Helianthus annuus
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Hoseok ist wirklich der beste Bruder, den man haben kann. Ich sollte mich wahrlich glücklich schätzen ihn bei mir haben zu dürfen. Nach dem nervenaufreibenden Ereignis vorhin brauche ich etwas Ruhe um runterzukommen. Hobi hält mich bei der Hand und die etwas spitzen Kieselsteine unter meinen Füßen, signalisieren mir, dass wir uns in der Außenanlage befinden. Er weiß einfach was mich in solchen Situationen beruhigt. Ich brauche die Natur und ihre Komposition. Äußerlich habe ich mit etwas beruhigt, aber in meiner Gefühlswelt herrscht weiterhin ein einziges Chaos.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als sich plötzlich der Untergrund von kleinen Steinen zu einem Holzboden verändert. Das Plätschern des Wassers verrät mir, dass wir an dem kleinen Teich meines Gartens angekommen sind.
„Du kannst dich hinsetzen, Yoongi."
Vorsichtig setze ich mich im Schneidersitz auf einer kleinen Bank hin und schließe meine Augen. Ich atme ein paar Mal tief ein und aus, versuche meinen Kopf leer zu kriegen. Meine Emotionen habe ich, seitdem ich schlechter sehen kann, nicht gut unter Kontrolle, weswegen ich länger brauche mit ihnen klarzukommen.
„Brauchst du irgendwas? Soll ich dich allein lassen?" Hobis Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, wobei ich deutlich hören kann, wie sie etwas einknickt und mich somit hören lässt, dass er immer noch ziemlich verletzt ist. Mein Herz schmerzt sehr, wenn ich merke, dass er sich wegen irgendwas schlecht fühlt.
„Schau nicht so nachdenklich es ist-„
Der Damm, der mein Gefühlschaos die ganze Zeit verschlossen hält, bricht auseinander, allein durch seine immer noch weinerliche Stimme. Ich spüre die heißen Tränen, die meine Wangen runterfließen. Mein Herz zieht sich weiter zusammen, wenn ich an die vorherige Situation zurückdenke und schluchze immer wieder laut auf.
„Yoongi nicht weinen, bitte."
Ich spüre wie Hobi mich behutsam von der Seite umarmt. Er drückt mich leicht dabei und ich bemerke, dass er mir einen Kuss auf meinem Kopf gibt. Ich drehe mich langsam in seine Umarmung rein und kralle mich an ihm fest. Mein Gesicht drücke ich auf seine Brust, wo ich deutlich höre wie sein Herz klopft, zusätzlich spüre ich, wie er meinen Rücken streichelt.
„Ich bin immer an deiner Seite, egal wie schwer es wird! Du bist mein ein und alles! Seit vielen Jahren stehen wir diesen Mist schon zusammen durch!"
Die liebevollen Worte und Gesten beruhigen mich und geben mir das Gefühl, dass ich mich nicht von meinen Dämonen in den Sumpf von Negativität ziehen lassen muss. Manchmal kocht es bei mir über, wenn mir was zu viel wird. Ich möchte eigenständig leben können, dennoch brauche ich teilweise Hilfe. Hobi meint es im Endeffekt nur gut, aber häufig ist es einfach zu viel. Wie oft wir uns am Teich schon weinend in den Armen gelegen haben, weil wir uns die Köpfe gegenseitig eingeschlagen haben.
Meine Schluchzer werden leiser, die Tränen weniger. Langsam löse ich mich aus der Umarmung und meine Hand berührt vorsichtig Hobi an der Stelle, wo ich meinen Kopf angelehnt hatte. Ich spüre einen nassen Fleck, gemischt mit etwas Schleimigen.
„Hobi! Ich habe dich vollgerotzt! Es tut mir so leid, das wollte ich nicht", ich versuche aufzustehen, um in den Laden gehen zu können, doch ich werde festgehalten, dabei habe ich dort ein paar Ersatzshirts gebunkert, für den Fall der Fälle.
