×Sechs×
Da mich eigentlich alle anwesenden Männer weitgehend ignorierten, auf's Schiff stapften oder sich in Gespräche mit den anderen Crewmitgliedern verwickelten, stand ich einfach ratlos da und betrachtete das Geschehen, während ich mit dem Gedanken spielte einfach wegzurennen.
Vom Hafen aus würde ich es sicher bis zu den ersten Häusern schaffen. Ich würde Leute um Hilfe bitten, vielleicht sogar ein paar Marinesoldaten finden und einfach darauf hoffen, dass sie Kid und seine Leute lange genug aufhielten, um meine Flucht zu gewährleisten.
Aber mal ehrlichen, wie hoch standen meinen Chancen schon?
Selbst wenn ich es unter Leute schaffen würde, warum sollten ein paar, vielleicht ein Dutzend Leute die ich zusammentrommeln könnte, Kid aufhalten, wenn er zusammen mir Law und Ruffy eine ganze Armee niederstrecken konnte?
"Na sieh mal einer an, Frischfleisch!"
Ein schlaksiger Mann, mit schwarzen Haaren, welche gerade so lang waren, dass ihre Spitzen ihm ins Gesicht fielen, trat auf mich zu, und hob mein Kinn mit seinem Zeigefinger an.
Ich zuckte etwas zusammen, und schaute perplex ins Gesicht des Mannes.
Während er mich , so wie um zu prüfen ob die 'Ware' denn auch in Ordnung wäre, musterte entblößte er mit einem Lächeln seine perfekten Zähne, welche wie weiße Perlen glänzten.
"Womit haben wir DAS denn bloß verdient, Kiddie?"
Der Schwarzhaarige kräuselte zufrieden die Lippen, während Kid, welcher offensichtlich äußerst ungern mit "Kiddie" angesprochen wurde, diese verzog.
"Sie ist nicht für euch hier, sondern weil ich es so will. Und wenn du mich noch einmal so nennen solltest, Trifo, streiche ich dir dein Mittag- und Abendessen - für drei Tage(!)."
"Aye aye, Capitano."
Ich dachte ein letztes Mal daran, wie es wäre, wenn ich einfach das Weite suchen würde. Egal wie wahrscheinlich mein Entkommen auxh war. Aber meine Chance war vertan, und das wusste ich auch. Ob ich nun wollen würde oder nicht, meine nahe Zukunft fand auf dem Kahn vor mir statt. Zusammen mit diesen Piraten.
Sich wieder an mich wendend zog Trifo eine Braue gen Himmel, und beugte sich etwas tiefer zu mir.
"Du schmeißt dich also an den Käptn ran, hm?"
Peinlich berührt machte ich ein paar Schritt rückwärts, da ich spürte wie das Blut in meinen Wangen stieg.
"Ich- .. also...Nein! Natürlich nicht."
"Hey, hey. Schon gut.. . Ich wollte ja nur sicher gehen."
Erklärte er und hob beschwichtigend die Hände. Immernoch breit grinsend.
"Ähm.. wie heißt du eigentlich?"
"Chara."
"Chara? Naja," er richtete sich wieder zu voller Größe auf, "gut, solltest du dennoch auf der Suche, nach ein bisschen 'Gesellschaft' sein -vorzugsweise abends-, im Gang das erste Zimmer rechts. Bin immer für dich zur Stelle, Herzchen."
Mir einem letzten Grinsen machte er auf dem Absatz kehrt, und ging mit federnden Schritten an Deck.
Vollkommen überrumpelt blinzelte ich. Wie hatte der Typ mich bitte grade genannt? Und was wollte er von mir? Auch wenn in seiner Stimme - zum Glück -, eine hörbare Menge Ironie mitgeklungen hatte, wusste ich diese Worte nicht wirklich zu deuten.
___
"Wie heißt du?"
"Chara."
"Ganz?"
"Namaka Chara."
