25. Februar - Jungpferde Erziehung
25. Februar
19.31 Uhr (irische Zeit)
Tag 22/91
Da heute nicht viel mehr passiert ist als gestern, habe ich mir überlegt, im Anschluss an meinen Tagesbericht noch mal ein wenig genauer drauf einzugehen, wie ich mit den jungen Pferden arbeite. Für diejenigen, die es interessiert.
Aber bevor wir zu irgendwelchen Extras kommen, folgt nun mein Tagesbericht, den ich mal in einer Kurzusammenfassung darlegen werde.
Begonnen haben wir mit den älteren Pferden von der oberen Wiese. Alle gefüttert, inklusive der grauen Stute auf dem Paddock draußen. Dann meiner Arbeit nachgegangen, die ich weiter unten genauer erläutern werde. Heute hatten die Pferde wohl einen schlechten Tag. Obwohl sie eigentlich die lieberen sind, hat eines versucht mich zu treten, ein anderes hat erst versucht zu treten und dann versucht zu beißen, als es mich nicht treffen konnte. Aber nicht weiter schlimm, so was passiert und lässt sich mit genug Konsequenz und einer angebrachten Reaktion auf dieses Verhalten sicher aus dem Weg räumen.
Heute habe ich die vier dann zum ersten Mal alleine ohne Anns Hilfe rausgebracht. Habe dazu einen Strick um das Halfter der Fuchsstute geschlungen (wenn man die Möglichkeit haben möchte, das Pferd schnell vom Strick loszulassen, hakt man diesen nicht im Halfter ein. Stattdessen zieht man den Strick einmal über den Kinnriemen und hält beide Enden fest. Muss man das Pferd schnell loslassen, lässt man einfach ein Ende des Strickes los und er zieht sich aus dem Halfter) und habe mit ihr an der Hand die Boxen der anderen drei geöffnet. Die Tür vorne zum Stallausgang hatte ich vorher angelehnt. Habe sie dann mit der Fuchsstute in Führungsposition geöffnet und bin mit ihr zur Weide gelaufen. Dort habe ich sie mit dem Kopf zu mir zum Zaun gedreht und gewartet, bis die anderen Pferde ihr gefolgt sind. Haben sich zwar etwas Zeit gelassen, aber sie kamen hinterher. Habe sie dann alle die restlichen Meter auf die Wiese gescheut und das Tor verschlossen. Dann bin ich hoch in die Küche und habe mir Lunch gemacht. Ann war noch unterwegs.
Während meiner Wartezeit habe ich ihre Holzkiste im Wohnzimmer mit neuen Holzscheiten befüllt und mir ansonsten die Zeit in der Küche vertrieben.
Als Ann zurück war, haben wir die anderen vier Pferde reingeholt, die heute relativ entspannt waren. Die Arbeit war mit ihnen ganz in Ordnung. Habe dann, nachdem wir die Herrschaften mit viel Überredungskunst wieder rausbitten konnten, noch die Boxen gemistet.
Wie arbeite ich mit den jungen Pferden?
Vorab möchte ich erwähnen, dass ich schon mein ganzes Leben mit Pferden zu tun habe und mich intensivst mit allen möglichen Themen beschäftigt habe. Praktisch wie theoretisch. Ich hatte nie diese lieben, einfachen Pferde, sondern immer welche, die ihren eigenen Kopf hatten, die viel Mist gemacht haben oder als „Problempferd" galten. Ihr müsst immer vorsichtig sein, wenn ihr mit Pferden, besonders mit jungen, arbeitet. Es kann schnell zu bösen Verletzungen kommen, wenn man nicht genügend Vorsicht und Respekt walten lässt.
Ich erkläre euch meine Arbeit anhand von Miststück (ich behalte diesen Namen nur bei, damit ihr wisst, von dem ich spreche. Natürlich ist das Pferd kein Miststück, sondern ein junges, unerfahrenes Pferd, das Angst hat und sich gegen Unbekanntes wehren möchte. Als Fluchttier sind ihre Reaktionen vollkommen nachvollziehbar), da sie eine der schwierigsten ist.
Ich beginne damit, langsam in die Box zu gehen. Die Tür lasse ich dabei soweit geöffnet, dass ich im Notfall schnell hinausschlüpfen kann. Eure eigene Sicherheit ist immer das wichtigste und die solltet ihr immer als erstes garantieren. Dann nähere ich mich der Stute langsam und greife mit langsamen Bewegungen nach ihrem Halfter, um meinen Führstrick daran zu befestigen. Eine der wichtigsten Grundregeln im Umgang mit jungen Pferden ist Ruhe zu bewahren, sich langsam und gezielt zu bewegen und Geduld zu haben. Sicherheit zu vermitteln. Ihr müsst als der Herdenanführer auftreten, dem das Pferd vertrauen kann und dem es sich unterwerfen möchte.
Mit dem Strick behalte ich immer den Kopf des Pferdes bei mir, damit es mir nicht den Hintern zudrehen kann. Auch stehe ich meist auf Schulter- oder Bauchhöhe, um das Pferd immer um mich herum drehen zu können, falls es sich bewegt oder wehren möchte. Ich achte immer darauf, mich niemals in eine Ecke drängen zu lassen, sondern immer genug Raum für mich zu haben.
Wenn ich Miststück also am Strick habe, beginne ich damit, vorsichtig ihr Gesicht zu streicheln. Dann gehe ich langsam an ihre Seite und platziere sie wie eben genannt. Dann fahre ich mit langsamen, sicheren Bewegungen ihren Hals entlang und versuche sie überall am Körper mal zu berühren, damit sie merkt, dass das nichts Schlimmes ist. Ich gehe dabei aber nur so weit, wie sie es sich eingermaßen gefallen lässt und versuche am nächsten Tag einen Schritt weiterzugehen. Es ist besser ein gutes, für das Pferd gute, Ende zu finden, als zu viel auf einmal zu erzwingen.
Nachdem ist das auf beiden Seiten gemacht habe, mache ich dasselbe noch mal mit einer weichen Bürste. Sie sollen sich ja auch ans Putzen gewöhnen. Für gutes Mitmachen wird gelobt, wenn sie sich daneben benehmen werde ich entweder laut oder weise sie anderweitig zurecht. Zum Beispiel sie wieder an die Stelle zurück stellen, von der sie sich entfernt haben. Wenn sie versuchen zu beißen oder zu treten, gibt's einen Klaps.
Bei jungen Pferden ist Konsequenz sehr wichtig. Während man einem älteren, ausgebildeten Pferd schon mal was durchgehen lassen kann, sollte man das bei jungen Pferden strikt vermeiden. Sie müssen die Lektionen erst noch lernen und sollten daher keine widersprüchlichen Signale erhalten.
Ich bin mal gespannt, ob irgendwer diesen letzten Abschnitt gelesen hat und interessant fand. Falls ja, könnt ihr mich das ja wissen lassen, würde mich wirklich interessieren.
Liebe Grüße nach Deutschland!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top