Kapitel 3.28
Das Gefühl von angenehmer Wärme umgab mich, als ich am nächsten Morgen wach wurde. Als ich jedoch meine Augen aufschlug, befand sich nicht wie erwartet mein Freund neben mir. Das Bett war leer. Genervt stöhnte ich auf.
Ich bin gestern Abend neben Shawn eingeschlafen, nachdem ich ihm unter Tränen von der Begegnung mit Luke erzählt habe. Es hatte zwar eine Zeit gebraucht, weil ich anfangs kein Wort herausbrachte, aber schließlich vertraute ich mich ihm doch an.
Obwohl ich wusste wie aufgebracht Shawn innerlich war, hatte er versuchte mich trösten und für mich da zu sein. Er wich die gesamte Nacht auch nicht von meiner Seite. Er blieb bei mir und schlief nicht wie sonst immer im Wohnzimmer auf der Couch. Es war das erste Mal seit langem, dass ich wieder neben ihm eingeschlafen war.
Aber jetzt war der Platz leer. Shawn war wieder nicht hiergeblieben.
Ich schlug die Bettdecke zurück und rutschte langsam in Richtung Bettkante. Ich hatte mich dazu entschieden aufzustehen, denn was für einen Sinn würde es machen noch länger liegen zu bleiben?
Als meine nackten Füße den Boden berührten, zuckte ich leicht zusammen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so kalt war.
Nach einigen Anläufen in denen ich immer wieder meine Füße auf den kalten Fußboden gestellt und versucht hatte aufzustehen, schaffte ich es tatsächlich mich aus dem Bett zu bewegen. Dabei griff ich noch nach Shawns Pullover, den er gestern Abend einfach achtlos irgendwo hingeworfen hatte. Ich streifte mir den dunkelblauen Pullover über und zog dann noch die Kapuze über meinen Kopf. Sofort stieg mir wieder Shawns vertrauter Geruch in die Nase, welcher meine schlechte Laune aber auch nicht wirklich besser machte.
Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf gegen die geschlossene Küchentür als ich Shawns leise Stimme zu hörten glaubte. Erleichtert darüber, dass er doch noch zu Hause war, atmete ich auf.
Ich drückte zaghaft die Türklinke hinunter und entdeckte Shawn der nur in einer Schlafanzughose vor dem Herd stand und leise ein Lied vor sich hinsang. Der Pfannenwender in seiner rechten Hand diente ihm dabei als Mikrofon
"We could light a bunch of candles and dance around the kitchen, baby.
Pictures of when we were young would hang on the wall", sang der Braunhaarige und drehte einen der Pancakes, die er gemacht hatte, herum.
Lächelnd beobachtete ich meinen Verlobten dabei wie er total verträumt in die Pfanne sah.
"We would sit on the stoop I'll sing love songs to you when we're eighty. See I finally got you now, honey I won't let you fall", fuhr er fort und holte einen fertigen Pancake aus der Pfanne um ihn auf den Teller, der auf einem Tablett stand, zu legen.
"Can I go where you go? Can we always be this close? Forever and ever. Take me out, and take me home. You're my, my, my, my lover", murmelte er vor sich hin und stellte noch einige andere Frühstückssachen auf das Tablett. Dann beförderte er den letzten heißen Pancake auf den Teller und schaltete die Herdplatte aus. Shawn nahm das beladene Tablett hoch und drehte sich schließlich zu mir herum. Wie erstarrt blieb er stehen, als er mich bemerkte.
"Oh Gott, wie lange stehst du da schon?", fragte er mich mit entsetzter Miene. Sein Blick huschte kurz zu dem Tablett in seinen Händen und dann wieder zu mir. "Das hättest du noch gar nicht sehen dürfen", meinte er schließlich und setzte das Tablett wieder auf der Arbeitsplatte ab.
Ich sah wie sich Shawn verlegen am Hals kratzte und sich dann mit hoch roten Wangen zu mir umdrehte. Lächelnd schüttelte ich meinen Kopf und kam auf ihn zu. Ich war nur noch circa einen Schritt von ihm entfernt als er seine Arme nach mir ausstreckte und mich in seine Arme zog. Seufzend lehnte ich meinen Kopf gegen seine warme Brust und genoss diesen kurzen gemeinsamen Moment. Denn ich brauchte gerade nichts mehr als eine seiner Umarmungen.
"Du hast ja schon Frühstück gemacht", murmelte ich und schielte an meinem Freund vorbei auf das Tablett, das mit Pancakes, Kaffee und Obst gefüllt war.
"Ich wollte dich überraschen", flüsterte Shawn enttäuscht und strich vorsichtig über meinen Hinterkopf, "Es sollte doch eigentlich ein Frühstück im Bett werden."
Überrascht blickte ich auf und betrachtete meinen Freund. Shawn hatte uns schon ewig kein Frühstück im Bett mehr gemacht. Und um ehrlich zu sein, hatte ich auch in dieser stressigen Phase nicht damit gerechnet. Deshalb freute ich mich gerade um sehr, auch wenn ich seine Überraschung unfreiwillig ruiniert hatte.
