Vertraut einfach dem Meisterdieb
Am nächsten morgen erwachte Thalia angenehm ausgeschlafen mit den ersten Sonnenstrahlen. Sie hatte erstaunlich gut und frei von jeglichen Träumen geschlafen. Anders erging es Econa. Obwohl diese schon geschlafen hatte, bevor Fili und Kili ihre Geschichte über die Orks vertiefen konnte, hatte sie von den bösen Monstern geträumt, die sie essen wollten. Und das, obwohl Econa ihnen bergeweise Lasagne anbot.
Die Zwerge rührten sich ebenfalls langsam. Also eigentlich rührten sich nur Thorin, Dwalin und einer von den dreien, die ähnlich klingende Namen hatten. Die anderen Zwerge waren erstaunlich schnell geweckt. Dwalin haute mit seiner Axt gegen einen Schild, worauf ein ganz grauenvoller Ton erklang.
„Uah, igitt. Mach diesen verdammten Ton aus!", schrie Thalia den Zwerg an. Der misstönende Ton bereitete dem Mädchen mit den lila Haaren Kopfschmerzen.
„Thalia, das ist kein Handy, das man einfach so gegen die Wand werfen kann, genauso wenig wie ein Wecker. Es ist eher wie mit einer Klangschale, der Ton muss ausklingen", belehrte Econa ihre Freundin.
Thalia schnaubte abfällig. „Mir egal, ich klatsch auch diesen Klangschalenschild an die Wand, wenn's sein muss."
„Das hätte den selben Effekt, wie wenn man eine Axt dagegen haut."
„Dann schmelz ich ihn halt ein, mir egal. Hauptsache er gibt endlich Ruhe", grummelte Thalia und wickelte sich demonstrativ fester in ihre Decke.
„Es geht los, packt eure Sachen zusammen!", rief ein Zwerg. Sogleich packten sie alle mehr oder weniger begeistert ihre sieben Sachen. Econa und Thalia mussten nichts packen, denn die Decken hatten sie sich geliehen und sonst hatten sie nichts bei sich außer den Klamotten an ihrem Leib.
Weiter ging es und noch immer mussten die Freundinnen sich ein Pony teilen.
„Ich glaube, ich nenn dich Muffin", sagte Econa.
„Hä?", machte Thalia verwirrt.
„Das Pony, es sieht aus wie die Milka-Muffins von meiner Mutter. Mmh, da krieg ich direkt hunger."
„Nein, du darfst das Pferd nicht essen. Hättet du halt was zum Frühstück gegessen", wies Thalia ihre Freundin zurecht.
„Igitt, nein, das arme Tier. Außerdem, das Essen von den Zwergen ist sicherlich schon älter, als es das MHD erlaubt", verteidigte sich Econa.
„Das MHD ist nur eine Richtlinie und bedeutet nicht, dass das Nahrungsmittel nur bis zu diesem Tag genießbar ist."
„Bist du Wikipedia oder was?"
„Nein, aber meine Mutter hat mich gut erzogen."
„Verfluchtes Dreckswetter!", rief Econa. Ein tropfen Wasser war in ihrem Auge gelandet und noch mehr fielen auf Haar und Kleidung.
„Schrei nicht so, ich bin nicht Taub", brummelte Thalia.
„Dann hör auf, mir dauernd ins Ohr zu niesen!"
„Noch ein Wort und ich schmeiß dich vom Pony", drohte das lilahaarige Mädchen mit den zügeln des Ponys in der Hand.
„Muffin."
„Econa."
„Bin ja schon still."
Der Regen wurde stärker und die fröhlichen Gespräche und Gesänge der Zwerge verstummten nach und nach.
Einer der Zwerge wandte sich an Gandalf: „Könnt Ihr nicht machen, dass der Regen aufhört?"
„Es regnet. Das wird so lange tun, bis es wieder aufhört", sagte Gandalf gut gelaunt. Ihn schien der Regen nicht zu störe. Er hatte aber auch einen Hut und einen Umhang, die ihn etwas vor dem Regen schützten.
„Sehr weise. Da könnte ich auch gleich ein Biologiebuch lesen, das hätte den selben Effet", murmelte Thalia.
„Geografiebuch", warf Econa ein.
„Ist doch das Selbe."
„Nein, ist es nicht. Geografie beschäftigt sich mit der Erde, dem Klima, dem Wetter und Biologie..."
„Mit den Dinos, schon klar", unterbrach Thalia ihre Freundin.
„Lebewesen."
„Sag ich doch."
„Ach, vergiss es einfach." Econa schüttelte den Kopf. Glück für Thalia, dass sie vor Econa saß und diese somit nicht das Lächeln auf dem Gesicht des lilahaarigen Mädchens sehen konnte.
Gegen Abend klarte der Himmel auf und der Regen wurde schwächer, bis er schließlich ganz aufhörte. Die Zwerge machten einen Lagerplatz ausfindig und kaum das man sich dort niedergelassen hatte, verkrachten sich Gandalf und Thorin so sehr, dass der Zauberer eine Auszeit von den Zwergen brauchte. Als Bilbo fragte, wo er den hin wolle, antwortete Gandalf, dass er sich nur mit dem umgebe, der noch bei klarem verstand sei. Nach weiterem nachhaken fand man heraus, dass der Zauberer sich dabei selbst meinte. Econa und Thalia empörte das, denn schließlich waren es ja nur die Zwerge, die verrückt waren, sie selbst und Bilbo waren noch bei klarem Verstand.
