit den acht Ursprüngen zu tun."

Die Worte ließen selbst Gray den Atem stocken. „Die acht Ursprünge?" fragte er mit einem Ausdruck, der Besorgnis und Staunen zugleich widerspiegelte.
Jake nickte ernst.

Die Worte ließen selbst Gray den Atem stocken. „Das ist ernster, als ich dachte", sagte er, während sich sein Blick verhärtete.

Ash ließ ein leicht spöttisches Schnauben hören. „Gray, willst du ernsthaft andeuten, dass du bis jetzt den Ernst der Lage noch nicht erkannt hast?"

„Beruhigt euch", sagte Jake mit einer gebieterischen Geste. „Ich wollte nicht so viel Staub aufwirbeln." Sein Blick wanderte durch die Runde, als er sich wieder fester sammelte. „Alex, ich bin froh, dass du Emilia getroffen hast und sie beschützt hast. Ohne dich... wäre sie hilflos ausgeliefert gewesen. Es war dein Verdienst, dass Sedrick bis jetzt nur seine Annäherungsversuche versucht hat – es hätte schlimmer kommen können."

Alex nahm das Lob schweigend an, doch in seinem Gesicht spiegelte sich die Last der Verantwortung.

Jake wandte sich Gray zu und seufzte bei dessen entspannter Haltung. „Gray", sagte er streng. „Du verbringst zu viel Zeit mit Ash – er färbt schon auf dich ab."

Ein leises Kichern entkam Ash, doch Jake hob nur eine Augenbraue. „Ihr zwei, Ash und Gray, ich hoffe, ich muss das nicht extra betonen – ihr habt ein Auge auf Emilia. Ihr beide habt auf sie eine beruhigende Wirkung. Bitte... kümmert euch gut um sie."

Ash und Gray nickten wortlos, doch die Ernsthaftigkeit in ihren Blicken war nicht zu übersehen.

Dann richtete Jake seinen Blick auf Alex. „Du hältst dich etwas zurück. Emilia braucht Raum. Es wird euch beiden zu viel, wenn du ständig in ihrer Nähe bist, und ihr beide braucht Zeit. Verstanden?"

Alex nickte, seine Miene ernst, und schloss die Augen für einen Moment, als ob er die Worte in sich einsickern ließ. Die letzten Tage hatten ihn zermürbt – die ständige Sorge um Emilias Wohlbefinden, die Verantwortung, sie zu schützen, und die eigenen, verwirrenden Gefühle, die er zu sortieren versuchte. Es war die ständige Nähe zu ihr, die ihn sowohl stärkte als auch innerlich auffraß – seine Furcht, Fehler zu machen, und das ständige Bedürfnis, für sie da zu sein, hatten ihn emotional ausgelaugt. Jake wusste das und sprach es mit seiner direkten Art aus.

Jake drehte sich zu Chaid um und nahm dessen Gesicht in beide Hände, drückte ihm einen überraschenden Kuss auf die Lippen. Chaid starrte ihn überrascht an, ließ es jedoch zu. Als sie sich trennten, knisterte die Spannung in der Luft.

„Chaid, für dich habe ich eine ganz besondere Aufgabe."

Chaid hob skeptisch eine Augenbraue. „Erst verführerisch küssen... ich wusste, das hat einen Haken."

Jake beugte sich vor, seine Stimme wurde leise und schmeichelnd, als er ihm ins Ohr flüsterte. „Wenn du das zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigst... bekommst du eine ganz besondere Belohnung."

Chaids Augen leuchteten auf, seine Neugier und sein Interesse sofort geweckt. Er lehnte sich provokativ zurück und ließ ein spielerisches Grinsen über sein Gesicht huschen. „Mhmm... du weißt, wie man meine Aufmerksamkeit bekommt, Jake. Aber weißt du... ich werde nicht einfach so zusagen. Ich will Details."

Jake erwiderte seinen Blick mit einem herausfordernden Lächeln. „Das wirst du, Chaid. Alles zu seiner Zeit."

Jake verharrte mit seinem Blick auf Chaid, seine Stimme wurde leiser und ernster, als er sprach. „Die Aufgabe die ich für dich habe erfordert deine Expertise.. Eine, die deine Fähigkeiten als Fährtenleser und ...Fähigkeit besondere Kontakte anzuziehen erfordert."

Chaid lehnte sich ein wenig nach vorne, die Spannung in der Luft spürbar. „Ich höre zu."

Jake beugte sich vor, ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. „Die Ursprünge ... Wir müssen wissen, wo sie sich befinden. Bewegungen, Verbindungen ... und alles, was du herausfinden kannst."

