Kapitel 17

Eine braun-blonde Strähne rutschte unter seiner Kapuze hervor und grüne Augen blitzten im Licht der Lampen auf. So schnell wie er gekommen war um Liv zu retten, so schnell war er auch wieder weg. Er ging durch die Tür, von dort zum Verneuil und zog die Kapuze ab. ,,Da bist du ja endlich..."

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Mit zitternden Händen strich sie den Lederrock glatt und zog ihn unauffällig ein bisschen runter. Er ging ihr bis knapp unter den Hintern und sie fühlte sich sehr unwohl. Schnell schlüpfte sie in die High Heels und folgte Selina aus der Tür. Selina, ein anderes Mädchen und sie mussten als erstes Kellnern. Nachher würden Selina und die Fremde mit zwei Anderen tauschen. Liv hingegen musste den ganzen Abend kellnern. Sie tat dies jedoch lieber als auf die Bühne zu gehen.

Lächelnd drückte Selina ihr ein Tablett in die Hand und bedeutete ihr ihr zu folgen. ,,Denk dran, verführerisch und nett. Wenn Jeff merkt, dass du nicht gut an kommst, dann..." Sie machte mit ihrer Hand einen Strich vor dem Hals, was so viel wie: Kopf ab, heißen soll. Liv kapierte sofort. Arbeiten oder sterben. Leicht eingeschüchtert nickte sie und klammerte sich an das Tablett. Ihr Rücken tat immer noch sehr weh und an ihrer Lippe war eine unschöne Narbe. Die unter ihrem Auge konnte sie ganz gut abdecken und wegen dem gedämmten Licht sah man ihre Lippe kaum. ,,Kümmer du dich um die Männergruppe in Block B. Ich glaube du würdest ihnen gefallen, da du noch jünger bist", sagte sie und war schon weg. Okay, beruhig dich Liv!, sagte sie in Gedanken und atmete einmal tief durch. Marcell beobachtet dich, zeig ihm, dass du es schaffst! Sie versuchte sich selbst zu motivieren, doch mit jedem Schritt den sie auf die Treppe zu ging wurde sie unruhiger. Mit wackeligen Beinen ging sie die Treppe runter. Zum Glück traf sie jede Treppenstufe und blamierte sich nicht gleich am Anfang. Mit eingezogenen Kopf ging sie nach ganz unten zu Block B. Natürlich war sie sich der Blicke der Männer bewusst und das beruhigte sie nicht gerade. Was war nur mit ihr los? Früher hätte sie sich nie so von Männern erniedrigen lassen. Alles Marcell Schuld!, kam es ihr sofort in Gedanken und sie sah ein Bild vor ihrem inneren Auge. Marcell der über ihr lag. Seine eine Hand fuhr über ihren Körper, die andere ritzte ihre Lippe kaputt. Währenddessen stieß er schmerzhaft in sie.

Schnell schüttelte sie den Kopf und ging weiter. Sie wollte nicht daran denken. Das war vorbei und wird hoffentlich nie wieder passieren. Die Männergruppe die so gut wie jeden Tag da war, unterhielt sich angeregt als Liv sich leise räusperte. Sofort flogen alle Köpfe zu ihr und sie wurde erst mal abgecheckt. ,,Was kann ich euch bringen?", fragte sie, aber mehr angewidert als verführerisch. Egal wie jung und gutaussehend die Männer waren, sie unterstützten- mit ihrem Erscheinen- diese Geschäfte. Liv konnte sie nicht verstehen. Viele Frauen würden ihnen zu Füßen liegen und arm sahen sie auch nicht aus, warum waren sie also hier? ,,Eine Runde Shots und für jeden einen Whisky", bestellte einer von ihnen und Liv notierte sich alles. Gerade als sie gehen wollte streifte eine Hand ihren Oberschenkel. An dieser Stelle hatte sie einen Blauenfleck und wahrscheinlich einen Knutschfleck, doch das war es nicht was sie erstarren ließ. Es war diese Berührung. Marcell hatte es tatsächlich geschafft. Sie hatte Angst vor der Berührung und ihr Rücken prickelte schon unangenehm. So als wüsste er, dass jemand gleich die Wunden aufreißen würde. Fast schon panisch ging sie weiter und die Treppe wieder hoch. In ihren Augen brannten Tränen, doch sie zwang sich selbst dazu neutral zu bleiben.

