Geister sind echt praktisch

Legolas schoss einen Pfeil ab, der eigentlich niemandem etwas tun sollte, um die ungeteilte Aufmerksamkeit auf das kleine Grüppchen am Ufer zu lenken. Doch Gimli wollte auch seinen Spaß haben und so pfuschte er in den Schuss, was bewirkte, das aus Versehen einer der Barbaren leblos zu Boden ging. Legolas warf seinem erst vor kurzem neu gewonnenen Freund einen bösen Blick zu, doch wirklich ernst meinte er ihn nicht.
Die Barbaren fanden das nicht so lustig, dass diese Handvoll Leute am Ufer einen ihrer Männer getötet hatten. Aber trotzdem lachten sie diese aus und zückten ihre Messer. Bevor sie jedoch irgendetwas tun konnten, rief Aragorn seine Geisterarmee herbei und ließ sie die Schiffe säubern. Die Barbaren hatten nämlich keine Lust darauf, die Seiten zu wechseln. Naja, das bedeutete dann mehr Platz für die kleine Gruppe der Gefährten und ihre Geister.
Thalia streckte sich genüsslich neben der Schlafenden Econa aus. „Ist das friedliche hier", stellte das Mädchen fröhlich fest.
„Fast schon Idyllisch". Gimli grummelte zustimmend, klang aber wenig begeistert von der Ruhe. Die war ihm wohl zu langweilig.
An sich war es ja auch langweilig, doch diese Langeweile war Thalia nur recht, endlich konnte sie entspannen. Das Mädchen mit den bunten Haare betrachtete den leicht bewölkten Himmel. „Oh, ein Kaninchen". „Nein, die sieht aus wie meine Tante!". „Drache, Hund. Och wie süß, ein Falke". Das und noch vieles mehr gab Thalia von sich, während sie in die Wolken schaute.
Gimli hatte sich kopfschüttelnd abgewandt und spielte mit seiner Axt.
„Mach das Schiff nicht kaputt", mahnte Econa ihn leise. Die Braunhaarige war aufgewacht und setzte sich auf. Sie streckte sich genüsslich und sah sich um. „Hach, schön hier", stellte sie dann fest.
Der Zwerg warf ihr einen skeptischen Blick zu.
„Na, wieder wach? Wie geht's dir?", erkundigte sich Thalia.
„Mein Kopf tut weh und ich hab das Gefühl, ich muss gleich kotzen, sonst ist alles Prima. Was ist überhaupt passiert?", wollte Econa wissen. Das Mädchen hatte nicht den blassesten Schimmer, was ihr die Ohnmacht und die darauf folgenden Kopfschmerzen beschert hatte.
„Naja, du wurdest von einem Stein ausgeknockt", klärte Thalia ihre Freundin auf. „Einem verdammten Stein! Wieso? Ich meine, eine Pfeilwunde überlebst du quietsch vergnügt, aber ein fucking Steinchen KO? Wie kannst du mich gerade wenn es spannend wird einfach alleine lassen?!". Thalia wusste, dass es gerade nicht sehr angebracht war, das ihrer besten Freundin vorzuwerfen. Einerseits weil diese noch immer ziemlich angeschlagen war, andererseits weil die Braunhaarige schlichtweg nichts dafür konnte. Doch bevor Econa sich irgendwie dazu äußern konnte, umarmte die blau-lila-schwarzhaarige sie. „Du hast mir einen mords Schrecken eingejagt. Du hast mir so gefehlt".
Econa erwiderte die Umarmung. „Alles wird gut, jetzt bin ich ja wieder bei mir. Wenn auch mit höllischen Kopfschmerzen".
„Seid ihr bald fertig mit der Gefühlsduselei? Wir sind da", unterbrach Gimli die Freundinnen nicht gerade freundlich.
Augenverdrehend lösten sich die Beiden voneinander. Tatsächlich lagen die Schiffe gut vertäut in einem Hafen voller toter Orks.
„Wann sind die denn gestorben?", wunderte sich Econa.
„Wieso verpass ich immer alles?", beschwerte sich Thalia.
Kopfschüttelnd ging der Zwerg von Bord und gesellte sich zu Legolas und Aragorn, die auf dem Kai standen und warteten. Mit einem seufzen hakte Thalia sich bei Econa unter und verließ mit ihr ebenfalls das Schiff.
„Dürfen wir dieses mal mitkommen?", fragte Thalia.
„Das ist zu gefährlich", wies Aragorn die Frage zurück.
„Aber wir haben Waffen", warf Econa ein und zog demonstrativ ihren Dolch.
„Warte mal, wo hast du den denn her?", wunderte sich Thalia.
„Keine Ahnung, war einfach da". Econa zuckte ahnungslos mit den Schultern.
„Könnt ihr damit überhaupt umgehen?". Gimli wirkte von Econas Aussage nicht sehr überzeugt. Am Ende würden die Freundinnen sich noch selbst, oder noch viel schlimmer, einen aus der übrig gebliebenen Gemeinschaft erstechen.
„Das werden wir dann ja sehen", sagte Thalia nur.
„Woher habt ihr diese Dolche?", wollte Legolas wissen.
„Die? Die hast du uns mal gegeben, weißt du noch? In dieser Seestadt, bevor sie abgefackelt wurde. Wir hatten seitdem leider noch keine Möglichkeit sie wieder zurückzugeben", antwortete Thalia ihm.
„Du hast diesen Kindern Waffen gegeben?", fragte Gimli entgeistert.
„Hey, sollten wir nicht langsam mal los? Der Krieg wartet nicht auf uns und je länger wir hier rum stehen, desto mehr Menschen sterben und desto näher kommt Sauron seinem Sieg", unterbrach Econa das Gespräch, bevor man noch beschloss, die zwei Freundinnen zurückzulassen.
Aragorn, der sich bis jetzt im Gespräch zurückgehalten hatte, nickte zustimmend. „Bleibt bei uns", wies er die Freundinnen an und schon ging es weiter, die Geisterarmee an ihrer Seite.
Mal wieder bewiesen die Geister ihren Nutzen. Die Gruppe der noch nicht toten mussten sich mehr oder weniger mühsam durch die Orks hindurch kämpfen, während die Geister durch sie hindurchzogen wie als wären die Feinde aus Butter. Bald waren die Toten verschwunden und kämpften irgendwo anders.
Legolas und Gimli, die ja in Helms Klamm Freunde geworden waren, spielten wieder ihr Ich-zähle-wie-viele-Feinde-ich-getötet-hab-Spiel. Lustig wurde es dann, als sie auf die bösen Menschen mit den Elefanten trafen. Legolas erledigte Menschen und Tier spielerisch leicht. Dieser Angeber.
„Der zählt trotzdem nur als einer!", rief Gimli dem Elben mies gelaunt zu, der einfach schummeln wollte.
Die Freundinnen hatten während dem ganzen Gekämpfe eigentlich nichts zu tun, da die drei Männer die ganze Arbeit übernahmen. Darum waren sie jedoch auch nicht böse. Thalia reichte es schon, vor zwei Jahren mal einen Ork erstochen zu haben. Das war kein schönes Erlebnis gewesen. Econa sah das genauso. Einmal reichte im ganzen Leben, wobei keinmal noch besser gewesen wäre.

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