Zwei
Diese Geschichte ist in der Frankfurt Youngstories Anthologie.
Unter den 20 Besten.
Me be like : 😭😍😍😭😭😭💚
Wenn ihr auch die anderen (19 besten) Geschichten lesen wollt, kauft das Buch.
Es lohnt sich ^-^
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Thalia wollte Künstlerin werden.
Sie wollte tolle Bilder malen und graue Erinnerungen in Farbe tauchen, verblassende festhalten.
Sie wollte Leuten Ideen und Träume auf Leinwand verkaufen.
Den Beruf gäbe es nicht, sagten sie.
Sie könne es nicht, wurde ihr gesagt.
Irgendwann glaubte sie es.
Legte Pinsel und Farbe nieder, begrub ihr Hobby, ließ die Leinwände verstauben.
Thalia wollte Tagträumerin sein, aber ließ sich ihre Träume nehmen.
Sie wollte mutig sein, aber sie ließ sich einreden, mutig sein heiße keine Angst zu haben.
Dass das nicht stimmte, übersah sie.
Sie wollte eine gute Zuhörerin sein, hörte sich alles an.
Wollte sie mal reden, sagte man ihr, sie sei eine schlechte.
Also schwieg sie.
Sie glaubte, das sie nichts könnte.
Sie opferte sich für jeden, nahm alles für jemanden in Kauf den sie liebte.
Sie löste jedes Problem, ihr wurde gesagt sie sei dumm.
Sie glaubte es.
Sie wollte einmal etwas für sich tun.
Sich gut fühlen.
Ihr wurde gesagt, sie sei egoistisch und das schöne Gefühl zerbrach schneller als ein Glas welches zu Boden fällt.
Sie hasste sich dafür.
Warum konnte sie nicht für andere da sein?
Und so tat sie nichts mehr für sich, aus Angst vor einer Wertung.
Aus Angst vor ein paar Worten.
Früher wollte sie schreiben, sie schrieb so viel.
Sie träumte davon, Bilder mit ihren Worten zu malen, Leuten ihre Fantasie wiederzugeben und aus der Realität Flügel zu basteln und zu fliehen.
Sie zeigte es niemandem, aus Angst vor der Kritik.
Aus Angst vor bösen, scharfen Wörtern.
Sie schnitten tiefer als jede Klinge und trafen immer das Herz, nie daneben.
Sie wollte weg.
Sie wurde als Freak bezeichnet und nickte.
Also half sie den anderen, zerstörte sich einfach selbst und niemand sah es, niemanden interessierte es genug um zu helfen.
Wegsehen war ja einfacher.
Und so kam es, das Thalia an diesem Tag an dieser Klippe stand und auf das aufgewühlte Meer sah.
Die vom salzwasser angespitzten Felsen sah.
Wie es jetzt wohl wäre, zu fliegen?
So konzentriert sah sie nach unten, wankte im Wind, dieses Fliegengewicht.
So hörte sie diese Schritte nicht.
"Hey. Was machst du denn hier?", fragte eine klare, sanfte Stimme.
Thalia wandte ihre Augen vom Meer unter sich ab, sah zu dem blonden Mädchen.
"Überlegen wie es wohl wäre, zu fliegen", kam ihre leise Antwort.
Das blonde Mädchen sah sie ernst an, dann verstellte sie ihre Stimme.
"Flugerlaubnis heute nicht erteilt, Wetter zu schlecht, bald Regen zu erwarten, Sicht eingeschränkt..",krächzte sie.
Und Thalia lächelte tatsächlich ein wenig.
"Thalia".
"Jule".
Und Thalia wandte sich ab, ging ein paar Schritte vom Abgrund weg.
"Woher kommst du, Thalia?"
"Nicht von hier", antwortete sie und sah zum Himmel, wandte sich kurz dem Abgrund zu.
Jule ging ein wenig zurück.
Sie musste ihre Arme gesehen haben.
Aber es schien sie nicht groß zu stören, kein Gestarre, kein Drama.
Thalia gefiel das.
"Aufgehört?", kam die Frage.
Thalia nickte zögerlich.
Auf einmal war es so leicht zu reden.
"Jup. Hab überlegt ob ich den Teilen hinterher fliege.
Dann bist du aufgetaucht.
Bitte, rede doch weiter.
Ich mag deine Stimme irgendwie".
Jule lächelte und nickte.
Thalia mochte sie irgendwie.
Sie und ihre sonnige Art.
Jule mochte Thalia irgendwie, sie und ihre schattige, ruhige Art.
Das war angenehm, wenn man sich am Sonnenlicht verbrannte.
Sie setzten sich einfach auf die Klippe.
Und Jule erzählte, froh um jemanden, der zuhörte und verstand.
Nur da war, nicht aufdrängte und nicht unterbrach.
Sie erzählte Thalia eine Geschichte.
Thalia hörte zu.
Am Ende sah sid Jule direkt in die blauen Augen.
"Warum bist du hier, Sonnenschein?", fragte sie sie leise.
Jule lächelte traurig.
"Manchmal verbrennt man im Sonnenlicht, sowie man sich im Schatten verliert", erklärte sie.
Thalia nickte nachdenklich.
Dann hielt sie Jule ihre Hand hin.
Jule schlug ein und spürte einen kleinen Zettel in ihrer Hand.
Thalia zog ihre Hand wieder zurück.
Dann stand sie auf, band ihre Jacke von ihrer Hüfte los und hängte sie Jule über die Schultern.
Jule hatte Gänsehaut.
Sie hatte es nicht bemerkt, wie kalt ihr war.
Thalia schon.
Was für ein seltsamer Mensch.
Und Jule lächelte.
Thalia lächelte auch.
Ehrlich, einfach ohne zu lügen.
Thalia mochte Jule.
Den Zettel hatte sie seit Jahren in ihrer Tasche.
Jeden Tag auf jemanden wartend.
Jeden Tag auf jemanden wie sie wartend.
Dann senkte Thalia den Kopf zum Gruß, wandte sich um und wollte gehen.
Jule sprang auf und umarmte sie.
Einfach so.
Thalia war überrascht.
Dann erwiederte sie die Umarmung.
"Danke", flüsterten beide und lächelten.
Thalia ließ ihre Jacke bei ihr.
Wenn sie sich schlecht fühlen würde, wäre sie ihr Patronus, wie sie es sonst für Thalia gewesen war.
Thalia war weg.
Jule sah sich den kleinen Zettel an.
Ohne zu zögern tippte sie die Nummer in ihr Handy ein, schrieb.
Thalia hob den Kopf von der Autoscheibe an und sah auf ihr Handy.
Ein stilles Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, in ihre Augen und brachte sie zum glänzen und Funkeln.
Sie drückte ihr Handy kurz an sich.
Sie dankte dem Typen da oben so für diesen Engel.
Jule saß lächelnd da und wartete.
Sie wusste, das eine Antwort kommen würde.
"Hey"
Und so lebten beide weiter, jeden Tag in dem Wissen, das da jemand war, für den es sich zu leben lohnte, der wie ein Patronus gegen die Alltags-Dementoren wirkte.
Danke.
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