Doch Mittelerde! Harry hat uns betrogen...
Niemand kümmerte sich um die zwei Freundinnen, die da im Eingangsbereich der Hobbithöhle rumstanden und nicht so recht wussten, was sie machen sollten. Gut, dass die Zwerge schon lange aufgegessen hatten, sonst wären die beiden Mädchen auch noch hungrig geworden.
Die Gemeinschaft saß am Tisch und unterbreitete Bilbo gerade den Vertrag, den der Hobbit gewissenhaft durchlas. Er war lange damit beschäftigt und ein weiteres mal fragten sich die Freundinnen, warum er nicht, wie jeder normale Mensch, einfach seine Unterschrift druntersetzte, ohne das Kleingedruckte zu lesen. So hätten sie es jedenfalls gemacht.
Econa achtete nach ein paar Minuten gar nichtmehr auf den lesenden Hobbit, sondern sah sich in der Eingangshalle um. Hier und da machte sich eine Lücke in der Möblierung bemerkbar, wo die Zwerge sich wohl ihre Sitzgelegenheiten zusammengesucht hatten.
Thalia schaute dem Hobbit neugierig über die Schulter. Sie war daran interessiert, was denn alles in diesem Vertrag stand, doch zu ihrem Leidwesen konnte sie kein Wort entziffern. Was eine Sauklaue!, dachte das Mädchen mit den lila Haaren. Also beließ sie es dabei, die Faltkunst an diesem Vertrages zu bestaunen, die war nämlich ziemlich meisterlich.
Econa trat an Thalias Seite. Sie war ein bisschen nervös, denn man landet ja nicht alle Tage in Bilbos Haus, geschweige denn überhaupt in Mittelerde. Ein Wunder, dass sie noch keinen Herzinfarkt oder ähnliches erlitten hatte.
Thalia wandte sich ihrer Freundin zu. „Was denkst du, wie lange werden wir noch hier unbeachtet rumstehen?", fragte sie leise. Irgendjemand musste sich doch fragen, wieso hier zwei unbekannte Mädchen im Flur standen, die keiner eingeladen hatte. Andererseits, vielleicht sind sie ja doch eingeladen worden? Kopfschüttelnd konzentrierte sich Thalia auf ihre Freundin. Diese Gedanken waren ihr zu kompliziert.
Econa zuckte, wie sie es gerne tat, nur mit den Schultern. Der kleine Leuchter an der Decke hatte es ihr Angetan. Genauer gesagt der Leuchter vor ihrer Nase. Hier würde Gandalf sich in achtzig Jahren den Kopf stoßen. Ein Wunder, dass weder Econa, noch Thalia sich noch nicht den Kopf an der niedrigen Decke gestoßen hatten, vor allem Thalia, deren Haare regelrecht an der Decke klebten.
Bilbo kam langsam voran mit dem Lesen. Gerade als er bei den Todesursachen ankam, für die die Zwerge keine Haftung übernehmen würden, wurde es ihm so unwohl, dass er ohnmächtig wurde und umkippte. Hätte Thalia den armen Hobbit nicht aufgefangen, währe er bestimmt ziemlich unsanft mit dem Kopf auf den Boden geknallt. Jetzt hatte Thalia die Aufmerksamkeit der Zwerge und des Zauberers.
„Was?", fragte sie herausfordernd, die Anstrengung war ihrer Stimme deutlich zu entnehmen. Bilbo war vielleicht klein, aber so leicht war er nicht. Thalias Arme zitterten, doch das Mädchen wusste nicht, wohin mit dem Hobbit. „Echo, hilf mir mal", murmelte Thalia durch zusammengebissene Zähne. Econa war jedoch so perplex, dass sie sich nicht rühren konnte. Irgendwie war das gerade zu viel für das braunhaarige Mädchen. Andererseits rührte sich gerade gar keiner.
Die Zwerge saßen mit düsterer Miene am Tisch und unterhielten sich leise. Thalia feuerte ihnen giftige Blicke zu. Sie war auf den Boden gesunken und hatte den Hobbit sanft vor sich abgelegt, dann war sie einfach sitzengeblieben. Econa stand unruhig neben ihrer Freundin, trat von einem Bein auf das Andere.
„Kannst du mal damit aufhören?", fuhr Thalia das Mädchen genervt an. Sofort hielt Econa still. Wenn ihre beste Freundin schlecht gelaunt war, legte sie sich lieber nicht mit ihr an.
Die Zwerge unterhielten sich noch eine Weile, Gandalf saß nachdenklich neben ihnen und schaltete sich bei bedarf in die Unterhaltung ein. Irgendwann legten sie sich schlafen, jedoch trugen sie Bilbo vorher noch auf einen Sessel, auf dem sie ihn absetzten. Econa saß inzwischen neben Thalia auf dem Boden. Sie war so müde, dass sie einschlief, den Kopf auf Thalias Schulter gebettet. Das lilahaarige Mädchen saß noch eine Weile wach da, doch lange hielt sie es auch nicht durch.