„Das ist doch egal! Ich habe dich auch immer vollgesabbert und vollgerotzt, als ich ein Hosenscheißer gewesen bin. Du bist mein Bruder, ich ekel mich nicht davor!", dabei boxt er mir auf meinen Oberarm. Seine Stimme hört sich wieder fröhlich an, aber ich spüre, dass er nicht ganz glücklich ist. Er kann mir nichts vorspielen, dafür kenne ich ihn zu gut.
„Danke Hobi." Meine Stimme ist nur ein Hauchen. Ich höre ihn kurz auflachen, danach werde ich wieder in eine Umarmung gezogen.
„Magst du noch etwas draußen sitzen?"
Ich schüttle verneinend mit dem Kopf und versuche aufzustehen, wobei mich Hobi etwas stützt, während ich laut ausschnaufe. Hobi greift nach meiner Hand und langsam gehen wir wieder zurück. Wir schlendern den Kiesweg entlang und ich lausche den wundervollen Gesängen der Vögel.
„Riechst du das Yoongi? Der Duft der blühenden Blumen!", fragt mich mein Bruder mit einem verliebten Unterton.
„Meine Nase ist zu vom heulen", jaule ich. Wie ich es hasse. Einen Sinn weniger, der mir hilft, mich zu orientieren, was mich noch unwohler fühlen lässt.
Plötzlich kitzelt etwas meine Nase, aber es fühlt sich nicht so an, als müsste ich niesen, weswegen ich meine Hand hebe, die jedoch von Hobi direkt weggeschlagen wird. Ein erschrockener Laut verlässt meine Kehle, weil ich natürlich sein Handeln nicht verstehe.
„Da sitzt ein wunderschöner Schmetterling auf deiner Nase!", erklärt er begeistert. Ich kann hören wie er strahlen muss.
Ein Schmetterling? In solchen wundervollen Momenten verfluche ich meine Krankheit, wobei ich deutlich spüren kann wie mir eine Träne über die Wange kullert und meiner Traurigkeit Ausdruck verleiht.
„Er ist schwarz-mint gefärbt und er ist ungefähr fünf Zentimeter groß. Das könntest einfach du als Schmetterling sein. Du hattest doch auch mal mintfarbende Haare, als du gegen unsere Eltern rebellieren hast", beschreibt mir mein Bruder das zerbrechliche Wesen und weckt dabei Erinnerungen.
Ich habe früher oft meine Haare bunt gefärbt, blau, orange, rot, rosa, blond und mint. Unsere Eltern sind jedes Mal an die Decke gesprungen, wenn ich mal wieder mit einer neuen Farbe angekommen bin. Ich sollte ja ein Vorbild für Hoseok sein und ihn nicht auf dumme Ideen bringen. Mittlerweile färbe ich sie mir nicht mehr. Ich mein, was bringt mir es, wenn ich die Farbe nicht sehen kann? Es würde mich nur noch mehr daran erinnern, dass ich diese Welt nicht mehr in ihrer wundervollen Farbenpracht sehen kann.
Es macht mich traurig, dass ich auch die wundervollen Farben des Schmetterlings nicht sehen kann, die er so würdevoll trägt. Ich würde die Flügel gerne ganz sanft mit meinen Fingerspitzen berühren, aber dadurch würde er sterben. Eine falsche Berührung - ein falsches Wort - und auch ich würde eingehen.
Ein einziger Mensch hat dafür gesorgt, dass ich so verletzlich bin. Also ja, ich könnte ebenso gut dieser Schmetterling sein.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als, das Kitzeln verschwindet und gehe davon aus, dass er weggeflogen ist. Meine Vermutung wird bestätigt, als mein Bruder sich ohne Vorwarnung unter meinen Arm einhakt und mich mit sich zieht.
Nach ein paar Schritten bleiben wir wieder stehen. Hobi löst sich von mir, ohne etwas zu sagen, und lässt mich somit allein auf dem Weg zurück.
„Hobi!? Wo bist du???"
Ich habe nicht gehört in welche Richtung er gegangen ist. Panik steigt in mir auf. Meine Hände tasten in der Umgebung herum, doch ich fühle nichts, wodurch meine Angst noch mehr wächst und meine Atmung verschnellert sich.
