Kapitel 12
,,Danke", erwiderte sie nur und stellte sich wieder dicht zu Selina. Diese schüttelte nochmal den Kopf und legte dann erneut einen Arm um Liv. ,,Fast haben wir es geschafft."
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„Also, ich möchte, dass ihr heute mit ihr auf der Bühne übt. Um so schneller sie auftreten kann, desto besser. Du weißt was sonst mit ihr passiert", sagte Jeff ernst und sah Selina an. Diese nickte schwach und sah auf den Boden. ,,Du weißt genau wie sehr ich es hasse, wenn ihr mir nicht antwortet!", raunte er wütend und packte ihr Kinn mit zwei Fingern. Gewaltsam drückte er ihren Kopf nach oben und sah ihr tief in die Augen. ,,E-es tut mir leid, Jeff", flüsterte sie und biss sich auf die Lippe. Er schüttelte nur den Kopf und ließ ihr Kinn los. Noch in der Bewegung schubste er sie mit seiner anderen Hand zurück, sodass sie stolperte und hinfiel. Achtlos ging er an ihr vorbei und steuerte auf die Bar zu. An der saßen Milo und Marcell, welche sich gelangweilt unterhielten. ,,Na Jungs!", rief er und legte jeweils einen Arm um ihre Schultern. ,,Was steht heute so an?", fragte Marcell und nahm einen tiefen Zug von seiner Kippe. ,,Normaler Abend. ein paar Mädels kommen her, doch von unseren geht keine. Habt ihr diesen neuen gestern eingewiesen? Diesen Finn?" ,,Ja, George und seine Schwester kümmern sich um ihn", antwortete Marcell auf seine Frage. ,,Gut, dann habt ihr heute keine Aufgaben?" Milo sah mit zusammen gekniffenen Augen zu ihm. ,,Was hast du vor?" Jeff grinste zufrieden und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. ,,Ich hab Selina befohlen mit Liv auf der Bühne zu üben. Vielleicht wollt ihr ja zu gucken. Ein bisschen Publikum kann nicht schaden. Dann gewöhnt sie sich mal daran." ,,Gerne doch", erwiderte Marcell schmunzelnd. ,,Was hast du ihr eigentlich an der Wange verpasst?", fragte Milo und trank sein Glas leer. Jetzt sah Marcell fragend zu ihm. Er hatte noch nicht gesehen, dass Liv eine Verletzung an der Wange hatte und war etwas verwundert. ,,Pah, die kleine Schlampe wollte nicht hören. Und wer nicht hören will muss fühlen. Sie wird nie vergessen, dass sie hierher gehört!", murmelte Jeff und dachte an das Mädchen. Sie war wirklich hübsch und hatte einen tollen Körper, was der Grund war, dass sie hier arbeiten musste. Jeff war es egal wie es den Mädchen ging, natürlich sollten sie nicht totkrank sein, dennoch ging es nur um´s Geschäft. Er musste einfach bessere Leute als Gerome haben und ein besseres Einkommen noch dazu. ,,Ich muss dann mal wieder los. Komme ende der Woche wieder", sagte er dann und verabschiedete sich mit einem Handschlag. ,,Sagt Bescheid, wenn es Ärger gibt!" Die beiden Männer nickten und sahen Jeff nach, wie er durch die Hintertür nach draußen verschwand. ,,Dann lass uns mal gucken", grinste Marcell und drückte den Stummel der Zigarette aus. Langsam erhoben sie sich und steuerten auf die Sessel zu. Da sie gute Sicht haben wollten, gingen sie eine der Treppen hinunter und setzten sich in die erste Reihe. Genau in dem Moment traten die Mädels auf die Bühne. Jeyjey und Rosi gingen direkt zu zwei Stangen und begangen sich aufzuwärmen, während Christina und Selina versuchten Liv ein paar Sachen zu eklären. Sie trugen kurze Jogginghosen und Crop Tops. Als Schuhe trugen alle High Heels außer Liv, da diese es erstmal in Flachen lernen sollten. Marcell wurde allein schon von dem Anblick hart und seine Hose drückte unsanft. Auch Milo war sehr angetan von ihren Aussehen und klebte mit seinem Blick an Rosi, welche sich gerade an einer Stange wickelte. ,,Wirklich Marcell, müsst ihr jetzt hier sein?", fragte Christina und ging an den Rand der Bühne. Selina zeigte Liv gerade wie sie sich leicht an der Stange hochziehen konnte. ,,Du stehst in meinem Sichtfeld", sagte er süffisant und legte den Kopf schief. Sie seufzte und unterdrückte den Drang die Augen zu verdrehen. Das würde ihn nur ünnötig wütend machen. ,,Lass dich nicht von ihnen ablenken. Bleib einfach du selbst und lass es passieren. Abends sind weitaus mehr Personen hier. Wir haben fast immer Fullhous", sagte Selina. ,,Was muss ich dann eigentlich genau machen?", fragte Liv und zog sie an der Stange hoch, so wie Selina es gemacht hatte. ,,Sehr gut, du lernst schnell. Es ist so, dass wir