Narges
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Mein Herz schmerzt. Ich liege hier auf meinem Sofa und stumm laufen mir die Tränen herunter. Den einzigen Halt in meinem Leben, habe ich an ein Arschloch verloren. Ich vermisse meinen Bruder so sehr und das Schlimmste, er reagiert nicht auf meine Anrufversuche. Kein Lebenszeichen von ihm seit Tagen. Diese Ungewissheit plagt mich. Mit Müh' und Not schaffte ich es mich halbwegs zu versorgen. Zum Beispiel fällt kochen weg., Müsli und Instantnudeln retten abends mein Leben. Jungkook oder Jimin bringen mir morgens was mit, damit ich den Arbeitstag über versorgt bin. Immer wieder bieten mir die beiden ihre Hilfe an, aber ich bin ehrlicherweise zu stolz, um diese anzunehmen. Dennoch merke ich auch, wie sehr ich auf Hilfe angewiesen bin. Das Klingeln der Haustür reißt mich aus meinen Gedanken. So schnell, wie es geht, versuche ich an die Wohnungstür zu gelangen. Hobi hat vor einiger Zeit den Knopf für den Türöffner und Sprechanlage mit Blindenschrift versehen. Ohne vorher zu fragen, wer das ist, öffne ich die Tür. Gespannt warte ich, ob es vielleicht Hobi ist, der zurückkommt, aber der Geruch und die Stimme gibt mir einen Dämpfer.
„Hallo Yoongi! Hast du geweint?" Besorgnis liegt in Namjoon's Stimme. Der Geruch von alten Büchern gemischt mit einem leichten rosigen Duft umspielt meine Nase.
„Nein, weißt du, ich sehe immer so aus." Genervt lasse ich ihn rein. Kurz gehe ich zur Seite, um dem jüngeren Platz zu machen. Bedankend betritt Namjoon die Wohnung und zieht scharf die Luft ein.
„Yoongi! Wie sieht es denn hier aus?" Völliges Entsetzen ist in seiner Stimmung rauszuhören. Was erwartet er? Dass ich hier aufräumen kann, wie ein normaler Mensch? Ich antworte ihm nicht und orientiere mich zurück zum Sofa, wo ich fast den ganzen Tag nur vor mich hinvegetiere. Meine Füße stoßen immer wieder gegen irgendwelche Kartons oder Plastikverpackungen. Das Knistern der Tüten geht mir, aber langsam auch auf den Keks.
„Hier riecht es wie im Pumakäfig! Eine Dusche würde dir auch mal guttun! Von was ernährst du dich eigentlich?", schimpft der Jüngere weiter vor sich hin und ich höre raschelnde Geräusche. Vermutlich räumt er die Wohnung auf, was ich ja nicht hinbekomme. Er klingt fast schon wie Hobi und mein Herz bröckelt erneut.
Die letzten Tage waren eh schon schwer, vor allem die Sache mit Jimin. Nachdem Tae ihn aufgefordert hatte seine Identität preis zu geben, erzählte er mir alles. Noch bin ich nicht großartig darauf eingegangen, da mich die Sache mit Taehyung und Hobi in ein zu großes Loch gezogen hat, in welchem ich immer noch festsitze. Vermutlich greife ich das Thema auf, wenn es mir besser geht und meine Gedanken wieder geordnet sind.
Als mich Namjoon am Handgelenk packt, schreie ich auf und schlage diese weg. „Nicht berühren!", brülle ich Namjoon an. Momentan bin ich einfach zu empfindlich. Das Sonnenlicht in meinem Leben fehlt einfach und ohne ihn, ist meine Welt kalt.
„T-tut mir leid Yoongi. Ich möchte dir nur helfen,. Hobi würde das wollen."
„Warn mich bitte vorher vor, wenn du mich berühren willst", knurre ich ihm entgegen.
„Okay. Entschuldige... Nimm meine Hilfe bitte an. Ich begleite dich ins Bad und du kannst duschen gehen." Er drückt mir etwas in meine Hände und zieht mich hoch. Gemeinsam gehen wir in das Badezimmer, nachdem ich leise brummend zugestimmt habe.
„Ich kann das allein, warte einfach vor der Tür." Meine Stimme ist dabei ein Hauchen. Die Geräusche der Schritte und die zu gehende Tür verraten mir, dass Namjoon aus dem Zimmer gegangen ist. Die Sachen lege ich mir auf meinem Stammplatz zurecht, damit ich sie leichter finde und gehe duschen. Ich brauche nicht lange, trockne mich ab und ziehe mich an. Ich öffne die Tür und möchte hinausgehen, jedoch werde ich sofort wieder ins Bad geschoben.
„Du solltest dich rasieren. Ich helfe dir auch dabei."
Geduldig erkläre ich Namjoon, wie Hobi es bei mir gemacht hat. Er stellt sich trotzdem tollpatschig an, was mich zum Schmunzeln bringt. Ich gebe es nicht gerne zu, aber seine Gesellschaft tut mir gut. Nachdem wir mit dem Rasieren fertig sind, gehen wir zurück ins Wohnzimmer. Gerade möchte ich erzählen, was mir auf dem Herzen liegt, als sein Telefon klingelt. Dieser entschuldigt sich und geht in die Küche, wo er die Tür schließt. Normalerweise bin ich nicht so neugierig, aber es könnte Hobi sein. Ich schleiche mich zur Küchentür und lausche. Mein Gehör ist zum Glück, um einiges besser geworden über die Jahre.
„Ihm geht es nicht gut."