Es wurde dunkel. Fili und Kili stellte man dazu ab, nach den Ponys zu sehen. Der Rest machte sich etwas zu essen. Irgendeine Suppe, bei deren Geruch allein sich schon Econas Nackenhaare vor Widerwillen aufstellten. Das würde sie sicher nicht essen. Auch Thalia war dem Essen sehr abgeneigt.
Als alle Zwerge mit Essen versorgt waren, schickte man Bilbo den Pferdewächtern hinterher, dass die auch etwas hatten und nicht verhungern mussten.
„Oh nein, der Arme. Jetzt schicken sie ihn doch zu den Trollen, dass er die Ponys befreit", bemerkte Econa und sah dem Hobbit mitleidig hinterher.
„Besser er als wir", meinte Thalia. Sie hatte eher weniger Lust darauf, von den Trollen beinahe getötet und gegessen zu werden.
„Hm", machte Econa nachdenklich. „Ja, wir sollten lieber hier bleiben. Mit etwas Glück und gesundem Zwergenverstand lässt man uns hier, dann passiert uns schon nichts." Dem braunhaarigen Mädchen gefiel der Gedanke an Schlaf. Den würde sie nämlich nicht haben, wenn sie bei den Trollen war.
Thalia verzog nachdenklich das Gesicht. „Aber dann verpassen wir doch alles spannende. Wieso sind wir denn mitgegangen, wenn wir uns verkriechen wenn's spannend wird?"
Econa zuckte mit den Schultern. „Ich kann gut darauf verzichten als Trollfutter zu enden."
Fili und Kili kamen aus dem Gebüsch gerannt und unterbrachen die Diskussion der Freundinnen. „Trolle haben unsere Ponys und Bilbo haben wir vorgeschickt um sie zu befreien. Wir müssen ihm helfen!", berichtete Kili keuchend. Fili nickte bekräftigend.
Schnell war Thorin bei ihnen und schmiedete einen Plan. „Ihr kommt mit."Der Zwergenkönig sah einen seiner Gefolgsleute nach dem anderen an. Dann fiel sein Blick auf die Freundinnen. „Ihr bleibt hier."
Damit konnten die zwei leben. Während die Zwerge nun also auf Rettungsmission aufbrachen, wachten die Mädchen über das verlassene Lager. Am Ende kam noch jemand vorbei und ließ etwas mitgehen, das wäre nicht so super.
Lange Zeit verging, in der nichts zu hören war, als die nächtlichen Geräusche des Waldes. Es war sehr friedlich, doch die Freundinnen konnten vor lauter Aufregung und Sorge nicht schlafen. Wann kam endlich Gandalf und rettete die Zwerge? Diese Frage geisterte den Beiden durch den Kopf.
Da, endlich näherte sich Hufgetrappel, das musste doch Gandalf sein. Wenig später erschien der Zauberer auf der Lichtung und blickte sich suchend um. Als er die Freundinnen entdeckte, stieg er von seinem Pferd und marschierte auf sie zu. „Wo sind die Zwerge?", erkundigte er sich.
„Retten die Ponys und Bilbo vor den Trollen. Obwohl, wahrscheinlich sind sie inzwischen von den Trollen gefangen oder so. Sie sind schon länger weg", erklärte Thalia ihm hilfsbereit.
Gandalf fluchte leise und lief grummelnd davon.
„He, du weißt doch garnicht, wo du hin musst!", rief Econa ihm hinterher. Sie hatte sich tatsächlich gemerkt, in welche Richtung die Zwerge verschwunden waren und Gandalf schlug nicht diese Richtung ein. „Sie sind nämlich da lang." Econa deutete gerade aus zwischen die Bäume. Gandalf lief wortlos in die ihm angewiesene Richtung.
„Sollten wir ihm folgen?", fragte Thalia.
„Wieso? Wir haben eh alles verpasst und es ist bestimmt nicht sehr spannend, wie die Trolle versteinern", meinte Econa.
„Aber die Höhle. Vielleicht finden wir da ja was schönes", beharrte Thalia.
Econa seufzte. „Na schön, wenn du in die miefende Trollhöhle willst, dann gehen wir halt."
Thalia grinste triumphierend, zog ihre beste Freundin auf die Füße und schlug dann den Weg ein, den der Rest der Gemeinschaft auch begangen hatte. An dessen Ende fanden sie ein Lagerfeuer, um das drei Trolle saßen, die an einem Spieß fröhlich Zwerge brutzelten. Aber nicht alle, ein Teil lag etwas entfernt gut verschnürt auf einem Haufen. Die Trolle diskutierten wohl gerade mit Bilbo, denn dieser Stand aufrecht, wenn auch in einen Sack gesteckt, vor ihnen und die Trolle sahen ihn alle drei an. Dann konnte Gandalfs Rettungsaktion nichtmehr fern sein. Wo steckte der graue Zauberer überhaupt?
Im Schatten der Bäume warteten die Freundinnen ab, was weiter geschah. Da! War da nicht gerade ein schwarzer Schatten über den Steinbrocken auf der anderen Seite der Lichtung gehuscht? Und wurde nicht der Himmel ein bisschen heller?
„Der Tag soll euch treffen!", erscholl Gandalfs Stimme über die Lichtung. Kurz darauf brach der große Stein entzwei und man sah den Schatten noch rechtzeitig den Fels verlassen. Sekunden später waren die Trolle in Sonnenlicht gebadet und verwandelten sich unter Gejammer und Gefluche in massiven Stein. Die Zwerge jubelten, sie waren gerettet.
-~-
Dies ff ist nun beendet, was bedeutet, dass in den nächsten Tagen die restlichen Kapitel veröffentlichen werden.
Ich hoffe, sie gefallen euch.
Lg
Echo
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