immer aufgeteilt werden. Zwei machen die Bedienung und zwei sind auf der Bühne. Dann tauschen die ersten beiden und dann die anderen beiden. Wir teilen es so auf, dass jeder einmal etwas von beiden gemacht haben muss", erklärte sie und zeigte eine neue Technik an der Stange. Interessiert hörte Liv ihr zu. Zwar fand sie schon die erste Nacht schrecklich, doch sie versuchte an die Hoffnung zu glauben, so wie Selina sie gebeten hatte. Sie konnte es schaffen, auch wenn sie das tun musste was ihr befohlen wurde. Sie würde versuchen es zu schaffen und strengte sich deshalb an. ,,An so Nächten wie gestern teilen wir es halt anders auf. Irgendwie klappt das schon. Eigentlich kommen jeden Abend noch andere Mädels vorbei, so wie wir gestern in dem anderen Club. Sie werden dann Abends hingebracht und wenn es vorbei ist wieder abgeholt", erzählte sie weiter und machte für Liv platz. ,,Aber keine von denen ist so heiß wie ihr!", rief Marcell und grinste pervers. Selina sah ihn nur genervt an und half dann Liv, da diese beinahe abgerutscht wäre. ,,Ignorier ihn. Solche Komentare wirst du noch oft hören", flüsterte sie. Die Mädels hatten großen Respekt vor Jeff und seinen Leten, da sie sonst öfters Schläge kassierten. Das mit Liv und ihrer Narbe war neu, denn eigentlich wurden sie nur geschlagen oder richtig hart durchgenommen. Diese Art von Bestrafung liebte Marcell. Oft nahm er eins der Mädchen um sie einfach aus Spaß zu ficken und sie danach noch zu schlagen. Deswegen hatten sie ziemlich große Angst vor ihm. Milo war auch nicht ohne. Einfach mal jemanden zu töten gehörte zu seinem Alltag. ,,Ich denke wir machen mal Pause. Ich zeige dir solange wie du die Kunden bedienst." Liv nickte und folgte Selina von der Bühne runter. Diese hatte an einer Seite nämlich eine Treppe, sodass sie geradewegs durch die Reihen gehen konnten. Sie gingen eine von drei Treppe wieder hoch und lehnten sich an die Theke der Bar. ,,Also, der Barkeeper mixt dir immer die Getränke, die die Kunden haben möchten. Du kriegst dann so ein Tablett und einen Block mit Stift", begang sie zu erklären und zeigte ihr die Dinge. Es war ein schwarzes schlichtes Tablett mit kleinen Strasssteinen(?) am Rand und ein linierter Block mit einem Stift. Sie drückte ihr ein Tablett mit den Sachen in die Hand und nahm selber eins. ,,Du musst dran denken immer verführerisch zu gucken und eine grade Haltung zu bewahren. Dann gehts auch schon los." Elegant stolzierte Selina zu den Sitzen zurück und bedeutete ihr zu folgen. ,,Du kannst ja sehen, dass die Zuschauerreihen wie in einem Hörsaal aufgebaut sind. Lange Reihen die sich nach unten abstufen. Diese werden aber nochmal in Blocks aufgeteilt. Block A, B, C und D. Man könnte auch sagen wie bei einem Musical. Weißt du was ich meine?" ,,Ja, so in etwa. War zwar noch nie in einem, hab aber schon davon gehört", antworte Liv und sah sich inruhe um. ,,Dort ist es halt so, dass die in der Mitte, bei uns also Block B und C, die beste Sicht haben, da die Anderen so weit am Rand liegen. Deshalb haben die beiden Blocks auch Tische. Hier sitzen nur die, die ordentlich Kohle haben", sagte sie und deutete auf die beiden mittleren Blocks. Vor manchen Sesseln standen wirklich große Tische, im Gegensatz zu den beiden äußeren Reihen, die nur kleine Ablagen, wie im Kino hatten. Zwischen jedem Block gab es eine Treppe die nach unten zur Bühne führte, also gab es insgesamt drei Treppen und es war auch zwischen den Reihen so viel Platz, dass man dadurch gehen konnte. Auch wenn alles sehr eng wirkte, lag jeder Platz, oder jede Sitzgruppe ziemlich zentral für sich. Man konnte sich also entspannt zurück lehnen und die Show genießen. ,,Du musst dir gut merken, von welchen Tisch, in welchen Block du die Bestellung aufgenommen hast, sonst kann es zu komplikationen führen und das endet meistens nicht gut. Du hast aber Glück, denn es können in nächster Zeit nicht so viele Leute kommen, da ein alter Stammkunde den kompletten Block A zerstört hat", sagte Selina und lächelte belustigt. ,,Wieso das denn?", fragte Liv und sah zu dem bestimmten Block. Jetzt konnten man auch sehen, dass die Sessel umgeschmissen wurden und viele zerstört waren. Auch die Holz Ablagen wurden zertrümmert. Es sah furchtbar aus. ,,Ich weiß auch nicht genau warum. Er ist irgendwie