Auf geht's, bloß keine Müdigkeit vorschützen!
Thalia war die Erste, die am nächsten Morgen aufwachte. Das war auch nicht verwunderlich, denn sie war eher eine Frühaufsteherin. Was jedoch verwunderlich war, war dass es um sie herum totenstill war. Oder war es doch das leise scharren draußen vor dem Fenster?
Neugierig sah Thalia nach draußen. Was sie sah, veranlasste sie laut zu Fluchen. „Verdammte scheiße. Echo, wach auf!" Sie kniete sich neben das Mädchen mit dem braunen Haar und schüttelte es an der Schulter.
„Wie, was?". Econa fuhr aus dem Schlaf durch und knallte mit ihrem Kopf gehen Thalias. „Aua!"
„Was du nicht sagst. Wir müssen los! Die Zwerge wollen ohne uns aufbrechen!" Schon war Thalia wieder auf den Füßen und wippte ungeduldig auf und ab.
Müde kämpfte sich Econa auf die Füße. „Dann los."
Sie eilten den Gang entlang und suchten einen Ausgang. Als sie aus der Tür traten, sahen sie gerade noch, wie die Zwerge Bruchtal verließen.
„Hey, das ist doch jetzt nicht euer Ernst!", rief Thalia ihnen erbost hinterher.
Bilbo, der einer der Letzten war, drehte sich Schuldbewusst um. Doch da waren die Freundinnen schon los gesprintet.
Wutentbrannt erreichte Thalia die Zwerge und Bilbo, die wegen des ansteigenden Weges langsamer gehen mussten.
„Ich bin enttäuscht von euch!", verkündete Thalia. „Von euch allen, auch von dir Bilbo. Ich dachte, wir wären Freunde!"
Econa erreichte die Gemeinschaft ohne Gandalf kurze Zeit später und nickte zustimmend.
Bilbo machte ein schuldbewusstes Gesicht, brachte aber nichts zu seiner Verteidigung vor. Thorin hingegen schon.
„Ihr wart nicht da und wir können nicht ewig auf euch warten", sagte er schlecht gelaunt.
„Und uns zu suchen wäre wohl zu viel verlangt gewesen, wie?" Thalia ließ sich diese Ausrede nicht so einfach gefallen.
„Ihr wart unauffindbar." Thorin setzte wohl alles daran, Recht zu behalten.
„Dann habt ihr wohl nicht richtig gesucht", warf Econa im vor.
Thorin antwortete nichts, sondern stapfte noch schneller weiter.
Zu tiefst beleidigt folgten ihm die Freundinnen hartnäckig. So leicht ließen sie sich nicht abschüttelnden. Jedenfalls hatten sie das nicht vor. Sie hatten aber nicht damit gerechnet, dass der Aufstieg so erschöpfend sein würde, nach dem vergleichsweise guten Essen bei den Elben.
Thalia und Econa fielen bald zurück. Zum Glück gab es da noch Bombur, der ebenfalls nicht der aller sportlichste war. Er lief neben den Freundinnen und leistete ihnen so Gesellschaft.
„Was hältst du eigentlich von Lasagne?", erkundigte sich Econa.
„Was ist das?", wunderte sich Bombur.
„Nudeln?"
„Kenn ich nicht."
„Pizza?"
„Kann man das essen?"
„Ja, schmeckt sehr gut."
„Hm."
„Wir steht es mit Sauerkraut? Das gibt es dich bestimmt bei euch, oder?."
„Nein, kommt mir nicht bekannt vor."
„Und ein fettes Steak?"
„Äh..."
„Kuhfleisch."
„Oh, ja!"Bomburs Augen begannen glücklich zu leuchten, endlich kannte er eines der Dinge, die Econa aufzählte.
„Oh, ihr habt noch viel zu lernen. Oder eher viel Essen kennen zu lernen."
„Ich bin gespannt darauf", versicherte Bombur.
„Oh, die Sachen werden dir bestimmt gefallen", versprach Econa.
„Redet nicht soviel, sondern Lauft!", rief Thorin ihnen genervt zu. Er hatte wohl genug von Econas Fragen über Essen.
Beleidigt schlossen die Freundinnen zu Bilbo auf.
„Langsam frage ich mich echt, wieso wir nochmal mit sind", grummelte Econa.
„Es war deine Idee", rief Thalia ihr in Erinnerung.
Econa stöhnte. „Erinnere mich nicht daran, es war 'ne bekloppte Idee."
„Seh ich auch so."
Econa schnaubte beleidigt und boxte Thalia. Diese revanchierte sich und so ging es etwas hin und her, bis Econa sich das schmerzende Handgelenk hielt.
„Meine Güte, Thalia! Hör endlich auf, mich mit deinem Gips zu schlagen!", wies Econa sie zurecht. Thalia grinste nur.
„Was ist ein Gips?", fragte Bilbo, der bis jetzt schweigend neben den Freundinnen gelaufen war.
Thalia krempelte den Ärmel ihres Pullis hoch. Sie war langsam froh darüber, dass sie einen trug, denn langsam wurde die Luft kühler. Sie zeigte Bilbo den eingegipsten Arm. „Das ist ein Gips. Mit dem schient man gebrochene Knochen, sodass sie wieder gerade zusammenwachsen. Ist auch super geeignet zum verhauen anderer Leute oder drücken vorm Schulsport".
