Tja, wir sind jetzt auch dabei. Ob ihr wollt oder nicht.
Im Wald konnten die drei die Zwerge einholen. Bilbo hatte irgendeine Abkürzung gefunden, aber woher er überhaupt wusste, wohin sie laufen mussten, das erklärte sich keinem von ihnen. Die Hauptsache war ja, dass sie die Zwerge gefunden hatten.
Bilbo schwenkte den Vertrag und überrascht hielten die Zwerge an, als sie den Hobbit und die Freundinnen auf sich zurennen sahen. „Ich hab unterzeichnet!", rief Bilbo ihnen zu und wurde langsamer. Keuchend holten die Freundinnen zu ihm auf und nickten bestätigend.
Als sie vor den Zwergen standen, schöpften die Freundinnen und Bilbo erstmal wieder Atem, der Sprint auf die letzten fünfzig Meter war verdammt anstrengend gewesen. „Wir auch", fügte Thalia hinzu, als Bilbo Balin den Vertrag reichte. Der ältere Zwerg prüfte den Vertrag gründlich und überhörte Thalias Worte, doch die anderen Zwerge starrten das Mädchen geschockt an. Keiner sagte ein Wort. Gandalf saß auf seinem Pferd und grinste wie ein Honigkuchenpferd vor sich hin. Ob der irgendetwas wusste, was sonst keiner wusste?
„Alles hat seine Richtigkeit, willkommen in der Gemeinschaft", verkündete Balin freudlich und gab Bilbo den Vertrag zurück. Allgemeines Luft schnappen unter den Zwergen war zu hören. Balin wirkte etwas verwirrt, doch als er die Freundinnen wahrnahm und ihm aufging, wieso drei Unterschriften den Vertrag zierten und nicht nur eine, entfuhr ihm ein leises „Oh".
„Ich hab mir das irgendwie anders vorgestellt", flüsterte Econa ihrer Freundin nervös zu.
„Ich nicht", gab Thalia leise und mit einem bitterbösen Blick zurück.
Die Zwerge und Gandalf tauschten verwirrte, Hilfe suchende und amüsierte Blicke - die amüsierten stammten allesamt von Gandalf.
„Was machen wir jetzt?", fragte einer der Zwerge, dessen Namen sich die Freundinnen einfach nicht merken konnten. War es Bifur, oder doch Nori? Vielleicht war es auch Gloin. Auf jeden Fall starrten jetzt alle Zwerge ihn an. Naja bis auf Thorin, der musterte die Freundinnen finster und überlegte wohl, ob er sie lieber häuten oder erdrosseln sollte und wo er danach ihre Leiche verscharren könnte.
Econa zuckte zurück und versteckte sich halb hinter Thalia. Nein, dieser Thorin war nicht der, der vor einem Jahr noch in ihrem Wohnzimmer gesessen hatte. Dieser hier war jünger - wenn auch nicht viel - und misstrauischer. Thalia jedoch stand da wie ein Fels in der Brandung. Ein nervöser, kleiner Fels.
„Sie haben den Vertrag unterzeichnet, also müssen wir sie wohl mitnehmen", bemerkte Balin und sah Thorin an.
Dieser erwiderte grimmig den Blick, nickte dann schließlich aber. „Sobald sie uns zur Last fallen, lassen wir sie zurück", brummelte er. Noch ahnten die Freundinnen nicht, wie hartnäckig er dies versuchen würde - ob gerechtfertigt oder nicht.
Die Frage war nur, wie sollte man die Freundinnen mitnehmen? Für ein Pony war Thalia definitiv zu groß und Econa eigentlich auch. Und eigentlich hatte man die beiden nicht eingeplant. Blöd war auch, dass Gandalf als einziger ein Pferd hatte. Wie also konnte man sie mitnehmen? Die Antwort war dann doch ganz simpel. Irgendwie konnten die Zwerge doch noch ein Pony frei bekommen und die Freundinnen mussten sich zusammen drauf setzen.