"Noch ist es für ein Frühstück im Bett nicht zu spät", überlegte ich laut und ließ meine Hand von Shawns Brust sinken. Dabei entging mir jedoch nicht sein hoffnungsvoller Blick.
Rücklings ließ ich mich zurück ins Bett fallen und zog die Decke über mich. "Das haben schon ewig nicht mehr gemacht", lächelte ich Shawn an, als er das Tablett mit dem Frühstück auf dem Nachttisch abstellte. "Ich weiß", nickte er und rutsche dann zu mir unter die warme Decke, die wir uns letzte Nacht geteilt hatten. "Aber ich dachte nach den letzten Ereignissen bräuchten wir so etwas mal wieder", lächelte der Junge und kam meinem Gesicht mit jedem Wort näher.
Schließlich verschloss der Braunhaarige unsere Lippen zu einem lang ersehnten Kuss. Meine Hände fanden dabei ihren Weg ganz automatisch in seine braunen Locken, an denen ich ihn näher zu mir zog. Ich sank immer tiefer in das weiche Kopfkissen, als mein Freund sich über mich beugte und den Druck unserer Lippen verstärkte.
Als ich spürte, wie Shawns warme Hand langsam unter meinen Pullover fuhr, löste ich mich von seinen Lippen und drückte ihn von mir weg. Ich ahnte bereits wohin das Ganze führen würde.
"Die Pancakes werden noch kalt", zuckten meine Mundwinkel in die Höhe als Shawn mir einen verwirrten Blick zu warf und in der Bewegung innehielt. "Und du hasst kalte Pancakes", erinnerte ich ihn und griff nach seiner Hand, die unter meinem Oberteil verschwunden war. Entschlossen schob ich sie von da weg.
"Ist mir doch egal, ob die Dinger kalt werden oder nicht", murmelte der Sänger grinsend und fuhr mit seinen Fingern erneut unter meinen Pullover. Langsam beugte er sich wieder über mich. "So gut können die Pancakes gar nicht sein, um mir das hier entgehen zu lassen", raunte mir mein Verlobter ins Ohr und verursachte somit eine Gänsehaut auf meinem Körper. Gerade als ich ansetzen wollte, um etwas zu erwidern knurrte mein Magen.
"Ich glaube das sieht mein Magen leider anders", kicherte ich und berührte sanft mit meiner Hand seine Wange, als er enttäuscht ausatmete. Seufzend zog Shawn seine Hände zurück und musterte mich kurz. Immer noch grinsend sah ich ihn an. Ich war einfach über glücklich, dass er hier bei mir war.
Als er mich einige Sekunden einfach nur still so ansah, konnte ich mir nicht helfen und schaute hinüber auf das Tablett, auf dem der Teller mit den Pancakes und mein geliebter Kaffee stand.
"Ich liebe dich", holte mich Shawn aus meinen Gedanken und zwang mich dazu meinen Blick von der Tasse zu lösen, als er seine Hand an meine Wange legte, "mehr als du dir überhaupt vorstellen kannst, June", sagte er ehrlich. "Und es tut mir leid, dass ich das in den letzten Wochen nicht allzu sehr gezeigt habe und ich auch nicht immer für dich da sein konnte. Besonders dann nicht, wenn du mich am meisten gebracht hättest..."
Etwas überrumpelt von der plötzlichen Ernsthaftigkeit seiner Worte, blickte ich ihn an. Mir war bewusst, dass er auf den gestrigen Vorfall mit Luke anspielte und wie schuldig er sich dafür fühlte, weil er mich nicht vor ihm beschützen konnte.
"Hör auf das zu sagen", schüttelte ich meinen Kopf. "Du hast im Moment ziemlich viel um die Ohren mit dem neuen Album und das ist auch völlig okay", sagte ich, "es macht mir nicht viel aus, einmal zurück stecken zu müssen", log ich und versuchte meine wahren Gefühle mit einem Lächeln zu überdecken. Denn in Wirklichkeit machte es mir etwas aus. Verdammt viel sogar.
"Ich vertraue dir und weiß, dass du mich nie absichtlich mit deinem Handeln verletzten oder mich anlügen würdest", murmelte ich und legte meine Hand auf seine.
Zwanghaft begann Shawn zu lächeln und richtete sich dann wieder auf, um nach dem Tablett zu greifen damit wir endlich gemeinsam frühstücken könnten.
Und in diesem Moment hätte ich es wissen müssen. Ich hätte es in seinen Augen erkennen müssen, wie sehr er Hilfe brauchte. Ich hätte ahnen müssen, dass mit ihm etwas nicht stimmte und er mich belog. Aber ich tat es nicht.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, dass ich nur ein paar Stunden später in einem Krankenhaus sitzen und mich fragen würde, ob mein Leben ohne Shawn überhaupt noch einen Sinn ergeben würde.
. . .
it will end
in tears.
by unknown
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