kapitel 8
Kapitel 8 Bd 2
Nachdem das Fest zu Ehren ihres Sieges beendet war, herrschte Einigkeit unter Emilia und ihren Begleitern – es war an der Zeit, Reisevorbereitungen zu treffen. Der nächste Tag würde sie auf den vertrauten Pfad zurückführen, den sie gekommen waren. Inmitten dieser Vorbereitungen hatte Ash seine Entscheidung verkündet: Er wollte sie auf ihrer Reise begleiten. Diese Worte ließen Emilias Herz schneller schlagen, doch sie versuchte, ihre Freude zu verbergen. Es würde sie zurück nach Origin führen, und von dort aus würden sie sehen, wohin der Weg sie als nächstes führte.
Der Morgen brach klar und ruhig an, als sie den Weg durch den Moorwald einschlugen. Die Luft hatte sich verändert. Ein zarter Windhauch strich durch die Bäume und ließ die Blätter sachte tanzen. Was einst von düsteren Nebeln und verfallendem Mana erfüllt war, atmete nun Erneuerung. Das Miasma, das den Wald wie eine Krankheit durchzogen hatte, löste sich langsam auf. Neue Triebe sprossen aus dem feuchten Boden, als ob die Natur endlich zu neuem Leben erwachte. Emilia konnte es spüren – das Rauschen des Lebens, das durch den Wald zurückkehrte. Es erfüllte sie mit einer leichten Wärme, die jede Faser ihres Seins durchdrang.
Sie blieb einen Moment stehen, ließ den Blick schweifen und atmete tief durch. Die Erleichterung über den erfolgreichen Abschluss ihres Auftrags lastete angenehm auf ihren Schultern. Bald würde die Abenteurergilde davon erfahren und die versprochene Belohnung wäre sicher. Doch so sehr sie sich über die Anerkennung freute, war es ein anderes Gefühl, das ihr Herz gerade zum Leuchten brachte.
Ein Blick zur Seite, und sie fand Ashs Gestalt im Halbschatten eines Baumes. Er lehnte lässig, als hätte die Entscheidung, mit ihr zu reisen, ihn kein bisschen berührt. Doch Emilia wusste es besser. Die Angst, dass er seinen Weg allein gehen würde, hatte sie stärker beschäftigt, als sie zugeben wollte. Nun, da er bei ihr blieb, spürte sie ein tiefes, befreiendes Glück – eines, das selbst die Unsicherheiten der kommenden Herausforderungen für einen Moment verblassen ließ.
„Bereit für das nächste Abenteuer?" Ashs Stimme durchbrach die Stille und brachte ein Lächeln auf ihre Lippen.
„Immer", antwortete sie, ihre Freude kaum verbergend. Ihre Reise durch den sich erholenden Wald nahm ihren Lauf, begleitet vom Rauschen der Bäume und dem unbändigen Gefühl, dass der Weg mit jedem Schritt heller wurde.
...
Der Wald strahlte eine ungewohnte Ruhe aus, als Emilia und ihre Begleiter den Pfad entlanggingen. Die letzten Überreste des Miasmas lösten sich auf und schienen von einem warmen, sanften Licht vertrieben zu werden. Emilia ging mit federnden Schritten, und das leise Rascheln der Blätter über ihnen wirkte fast wie eine sanfte Melodie. Ash blieb dicht an ihrer Seite und musterte die Umgebung mit einem halb belustigten Blick.
„Wie viel glaubst du, wird sich der Gildenmeister aus unserer Geschichte zusammenreimen?" fragte Ash mit einem schiefen Lächeln.
„So viel, wie wir ihm sagen", erwiderte Emilia und schmunzelte. „Ich werde wohl ein paar Details auslassen, damit wir nicht wieder wochenlang, in der Wanderflamme festhängen."
Alex, der einige Schritte vorausging, drehte sich um und hob eine Braue. „Es gibt keine Flucht, Emilia. Die Gilde lebt von Dramen – vor allem von deinen."
„Oh, danke für das Vertrauen", konterte sie, wobei sie den Sarkasmus kaum verbarg. Sie stieß Alex spielerisch mit dem Ellbogen an, und er lachte leise.
Die Gruppe unterhielt sich weiter über ihre vergangenen Abenteuer, kleine Anekdoten und Pläne für die Zukunft. Es war ein friedliches Geplänkel, das sich wie eine sanfte Brise über sie legte. Für einen Moment fühlte sich Emilia, als könnte die Welt tatsächlich einfach ruhig bleiben.
Plötzlich verstummte die Gruppe, als ein leises, tiefes Summen durch die Luft ging. Der Boden vibrierte leicht, und sie blieben stehen. Aus dem Schatten der Bäume trat der Waldriese hervor – eine majestätische, uralte Kreatur, deren Körper aus Holz, Moos und glühenden Mana-Kristallen bestand. Seine Augen leuchteten in einem sanften Grün, als er die Gruppe ansah.
„Beschützer des Waldes", hallte seine tiefe, resonante Stimme, die nicht gesprochen, sondern in die Herzen der Anwesenden übertragen wurde. „Euer Handeln hat den Wald befreit."
