Kind

P.o.V. : Ich-Perspektive.

Ich werde den Tag wohl nie vergessen, an dem ich "An Tagen wie diesen"- singend durch die Straßen des Neubaugebietes getanzt bin.
Die warmen, gelblichen Straßenlaternen waren mein Rampenlicht, die vereinzelten Vögel und die Grillen in den vertrockneten Grünstreifen waren mein Orchester.
Der langsam kühler werdende, laue Abendwind, der mit meinen Haaren spielte und den Geruch des Sommers zu mir trug.
Wie der Sterne am Himmel über mir immer stärker wurden, wie sich langsam aber sicher auch der Mond zu ihnen gesellte.
Wie sich sein magisches, silbriges Licht mit dem der Straßenlaternen vermischte.
Wie die Lichter in den Häusern angingen, die Menschen hinter ihren bunten Wänden und schweren Vorhängen Filmabende veranstalteten, zu Abend aßen, erzählten, lachten und entspannten, während ich meiner Begleitung voraus durch die leeren Straßen wirbelte.
Zu meinem Naturorchester gesellte sich der Wind.
Er ließ den Staub, die Blätter wie Konfetti, passend zu dem Lied, zu dem mein Herz das Schlagzeug spielte, durch die Luft tanzen.
Ich wirbelte herum, genoss diesen Moment.
Diesen stressfreien Augenblick, ich schätzte ihn.
Ich sammelte diese Augenblicke wie andere Briefmarken, bunte Steinchen oder alte Münzen.
Ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, ein einfaches, glückliches Funkeln in den Augen.

Doch dann wurde mir gesagt, ich solle damit aufhören, es sei unangebracht und peinlich.
Mich könnten Leute so sehen, sie könnten lachen und reden.
Während das schönste aller Gefühle ging, verschwand das Lächeln.
Selbst mein Orchester verstummte, während meine Umgebung ihre Magie für mich verlor.
Mein Herz stolperte, gerit kurz aus dem Takt und fand nicht zurück.
Den Blick auf den Boden gerichtet, damit niemand das verräterische, wässrige Glänzen sah, dem das Funkeln gewichen war.
Und so kam es, das ich nie wieder durch die leeren Straßen tanzte.
Nie mehr Nachts umherlief und laut Lieder sang.

Jetzt wende ich mich an euch.
Wer seid ihr, das ihr es wagt, einem Kind aufgrund eures "Images" seine Magie, seine Freude zu stehlen?
Wo seid ihr falsch abgebogen?
Tanzt mit euren Kindern durch die Straßen, zählt die Sterne und singt mit den Vögeln um die Wette.
Lasst es nicht allein.
Kein Image der Welt ist ein trauriges Kind wert!

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