À la Claire Fontaine

Mein Spaziergang führte mich am Ufer einer Quelle entlang. Die Wasseroberfläche glitzerte von den Lichtstrahlen der warmen Sommersonne. Ich fand das Wasser so schön klar, dass ich mich prompt entschieden habe, darin baden zu gehen. 

Die Zeit verging und, nachdem ich mich, mit leicht schrumpeligen Fingern, aus dem Wasser gezwungen hatte, setzte ich mich unter eine große Eiche und trocknete mich ab. Über mir, auf dem höchsten Ast des großen Baumes, saß eine kleine Nachtigall. Ich konnte sie aufgrund der vielen grünen Blätter kaum sehen, aber sie hören, dass konnte ich. Sie zwitscherte fröhlich vor sich hin.

So lange, habe ich dich geliebt. Niemals, werde ich dich vergessen.

Sing, kleine Nachtigall, sing. Du, die ein fröhliches Herz besitzt. Dein Herz ist gemacht für die Freude, zum Lachen und zum Spaßen. Meines hingegen, kann nur weinen.

Ich habe meinen Freund verloren. Meinen besten Freund. Meinen Liebsten. Meine Liebe.

Und ich habe es überhaupt nicht verdient.

So lange, habe ich dich geliebt. Niemals, werde ich dich vergessen.

Mit einer Rosenknospe, fing alles an. Du hattest sie vom Busch gerissen, erinnerst du dich? Dann hast du dich zu mir umgedreht und sie mir gereicht, als wäre es ein wertvoller Preis. Doch ich konnte sie schreien hören. Den Schmerz, den Busch und Knospe erleiden mussten, ich konnte ihn spüren. Als entrisse man einer Mutter ihr Kind. Einen Teil von sich zu verlieren, damit sich ein anderer daran erfreuen konnte, das wollte und konnte ich nicht verdauen.

So lange, habe ich dich geliebt. Niemals, werde ich dich vergessen.

Ich konnte sie nicht annehmen, die Rosenknospe. Ich musste ablehnen. Doch damit, habe ich auch dich abgelehnt. Ich habe dich gekränkt, dich schwer verletzt, aber war das wirklich allein meine Schuld? Das werde ich wohl nie herausfinden.

Mit schwerem Herzen sah ich zu, wie du mir den Rücken kehrtest. Du gingst fort. Du hast mich verlassen. Und jetzt? Nun saß ich hier und dachte an all die schönen Erinnerungen, die wir teilten. Doch mit jedem Tag, der verging, verließ mich ein Teil davon. Genau wie du. Auch dein Gesicht verschwamm mit der Zeit, doch meine Gefühle, sie verschwanden nie.

So lange, habe ich dich geliebt. Niemals, werde ich dich vergessen.

Mein Blick aufwärts zum blauen Himmel gerichtet, ließ ich wieder einmal meine Tränen fallen. So tief war ich nun in mir versunken, dass selbst die fröhliche Melodie der Nachtigall mich nicht mehr erreichte. In meiner Trauer wünschte ich mir, dass die Rose noch an ihrem Rosenbusch blühen dürfte und, dass du, mein Herz, mich immernoch lieben würdest.



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Als Kind dachte ich mir "Oh, was für ein schönes Liebeslied."
Und jetzt möchte ich am liebsten heulen.

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