6. Kapitel
„Freundschaft ist der einzige Zement, der die Welt zusammenhält."
~Woodrow Wilson
~Theron~
Mein Wecker klingelte pünktlich um 6.15Uhr. Ich stand auf, zog mich schnell um und begann schon mal meine Sachen zusammen zu packen.
Irgendwann gegen 6.45Uhr kroch auch Creed grummelnd aus seinem Bett. „Habe ich dich geweckt?", fragte ich neckend. Er verdrehte bloß müde die Augen und zog sich ebenfalls um.
Um punkt 7.00Uhr waren wir in der Kantine. Schnell frühstückten wir und gingen hinaus auf den Hof. Ich grinste, denn wir waren das erste Mal seit Beginn der Klassenfahrt pünktlich hier.
Kaum zwei Minuten später standen alle Schüler auf dem Hof und nur die Lehrer fehlten noch. Aaron, Ellie und Alex gesellten sich zu uns und wir begannen uns zu unterhalten.
„Denkt dran heute Abend bei uns im Zimmer!", erinnerte Ellie uns gerade als die beiden Lehrer eintrafen. Fast gleichzeitig mit den Lehrern fuhr auch der kleine dicke Busfahrer den Bus auf den gepflasterten Hof.
Wir stiegen ein und ich ließ mich relativ mittig im Bus auf einer die Vierer-Sitzgruppen nieder. Creed setzte sich mir gegenüber.
Die Fahrt war recht kurz, nur eine halbe Stunde, dann waren wir da. Nachdem wir ausgestiegen waren sah ich mich um. Rechts von der Straße erstreckte sich vielleicht 20m weit eine Wiese und am unteren Rand von dieser begann ein See.
Am weit entfernten anderen Ende des Sees konnte man gerade so noch einen dunklen Wald ausmachen. Das Wasser war unerwartet klar.
„Wir haben es jetzt 8.00Uhr, um 12.00Uhr treffen wir uns wieder am Bus", legte Mr. Brown fest. Dann zeigte er auf die andere Straßenseite. „Dort ist auch ein kleines Eiscafé, wenn jemand bedarf hat."
Aaron trat an meine Seite. Grinsend wechselten wir einen kurzen Blick. Dann rannten wir los, Seite an Seite den grasigen Hang hinunter zum See und hinein, mit Klamotten und Schuhen.
Nur unsere Rucksäcke hatten wir kurz bevor wir ins Wasser jagten noch ins Gras geworfen. Lachend blieben wir irgendwann im brusttiefen Wasser stehen.
Aaron war schon seit der Grundschule mein bester Freund gewesen. Irgendwann waren wir ein bisschen auseinandergedriftet, wahrscheinlich als ich mit Nisha zusammenkam. Aber in solchen Momenten waren wir einfach immer noch unzertrennlich.
Im nächsten Moment platschen auch schon Alex und Flora und Ellie hinter uns ins Wasser und kamen schnell zu uns geschwommen.
Wenig später waren fast alle aus den beiden Klassen im Wasser und spritzen sich gegenseitig mit Wasser voll. Die meisten Leute waren in kleinere Grüppchen aufgeteilt, doch die größte Gruppe waren definitiv wir. Mike, John, Nathan, Cora, Martin, Amalia, Helena, Karl und sogar Creed standen jetzt noch bei uns rum.
Cora hatte einen Wasserball dabei und wir stellten uns in einem großen Kreis auf und spielten. Aber wir hatten eine Regel: wer den Ball nicht fängt darf von den anderen kurz nach Lust und Laune getaucht und bespritzt werden.
Alles in Allem war es ein sehr lustiger Ausflug gewesen und selbst Creed schien viel Spaß gehabt zu haben.
~Creed~
Ich schloss die Tür zu unserem Zimmer auf. Dann trat ich ein, ließ mich auf meinem Bett nieder und wollte mir gerade mein Tablet schnappen um zu zeichnen.
Theron warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Ich legte es weg und hob die Hände wie bei einem Überfall. „Komm runter ja, ich habe grad nicht dran gedacht!"
„Jaja das hätte ich jetzt auch gesagt."
Ich seufzte und sah ihm zu wie er eine Tüte Chips und vier Flaschen Limonade aus seinem Koffer holte. Zwei der Flaschen drückte er mir in die Hand. „Wir können", sagte er dann mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Wir gingen wieder den Flur entlang, aber diesmal auch eine Etage nach unten. Wieder klopfte Theron an einer Tür und schien ganz genau zu wissen das es die richtige ist.