„Ja ich habe aufgeräumt, ihn gebeten zu duschen und ihn rasiert."
„Ich koche gleich für ihn."
„Nur Ramen, Chips und Kekse hat er gegessen."
„Du musst von deinem Freund weg! Er verbietet dir alles!"
„Hobi, er vermisst dich so sehr. Er liegt, weiß Gott wie lang, depressiv auf dem Sofa und ist am Weinen. Er kann nicht ohne dich. Spring verdammt nochmal über deinen Schatten!"
Schnell stürme ich die Küche und fange sofort an zu weinen. „Hobi! Bitte! Komm zu mir zurück! Ich vermisse dich so sehr!", schluchze ich und falle dabei auf meine Knie. Mit meinen Händen verdecke ich mein Gesicht. „Bitte! Geh von diesem Tae weg! Er macht dich kaputt!"
„Hörst du das Hobi? Wie er leidet? Du hast es euren Eltern versprochen! Er braucht dich!" Nun erhebt Namjoon seine Stimme und lässt mich meinen Kopf heben. Leider höre ich Hobi nicht, aber er klingt aufgeregt und dann höre ich einen Knall.
„Fuck er hat aufgelegt." Die wütende Stimme klingt auch etwas ängstlich. Leise murmelt er außerdem noch ein. ‚Was ist das passiert?' Moment. Ist etwa Hobi gerade was passiert? Was ist, wenn Tae ihm irgendwas antut? Erneut breche ich in Tränen aus, da ich meinem Bruder nicht helfen kann. Ich bin sein großer Bruder und ich kann ihn nicht beschützen. Meine scheiß Krankheit muss mich ja so einschränken. Warum musste mir das passieren? Womit habe ich das verdient? Mein ganzer Körper fängt an zu zittern und mein Hals fühlt sich zugeschnürt an. Meine Atmung wird schneller, meine Beine fühlen sich wie Pudding an und ich kann nicht aufstehen.
„Tut mir leid, Yoongi, aber ich muss das jetzt tun."
Plötzlich packen mich zwei Hände und auf einmal stehe ich draußen. Die kühlen Fliesen von dem Balkon, erschrecken mich. Langsam beruhige ich mich, meine Atmung normalisiert sich. Das Zittern wird schwächer.
„Danke, Namjoon." Bedanke ich mich leise.
„Wir müssen Hobi helfen. Dieser Tae tut ihm ganz und gar nicht gut. Er verbietet ihm alles. Nicht mal zur Uni darf er gehen. Per Zufall habe ich ihn gestern getroffen, als Taehyung mal nicht da war und er hat mich gebeten nach dir zu schauen. Nur jetzt zeigt Taehyung sein wahres Gesicht. Am Anfang wollte er dich, hat aber das Interesse verloren, weil du blind bist. Er ist ein Kontrollfreak und Hobi hat kein eigenes Leben mehr."
Ich hörte ihm zu und weiß nicht, was ich sagen soll. Mein Herz tut nun noch mehr weh als vorher. Was kann ich nur tun, um ihm zu helfen? Das Klingeln der Haustür reißt mich aus den Gedanken.
„Ich gehe schon hin", sagt Namjoon und berührt mich kurz an der Schulter. Ein paar Minuten später höre ich zwei Stimmen. Kookie und Jimin?
„Oh mein Gott, Hyung!", ruft der Keks erleichtert, „Du warst seit zwei Tagen nicht mehr auf der Arbeit. Jimin und ich haben den Laden allein geschmissen. Wir haben uns Sorgen gemacht! Du hast mir keine Nachricht geschickt und ich wollte nicht zu aufdringlich sein nach dem Vorfall. Mir tut das alles so verdammt leid." Völlig nervös und panisch erzählt Jungkook. Außerdem entschuldigt er sich gefühlt hundert Mal für sein Verhalten.
„Kookie hol mal Luft.", meldet sich auch Jimin. Mit ihm habe ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Wie konnte er mir verschweigen, wer er wirklich ist. Aber Hobi geht vor. Meine Wut gegenüber Jimin schlucke ich herunter.
„Was machst du hier, Jimin?", versuche ich halbwegs freundlich zu sagen.
„Ich habe mir auch Sorgen gemacht. Der Vorfall mit Tae, war ziemlich heftig und..." seine Stimme klingt verletzt und traurig, aber mir ist es egal. Kurz erkläre ich den beiden, wie genau Hobi und Tae zueinanderstehen. Also die ganze Geschichte von Anfang an. Von Jimin erfahre ich, dass Taehyung alles über ihn in Erfahrung gebracht hat kurz bevor er in meinem Laden aufgetaucht ist. Jimin hat ihn aber nicht ernst genommen und dachte er sei ein dahergelaufener Idiot, der ihm nur Angst machen will. Tja, aber sein Geheimnis ist doch aufgeflogen.
„Ich habe Taehyung niemals so eingeschätzt. Das, was er Hobi antut, ist einfach schrecklich." Traurigkeit liegt weiterhin in Kookies Stimme. Ich höre auch Wut raus, denn Jungkook möchte am liebsten seinen Liebling aus den Fängen des Monsters befreien. „Schnapp dir dein Metall-Pferd und rette die Prinzessin aus den Klauen des Drachens." Witzelt dabei Namjoon und ich verdrehe innerlich meine Augen.
„Wir müssen dringend was unternehmen, auch wenn ich nicht viel helfen kann. Es ist mir wichtig dabei zu sein! Meinen Bruder will ich nicht bei diesem Verrückten lassen. Für die Polizei haben wir keine Beweise, also nehmen wir das selber in die Hand!"
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