Emilia trat vor und neigte respektvoll den Kopf. „Wir haben nur getan, was nötig war."
Der Waldriese neigte sein massives Haupt. „Trotzdem wird es nicht vergessen. Das Mana hier wird euch begleiten und schützen. Mein Dank sei euch gewiss." Aus seinem Arm wuchs ein kleiner Ast, der leuchtete und zu Emilia herüberreichte. Es war ein lebendiges Symbol des Schutzes und der Verbundenheit mit dem Wald.
Die Gruppe verabschiedete sich respektvoll und zog weiter, das warme Gefühl der Anerkennung noch tief in ihren Herzen. Ihre Reise setzte sich fort, getragen von der Harmonie des Waldes und den leisen Gesprächen, die sie weiterführten.
Ash streckte sich, als sie weitergingen, und ein leises Seufzen entwich ihm. „Es fühlt sich fast erfrischend an, wieder in meiner humanoiden Gestalt zu wandeln", sagte er, während er den Blick durch die Bäume schweifen ließ. „Es ist wirklich lange her, dass ich in diesem Wald gewesen bin."
Emilia warf ihm einen schnellen Blick zu, wobei sie sich unwillkürlich eingestehen musste, dass er tatsächlich gut aussah. Doch seine Kleidung wirkte veraltet, und sein Haar, das ihm fast bis zu den Schultern reichte, hätte dringend eine Pflege nötig. Sie summte leise und zustimmend, während ihr Blick wieder zu Ash wanderte. „In Origin werden wir dir ein paar neue Kleider besorgen", murmelte sie mehr zu sich selbst, doch ihre Gedanken kreisten nur um ihn.
So sehr, dass sie kaum bemerkte, wie der Weg vor ihr einen Baum enthielt – einen Baum, der fest entschlossen war, sie auf ihre mangelnde Aufmerksamkeit hinzuweisen. Bevor Gray noch die Gelegenheit hatte, sie zu warnen, knallte Emilia mit voller Pracht dagegen. Ein dumpfer Aufprall hallte durch die Lichtung, und sie taumelte rückwärts, während sie sich die Stirn hielt.
„Aua...", stöhnte sie, während Ash und Gray ihre Reaktionen kaum verbergen konnten. Gray lachte zuerst – ein melodisches, wenn auch zynisches Lachen, das sich durch den Wald zog. „Das... das war ein beeindruckender Auftritt, Emilia."
Ash trat mit einem breiten Grinsen näher. „Ich wusste, dass ich Aufmerksamkeit auf mich ziehe, aber das ist... nächste Stufe."
Emilia, die sich noch immer den Kopf rieb, warf Ash einen halb beleidigten, halb amüsierten Blick zu. „Es ist nicht... lustig!"
„Oh, doch", entgegnete Ash, während er ihr half, sich zu fangen. „Definitiv lustig."
Sie konnte nicht anders, als schließlich selbst zu lachen, die Hitze ihrer Verlegenheit noch immer auf den Wangen. Während die Gruppe sich weiterbewegte, sorgte Emilias unfreiwillige Begegnung mit dem Baum für ein neues Thema der Unterhaltung – und es wurde klar, dass diese Reise, trotz aller Herausforderungen, noch einige unvergessliche Momente bereithielt.
~ ~ ~
Alex sah amüsiert aus und schüttelte den Kopf, während er die Arme verschränkte. „Emilia, was hat dich nur so aus dem Konzept gebracht, dass du eine Begegnung mit einem Baum hattest?"
Emilia funkelte ihn an und schnaufte. „Spar dir den Kommentar, Alex."
„Nur aus Neugier", fuhr Alex fort und zog seine Augenbrauen hoch. „Es könnte ja wichtig sein."
„Ich habe gerade darüber nachgedacht, ob es hier in der Nähe einen kleinen Bach oder vielleicht einen Teich gibt", sagte sie und versuchte, so beiläufig wie möglich zu klingen, während sie ihre Wangen glühen fühlte.
Gray schnaubte und konnte sein Grinsen nicht unterdrücken. „Was ist los? Schon müde? Jetzt schon eine Pause?"
Emilia rollte mit den Augen. „Natürlich nicht." Doch bevor sie weitersprechen konnte, mischte sich Alex ein und hob mit gespielter Ernsthaftigkeit eine Augenbraue. „Emilia, wir haben genug Trinkwasser. Falls das der Grund war."
Emilia seufzte frustriert und schüttelte den Kopf. „Männer... wirklich. Ihr könnt einfach nicht zwischen den Zeilen lesen. Vergesst es einfach."
Ash, der das Gespräch mitverfolgt hatte, verstand zwar nicht genau, worauf Emilia hinauswollte, aber seine Aufmerksamkeit wurde geweckt. Er trat ein Stück näher, seine Miene entspannt und neugierig. „Also, Emilia", sagte er langsam, ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, „wenn das wirklich alles ist, was du willst... Es gibt tatsächlich einen kleinen See hier in der Nähe."
Emilias Augen leuchteten auf. „Echt?"
Ash nickte und deutete in eine Richtung. „Nur ein kleines Stück abseits des Weges. Nichts Besonderes, aber... vielleicht besser als Bäume, die dir im Weg stehen."