„Yoongi alles ist gut. Ich bin hier."
Ich kann ihn hören, als er beginnt eine Melodie zu pfeifen und kann daher ungefähr abschätze, dass er nur ein paar Meter rechts von mir entfernt steht. Diese Rückmeldung beruhigt mich etwas.
„I love strawberry berry, berry, strawberry!"
„Wenn du dich schon an den Erdbeeren vergreifst, dann möchte ich auch welche!"
Ich blase gespielt empört meine Wangen auf. Kurz darauf stopft Hobi mir eine Erdbeere in den Mund. Ihr zuckersüßer Geschmack entfaltet sich in meinem Mund und löst in mir Glücksgefühle aus und ein Lächeln schleicht sich in meinem Gesicht. Sofort wird mir die nächste in den Mund gestopft, allerdings ist diese säuerlich und mein Gesicht verzieht sich angewidert. Das Lachen, dass mit einem Klatschen verbunden ist, sagt mir das mein Gesicht ziemlich lustig aussehen muss.
Dass ich meine kleine Sonnenblume so zum Strahlen bringe, macht mich glücklich. Ich würde gerne sein vor Freude strahlendes Gesicht sehen, weshalb ich behutsam Hobis Gesicht abtaste, nachdem ich es gefunden habe. Meine Finger berühren seine babyweiche Haut, die keinerlei Unebenheiten aufweist, seine Grübchen, die Stupsnase, Wangen, einfach jeden Millimeter seines Antlitzes.
„Yoongi seit du blind bist hast du noch nie mein Gesicht berührt"
Ich ziehe meine Hände sofort zurück, doch Hobi nimmt sie sofort und führt sie zurück zu seinem Gesicht.
„Kannst du mich sehen Yoongi? Kannst du sehen, wie glücklich ich gerade bin? Mein Lächeln, was du mir zauberst, weil ich so eine wundervolle Person meinen Bruder nennen darf?"
Seine Stimme, seine Worte, einfach sein ganzes Handeln, beweist mir, dass ihn diese einfache Geste sehr viel bedeutet. Seit vier Jahren habe ich sein Gesicht nicht mehr gesehen und habe mich bisher nicht getraut in derart Intim zu berühren. Er hätte sich ja verändern können, eine Narbe oder ein Bart, aber er ist immer noch so wie in meiner Erinnerung.
„Du hast dich nicht verändert, mein Sonnenblümchen." Meine Stimme ist nur ein Hauchen und ich spüre eine feste Umarmung, die ich sofort erwidere
Wir lösen uns und Hobis Arm umgreift meine Hüfte. Er führt mich weiter, bis ich spüre, dass der Untergrund sich ändert, von den spitzen Kieselsteinen zu dem glatten Holzboden.
„J-Jin i-ist w-weg und die Anlieferung ist auch erledigt!", höre ich auf einmal Jungkook, der die ersten Worte erst stottert und den Rest schneller als Eminem seine Lines in Rap God herunterrattert. In dem Moment fällt mir wieder ein, dass ich ihn mit dem Laden ganz allein gelassen habe, was mir direkt ein schlechtes Gewissen macht. Zusätzlich bin ich über seine Art irritiert. Ich verstehe nicht, warum er sich so merkwürdig verhält. Ob etwas vorgefallen ist? Mit Jin, oder dem Liefermann. Wie war noch einmal sein Name?
Mein Bruder führt mich hinter den Tresen, während ich immer noch meinen Gedanken hin und herwälze. Ich kann nicht leugnen, dass ich mir Sorgen mache und mich zusätzlich schuldig fühle, weil ich so zusammengebrochen bin.
„Es ist fast 14 Uhr. Sollen wir früher Feierabend machen nach der ganzen Aufregung?", fragt Hobi in die Runde und reißt mich somit endgültig aus meinen Überlegungen.
Ich stimme mit einem Nicken zu, während Jungkook wieder leicht stotternd ein ja rauskriegt.
„Jungkook, ich lade dich zum Essen ein, als Dank, dass du den Laden geschmissen hast nach dem Vorfall."
