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„Du hast Marcie gesagt, dass ich schwul bin, oder?"

Sie sitzen in Nathans kleiner, bunt vollgestopfter Wohnung und essen gemeinsam zubereitete Linsenburger. John erstarrt, dann fällt ihm auf, wie leicht er das abstreiten kann: Er hat es nicht als Tatsache verkauft!, aber da spricht Nathan noch weiter.

„Und dass wir nicht daten."

Da sieht John aus irgendeinem Reflex heraus auf in Nathans Gesicht, versucht die Emotion zu lesen. Störte ihn das? Dass John das gesagt hat? Hätte er es lieber gehabt, John hätte das Gegenteil behauptet? Oder will er bloß vorsichtig sondieren, wie John tatsächlich zu ihrer Beziehung steht?

Und wie steht John zu ihrer Beziehung?

Mittlerweile muss er sich eingestehen, dass ihre regelmäßigen Verabredungen durchaus als Dating durchgehen könnten. Sie sehen sich bestimmt an zwei Abenden die Woche und sind sogar einmal miteinander Brunchen gewesen. Brunchen.

Aber sie haben nie ein Wort darüber verloren, was das hier ist. Wenn man es aus einer neutralen Perspektive zu betrachten versucht, könnte man es auch immer noch als freundschaftliche Treffen einordnen. Bis auf das Brunchen vielleicht.

John fühlt sich eigentlich ganz wohl mit diesem undefinierten Zwischending. Er kann genießen, dass der Gedanke, es sei etwas mehr als Freundschaft, dieses unerlaubte kleine Bedürfnis befriedigt, das er verspürt, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil er ganz offiziell etwas tut, auf das er sich vorgenommen hat, nicht einzugehen, bevor er nicht Esra gegenüberstünde.

Wieder setzt er zum Sprechen an – was auch immer er sagen soll, wo Nathan doch vor Allem etwas klarstellt – als Nathan noch etwas anfügt.

„Du weißt, dass ich dich mag, oder?" Suchend fliegt Johns Blick über Nathans Gesicht. Natürlich weiß er das, und er mag Nathan doch auch, das ist keine große -  „Ich meine, dass ich in dich verliebt bin."

Johns Augen werden groß und er starrt irritiert auf das unberührte Hefebrötchen. „Nein, das... Also ja, ich..." Denn irgendwie hat er es ja doch bemerkt, oder? Und vermutlich müsste er jetzt sagen, dass es ihm genauso geht, nur...

Hauchzart streichen Nathans Fingerspitzen über Johns Handrücken und dann nimmt er Johns Hand sanft in seine, drückt sie leicht. Mit dieser Rückversicherung fällt es John leichter, aufzusehen in Nathans Gesicht, auf das nachsichtige Lächeln: verständnisvoll, wenn auch ein kleines Bisschen wehmütig.

„Ist schon okay.", sagt Nathan. Und John hört ihn sagen: Ich erwarte nichts. Mach dir keine Sorgen um mich. Mir ist nur wichtig, dass es dir gut geht.

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