16
„Du, John?"
Marcie knabbert an ihren Fingernägeln, als sie sich neben ihm an die Wand lehnt. „Du hast doch 'nen guten Draht zu Nathan..."
Innerlich verdreht John die Augen. Haben sie und Jenny den Neuen nicht gerade erst für eine Weile in Ruhe gelassen? Ist sie immer noch hinter ihm her?
Gut, Jennifer, die unbeschrieben und auf der Suche nach ihrer besseren Hälfte ist, hat die Lüge über die Verbindung zu seiner Mutter vermutlich abgeschreckt. Aber für Marcie, deren Seele ebenfalls mit der eines Verwandten verknüpft ist, ist das vermutlich ein Glücksgriff: So suchen sie beide (scheinbar) nicht nach einer romantischen Beziehung mit Seelenverwandtschaft, bloß nach einem Partner. Vielleicht nicht einmal bis ans Ende ihrer Tage, sondern nur...
Die Vorstellung von Marcie, die Nathan nur für ein paar Stelldichein wollen könnte, unterbindet John schleunigst. Er mag die Kollegin, aber er kann nicht wissen, ob sie es ernst meint. Vielleicht gefällt Nathan ihr nur wegen seiner Schönheit. Immerhin haben sie sich nach ihrem knappen Kennenlernen kaum unterhalten – dass der Grund dafür darin besteht, dass Nathan in jeder freien Minute während ihrer Arbeitszeit mit John zusammensteckt, beruhigt diesen ungemein.
„Denkst du, er sagt ja, wenn ich ihn frage, ob er mit mir ausgehen will?" Marcie wringt nun die Hände vor ihrem Körper. „Immerhin ist er auch mit jemandem aus der Familie verbunden und... jeder braucht doch jemanden, oder?"
John zögert. Sein erster Impuls ist, zu sagen, was er denkt: „Ich denke nicht, dass er mit irgendjemandem verbunden ist. Das hat er wohl nur gesagt, damit du und Jenny ihn nicht weiter belagert. Demnach wäre er von einem Date wohl nicht so angetan, würde ich tippen." Aber es gelingt ihm dann doch, etwas umzudisponieren.
„Ich glaube, er ist schwul. Aber sicher weißt du es nur, wenn du fragst, nicht wahr?"
Seine Worte hallen in ihm nach und er kommt sich grässlich dabei vor, seine Vermutung mit Marcie zu teilen. Immerhin ist das allein Nathans Angelegenheit, geht weder ihn noch Marcie etwas an. Aber kaum, dass Marcie reagiert, verlagern sich Johns Sorgen.
„Oh, schwul?", hakt sie nach. Die Nervosität scheint augenblicklich von ihr abzufallen und ein freches Grinsen bricht aus ihr hervor. „So wie du? Geht ihr aus?" Ihre überschwängliche Anteilnahme scheint den Faux-pas überdecken zu sollen, Interesse an Johns potentiellem Datingpartner geäußert zu haben.
Johns Augenbrauen schieben sich zusammen. Düster. „Wir gehen nicht aus.", erklärt er entschieden. „Und wenn doch, würde mich das noch nicht schwul machen."
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