„Aber Hyung, dass wa-„
„Keine Widerworte!", unterbreche ich Kookie.
Hobi hingegen klingt sich direkt aus, indem er lauthals verkündet, dass er trainieren gehen will, doch bevor er mich mit Jungkook allein lässt, macht er diesem sehr deutlich, dass er mich sicher nach Hause zu bringen hat.
An dem scharfen Lufteinziehen von Jungkook, merke ich, wie unwohl er sich fühlen muss, als Hobi ihm seine böse Seite androht, falls mir irgendetwas passiert.
Ich schüttle nur den Kopf und wir verabschieden uns, indem wir uns gegenseitig viel Spaß wünschen.
„Kookie ich weiß wo wir Essen gehen könnten. Du hattest mich mal gefragt, wie es ist blind zu sein, also wie wäre es, wenn wir in einem Dunkelrestaurant gehen? Ich war schon mal in einem mit Hobi."
Kookie stimmt dem Vorschlag sehr erfreut zu. Er berührt mich leicht an meiner linken Schulter, um mir zu zeigen, dass er da ist. Anschließend reicht er mir meine Schuhe und hilft mir beim Anziehen. Der Tag hat eindeutig viel zu viel Kraft gekostet.
Vorsichtig umgreift Jungkook meine Hüfte und führt mich durch den Laden hinaus auf die Straße. Ich gebe ihm den Schlüssel, damit er den Laden abschließt.
Nachdem er abgeschlossen hat und ich den Schlüssel zurück in die Hand gedrückt bekommen habe, sage ich Kookie die Adresse und er weiß anscheinend wie wir gehen müssen, obwohl er erst seit ein paar Monaten in Seoul lebt. Trotzdem vertraue ich ihm und lasse mich von ihm führen.
Ich spüre wie mein Handy in meiner Hosentasche ab und zu vibriert. Nach dem gefühlten hundertsten Klingeln fische ich das Ding aus der Tasche und reiche es Kookie. Dieser löst sich kurz, dabei taste ich nach seinem Arm und halte mich an ihm fest.
„Hyung ich brauche den PIN."
„180294"
„Dein Bruder hat dir geschrieben und deine Eomma."
Ich nicke bloß und da ist er wieder, dieser Geruch, der mir heute Morgen begegnet ist. Ich möchte Kookie gerade sagen, dass ich kurz stehenbleiben möchte, als er seinen Arm wieder um meine Hüfte schlingt. Ein seltsames Gefühl kommt in mir auf. Es fühlt sich an, als würde mich jemand beobachten, doch ich kann diesem Eindruck nicht länger auf den Grund gehen, weil Jungkook uns weiterführt, bis wir an unserem Ziel angekommen sind.
„So! Da sind wir Hyung!"
Wir betreten das Restaurant und unser persönlicher Kellner begrüßt uns gleich herzlich. Um die Uhrzeit ist normal nicht viel los, daher mussten wir auch nicht reservieren. Der Kellner erklärt uns worauf wir zu achten haben und was uns in den nächsten Stunden erwartet. Anschließend müssen wir sämtliche Lichtquellen abgeben. Smartphones, Uhren mit Leuchtziffern, Feuerzeuge und so weiter. Die Jacken müssen wir an der Garderobe abgeben.
„Ich begleite euch nun zu euren Plätzen, folgen Sie mir bitte!"
Jungkook greift nach meiner Hand und wir bewegen uns vorsichtig durch den Raum.
„Hyung! Es ist stockfinster hier! Ich sehe gar nichts!"
„Ach was, Sherlock."
Als wir Platz nehmen, haben wir die Wahl zwischen fünf 3-Gänge-Menüs. Ich wähle die Nummer fünf, das hatte ich beim letzten Mal, während Kookie die Nummer drei nimmt.
„Und wie ist es nichts sehen zu können?", frage ich Jungkook neugierig.
„Es ist interessant mit seinen anderen Sinnen sehen zu müssen. Ich merke aber wie sich mein Hörsinn und Riechsinn leicht verschärft haben." Jungkook klingt dabei sehr erstaunt, fast wie ein Kind was gerade etwas Neues entdeckt hat.
