VII
Ich bin wichtig, dachte das Ewige Licht gerade, als die Stimme wiederkam.
»Hast du darüber nachgedacht? Weshalb du wichtig bist?«, sagte sie mit dem Ton eines Lehrers, den weniger das Ergebnis, sondern mehr der Weg interessiert.
»Ja.« Das Licht klang wenig von sich überzeugt. »Aber ich bin zu keinem Schluss gekommen.«
»Dann lass mich dir helfen. Woran hapert es denn?« Das Verständnis und die Hilfsbereitschaft waren überdeutlich aus der Stimme herauszuhören.
»Also, die Menschen kommen zu mir, um zu Gott zu beten, ohne zu wissen, ob es ihnen im irgendeiner Weise hilft.«
»Genau.«
»Und vielleicht beten sie zum falschen Gott und es war alles sinnlos.«
»Vielleicht.«
»Okay.«
Eine lange Pause trat ein, bis das Licht endlich den Mut hatte, die für es doch so überaus wichtige Frage auszusprechen.
»Aber wer waren wir in dem Gleichnis?«
Die Stimme schien überrascht von dieser Frage und erneut trat eine Pause ein.
»Nun... Vielleicht waren wir niemand. Vielleicht waren wir Gott, der hilflos zusehen muss, wie die Menschen sich immer wieder falsch entscheiden. Wer weiß das schon.«
Diesmal besuchte die Stille die alte Kirche nicht bloß für eine Pause, sondern sie blieb. Ein ewiger Gast, der dem Licht nun nicht einmal ungelegen kam. Es brauchte ein wenig Einsamkeit, um über dieses Gespräch nachzudenken.
Es war wichtig, daß wusste das Licht nun eindeutig. Es war wichtig, weil die Menschen durch es zu Gott beteten. Weil es ihnen Zuflucht und Halt gab, weil es da war, weil sie es sehen konnten wenn sie im Glauben an Gott schwankten. Wenn die Menschen das Licht bei seinem ewigen Tanz beobachteten, taten sie es nicht um der Schönheit dieses Tanzes willen, sondern um etwas darin zu sehen. Sie erhofften sich ein Zeichen, eine Nachricht, irgendetwas, dass sie an das Leben und den dessen Sinn glauben ließ, dass ihnen neue Hoffnung schenkte, dass sie führte und ihnen den Rücken stärkte. Das Ewige Licht war nicht wie die anderen Lichter in der Kirche ein Mittel zum Zweck, sei dieser nun Beleuchtung oder Ästhetik, sondern ein Symbol, dessen Bedeutung in den Menschen selbst lag. Das Ewige Licht nahm sich vor, in Zukunft in den Augen der Menschen nach seiner Bedeutung zu forschen; anstatt sich so wie zuvor lediglich darin gespiegelt zu sehen wollte es sein tieferes Ich entdecken, sich selbst in den Welten der Anderen wahrnehmen und herausfinden, was diese seltsamen Fremden bewegte.
Das Licht seufzte. So viel Neues hatte es heute gelernt, doch so viele Fragen blieben trotzdem noch unbeantwortet. Es war also wichtig, weil die Menschen es zu etwas Wichtigem gemacht hatten. Aber warum grade dieses Licht?
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