Venedig 2.0

Da die Gemeinschaft - bis auf Bilbo - unbewaffnet war, schnappte sich einer der Zwerge einen dicken Ast, der neben ihm auf dem Boden lag. Kaum hatte er ihn gehoben, schon steckte ein Pfeil drinnen.

„Wow, der ist echt schnell. Ob der bei den Elben in lehre war?", flüsterte Econa ihrer besten Freundin zu.

Diese zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist er auch einfach nur talentiert."

Die Zwerge schlappten auf unseren Bogenschützen zu, um mit ihm zu verhandeln. Einer der Zwerge murmelte, man solle ihn einfach niederschlagen und sein Boot nehmen, das ganz in der Nähe lag, doch Thorin und Balin waren strikt dagegen.

Man versammelte sich auf dem Boot, schloss eine Abmachung und raffte das Geld zusammen. Als nur noch ein paar Münzen fehlten, sah man aufmerksam in die Runde.

Thalia hob abwehrend die Hände. „Uns braucht ihr nicht so anzuschauen, wir haben kein Geld." Sie deutete auf Econa und sich selbst.

Schlussendlich konnten sie doch den geforderten Preis zusammenkratzen und waren nun endgültig pleite. Die Elben hatten den Zwergen zwar alle möglichen Waffen und Gegenstände abgenommen, ihr Geld anscheinend aber nicht.

Der Bogenschütze, er stellte sich als Bard vor, sackte das Geld schleunigst ein und stieß dann sein Boot von Ufer ab und stach in See. Oder eher in Fluss, der See kam erst noch.

Nebel zog auf, je weiter sie auf den See vordrangen und bald waren sie vollständig in Nebel gehüllt.

„Ist das ekelhaft", bemerkte Econa bibbernd. Die Nässe drang durch die Kleidung und war einfach nur kalt.

Irgendwann hielt Bard sein Boot an einem Steg an. Er befahl der Gemeinschaft, sie sollte sich in den Fässern verstecken. Nach einigen Protesten folgten die Zwerge. Bilbo und die Freundinnen kletterten einfach in die Fässer.

Bard redete mit einem Mann, sie gaben sich die Hand und wenig später wurden die Fässer aufgefüllt. Fische regneten auf die Fässer herab.

„Ist das ekelhaft", murmelte nun Thalia naserümpfend und machte sich so klein wie möglich um so wenig Kontakt zu den Fischen zu haben, wie nur ging. Doch diese waren überall.

Econa unterdrückte ihren Würgereiz. Die Fische waren wirklich ekelhaft. Einige Zwerge schimpften leise. Ruckend setzte sich das Schiff wieder in Bewegung.

Sie dümpelten dahin, bis sie ein weiteres mal anhielten. Diesmal schienen sie am Ziel angekommen zu sein. Durch Holz und fische drangen dumpfe, sich streitende Stimmen zu den Freundinnen durch, dann er klangen Schritte auf dem Holz und wenig später platschte etwas ins Wasser. Wieder stritt jemand, das platschen hörte auf und die Schritte entfernten sich vom Schiff. Es dauerte dann noch ein paar Momente, bis dis Fässer der Mädchen umgestoßen wurden.

Econa konnte sich nicht schnell genug aus den vielen toten Fischen heraus kämpfen. „Das war ja mal sowas von widerlich. Nie wieder mach ich sowas mit, nie wieder!", rief sie aufgebracht und stolzierte vom Boot.

Thalia eilte ihrer Freundin hinterher und hielt sie auf. „Hey, warte. Ich finde das zwar genauso schlimm wie du, aber wenn wir jetzt abhauen, dann gehen wir hier verloren."

Das braunhaarige Mädchen warf seiner Freundin einen bösen Blick zu. „Ich bin da fast gestorben!"

„Ich doch auch, Eco, ich auch. Aber wir dürfen hier nicht einfach weg laufen", versuchte Thalia es wieder.

