Wir gehen nie wieder in einen Freizeitpark, verstanden?
„Die wichtigste Frage überhaupt: Hast du zu denen gehört, die uns dauernd loswerden wollten?"
Econa und Fili unterhielten sich schon eine Weile - Minuten, Stunden, Tage, wer weiß, das Mädchen hatte in der Zelle weit weg vom Tageslicht jegliches Zeitgefühl verloren.
„Sag ja nichts falsches", warnte Thalia ihn, die ihre Grübeleien beendet hatte.
Fili sah zu Boden, sagte aber nichts.
„Keine Antwort ist auch eine Antwort, das werte ich mal als ja", bemerkte Thalia und warf ihm einen weiteren bösen Blick zu.
Econa verzog traurig das Gesicht. „Minzie, diese Verräterin! Ich weiß echt nicht, warum sie dich so mochte."
„Minzie?", fragte Fili verwirrt.
Econa schnaubte. „Also echt, du erinnerst dich nichtmal an sie. Ihr wart ein Traumpaar ihr zwei. Wie Legolas und Thorin. Wie Thalia und ich."
„Jetzt übertreibst du aber, Eco. Wenn die 'n Traumpaar wie wir wären, dann hätten sich die zwei mindestens einmal am Tag gestritten", warf Thalia ein.
Fili sah mit offenem Mund zwischen den Freundinnen hin und her.
Ihre Tür wurde aufgeschlossen, Bilbo stand davor und auch schon ein Teil der Zwerge. Die drei Insassen beeilten sich, aus der Zelle rauszukommen, Fili floh regelrecht.
„Gottseidank, du bist unsere Rettung Bilbo." Thalia lächelte den Hobbit erleichtert an.
Sobald der letzte Zwerg befreit war, scheuchte Bilbo sie die Treppe weiter nach unten. Die Zwerge protestierten zwar - einmal zeigten sie wahrlich Intelligenz - aber Thorin drückte sein Vertrauen in den Hobbit aus, deshalb folgten die Zwerge ihm in den Keller.
„Ekelhaft", murmelte Econa. An einem Tisch saßen zwei schlafende Elben, neben ihnen gefüllte Weinkrüge und auch ein paar Weinflecken. Und der Geruch erst.
„Das ist dann wohl der Makel der Elben", bemerkte Thalia und musterte die beiden schlafende abschätzig.
„Econa, Thalia, kommt." Bilbo winkte die beiden Mädchen zu sich und den Zwergen, die sich in leere Weinfässer verkrochen, die abholbereit da standen.
Econa rümpfte die Nase. „Hoffentlich stinken die nicht auch noch nach Wein."
Thalia zog ihre braunhaarig Freundin zu zwei noch leeren Fässern. Mit Econas Hilfe kletterte sie in das obere, Econa schlüpfte dann schnell in das untere.
Alle - bis auf Bilbo - waren in den Fässern verstaut. Gerade rechtzeitig, denn von der Treppe erklangen leise Stimmen und Schritten. Der Hobbit betätigte einen Hebel, eine Luke öffnete sich und die Fässer rumpelten los ins Nichts.
Thalia schrie, als sie nach unten fiel. Econa klammerte sich panisch am Rand ihres Fasses fest. Beide hofften sie, nicht zu sterben.
Mit einem lauten platschen landeten die Fässer im Wasser und glücklicherweise richteten sie sich auf, sodass nur wenig Wasser in ihnen landete und niemand ertrinken musste.
„Wir warten noch auf ihn", antwortete Thorin gerade leise. Er meinte wohl Bilbo, der ja noch oben war.
Ein weitere Platschen ertönte. Das war dann wohl Bilbo.
„Weiter", befahl Thorin leise.
Die Fässer kamen in Bewegung. Bis jetzt wurden sie wohl irgendwie von den Zwergen aufgehalten. Die Freundinnen konnten das nicht richtig ausmachen, erstens war es dunkel, zweitens waren sie gerade mit wichtigerem beschäftigt. Sie bedankten sich dafür, noch am Leben zu sein - bei wem auch immer.
Mal schneller, mal langsamer wurden die Fässer von der Strömung durch den Fluss getragen. Die Dunkelheit um sie herum wurde dabei ganz leicht heller, bis man wieder den Vorderzwerg sehen konnte. Schließlich erschien nach einer Biegung ein greller weißer Fleck vor ihnen.
„Das Licht am Ende des Tunnels!", rief Thalia erleichtert.
„Nein, das ist ein unerträglicher Ohrwurm...", murrte Econa, der sofort das Lied aus Starlight Express durch den Kopf ging.
Sie trieben auf den Lichtfleck zu und waren bald raus aus dem unterirdischen Felstunnel. Die Freundinnen kniffen gegen die Helligkeit die Augen zusammen.
„Ich glaub ich erblinde gleich", bemerkte die braunhaarige der beiden.
Die mit dem lila Haar schüttelte den Kopf. „Das wagst du gar nicht. Stell dir vor, du müsstest den Zwergen wortwörtlich blind folgen. Wenn sie dich nicht einfach irgendwo sitzen lassen würden."
„Okay, dann lieber nicht." Langsam öffnete Econa ihre Augen, die sich schnell wieder an das Tageslicht gewöhnten. „Oh, hey Bilbo." Sie hatte den Hobbit entdeckt, der sich an Thalias Fass festklammerte.
Bilbo nickte ihr zu.
