... und ein paar (wütende) Elben

Als Thalia aufwachte, war alles um sie herum weiß. Jetzt bin ich wirklich im Himmel, dachte sie. Ein ziemlich klebriger Himmel, doch ihr langsames Hirn dachte sich nicht viel dabei.

„Ich fühle mich wie auf Drogen." Econas stimme drang leise an Thalias Ohr.
„Du warst noch nie auf Drogen."
„Aber ich stell's mir so vor."

Thalia seufzte. Econa folgte ihr aber auch überall hin. Nach Mittelerde, in den Himmel, einfach überall. Fehlte nur noch, dass sie beide in Hogwarts landeten, dann würde Thalia durchdrehen.

Eine schattenhafte Gestalt tauchte vor Thalia auf und wenig später stürzte Thalia durch die Äste dem Boden entgegen. Blöde Schwerkraft. Der Aufprall war nicht gerade sanft und Thalias Arm fühlte sich an, als wäre er ein weiteres mal gebrochen. Blöde Mittelerde. Warum schnitt Bilbo sie auch einfach los! Thalias Hirn spuckte Fakten aus, die sie gar nicht wusste zu wissen.

„Eco, mein Hirn dreht grad durch!", rief sie verzweifelt und versuchte, die Hände gegen die Schläfen zu pressen, um ihre Gedanken zu sammeln. Das klebrige Zeug machte dies jedoch ziemlich schwer und Thalia musste viel kraft aufwenden, um ihre Hände überhaupt einen Zentimeter zu bewegen.

Econa war noch so benommen, dass sie gar nicht wirklich registrierte, was um sie herum passierte. Irgendwann zerschnitt jemand das weiße klebrige Zeug, dass sie gefangen hielt und sich als Spinnengewebe herausstellte. Die Zwerge hatten sie doch tatsächlich einmal nicht vergessen. Andererseits lag die Vermutung nahe, dass die Zwerge sie in den Kokons aus Spinnweben nicht von den anderen Zwergen unterscheiden konnten.

Neben Econa kämpfte sich Thalia aus den Spinnweben und als die Freundinnen endlich nebeneinander standen, hingen noch etliche Fetzen an Kleidung und Haar. Wirklich sehr ekelhaft.

Die Spinnen kamen wieder, doch diesmal waren die Zwerge vorbereitet. Sie stellten sich in einem schützenden Kreis um Thalia und Econa und schlugen auf die Biester ein, die sie wieder einwickeln wollten. Nach einer Weile flogen rettende Pfeile aus dem Dickicht des Waldes und bald waren alle Spinnen tot oder vertrieben.

Die Zwerge wollten gerade weiterziehen, da verstellten ihnen eine Horde hochgewachsener Männer und Frauen den Weg und hielten ihnen gespannte, mit Pfeilen bestückte Bogen unter die Nase. Thalia und Econa hoben die Hände und fühlten sich ein wenig wie Verbrecher. Die Zwerge standen mit grimmigen Gesichtern da, die Waffen fest umklammert, sahen aber ein, dass der Kampf aussichtslos war. Langsam legten sie ihre Waffen auf den Boden und hoben ebenfalls die Hände, die Elben nahmen sie in ihre Mitte und eskortierten sie - geführt von unserem Lieblingselben Legolas - durch den Wald.

„Auch wenn die Elben hier uns nicht gerade wohl gesinnt sind, ich fühle mich irgendwie ganz sicher zwischen ihnen", flüsterte Econa ihrer besten Freundin zu.

„Joa, schon." Thalia  hörte Econa nicht genau zu, sie war zu sehr damit beschäftigt die vielen Waffen der Elben zu betrachten und sich zu wünschen, auch so ein cooles Schwert oder so einen netten Dolch zu besitzen.

Econa musterte die Elben. Aus der Nähe waren sie noch größer, schöner und perfekter und nichts schien ihnen etwas antun zu können. Grauenvoll, wie das Mädchen fand. Ihr Blick wanderte zu den Zwergen, die noch grimmiger dreinblickten und manch einer auch unglücklich.

Sie erreichten die Heimstätte der Elben. Ein wahrlich imposantes Bauwerk - zumindest von innen. Schmale, hohe Gänge, weite, tiefe Hallen, hell erleuchtet und gleichzeitig auch duster.

„Warum haben die Elben eigentlich immer so imposante, viel zu schöne Bauwerke? Eigentlich sind doch die Zwerge die Meister wenn es um Stein geht", fragte sich Econa.

„Es sind Elben", antwortete Thalia schulterzuckend.

„Hmpf. Du klingst schon wie Legolas. Vielleicht seid ihr ja die verschiedenen Entwicklungsstufen des selben Pokémons. Ich-bin-ein-Elb und es-sind-Elben. Vielleicht solltet ihr mal gemeinsam Essen gehen oder so, wo ihr doch so ähnlich seid", grummelte Econa.

„Hä? Was ist denn mit dir los?"
„Gar nichts!"

Die Blicke aller umstehenden landeten auf ihr, denn Econa erdreiste sich doch wahrhaftig, den großartigen Elbenkönig Thranduil zu unterbrechen, den sie nichtmal bemerkt hatte und selbst jetzt nicht bemerkte.