Der Mann der eben ihren Oberschenkel berührt hatte sah jetzt zu seinen Kumpels. ,,Die hatte da einen fetten Blauenfleck", sagte er und der neben ihm, mit schwarzen Haaren, zuckte nur mit de Schultern. ,,Daneben war ein Knutschfleck, also wird das einer der anderen Kunden gewesen sein." ,,Das glaub ich nicht", sagte der ganz rechts außen. ,,Hast du gesehen wie sie reagiert hat? Auch ihr Verhalte, ganz anders als die Mädels auf der Bühne." ,,Was interessiert es euch? Wir sind hier um Spaß zu haben. Was die Mädels dafür machen müssen ist mir egal!", sagte der schwarzhaarige wütend. ,,Wow, hast du deine Tage oder was?", fragte wieder einer. ,,Das kann doch nicht war sein!" Wütend stand er auf und ging eine der Treppen nach oben. Auf der anderen ging gerade Liv nach unten und stellte die Getränke ab. ,,Noch etwas?", fragte sie leise und biss sich auf die Lippe. Von Marcell hatte sie gerade erstmal eine saftige Ohrfeige bekommen, weil sie ja angeblich die Kunden vergraulen würde. Sie sollte mehr verführerisch klingen. ,,Unser einer Kumpel ist etwas genervt und verspannt. Du weißt schon, der mit den schwarzen Haaren. Folg ihm doch und mach ihm eine kleine Freude", sagte der ganz rechts außen und steckte ihr 200$ in den Lederrock. Soweit, dass man knapp die Hälfte noch sah. Er zwinkerte nochmal und wand sich dann an seine Jungs. Genervt ging sie mit dem leeren Tablett zurück nach oben und bekam nicht gerade wenige Hände an den Arsch. Wie sollte sie ihn bitte verführen und entspannen, wenn sie Berührungen hasste? Das Tablett legte sie hinter der Theke ab und suchte dann mit ihren Augen den schwarzhaarigen. ,,Na hübsche Frau, willst du mir etwas Gesellschaft leisten?", fragte plötzlich ein fettiger, alter Kerl und sah sie pervers an. Mit Mühe unterdrückte sie einen Würgereiz und ging schnell weiter. Im gedämmten Licht konnte sie eine Person aus machen die an der Wand, die zum Flur mit den Samttüren führte, lehnte und alles genau beobachtete. Gerade als sie einen Schritt auf ihn zu machen wollte, packte sie jemand am Oberarm und zog sie weiter nach hinten in die dunklen Schatten. ,,Muss ich dir alles einprügeln?", fragte Marcell wütend, aber leise. ,,N-nein, ich hab Geld bekommen u-und-" ,,Und was?", unterbrach er ihr Gestammel. ,,Ich soll diesen Mann etwas verführen und entspannen. Seine Freunde meinten er wäre sehr verspannt und haben mir das gegeben", sagte sie mit gesenkten Kopf und reichte ihm das Geld. ,,So gerne ich auch sehe, dass du leidest... Nein, der Mann und seine Freunde sehen mir reich aus und ich will sie nicht als Kunden verlieren. Ich schicke jemand anderen zu ihm und du machst deinen Job weiter. Versuch doch mal ein paar andere Männer zu verführen", raunte er ihr ins Ohr und gab ihr einen leichten Kuss auf den Hals. Angewidert und verspannt sah sie ihm nach und schnappte sich dann ihr Tablett. Zwar musste sie jetzt nicht intime Berührungen ertragen, doch dieses betatsche reichte ihr schon.

Schwer schluckend ging sie erneut auf die Treppe zu, blieb jedoch am Rand oben stehen und sah sich um. Abgesehen von der Männergruppe ganz vorne in Block B waren Block C und B für sie tabu. Dort saßen die reichen Stammkunden und da sie noch nicht so viel Erfahrung hatte sollte sie sich zurück halten. Widerwillig ging sie zu Block D, da in Block A noch niemand sitzen konnte. Er war zwar fast fertig, aber eben nur fast.