Um sie herum kam Unruhe auf. Nicht weit vor ihnen befand sich ein Tor im Wasser, darüber standen Elben, die es wahrscheinlich jeden Moment schließen würden. Das taten sie auch nach einem kurzen Befehl.
Am Ufer vor dem Tor tauchten Orks auf und schossen fröhlich auf die Elben, welche völlig von den Zwergen eingenommen waren.
„Das sind doch echt Idioten. Nur weil ein paar Zwerge ausbrechen, achten die auf nix und niemand andres mehr." Econa schüttelte verständnislos den Kopf.
Am Anfang ihrer Fasskolonne dozte das erste Fass gegen das Tor. Die Orks überrannten die Elben, die sich jetzt auch noch um zwei dinge gleichzeitig kümmern mussten.
Thalia legte nachdenklich den Kopf schief. „Naja, überleg mal. Wenn dir deine Gefangenen weglaufen, auf die du auch so schon stinkwütend bist, da würdest du die doch auch wieder einfangen wollen. Mal davon abgesehen, dass der Ausbruch dein Ansehen schmälert."
Econa überlegte. „Das stimmt. Aber man kann ja trotzdem noch auf die Umgebung achten. Immerhin sind wir hier in einem Wald voller riesiger Spinnen und angeblich auch riesiger Eichhörnchen", meinte das braunhaarige Mädchen.
Die Elben begriffen endlich die Situation und schlugen auf die Orks ein. Auch das letzte Fass kam an und alle lagen gedrängt unter dem breiten, aber niedrigen Torbogen.
Kili bekam die brillante Idee, aus seinem Fass zu klettern und zu den toten Elben aufs Tor zu klettern, um es wieder zu öffnen. Das klappte insofern, bis Kili von einem Ork angeschossen wurde, kurz bevor er den rettenden Hebel erreichte.
„Oh nein, der arme", flüsterte Thalia mitfühlend.
Doch Kili wäre nicht Kili, wenn er nicht weiter kämpfen würde. Unter großer Anstrengung legte er den Hebel um und ließ sich wieder in sein Fass fallen, bevor dieses davon schwamm, wobei er irgendwie auch noch den Pfeil aus seinem Bein raus bekam.
Econa und Thalia zuckten zusammen. Das sah so schmerzhaft aus, das sie es regelrecht selbst fühlen konnten. Aber der Schmerz hatte sich gelohnt, denn die Fässer wurden von dem Fluss weitergetragen und entfernten sich von der Heimstatt der Elben. Blöderweise folgten ihnen die Orks und auch unser Lieblingselb Legolas. Der Sprang fröhlich am Ufer herum und einmal auch über die Köpfe der Zwerge, was echt witzig aussah.
Econa seufzte neidisch. „Wie kann man dabei noch die Orientierung behalte und Orks umlegen? Das ist doch einfach unfair, dass Elben so talentiert sind."
Thalia grinste. „Er ist halt ..."
„Wag es ja nicht, das auszusprechen!", unterbrach Econa sie.
„Schon gut." Das Mädchen mit dem lila gefärbten Haar hob abwehrend die Hände.
Die Zwerge kämpften von ihren Fässern aus gegen die Orks, während Legolas sein Unwesen mitten unter ihnen trieb. Andere Elben waren nichtmehr zu sehen. Feiglinge.
Bald wurden die Orks genug dezimiert, sodass die Gemeinschaft sie hinter sich ließ und bald wieder friedlich mit der Strömung des Flusses dahin dümpelte.
Das Ufer wurde flacher und die Zwerge fanden einen geeigneten Platz, um endlich aus den Fässern raus zu kommen, die schon mehrere Zentimeter hoch mit Wasser gefüllt waren.
„Mann, ist mir schlecht", murmelte Econa. Mit zittrigen Beinen stand sie am Ufer, ihr Magen rebellierte. Sie wandte sich ab und erbrach sich in einen nahestehenden Busch.
Thalia verzog das Gesicht. Ihr war auch übel, aber ihren Mageninhalt behielt sie für sich. Sie legte ihrer besten Freundin mitfühlend eine Hand auf die Schulter.
„Schade um Beorns gutes Essen", bemerkte Econa. „Aber nicht schade um das ekelhafte Flusswasser." Von dem hatte sie reichlich geschluckt, als sie ins Wasser fielen und an etwas unruhigeren Stellen des Flusses.
Thalia zog eine Packung Taschentücher aus der Hosentasche, die tatsächlich nicht ganz aufgeweicht waren, und hielt eins Econa hin. Die nahm es dankend an und wischte dich über den Mund. Dann warf sie es in den Fluss und sah zu, wie es verschwand.
„Ich hab keine Lust mehr. Dauernd fallen wir irgendwo runter und sterben fast", jammerte sie dann.
„Aber es gab doch auch lustiges"
„Und was?"
„Also ...", begann Thalia und dachte dann angestrengt nach.
„Siehst du." Econa ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder und stützte niedergeschlagen den Kopf in die Hand.
„Bei den Elben in Bruchtal war's doch ganz lustig", sagte Thalia schließlich. „Und in Beorns Haus war es doch auch nicht schlecht."
„Hm ... ja, hast recht", stimmte Econa zögerlich zu.
Nach einer kurzen Pause, raffte sich die Gemeinschaft wieder auf, um weiter zu gehen. Eine Gestalt auf einem Hügel vor ihr, die mit gespannten Bogen auf sie zielte, hielt sie jedoch davon ab, weiter zu gehen.
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