„Fass mal die Tischdecke an oder versuch Gegenstände zu ertasten. Die verschiedenen Materialien geben dir jedes Mal ein anderes Gefühl. Ich finde es spannend meine Umgebung abzutasten. Ich weiß nie was wirklich vor mir ist, auch wenn ich was höre oder rieche. Es könnte immer noch ein Stückchen entfernt sein."
„Die Tischdecke fühlt sich samtig an. Oh! Das fühlt sich nach Metall an und AU! Es ist eine Gabel!", Kookie erinnert mich wirklich an ein kleines Kind. Hoseok ist damals genauso neugierig gewesen. Ich musste ihn oft aus irgendeinem Schlamassel retten, meistens haben meine Eltern davon nie etwas mitbekommen, worüber ich sehr froh bin.
„Ich habe hier Ihre Vorspeisen! Als erstes die Nummer drei und anschließend Nummer fünf! Einen guten Appetit!"
Da ich das Menü schon mal gehabt habe, wusste ich, dass das Vorgericht, Summerrolls sind. Ich taste nach meinem Besteck, während ich hören kann, wie Jungkook versucht sein Gericht zu erkunden, indem er mit seinem Besteck gegen die Schale schlägt. Die überraschten Laute, die er dabei von sich gibt, lenken mich von meinem eigenen Essen ab.
„Auf jeden Fall ist das eine Suppe, schmeckt tomatig und süß, als wäre ein Obst drin. Pfirsich? Nein. Nektarine? AH! Aprikose!"
„Darf ich probieren?", frage ich neugierig, wobei Jungkook auflacht und zustimmt. Ich taste mich den Tisch entlang, bis ich seine Hand finde und umfasse sie, um mir den gefüllten Löffel in den Mund zu schieben. Ich schließe meine Augen und lasse die Suppe auf meiner Zunge zergehen und stimmte ihm dann zu. Natürlich darf Jungkook auch von meinem Essen probieren und hat schnell erraten was auf meinem Teller liegt.
Nachdem wir aufgegessen haben, höre ich wie jemand das Geschirr abräumt und auch wieder was auf den Tisch stellt.
„Vielen Dank für heute Kookie. Du warst mir eine große Hilfe heute." Ich bin ihm wirklich dankbar, dass er für mich den Laden geschmissen hat. Ohne ihn wäre ich hilflos, da Hobi nicht immer da sein kann. Ich sollte mir überlegen noch einen zweiten Angestellten einzustellen, falls Kookie mal ausfällt und ihn zu entlasten.
„Hyung, das war doch kein Problem! Ich helfe dir immer sehr gerne! Du bist für mich wie ein großer Bruder!"
Seine Worte zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht und sie füllen mein Herz mit einer wohltuenden Wärme, die mir leicht die Hitze ins Gesicht steigen lässt. Zum Glück kann Kookie das nicht sehen.
„Du kannst es nicht sehen, aber ich lächle gerade. Es bedeutet mir sehr viel, dass du mich als deinen Bruder siehst, auch wenn wir nicht so viel miteinander geredet haben und du fast nichts über mich weißt. Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass ich auf dich zählen kann, Brüderchen."
Ich schütte selten so mein Herz aus, einfach aus Schutz davor, dass jemand mich verletzen könnte. Jungkook hat es aber verdient zu erfahren was er für mich bedeutet. In seinem Herzen ist er einfach ein guter Junge, der einfach sehr verschlossen ist, der nicht einfach mit jedem Mensch Kontakt knüpfen kann. Manchmal erzählt er mir was er in seiner Freizeit macht, daraus schließe ich wie einsam er wirklich ist.
Während wir weiterreden, essen wir unser Hauptgericht, wobei natürlich wieder ordentlich geraten wird, was uns serviert wurde. Ich probiere auch von seinem Hauptgericht und bin zufrieden.
Das Dessert wurde mittlerweile an den Tisch gebracht und mir geht eine Frage nicht aus dem Kopf.
'Wie sieht Kookie aus?'
