Aber als Mensch sind sie ganz lieb (solange du lieb bist)

Der nächste Morgen begann sehr vielversprechend. Die Freundinnen wachten in etwa zur gleichen Zeit auf und fühlten sich wirklich ausgeschlafen. Um sie herum war es angenehm ruhig.

Bis sie registrierten, warum es so still um sie herum war. Nicht etwa, weil sie zu Hause in ihren Betten aufgewacht waren, nein, die Zwerge und Gandalf hatten sie mal wieder zurückgelassen und nicht geweckt.

„Diese ...", grummelte Thalia und verkniff sich all die Schimpfwörter, die ihr auf der Zunge lagen.

Immerhin waren die Zwerge nicht abgereist, denn ihr Gepäck lag noch da, wo sie es gestern abgelegt hatten. Außer sie wären ohne ihr Gepäck gegangen, aber das bezweifelten die Mädchen dann doch stark.

„Ich hasse es, wenn sie das tun!", beschwerte sich Econa. „Lass uns was zu essen suchen, ich hab nen Bärenhunger."
Thalia grinste. „Deine Wortwitze sind echt schlecht."
„Hä? Welche Wortwitze?"
„Ach, vergiss es." Thalias Blick wanderte durch das Haus. Besser gesagt die Halle, denn der Raum, in dem sie sich befanden, war riesig. Das war ihr am Vortag garnicht aufgefallen.

Systematisch durchkämmten die Freundinnen jede Ecke des Hauses, die sie erreichten. Leider fanden sie kein Essen. Econa verfluchte lautstark ihre kleine Körpergröße.

„Wer ist das?", fragte eine misstrauische Stimme hinter den Freundinnen.

Die Mädchen fuhren erschrocken herum. Dort stand ein Riese von einem Mann, hinter ihm die Gemeinschaft.

„Das sind ...", begann Gandalf, brach dann jedoch ab. Er schien die Namen der zwei Mädchen wieder vergessen zu haben.
„Econa und Thalia", half Bilbo ihm auf die Sprünge.
„Ja, Thalia und Econa. Sie begleiten uns."
„Zwei Menschenmädchen? Ihr befindet euch in wahrlich seltsamer Gesellschaft", bemerkte der Riesen-Mann und beachtete die Freundinnen dann nicht weiter.

Wenig später saß die Gemeinschaft versammelt an einem großen, hohen Tisch, auf den der Gastgeber, der den Freundinnen immer noch nicht vorgestellt wurde, reichlich Essen aufgetischt hatte. Natürlich wussten die Beiden, dass dies Beorn war, aber sie bestanden auf das Prinzip. Das Essen, das er im Haus hatte, war wirklich köstlich.

Nachdem alle satt und zufrieden auf den Bänken saßen, erklärt Beorn, dass er ihnen helfen würde. Er begleitet sie nach draußen, wo seine Horde Ponys schon wartete.

„Ob er die sich hält, um sie zu essen?", fragte sich Econa. „Weil reiten wird er auf denen ja wohl nicht."

Die Zwerge verteilten sich und ihr Gepäck, dass sie in Beorns Haus etwas aufstocken durften, auf die Tiere. Gandalf war so richtig special und bekam ein Pferd, was die Freundinnen total unfair fanden. Sie waren ja immerhin auch größer als die Zwerge. Doch mit einem Pony waren sie auch zufrieden. Econa fand, dass man da weniger tief fiel.

Sie saßen zusammen auf einem Pony, wie schon auf dem Weg von Hobbingen in Richtung der Berge. Zwar wären genug Ponys für alle da gewesen, aber Econa konnte nicht reiten, also verzichtete sie auf ein eigenes Tier. Es ging ja eh nur bis zum Düsterwald, dann mussten sie die Reittiere wieder freilassen, hatte Beorn gesagt. Thalia konnte das nachvollziehen, währe nicht sehr schön, wenn sie von riesigen Spinnen gegessen würden.

Diesmal hatten die Freundinnen auch ein wenig Gepäck. Beorn hatte die Gemeinschaft mit frischer Verpflegung ausgestattet und Econa, die wieder vor Thalia platz genommen hatte, umklammerte einen Beutel voll damit. Thalia hielt lässig die Zügel in der Hand und dirigierte das Pony den anderen hinterher.

Sie fanden sich neben Bilbo wieder, der inzwischen nichtmehr aussah, als würde er auf einem Karussellpferd sitzen.