„Sehr witzig", murmelte sie, aber das Strahlen in ihren Augen verriet ihre Vorfreude. Ohne zu zögern, folgte sie Ash, während die anderen ihr amüsiert nachsahen.
Der Weg zum See war schmal und von dichtem Gebüsch gesäumt, das bei jedem Schritt leise raschelte. Schließlich öffnete sich der Wald zu einer kleinen Lichtung, in deren Mitte ein glitzernder See lag. Sonnenstrahlen brachen durch das Blätterdach und ließen das Wasser wie flüssiges Silber funkeln. Emilia sog den Anblick in sich auf, ein Ausdruck purer Begeisterung auf ihrem Gesicht.
„Perfekt", flüsterte sie und warf Ash einen dankbaren Blick zu.
„Freut mich, dass es dir gefällt", sagte Ash und setzte sich entspannt ans Ufer. Während Emilia das Wasser prüfend berührte und das kühle Nass über ihre Fingerspitzen glitt, beobachteten Alex und Gray sie mit einem Schmunzeln. Es war ein Moment der Ruhe, des Lachens und des stillen Einvernehmens, dass dieser Augenblick – so kurz er auch sein mochte – ihnen allen eine wohlverdiente Atempause schenkte.
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Die Gruppe hatte sich am Ufer des kleinen Sees niedergelassen, und während das Wasser sanft plätscherte, hatte Emilia eine Idee, die sie nicht losließ. Ihre Blicke wanderten immer wieder zu Ash, dessen langes Haar im Sonnenlicht glänzte, aber inzwischen recht zottelig wirkte. Schließlich nahm sie allen Mut zusammen und ging zu Alex, der am Rand des Sees saß und mit einer seiner Klingen spielte.
„Ähm... Alex?" Emilia sprach leise, fast zögerlich.
Alex drehte sich zu ihr um, seine Augen blitzten amüsiert. „Ja?"
„Könnte ich... vielleicht... deine Klinge ausleihen?" Ihre Stimme klang unsicher, und sie merkte, wie Gray plötzlich Interesse an ihrem Gespräch zeigte.
Alex legte die Stirn in Falten, als würde er einen gefährlichen Deal abwägen. „Warum? Was hast du vor?"
„Nichts Gefährliches", beeilte sich Emilia zu sagen, ihre Wangen wurden rot. „Ich... möchte nur... ähm... etwas schneiden."
„Etwas?" Alex schwenkte die Klinge spielerisch, während Gray sich mit offensichtlicher Neugier herüberlehnte. „Spezifischer, bitte."
„Haare", murmelte Emilia, fast unhörbar.
„Haare?" Gray brach in ein Lachen aus. „Du willst Ashs Haare schneiden? Mit einer Klinge? Das wird gut."
Emilia funkelte ihn an. „Hör auf zu lachen, Gray."
Alex überlegte einen Moment, bevor er ihr die Klinge reichte. „Hier. Aber sei vorsichtig. Es ist scharf."
Mit der Klinge in der Hand, die sie beinahe ehrfürchtig hielt, ging Emilia auf Ash zu. Ihr Herz klopfte schneller, und als sie vor ihm stand, wusste sie nicht recht, wie sie anfangen sollte. Er sah sie mit leichtem Interesse an, als wüsste er längst, worum es ging.
„Ash, ich... äh...", stotterte sie, während sie sich verlegen durch das Haar fuhr. „Also, ich dachte... deine Haare... vielleicht... könnte ich sie schneiden? Nur ein bisschen!"
Ash hob eine Augenbraue und ein belustigtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Nur ein bisschen?"
Emilia nickte hastig. „Ja! Es wäre... ich meine... es würde besser aussehen."
Gray grinste und ließ sich neben ihnen nieder. „Oh, ich muss das sehen."
„Lass mich raten", sagte Ash, während er sich entspannt zurücklehnte. „Es wird kein Zurück geben, oder?"
„Natürlich kannst du Nein sagen", murmelte Emilia, ihre Augen groß und hoffnungsvoll.
Ash seufzte und schloss für einen Moment die Augen. „Na gut. Aber nur, weil du so fragst."
Emilias Gesicht leuchtete auf. „Wirklich?"
„Wirklich", bestätigte Ash und setzte sich aufrecht hin. Emilia begann vorsichtig mit der Klinge, wobei ihre Hände leicht zitterten. Die ersten Strähnen fielen, und sie konzentrierte sich so sehr, dass sie beinahe alles um sich herum vergaß.
„Pass auf, dass du ihn nicht skalpierst", warf Gray ein und bekam einen Todesblick von Emilia zurück.
„Halt den Mund, Gray", erwiderte sie grimmig, konnte aber ein Grinsen nicht unterdrücken.
Ash schloss für einen Moment die Augen und ließ sich geduldig auf das Spiel ein. Emilia arbeitete sich langsam vor, schnitt behutsam Strähne um Strähne, bis die Haare kürzer und gleichmäßiger wurden. Schließlich trat Gray vor und half ihr, die letzten Strähnen zu glätten. Das Ergebnis war ein sauberer, frischer Haarschnitt, der Ashs Gesicht noch markanter hervorhob.
