Ich hasse fliegen!
Die Gemeinschaft kam nicht weit. Obwohl, eigentlich kam sie weit, aber erst, nachdem Warge mit Orks auf dem Rücken hinter ihnen aufgetaucht waren und sie durch die Bäume jagten.
Die Warge kamen immer näher und nicht weit vor der Gemeinschaft tat sich ein weiter Abgrund auf.
„Auf die Bäume!", rief jemand.
Das ließ sich die Gemeinschaft nicht zweimal sagen. Kaum hatten die Worte sie erreicht, waren die Zwerge und Gandalf auf den Bäumen. Bilbo folgte ihnen nach kurzen Schwierigkeiten.
Nur Econa und Thalia liefen weiter.
„Ich kann nicht klettern!", rief Thalia verzweifelt.
„Ich helfe dir", versicherte Econa.
„Aber ich kann nicht klettern!"
Und so drehte sich ihr Gespräch im Kreis, bis sie einen riesigen Baum am Rande der Klippe erreichten und schlitternd zum Stehen kamen.
Die Warge waren etwas zurückgeblieben. Sie versuchten sich ihre Zwerge-Snacks von den Bäumen zu pflücken.
„Wir klettern da jetzt rauf, ok?".
Thalia nickte zustimmend und ließ sich von Econa auf dem Baum helfen.
Die Freundinnen waren gerade hoch genug geklettert, da sprangen auch die ersten Zwerge auf den Baum. Die Warge machten sich daran, systematisch die Bäume umzuwerfen, in denen die Zwerge saßen.
„Seid ihr verrückt?", rief Econa den Wargen entgegen. „Diese Bäume produzieren euren Sauerstoff und ihr fällt die einfach?"
Die Warge ignorierten ihren Einwurf und fuhren ungehindert damit fort, die Zwerge in die Enge zu treiben. Bald saß die komplette Gemeinschaft auf dem mächtigen Baum. Vor ihnen erstreckte sich eine weite Schneise, welche die Warge auf ihrer Jagd hinterlassen hatten.
Ringsum flogen brennende, überdimensionale Kiefernzapfen aus dem Baum auf die Warge. Dabei wurden nicht nur sie, sondern auch die umstehenden Bäume in Brand gesteckt.
„Ihr Umweltsünder!", warf Thalia den Zwergen und Gandalf vor, die fröhlich ihr Feuer legten.
Bis der Baum umkippte und sich geradeso noch an in den Boden klammern konnte, sodass er senkrecht über dem Abgrund lag. Mit einem viel zu schrillen Aufschrei, klammerte sich Thalia an Econa, die sich wiederum an einen dicken Ast klammerte.
„Wir sind tot", prophezeite das Mädchen mit dem lila Haar. Es versuchte krampfhaft nicht in den Abgrund zu blicken, über dem sie baumelten und verstärkte ihre Umklammerung um die Hüfte ihrer Freundin.
„Ich würde dir ja gerne widersprechen, aber dazu hätte ich in der Vergangenheit vielleicht etwas Sport treiben müssen. Krafttraining oder so." Econa umarmte den Ast, als würde ihr Leben davon abhängen - das tat es immerhin auch.
Im Rauch zeichnete sich eine große Silhouette ab, die sich zu einem Ork auf einem großen Warg verdeutlichte und sich bald als der gefürchtete, totgeglaubte Azog auf seinem überdimensionalen weißen Wolf herausstellte, der episch durch die Flammen ritt - mit einem fetten, siegessicheren Grinsen im Gesicht
Thorin, der sich in wesentlich besserer körperlicher und sportlicher Verfassung befand, zog sich auf den Stamm und stürmte seinem Erzfeind entgegen. Dabei wackelte der Baum kurze Zeit bedenklich.
Viel von dem Geschehen bekamen die Freundinnen nicht mit, Thalia schon garnicht, dazu waren sie zu sehr mit überleben beschäftigt. Econa nahm am Rande jedoch war, dass die Zwergenbrüder Fili und Kili, sowie wenig später Bilbo und schließlich Dwalin ihm folgten, um Azog zu vertreiben und das Leben des Zwergenkönigs zu retten.
„Noch eine Sekunde, und ich lass los", murmelte Econa mit zusammengebissenen Zähnen. „Wo bleiben bloß diese verdammten Adler?"
Thalia hätte mit den Schultern gezuckt, wenn sie nur könnte. Und sich nach der Rettung umzusehen traute sie sich nicht, denn dann müsste die den Blick von der Felswand vor ihr lösen, worauf hin ihr Blick in die Tiefe fallen würde und sie selbst gleich mit. Daran wollte sie lieber nicht denken.
„Es tut mir leid, Lia, warst ne super Freundin. Immerhin sterben wir hier zusammen."
Thalia nickte. „Du auch, Echo, du auch."
Länger konnte sich Econa nicht am Ast festhalten. Ihre Arme rutschten ab und die beiden stürzten in die Tiefe. Thalia hielt Econas Hüfte immer noch umklammert.
