Kapitel 11
,,Selina, meine Teuerste", säuselte er und strich ihr über die Wange. Liv sah in ihren Augen wie angewidert sie war, doch das Lächeln auf ihren Lippen verrieht nichts. ,,Und wen haben wir da? Ein neues Gesicht."
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Sie versuchte nicht zu zucken, als die kalte Hand von dem schmierigen Typ auch ihr über die Wange strich. ,,Wie lange machst du so etwas schon?", fragte er und musterte sie von oben bis unten. Angewidert sah Liv weg, als er sich gierig über die Lippen leckte. ,,Sie ist heute das erste mal dabei", antwortete Selina für sie. Er nickte nur und strich sich über das Kinn. ,,Da ihr eh schon so angezogen seit könnt ihr draußen arbeiten. Ich denke du sollst ihr ein bisschen was erklären, oder?" Selina nickte stumm und rückte ein Stück näher an Liv ran. Sie war froh Selina bei sich zu haben und sah dankbar zu der Brünette, da diese so freundlich war. ,,Dann geht doch nach hinten bis es los geht", sagte er sanft und schob die beiden Richtung Bar. Neben der Bar gab es eine geheime Tür die hinter einem Vorhang versteckt war. Selina schien das alles schon zu kennen, weshalb Liv ihr einfach folgte. Die Tür führte zu einem kleinen Flur mit zwei Türen. Auf der Einen stand Büro, auf der Anderen nichts. Selina ging zielsträbig auf die leere Tür zu und öffnete sie sofort. Dahinter war ein Raum, der einer Ankleide glich. Viele Schminktische und Kleiderständer standen herum, genau wie bei Jeff. Die zwei Mädchen, die vor einem Kleiderständer standen sahen kurz zu Liv und Selina, bevor sie sich wieder den Kleidern widmeten. ,,Was passiert jetzt eigentlich?", fragte Liv ängstlich und ließ sich neben Selina auf eine Bank sinken. ,,Wir werden gleich raus gehen und am Straßenrand auf Kunden warten. Wenn ein Auto bei dir hält gehst du hin und flirtest ein bisschen mit dem Typ. Die Preise werden gleich noch genannt. Du weißt was ich meine?" Liv nickte schwach. Sie sollte wirklich eine Schlampe sein. Sie bekam noch mehr Angst als sie eh schon hatte. Was sollte sie machen wenn wirklich jemand zu ihr kommt? Könnte sie das überhaupt, denn sie war noch Jungfrau und das sollte eigentlich erst mal so bleiben. Sie biss die Zähne zusammen um nicht schon wieder zu weinen. Konnte das Leben eigentlich nicht ein mal gnädig mit ihr sein? ,,Hey, Liv. Ich weiß was du jetzt denkst und durch machst. Uns ging das am Anfang auch so. Irgendwann wird es einfacher", flüsterte Selina und legte einen Arm um das verzweifelte Mädchen. ,,Aber bitte stell nichts dummes an. Wir sind da draußen zwar alleine und du könntest versuchen zu fliehen, doch Jeff wird dich finden. Egal wo du hin gehst. Maggi ist geflohe, deshalb wurde sie getötet. Tu dir das nicht an", bat sie Liv. ,,Warum sollte ich nicht sterben. Hier hält mich nichts mehr", sagte Liv kopfschüttelnd. ,,Auch wenn es nicht so scheint, du musst immer hoffen, dass das irgendwann auf hört. Bleib wenigstens du an der Hoffnung hängen. Wir haben sie nämlich schon lange verloren", seufzte Selina und strich ihren Rock glatt. ,,Was ist mit euch eigentlich? Die Anderen waren so aufgedreht und hatten so große Pupillen", fragte Liv zaghaft. Sie wusste nicht wie Selina reagieren würde, denn sie hatte die Vermutung, dass sie Drogen nahmen. So ausgelassen die Anderen waren und ihre großen Pupillen. Alles deutete daraufhin. Auch ihre leeren Blicke vorhin und ihr komisches Verhalten. Liv hatte schon oft Leute gesehen die auf Droge waren, oder auf Entzug und kannte die Symptome. Selina vergrub ihr Gesicht in den Händen und seufzte nochmal. ,,Wir waren nicht stark genug. Wir konnten die Berührungen und Hände nicht ignorieren. Die Drogen helfen uns nur dabei. Mit ihnen ist es uns egal, verstehst du? Wir haben es ohne nicht geschafft. Wir wären sonst kaputt gegangen, aber du, Liv. Du bist ein starkes Mädchen. Ich wünsche mir für dich, dass du es auch ohne die Drogen schaffst, denn von denen kommst du nicht mehr weg. Versprich mir, dass du sie nicht anrührst!" Liv schluckte schwer und sah auf ihre Hände. Natürlich wollte sie nie Drogen nehmen und sie wollte gerne an die Hoffnung glauben. Doch es schien ihr so unrealistisch. Wenn die anderen Mädchen es nicht geschafft hatten, warum sollte sie es dann schaffen? Warum sollte sie die Berührungen, die kommen würde, ausblenden können. ,,Warum glaubst du, dass ich das schaffe?", fragte sie und sah Selina an. ,,Dein Freund ist heute gestorben und du wurdest körperlich, sowie seelisch misshandelt. Außerdem war niemand an seinem ersten Tag so ruhig. Du BIST stark. Ich glaube