„Sieht gut aus", meinte Gray, während er die letzten Strähnen entfernte. „Aber nächstes Mal nehme ich die Klinge."
Emilia sah zufrieden aus und trat zurück. „Wie fühlst du dich?"
Ash strich sich mit einer Hand durch das Haar und lächelte. „Erfrischend. Vielleicht sollte ich öfter deinen... Friseurdiensten vertrauen."
Die Gruppe brach in Lachen aus, und für einen Moment fühlte sich alles leicht und unbeschwert an.
Alex kam mit einem übertrieben ernsten Gesichtsausdruck zu ihnen und streckte die Hand aus. „Meine Klingen, bitte. Sie haben lange genug in fremden Händen verbracht."
Emilia reichte ihm die Klinge mit einem schiefen Lächeln zurück. „Du kannst beruhigt sein. Kein Kratzer."
Alex inspizierte die Klinge gründlich, als handle es sich um einen unschätzbaren Schatz, und wandte sich dann Ash zu. „Ich muss sagen, der neue Look steht dir, Ash."
Ash fuhr sich durch das frisch geschnittene Haar, das nun glatt und gepflegt bis knapp über seine Schultern reichte. Die einst wilden und ungebändigten Strähnen hatten einem stilvollen, markanten Schnitt Platz gemacht, der seine scharfen Gesichtszüge betonte. Die Haare waren leicht zerzaust, aber auf eine Weise, die nach Absicht und Eleganz aussah. Es ließ ihn reifer, ja fast noch anziehender wirken.
„Sieht wirklich gut aus", ergänzte Emilia mit einem leicht flirty Tonfall und einem Lächeln, das sie nicht zurückhalten konnte. „Ich finde, du solltest das so beibehalten."
Ash hob eine Augenbraue, seine Mundwinkel zogen sich zu einem leichten Grinsen. „Oh? Sollte ich das als Kompliment oder als Befehl verstehen?"
„Beides", konterte sie schlagfertig und drehte sich mit einem frechen Lächeln um, um den plötzlichen Hitzeschwall auf ihren Wangen zu verbergen.
Die Unterhaltung ebbte für einen Moment ab, und Emilia ließ ihren Blick über die ruhige Lichtung schweifen. Der Gedanke kam ihr plötzlich und unerwartet – ein Gedanke, der sie erst zögern ließ, bevor sie sich entschlossen Mut fasste. Niemand außer den Jungs war in der Nähe, und sie vertraute ihnen. Sie konnte die Anspannung der letzten Zeit hinter sich lassen... zumindest für diesen Moment.
Bevor sie sich den Mut wieder ausreden konnte, begann sie, ihre Kleidung abzulegen, bis sie nur noch in ihrer schlichten Unterwäsche dastand. Das kühle Licht des Waldes spielte auf ihrer Haut, und ohne einen weiteren Gedanken sprang sie in den See. Das Wasser schloss sich mit einem leisen Plätschern um sie.
Ash und die anderen sahen ihr mit einer Mischung aus Erstaunen und Belustigung nach.
„Was zur...?" Alex schüttelte den Kopf und lachte. „Hast du uns etwas nicht gesagt, Emilia?"
Emilia tauchte wieder auf und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. „Kommt schon, ihr Langweiler! Es ist perfekt hier drin."
Gray beugte sich über den Rand des Sees und grinste breit. „Du weißt schon, dass wir dich jetzt niemals damit aufhören zu necken, oder?"
„Nur, wenn ihr es wagt, mitzumachen!" rief sie zurück und spritzte Wasser in ihre Richtung. Der herausfordernde Blick in ihren Augen ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihre Einladung ernst meinte – vielleicht ein wenig zu ernst. Sie war sich der Blicke bewusst, besonders von Ashs. Ein Teil von ihr wollte das provozieren... oder vielleicht hatte sie sich nur danach gesehnt, für einen Moment frei zu sein.
Ash stand einen Moment lang still, bevor ein Lächeln seine Lippen umspielte. Er zog langsam seinen Mantel aus, bis zur Unterwäsche und folgte ihrem Beispiel und sprang mit einem geschmeidigen Satz ins Wasser. Das kühle Nass spritzte, als er eintauchte, und als er wieder auftauchte, trafen sich ihre Blicke.
„Zufrieden?" fragte er mit einem leichten Lächeln.
„Noch nicht ganz", antwortete Emilia und spritzte ihn mit einer weiteren Ladung Wasser an.
Es dauerte nicht lange, bis Alex und Gray dem Ruf des Spaßes erlagen und ebenfalls ins Wasser sprangen. Die spielerische Stimmung breitete sich aus, das Wasser plätscherte, und für eine Weile schien es, als hätte die Welt keine Sorgen mehr. Die Jungs tobten im Wasser, lachten und neckten Emilia, die nichts lieber tat, als zurückzuspritzen und ihren eigenen Charme in die Runde zu werfen.
Der Moment gehörte nur ihnen – und es war ein Moment, der ihr noch lange in Erinnerung bleiben würde.
.....
