×Neun×

Beim Abendessen angelangt stellte sich recht schnell heraus, dass es einen in der Kid-Piratenbande gab, welcher überhaupt nicht erfreut über meinen Beitritt war.

Es war noch nichtmal so, dass es mich überraschen würde. Denn dieser bestimmte jemand gab sich nicht einmal die geringste Mühe es zu verbergen.

Das Spiel konnte ich auch spielen... aber das hieß natürlich nicht, dass mich das in irgendeiner Weise davon abhielt, Teil dieser Crew zu werden.
Ich sah es als eine Art Herausforderung. Ich wollte Kid zeigen, dass er sich bei mir auf keinen Fall vergriffen hatte, egal was da käme. Und.. naja, irgendwie begann ich diese Crew zu mögen.

Natürlich, man sollte den Tag nie vor den Abend loben. Und sich bei ein paar Piraten sicherlich nicht sicher fühlen - erst recht nicht, wenn man besagte Seeräuber erst seit gut einem Tag kennt.
Trotzdem diese Piraten waren, ... anders? Wahrscheinlich entsprachen sie sehr wohl dem allgemeinen Bild einer Piratenbande. Aber.. sie, sie waren, nett, nicht nett nett(!). Aber netter als ich es erwartet hätte.
Viel menschlicher als die gefürchteten Piraten in den Albträumen und Gruselgeschichten der Leute.
Nicht dass ich es irgendjemandem verübeln würde, immerhin war dieses Bild durchaus begründet.
Piraten plünderten, nahmen Geisel, zerstörten und töten. Nahmen einem Alles, was einem lieb und teuer war ..es sei denn, man gehörte zu ihnen.
Logisch, ein Mensch der seinen Nahestehenden etwas zu Leide tat, war wohl gewaltig auf dem Fehlweg.
Und ein Pirat, der seine Mannschaft hintergeht, eine Schande seiner Selbst.

"Magst du garnicht essen?"
Zwei fragende grüne Augen blinzelten mir von der anderen Seite des Tisches zu. Perplex blinzelte ich mindestens genauso verwundert zurück.

"Oh.. ähm, nein.. . Ich hab keinen Hunger.", versicherte ich Saw.
Was redete ich da? Ich hatte Hunger. Wann hatte ich bitte zuletzt was zwischen die Zähne gekriegt?!
Ich stand auf, griff nach meinem Löffel, und schaufelte mir etwas Curry auf meinen Teller. Nachdem ich nun wieder saß betrachtete ich meine Errungenschaft zunächst etwas unsicher.
Na toll, wie lasse ich das jetzt ungedrungen wirken?

Ich steckte mir einen Löffel in den Mund und.. zog sofort eine hässliche Fratze. Warum musste das denn auch so heiß sein?!

Voca, welcher neben mir saß, reichte mir ein Stück Brot.
"Hier, das sollte die Schärfe rausziehen. Bist du gewürztes Essen nicht gewöhnt?"

Ich schüttelte den Kopf, da das Brennen auf meiner Zunge fast augenblicklich nachgelassen hatte.
"Nein, das ist es nicht, ich-"

"Och, das muss dir nun wirklich nicht peinlich sein." Erklärte ein lachender Trifo. "Wie bereits gesagt, Cico hat es einfach nicht so mit dem kochen. Nur erklärt sich leider keiner ausser ihm bereit, den Job zu machen."

Der eben Erwähnte und ich warfen Trifo mörderische Blicke zu, während ich mein Glas nahm, und an die Lippen führte.

"Gut, wenn es das nicht ist, nehm ich an, du bist es einfach nicht gewöhnt, zwischen so vielen Kerlen zu essen. Naja, nicht dass man es dir übel nehmen dürfte, wer könnte sich bei sowelchen "Prachtexemplaren" von Männern, schon aufs Essen konzentrieren, nicht, Herzchen?"

Ich verschluckte mich beinahe an meinem Wasser, während ich lospruste, und nicht so richtig wusste, ob ich nun wütend werden sollte, oder nicht.

"Naja, als ein so hübsches Mädchen kann es schon komisch sein, zwischen einem Haufen Kerlen, wie euch, zu sitzen. Sollte ihr ihr nicht eine etwas bessere Seite präsentieren?"

Ich warf Voca ein dankendes Lächeln zu, und begann letztlich zu essen, und die Männer ausser Acht zu lassen.
Das Curry war,
..gewöhnungsbedürftig.
Es schmeckte wirklich nicht soo schlecht, aber, naja, eben auch nicht nach dem Werk eines Koches - in diesem Sinne schien Trifo garnicht so Unrecht gehabt zu haben.

Wieder in meinen eigenen vier Wänden, setzte ich mich im Schneidersitz aufs Bett, und überlegte, was ich tun sollte. Die Uhr zeigte zehn Uhr an, was allerdings für mich noch viel zu früh zum schlafen war. Es war eine teils wirklich nervige Angewohnheit von mir, erst gegen zwei Uhr morgens, oder später, und dafür umso länger zu schlafen. Aber was sollte ich schon machen?

Ich griff nach einem Beutel und zog ein Buch daraus hervor. Während unseres Einkaufs hatten Voca und ich uns etwas unterhalten. Mit einem Arzt ließ sich eben gut reden, sofern man sich für seine Arbeiten interessierte.

Das Buch in meiner Hand behandelte die Anatomie des menschlichen Körpers. Nichts was mir neu wäre. Allerdings meinte Voca, ich solle mein Wissen stets etwas auffrischen, wenn ich ihm denn helfen wolle. Und so hatte er mir unter anderem dieses Buch ans Herz gelegt.

Dem Schiffsarzt helfen? Ja, ihm war ich vermutlich sowieso von mehr Nutzen als Cico - was nicht heißen sollte, dass ich ihm meine Hilfe verweigern würde. Ich hatte mich schon immer für Medizin fasziniert, sowohl für humane als auch für tierische, wobei ich mich letztlich aber eher auf erst genanntes spezialisiert hatte.

Zu meiner Gunsten wuchs ich in recht guten Umständen auf - zumindest bildungstechnisch, anderes liegt wohl im Auge des Betrachters.
Aber da ich mich allgemein für Wissenschaften und Forschung begeistern ließ, war es definitiv von Vorteil, an so gut wie jedes Buch heran zu kommen, und das schon in Kindestagen. Wissen war ja bekanntlich Macht, und von beidem konnte ich noch nie zu viel haben.

Die Zeit verstrich, während ich mich durch gut die Hälfte des Wälzers arbeitete. Aber mit der Zeit wurden auch mir die Augen schwer.

Die Uhr schlug Zwölf - Mitternacht -, eigentlich die wohl schönste Stunde des Tages, wenn man gerad in Gedanken schwebte. Etwas früh für meine Verhältnisse, aber weder mein Körper, noch mein Verstand, würde es mir übel nehmen, eine Ausnahme zu machen, und heute etwas früher Schlaf zu finden.

Das Buch zuklappend, und mich im nächsten Moment dafür verfluchend, da ich die Seite wahrscheinlich nie wieder finden würde, legte ich den Schinken auf ein Schränkchen neben meinem Bett und rollte mich auf den Rücken.

Ich machte mir nicht erst die Mühe, mich umzuziehen. Stattdessen starrte einfach zur Decke, ins Dunkle, während ich darüber nachgrübelte, was ich heute eigentlich erlebt hatte.

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