„Warum hast du uns nicht geweckt?", wollte Thalia wissen.
„Ich wollte ja, aber die Zwerge", Bilbo zuckte hilflos mit den Schulter, „waren Zwerge. Sie wollten nicht, dass ich euch wecke."
„Hm", machte die lilahaarige. „Dir sei verziehen. Aber den Zwergen... Die werden noch ihr blaues Wunder erleben", versprach sie.
„Also alle wollten das nicht, nur ein Teil", merkte Bilbo an.

Thalia machte ein grimmiges Gesicht. „Oh ja, ich kann mir gut vorstellen welche Teil das gewesen sein wird."

„Thalia, was hast du vor?" Bilbo wirkte ein bisschen eingeschüchtert.
„Das weiß ich noch nicht." Das Mädchen mit dem gefärbten Haar zuckte mit den Schultern.
„Lia!", herrschte Econa ihre Freundin an. „Du fährst wie ne betrunkene Oma!" Das arme Mädchen klammerte sich mit der linken in der Mähne des Ponys fest.
„Hä? Hast du denn schonmal ne betrunkene Oma Autofahren sehen?"
„Nein, aber genau so stell ich's mir vor."
„Ich glaube, du bist einfach nur seekrank", vermutete Thalia.
„Ihr seid euch bewusst, dass wir hier auf Ponys reiten?", versicherte sich Bilbo.
„Ja", antworteten die Mädchen im Chor.

Bilbo nickte langsam. „Das beruhigt mich."

Die wunderschöne, friedlich wirkende Landschaft zog an ihnen vorbei. Die Freundinnen waren still und in Betrachtungen versunken. Sie bemerkten garnicht, wie am Horizont der düstere Wald aufragte. Erst, als er drohend vor ihnen stand.

„Wow, das ging schnell." Econa musterte den Wald beeindruckt, den die Gemeinschaft fast erreicht hatte.

Sobald sie an dessen Rand angelangt waren, stiegen sie von ihren Reittieren und ließen sie laufen. Nur Gandalf behielt sein Pferd. Er erklärte, er müsste noch etwas erledigen. Die Zwerge beschwerten sich lautstark, doch Gandalf ging einfach. Er versicherte ihnen zuvor aber noch, dass er zur Gemeinschaft zurückkehren würde und warnte sie davor, ja nicht den Pfad zu verlassen.

„Oh ich freu mich ja schon so sehr auf den Wald ...", grummelte Econa schlecht gelaunt.
„Hey, ich hab mal irgendwo gelesen, dass es da neben riesigen Spinnen auch riesige Eichhörnchen gibt", erzählte Thalia.
„Was?" Econas Stimme erschien ihr viel zu hoch, bei diesem geschockten Ausruf.
„Eichhörnchen? Das sollen doch ganz nette Tiere sein", bemerkte einer der Zwerge.
„Normale Eichhörnchen aber große ... die könnten dich fressen. Denk nur an den riesigen Bären gestern." Das Mädchen mit dem lila gefärbten Haar warf dem Zwerg einen bedeutungsschweren Blick zu.
„Aber das war ja auch ein Bär."

Thalia verdrehte seufzend die Surn und schüttelte den Kopf. „Ich geb's auf. Dem kann man nichtmehr helfen."

Econa warf ihr einen verwirrten Blick zu. „Du hast doch noch nichtmal angefangen ihm zu helfen."

Thalia seufzte. „Das stimmt, aber ich will doch meine wertvollen Kräfte nicht an etwas verschwenden, das schon längst verloren ist."

„Thalia, du redest wirres zeug", bemerke Econa.

„Kommt ihr jetzt oder habt ihr es euch doch anders überlegt?" Fili blickte die Freundinnen abwartend an.
„Natürlich kommen sie mit", versicherte ihm Bilbo.
„Sie sind schon wieder ohne uns losgegangen, ich fasse es nicht!", rief Econa wütend.
„Genau, Bilbo." Lächelnd trat Thalia neben den Hobbit. „Komm, Echo, stürzen wir uns auf die riesigen Eichhörnchen.

Fili, Bilbo, Thalia und Econa betraten den Pfad, den die restlichen zwölf Zwerge kurz zuvor gewählt hatten und beeilten sich, zu ihnen aufzuschließen. Bald schon hatten sie den Waldrand hinter sich gelassen und es wurde ziemlich duster unter den Bäumen.

„Unheimlich", murmelte Econa und rückte näher an Thalia.

Sie holten den Rest der Gemeinschaft ein. Schweigend folgten sie dem Pfad, den Gandalf sie gewarnt hatte, nicht zu verlassen.

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