Das Wasser des Sees war längst getrocknet, und die Gruppe hatte es sich am Ufer gemütlich gemacht. In Handtücher gewickelt, saßen sie dicht nebeneinander, das leise Rauschen des Windes durch die Bäume war die einzige Unterbrechung in der friedlichen Stille. Die Sonne begann bereits, tiefer zu stehen, und warf goldene Strahlen auf die Lichtung. Ein Moment, der sich zeitlos anfühlte.
Ash ließ den Blick auf Emilia ruhen, sein Interesse unübersehbar. „Also, Emilia", begann er leise, „du hast uns schon viel überrascht. Aber ich wette, es gibt noch mehr, das wir nicht wissen."
Emilia lächelte, während sie das Handtuch um sich fester zog. „Was genau möchtest du denn wissen?"
„Alles", sagte Ash ohne zu zögern. Ein sanftes Lächeln spielte auf seinen Lippen. „Aber fangen wir klein an. Wie war deine Kindheit?"
Die anderen richteten sich ebenfalls auf, alle Augen waren auf Emilia gerichtet. Sie spürte die Wärme ihrer Nähe, fühlte sich unterstützt und – vielleicht zum ersten Mal seit Langem – vollkommen frei, zu sprechen. Sie ließ den Blick über den See schweifen, während sie ihre Gedanken sammelte.
„Der Lebensbaum..." begann sie, und ihre Stimme klang weich, fast träumerisch. „Es ist schwer zu beschreiben. Der Ort ist voller Leben und Magie, als würde er jeden Atemzug mit Mana nähren. Ich habe dort die ersten Schritte als Schamanenschülerin gemacht. Es war eine Ehre – und auch eine große Verantwortung." Sie hielt inne und lachte leise. „Es war nicht immer leicht, besonders mit Theresa als Mentorin."
„Theresa?" fragte Gray, seine Augen neugierig. „Die 'Mondflüsterin', so nanntest du sie oder?"
Emilia nickte und ihre Augen funkelten. „Ja, die Mondflüsterin. Für die meisten eine Legende, für mich... war sie wie eine Tante. Sie hat mich aufgenommen, als ich noch ein kleines Mädchen war. Ich weiß nicht, wer meine Eltern sind oder warum ich dort gelandet bin. Aber sie fand mich im Heim, -dem Lebensbaum. Theresa hat mir ein Zuhause gegeben – und, na ja, auch das Training, das ich manchmal verflucht habe."
Die anderen lachten leise, das Knacken eines Astes im Hintergrund verstärkte die Behaglichkeit des Moments. Ash lehnte sich zurück und schien die Worte in sich aufzunehmen. „Warum hat sie dich ausgewählt?", fragte er schließlich.
Emilia zuckte die Schultern, ihr Blick wurde ernster. „Meine Mana-Kapazität. Sie meinte, sie habe in mir etwas Besonderes gespürt, etwas, das ich lange selbst nicht verstand. Aber sie hat nie wirklich alles verraten, weißt du? Immer nur Bruchstücke. Es war, als hätte sie immer mehr gewusst, als sie zugeben wollte."
„Das klingt nach einer echten Schamanen-Weise", murmelte Alex mit einem amüsierten Unterton.
„Oh, sie war eine harte Lehrerin", fügte Emilia hinzu und lachte. „Einmal hat sie mich beim Üben erwischt, wie ich ein Heilritual mit zu viel Mana überladen habe. Alles explodierte. Sie hat Tage gebraucht, um die Blätter des Baumes wieder zu beruhigen."
„Und du?" fragte Gray mit einem Schmunzeln. „Hast du es überlebt?"
„Gerade so." Emilia grinste. „Aber ich habe geschworen, nie wieder mehr Mana als nötig zu verwenden... bis zum nächsten Mal."
Die Gruppe lachte, und für einen Moment war es, als ob die Lasten der Welt nicht existierten. Alex nahm das Gespräch auf. „Ich schätze, wir alle haben Geschichten, die sich lohnen, erzählt zu werden." Er lehnte sich gegen einen Baumstamm. „Bei mir gab es diese Sache mit einem vampirischen Blutritual, das schiefging..."
Während er erzählte, lauschte Emilia aufmerksam, spürte die Wärme der Nähe der anderen und die seltsame Freude, mehr über sie zu erfahren. Es war, als ob jede Geschichte, jede Anekdote, ein weiterer Faden im Netz ihrer Verbundenheit war. Ash hörte schweigend zu, seine Augen ruhig, aber wachsam. Er schien jeden Moment in sich aufzusaugen, als ob er ihn für die Ewigkeit festhalten wollte.
Nach Alex war Gray an der Reihe. Er erzählte von den Eigenarten seines Wassergeistes-Stamms, von einem misslungenen Versuch, einen See zu bändigen, der schließlich zu einer Wasserrutsche wurde – sehr zur Freude der jüngeren Geister. Das Lachen hallte über die Lichtung, und Emilia fühlte sich... angekommen.
Die Gespräche flossen weiter, Geschichten wechselten, Blicke und Gesten vertieften die Verbindungen. Es war ein Moment, in dem die Masken fielen, in dem sie sich öffneten und nur noch sie selbst waren – gemeinsam, dicht nebeneinander, von Wärme und einem Funken Hoffnung getragen.