Ellie öffnete und musste schmunzeln als sie mich sah. „Na, hat Theron dich schon wieder mitgeschleift?" Gespielt mitleidig sah sie mich an.
Dann trat sie bei Seite und ließ uns hinein. Alle anderen die gestern da waren saßen schon auf dem Boden und auf den Betten. Jeder hatte schon die Hand voll Karten und Cora teilte gerade weitere Karten aus.
Drei kleine Häufchen lagen noch am Boden. Vor dem einen ließ sich Ellie nieder und Theron und ich nahmen uns die anderen beiden.
Wir spielten wieder viele Stunden lang, nur das wir diesmal pünktlich 19.00Uhr zum Abendessen erschienen. Zusammen mit Theron ging ich zum Buffett. Wir luden uns die Teller voll mit den verschiedenen Salaten, Broten, Brötchen und Brotaufstrichen, dann gingen wir zu unserem Tisch.
Ich stellte meinen Teller ab und setzte mich. Während ich mir Butter auf ein Körnerbrötchen strich, begann Theron zu sprechen. „Heute Abend gibt's noch ne kleine Überraschung für dich. Ich würde sagen, wir gehen gleich nach dem Essen hin. Wäre das okay für dich?"
„Joa von mir aus. Kann ich mich zwischendurch noch kurz umziehen gehen?"
Theron nickte. „Ich muss auch noch was holen. Also es wäre schön, wenn du noch so 10-15 Minuten im Zimmer bleibst, ich bereite alles vor und dann hol ich dich." Er lächelte.
Ich biss von meinem Brötchen ab. „Was hast du denn geplant?" Ich war nun schon ein bisschen aufgeregt. Ob die anderen Leute vom Kartenspielen auch was damit zu hatten? Ellie war heute schon irgendwie komisch gewesen. Irgendwie aufgeregt.
„Wenn ich dir das jetzt sage ist es ja keine Überraschung mehr!" Theron schmunzelte. Auch ich musste lächeln.
Wir aßen weiter, brachten unser schmutziges Geschirr weg und gingen dann ins Zimmer. Theron nahm mich an den Schultern und schob mich rückwärts auf mein Bett zu. Ich ließ mich bereitwillig auf die Matratze fallen.
Er ging zu seinem Koffer und holte einen Schal heraus. Ich verdrehte die Augen. „Ernsthaft jetzt?" Er nickte bestimmt. Mit einem leisen Stöhnen ließ ich es über mich ergehen als er mir den Schal so um den Kopf band, dass ich nichts mehr sehen konnte.
Er roch nach Kiefernharz und ich spürte seinen warmen Atem an meinem Ohr. Ein Schauder jagte meinen Rücken hinunter. Warte was? Nein. Nein. Nein. Ich war ganz sicher nicht in ihn verliebt. Ganz ganz sicher. 100 pro. Oder?
Ich konnte hören wie er durch den Raum zu seinem Bett lief, und auch sein Geruch verflog langsam. Wenn ich so drüber nachdachte, fiel mir auf, dass er in den letzten Tagen auffällig wenig mit Nisha gemacht hatte. Mir war nicht mal aufgefallen, dass sie überhaupt geredet hätten. Hatten sie sich etwa gestritten?
Theron kramte in seinem Koffer herum und ich hörte Glas klirren. „Bis gleich, denk dran ich hol dich ab. Und es wird nicht geguckt!" Dann hörte ich wie er die Tür schloss.
Jetzt war alles still. Ich überlegte ob ich die Augenbinde abmachen sollte, entschied mich aber letztendlich dagegen. Was das wohl für Glas war was er geholt hatte? Mich interessierte wirklich brennend was er vorhatte.
Aber die Sache mit Nisha fesselte mich fast noch mehr. Warum? Das wusste ich nicht.
Vielleicht fünf Minuten später löste ich den Schal doch von meinen Augen. Ich holte eine bequeme, schwarze Jogginghose aus meinem Koffer und tauschte sie gegen meine Jeans. Nun fühlte ich mich deutlich wohler.
Schnell band ich mir den Schal wieder um den Kopf und setzte mich zurück in mein Bett. Kurz darauf kam Theron ins Zimmer zurück. Er half mir hoch und wir gingen gemeinsam aus dem Gebäude.
„Wo gehen wir denn hin?", fragte ich, doch als ich kaltes Gras zwischen meinen nackten Zehen spürte, konnte ich mir denken, dass wir hinters Haus gegangen waren.