Gleich links in der dritten oder vierten Reihe standen ein paar leere Gläser und Liv beschloss diese einzusammeln. Mit einem schwachen Lächeln und graziösen Bewegungen  machte sie sich auf den Weg und schlängelte sich dann durch die Reihe bis zu der kleinen Sitzgruppe. Die Männer waren zwar nicht ganz so alt und fett wie der an der Bar, der Liv angesprochen hatte, doch sie waren auch nicht mehr so jung wie die Männer in Block B. Diese hier sahen aus wie Familienväter oder auch wie Anwälte. Etwas streng und seriös, doch noch locker und entspannt. Wahrscheinlich hatten sie zuhause Frau und zwei kleine Kinder sitzen, die nur darauf warten, dass ihr Papi von der 'Arbeit' zurück kommt. Bestimmt haben sie so eine Ausrede wie Überstunden, dachte Liv bitter und sammelte die Gläser ein. ,,Darf ich ihnen noch etwas bringen?", fragte sie einigermaßen freundlich. Einer sah sie aus zusammengekniffenen Augen an, während jemand die Bestellung auf gab. Der der die Bestellung aufgegeben hatte, hatte die ganze Zeit mit dem Rand ihres Rocks gespielt und fuhr jetzt ihren Oberschenkel hoch und runter. Liv war das sehr unangenehm und sie musste sofort wieder an Marcell denken. Er war auch erst so sanft, doch dann... Sie wollte nicht dran denken und wich etwas zurück. Damit es nicht merkwürdige wirkte ging sie schnell zur Bar und gab die Bestellung auf. Während alles gemixt wurde ging sie nochmal zu Block B und sah nach den Herren dort. ,,Solltest du nicht bei unserem Kumpel sein?", fragte einer und sah sie wütend an. ,,Was denkst du wofür er dir das Geld gegeben hat?" Jetzt klang er richtig wütend und stand auf. Auch der der ihr das Geld gegeben hat stand auf und stellte sich genau vor sie. ,,Was fällt dir ein, das Geld einfach einzustecken?!" Liv sah sich unruhig um und sah, dass andere Kunden sie musterten. Sie standen natürlich auch in deren Sichtfeld und die Männer redeten nicht gerade leise. Sie konnte praktisch schon Marcell's flache Hand auf ihrem Gesicht spüren und versuchte deshalb die Männer zuberuhigen. Zum Glück standen nur zwei von ihnen, die Anderen genossen Liv's Angst und ihr Verhalten Männern gegenüber. ,,Beruhigen sie sich bitte", flehte sie und sah sich schon fast panisch um. Irgendwer wird sie sehen und an Marcell verpfeifen, weil sie ihre Arbeit nicht gemacht hat, sondern Kunden verärgert. Ängstlich drückte sie einen von ihnen an den Schultern runter, zurück auf seinen Stuhl. ,,Was fällt dir ein?", fragte er und funkelte sie an. ,,Jetzt setzen sie sich und hören mir zu!", sagte sie barsch und unterdrückte für einen Moment die Angst. Wütend folgte der Andere ihrem Befehl und setzte sich. Erleichtert atmete sie aus und ließ sich auf dem freien Platz nieder um nicht noch weiter die Sicht zu versperren. ,,Es ist jemand bei ihrem Freund, keine Sorge. Einer meiner Chef's wollte nur nicht dass ich das machen", erklärte sie und spuckte das Wort Chef beinahe aus. ,,Das hoffe ich für dich!", knurrte der der ihr das Geld gegeben hat und trank den Rest seines Getränks. ,,Ich muss wieder los, kann ich ihnen noch etwas bringen?", fragte sie und sah jetzt wieder betreten zum Boden. ,,Bring uns unseren Freund innerhalb der nächsten zehn Minuten, dann wollen wir bezahlen", erwiderte nur einer. Sie sammelte die leeren Gläser ein und ging schnell die Treppe hoch. Dort schnappte sie sich die frisch gemixten Gläser und ging zu Block D. Mit einem aufgesetzten Lächeln brachte sie die Gläser zu den richtigen Kunden und verschwand dann wieder.