Econa machte sich von ihrer besten Freundin los und stapfte weiter. „Schlimmer als Venedig kann das hier nicht sein", grummelte sie.

Thalia verdrehte die Augen. „Wärst du nicht meine beste Freundin, ich würde dich hier vergammeln lassen!" Sie eilte Econa wieder hinterher, hinein in die Tiefen der Seestadt.

Keiner beachtete die zwei fremden Mädchen, die da ziellos über die Stege stapften. Die braunhaarige vorauslaufend, die lilahaarige hinterher eilend.

An einer verlassenden Stegecke blieb Econa schwer atmend stehen. Thalia holte sie endlich ein.

„Bist du verrückt? Du kannst hier doch nicht einfach drauf los laufen!", schimpfte Thalia. „Wir haben weder Google-Maps, noch ne Straßenkarte. Wir werden hier nie wieder raus finden."

Econa schüttelte den Kopf. „Ganz ruhig, so groß ist diese Stadt doch garnicht. Wir müssen nur geradeaus laufen, dann kommen wir schon raus."

Thalia schnappte sich Econa und lief mit ihr im Schlepptau los. „Wenn uns was passiert, bist du dran schuld", versprach sie grimmig.

Ihre braunhaarige Freundin schüttelte nur den Kopf. „Sei nicht so pessimistisch."

Sie liefen eine ganze Weile über die Stege. Mal waren sie breit, mal ganz schmal. Mal waren viele Menschen da, mal waren die Wege wie ausgestorben.

„Na toll, es wird dunkel und wir wissen nichtmal, wo wir hin müssen", grummelte Thalia.

Die Freundinnen liefen wieder los, Thalia wütend voraus, Econa etwas betroffen hinterher. Sie bogen ab, überquerten Brücken, liefen ziellos umher. Bis sie auf eine bekannte Gestalt trafen, die ihnen ein Messer vor die Nase hielt.

„Ihr schon wieder." Legolas ließ seine Messer sinken. „Wo sind die Zwerge?"

Thalia zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Keine Ahnung. Dank ihr", sie warf einen bösen Blick auf Econa, „haben wir sie verloren."

Econa senkte betroffen den Kopf. Ihr wurde bewusst, wie dumm sie gehandelt hatte.

Legolas musterte die Beiden. „Ihr solltet hier nicht alleine sein", bemerkte er.

Thalia nickte zustimmend. „Dunkle Gassen, böse Männer, schon klar. Ich wollte hier auch nicht alleine rumlaufen." Ein weiterer böser Blick flog zu Econa.

Das Mädchen mit dem braunen Haar hob abwehrend die Hände. „Schon klar, ich hab's verstanden. Ich bin daran schuld, dass wir uns verirrt haben. Könntest du jetzt bitte damit aufhören, es ihm unter die Nase zu reiben? Wieso machst du das überhaupt?"

„So halt. Wem soll ich es denn sonst erzählen?", fragte Thalia.

„Still." Legolas hob warnend die Hand und lauschte. Die Mädchen hielten den Mund.

Ohne ein Wort lief Legolas los.

Mir offenem Mund sah Thalia ihm hinterher. „Was war das denn? Erst sagt er, wir sollen hier nicht alleine rumlaufen, dann haut er einfach ab."

Nach einer gefühlten halben Stunde kam Legolas wieder. Der Elb sah sie verwirrt an.

„Ihr seid noch hier?"

Thalia verdrehte die Augen. „Wir haben uns verirrt, wie schon gesagt ... Holy shit!" Erschrocken starrte sie an dem blonden Elben vorbei auf einen Ork, der in der Gasse hinter ihm auftauchte.

Legolas verstand zwar nicht, was Thalia gesagt hatte, drehte sich aber um. Diese könnte schwören, dass der Elb in diesem Moment leise auf elbisch fluchte. Er wandte sich wieder zu den Mädchen um, drückte ihnen seine Messer in die Hand und rannte dann mit gezogenem Schwert auf den Ork zu, der wenig später seinen Kopf verlor.

