Kapitel 5 Mari
Die Tränen flossen mir die Wangen herunter, als ich auf der Bank saß.
Mitten auf dem Schulhof.
Ich war nun fast siebzehn Jahre Alt, das Abitur stand nächstes Jahr vor der Türe und ich war innerlich einfach nur leer.
Ich weiß nicht, wie viele Beleidigungen ich mit den Jahren gehört habe, aber es reicht vollkommen aus, um das Verhältnis zu meinem Körper komplett zu zerstören.
Mittlerweile hatte ich sogar Selbstmord Gedanken entwickelt aber wahrscheinlich konnte ich dankbar dafür sein, daß ich so ein großer Angsthase bin, ich konnte mir, egal wie groß diese Gedanken waren, wahrscheinlich niemals das Leben nehmen.
Aber der Gedanke war schon sehr verlockend. Keine Beleidigungen mehr, keine Schikanen.
Tanja kam um die Ecke und sah, wie ich auf der Bank heulte, ich merkte förmlich, wie sich die Atmosphäre veränderte.
Anstatt zu mir zu gehen wie immer, lief sie weiter geradeaus.
Zu der Gruppe, die es auf mich abgesehen hatte.
Oho, das endete nicht gut.
Ich lief zu ihr rüber, war aber zu spät, sie schubste Miriam, die große mit den schwarzen Haaren zu Boden.
"WAS SOLL DAS, DU SCHLAMPE?!" Schrie Miriam.
"Du bist echt gewaltig darauf aus, dass man dir dein eh schon hässliches Gesicht zu Gesichtsgulasch verarbeitet, was?!" fragte Tanja.
Mein Versuch, sie an der Schulter zurückzuziehen, war vergeblich, sie zog sie weg.
Die beiden standen Nase an Nase, sie waren gleich groß, beide gleich reich und beide hatten wenig Angst.
"Leg dich nicht mit mir an Kowalski. Das endet nur vor Gericht."
"Wieso? Weil Daddy beim Richter bläst?"
Ein Raunen ging durch die Schüler drum herum.
"Ich habe nichts dagegen, jeder wie er sich fühlt."
"Tanja, hör auf! " Flüsterte ich.
"Genau, hör auf deine Gossen Freundin."
Das war das Letzte, was Miriam sagte, Tanja schlug so fest zu, dass sie ohnmächtig auf dem Boden lag.
"Jetzt hält sie endlich mal den Mund!" Kommentierte meine beste Freundin.
Wir saßen beide beim Direktor, der sich die Stirn rieb. Tanja begutachtete ihre Fingernägel und kümmerte sich überhaupt nicht darum, dass ein Rettungswagen kam und Miriam mitnahm.
Der Direktor stöhnte ergebend. "Was hast Du dir diesmal dabei gedacht?" Fragte er.
Tanja saß nicht zum ersten Mal hier. "Ach bitte, Herr Weißmüller." Meinen Sie, dass mich das hier interessiert? Kann ich dafür, dass sie bei diesen Kakerlaken nicht durchgreifen?"
"Tanja!" Hörte man meine Stimme.
"Nein, im Ernst Mari."
"Wenn das so weitergeht, dann suspendiere ich sie."
"Oh ein Traum wird wahr!"
Ich packte mir die Stirn.
Tanja ging mit energischen Schritten aus dem Schulgebäude und ich hechtete hinterher.
"Du kannst nicht deine ganze Schulische Laufbahn aufs Spiel setzen!"
"Ach Butterblume, mich interessiert die Schule absolut gar nicht! Du musst aber endlich mal lernen, aus deinem Schneckenhaus herauszukommen, was kann dir denn dabei helfen?"
"Ich will gar nicht aus meinem Schneckenhaus raus! Das ist vollkommen okay so!"
Sie seufzte und packte mir an die Schulter. "Irgendwann, wolltest du Krankenschwester werden, oder?" Du musst lernen, dich durchzusetzen!"
Ich sah zu Boden. "Gern geschehen!"
Nun sah ich zu ihr hoch. "Ich habe doch gar kein Danke gesagt?"
"Ich weiß aber, dass du das denkst!"
"Eigentlich denke ich, dass ich das alles nie wieder gut machen kann."
"Ach natürlich. Ich weiß genau, dass du sowas auch für mich tun würdest!"
"Du bist sehr optimistisch.." Meine Stimme war mehr ein Murmeln und ich trottete hinter ihr her. Sie lächelte Mich an, als sie sich umdrehte. "Irgendwann ist das alles vergessen! Der Müll im Spinnt, so eine dumme Schlampe wie Miriam. Dann sitzen wir Stein alt zusammen und erzählen uns die wildesten Geschichten und vorher haben uns unsere Kinder versorgt, weil wir es nicht mehr schaffen einzukaufen."
"Eigentlich wollte ich im Alter fit bleiben.."
Wir sahen uns an und lachten laut.
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