Als nächstes suchte sie den Typ, doch der war tatsächlich weg. ,,Ähm, wo ist Marcell?", fragte sie einen Typ, der von der Statur aus auch als Schrank durchgehen würde. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck brachte er sie durch die zwei Türen zum Kellereingang des Verneuil. Dort saßen Marcell, André, Milo und noch zwei andere Männer. Eben hatte Liv es ja ganz gut ertragen können. Die Berührung und die Nähe der fremden Männer, doch jetzt wo sie genau vor ihrem Peiniger stand wurde ihr schlecht. ,,Na kleine Liv, was hast du dieses mal angestellt?", fragte er und bedeutete ihr näher zukommen. Vorsichtig machte sie einen kleinen Schritt nach vorne und und blieb dann stehen. Milo grinste und sagte: ,,Da steht wohl jemand auf Prügel." Angewidert schoss ihr Kopf in die Höhe und sie legte all den Ekel und Hass in einen Blick. Milo's Grinsen verschwand und er sah sie einfach nur wütend an. Auch Marcell hatte genug und stand auf. ,,Was willst du?" ,,Ich muss wissen wo du den schwarzhaarigen Mann hingeschickt hast. Seine Freunde wollen, dass ich ihn zurück hole, damit sie bezahlen können", ratterte sie schnell herunter und sah wieder auf ihre Füße hinab. Marcell brauchte sich nur vor sie hinzu stellen und schon war sie wieder eingeschüchtert. ,,Wenn's weiter nichts ist. Selina ist mit ihm in Zimmer eins. Denk dran, freundlich und sexy. Sollte dir nicht so schwer fallen", sagte er und schob sie Richtung Tür. Bevor er sie hinter ihr Schloss klatschte er ihr nochmal auf den Arsch und küsste sie auf die Wange. Fassungslos und perplex blieb sie in diesem kleinen Gang, der auch als Abstellkammer genutzt wurde, stehen. Vor ihren Augen verschwamm kurz alles und ihre Lider wurden schwer. Sie war so müde, obwohl sie kaum etwas getan hatte. Bevor sie noch im stehen einschlief ging sie weiter und trat wieder ins Verneuil. Das Licht war noch immer gedämpft und sie hatte kurz Schwierigkeiten sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, weil es im Keller heller gewesen ist. Danach ging sie auf die große Tür, gegenüber vom Raum, die in den Flur führte. Vor der ersten mit Samt überzogenen Tür blieb sie stehen und atmete nochmal tief durch. Mit zittrigen Fingern klopfte sie schließlich an und wartete gespannt auf ein Geräusch. Zwar war dir Tür dick und ließ kaum etwas durch, doch den Schrei, der plötzlich ertönte, schaffte es durch. Liv bekam eine furchtbare Gänsehaut und begann noch mehr zu zittern. Ängstlich zog sie die Tür ein Stück auf und sah in den abgedunkelten Raum. Eine kleine Lampe war an und tauchte die große Gestalt, die mit dem Rücken zu ihr stand, in ein gruseliges Licht. ,,Ich hab doch gesagt, dass ich nicht auf brünetten stehe!", rief er wütend und sah auf Selina hinab, die ängstlich in einer Ecke kauerte. ,,Warum hast du nicht aufgehört mich zu belästigen?", fragte er jetzt und hockte sich vor sie. Liv konnte das nicht mit ansehen und schlüpfte in das Zimmer. ,,Weil sie musste!", antwortete sie für Selina und versuchte stark zu klingen. Neugierig stand er auf und wand sich an Liv. ,,Na wen haben wir den da? Die kleine Kellnerin die sich vor Berührungen fürchtet und dann auch noch so frech ist", spottete er und ging ein bisschen auf sie zu. ,,Ihre Freunde haben mir Geld gegeben damit ich sie ein bisschen beruhige. Da ich aber noch neu hier bin hat mein Chef Selina befohlen zu ihnen zu gehen", erklärte sie und zog den Kopf ein. In seiner Gegenwart fühlte sie sich fast wie bei Marcell. Beide Männer hatten etwas dominantes, nur dass sie diesen hier nicht einschätzen konnte. Marcell kannte sie inzwischen gut genug, auch seine dunkle Seite und sie wusste was folgte, wenn sie nicht gehorchte. Doch dieser Mann war ihr fremd und er wirkte nicht gerade freundlich. ,,Eu-eure Freunde warten auf euch", brachte sie leise hervor. Sein kehliges, männliches Lachen schüchterte sie noch mehr ein und sie fühlte sich nicht größer als ein Staubkorn. ,,Dann will ich sie nicht warten lassen, doch vorher möchte ich mit deinem Chef reden", sagte er und legte eine Hand auf ihren Rücken. Fast schon sanft führte er sie aus dem Zimmer und durch die nächste Tür ins Verneuil. Die Mädels waren gerade dabei zu tauschen und es war etwas lauter als sonst. Schnell führte sie den schwarzhaarigen zu dem bulligen Kerl von vorhin. ,,Er will zu Marcell", sagte sie leise. Er bedeutete ihnen hier zu bleiben und verschwand durch eine Tür. ,,Du gefällst mir gut", sagte er und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Unweigerlich zuckte sie zusammen und wich ein Stück zurück. ,,Weißt du, mir ist scheiß egal warum du nicht so wie die anderen Mädchen reagierst und handelst. Solange du mir Spaß bereitest werde ich dich gut bezaheln." Ehe sie etwas erwidern konnte schob Marcell sie beiseite und sah den schwarzhaarigen an. ,,Was kann ich für euch tun?", fragte er und musterte den Kunden ausgiebig. ,,Ich bezahle 1000$ pro Besuch, wenn sie sich ausschließlich um mich kümmert", sagte er und Liv riss die Augen auf. Nein, dass konnte Marcell nicht zu lassen!, dachte sie und sah panisch zu ihm hoch. Auch wenn diese Angst vor Männern seine Schuld war, würde sie niemals freiwillig mit dem Schwarzhaarigen Zeit verbringen, sondern vor Marcell auf die Knie fallen und ihn anbetteln es nicht zuzulassen. Marcell selbst war auch nicht sehr zufrieden damit. Er wollte Liv lieber noch ein bisschen quälen, doch Jeff würde ihn töten, wenn er das abschlagen würde. ,,Sind wir im Geschäft?", fragte der schwarzhaarige...

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