Thalia wandte ihren Blick ab, nur um zu sehen, dass hinter ihnen drei Orks aufgetaucht waren. Sie tippte Econa auf die Schulter und deutete zu den drei Scheusalen. Hinter sich hörten sie, wie noch mehr Orks kamen und Legolas mir ihnen kämpfte.

„Das ist nicht gut", bemerkte Econa, als der mittlere der Orks auf die Mädchen zukam, ein siegessicheres Grinsen im Gesicht.

Reflexartig hob Thalia das Messer, dass Legolas ihr kurz zuvor in die Hand gedrückt hatte. Doch der Ork kam gar nicht bis zu ihr und Econa.

Legolas stürmte vorbei und stürzte sich auf den Ork. Eine große Prügelei entbrannte zwischen den Beiden. Schließlich schubste der Ork den Elben gegen einen Pfosten und verschwand hämisch grinsend mit seinen Kumpanen.

„Du blutest", bemerkte Econa und deutete auf Legolas' Gesicht.

Irritiert wischte sich der Blonde über die Nase und starrte das Blut an seinem Finger an.

„Tja, Elben sind auch nur sterbliche", kommentierte Thalia. „Was machst du eigentlich wieder hier? Wolltest du nicht zu den Zwergen?"

„Dort war ich", bestätigte Legolas.
„Und?"
„Und was?"
„Du warst bei den Zwergen, jetzt bist du hier. Da darf man doch wohl mal nachfragen."
„Nachfragen hätte ich das jetzt nicht genannt, Lia", meinte Econa.
„Wieso nicht? Du hättest gewusst, was ich meine."
„Ich kenn dich ja auch schon seit ... vielen Jahren."
„Seit sechs", berichtigte Thalia.

„Darüber könnt ihr später noch reden, wir sollten aus dieser Stadt verschwinden", drängte Legolas und unterbrach somit das Gespräch der Freundinnen.

Die Blicke der beiden Mädchen schossen zu dem Elben.

„Wieso?", hakte Thalia nach. Die wusste zwar, dass bald der Drache kommen würde - irgendwo in ihrem Gehirn war diese Information jedenfalls gespeichert -, jedoch wusste sie nicht, wieso Legolas jetzt schon wieder abhauen wollte.

„Die Zwerge sind weg. Die meisten von ihnen. Das kann nichts gutes bedeuten", erklärte sich der Elb.
„Wirklich? Ich dachte, die sind erst ein paar Tage hier, bevor sie weiterziehen", wunderte sich Econa.
„Anscheinend nicht", stellte Thalia fest.
Econa überlegte. „Aber auch wenn die schon weg sind, dann kann doch Smaug noch gar nicht kommen. Die müssen ja erstmal den Berg rauf und so."
Ihre lilahaarige Freundin nickte zustimmend. „Ja. Aber was macht dann Legolas hier?", wunderte sie sich. „Und die Orks. Die kamen doch auch erst später. Außer wir wären Tage lang durch dieses Kaff geirrt."

„Ihr solltet wirklich gehen", sagte Legolas wieder.

Thalia hob die Hand. „Sei mal kurz still, wir müssen nachdenken."

„Hey, du warst doch eben bei den Zwergen. Kannst du uns hinbringen?", fragte Econa den Elben.

Der sah nicht so aus als wolle er, doch er nickte.

„Gut." Econa klang zufrieden.
„Was hast du vor, Echo?", wollte Thalia wissen.
„Wir gehen zu den übrigen Zwergen. Und dann warten wir."
„Okay." Thalia war nicht sehr überzeugt vom Plan ihrer Freundin. „Dann bring uns hin, Legolas."

Der Elb nickte und lief voraus in die Gassen der Stadt auf dem See hinein. Die Freundinnen folgten ihm schnellen Schrittes, denn Legolas hatte ein ganz schön schnelles Tempo drauf mit seinen langen Beinen.

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