Kapitel 4

Nachdem sie André noch ein wenig genervt hatte, ging die Kleine wieder nach oben in den Laden und setzte sich auf einen Barhocker. Der Barkeeper lächelte nett und stellte ihr eine Cola hin. Das führte nur dazu, dass sie jetzt dringend auf Toilette musste, aber zu faul war um auf zu stehen. Schließlich raffte sie sich doch auf und entleerte ihre Blase. Gerade als sie wieder bei der Bar ankam, fuhr draußen ein schwarzer Rang Rover vor. Sie wusste, dass nur Jeff so ein Auto fuhr. „Hey Jungs, Jeff ist da!", rief sie in den hinteren Teil des Ladens. Sofort stürmten ein paar Jungs nach vorne und starrten gebannt auf sein Auto. Das waren die jüngeren, die Anfänger sozusagen. Die Großen, Gefährlichen, die hier etwas zu sagen hatten, waren schon auf dem Weg nach draußen. Auch Liv war aufgeregt. Vielleicht würde er ja diesesmal aus seinem Auto steigen? Sie war ihm noch nie begegnet, da er immer im Wagen blieb. Jeff hatte genau das selbe für heute auch geplant, als ihm noch etwas einfiel. „Ich hab ein Päckchen was noch weg gebracht werden muss", sagte er zu George, der sich unter den Leuten befand. Dieser wusste sofort, wenn er für diesen Job braucht. „Da habe ich die richtige Person. Holt mir die Kleine!", befahl er zwei Typen, die am Eingang einen Joint rauchten. Jeff verdrehte genervt die Augen und hätte dem braunäugigen am liebesten eine geklatscht. Dieser kannte die Regeln nämlich ganz genau und befolgte sie dennoch nicht. „Du weißt wo die Frauen zu arbeiten haben?!" „Sie hat schon mehrere Aufträge erfüllt. Ich will einfach nur, dass du deine kleine Läuferin kennen lernst", überspielte George seine Anmerkung. George war clever genug um Jeff nichts von Liv zu erzählen. Jeff hätte es eh nicht erlaubt, obwohl sie die Beste ist. Kurz darauf trat eine verwunderte Liv ins Jeff's Blickwinkel. Auch wenn sie von außen nur etwas verwirrt wirkte, herrschte in ihr ein Strudel aus Gefühlen. Gefühle wie Glück, Hoffnung, Neugierde usw. Jetzt sah sie den Mann, der es von ganz unten, an die Spitze der Nahrungskette geschafft hat. Sie würde alles tun um von hier wg zu kommen. Alles. Und wenn sie dafür lügen und betrügen muss, wird sie es tun. Jeff erging es nicht anders. Er wusste nicht was für ein Prachtexemplar unter seinen Dealern war. Schon jetzt konnte man erahnen, dass sie mal lange Beine haben wird. Noch plagte sie sich mit mickrigen 1,67cm, aber sie würde noch wachsen und dann, dann würde Jeff sie von da weg holen. So wie alle zuvor auch. Denn für sie ist es nicht bestimmt als Dealer zu arbeiten. „Das ist sie?", fragte Jeff George. Dieser nickte und spielte nervös mit seinen Fingern. „Wie viele Aufträge hat sie schon erfüllt?" Jetzt war er gespannt, denn immer wenn er dachte, dass einer von den Jungs seine Päckchen aus liefern würde, tat sie es. „Knapp 100 mal?!", antwortete George. Jeff seufzte und massierte sich die Schläfen. Mit zwei Fingern, bedeutete er ihr näher zu kommen. Natürlich gehorchte sie sofort. Der Respekt und die Angst vor ihm, waren einfach zu groß. „Wie alt bist du Kleine?", fragte er sanft. Liv war froh, dass er so nett war, aber sie klein zu nennen, konnte sie gar nicht ab. „12, bald 13", antwortete sie knapp und sah ihm stur in die Augen. „Wie lange bist du schon dabei?" Am liebsten hätte sie jetzt die Augen verdreht. Die Leute schätzten sie immer so schlecht ein, obwohl sie eine der Besten war. „4 Jahre", sagte sie und behielt eine ausdruckslose Miene. Sollte er sich ruhig wundern oder sie anders behandeln. Liv würde einen Weg finden, um mehr Respekt zu erlangen. „Ach, dass ist die Kleine von Marcell?!", stellte Jeff fest. Er konnte sich gut an den Tag erinnern, wo Marcell ihm erzähkt hatte, dass sie ein 8 jähriges Mädchen mit genommen hatten. Sie hatte sich allein versorgt, wirkte aber noch sehr unerfahren. Marcell hatte sie, wie viele Andere auch, ausgebildet und auf das Straßenleben vorbereitet. Innerlich freute Jeff sich schon sie ins Verneuil zu stecken und so ihre Pläne zu zerstören. Jeder hier hatte Pläne und Träume, doch Jeff hatte nicht vor die Kids gegen zu lassen. Am Ende verraten sie ihn noch, oder wollen seine Stadt einnehmen. Nein! Er würde dafür sorgen, dass das nie passiert. Die Gassen und das Untergrundleben in Dallas gehört alles ihm. Er hat hier das sagen und lässt sich nicht so schnell einschüchtern.