Das Lachen verklang langsam, und für einen Moment schien nur das leise Rascheln der Blätter zu hören zu sein. Alle Augen wanderten schließlich zu Ash, der gedankenverloren ins Wasser blickte. Emilia bemerkte, dass er für einen Moment zögerte, als ob er seine Worte sorgfältig abwägen würde.
„Ich denke, ich bin jetzt dran", sagte er schließlich und ließ einen kleinen, selbstironischen Ton in seine Stimme gleiten. „Aber ich muss euch warnen – meine Geschichten sind vielleicht nicht ganz so... unterhaltsam."
Gray machte eine wegwerfende Geste und grinste. „Das sehen wir dann. Los, heraus mit der Wahrheit."
Ash lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, sein Blick wanderte zu den Bäumen, als ob sie ihn an Vergangenes erinnerten. „Meine Geschichte beginnt, wie so viele, mit viel Zeit allein. Ich bin ein Tempus Serpent, ein Drache mit Raum-Zeit-Fähigkeiten. Aber diese Kräfte sind nicht ohne Risiken und Verantwortung."
Emilia beugte sich vor, fasziniert von seinen Worten. „Wie genau meinst du das?"
„Es ist schwer, zu erklären", sagte Ash, und sein Gesicht wurde für einen Moment nachdenklich. „Raum und Zeit zu manipulieren klingt nach einer Gabe, die alles verändern könnte – und das kann sie auch. Aber die Konsequenzen können... verheerend sein. Meine Familie, wenn man sie so nennen kann, hatte hohe Erwartungen an mich. Der Versuch, diesen Erwartungen gerecht zu werden, führte dazu, dass ich viele Jahre isoliert lebte."
Er machte eine Pause, als ob die Erinnerung ihn überwältigte. Emilia fühlte den Drang, etwas zu sagen, doch Ash fuhr fort. „Ich habe gelernt, die Kontrolle zu behalten, doch es hat seinen Preis. Der Drang, sich von allem zurückzuziehen, ist manchmal... stark."
„Deshalb warst du so lange nicht in deiner humanoiden Gestalt unterwegs?" fragte Alex mit einem unerwartet sanften Ton.
Ash nickte. „Ja. Es ist einfacher, sich als Drache durch Raum und Zeit zu bewegen, fern von... all dem hier." Er ließ den Blick schweifen und seine Stimme wurde sanfter. „Aber es gibt auch Einsamkeit. Der Grund, warum ich bei euch bleibe – warum ich diese Reise mit euch antrete – ist... nun ja, weil ihr anders seid. Ihr erinnert mich daran, dass es mehr gibt als die Lasten, die wir tragen."
Die Worte ließen die Gruppe einen Moment innehalten. Emilia fühlte sich tief berührt, und sie legte ihre Hand sanft auf Ashs Arm. „Du bist nicht allein, Ash. Und wir sind froh, dass du hier bist."
Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. „Ich auch."
Gray räusperte sich, als wolle er die Stimmung etwas auflockern. „Also, Ash... das heißt, du kannst Raum und Zeit kontrollieren? Wenn ich dich mal um eine Reise in die Vergangenheit bitten darf – ich habe da ein paar Momente, die ich gerne wiederholen würde."
„Es funktioniert nicht ganz so", antwortete Ash trocken, aber sein Ton hatte einen spielerischen Unterton. „Aber ich kann darüber nachdenken."
Das Lachen kehrte zurück, und die Gruppe verfiel wieder in die entspannten Gespräche. Ash hatte mehr von sich gezeigt, als er es jemals zuvor getan hatte – und es fühlte sich richtig an. Für einen Moment war der Druck der Vergangenheit nicht mehr als ein Flüstern im Wind.
Die Gespräche ebbten langsam ab, und eine angenehme Ruhe legte sich über die Gruppe. Der Wind trug eine leichte Kühle mit sich, die Emilia unwillkürlich frösteln ließ. Sie zog das Handtuch fester um sich und versuchte, das Zittern zu unterdrücken. Plötzlich spürte sie, wie sich ein Arm sanft um ihre Schultern legte. Es war Ash.
„Hier", sagte er leise und zog sie näher an sich. Seine Wärme umhüllte sie, und Emilia starrte ihn für einen Moment überrascht an. Sein Blick war ruhig und entspannt, als ob es die natürlichste Sache der Welt war, sie zu beschützen.
Emilia spürte, wie ihr Herz schneller schlug, doch das Gefühl des Wohlbehagens überwog schnell ihre Überraschung. Sie erlaubte es sich, diesen Moment zu genießen, und lehnte sich vorsichtig an ihn. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, und für einen Augenblick fühlte sie sich vollkommen geborgen.
Ein verstohlener Blick zur Seite zeigte ihr, dass Gray und Alex alles mitbekommen hatten. Beide lächelten – Alex mit einer Mischung aus Belustigung und stiller Akzeptanz, während Gray die Augen leicht verdrehte, aber sein Grinsen nicht verbergen konnte. Ihre Reaktionen ließen sie schmunzeln, und jede Anspannung verflog.
