Ende
Wie gesagt, ich konnte nie sagen, wann es angefangen hat, zu Ende zu gehen. Doch an den Moment, in dem ich wusste, dass es vorbei war, kann ich mich ganz genau erinnern. Ich weiß auch noch, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe - es hat nicht wehgetan, nicht in meinem Inneren gestochen und gerissen und gepocht. Es war ein fremdes Gefühl, eins, dass ich kaum mehr kannte, so lange war es her, dass ich mich so gefühlt habe. Ich glaube, das letzte Mal war es, bevor ich dich kannte. Du hast sie ausgefüllt, diese kleine Leere, die ich immer versucht hatte, notdürftig mit Lebendigkeit zu füllen. Ich schätze, du hast mich vervollständigt. Während du da warst, natürlich.
Am Ende, unterm Strich hast du nichts falsch gemacht. Du hast mich nie schlecht behandelt, du hast mich nie verlassen, du hast mir immer zugehört. Du hast mich verletzt und du hast dich mit mir gestritten, doch danach bist du immer da gewesen. So war es, als es noch gut war. Und Gott, war es gut.
Vielleicht haben all diese Pessimisten Recht und alles Gute muss ein Ende haben.
Doch als ich neben ihm anstatt dir aufwachte, als ich nackt neben ihm lag und als er schlief mit den Fingern auf seine Haut gezeichnet habe, war es nicht weil ich seine Haut fühlen wollte so wie ich deine fühlen wollte, sondern aus Langeweile. Es war kein befriedigender Zeitvertreib, also stand ich auf, zog mich an und ließ diese fremde Wohnung hinter mir zurück, ging zu meiner und deiner.
Es war ein wenig ironisch. Früher hatte ich Angst, du würdest mich betrügen, und jetzt war ich es, die fremdging. Es war zwar gefühllos, aber das war es zwischen uns auch, also was soll's. Ich bereute es nicht, wurde mir klar, als ich barfuß, mit meinen hohen Schuhen in der Hand durch die Stadt schlenderte. Ich hatte auch kein schlechtes Gewissen, denn ich wusste, es würde dir nicht mehr wehtun. Ich fühlte mich einfach nur leer, so wie früher. Vielleicht war es, weil ich dich endgültig verloren habe, vielleicht auch mit dir ein Stück von mir selbst.
Naja, manche Dinge sind nicht für die Ewigkeit gemacht, sie vergehen.
Aber so ist das Leben nun mal, manchmal verlieren wir uns von Tag zu Tag.
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