Grinsend sah er wieder das Mädchen an und stellte sie sich im Verneuil vor. Natürlich erst, wenn sie älter ist. Er ist doch kein Unmensch. Jedoch passte sie jetzt schon perfekt da rein. „George, komm bitte kurz her", sagte er streng, aber höfflich. Zwei Männer nahmen das Mädchen mit zurück, welches verwirrt und wütend zwischen Jeff und den Männer hin und her sah. „Kann sie schnell laufen?" „Sie ist die Beste!", erwiderte George. „Das Päckchen muss aber schon heute Nachmittag bei Gerome sein", sagte Jeff und holte ein kleines Päckchen aus einem Beutel. „Sie kennt sich hier prima aus. Keine Sorge, dass schafft sie", beteuerte George erneut. „Ich verlasse mich aus dich. Und wenn Gerome anruft und mir etwas anderes berichtet, seid ihr beide dran." Mit diesen Worten übergab er das Päckchen und bedeutete seinem Fahrer, den Wagen zu starten. Noch einmal zwinkerte er George zu, bevor er verschwand.

Leicht frustriert fuhr er sich durch die Haare und hätte am liebsten geschrien. Wie sollte er ihr nur erklären, zu wem sie es dieses mal liefern musste? Eben hatte er Jeff erzählt, dass sie das hinbekommt, aber Gerome ist selbst für sie noch eine Nummer zu groß. „Liv!", rief er und das kleine Mädchen kam sofort aus dem Laden. Eigentlich war sie ja gar nicht so klein, doch viele der Jungs hier, waren an die 1,80 groß. Nichtgerade ein Vorteil. „Kannst du laufen?", fragte er sie. Sonst hätte sir sofort zu gestimmt, weil man seinem Boss nicht wiedersprach. Ja okay, Jeff war der Boss. Aber wer auf der Straße lebte, musste sich entweder anpassen oder kämpfen. Zum kämpfen war sie einfach zu schwach, deshalb blieb ihr nur die andere Variante. Verneinen käme also gar nicht infrage. George hatte einfach aus reiner Höflichkeit gefragt. Jedoch hatte sie ziemlich Unterleibschmerzen und währe deswegen nicht so schnell. „Bis wann muss es da sein und wo?", fragte sie kühl und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „So kenne ich dich!", sagte er zufrieden und ging auf sie zu. Sanft legte er einen Arm um ihre Schulter und führte sie mit nach drinnen. Dort drückte er sie auf den Barhocker, auf dem sie eben noch gesessen hatte. „Also. Dieses mal ist der Kunde kein gewöhnlicher Dealer. Du darfst nicht unhöflich sein oder ihn enttäuschen, denn er steht ziemlich gut zu Jeff", begann George zu erklären. „Bring ihm einfach das Päckchen und sag es ist von Jeff. Und bitte, lass dich nicht von ihm einschüchtern. Übergib einfach das Zeug und verschwinde wieder", sagte er bedrückt und schluckte schwer. Danach zeigte er ihr auf einer Karte, wo sie hin musste.

Nach circa 10 Minuten konnte Liv den Weg auswendig und ging sich umziehen. Eilig warf sie sich ein Top über und schlüpfte in ihre kurze Sportshort. Dann band sie ihre Schuhe zu hnd machte sich einen Zopf. Dieser war ziemlich klein und sah lustig aus, weil sie nur schulterlange Haare hatte. Auf den Rücken schnallte sie sich einen Rucksack, in den sie das Päckchen getan hatte.

Da es draußen noch recht warm war, beschloss sie keine Jacke anzuziehen. Außerdem würde sie vor der Dunkelheit wieder da sein. Angst hatte sie sogut wie keine, als sie durch die ersten leeren Gassen ging. Dallas Gassen und Straßen waren ihr bekannt und vertraut. Auch die Menschen machten ihr keine Angst. Viele kannten die Leute von Jeff, zumal sie als Kurier und Läuferin ziemlich bekannt. Die Menschen hatten zudem keine andere Wahl. Wer hier nicht an ein und dem selben Strang zog, konnte gleich einpacken.

Kopfschüttelnd joggte Liv weiter, als ganz in der nähe ein Schuss ertönte.

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Wuhuu, ein neues Kapitel 😃

Und ein neues Cover!!!
Danke nochmal an AngiforeverAnn, für die tollen entwürfe ❤️

Jaaa, hoffe es gefällt euch und ihr bleibt dran ^^

Bin schon am nächsten Kapitel O.o

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