Ein vielsagendes Schweigen trat ein, nur durch das leise Knacken des Holzes im Kamin unterbrochen. Chaid nickte langsam. „Das klingt nach einem Tanz mit den Schatten. Ich nehme an, es wird nicht einfach."

Jake lächelte schief. „Wann war es das jemals? Aber du bist der Beste für diesen Job. Die Informationen müssen präzise und sicher sein. Ein falscher Schritt ..."

Chaid hob eine Augenbraue. „Und alles bricht zusammen. Verstanden. Was weißt du über mögliche Quellen? Oder... Kontakte, die ich nutzen kann?"

Jake hielt inne und sprach leise weiter, wobei seine Worte manchmal nur geflüstert und von undefinierbaren Pausen durchzogen waren. „Einige ... in den Schattenbezirken von Eversum. Sie haben ... Kenntnisse über die Ursprünge, aber es ist riskant. Du musst ... extrem vorsichtig sein. Wir können keinen Fehler erlauben."

Chaid atmete tief durch. „Also das übliche Spiel. Keine Sicherheit, nur Möglichkeiten und ... Schattengestalten. Klingt nach mir."

Jake legte eine Hand auf Chaids Schulter, seine Augen voller Zuversicht. „Ich zähle auf dich. Und denke daran ... es gibt mehr als nur Informationen. Die acht Ursprünge ... sind entscheidend."

Chaid nickte, die Schwere des Auftrags auf seinen Schultern spürend, aber mit einem entschlossenen Funkeln in seinen Augen. „Verstanden. Ich werde nicht enttäuschen."

Die Spannung zwischen ihnen war greifbar, und es knisterte in der Luft. Doch während die Ernsthaftigkeit der Situation unausweichlich blieb, erlaubten sich die beiden, für einen Moment zu vergessen – und vielleicht genau dadurch wieder zu sich selbst zu finden.

Jake drehte sich langsam tiefer zu Chaid, seine Augen suchten dessen Blick mit einer Intensität, die Worte überflüssig machte. Er nahm Chaids Gesicht behutsam in beide Hände, zog ihn näher und drückte ihm einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Chaid starrte ihn überrascht an, aber er erwiderte die Geste, ihre Berührung von einer Hitze durchzogen, die den Moment unvergesslich machte. Als sie sich schließlich trennten, blieb ihre Stirn aneinandergelehnt, während ihre Atmung schwer ging und die Luft zwischen ihnen vor unausgesprochenen Gefühlen knisterte. Jake lächelte leicht und strich mit dem Daumen sanft über Chaids Wange, bevor er flüsterte: „Ich verlasse mich auf dich, Chaid."

Jake richtete sich auf, ließ seinen ernsten Blick über die Gruppe schweifen und brach die Stille mit einer direkten Frage. „Also, wie habt ihr mich eigentlich wiederhergestellt? Ich war in einem kritischen Zustand... was habt ihr gemacht?" Er legte den Kopf leicht schief und wartete ab.

Ash antwortete knapp: „Die Silberlilie."

Jake hob die Augenbrauen, ein Ausdruck aus halbem Erstaunen und halbem Wissen. „Das habe ich fast vermutet... aber im Ernst – seid ihr eigentlich bescheuert? Ihr wisst, was das für Risiken birgt, oder?" Seine Stimme klang wie eine Mischung aus Erstaunen und Verärgerung.

Alex verschränkte die Arme und sah ihn ruhig an. „Wolltest du uns nicht erzählen, was mit dir geschehen ist?"

Jake schnaubte, ein Hauch von Belustigung, bevor sein Blick wieder ernst wurde. „Eine Hand wäscht die andere. Erzählt ihr mir mehr, und ich euch."

Gray rollte die Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Was soll das für ein Spiel sein? Immer das gleiche mit dir."

Ein kurzes, stilles Lächeln huschte über Jakes Lippen, bevor Chaid schließlich ein wenig zu erzählen begann, die anderen stimmten langsam ein. Die Stimmen wurden gedämpfter, als Erinnerungen und Ereignisse geteilt wurden – es war eine Mischung aus Lachen, Stirnrunzeln und nachdenklichen Momenten.

Das Gespräch ebbte ab, während sie alle einander ansahen, noch mit unausgesprochenen Fragen und Geheimnissen im Raum. Der Abend neigte sich, und die Dunkelheit legte sich wie ein Schleier über ihre Gespräche – bereit, weitere Herausforderungen anzunehmen. Das Kapitel schloss sich – mit mehr Fragen als Antworten.

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