Es war eindeutig in Ordnung – mehr als das. Die Wärme der Akzeptanz und die Nähe derjenigen, die sie als Freunde betrachtete, ließ sie noch näher an Ash rücken. Sie schloss die Augen für einen Moment und ließ die friedliche Stille des Waldes auf sich wirken, die Gespräche, das Lachen und die Geborgenheit ihrer Begleiter.
...
Nach einer Weile löste sich Emilia aus der Umarmung und setzte sich aufrecht hin. Ihre Wangen waren leicht gerötet, doch sie konnte das Lächeln auf ihren Lippen nicht verbergen. „Ich glaube, es wird Zeit, dass wir wieder Energie tanken."
Die Gruppe stimmte ihr zu, und bald schon machten sie sich daran, eine kleine Mahlzeit zuzubereiten. Gray hatte aus seiner Tasche getrocknete Früchte und einige Kräuter hervorgeholt, während Alex mit geübter Hand Feuerholz sammelte und ein kleines Feuer entfachte. Die Flammen flackerten munter, und bald duftete es nach warmem Tee und gebratenem Brot, das sie mit ein paar Gewürzen verfeinerten.
„Ein Festmahl ist es nicht, aber es reicht", bemerkte Alex, während er ein Stück Brot an Emilia reichte.
„Mehr als genug", erwiderte sie dankbar und biss hinein. Die Wärme des Essens durchströmte ihren Körper, und das Knistern des Feuers ließ sie sich noch mehr entspannen. Sie tauschten Geschichten und Scherze aus, das Lachen war leicht und ungezwungen. Ash, der still genoss, ließ sich ebenfalls in die Gespräche einbinden, und für eine Weile schien es, als könnten sie einfach nur im Moment verweilen.
Als die Reste des Essens verzehrt waren und das Feuer langsam erlosch, machte sich die Gruppe daran, sich wieder anzuziehen. Die Handtücher wurden zusammengefaltet und verstaut, und sie zogen ihre Kleidung an, die sie zuvor zum Trocknen ausgebreitet hatten. Emilia warf Ash einen kurzen, verschmitzten Blick zu, während sie ihre Kleidung glattstrich. „Ich hoffe, der neue Haarschnitt macht das Anziehen nicht komplizierter."
Ash erwiderte das Lächeln. „Ich denke, ich komme zurecht."
Gray schnaubte und zog seine Jacke über. „Zumindest werden keine Haare mehr in deine Augen fallen. Ein Fortschritt."
„Sehr witzig", konterte Ash, aber der spielerische Ton ließ erkennen, dass er es nicht ernst meinte.
Emilia zog sich die restliche Kleidung über und spürte die kühle Berührung des Stoffes auf ihrer Haut. Doch die Wärme ihrer Begleiter und die Erlebnisse des Tages ließen die Kälte verblassen. Als alle fertig waren, machten sie sich bereit, ihre Reise fortzusetzen. Der Wald, der sie umgab, schien ebenfalls aufzuatmen, als würde er ihre Stärke und Verbundenheit spüren.
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Die Gruppe setzte ihre Reise durch den erholten Wald fort. Die sanften Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach und warfen tanzende Lichtmuster auf den Boden. Die Atmosphäre war ruhig, und der Duft nach frischer Erde und Moos erfüllte die Luft. Emilia lief neben Ash, während Gray und Alex ein Stück vorausgingen, das Gespräch und das Lachen leicht und ungezwungen.
Ash zog eine Augenbraue hoch und betrachtete Emilia mit einem Hauch von Neugier. „Du wirkst... nachdenklich. Was geht dir durch den Kopf?"
Emilia lächelte und ließ den Blick über die Umgebung schweifen. „Ich denke einfach nur darüber nach, wie anders der Wald jetzt wirkt. Es ist, als würde er wieder atmen."
„Die Ruhe steht ihm", meinte Alex und drehte sich kurz um. „Und uns auch."
„Oh, ich dachte, du magst keine Ruhe", warf Gray ein, während er einen Ast beiseite schob. „Du bist mehr der Typ für das Drama und die großen Gesten."
Alex verzog das Gesicht, aber ein amüsiertes Glitzern lag in seinen Augen. „Ich würde sagen, das hängt ganz von der Gesellschaft ab."
„Natürlich", murmelte Gray und verdrehte die Augen.
Emilia konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Es fühlte sich gut an – dieses leichte, unbeschwerte Gefühl, das sie alle umgab. Der Wald, der einst von Miasma durchdrungen gewesen war, schien nun zu summen, fast als würde er mit ihnen in Einklang schwingen. Sie spürte, wie ihre Schritte leichter wurden und die Sorgen, die sie zuvor noch getragen hatte, in den Hintergrund traten.
Ash blieb stehen und sah auf eine kleine Lichtung vor ihnen, die mit leuchtenden Blumen übersät war. „Ein Ort wie dieser verdient es, in Erinnerung zu bleiben", sagte er leise.
Die Gruppe hielt inne, nahm den Moment auf – eine Erinnerung, die in ihren Herzen bleiben würde, bevor sie ihre Reise erneut aufnahmen.