Dieser Gedanke lässt mir keine Ruhe. Wird er es zulassen? Seine Stimme ist sehr leise und er stottert etwas, wenn er aufgeregt wird. Seine Unsicherheit überspielt er meistens mit einem nervösen Kichern. Es macht mich einfach neugierig, wie das Gesicht zu dieser Stimme aussieht.
„Kookie? Dürfte ich dein Gesicht berühren?"
„Na-Natürlich H-Hyung."
Ich finde es einfach süß. Jungkook ist leicht zu durchschauen und das macht es so angenehm, wenn er in meiner Nähe ist. Ich spüre wie Jungkooks Hände meine ergreifen und diese führen. Vorsichtig fahre ich mit meinen Fingern über seine Haut, nachdem er sie auf sein Gesicht gelegt hat. Sie fühlt sich warm an, eventuell ist er etwas rot. Sein Gesicht fühlt sich weich und kindlich an, aber auch etwas kantig. Ich spüre auch einen leichten Bartflaum, vermutlich ist dieser zu wenig zum Rasieren, aber dennoch so viel, dass man diesen spüren kann. Der Flaum ist gleichmäßig verteilt, ganz im Gegensatz zu meinem Bart, der nur tüpfelweise wächst. Er rasiert sich sicherlich höchstens alle zwei Wochen. Sein Mund ist schön geformt und er hat weiche, volle Lippen.
Als ich vorsichtig über seine Nase streiche, kräuselt sie sich, was ich mir unheimlich niedlich vorstelle bei der Stupsnase. Ich lasse meine Finger vorsichtig weiter nach oben streichen, fahre dabei über seine weichen Augenbrauen und seine geschlossenen Augenlider. Deutlich kann ich seine Wimpern spüren und wie sich seine Pupillen unter seinen Lidern bewegen. Ob er nervös ist, weil ich ihm so nah komme? Ich gleite über seine Schläfen hoch zu seiner Stirn und seinem Haaransatz, um dann in seine Haare zu fahren. Sie fühlen sich dick und kräftig an und sind länger, als ich gedacht habe. Als letztes taste ich noch über seine Ohren, wobei ich einige Ohrringe an diesen erfühlen kann, bevor ich meine Hände wieder sinken ließ und glücklich lächle.
„Danke Kookie. Ich habe endlich eine Idee von deinem Gesicht in meinem Kopf, welches ich deiner Stimme zuordnen kann."
„Sehr gerne, Hyung. Danke für diese wundervolle Erfahrung", bedankt sich Jungkook, während er nach meiner Hand greift und sie feste drückt. Er scheint mir wirklich sehr dankbar zu sein.
Nach dem schönen gemeinsamen Essen liefert mich Jungkook sicher und unbeschadet zu Hause ab. Hobi kontrolliert besser als das FBI, dass mir wirklich nichts zugestoßen ist. Als er damit fertig ist, setzen wir uns aufs Sofa und lassen den Fernseher laufen. Hobi schaut mal wieder ein kitschiges Drama und plappert nebenbei wie sein Tag war, während ich nur mit halbem Ohr zuhöre. Ich schließe meine Augen und lasse den heutigen Tag Revue passieren. Dabei fällt mir auf, dass Kookie immer in Hobis Nähe unglaublich nervös ist, was mich auf eine Idee bringt.
„Sag mal Hobi, ist Jungkook hübsch? Ich habe sein Gesicht ertastet und das was ich fühlen konnte, hat in meinem Kopf einen gutaussehenden jungen Mann gebastelt."
Augenblicklich verstummt Hobi und ich höre ihn schlucken.
„Er ist hübsch. Mit seinem Aussehen könnte er Model oder Idol werden. Bestimmt liegen ihm viele Frauen und Männer zu Füßen. Der Junge ist einfach die männliche Version der Aphrodite."
Innerlich grinse ich verschmitzt und mache mir eine innerliche Notiz, dass ich Kookie unbedingt fragen muss, wie er zu Hobi steht... Sie wären sicherlich ein hübsches Paar, außerdem finde ich, dass mein Bruder einen Menschen wie Jungkook verdient hat. Jungkook wäre perfekt.
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