Die Freundinnen fielen gefühlt ewig, dann plötzlich nicht mehr. Eine große Klaue hatte sie aus der Luft gepflückt.
„Dem Himmel sei dank. Lia, wir leben noch!", schrie Econa zutiefst erleichtert und drückte Thalias Hand.
Thalia weinte vor Freude. „Ich dachte echt, wir würden draufgehen. Echo, ich hab mich noch nie so sehr gefreut, zu leben."
Econa nickte und drehte sich so gut es ging zu Thalia um. Die Freundinnen umarmten sich überglücklich. Dann fielen sie schon wieder.
Synchron schrieen die Mädchen auf und klammerte sich aneinander.
Sie landeten erstaunlich weich.
„Ich glaube, jetzt sind wir im Himmel gelandet", bemerkte Thalia. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und wagte es nicht, sie zu öffnen.
Econa traute sich blinzelnd und erkannte, dass sie noch immer lebten. „Ich hasse diese Adler!"
Thalia blinzelte. „Oh diese Mistviecher. Noch einmal und ich ess die zum Abendbrot! Ich hatte gerade fast nen Herzinfarkt!" Ihr war es egal, dass der Vogel sie vielleicht verstehen konnte, sie war gerade einfach nur stinkwütend.
„Aber immerhin leben wir noch. Das ist echt ein komisches Gefühl zwei mal hintereinander fast zu sterben. Ich will das nicht, Lia. Nie wieder. Ich geh direkt in Rente, wenn ich mein Abitur hab", versprach Econa, am Ende mit den nerven.
„Ich komm mit. Wir suchen uns ein nettes Seniorenheim und verbringen dort den Rest unseres Lebens. Nie wieder so eine Aufregung. Econa, wir werden niemals in einen Freizeitpark gehen. Sonst laufe ich Amok."
„Abgemacht."
Den Rest des Fluges vergruben sich die Freundinnen im Gefieder des Adlers und würdigen ihrem Umfeld keinen Blick. Die beiden Nahtod Erfahrungen reichten ihnen fürs Erste.
Der Adler landete irgendwann neben seinen Gefährten auf einem Felsbrocken.
„Halleluja", sagte Thalia und glitt von dessen Rücken.
Econa folgte ihr. „Boden, ich liebe dich. Ich will dich nie wieder verlassen."
Erst jetzt blickten sie sich um und erblickten die bedrückten Zwerge um den reglosen Thorin stehen. Gandalf kniete neben ihm. Schließlich stand er auf und entfernte sich von dem Zwerg.
Thorin lag noch einige Sekunden regungslos da. Als er tief einatmete zuckte die Gemeinschaft - Gandalf ausgeschlossen - zusammen und als er sich dann aufsetzte, atmeten alle - eingeschlossen Gandalf - erleichtert aus.
„Gottseidank, er lebt noch", sagte Thalia und ließ Econas Hand los, die sie umklammert hatte, ohne es zu merken.
Econa sah überrascht auf ihre schmerzende Hand. „Ich glaube, du hast meinen Ringfinger gebrochen. Der fühlt sich seltsam taub an", bemerkte sie und betrachtete ihren Ringfinger eingehend, als wäre er kein Teil von ihr.
„Sorry, aber ich bin grad etwas emotional." Tatsächlich standen Thalia Tränen in den Augen. Sekunden später fiel sie Econa um den Hals, welche sie fest an sich drückte. „Ich bin ja so froh, dass wir noch leben!"
„Habe ich nicht gesagt, du gehörst nicht zu uns? Dass du nur eine Last bist?", fuhr Thorin Bilbo an.
Erschrocken sogen die Zwerge Luft ein. Econa und Thalia lösten ihre Umarmung und starrten den Zwergenkönig geschockt an. Was war nur in ihn gefahren, gerade noch Tod und jetzt Bilbo anschreien?
Doch Thorin lächelte und lief mit offenen Armen zu dem Hobbit. „Ich habe mich nie so getäuscht." Er schloss Bilbo in die Arme und klopfte ihm auf den Rücken.
Bilbo war sprachlos.
Thalia schniefte. „Das ist zu viel für mich. Das kann doch nur ein Traum sein", murmelte sie vor sich hin.
Thorins Blick wanderte über die Gemeinschaft und streifte auch die Freundinnen. Seinen Gesichtsausdruck konnten diese nicht deuten. Mochte er sie? Hasste er sie? Eine sehr gute Frage. Thorins Blick wanderte weiter.
„Wir sollten weiter gehen. Die Orks werden uns jagen. Wir sollten vor ihnen am Berg ankommen", bemerkte der Zwergenkönig.
Die Zwerge nickten und schulterten ihr vereinzeltes Gepäck.
Thalia und Econa traten zu Bilbo.
„Freut mich, dass ihr euch endlich vertragt", sagte Thalia lächelnd und klopfte dem Hobbit auf die Schulter.
Bilbo nickte, ebenfalls lächelnd. „Ich auch. Ich auch."
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