4. Kapitel
"Freundschaft ist ein langsames Reifen. Ein Vertrauen, das nicht über Nacht gewonnen wird."
-unbekannt
~Creed~
Genervt wälzte ich mich aus meinem Bett. Es war doch erst 7.00Uhr!
Trotzdem musste ich jetzt los. Um 7.15Uhr sollten sich alle Schüler mit den Lehrern auf dem Hof der Jugendherberge treffen.
Ich beeilte mich mit dem umziehen und meiner Badezimmerroutine. Auf ein Frühstück musste ich heute allerdings verzichten, was mein Magen mit einem lauten Grummeln quittierte.
7.20Uhr stand ich dann schließlich bei den anderen Schülern und stellte grinsend fest das noch einige mehr fehlten. Wir warteten noch bis die fehlenden Schüler eingetrudelt waren, dann ging es auch schon los.
Wir stiegen alle in den Bus und ich musste mich wieder zu Theron setzen. Sehr froh darüber das ich gestern noch mein Handy aufgeladen hatte machte ich mir meine Kopfhörer rein und die Musik an.
Ich hatte alles andere als Lust, wieder von Theron mit dummen Fragen durchlöchert zu werden. Verzweifelt überlegte ich wie ich den heutigen Tag in einem höchstwahrscheinlich stinklangweiligen Museum bitte überleben sollte.
Pünktlich um 8.30Uhr standen die beiden neunten Klassen zusammen mit ihren Lehrern vor dem Museum. Wir gingen in eine Art Eingangshalle wo uns drei Museumsführer empfingen.
Schnell teilten die Lehrer die Schüler in drei Gruppen auf und jeder der Führer nahm sich einer Gruppe an. Gähnend folgte ich den anderen 17 Leuten in meiner Gruppe. Juleen, Emma, Hannes, Luna, David, Dana, Patrick und einige aus der 9b gehörten zu meiner Gruppe.
Die junge Führerin, vielleicht 25 Jahre alt, sprach ununterbrochen während sie und durch das Museum scheuchte und immer wieder kurz an einigen Ausstellungsstücken anhielt.
Ich versuchte sogar darauf zu achten was sie da erzählte, doch ich schaffte es einfach nicht mich auf ihr Gefasel zu konzentrieren.
Doch dann hielt sie vor einer Vitrine an in der sich ein historisches Instrument befand. Eine Art Harfe, glaubte ich. Auf einmal fiel es mir gar nicht mehr schwer der Führerin zu zuhören.
Sie erzählte über die traditionelle Musik besonders in dieser Stadt und das dieses Instrument und auch viele weitere in einer Instrumentenwerkstatt hier ganz in der Nähe gebaut wurde, die jetzt aber leider nicht mehr existierte. Sie erklärte auch das die Stadt immer sehr mit der Mittelalterlichen Musik verbunden war und es sehr viele Straßenmusiker gab und gibt.
Tragischer Weise eilte sie auch hier schnell weiter. Ich überlegte ob ich vielleicht Musik hören sollte. Doch dann entschied ich mich dagegen. Das wäre dann wahrscheinlich doch zu respektlos.
Stattdessen seufzte ich sehr betont und verdrehte die Augen. Die Führerin sah mich erschrocken und verwirrt an. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ein bisschen konnte sie einem ja schon leidtun.
Gegen 11.30Uhr trafen sich die drei Gruppen dann wieder in der Eingangshalle. Die Lehrer bedankten sich freundlich bei den Führern und gingen dann gemeinsam mit den beiden 9ten Klassen zum Bus zurück.
12.30Uhr waren wir dann wieder in der Jugendherberge. Ich ging schnell zu dem Haus mit den Unterkünften, die vielen Treppen nach oben und schließlich in mein Zimmer. Dort ließ ich mich aufs Bett fallen, machte Musik an und kramte in meinem Koffer nach dem Tablet.
Ich fing wieder an zu zeichnen. Diesmal aber zu keinem Lied. Ich zeichnete einen Jungen. Er saß auf dem Boden, stütze sich mit einer Hand ab und hatte die Beine überschlagen. Den anderen Arm hatte er um die Schultern eines Mädchens gelegt das neben ihm saß. Sie hatte den Kopf auf seiner Schulter abgelegt.
Irgendwie wirkte die Zeichnung süß und sie erinnerte mich ein bisschen an Theron und Nisha.
~Theron~
Ich ging die Treppen hinauf und in unser Zimmer. Das erste was ich sah war Creed, der fast schon sehnsüchtig aus dem Fenster starrte. Er hatte seine Hände auf dem Fensterbrett abgestützt.