"Alter?"
"20."
"Sternzeichen?"
"..Jungfrau."
"Größe?"
"1,75. ...seid ihr jetzt langsam mal fertig? Ich bin doch kein Ausstellungsobjekt... ."
"Eins noch."
"Hm?"
"Ist das Echtgold?"
Der größere der beiden Brüder, Chain, seufzte und verwuschelte sich am Hinterkopf die, ansonsten ordentlich nach hinten gekämmten, Haare.
"Ja, wir sind fertig.", beschloss er, was ihm einen säuerlichen Blick seines kleineren Bruders, Saw, einhandelte, welcher meine Kette los, und zurück gegen meine Brust fallen ließ.
Mit einem sehr abfälligen "Pff." machte Saw sich, mit hoch erhobenem Haupt, davon, und schritt zutiefst beleidigt von Dannen.
Feixend stand ich auf, da ich mich für das Gespräch mit Chain und Saw vor einige Fässer gesetzt hatte,
"Ist er immer so, dein Bruder?"
Die Hände auf die Reling stämmend schaute ich auf die See, welche im Licht der bald untergehenden Sonne in den verschiedensten Farbspektren glitzerte. Ich liebte die Meere, so wie die rauschende Gischt und die salzige Luft, welche einem die Haare -meist sehr unvorteilhaft -, ins Gesicht wehte. All dies waren Faktoren, die meinen Körper auf eine Art entspannten, wie es nichts Anderes konnte.
"Nicht immer.. aber immer öfter. Hast du deine Sachen eigentlich schon auf dein Zimmer gebracht? Immerhin fahren wir schon Morgen."
"Morgen?! Aber.. Ich hab doch noch gar keine Sachen.. ."
"Wie, du hast keine Sachen?!"
Eine gereizte Stimme, die ihren Träger leider viel zu sicher verriet, ließ mich mich ein wenig kleiner als sonst fühlen - als würde ich plötzlich einige Zentimeter schrumpfen.
Dass ich mich zu dieser umdrehte minderte die Ungunst meiner Lage leider kein bisschen.
"Naja, ich-"
"Warum hast du keine Sachen, hast du vor immer das Selbe zu tragen, oder vielleicht gleich nackt herumzulaufen?!"
"Ob du's glaubst, oder nicht, ich wollte genau das verhindern.", entgegnete ich definitiv kühler als zuvor.
"Also..., darf ich bitte in die Stadt gehen, und mir neue Klamotten,und so, kaufen?" Mit Nachdruck fragend, machte ich mich bereits auf den Weg, wurde jedoch von Kid zurück gehalten.
"Jemand wird dich begleiten."
Die Augen verdrehend, allerdings immernoch bedacht höflich, versuchte ich es auf ein Neues:
"Ich kann tatsächlich alleine Einkaufen. Ich bin nämlich schon ein großes Mädchen, weißt du."
"Geh zu Voca, und sag ihm, dass er dich begleiten will."
"Wo-"
"Chain zeigt dir wo."
Und das tat Chain auch. An einer dunklen, massiven Holztür angelangt, verdrückte er sich jedoch wieder. Da ich bereits stark bezweifelte, mich auf diesem Schiff wirklich zu recht zu finden, hoffte ich einfach, dass mit Voca etwas besser Kirschen essen war als mit meinem schlicht reizenden Käptn.
Auf mein vielleicht etwas zu aufdringliches Pochen an der Tür folgte ein unverständliches Geräusch von der anderen Seite, welches ich einfach als eine Art "Herein" deutete.
Noch während ich die Zimmertür langsam öffnete, stieg mir der beißende Geruch von schalem Schnaps in die Nase. Ich ließ die Tür zurück ins Schloss fallen, und fand mich in einem recht großen Raum wieder. Welcher jedoch durch die vielen Möbel, weitgehend verstreuten Dokumente und medizinischen Instrumente, welche alle ihrer seits Platz beanspruchen, geradezu minimiert wirkte.