Sonnenstrahlen weckten die Freundinnen. Sofort hellwach fuhr Econa auf. „Lia, wo sind wir hier?", fragte sie ängstlich. Sie waren doch nicht etwa entführt worden? Andererseits, wer würde sie überhaupt entführen wollen?
„Hm? Was?", fragte Thalia verschlafen und richtete sich langsam auf. Müde blinzelte sie und sah sich um. „Na, bei Bilbo natürlich", sagte sie dann und gähnte herzhaft.
„Bei Bilbo? Wieso bei Bilbo?" Das Mädchen mit den braunen Haaren konnte seine Umgebung nicht zuordnen. Und das mit Bilbo war doch sowieso nur ein verrückter Traum gewesen.
„Na, wir haben doch Thorin gestern her geführt, schon vergessen?", fragte Thalia. Nach einem ausgiebigen Strecken von Armen und Füßen, begleitet von lautem Knacken der Wirbelsäule, stand Thalia auf. „Warte mal", sagte sie dann. Kaum dass sie stand, musste sie sich auch schon wieder setzen. „Wir sind ja wirklich bei Bilbo!", rief sie erstaunt.
„Hä?" Econa konnte ihrer Freundin nicht glauben. „Zur Hölle...", brachte sie noch heraus. Tatsächlich, sie saßen auf dem Boden von Bilbos bescheidenen Heim, der Hobbit höchstpersönlich stand in der Tür und blickte die Mädchen verwirrt an.
„Wer seid ihr?", wollte der Arme wissen.
„Thalia und Econa. Du hast uns gestern in dein Haus gelassen. Wir sind mit dem Zwerg gekommen", erklärte Thalia, die noch zurechnungsfähig war. Econa hatte das Gesicht in den Händen vergraben und murmelte „das kann nicht sein, das kann nicht sein" vor sich hin.
Bilbo schüttelte den Kopf, wie um seine Gedanken zu klären. „Und wo sind die Zwerge?", fragte er dann.
Thalia zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Haben sie keine Nachricht hinterlassen?", erkundigte sich das Mädchen.
„Ich habe noch nicht nachgeschaut", gab Bilbo zu und machte sich sogleich auf die Suche nach einer Nachricht. Wenig später kam er mit einem Brief und dem Vertrag wieder. „Sie sind weg."
„Was stehst du dann noch hier rum, du kannst dir doch dieses Abenteuer nicht entgehen lassen!"
„Und was ist mit euch? Ich kann euch doch nicht hier alleine zurücklassen. Ihr seid nichtmal von hier."
„Du brauchst dir um uns keine Sorgen zumachen", versicherte Thalia dem Hobbit.
„Wir kommen einfach mit", sagte Econa.
„Wie bitte?", fragte Thalia ihre Freundin perplex.
„Na, das machen die in den Fan-Fictions immer, die gehen mit. Und was die können, das können wir doch schon lange."
„Wie kommst du nur immer auf solche Ideen?" Das Mädchen mit den lila gefärbten Haaren schüttelte den Kopf über ihre Freundin.
„Irgendjemand muss doch die guten Ideen haben", murmelte Econa beleidigt. „Außerdem haben wir doch eh nichts besseres zu tun."
Thalia blieb skeptisch. „Die nehmen uns bestimmt nicht mit. Wir sind doch nur zwei Mädchen, die die nicht kennen."
„Hey, wo bleibt dein Selbstvertrauen? Wir kriegen das schon hin. Außerdem, je mehr Zeit wir mit diskutieren verplempern, desto weiter kommen die Zwerge und ohne Bilbo sind die aufgeschmissen", widersprach Econa energisch.
Thalia seufzte. „Na schön. Also, Bilbo, du unterschreibst jetzt diesen Vertrag und dann zeigen wir es diesen Zwergen. Auch Hobbits haben was drauf."
Der Hobbit nickte überfordert und setzte seine Unterschrift auf das Papier.
„Warte, gib ihn uns auch. Wenn unsere Namen auch drauf stehen, dann können die uns nicht so einfach wegschicken, schließlich haben sie uns ja dann unter Vertrag genommen." Econa grinste hinterhältig.
„Seit wann bist du nur so teuflisch meine Liebe?", fragte Thalia kopfschüttelnd, unterschrieb aber nach Econa ebenfalls das Papier. „Okay, jetzt müssen wir aber wirklich los. Kennst du den Weg?", wandte Thalia sich an den Hobbit.
Der zuckte nur mit den Schultern und stürmte los. Die Freundinnen waren ihm dicht auf den Fersen.
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