„Ne, is klar. Deswegen kackst du mich auch grundlos an", erwiderte Thalia, der dies ebenfalls noch nicht aufgefallen war.
„Bist du blöd? Mach ich doch gar nicht. Ich weiß ja wohl, was ich selbst sage!"
„Samma, hörst du dir überhaupt zu, wenn du redest?"
„Ich bin doch nicht taub."
„Das bezweifle ich aber stark. Immerhin bist du es, die hier rumschreit", warf Thalia ihrer Freundin vor.
„Ich schreie? Hörst du dir überhaupt zu? Du schreist hie rum", entgegnete Econa und deutete anklagend auf das Mädchen mit dem lila Haar.

Thalia wusste nicht, was sie daraufhin sagen sollte. Nicht, weil Econa sie übertrumpft hatte, sondern weil sie völlig verwirrt darüber war, dass sie und ihre beste Freundin sich grundlos anzickten. Sie schüttelte den Kopf. „Ich versteh die Welt nichtmehr ...", murmelte sie und wandte den Blick von Econa ab. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie selbst und ihre Freundin im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen.

Thranduil, den sie erst jetzt bemerkte, weil er redete, sagte etwas auf Elbisch zu seinen Elben. Diese nahmen Haltung an, umringten wieder die Gemeinschaft und führten sie noch tiefer hinein in die Heimstatt der Elben. Die Gänge hier waren weniger Imposant. An den Wänden tauchten Gittertüren auf, die Geöffnet, Zwerge Hindurchgestoßen und dann krachend und quietschend verschlossen wurden. Diese Türen wurden wohl nicht oft benutzt.

Econa und Thalia landeten mit einem anderen Zwergen hinter einer dieser Türen, was sich als wahrlich primitive Zelle entpuppte. Grob in den Stein rein gehämmert, kein Licht, nichts, worauf man schlafen könnte außer purem Stein.

„Scheiße", bemerkte Econa.

„Das kannst du laut sagen. Das ist alles deine Schuld." Thalia saß von ihrer besten Freundin abgewandt an die Steinwand gelehnt da, die Arme vor der Brust verschränkt, und starrte nach draußen. Dort gab es jedoch nicht viel zu sehen. Nur den Gang und ein dunkler Abgrund, der sich zur anderen Seite auftat.

„Nicht wirklich", meinte eine Stimme aus einer der verbliebenen zwei dunklen Ecken der Zelle.

„Gott, hast du mich erschreckt. Wer bist du überhaupt? Bist du schon länger hier?" Thalia späte vorsichtig in die Ecke.

„Fili", sagte die Stimme.
„Oh. Oh! Was machst du denn hier?".
„Wir sind hier zusammen eingesperrt worden."
„Sind wir?" Thalia runzelte nachdenklich die Stirn.
„Ich geh mal nicht davon aus, dass er vor uns hier angekommen ist", bemerkte Econa.
„Sei du mal ganz still, Miesepeter. Immerhin hab ich ihn wegen dir nicht bemerkt. Warum sind wir überhaupt zusammen in eine Zelle gesteckt worden? Ich krieg die Krise!"

Jetzt war es an Econa, beleidigt die Arme vor der Brust zu verschränken. „Erst beschwerst du dich, dass ich dich ankacke, und jetzt machst du es selbst!", beschwerte sie sich.

„Könntet ihr bitte aufhören zu streiten? Wir sind eingesperrt, da haben wir wichtigere Probleme!", knurrte einer der Zwerge aus einer anderen Zelle.

„Halt die Klappe!", riefen Econa und Thalia synchron zurück. Dann sahen sie sich an und lachten.

„Ihr seid wirklich komisch", bemerkte Fili.
Thalia sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
„Das meine ich nicht böse", schob er schnell hinterher.

Thalia warf ihm einen undeutbaren Blick zu. „Na, das will ich mal für dich hoffen. Meine Rache schließt dich mit ein und du willst doch nicht, dass sie dich doppelt so hart trifft." Von da an hüllte sich das Mädchen mit dem gefärbten Haar in Schweigen.

„Das kann jetzt ein bisschen dauern, bis sie wieder mit uns redet", vermutete Econa.
„Du klingst nicht sehr sicher", bemerkte Fili.
„Ja, weißt du, ich hab sie bis jetzt noch nie so erlebt. Also schon so ähnlich, aber nicht so so. Verstehst du?"

Fili schüttelte in der Dunkelheit den Kopf, was Econa jedoch nicht sehen konnte. „Nein."

Das Mädchen mir den braunen Haaren zuckte mit den Schultern. „Ich auch nicht. Aber da Thalia gerade in Gedanken versunken ist, können wir uns ja ein bisschen unterhalten. Wir sind zwar schon seit Tagen unterwegs und ich hab das Gefühl, dich echt gut zu kennen, aber wir haben uns noch nie unterhalten. Wo kommst du her?"

Fili sah das Mädchen nur verständnislos an. Der Schwall an Wörtern, der ihren Mund verließ, rauschte viel zu schnell an seinen Ohren vorbei, als dass er sie fassen konnte. Und viel zu zusammenhangslos, seiner Meinung nach.

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