Die Reise durch den erholten Wald setzte sich fort, und die Gespräche zwischen Emilia und ihren Begleitern nahmen neue Wendungen an. Der Pfad war angenehm zu gehen, das Laub knisterte leise unter ihren Schritten, und die Luft war erfüllt von einem Gefühl des Neubeginns.
Ash ließ sich etwas zurückfallen, um neben Emilia zu laufen. Sein Blick war nachdenklich, fast ein wenig ernst. „Es ist erstaunlich, wie schnell sich dieser Ort erholen kann."
„Mana kann heilen, wenn es in die richtigen Bahnen gelenkt wird", antwortete Emilia und ließ den Blick über die Blumen schweifen, die ihre Köpfe dem Sonnenlicht entgegenstreckten. „Manchmal vergessen wir, wie stark die Natur sein kann."
Gray, der ein Stück weiter vorne lief, drehte sich um und grinste breit. „Also, wie stark fühlst du dich nach all dem, Emilia? Glaubst du, wir könnten es wagen, dir noch mehr Verantwortung zu geben?"
„Vorsicht, Gray", entgegnete Emilia mit einem Schmunzeln. „Vielleicht nutze ich meine Stärke, um dich in ein Pflanzenbett zu werfen."
„Bitte nicht", murmelte Gray gespielt theatralisch und hob die Hände. „Ich verneige mich vor deiner Übermacht."
Alex, der neben ihm lief, schüttelte amüsiert den Kopf. „Lass sie sich doch ein bisschen mächtig fühlen. Es könnte nützlich sein."
„Oh, ich fühle mich mächtig", sagte Emilia mit einem frechen Lächeln. „Aber nur, weil ich euch als Rückhalt habe."
Die Gruppe lachte erneut, und die Stimmung blieb ausgelassen. Sie passierten eine kleine Lichtung, wo die Sonnenstrahlen stärker durch das Blätterdach brachen, und ließen sich kurz nieder, um auszuruhen. Es war ein Moment, der sich in ihre Erinnerungen einprägen würde – nicht wegen großartiger Heldentaten, sondern wegen der kleinen Augenblicke des Friedens, die sie zusammen teilten.
Die Gruppe machte sich wieder auf den Weg, das Licht des späten Nachmittags fiel in sanften Streifen auf den Pfad vor ihnen. Emilia lief leichtfüßig, ihre Gedanken noch immer erfüllt von den Erlebnissen des Tages. Doch plötzlich bemerkte sie einen glatten Stein unter ihren Füßen – ein rutschiger Untergrund, den sie zu spät sah.
Mit einem leisen Quietschen verlor sie das Gleichgewicht und kippte zur Seite. Ash, der dicht bei ihr ging, reagierte blitzschnell und fing sie auf, bevor sie den Boden berührte. Seine Arme hielten sie fest, und für einen Moment standen sie still, beide mit überraschten, aber amüsierten Ausdrücken.
„Du scheinst heute wirklich eine Schwäche für unerwartete Begegnungen zu haben", neckte Ash mit einem schiefen Lächeln, während er sie sanft wieder auf die Beine stellte.
Emilia schnaubte gespielt empört und zog die Augenbrauen hoch. „Vielleicht teste ich nur, ob du schnell genug bist."
„Oh, ich bin schnell genug", erwiderte Ash mit einem Funken in den Augen. „Aber ich muss zugeben, dass das Auffangen deines Falls ein gewisses... Vergnügen ist."
Emilias Wangen wurden leicht rot, aber sie hielt seinem Blick stand. „Vielleicht solltest du dich daran gewöhnen. Wer weiß, was noch passiert."
„Das klingt fast wie eine Einladung", meinte Ash, seine Stimme tiefer, während ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen lag.
Bevor Emilia antworten konnte, mischte sich Gray ein, der das Ganze beobachtet hatte. „Bitte, verschont uns. Sonst stolpere ich noch absichtlich, nur um etwas Aufmerksamkeit zu bekommen."
Die Gruppe brach in schallendes Gelächter aus, und Emilia zog die Schultern hoch, während sie versuchte, ihre Röte zu verbergen. Doch es war kein unangenehmes Gefühl – es war warm und vertraut, wie die Bande, die sie alle teilten.
Der Weg setzte sich fort, und während die Gespräche erneut aufblühten, spürte Emilia die leichte Berührung von Ashs Hand an ihrer Schulter, eine Erinnerung daran, dass sie nicht allein war.
Mit einem letzten Blick auf den Wald, der sich nun voller Leben und Hoffnung um sie ausbreitete, spürte Emilia die Stärke, die in ihrer Gruppe lag. Jeder Schritt, den sie gemeinsam machten, jeder Moment, den sie teilten – es war mehr als eine bloße Reise. Es war der Beginn von etwas Größerem. Die Herausforderungen, die vor ihnen lagen, mochten ungewiss sein, doch sie wussten, dass sie ihnen gemeinsam begegnen konnten. Der Wald hatte ihnen mehr als nur Heilung gezeigt – er hatte ihnen eine Erinnerung geschenkt, die sie für immer miteinander verbinden würde. Und während das Sonnenlicht ihren Pfad erhellte, setzte die Gruppe ihren Weg fort, bereit, dem Unbekannten mit neuer Zuversicht entgegenzutreten.
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