Der noch über den Schreibtisch gebeugte Mann vor mir, hob die rechte Hand, und ließ sie wieder sinken, um zu signalisieren, dass ich etwas warten sollte. Das kratzende Geräusch einer Feder auf Papier geriet für einen kurzen Moment ins Stocken, begann jedoch genau so schnell wieder zu ertönten.
Ich wartete. Wippte mit dem Fuß auf und ab. Biss mir auf der Unterlippe. Betrachtete meine Fingernägel. Befreite sie vom Dreck.
Starrte die Uhr an.
Die Uhr war... stumm. Und dennoch war in meinem Kopf ein deutliches 'Tick Tack, Tick Tack.' zu vernehmen.
Die Zeiger der Uhr zeigten, dass bereits einige Minuten vergangen seien mussten - Tick, Tack.
Ich stand auf, und räusperte mich.
"Ähm.. Voca - richtig? Ich will nicht unhöflich sein, aber ich.. . Ich muss los, in die Stadt, Einkäufe erledigen, und Eustass will nicht .. also, er sagt, du sollst mich begleiten. Könntest du also bitte endlich aufstehen, und mitkommen? Oder mich wenigstens angucken, und beweisen, dass du noch lebst, ..bitte?(!)"
Keine Reaktion.
"Schon, gut. Ich geh alleine. Allerdings ist es deine Schuld wenn Eustass später alle massakriert."
Das zeigte Wirkung:
"Schon gut, schon gut, Kleine. Hab doch ein bisschen Geduld mit einem Mann von altem Eisen, wir mir."
Voca richtete sich auf, und lächelte mir kurz zu, während er eine Zigarette drehte, anstecke und zwischen die Lippen klemmte. Sofort wurde der penetrante Alkoholgeruch von einem trockenem aber angenehmeren Rauchgeruch erfüllt. Ich mochte den Geruch von Rauch.
Die Augäpfel des Mannes lagen etwas tiefer in den Höhlen, als man es bei einem Menschen erwarten würde, jene irgendwie leeren und zugleich weisen, erfüllten Augen, waren von schweren Schatten umgeben, welche sich trotz der leicht bräunlichen Haut stark abzeichneten.
Zufrieden lächelte ich zurück.
"Keine Lust auf Streitereien mit dem Käptn, hm?"
"Egal wie oft er auch an mir rumnörgelt, bisher war der Junge nie zu schlecht zu mir. Ich nehme an es hat seine Vorzüge älter zu werden. Man wird wenigstens so behandelt, als würde man eine Art Vorbild- oder Autoritätsfunktion auf die Anderen haben."
Seine lederige Haut, welche den Eindruck machte zehn Jahre zu früh gealtert zu sein, schlug einige Falten um seine Mundgegend.
"Das soll nicht heißen, dass ich mit meinen 57 Jahren nicht mehr gut im Rennen währe. Sooo alt ist das ja nun auch wieder nicht.. . Aber wem sag ich das? Für eine - korregier mich bitte, wenn ich falsch liege -, 20-jährige ist das wohl schon ein zu weit entferntes Alter.. ."
"Naja, fast. Ich bin 21 Jahre alt. Aber ich muss zugeben, ich hätte Sie älter eingeschätzt. ..ohne Ihnen zu nah treten zu wollen.. ." Letzteres fügte ich eher nach, da sich die Entrüstung deutlich im Gesicht des Mannes spiegelte.
" 'tschuldigung! Ich wollte wirklich nicht unhöflich sein - ich. Tut mir wirklich leid... ." Ich schaute Weg und schlug bedacht die Augenlider um möglichst reumütig zu wirken.
"Ph. Tut es garnicht."
Voca gluckste, "Aber belassen wir es dabei. Du - wir sind doch per Du, oder? -, wolltest doch noch wohin, richtig?"
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