ausgetickt", kicherte sie. ,,Zurück zum Thema. Wenn du Getränke weg bringst und durch die Reihen gehst passiert es nicht selten, dass du von irgendwelchen Leuten angefasst wirst. Sie packen einen gerne mal unter den Rock oder an die Brüste. Geh einfach nicht weiter drauf ein, okay? Lass sie es machen, wenn es ihnen gefällt, aber lass dich nicht aufhalten oder so. Es gibt nämlich auch ein paar Kunden die meinen dich auf den Stühlen ficken zu können", seufzte sie und es schien, als hätte sie genug Erfahrung damit. ,,Ein paar von Jeff´s Jungs passen natürlich auf und vermeiden so etwas, aber trotzdem. Sei gewarnt vor aufgegeilten Arschlöchern!" Selina sagte das so ernst, dass Liv ihr sofort glaubte. Wer kommt schon in so einen Club, wenn er kein Arschloch ist. Wahrscheinlich waren alle fette und ekelige Wichser. ,,Ich habe vorhin mit Jeff gesprochen. Heute wirst du noch nichts machen, aber morgen möchte er, dass du anfängst zu kellnern. Das auf der Bühne ist noch zu schwer, doch so kannst du dich schon mal mit den Kunden auseinander setzen." ,,Okay. Und macht ihr noch andere Sachen? Also... außer tanzen und kellnern?", fragte sie leise und dachte an die gestrige Nacht. Dass sie für Geld mit irgendwelchen Typen schlafen sollte war noch nicht ganz bei ihr angekommen. Sanft lächelte Selina und legte, wie so oft, einen Arm um ihre Schulter. Auf der anderen Seite balancierte sie noch immer das Tablett. ,,Ja, dass gehört leider dazu. Doch dass du mit irgendwem schlafen sollst, obwohl du für´s Tanzen eingeteilt bist ist selten. Nur an so Abenden wie gestern. Wärst du nicht da gewesen wäre ich wahrscheinlich bei dem ersten Typ mitgefahren, einfach aus Prinziep. Um so mehr Geld du nämlich mit bringst, um so mehr mag dich Jeff. Und wenn Jeff dich sehr mag, kommt es auch mal vor, dass er jemanden mit dir in die Stadt schickt oder dir einen Tag frei gibt. Es geht nur um´s Geschäft", erklärte sie und führte Liv zu einer Sitzgruppe in Block C. ,,Aber es kommt auch mal vor, dass du hier mit jemanden schlafen musst. Das dürfen aber nur die Stammkunden, denn bei denen wissen wir, dass sie auch anständig bezahlen. Sie können dich dann entweder im Vorraus oder Hinterher ´buchen´. Das besprechen sie dann entweder mit Marcell oder Milo. Wer halt zuständig ist." Liv nickte nur und versuchte sich alles zu merken. Was jeden Falls für sie klar war, war, dass sie immer hier arbeiten wollte. ,,Denk dran. Verführerisch gucken und einen guten Eindruck machen. Also mal etwas tiefer runter beugen oder mit den Kunden flirten. Du solltest vorallem viel nackte Haut zeigen. Da stehen die total drauf. Nackte Haut und lange Beine. Trag immer hohe Absätze und kurze Sachen. Da werden wir dir aber noch am Anfang helfen. Sie werden dir das Geld für die Getränke übrigens sonst wo hin stecken. Pass einfach nur auf, dass die Hand nicht zu tief in deinen Ausschnitt gelingt. Wimmel sie freundlich ab, wenn es zu viel wird und sag auf alle Fälle Bescheid, wenn jemand zu aufdringlich ist!", mahnte sie. ,,Ist gut. Wird mir jemand noch helfen am ersten Abend?" Liv war doch etwas beunruhigt und ängstlich. Wie würden die Kunden auf sie reagieren und konnte sie das überhaupt? Zulassen, dass so viele sie anfassen. ,,Du schaffst das und ja, irgendwer von uns wird dir Tipps geben. Heute kannst du ja erst mal schauen. Ich zeig dir nachher wo du dich dann hinsetzen kannst." Sie brachten Die Tabletts wieder weg und gingen dann runter zur Bühne. Marcell und Milo waren immer noch dort und sahen den Mädels gierig zu. ,,Wirst du heute auch Drogen nehmen?", flüsterte Liv besorgt, nachdem sie wieder an einer Stangen waren. Selina sah sie entschuldigend an, während sie eine waghalsige Drehung machte. ,,Ja, sonst halte ich es nicht aus. Tut mir leid, Liv. Aber du schaffst das schon. Außerdem sind wir nicht ganz so schlimm, wenn wir Drogen genommen haben. Uns ist es halt einfach egal. So fällt es uns leichter hier auf zu treten, aber glaub mir. Du schaffst das auch ohne Drogen", sagte sie aufmunternd. Liv war sich da nicht ganz so sicher, aber sie wollte es probieren. Sie wollte an die Hoffnung glauben, hier weg kommen und ihren Vater finden. Einfach ein normales Leben haben und das würde sie nur ohne die Drogen schaffen.
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