„Was? Da drauf sollen wir reiten? Auf diesem schmächtigen Ding?", fragte Econa skeptisch.
„Das ist kein Ding, sondern ein Pony", sagte einer der Zwerge und klang dabei etwas neunmalklug.
„Kannst du überhaupt reiten Lia?", hakte Econa nach.
„Du etwa?"
Econa schüttelte den Kopf.
„Dann jammer nicht rum, sondern schwing deinen Hintern da rauf. Oder willst du jetzt doch nicht mit?", neckte Thalia ihre Freundin.
Econa warf ihr einen bösen Blick zu und mit Thalias Hilfe schaffte sie es auf den Rücken des Ponys. Thalias setzte sich vor ihre Freundin und nahm die Zügel des Pferdes. „Halt dich gut fest Echo, ich will dich hier nicht verlieren", ermahnte das lilahaarige Mädchen seine Freundin.
Kaum saßen die Freundinnen auf dem Rücken des Tieres, setzten die Zwerge ihren Weg fort. Zum Glück war Thalia des Reitens mächtig, sonst hätten sie so peinlich ausgesehen wie Bilbo, der eher so aussah, als säße er auf einem Holzpferd in einem Kinderkarussell.
Der Hobbit nieste einmal kräftig. „Oh nein, ich habe mein Taschentuch vergessen!", rief der Hobbit und wollte gerade erneut ansetzen zu sprechen, um die Gemeinschaft anzuhalten, da fischte Thalia eine Packung Papiertaschentücher aus der Hosentasche und gab sie Econa, sodass diese sie dem Hobbit weitergeben konnte. Econa nahm eines der Taschentücher aus der Packung und reichte es dem verdutzten Hobbit, der noch nie eins aus Papier gesehen hatte.
„Ist ganz weich", versicherte Econa ihm und hielt es ihm auffordernd hin. Beinahe hätte sie hinzugefügt: Und wenn du es benutzt hast, kannst du es ganz einfach wegwerfen. Doch sie hielt sich zurück und lächelte Bilbo stattdessen aufmunternd an. Zögerlich nahm der Hobbit das Taschentuch und eine Welle erleichterten aufseufzens ging durch die Reihe der Zwerge. Gandalf behielt sein Honigkuchenpferd-Grinsen bei.
Ein unangenehmes Schweigen überschattete die Reise durch den Wald und über die sich anschließende Wiese. Selbst als es dunkel wurde und sie sich einen Rastplatz suchten, blieb das Schweigen bestehen. Erst, als die Freundinnen und Bilbo etwas abseits saßen, redeten die Zwerge leise miteinander.
Ein Jaulen, wie das einen Wolfes, schreckte Thalia auf, die fast eingeschlafen war. „Was war das?", fragte sie ängstlich.
„Orks", sagte Kili düster.
„Nein, ich will nicht mehr hören, sonst kriege ich Albträume!" Econa presste ihre Hände auf die Ohren und kniff die Augen zusammen. Außerdem murmelte sie noch „lalala ich hör euch nicht" vor sich hin. Thalia bedachte ihre Freundin nur mit einem Kopfschütteln.
„Mörder und Halsabschneider. Sie schlagen zu wenn es dunkel ist und im Morgengrauen sind alle tot", führte Fili aus.
„Im Film klang das besser", bemerkte Thalia und wandte sich Econa zu. Diese war friedlich in ihre Decke gewickelt eingeschlafen.
Thorin tauchte mit finsterem Gesicht neben seinen Neffen auf. „Ihr wisst nicht, wovon ihr da redet", knurrte er. Die Brüder blickten ihren Onkel betroffen an, dieser entfernte sich sogleich wieder.
„Nehmt es ihm nicht übel", mischte sich Balin ein. Er begann zu erzählen. Von Azog, der Schlacht und dem Verlust. Bilbo beugte sich neugierig vor und lausche der Geschichte, Thalia tat es ihm gleich. Es war ein ganz anderes Gefühl, die Geschichte von Angesicht zu Angesicht zu hören, als sie durch einen Fernseher erzählt zu bekommen.
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