Wir gingen immer weiter, während Theron immerzu einen Arm um meine Schultern gelegt hatte. Immer wieder jagten mir kleine Schauder über den Rücken. Seine Nähe war so angenehm.
Auf einmal blieb er stehen, und ich wäre beinah gestolpert, wenn er mich nicht festgehalten hätte. „Wir sind da", flüsterte er mir zu. Dann ließ er mich los, ging hinter mich und löste den Schal.
Der Anblick der sich mir bot war einfach unglaublich. Zwischen einigen Bäumen waren Lichterketten mit lauter kleinen bunten Glühbirnen gespannt. Es war schon dunkel, darum leuchteten sie umso schöner.
All die Leute die ich vom Kartenspielen kannte saßen im Gras. Ihre Gesichter konnte ich aufgrund der Dunkelheit kaum erfassen.
Aber ich erkannte Ellie, die mit einer Gitarre auf einem flachen Stein saß. Ich konnte zu meinem Schreck auch noch zwei Leute aus meiner Klasse ausmachen. Justus und Juleen. Doch ich glaubte zu erkennen das auch sie lächelten.
„Setz dich", flüsterte Theron plötzlich erschreckend nah an meinem Ohr. Ich zuckte beim Klang seiner warmen Stimme ein bisschen zusammen.
Doch ich ging bereitwillig zu den anderen hin und ließ mich neben Alex im Gras nieder. Ich konnte gerade noch sehen das Theron sich neben Aaron setzte.
Dann begann Ellie zu spielen. Ich kannte den Song nicht doch nach und nach setzten alle anderen zu singen ein und es klang einfach nur wundervoll. Während dem Singen drücke Alex mit eine Limo Flasche in die Hand, und erst jetzt fiel mir auf das alle eine neben sich stehen hatten.
„Danke", flüsterte ich ihm zu, dann versuchte ich mein bestes mitzusingen.
„Black Hole Sun
Won't you come
And wash away the rain?
Black hole Sun
Won't you come
Won't you come
Won't you come "
Die Musik klang schön. Es war nicht gerade das, was ich jeden Tag hörte, aber es klang einfach nur toll. Ellie mit ihrer Gitarre und die anderen vierzehn Leute die in völliger Harmonie sangen als hätten sie es monatelang vorher geprobt. Einfach perfekt.
Dann war das Lied zu Ende. Einige tranken etwas aus ihren Flaschen oder redeten miteinander. Nach einer Weile begann Ellie wieder leise zu spielen.
Ich hatte keine Ahnung woher, doch auf einmal hatte auch Justus eine Gitarre in der Hand und sie spielten gemeinsam und die anderen fingen wieder an zu singen.
„And I find it kind of funny
I find it kind of sad
The dreams in which I'm dying
Are the best I've ever had
I find it hard to tell you
I find it hard to take
When people run in circles, it's a very, very
Mad world, mad world"
Sanft rauschte der Wind in den Bäumen. Ich nahm einen Zug aus meiner Flasche.
Noch ein paar Lieder. Dann standen auf einmal alle auf und gingen ein Stück weiter in die Mitte des halbwegs Kreises den sie gebildet hatte. Schnell schloss ich mich ihnen an.
Dann begann Aaron zu sprechen: „En hierbij zweren we er altijd voor elkaar te zijn, elkaar nooit te verraden en elkaar trouw te zijn. In naam van het gilde: Zweer!"
„We zweren!", riefen daraufhin alle anderen. Ein Schauder zog über meinen Rücken. Kein angenehmer, wie bei der Nähe zu Theron. Es war fast schon ein Schmerz.
Aaron trat zu mir. Er hatte etwas Ruß am Finger, und damit zeichnete er mir jetzt ein seltsames Zeichen auf die Stirn. „Sag: Ik zwere!", forderte er mich auf. „Ik zwere!", sagte ich etwas unsicher.
Eine Art Applaus brauch unter den versammelten aus. „Du bist nun ein Teil von uns! Herzlichen Glückwunsch!" Alex wuschelte mit einer Hand durch mein Haar. Ich musste grinsen. Diese Leute waren doch alle ganz cool. Wenn auch ein bisschen verrückt.
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Übersetzung für alle die kein Niederländisch sprechen:
"Und dabei schwören wir, immer füreinander da zu sein, uns niemals zu verraten und einander treu zu sein. Im Namen der Gilde: Schwört!"
LG TheFatCat1308
~21.01.2025
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