Ich ließ meinen Blick kurz durchs Zimmer schweifen. Creeds Tablet lag auf seinem Bett. Kein Wunder. Immer wenn er gezeichnet hatte war er danach so komisch drauf.
Ich ging zu meinem Bett und ließ mich fallen. Ich wusste nicht warum ich es tat, aber irgendein Impuls in mir wollte es so.
Darum fragte ich ihn: "Dir geht es nicht gut. Willst du reden?" Ich war selbst verblüfft darüber was ich gerade getan hatte. Ich kannte ihn ja nicht mal richtig.
Aber ihm ging es definitiv nicht gut, und ich wollte das irgendwie nicht. Trotz, dass er so komisch war. Das war wahrscheinlich der Unterschied zwischen uns: ich half auch Leuten die ich nicht mochte.
Er drehte sich verwundert zu mir um. "Nein", murmelte er dann leise. Ich nickte. "Aber wenn du jemanden zum Reden brauchst: ich bin immer da."
Er schaffte es tatsächlich ein kleines "Danke" heraus zu bringen. Dann drehte er sich wieder zum Fenster und starrte hinaus.
Ich seufzte. Er war echt kompliziert. Warum versuchte ich eigentlich mit ihm klarzukommen? Warum versuchte ich ihm zu helfen?
Ich wusste es nicht. Aber es war ein gutes Gefühl gewesen als ich ihm erklärt hatte das er zum Reden zu mir kommen konnte. Unwillkürlich musste ich lächeln.
"Ich geh dann mal. Denk dran in einer Stunde gibt es Abendessen." Creed zeigte keine Reaktion. Ich ging schulterzuckend aus dem Raum und schloss die Tür hinter mir.
Irgendwie hatte ich das Gefühl er bräuchte ein bisschen Zeit für sich. Ich ging die Treppen hinunter ins erste Stockwerk und klopfte an Nishas Zimmertür.
Sie öffnete recht schnell und begrüßte mich mit einer stürmischen Umarmung. Dann lief sie kurz ins Zimmer zurück, verabschiedete sich von ihren Zimmergenossinnen und kam wieder zu mir.
Sie schloss die Tür, sah mich aufgeregt an und verlangte zu wissen: „Und? Was machen wir jetzt?" Ich grinste sie an und sie grinste zurück. "Komm!"
Ich nahm ihre Hand und wir gingen die letzte Treppe hinunter und aus dem Haus. Dann führte ich sie hinter das Unterkunftsgebäude.
Dort hatte ich eine bunt gemusterte Decke ausgelegt. Lächelnd ließ ich mich fallen und klopfte mit der Hand neben mich. Sie setzte sich zu mir, legte ihre Arme um meinen Nacken und sah mich erwartungsvoll an.
"Und jetzt?"
~Creed~
Ich sah aus dem Fenster. Immer noch war ich verwirrt über die plötzliche Wendung von Theron. Warum hatte er mich gefragt ob ich mit ihm reden wollte?
Auf einmal kam er in mein Blickfeld. Hand in Hand kam er mit Nisha auf die Wiese hinter den Unterkünften gelaufen.
Gemeinsam setzen sie sich auf eine Decke die im Gras lag. Sie waren so süß zusammen. Ich beobachtete wie sie sich umarmten.
Ein stechender Schmerz jagte durch meinen Körper. Ich stolperte nach hinten und ließ mich auf mein Bett sinken.
Was war nur los mit mir? War doch schön für die zwei! Aber irgendwie... war da etwas ganz tief in mir drin. Was war das? Eifersucht?
Das konnte doch nicht sein! Ich kannte diesen Typ erst seit gestern! Aber vielleicht.... vielleicht war da ja doch etwas Sympathie? Oder sogar etwas mehr?
Ich seufzte. Warum musste sowas immer mir passieren? Warum?
Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Shit, es war schon 18.56Uhr. Schnell ging ich aus dem Zimmer, schloss die Tür und lief zum Speiseraum.
Theron saß schon an dem Tisch der uns zugeschrieben war. Er lächelte als ich zu ihm kam. Gemeinsam gingen wir zu dem kleinen Büfett, holten uns was zu essen und gingen wieder zu unserem Tisch.
Wir begannen zu essen. Dann sah er mich Fragend an. "Möchtest du jetzt reden?" Ich schüttelte stumm den Kopf.
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Und 4. Kapitel geschafft!
Was hört ihr gern für Musik?
Ich bevorzuge Folk/Mittelalterrock und normales Rock aber ab und zu höre ich auch Klassik :)
LG TheFatCat1308
~07.01.2025
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