es nicht nur, ich weiß es", antwortete sie ernst. ,,Ich will das aber nicht, Selina. Ich will doch einfach nur ein normales Leben", flüsterte Liv und blinzelte die Tränen weg. ,,Das wollen wir alle und ich habe das Gefühl, dass du uns alle retten wir-" Selina wurde von der sich öffnenden Tür unterbrochen und sah, genau wie Liv, zu dem schmierigen Typ von vorhin. ,,Los, die ersten kommen bestimmt bald!", rief er. ,,Wir halten uns heute im Hintergrund und beobachten nur. Dan kannn ich dir ein bisschen was erklären", flüsterte Selina, während sie Liv nach draußen führte. Diese nickte als Antwort, denn sie konnte ihrer Stimme nicht trauen. Mit den beiden anderen Mädchen positionierten sie sich am Straßenrand und achteten auf vorbei fahrende Autos. ,,Du musst auch gucken!", sagte Selina streng, da Liv nur ihre Fingernägel betrachtete. ,,Ich kann doch den Autofahrer einfach ignorieren", schlug sie vor und warf ihre Haare zurück. ,,Nein, nein, nein! Auf gar keinem Fall. Wenn Jeff merkt, dass du kein Geld einbringst bist du schneller weg als du gucken kannst. Da kannst du noch so eine tolle Figur haben, Jeff geht es nur um's Geschäft", sagte sie kopfschüttelnd un deutete auf ein schwarzes Auto, was jetzt hielt. ,,Guck was sie machen", befahl sie Liv. Da sie eh nichts besseres zu tun hatte beobachtete sie das wasserstoffblonde Mädchen, welches 'graziös' zu dem Auto stolzierte. Nein nicht wirklich. Liv fand, dass sie null auf den Schuhen laufe konnte und er torkelte als richtig ging. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und sie fand es absurd, dass sie in so einer Lebenslage grinsen konnte. Schnell konzetrierte sie sich jedoch wieder auf die Tricks, die das Mädchen an wand. Sie lehnte sich so zum Fenster rein, dass der Fahrer gute Sicht auf ihre Brüste hatte und wickelte dann eine Strähne um ihren Finger. Mit ihrem geflirte schien sie ihn überzeugt zu haben, denn kurz darauf ging sie um das Auto herum und stieg auf dem Beifahrerplatz ein. ,,Ein bisschen geflirte hier und ein bisschen nackte Haut da und du kannst dem Männlichengeschlecht den Kopf verdrehen. Gerade du, Liv. Ich bin gespannt, wenn du im Verneuil auftrittst. Sie werden sabbern", kicherte Selina. ,,Ihr seit doch auch alle hübsch", erwiderte Liv. Sie fand das nicht ganz so toll, was Selina da erzählte, immerhin war es ihr erster Tag. ,,Mag schon sein, aber wir sind abgemagerter als du. So ekelig das auch klingt, aber Männer wollen Fleisch was sie anpacken können. Sie sind nicht besser als wildgewordene Tiere", murmelte sie abwertend und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Jetzt fühle ich mich gleich viel besser", sagte Liv sarkastisch und verdrehte die Augen. Selina seufzte und zupfte ihren Rock zurecht. ,,Morgen werden wir dir ein bisschen Tanzen beibringen müssen, denn vorher lässt Jeff dich nicht auf die Bühne. Und glaub mir, du tanzt lieber auf der Bühne, als dich hier von irgendwelchen Typen flachlegen zu lassen", sagte sie ernst und sah zu Liv hinauf, da sie kleiner war. ,,Beide hört sich schrecklich an, wenn man das nicht freiwilig macht. Warum sucht er nicht welche die das freiwilig machen?", fragte Liv und schlang ihre Arme um ihren Körper. Zwar war es Sommer, dennoch waren die Nächte kühl. Eine leichte Gänsehaut überzog ihren Körper und stellten die Häärchen auf. ,,Dieser Tag soll einfach nur enden", flüsterte sie irgendwann, da Selina ihr nicht geantwortet hatte. Tröstend legte Selina einen Arm um ihre Schulter und rückte näher an sie. Diese einfache Geste zeigte Liv, dass sie dennoch gemocht wurde. nach so kurzer Zeit vertraute sie Selina und war froh, dass sie nicht verachtet wurde. Denn langsam begang sie zu glauben, dass Dustin wegen ihr starb. Er war ja nur wegen ihr über die Straße gerannt. Eine Autotür liß sie aufschrecken und verwirrt umsehen. Das andere Mädchen war gerade eben auch in ein Auto gestiegen, somit waren die beiden jetzt allein. ,,Da waren es nur noch zwei", flüsterte Selina. Liv nickte schwach und rückte noch näher an Selina. ,,Danke, dass du mich nicht verachtest", flüsterte sie kaum hörbar, doch die Brünette verstand sie prima. Erschrocken und fassungslos drückte sie sich so weit von Liv weg, dass sie sie ansehen konnte. ,,Wieso sollte ich dich verachten?", fragte sie und schüttelte den Kopf. Liv sah traurig zu ihr hinauf. ,,Danke", erwiderte sie nur und stellte sich wieder dicht zu Selina. Diese schüttelte nochmal den Kopf und legte dann erneut einen Arm um Liv. ,,Fast haben wir es geschafft."
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