Die Höhlen sind sterbenslangweilig und brutal
Die Höhle war wirklich imposant und voll. Die Freundinnen konnten zum Glück noch eine freie Ecke in der Nähe des Eingangs finden.
„Mensch sind das viele hier. Da könnte man glatt meinen, Edoras würde nur aus Kindern, Frauen und alten Knackern bestehen", bemerkte Econa.
„Echo, das klingt falsch... Nein, versuch erst garnicht dich zu verbessern, das macht es nur noch schlimmer". Thalia hob abwehrend die Hände, als ihre Freundin erneut ansetzte etwas zu sagen.
Die restliche Zeit verlief relativ unspektakulär. Die Vorbereitungen auf den bevorstehenden Kampf liefen auf Hochtouren und wie die Elben ankamen, bekamen die Freundinnen garnicht erst mit. Ebensowenig wie die Rückkehr Aragorns. Seltsamerweise hatten es sich wohl alle in den Kopf gesetzt, die Freundinnen in ihrer Ecke festzuhalten. So überrascht es die Beiden, als die Decke über ihnen erbebte - Econa riss es sogar aus dem Schlaf. Als wäre das nicht schon genug, rieselten Staub und winzige Steinbröckchen von der Decke.
„Das ist richtig unheimlich", stellte Econa fest und musterte misstrauisch die Decke über sich.
Das Beben und der dumpfe Lärm schienen kein Ende nehmen zu wollen. Econas Pechsträhne hielt noch immer an dabei hätte das jedem passieren können. Was dem armen, braunhaarigen Mädchen passierte? Sie wurde von einem Stein ausgeknockt. Bei dem ganzen Erzittern der Decke lösten sich, wie schon erwähnt, kleine Steinchen. Einer von denen war etwas größer und traf Econa voll auf den Kopf. Mit einem verständnislosen Blick und einem gemurmelten „Aua" kippte sie um und rührte sich nichtmehr.
„Echo?", fragte Thalia zaghaft und schüttelte ihre Freundin an der Schulter. Diese reagierte nicht. „Echo!". Thalia geriet in Panik und schüttelte das Mädchen heftiger. „Hilfe!", rief sie, doch niemand beachtete sie. Die durch das leise dröhnen und das Beben entstandene Unruhe war einfach zu laut. Erst jetzt besann sich Thalia auf den Erste Hilfe Kurs, den sie letztes Jahr absolviert hatte. „Ganz ruhig Thalia, du schafft das. Atmung überprüfen, stabile Seitenlage, Decke", murmelte das blau-schwarz-lilahaarige. Erst überprüfte sie also Atmung und Puls, dann rollte sie Econa auf die Seite und achtete darauf, dass diese bequem lag. Man kann ja nie sicher genug gehen. Zum Schluss wickelte Thalia ihre beste Freundin in deren Umhang ein.
Nicht lange danach hörten Beben und Dröhnen abrupt auf.
„Ne, oder? Das ist doch jetzt nicht euer Ernst!". Thalia fand das ganze so garnicht lustig. Als hätten die da oben geplant die arme Econa auszuschalten.
In der Höhle herrschte eine Totenstille. Es schien, als hielten alle Menschen dort unten den Atem an. Doch dann dauerte es garnicht mehr lange und der Kampfeslärm drang in die Höhle durch.
„Jetzt geht es los", murmelte Thalia.
Und der Kampf dauerte lange. Wie lange, das konnte Thalia nicht sagen. Ihr Zeitgefühl war ohne Uhr in dieser Höhle hoffnungslos verloren. Irgendwann tat es einen gewaltigen Knall und weitere Steinchen und Staub rieselten von der Decke herab. Da hatten die Orks wohl grad die Mauer gesprengt.
Thalia betrachtete die bewusstlose Econa. Sie machte sich riesige Sorgen um ihre beste Freundin, da diese schon lange kein Lebenszeichen von sich gab, außer dass sie atmete. Allerdings konnte Thalia sich nicht sicher sein, wie lange ihre Freundin ausgeknockt war, denn ihr Zeitgefühl war längst Geschichte.
Irgendwann sammelten sich die Insassen der Höhlen und packten kurz darauf ihre Habseligkeiten zusammen.
Eine junge Frau kam auf Thalia zu. „Ihr müsst eure Sachen zusammenpacken, wir fliehen durch einen Pass in den Bergen", informierte diese das Mädchen mit den gefärbten Haaren.
„Wir gehen nirgendwo hin", widersprach Thalia. „Außerdem ist meine Freundin verletzt. Ich weiß nicht, ob das so gut wäre".
„Ihr müsst mit uns kommen", versuchte es die Frau noch einmal, doch Thalia schüttelte den Kopf. „Wir bleiben hier, das ist besser für sie".
„Ihr könnt nicht hier bleiben!". Die junge Rohanerin ließ nicht locker, obwohl die Freundinnen nichtmal zu ihrem Volk gehörten.
„Wir gehören nicht zu euch, sondern zu den Gefährten". Auch Thalia blieb hartnäckig. Sie konnte es Econa und auch sich selbst nicht antun, mit den Frauen, Kindern und Greisen abzuhauen und so alles weitere zu verpassen. Auch wenn dieser Weg weitaus gefährlicher war.
Die Frau sah ein, dass sie Thalia nicht überzeugen konnte. „Wie ihr meint", sagte sie und kehrte zu den Anderen zurück. Es dauerte noch eine Weile bis die Rohaner schließlich die Höhlen verließen und dem Kampf den Rücken kehrten.
Als sie dann jedoch gegangen waren, fühlte Thalia sich schrecklich einsam. Die bewusstlos Econa war zu ihrem Leidwesen keine wirkliche Gesellschaft. Der noch immer anhaltende Kriegslärm machte die Situation auch nicht besser.
Mit einem komischen Gefühl im Magen sah Thalia sich in der leeren Höhle um, die ihr nun so viel größer vorkam. Dann rollte sie sich neben Econa in ihren Umhang und hoffte auf Schlaf.
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