Bilbo zog ein misstrauisches Gesicht. „Was ist Schulsport?", fragte er dann nur, ohne weiter auch Thalias anderen Informationen einzugegen. Über das Wort „Schulsport" stolperte er ein wenig.
„Sport, den man in der Schule halt machen muss."
„Schule?"
„Stimmt ja, du kennst das garnicht. Die Schule ist ein Ort, an dem wir Wissen vermittelt kriegen. Lernen Mathe und Fremdsprachen und sowas. Ist manchmal ganz sinnvoll, aber nicht immer", erklärte Thalia.
Bilbo nickte verstehend. Dann blieb er einige Meter nachdenklich still.
„Ihr lernt das nicht zu Hause?", klinkte sich Kili verwundert in das Gespräch ein.
Von etwas weiter vorne hörte man Thorin verächtlich „Menschen" murmeln. Dwalin nickte zustimmend.
„Nö, das wäre doch ganz schön umständlich, wenn jeder 'nen Privatlehrer hätte", meinte Econa.
Dies gab auch Kili zu denken und für lange Zeit senkte sich Stille über die Gemeinschaft.
Sie erklommen den Weg und gelangten immer höher in die Berge hinauf, während die Sonne über den Himmel zog, den Zenit erreichte und sich langsam dem Horizont zuneigte. Am späten Nachmittag verdunkelte sich der Himmel, Regenwolken zogen auf. Zugleich wurde der Weg schmaler und rechter Hand fiel ein Abhang steil ab. Die Freundinnen hielten sich dicht an der Steinwand zu ihrer Linken. Sie hatten eher weniger Lust darauf, in den Tod zu stürzen.
Es dauerte nicht lange, dann begann es zu Regnen und auch laut zu donnern. Jetzt hielten sich nicht nur die Freundinnen dich an die Wand gedrängt. Selbst Thorin und Dwalin war das Wetter nicht sehr geheuer.
Balin warf immer wieder misstrauische Blicke in die Welt um ihn herum. Irgendwann glomm Erkennen in seinen Augen auf. „Das ist kein Donnerrollen, das ist eine Donnerschlacht!", rief er, um den Lärm von Regen und Donner zu übertönen.
„Steinriesen!", rief Bofur staunend und ehrfürchtig aus.
Die eben erwähnten Riesen ließen nicht lange auf sich warten. Bald ragte einer über die Berge auf der anderen Seite des Abgrunds auf und begann mit Steinen zu werfen. Diese warf er nicht grundlos auf den Felsen gegenüber. Ein weiterer Riese hielt sich nämlich auf der Seite der Gemeinschaft auf. Besser gesagt hatte er sich als ein Stück des Weges getarnt, weshalb ein Teil der Gemeinschaft auf dessen Knie stand und staunte, während der Steinriese sich von der Bergwand löste. Thalia konnte gerade noch einen Schritt nach vorbei machen und entkam im somit. Econa stieß erleichtert die Luft aus, die sie für den kurzen Moment angehalten hatte.
Der Rest der Gemeinschaft hielt immer noch den Atem an, bzw. schrie sich die Seele aus dem Leib im Falle derer, die auf dem Steinriesen standen. Die zwei gigantischen Wesen bombardierten sich indessen fröhlich mit Steinen, ohne Rücksicht auf die anderen Lebewesen zu nehmen.
Ein Stein traf den Riesen, sodass er, die Zwerge auf seinem Knie voran, gegen die Bergwand krachte.
„Kili!", rief Fili erschrocken aus und stürzte zu der Stelle, von der sich der Stein langsam löste.
Erleichterung durchfuhr alle - auch die Freundinnen, die wussten, dass alles gut gegen würde. Die Zwerge lebten alle noch.
„Wo ist denn Bilbo?", fragte Thalia. Sie konnte den Hobbit nicht unter den Zwergen entdecken.
Da sahen die Zwerge seine Hände, die sich an den Rand des Weges klammerten, und starteten eine Rettungsaktion, bei der Thorin fast draufging.
„Du gehörst einfach nicht zu uns. Du hättest nie mitkommen sollen", sagte der Zwergenkönig nicht gerade nett zu Bilbo. Sein Blick wanderte aber auch zu Thalia und Econa, die den Hobbit erleichtert ansahen. Dann stapfte Thorin ohne eine Reaktion abzuwarten davon.
Thalia legte dem Hobbit tröstend eine Hand auf die Schulter. „Das meint er nicht so", versicherte sie ihm.
Bilbo zuckte mutlos mit den Schultern und machte sich ebenfalls auf den Weg.
Später, als man kaum mehr etwas sehen konnte, fand die Gemeinschaft eine verlassene Höhle. Trotz des Misstrauens ließen sie sich in ihr nieder. Weitergehen hätte keinen Sinn gemacht. Hätten sie lieber auf ihr Gefühl gehört und wären nicht unbesorgt schlafen gegangen. Bis auf Bofur, der musste Wache halten. Doch das, was kam, hätte nichtmal der beste Wächter vorhergesehen.
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